Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Welle-Nabe kleben - Tipp?


von Georg (Gast)


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Guten Tag,

Ich möchte gerne ein Messing-Zahnrad an eine Motorwelle kleben (mit 
Loctite Welle-Nabe-Kleber). Funktioniert so weit ganz gut, aber ich habe 
folgende Frage: Um sicher zu gehen, dass genug Kleber in den Spalt 
läuft, gehe ich eher großzügig mit der Kleber-Menge vor. Nun habe ich 
Sorge, dass etwas von dem Kleber die Welle entlang in das Innere des 
Motors läuft. Gibt es da eine spezielle Vorgehensweise, die das 
zuverlässig verhindert? Ich habe auch versucht, eine Papierschicht mit 
Loch für die Welle zwischen Ritzel und Motor zu geben und diese 
nachträglich durchzureißen. Da das Ritzel sehr nahe am Motor ist (der 
Spalt ist nur eine Papierschicht dick), ist es manchmal aber schwierig, 
das Papier wieder raus zu bekommen...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Konstruktionsfehler wenn das so eng aneinanderliegt. Wer baut so eine 
Scheiße? Hoffentlich ist die Motorwelle gut gelagert, sonst dauert's 
nicht lange bis das Ritzel schleift. Super Sache, sowas sollte man dem 
Konstrukteur an den Kopf werfen.

Du kannst versuchen, das Lager vorher gut zu ölen/fetten, in der 
Hoffnung, daß der Kleber das Öl nicht unterwandert. Wenn er das nicht 
tut wäre der Motor sicher, aber dafür mußt Du peinlich genau aufpassen, 
daß Deine Klebestelle ölfrei bleibt. Sonst hält der Kleber nicht. Wie 
gesagt, in meinen Augen große Scheiße, hätte ich keine Lust drauf. Viel 
Spaß noch damit!

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Ich kenne jetzt Größe, Gewicht und Bauform von Motor, der Welle und der 
Nabe nicht. Falls möglich, etwas aus Holz (Latten, Bretter) 
zusammenzimmern, damit der Motor mit der Welle nach unten abgestützt 
wird und die Nabe von unten auf die Welle gesteckt werden kann. 
Vermutlich müsste die Nabe anschließend bis zum Aushärten des Klebers 
nach dem Aufstecken unterhalb verkeilt werden.

von MaWin (Gast)


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Georg schrieb:
> Gibt es da eine spezielle Vorgehensweise,

Zahnrad hinlegen, Motor von oben einstecken, nicht tiefer einstecken als 
der Kleber sich oben anstaut.

Ich halte eine so geklebte Verbindung aber für groben Pfusch. Man 
schrumpft Zahnräder entweder drauf, steckt auf Wellenverzahnung, oder 
nutzt Madenschrauben und Abflachungen, oder Nuten und Keile.

von ??? (Gast)


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Rainer Z. schrieb:
> Ich kenne jetzt Größe, Gewicht und Bauform von Motor, der Welle
> und der
> Nabe nicht. Falls möglich, etwas aus Holz (Latten, Bretter)
> zusammenzimmern, damit der Motor mit der Welle nach unten abgestützt
> wird und die Nabe von unten auf die Welle gesteckt werden kann.
> Vermutlich müsste die Nabe anschließend bis zum Aushärten des Klebers
> nach dem Aufstecken unterhalb verkeilt werden.

Nicht nur Du

von ??? (Gast)


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MaWin schrieb:
> Georg schrieb:
>> Gibt es da eine spezielle Vorgehensweise,
>
> Zahnrad hinlegen, Motor von oben einstecken, nicht tiefer einstecken als
> der Kleber sich oben anstaut.
>
> Ich halte eine so geklebte Verbindung aber für groben Pfusch. Man
> schrumpft Zahnräder entweder drauf, steckt auf Wellenverzahnung, oder
> nutzt Madenschrauben und Abflachungen, oder Nuten und Keile.

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von Claus D. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Ich halte eine so geklebte Verbindung aber für groben Pfusch.

Das ist gängige Praxis und hält sehr gut, es gibt sogar unterschiedliche 
Klebstoffe für unterschiedliche Spaltmaße.

von ??? (Gast)


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Gängiger Murks beschreibt es korrekter.

von MaWin (Gast)


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Claus D. schrieb:
> MaWin schrieb:
>
>> Ich halte eine so geklebte Verbindung aber für groben Pfusch.
>
> Das ist gängige Praxis

Mir ist noch nie so eine Welle/Zahnrad Fügung untergekommen.

Weder im Auto noch im Drucker, noch bei Drehmaschine oder 
Kinderspielzeug, noch in Cassettenrecordern oder Wurlitzers, auch nicht 
in Windkrafträdern oder Handbohrmaschinen.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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MaWin schrieb:
> Ich halte eine so geklebte Verbindung aber für groben Pfusch.

Dann lies mal das da:

https://www.planet-schule.de/warum_chemie/kleben/themenseiten/t7/s2.html

https://www.ds.mpg.de/132424/10

Keine Sorge, die Tragflächen von Airbussen werden noch mit Bolzen 
befestigt...

von MaWin (Gast)


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Rainer Z. schrieb:
> Dann lies mal das da:

Keine einzige Welle/Zahnradverbindung wird beschrieben.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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MaWin schrieb:
> Keine einzige Welle/Zahnradverbindung wird beschrieben.

Das stimmt und wir wissen nicht, welch ein Zahnrad auf welchen Motor 
geklebt werden soll. Für einfache Beanspruchungen sollte es reichen.

Im Übrigen klingen Deine Befestigungsmethoden für mich selber 
vertrauenserweckender. Es gibt aber diesen Kleber von Loctite und danach 
hat der TO gefragt. Vielleicht gibt es wegen der geringen Größe und/oder 
der Passformen keine Alternative.

von tippser (Gast)


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Klebstoff mit passender Viskosität genau dosieren.
Ggf. Überkopfmontage und Kapillarwirkung.

von Udo S. (urschmitt)


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tippser schrieb:
> Klebstoff mit passender Viskosität genau dosieren.
> Ggf. Überkopfmontage und Kapillarwirkung.

Wenn das Zahnrad zum Motorgehäuse nur so wenig Platz hat wie beschrieben

Georg schrieb:
> Da das Ritzel sehr nahe am Motor ist (der
> Spalt ist nur eine Papierschicht dick)

dann wirkt dieser Spalt auch kapillar.
Dann klebt sich das Ritzel direkt am Motorgehäuse fest und das Problem 
ist endgültig gelöst.

von Udo S. (urschmitt)


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Ich kenne als weiteren Formschluss bei kleinen Motoren (z.B. Slot Cars) 
noch das Aufpressen von Kunststoff oder Messingritzeln auf die Welle.
Eventuell mit aufgerauhter (gerändelter) Welle.

von MaWin (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Ich kenne als weiteren Formschluss bei kleinen Motoren (z.B. Slot
> Cars) noch das Aufpressen von Kunststoff oder Messingritzeln auf die
> Welle.
> Eventuell mit aufgerauhter (gerändelter) Welle.

Uff, ja, das sind die Zahnräder, die nach einiger Zeit immer 
wegplatzen,weil der Kunststoff der dauernden Zugspannung nicht 
standhält.

von Georg (Gast)


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Hallo zusammen,

also dass Einpressen besser wäre ist klar. Trotzdem muss ich sagen, dass 
das Ergebnis mit Loctite 2701 sehr gut ist. Ich habe eine Welle DM 5mm, 
0.1mm Spalt. Der Kleber verteilt sich durch Kapillarwirkung gleichmäßig. 
Einfacher gehts nicht, und für meine Haltekraft (max. 40Ncm) reicht das 
auf jeden Fall. Meine Frage bezog sich nur auf das praktische Handling, 
nicht OB die Art zu Fixieren gut oder schlecht ist. Wie gesagt, geht es 
mir um das Vermeiden von Kleberückständen im Motor. Es handelt sich um 
einen Schrittmotor. ich hab auch einen zerlegt um zu sehen, wo genau der 
Kleber überlaufen könnte und Schaden anrichten könnte. Es gibt einen 
gewissen Puffer durch das an der Welle montierte Kugellager, über dessen 
Rand der Kleber auch erst drüberlaufen müsste. Alles also sehr 
unwahrscheinlich.
Kopfüber-Montage wäre eine Möglichkeit, allerdings habe ich dann ein 
Problem mit dem Zahnrad: das würde nach unten fallen. Wenn ich den Motor 
UND das Zahnrad von unten stützen möchte, müsste ich eine Vorrichtung 
basteln, die beides im richtigen Abstand hält, und ausserdem ist der 
Kleber besser zu dosieren, wenn ich ihn von oben in die Ritze laufen 
lassen kann.
War nur einfach so eine Frage, weil ich dachte, dass vieleicht jemand 
anderer auch schon mal in dieser Situation war und sich da etwas 
zurechtgelegt hat. Ich löse es im Moment einfach so, dass ich den Kleber 
reinlaufen lasse, dann das Zahnrad etwas anhebe und drehe. Es klappt eh 
gut, ich hab halt keine 100%ige Sicherheit, dass mir mal Kleber unten 
durchläuft (was bis jetzt bei ca. 50 Klebungen noch nie passiert ist)...

von uxdx (Gast)


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Den 2701 kannte ich noch gar nicht, der wird auch für Messing und 
verchromte Flächen angegeben. Kannte bisher nur 648, für 
Stahl/Edelstahl.

Danke für den Tip.

von uxdx (Gast)


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ich habe mir nochmal die beiden Datenblätter 2701 und 648 genauer 
angesehen: 2701 ist als Schraubensicherung gedacht, 648 als Verbindung 
Welle-Nabe. Da solltest Du für Deine Anwendung eher Loctite 648 nehmen.

von Düsendieb (Gast)


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Kannst du nicht einfach die Welle durch ein Stück Frischhaltefolie oder 
Stretchfolie aus dem Versandbereich stecken, dein Zahnrad aufkleben und 
danach das Stück Folie opfern und abreißen?

Frischhaltefolie ist billig und als Nichtmetall für deinen Kleber 
vermutlich uninteressant.

Die Belastung durch das Abreißen wird das Lager schon aushalten.

von Manfred (Gast)


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MaWin schrieb:
> Ich halte eine so geklebte Verbindung aber für groben Pfusch.

Das steht Dir zu, die Firma Loctite ist ganz anderer Ansicht und 
verdient Geld damit. Man nimmt natürlich nicht irgendwas aus dem 
Bastelregal, sondern schaut sich Datenblätter an und nimmt die geeignete 
Fügemasse - die hat mir schon einige Teile gerettet, die der alte 
Sturmechaniker für nicht reparierbar erklärt hat.

von Pieter (Gast)


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moin,

kann nur bestätigen, Loctite 638 zum fügen Welle-Naben.
Wir haben damit ca. 10000 Ritzel auf Motornaben geklebt, die Teile 
laufen seit 20 Jahren.
Im 1. Jahr gab es ein paar Ausfälle, weil zu wenig 638 verwendet wurde.

Zum trennen brauch man eine Abzugsvorrichtung.

von Modellbauer (Gast)


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uxdx schrieb:
> 2701 ist als Schraubensicherung gedacht, 648 als Verbindung Welle-Nabe.
> Da solltest Du für Deine Anwendung eher Loctite 648 nehmen.

Ich kenne wiederum den 648 nicht, den 2701 dagegen habe ich schon oft 
benutzt um Welle-Nabe zu kleben.
Genauer gesagt flexible Wellen in Modellbooten. Diese werden in Hülsen 
eingeklebt, die wiederum in einer Kupplung gespannt werden. Das sind 
wahnsinnige Drehzahlen und Wellenleistungen. 4,7 mm Welle auf 12 mm 
Länge geklebt, macht 5 kW bei 30.000 rpm locker mit. Hätte ich vorher 
nicht gedacht. Da hatte man so Spannzangen die immer wieder versagten.
Also 2701 ist mein Favorit.

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