Forum: Offtopic Abwasser-Gebühren-Absurdum


von Phasenschieber S. (Gast)


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Gerade gelesen:
https://www.t-online.de/heim-garten/bauen/id_89953816/abwassergebuehren-steigende-kosten-fuer-hausbesitzer-und-mieter-erwartet.html

Dort wird geschrieben, Zitat:
"Wichtig ist jedoch auch, dass Sie nicht zu viel Wasser sparen sollten, 
da andernfalls die Abwasserleitungen nicht ausreichend durchspült 
werden. Dadurch entstehen Schäden in der Kanalisation, die dann 
repariert werden müssen. Und das verursacht Kosten."

Im nächsten Absatz geht es um die Niederschlagsgebühren (Regenwasser):
https://www.t-online.de/heim-garten/bauen/id_83258084/deutschland-regen-kostet-so-senken-sie-niederschlagswasser-gebuehren.html.

Ja was denn nun?

Soll ich den Regen besser nicht in die Kanalisation leiten?...oder doch?

von Andreas B. (bitverdreher)


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Ist doch ganz einfach:
Für Abwassergebühren zahlst Du direkt. Das ist das Wasser, das in der 
Kläranlage behandelt werden muß.
Die Reinigungen, die durch zu wenig Wasser in der Kanalisation anfallen, 
zahlst Du indirekt später. Das wird vermutlich weniger sein als 
ersteres.

Beitrag #6675917 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Phasenschieber S. (Gast)


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Dieter H. schrieb im Beitrag #6675917:
> bei mir machen wir das so: wir lassen einen teil des abwassers in
> unseren garten einsickern. Quasi als Düngemittel

Das kannst du aber nur machen, wenn dein Abwasser keine Chemie enthält.

Aber darum geht es ja garnicht.

Mir geht es darum mal aufzuzeigen wie absurd diese Gebühren begründet 
werden.

Die EU verordnete jedem Wsserspender(Hahn)eine Rastung um den 
Wasserverbrauch zu reduzieren, obwohl das in Mitteleuropa überhaupt 
keinen Sinn macht, im Gegenteil, die Wasserwerke müssen dann oft die 
Kanäle mit feinstem Trinkwasser wieder frei spülen: 
https://www.tagesspiegel.de/berlin/die-berliner-koennen-die-kanaele-einfach-nicht-mehr-voll-bekommen/1634930.html

Gleichzeitig belegen sie das Ableiten von Wasser in Kanäle mit Gebühren.

Na, alles klar?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Was spricht denn gegen kassieren ? gegen in jedem Fall kassieren ? Die 
Infrastruktur kostet und jemand muss dafuer bezahlen. Tja. Das bis du, 
du und nochmals du.

von Phasenschieber S. (Gast)


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Daß wir alle das bezahlen müssen ist klar, aber muß man das System 
paradox gestalten, daß sich daraus weitere Probleme ergeben?

Statt die Leute mit fragwürdigen Gebühren zu beglücken, könnte man 
einfach eine Kanalgebühr festlegen und fertich.

Im Moment ist es so gestaltet, daß die Gebühr sich nach der Menge der 
Einleitung richtet, was aber kontraproduktiv ist, denn wie aus den 
verlinkten Artikeln hervorgeht, sind die verringerten Mengen für Schäden 
und erhöhte Kosten verantwortlich.

Wahrscheinlich war das Zauberwort "sparen" in den Köpfen der 
Verwaltungsfuzzies ausschlaggebend.

Wobei der Begriff "Wassersparen" in sich schon Blödsinn ist. Wasser wird 
nicht gespart, Wasser verbraucht sich ja nicht, Wasser wird nur 
umgeschichtet, an einen anderen Ort verbracht. Wasser geht weder 
verloren, noch wird es umgewandelt, es wird nur im Kreis gepumpt.

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Ja was denn nun?
> Soll ich den Regen besser nicht in die Kanalisation leiten?...oder doch?

Meine Vermutung ist, dass es halt oft recht lange Zeiten gibt, in denen 
nicht genug spülender Regen anfällt. Gleichzeitig werden wegen den 
kurzzeitigen Regenmassen große Leitungsquerschnitte benötigt, die dann 
für den Nicht-Regen-Fall wieder anfälliger für Ablagerungen sind, wenn 
die Soße mehr steht als fließt. Und einmal festgebacken löst es sich 
wohl nicht gleich wieder. Letztlich geht es bei den Gebühren ja darum, 
sie zwischen den Nutzungsarten aufzuteilen. Die Kosten fallen so oder so 
an. Letztlich wird man aber keine generelle Aussage treffen können, ob 
der Wasseranteil im Abwasser erhöht werden sollte, weil das ja von den 
örtlichen Gegebenheiten abhängt. Und wenn alle (in einer Straße) 
plötzlich Zisternen im Garten vergraben, werden deshalb die Leitungen ja 
nicht schlanker, aber auf den zuküftigen Bedarf kann sich das wieder 
auswirken.

Vermutlich gibt es da keine optimale Lösung.

von Richard H. (richard_h27)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Wobei der Begriff "Wassersparen" in sich schon Blödsinn ist. Wasser wird
> nicht gespart, Wasser verbraucht sich ja nicht, Wasser wird nur
> umgeschichtet, an einen anderen Ort verbracht. Wasser geht weder
> verloren, noch wird es umgewandelt, es wird nur im Kreis gepumpt.

Du kannst gerne von dem Wasser trinken, dass ich in meinem Körper 
umgeschichtet habe.

von Phasenschieber S. (Gast)


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Thorsten M. schrieb:
> Vermutlich gibt es da keine optimale Lösung.

Das ist ja der Punkt wo der Hund das Wasser lässt. Ich denke doch, daß 
es eine bessere Lösung gibt, nämlich eine Gebühr die nur von der Größe 
des Grundstücks abhängig ist.

Alles was du geschrieben hast ist richtig, nur, warum sollten die Kosten 
nutzungsabhängig sein?
Ist doch völlig schnurz ob ich den Kanal mit Brauch- oder Regenwasser 
spüle.
Hauptsache, er wird gespült.

Das Absurdum geht ja noch weiter: Leute, die sich eine Wasserzapfstelle 
zur Gartenbewässerung einrichten, können auf Antrag von der Kanalgebühr 
entbunden werden. Mit andern Worten, wer dem Kanal Wasser vorenthält, 
hat weniger Kosten.

Welch ein Schwachsinn!

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Thorsten M. schrieb:
>> Vermutlich gibt es da keine optimale Lösung.
>
> Das ist ja der Punkt wo der Hund das Wasser lässt. Ich denke doch, daß
> es eine bessere Lösung gibt, nämlich eine Gebühr die nur von der Größe
> des Grundstücks abhängig ist.
Die Kosten hängen schon davon ab, wieviel eingeleitet wird. Ein EFH mit 
1000qm verursacht sicher weniger Klärkosten wie ein 6-Familienhaus auf 
gleicher Grundfläche. Irgendwie muss mans halt aufteilen.

> Ist doch völlig schnurz ob ich den Kanal mit Brauch- oder Regenwasser
> spüle.
> Hauptsache, er wird gespült.
Hab ja versucht das zu erklären. Etwas Bildlicher: Das Regenwasser fällt 
nicht gerade dann an, wenn du dein Geschäft verrichtest.

> Das Absurdum geht ja noch weiter: Leute, die sich eine Wasserzapfstelle
> zur Gartenbewässerung einrichten, können auf Antrag von der Kanalgebühr
> entbunden werden. Mit andern Worten, wer dem Kanal Wasser vorenthält,
> hat weniger Kosten.
Weil die Person halt tatsächlich durch den Gartenverbrauch keine 
zusätzlichen Abwasserkosten verursacht. Man kann ja keine Gebühren 
verlangen, dass jemand nicht Wasser einleitet.

von DANIEL D. (Gast)


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Man müsste einfach erstmal sicher die Frage klären was Kosten 
verursacht? Ist es die Wassermenge? Oder die Menge an Dreck im Wasser? 
Keine Ahnung ob eine Kläranlage wie ein Magen die flüssigen Anteile 
schneller passieren lässt wie den Schnodder.

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Welch ein Schwachsinn!

Du kannst dich ja mal über den Begriff (Oberflächen)versiegelung 
informieren:

https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4chenversiegelung

Nur weil du etwas nicht verstehst, muß das kein Schwachsinn sein.

von Bernd G. (Gast)


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> Ist doch völlig schnurz ob ich den Kanal mit Brauch- oder Regenwasser
> spüle.

Nun ja, es gibt aber Ortschaften, in denen es getrennte Brauch- und 
Regenwasserkanalisationen gibt, weil man das Regenwasser nicht 
unnötigerweise über das Klärwerk schicken will. Und ebensowenig das 
fäkale Brauchwasser in den nächstgelegenen Bach. Könnte das eine 
Erklärung deines Problems sein?

von Ben S. (bensch123)


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Ich darf ab diesem Jahr auch 200€ mehr Abwasser wegen 
Regenwassereinleitung zahlen. Die haben hier anhand von google maps die 
versiegelte Fläche berechnet und das so in Rechnung gestellt. Ich habe 
das erstmal korrigiert um etliche Quadratmeter, die ich definitiv nicht 
einleite.

Wenn ich meine Auffahrt neu pflastern lasse, werde ich da auch eine 
Ableitung in den Garten einbauen, dann fallen wieder 65qm weg.

: Bearbeitet durch User
von Phasenschieber S. (Gast)


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Bernd G. schrieb:
> Nun ja, es gibt aber Ortschaften, in denen es getrennte Brauch- und
> Regenwasserkanalisationen gibt, weil man das Regenwasser nicht
> unnötigerweise über das Klärwerk schicken will. Und ebensowenig das
> fäkale Brauchwasser in den nächstgelegenen Bach. Könnte das eine
> Erklärung deines Problems sein?

Na gut, wenn es sowas gibt, soll es mir recht sein, jedoch kenne ich 
solch ein System nicht.
Scheint auch nur in ganz wenigen Gegenden so zu sein, taugt also nicht 
zur Verallgemeinerung.
Wir haben hier nur einen Kanal.

Mein Kernanliegen ist ja die Frage: Warum belegt man die Einleitung von 
Oberflächenwasser in den Kanal mit Gebühren, wenn man darauf angewiesen 
ist, daß der Kanal ausreichend gespült wird.

Der Focus liegt auf Oberflächenwasser, nicht auf Fäkaleinleitung.

von Jens G. (jensig)


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DANIEL D. schrieb:
> Man müsste einfach erstmal sicher die Frage klären was Kosten
> verursacht? Ist es die Wassermenge? Oder die Menge an Dreck im Wasser?
> Keine Ahnung ob eine Kläranlage wie ein Magen die flüssigen Anteile
> schneller passieren lässt wie den Schnodder.

Schon der Fakt, daß es eine Kläranlage gibt, an der Du dann 
angeschlossen bist, kostet, auch wenn Du kein Wasser einleitest. Denn 
die Investitionen wollen ja auch irgendwann mal eingespielt sein.

Ben S. schrieb:
> Wenn ich meine Auffahrt neu pflastern lasse, werde ich da auch eine
> Ableitung in den Garten einbauen, dann fallen wieder 65qm weg.

Guck mal genauer in Deine Gebührenordnung - könnte auch sein, daß Du 
trotzdem für die versiegelte Fläche bezahlen muß, egal, ob Du 
einleitest, oder versickern läßt ...

von Ben S. (bensch123)


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Jens G. schrieb:
> Guck mal genauer in Deine Gebührenordnung - könnte auch sein, daß Du
> trotzdem für die versiegelte Fläche bezahlen muß, egal, ob Du
> einleitest, oder versickern läßt ...

Es wird zwischen versiegelter, halb versiegelter und nicht versiegelter 
Fläche unterschieden. Ich musste für jede Teilfläche ankreuzen, wo das 
Wasser hingeleitet wird. Kann sein, dass das dann als teilversiegelt 
gilt.

Das schaue ich aber erst nach, wenn es soweit ist. Bei meinem Dach kann 
ich ja wenig machen. Ich könnte auch eine Zisterne anlegen, aber selbst 
dafür wollen die noch Geld, diese Verbrecher.

von Bernd G. (Gast)


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> Na gut, wenn es sowas gibt, soll es mir recht sein, jedoch kenne ich
> solch ein System nicht. *)
Ich zitiere mal aus Wikidingsda/Trennsystem:
"Während früher die geringeren Betriebs- und Installationskosten von 
Mischsystemen häufig ausschlaggebend für die Entscheidung gegen ein 
Trennsystem waren, geht der Trend heute, vor allem aufgrund der relativ 
hohen Gewässerbelastung durch ungeklärtes Schmutzwasser in 
Mischsystemen, in Richtung Trennsystem. 1991 lag der Anteil der 
Trennsysteme an der gesamten kommunalen Kanalisation in Deutschland bei 
25 % und stieg bis 1998 auf 30 % der Gesamtlänge aller 
Entwässerungskanäle.[1] In Nord- und Ostdeutschland (mit Ausnahme 
Thüringens) sind Haushalte mehrheitlich an ein Trennsystem 
angeschlossen"
> Scheint auch nur in ganz wenigen Gegenden so zu sein, taugt also nicht
> zur Verallgemeinerung.
"Heute misst das Kanalnetz der Berliner Wasserbetriebe mehr als 9 600 
km. Zu ihm gehören mehr als 4 300 km Schmutzwas-ser-, etwa 1 900 km 
Mischwasser- und  3 300 km Regenwasserkanäle sowie  zahl-reiche 
Sonderbauwerke wie Regenüberläufe und -becken."
Dank an Herrn James Hobrecht!

Soviel also zum Thema Verallgemeinerung.
*) Was der Wessi nicht kennt, muss nicht zwangsläufig nichtexistent 
sein.

von Phasenschieber S. (Gast)


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Bernd G. schrieb:
> Was der Wessi nicht kennt, muss nicht zwangsläufig nichtexistent
> sein.
Naja, Wessi, Ossi, taugt eigentlich nurnoch für Witze.

Na gut, was bringt mir das jetzt?
Hier ist es nicht so, trotzdem ist das Gebührensystem für mich paradox.

Ich habe den Thread nicht gestartet, damit mir alle Beifall klatschen, 
wollte nur mal sehen was andere Leute dazu denken und vorzubringen 
haben.

Ich sortiere noch ;-)

von Bernd G. (Gast)


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> Hier ist es nicht so, trotzdem ist das Gebührensystem für mich paradox.
Und das ist das erste Paradoxon, über das du in deinem Leben stolperst?
Warte mal bis zum Ende des Jahres ab, was da noch alles abgehen wird!

von Unbekannt U. (Gast)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Ja was denn nun?
>
> Soll ich den Regen besser nicht in die Kanalisation leiten?...oder doch?

Das ist doch ein einfaches Optimierungs-Spiel:

Du musst Dich so aufstellen, dass für Dich der Gewinn/Vorteil aus 
Investitionen und anfallenden Steuern/Abgaben maximiert wird.

Die Schäden/Kosten die bei der öffentlichen Hand anfallen, werden so 
oder so auf die Allgemeinheit umgelegt, z.B. über die Nebenkosten auch 
auf alle Mieter, und kannst Du eh nicht merklich beeinflussen.
Die öffentliche Hand hat ja auch kein Interesse und Motivation, die 
Kosten, egal ob kurzfristige oder langfristige, möglichst gering zu 
halten. Sie hat ja nix davon, sogar ganz im Gegenteil.

Von daher: Mit allen Mitteln (netto) Steuern und Abgaben minimieren.

Die Auswirkungen auf die Allgemeinheit sind egal.

von Matthias S. (da_user)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Das Absurdum geht ja noch weiter: Leute, die sich eine Wasserzapfstelle
> zur Gartenbewässerung einrichten, können auf Antrag von der Kanalgebühr
> entbunden werden.

Obacht!
Die Leute werden nicht entbunden, die müssen nur für das Gartenwasser 
(dafür braucht es einen weiteren Zähler) keine Abwassergebühren zahlen.

von Phasenschieber S. (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Obacht!
> Die Leute werden nicht entbunden, die müssen nur für das Gartenwasser
> (dafür braucht es einen weiteren Zähler) keine Abwassergebühren zahlen.

Naja, Wortklauberei, wo liegt da jetzt der Unterschied?

von Matthias S. (da_user)


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Bei dir liest sich das so, als wäre man dann komplett entbunden.

von Thomas G. (Firma: Frickelhauptquartier) (taximan)


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Bernd G. schrieb:

> Warte mal bis zum Ende des Jahres ab, was da noch alles abgehen wird!

Ich kann mir gar nicht vorstellen, was du meinst....

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Ben S. schrieb:
> Bei meinem Dach kann
> ich ja wenig machen. Ich könnte auch eine Zisterne anlegen, aber selbst
> dafür wollen die noch Geld,

Ist auch richtig. 2 Tage Starkregen und deine Zisterne ist voll. Ab da 
geht dann alles in die Kanalisation, auch das muss im Bedarf eingeplant 
und bezahlt werden.

von Phasenschieber S. (Gast)


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Thorsten M. schrieb:
> geht dann alles in die Kanalisation, auch das muss im Bedarf eingeplant
> und bezahlt werden.

Aber das ist doch der Punkt wo der Hund das Wasser lässt, denn bezahlen 
müssten eigentlich die Nutznießer und das sind ganz klar die 
Stadt/Wasserwerke.
Ohne die Einleitung würden die Wartungskosten enorm steigen.
Jetzt soll auchnoch der Einleiter zahlen, das ist des Pudels Kern.

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Bei uns gibts am Fluss Einleitwerke mit Pumpen, die auch bei Hochwasser 
die Abwasserleitungen noch in den Fluss/Bach (ungeklärt) entwässern 
können. Das Ding hat mehrere Abgänge mit jeweils etwa 1m Durchmesser und 
die werden wirklich nur im Notfall gebraucht, wenn Starkregen die 
Systeme überlastet.  Alle paar Jahre Mal. Und eben genau dann sind auch 
die privaten Zisternen voll.

Es ist doch klar, dass es beim Oberflächenwasser um ganz andere Mengen 
(in kurzer Zeit) geht wie beim Abwasser aus dem Haus. In ein paar 
Stunden können 50L/m² runterkommen, bei einem 200m²-Dach sind das 10m². 
Da kannst du viel duschen, Waschen usw. Das sind Wassermengen die 
einfach Kosten verursachen, in den Leitungen, in den Kläranlagen und 
eben auch in so Hochwassermaßnahmen wo es nur noch darum geht, dass der 
Schmodder nicht zu den Kanaldeckeln rausquillt.

Und wenn dann gleichzeitig in großem Stil trockenabsagende 
Toilettenspülungen verbaut werden, dann funktioniert das System bei 
gutem Wetter irgendwann nicht mehr.

von Phasenschieber S. (Gast)


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Thorsten M. schrieb:
> Es ist doch klar, dass es beim Oberflächenwasser um ganz andere Mengen....

Ich versuchs noch ein letztes Mal zu erklären:

Da wurden Kanäle gebaut, die auch im worst case alle anfallenden 
Wassermassen ableiten können. Die sind jetzt da und so dimensioniert und 
weil sie so dimensioniert sind, daß auch der worst case kein Problemfall 
wird, sind sie die überwiegende Zeit überdimensioniert und müssen wegen 
der Unterforderung gewartet und gespült werden, was Geld kostet.

Also nicht der extreme Niederschlag verursacht die Kosten, sondern das 
Gegenteil, die Trockenphase kostet Geld.

Natürlich kostet der Bau der Kanäle Geld, das ist aber eine Summe, die 
nicht von der individuellen Einleitungsmenge abhängt.

Wenn jetzt die überdimensionierten Kanäle wegen zurückhaltender 
Einleitung Kosten verursachen, dann ist es doch kontraproduktiv für die 
Einleitung Gebühren zu erheben.

Capiche?

von Joachim B. (jar)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Ja was denn nun?

ein so alter Hut.....
Kommunen haben nach der Wende ihre Klärwerke auf steigende 
Abwasserkapazitäten aufgerüstet, gleichzeitig werden immer mehr 
Wassersparmechanismen in WC genutzt, plötzlich sinken die 
Abwasserzahlen, mit steigenen Gebühren für Wasser wird auch am 
allgemeinen Wasserverbrauch gespart, also müssen die Gebühren steigen, 
ein Irrsinn!

von Phasenschieber S. (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> mit steigenen Gebühren für Wasser wird auch am
> allgemeinen Wasserverbrauch gespart, also müssen die Gebühren steigen,
> ein Irrsinn!

Meine Rede!

...und wenn die Gebühren steigen, wird noch weniger Wasser down the 
drain gehen, dann müssen die Gebühren weiter steigen, dann geht noch 
weniger Wasser down the drain u.s.w......und die Kanäle müssen wegen 
fehlendem Wasser immermehr gewartet werden....

von Mike J. (linuxmint_user)


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Dieter H. schrieb im Beitrag #6675917:
> bei mir machen wir das so: wir lassen einen teil des abwassers in
> unseren garten einsickern. Quasi als Düngemittel

Dir ist schon klar dass man das nicht so einfach machen darf?
Das Abwasser welches du da im Garten versickern lässt, das bezahlst du 
aber trotzdem. Die nutzen den Wasserzählerstand um bestimmen zu können 
wie viel Abwasser bei dir angefallen ist.

Wir haben hier eine biologische Kläranlage, da wird das Wasser 
aufbereitet, geklärt und man muss auch jedes Jahr 1L Wasser aus dem 
Probenentnahmebehälter von einem Labor testen lassen. Wenn die 
Wasserwerte nicht okay sein wollte, dann kann man vielleicht etwas 
dagegen machen oder muss alles abreißen oder eben einen anderen 
Anlagentyp hinsetzen der vielleicht bessere Werte liefert.

Wir zahlen zwar keine Abwassergebühr, aber die Kosten für das ganze 
System sind so hoch, dass wir damit die Abwassergebühren für 60 bis 100 
Jahre hätten bezahlen können. Leider ist es nicht möglich uns an eine 
öffentliche Kanalisation anzuschließen, das ist alles sehr dörflich 
hier.

Dazu muss man sagen dass unsere Anlage Wartung bedarf, ein gewisser 
Arbeitsaufwand entsteht und die Anlage im Schnitt 10 - 20 Jahre hält, 
bis sie rundum erneuert oder aktualisiert werden muss. Das wird dann 
noch mal ein paar tausend Euro kosten.

Abwasser kostet bei uns 2,40€/m³ und Wasser etwa 1,20€/m³.

Unser 5000L Wassertank wird wegen der extrem geringen Niederschläge der 
letzten Jahre auch nicht voll, da ist eigentlich fast nichts drin und 
das wird sich wohl auch dieses Jahr nicht ändern. :-/

von Ben S. (bensch123)


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Thorsten M. schrieb:
> Ist auch richtig. 2 Tage Starkregen und deine Zisterne ist voll. Ab da
> geht dann alles in die Kanalisation, auch das muss im Bedarf eingeplant
> und bezahlt werden.

Dann sollen die da einen Wasserzähler einbauen und nicht pauschal 
berechnen.

Von extra3 als Propagandaformat halte ich nicht viel, aber wenn das 
folgende stimmt, dann leitet die Stadt Wilhelmshaven ihre Kacke bei 
vollen Kanalisationen mehrmals die Woche in die Nordsee.

https://www.youtube.com/watch?v=-3N6LJXzi20

: Bearbeitet durch User
von Bernd G. (Gast)


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> dann leitet die Stadt Wilhelmshaven ihre Kacke bei
> vollen Kanalisationen mehrmals die Woche in die Nordsee.
Passiert bei gemischter Kanalisation eben. Dann schwimmt das Klopapier 
in Rhein.

von A. S. (Gast)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Also nicht der extreme Niederschlag verursacht die Kosten, sondern das
> Gegenteil, die Trockenphase kostet Geld.

Das ist das Missverständnis:

Die Dimensionierung auf Regenspitzen macht es teuer und anfälliger für 
Trockenphasen.

Alle X-Jahre wird ja auch neu gebaut und angepasst. Wenn z.B. künftig 
alle ihren Regen versickern lassen, wird statt neuem Rohr ein kleineres 
ins alte gezogen und es insgesamt billiger. Aber bis dahin kostet es 
halt.

von DANIEL D. (Gast)


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A. S. schrieb:
> Alle X-Jahre wird ja auch neu gebaut und angepasst. Wenn z.B. künftig
> alle ihren Regen versickern lassen, wird statt neuem Rohr ein kleineres
> ins alte gezogen und es insgesamt billiger. Aber bis dahin kostet es
> halt.

Das ist halt auch nicht überall möglich mit dem versickern lassen. Man 
kann damit auch sein Keller unter Wasser setzen, wenn die Gegebenheiten 
nicht passen.

von A. S. (Gast)


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DANIEL D. schrieb:
> Das ist halt auch nicht überall möglich mit dem versickern lassen.

Ist ja auch nicht schlimm, dann zahlt man halt.

Nur oben will emand, dass Regen nichts kostet, "weil die Leitungen den 
Regen brauchen".

von Phasenschieber S. (Gast)


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A. S. schrieb:
> Das ist das Missverständnis:

Nö, kein Mißverständnis, eher deinerseits!

A. S. schrieb:
> Die Dimensionierung auf Regenspitzen macht es teuer und anfälliger für
> Trockenphasen.
Das ist doch klar und muß auch so sein.

Du hast es immernochnicht verstanden.
Die Zurückhaltung des Regenwassers macht es teuer und anfällig.

Wenn das was dringend gebraucht wird, auchnoch mit einer Gebühr belegt 
wird, dann ist das kontraproduktiv!

Jetzt sag´ ich´s aber nichtmehr.

von H. L. (hans_la)


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Die Angelegenheit muss man doch etwas aufdröseln.
Abwasserentsorgung ist grundsätzlich kostendeckend zu betriebn, d.h. der 
Betreiber (in der Regel die Kommune) MUSS die gesamten Kosten auf die 
Nutzer umlegen.
Zudem ist die Kommune dafür verantwortlich, dass auch bei den immer 
häufiger auftretenden Starkregenfällen das Wasser abgeleitet wird (keine 
möchte überschwemmte Keller). Dafür müssen Regenrückhaltebecken gebaut 
werden, und wie oben schon mehrmals geschrieben, die 
Leitungsquerschnitte angepasst sein.
Im Normal betrieb sind diese Querschnitte dann zu groß und 
verschlammen/versanden und müssen eben gespült werden. Diese Spülkosten 
sind ebenso in den Gesamtkosten enthalten, und die sind nötig, ob jemand 
Wasser spart oder nicht, denn der normale Haushaltsverbrauch ist für die 
großen Querschnitte immer zu gering.
Und jetzt versetzt Euch in die Lage des Gemeinde- oder Stadtrates und 
schreibt eine Satzung, welche die Kosten gerecht verteilt, Vie Spaß 
dabei.
Ihr werdet es nicht schaffen. (Das ist ein ähnliches Problem wie bei der 
Heizkostenverteilung, da streitet man auch schon 70 Jahre drum)
Auf der anderen Seite, über welche Beträge reden wir? Die 
Durchschnittsabwassermenge pro Person liegt irgendwo bei 40m3/a und 
Person, also etwa 200,-€/a (auch wieder Durchscnitt, ich weiß, es gibt 
Regionen da kostet es 9,-€/m3, aber das hat andere Gründe).
Die ganzen Rechenmodelle, die ich kenne (mit/ohne Gartenwasser, 
Zisterne, Oberflächenwasser) führen i.a. zu Änderungen im Bereich von 
+/-15%, also im Vergleich z.B. zu den Autosten nicht mal eine 
Tankfüllung. Meine Meinung: Viel Aufregung um Peanuts, es gäbe 
Wichtigeres zu tun.

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