Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ladeschlußspannung bei Blei-Akkus


von Andy (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

mein bisheriges Wissen über das Laden von 12V-Bleiakkus war:

- Konstantstromladeverfahren mit Strombegrenzung, normal 1/10 der
Nennkapazität
- bei 13,8V Spannungsbegrenzung
- Ladeschlußspannung = 13,8V bis der Ladestrom auf 1/50 oder 1/100 der
 Nennkapazität abgefallen ist.
- oberhalb von 13,8V kommt es zum Gasen und das sollte man vermeiden,
genauer gesagt, die Fachbücher schreiben
nur, dass es zum Gasen kommt, ob das gut oder schlecht für den Akku
ist, wird verschwiegen.

Jetzt lese ich in der "Das kompakte Werkbuch Elektronik" folgende
Werte:

- Ladeendspannung =< 2,7V pro Zelle ergibt 16,2V (für den 12V-Bleiakku)

- Normalladung ca. 2,4 ... 2.45V, also ergibt 14,7V

 -> also mit 2,45V könnte ich mich noch anfreunden, aber 2,7V erscheint
mir echt zu hochgestochen sein. Oder?
 Übrigens, sonst ist das Buch einsame Spitze, kann ich jedem
empfehlen.

Ich habe im Netz gestöbert und bin bei Reichelt, Conrad und Co. auf
folgende Werte in der
Beschreibung ihrer Ladegeräte gestoßen:

- Ladeschlußspannung 13,8V, 14V oder 14,7V
- oder mit max. Strom bis 14,7V laden. Dann eíne Stunde lang bei 14,7V
bei abfallendem Strom laden. Danach auf Erhaltungsladen schalten, was
heissen soll: bei 13,8V weiterladen und in diesem Modus darf man den
Akku überwintern lassen.

Wenn mich jemand über diesen Kartoffelsalat aufklären kann, wäre ich
sehr dankbar.

Andy

: Gesperrt durch Moderator
von Sonic (Gast)


Lesenswert?

Langzeitversuche mit Bleigelakkus haben gezeigt (was auch auf den Akkus
aufgedruckt war), dass 2.3V +/-30mV pro Zelle Ladeschlussspannung ist.
Einzelner Ladevorgang: 14V (bei 12V-Akku), Puffern: 13.8V.
Normalerweise gibt's einen Aufdruck auf den Akkus oder ein Datenblatt
vom jeweiligen Hersteller.

von Jogibär (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

die Ladeendspannung von 13,8 V finde ich auch etwas wenig.
Wenn ich einen Akku damit lade, der Ladestrom ist zum Ladeende sehr
gering, zeigt mein Säuredichtemesser, daß der Akku meistens nur zu 75%
- 80% voll ist.

Daher stelle ich auch immer eine höhere Ladeendspannung ein (ca.14,5V)
Der Akku fängt dann natürlich an zu gasen; man muß dest. Wasser
nachfüllen.

Welche Schäden das Gasen verursacht, ist je nach Quelle
unterschiedlich.
Da scheint es keine einheitliche Meinung zu geben.
Angeblich werden die Platten dabei beschädigt.

Wie man wirklich richtig Bleiakkus lädt, ist mir auch noch unklar.
Auf alle Fälle muß der Akku voll werden.

Jogibär

von Sonic (Gast)


Lesenswert?

Ich würde nicht über 14V gehen, der Ladevorgang dauert gegen Ende eben
ziemlich lange, kann der Ladekurve eines Bleiakkus entnommen werden
(oder selbst mal ausprobieren, Ladestrom und Spannung mitloggen).

von Scharfseher (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Schau Dir mal das Datenblatt im Anhang an.
Es handelt sich um einen Laderegler für Bleiakkus.

Dabei bietet das IC u.a. folgenden Lademodus an:

Akku wird angeschlossen. Wenn die Akkuspannung unter einem gewissen
Pegel liegt (z.B. 10,5V) wird erst mit kleinem Strom vorgeladen.
Dann / ansonsten wird mit Konstantstrom (z.B. C/5) geladen bis die
"Überladegrenze" erreicht ist, z.B. 14,5 Volt. Nun schaltet der
Regler um auf Konstantspannung (z.B. 13,7 Volt), bis der Ladestrom eine
Schwelle unterschritten hat (z.B. C/50). Ab dann wird auf
Erhaltungsladung umgeschaltet (Konstantspannung bei z.B. 13,5 Volt).
Im Datenblatt wird das ganze "Dual Level Float Charger" geschimpft.

Wichtig ist dass die verschiedenen Schwellspannungen des Akkus
temperaturabhängig sind. Je kälter der Akku desto niedriger müssen die
Schwellen liegen, sonst droht Akkutot. In dem Laderegler ist deshalb
eine Referenzspannungsquelle eingebaut welche mit ihrem Temperaturgang
dem eines Bleiakkus angepasst ist.

Berücksichtigen sollte man auch dass Bleiakku keinesfalls Bleiakku ist.
Auf jeden Fall mal das Datenblatt des jeweiligen Herstellers
konsultieren. Gel, nicht-Gel, gekapselt, nichtgekapselt, etc. etc. Die
müssen mitunter deutlich verschieden behandelt werden.

Eine brauchbare Informationsquelle bietet unter anderem eine
Application Note von Atmel (Battery Charger).

Gruß
Ich selber

von Andy (Gast)


Lesenswert?

in der Beschreibung für das Ladegerät mit 14,7V Ladeschlußspg. steht
drin, dass das Gasen die Bildung von Sulfatschichten vermindert.
(http://www.elv.de/Shopping/ArtikelDetail.asp?SessionId=00236082940606548488&Referenz=542%2D01&Gruppe=ST%2DBG&Stufe=2)
Ob das stimmt???????????

von Andy (Gast)


Lesenswert?

ich habe mal versucht auf der Varta-Homepage zu einem PKW-Blei-Akku ein
Datenblatt zu finde. Fehlanzeige! Weiss jemand, wo man sowas herkriegt?

von Andy (Gast)


Lesenswert?

ich weiss, dass man den Schnelladestrom begrenzen muss. Was ich bis
jetzt gelesen habe: 0,8*C, d.h. bei einem 40Ah Bleiakku sind es 32A,
einbißchen viel oder?

von Hannes L. (hannes)


Lesenswert?

Also ich kenne 2,7V pro Zelle (14,4V) für den normalen Bleiakku mit
flüssigem Elektrolyt. Das traf für Autobatteriene des alten Typs,
Gabelstapler usw zu und erforderte Pflege des Akkus (Nachfüllen von
destilliertem Wasser, regelmäßige Säuredichtemessung usw). Ab etwa
2,35V beginnt der Akku zu gasen, was zwar der Sulfatierung der Platten
entgegen wirkt, aber Elektrolytverlust bedeutet.

Der Einzug der Elektronik in die Lichtmaschinentechnologie
(elektronischer Regler an Drehstromlichtmaschine) ermöglichte es, die
Ladeschlussspannung exakter einzuhalten als es vorher mit
elektromagnetischen Reglern (mit mechanischen Kontakten für die
Erregung) möglich war. Man legte die Ladeschlussspannung auf 2,3V pro
Zelle fest und verhinderte das Gasen. Somit konte man die Batterien als
"wartungsfrei" verkaufen. Inzwischen hat sich allerdings die
Autobatterie-Technologie etwas verändert, die Nennkapazität wird jetzt
schon bei 13,8V erreicht.

Ganz anders ist das bei Blei-Gel-Akkus. Der Elektrolyt ist nicht
flüssig, sondern ein Gel (wie Pudding). Daher können entstehende
Gasblasen nicht entweichen, sondern bleiben dort, wo sie entstanden
sind und trennen die Platten vom Elektrolyten. Das Gasen verursacht
also dauerhafte Schäden. Deshalb ist darauf zu achten, dass die
Ladeschlussspannung 13,8V nicht überschreitet.

Wenn ein Hersteller von Gel-Akkus meint, dass bei zyklischem Laden bis
zu einer höheren Spannung geladen werden darf, um danach die Spannung
auf 13,8V zu begrenzen, dann mag das für seine Akkus ja vermutlich
zutreffen, aber verallgemeinern würde ich das nicht. Ich würde alles
vermeiden, was zu Gasbildung führt, also Überschreiten der 2,3V pro
Zelle, Überschreiten des Ladestroms, Überschreiten des Entladestroms.

...

von Eggert (Gast)


Lesenswert?

Also Leute,das was ich hier mitteile ist absolut OK, ich habe über 30 
Jahre mit akkus gearbeitet

geschlossene Batterien (Stationäre Bleibatterien) z.B. mit pos. 
Panzerplatte
Typ OPzS  Ladung nach erfolgter Entladung mit 10-12 Amp./100Ah
Gasungspunkt ab 2,4 Volt/Zelle Ausgleichsladung kann mit offenem 
Spannungsdach gefahren werden, als deutlich über 3 Volt/Zelle.
Die Gasung ist gewollt, dient zur Aufhebung der Säureschichtung und 
schädigt
die Batterie in keinem Fall. Eine Blei-Säurebatterien ist vollständig 
geladen, wenn die Spannung un die Säuredichte über 3h nicht mehr 
steigen.
Achtung mit der Gasung, Wasserstoff(explosiv)Sauerstoff, führt zu 
Wasserverlust in Elektrolyten, immer nach der Ladung H2O dest. 
nachfüllen wenn erforderlich.

Dieses gilt alles nicht bei verschlossenen 
Batterien...Blei-Gel(wartungsfrei)

von Stefan M. (derwisch)


Lesenswert?

Was oft nicht beachtet wird ( es wurde hier aber bereits erwähnt ):
Das alles ist von der Bauweise des jeweiligen Akkus abhängig.

Die Hersteller geben in der Regel an, wie er zu laden ist.
Blei Gel Akkus sind nicht alle gleich.

Es gibt welche für Solaranlagen im Wochenendhaus, welche für 
E-Fahrzeuge, welche für USV Anlagen, welche für Notlichtanlagen, welche 
für Bootsantriebe...etc.
Die sind alle etwas unterschiedlich zu behandeln.
Deshalb gibt es kein allgemeines Grundrezept dafür.

generell tut man dem Akku aber einen gefallen, wenn man 13,8 Volt bei 
Dauerladung nicht überschreitet.

Einem Blei Gel Akku kann man auch nicht die Kapazität entnehmen die 
draufsteht.
Wenn ein Akku für Solaranlagen z.B. 200Ah hat, dann sollte man nicht 
mehr als 100Ah entnehmen.
Das ist auch ein Unterschied zu NiMh Akkus z.B.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Die aktuellen Informationen von einem bekannten österreichischen 
Batteriehersteller besagen, das vor einigen Jahren die Mischung in 
Vlies- und Bleigel Batterien etwas geändert wurde. Eine einzelne Zelle 
hat jetzt eine Ladeschlussspannung von 2,43 - 2,45 Volt.
Aufwendige Ladegeräte laden bis zu dieser Spannung erstmal auf 
(Bulkphase) und schieben dann mit weniger Strom bei konstanter Spannung 
für ein paar Stunden nach (Absorberphase). Dann wird auf Erhaltung 
zurückgeschaltet.

von Lothar S. (loeti)


Lesenswert?

Es kommt etwas auf den Akku an, aber übliche Richtwerte sind:

Erhaltungsladung: 2,23V bis 2,25V pro Zelle oder 13,4V bis 13,5V

Schonladung: 2,28V bis 2,30V pro Zelle oder 13,7V bis 13,8V

Normalladung: 2,35V bis 2,40V pro Zelle oder 14,1V bis 14,4V 
(Datenblatt!)
Schnellladung: 2,40V bis 2,45V pro Zelle oder 14,4V bis 14,7V 
(Datenblatt!)
Ausgleichsladung: 2,65V bis 2,70V pro Zelle oder 15,9V bis 16,2V

Schnellladung darf nur im überwachten Betrieb verwendet werden, 
Ausgleichsladung nur sporadisch und bei geringen Strömen!

Grüße Löti

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Stefan M. schrieb:
> Was oft nicht beachtet wird

… dass es sich um einen hornalten Thread handelt.

Dieser Beitrag ist gesperrt und kann nicht beantwortet werden.