Forum: Platinen SMD-Elkos von Hand löten


von SMDler (Gast)


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Hallo Elektroniker,

ich habe schon einige Projekte mit SMD Bausteinen von Hand gelötet. 
Bisher waren aber noch nie SMD Elkos dabei. Um damit Bekanntschaft zu 
schließen, habe ich mir für 5 Euro ein Sortiment davon bei ebay gekauft. 
Jetzt stelle ich fest, dass beim Auflegen auf die Platine die beiden 
Anschlussflächen vollkommen unter dem Bauteil verschwinden. Bei allen 
anderen bisher besessenen zweipoligen Bauteilen wie auch bei ICs in SOP 
oder QFP Bauform sind die Anschlüsse seitlich zugänglich. Nach einigem 
Hin und Her trage ich mich mit dem Gedanken, Elkos weiterhin als radiale 
Through-Hole Bauform zu nutzen. Die haben in meinen Augen auch den 
Vorteil, dass sie insbesondere bei großen Kapazitäten mechanisch nicht 
so leicht abplatzen können. Nachteil wäre, dass sie auf beiden 
Platinenseiten Platz beanspruchen, was aber für meine Verhältnisse kaum 
wiegt.

Habt ihr ähnliche oder andere Erfahrungen und Probleme mit dem Handlöten 
von SMD-Elkos?

Um sich (zum Beispiel für Reparaturzwecke) doch mit SMD-Elkos 
anzufreunden:

Gibt es Übungsplatinen, auf denen man das Löten von SMD-Elkos trainieren 
kann? Ich kenne nur solche, die ausschließlich SMD Bauteile mit 
seitlichem Zugang zur Anschlussfläche vorsehen.

Für das Handlöten von SMD-Widerständen gibt es in KICAD speziell 
optimierte Footprints, die von solchen für automatische Bestückung 
abweichen. Wie gestaltet man Footprints für SMD-Elkos in KICAD am 
besten, wenn sie von Hand gelötet werden sollen?

: Verschoben durch Moderator
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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SMDler schrieb:
> Wie gestaltet man Footprints für SMD-Elkos in KICAD am besten, wenn sie
> von Hand gelötet werden sollen?

„Von Hand löten“ sagt ja erstmal noch nicht viel. Auch ein Pizzaofen 
wäre ja in gewisser Weise noch „von Hand“ (kein Maschinendurchlauf), und 
für den würden auch deine Elkos wunderbar passen, natürlich mit Lötpaste 
drunter.

Ansonsten musst du halt die Pads seitlich weiter herausziehen, damit du 
noch mit dem Lötkolben rankommst.

von Gustl B. (-gb-)


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SMDler schrieb:
> Jetzt stelle ich fest, dass beim Auflegen auf die Platine die beiden
> Anschlussflächen vollkommen unter dem Bauteil verschwinden.

Ja ähm, so Bauteile gibt es, das ist total korrekt und normal. Du hast 
da einen Footprint gewählt der für die automatische Bestückung entworfen 
wurde und dafür auch geeignet ist.

Was kann man da machen?
a) Einen anderen Footprint verwenden bei dem die Pads etwas größer sind.
b) Nicht mit Kolben sondern z. B. mit Heißluft bestücken (mache ich sehr 
gerne).
c) Das Bauteil leicht versetzt auf die vorhandenen Pads löten so dass 
jeweis auch das Pad mit dem Kolben erreicht werden kann. Bei einem 
Einzelstück/Prototypen bei dem das nicht schön aussehen muss ist das 
völlig OK und wird funktionieren.

von MaWin (Gast)


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SMDler schrieb:
> Elkos weiterhin als radiale Through-Hole Bauform zu nutzen

Warum auch nicht.

SMD ist für Maschinenbestückung weil die Maschinen ein Problem damit 
haben, Bauteildrähte in Löcher zu fummeln,.

Bedrahtete Bauteile sind für Handbestückung, und du als Hobbyist machst 
genau das, nimm also bedrahtete Bauteile.

Man muss nicht 'cool' sein in dem man sich Murks antut. Oft genug muss 
man sich Dinge antun, weil man keine andere Wahl hat. Bei Elkos hat man 
aber die Wahl.

Auf selbst entworfenen Platinen lasse ich für SMD Elkos die Pads zu 
jeder Seite 2mm überstehen, (dazu lege ich eigene Librarysymbole an) von 
da aus kann man dann das vorher aufgebrachte Lötzinn auch auf dem Pad 
unter dem Elko verflüssigen. Repariert man anderer Leute Platinen, hat 
man keine Wahl.

von Olaf (Gast)


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> Bei Elkos hat man aber die Wahl.

Was mich immer erstaunt, bedrahtete Bauteil muss man relativ teuer 
kaufen.
SMD-Bauteile bekommt man auf den diversen Amateurfunkflohmaerkten fuer 
sehr
wenig Geld gleich Rollenweise. Ich bin mir z.B sehr sicher bis zu meinem 
Tod
keinen Elko oder anderen Kondensator mehr kaufen zu muessen. Von 
exotischen Kloppern zur Reparatur irgendwelcher Schaltnetzteile mal 
abgesehen. :)

Daher lohnt es sich schon im Zweifel mal die Pads etwas groesser zu 
machen.

Olaf

von mkn (Gast)


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Sehr brauchbare Heißluftstationen (z.B. 858D) bekommst Du für <40€.
Pads Vorverzinnen, chipquick Flussmittel drauf und mit Heißluft löten.
Große Masseflächen sind problematisch, aber da wirkt vorheizen mit 
Wärmeplatte Wunder.

So kannst Du eigentlich alles löten, das gerne als per Hand unlötbar 
bezeichnet wird.
QFN, TQFP, BGA etc.

Einfacher ist der Pizzaofen + SMD Pastenmaske, aber spätestens bei der 
Reparatur muss Du die Heißluftgeschichte drauf haben.
Braucht ein paar Anläufe bis Du raus hast wie Du die Bauteile nicht 
wegbläst und trotzdem gelötet bekommst, aber Übung macht den Meister.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Jörg W. schrieb:
> Ansonsten musst du halt die Pads seitlich weiter herausziehen, damit du
> noch mit dem Lötkolben rankommst.
Du kannst ja auch an die Pads jeweils einen Draht anlöten und schon hast 
Du wieder Bedrahtung.
Oder eben gleich bedrahtete Elkos verwenden, spart Zeit & Nerven.

von someone (Gast)


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Meine Güte, was sind hier für Leute unterwegs. Ist ja schlimm.
SMD-Elkos sind ein zweischneidiges Schwert. Es gibt sie in tollen 
Spezialbauformen, meine Erfahrung ist allerdings, daß sie eher teuer 
(soweit ich weiß auch komplizierter zu fertigen) sind und auch etwas 
unpraktisch. Beim Verlöten sind sie vergleichsweise 
temperaturempfindlich, mit der Heißluft also bitte nicht allzu lange 
darauf rumbraten.
Die üblichen SMD-Kondensator-Bauformen sehen eigentlich vor, daß die 
Anschlüsse nicht komplett unter dem Bauteil verschwinden, aber das kann 
durchaus vorkommen. Für Handlöten mit Lötkolben die Pads leicht nach 
außen verlängern (2mm pro Pad sind eindeutig viel zu viel!), damit man 
im Zweifel über den Lötkolben genügend Wärme einbringen kann und etwas 
Spielraum bei der Plazierung hat. Ewig lange Pads sorgen im 
schlechtesten Fall dafür, dass das Bauteil ungünstig aufschwimmt und 
sich irgendwo hinbewegt oder verdreht. Natürlich kann man das alles 
irgendwie kompensieren, durch richtige Padgeometrie kommt das Problem 
aber gar nicht erst auf.

Achtung: Für größere Kondensatoren rate ich von SMD-Elkos ab, die 
Bauteildrähte bedrahteter Kondensatoren halten schwere Bauteile sehr gut 
in der Platine, bei SMD-Elkos hängt das sehr von der Verlötung und der 
Belastung ab.
Und noch ein Tip: Von Cornell Dubilier gibt's eine bzw. mehrere Serien 
von SMD-Elkos, die eine Baugröße kleiner als die für die jeweiligen 
Werte übliche Baugröße ist. Ein 100µF, 16V-Elko der SMH-Serie hat z.B. 
6.3mm Durchmesser bei 5.4mm Höhe. Cornell Dubilier kann ich generell für 
SMD-Elkos sehr empfehlen, die sind ziemlich gut.

von SMDler (Gast)


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Olaf schrieb:
>> Bei Elkos hat man aber die Wahl.
>
> Was mich immer erstaunt, bedrahtete Bauteil muss man relativ teuer
> kaufen.

Zwölf Werte je 10 Stück = 120 Elkos, die das meiste abdecken und kosten 
inklusive Porto weniger als 3 Euro:

https://www.ebay.de/itm/402545919535?hash=item5db99b462f%3Ag%3AcxwAAOSwtkNfoPS8&LH_BIN=1

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