Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gatestrom für MOSFET


von Bert S. (kautschuck)


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Hi,

Ich habe folgenden Gate-Treiber und MOSFETs, bei welchen ich den 
optimalen Gate-Strom bestimmen möchte. Der Treiber hat eine Slew-Rate 
Control, so dass ich einen fixen Gate-Strom wählen kann.

Nun sollte man diesen ja so gering wie möglich wählen, da es sonst zu 
Ringing und anderen Phänomenen führen kann (habe schon paar zerstöre 
Motortreiber gehabt), aber auch nicht zu gering wegen den höheren 
Verlusten:

Der MOSFET hat eine Qgd (Das ist die relevante Größe für die Gateladung, 
oder?) von maximal 14nC. Daher ist die Gate-Ladezeit Qgd/Ismart. Nach 
obiger Tabelle kann ich also folgende Lade/Entladezeiten für das Gate 
erreichen: 
(1.4us/0.7us),(466ns/233ns),(233ns/116ns),(116ns/58ns),(58ns/23ns),(23ns 
/11ns),(11ns/5ns),(5ns/2ns)

Der Gate-Treiber hat eine Dead-Time von 100ns fix. Wie kann ich da aber 
sicher sein, dass nie beide MOSFETs gleichzeitig leiten? Muss ich das 
mit einbeziehen für den maximalen Gate-Strom?

Das ganze soll mit 32kHz PWM betrieben werden.

Gate Driver: (DRV8320)
https://www.ti.com/lit/ds/symlink/drv8320.pdf?HQS=dis-mous-null-mousermode-dsf-pf-null-wwe&DCM=yes&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.mouser.de%2F&distId=26

MOSFET: (BSC040N08NS5ATMA1)
https://www.mouser.ch/datasheet/2/196/Infineon-BSC040N08NS5-DataSheet-v02_02-EN-1731275.pdf

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Designe nicht zu sehr auf Kante. Denn es gibt noch den Millereffekt, der 
sich beim Durchsteuern der Drain-Source Strecke gegen die Gateladung 
stemmt.

Deswegen ist es sinnvoll, das Gate mit mehr als dem minimalen Strom zu 
laden/entladen, um zügiges Laden und Entladen zu gewährleisten. Dann 
sind auch die Ein- und Ausschaltzeiten gut zu kontrollieren.
Der Effekt von Ringing ist durch z.B. Gatewiderstände gut in den Griff 
zu bekommen und lange nicht so tragisch wie langsame Auf- und Entladung.

: Bearbeitet durch User
von Bert S. (kautschuck)


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Matthias S. schrieb:
> Der Effekt von Ringing ist durch z.B. Gate Widerstände gut in den Griff

Nach dem Datenblatt sollen diese eigentlich vermieden werden, daher auch 
die Smart Drive Funktion.

Matthias S. schrieb:
> das Gate mit mehr als dem minimalen Strom zu
> laden/entladen

Ja das habe ich vor, momentan fahre ich mit 60mA/120mA und es scheint 
sehr gut zu funktionieren oder ist das schon zu flach?

: Bearbeitet durch User
von Teo D. (teoderix)


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Bert S. schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Der Effekt von Ringing ist durch z.B. Gate Widerstände gut in den Griff
>
> Nach dem Datenblatt sollen diese eigentlich vermieden werden, daher auch
> die Smart Drive Funktion.

Was dort immer wieder zu sehen ist, sind Ferriteperlen ...

von Achim S. (Gast)


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Bert S. schrieb:
> r, momentan fahre ich mit 60mA/120mA und es scheint sehr gut zu
> funktionieren oder ist das schon zu flach?

stell das oszi mal auf 1us statt auf 20us, damit man die Flanke wirklich 
erkennen kann.

mit dem aktuellen Bild würde ich sagen: es ist weit entfernt von 
ringing, und es erzeugt Verlustphasen von einigen us, die nicht 
notwendig wären. ob sie deswegen schon kritisch sind musst dir selbst 
für deine Anwendung bewerten. evtl stört es ja nicht, wenn die fets ein 
klein bisschen wärmer werden.

Bert S. schrieb:
> Nach dem Datenblatt sollen diese eigentlich vermieden werden, daher auch
> die Smart Drive Funktion

na die wollen halt ihre smart drive Treiber verkaufen - klar stellen sie 
diese Funktion in den Vordergrund.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Bert S. schrieb:
>> Der Effekt von Ringing ist durch z.B. Gate Widerstände gut in den Griff
>
> Nach dem Datenblatt sollen diese eigentlich vermieden werden, daher auch
> die Smart Drive Funktion.

Ich pfeife auf SmartDrive, wenn es auch ein passender Gatewiderstand tut 
:-)

Achim S. schrieb:
> mit dem aktuellen Bild würde ich sagen: es ist weit entfernt von
> ringing, und es erzeugt Verlustphasen von einigen us, die nicht
> notwendig wären.

Sehe ich auch so. Das ist in der ansteigenden Flanke mehr verrundet als 
nötig. Wenn du mal reinzoomst, ist auch Miller gut zu erkennen. Was für 
eine Last schaltet der MOSFet denn z.Zt.?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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32kHz sind eigentlich für FETs kein Problem, für IGBTs schon 
schwieriger. Da muß man sich noch nicht so viel Gedanken um einen hohen 
Gate-Strom machen, das wird erst im Mhz-Bereich so richtig interessant, 
wie es z.B. die Tripath Class-D-Endstufen gemacht haben. Da kommen dann 
trotz kapazitätsarmen FETs Probleme mit der Treiberleistung, die auf 
unschön hohe Werte klettert.

Wenn ich ein Netzteil baue dann meistens mit so 50..60kHz, normaler 2A 
Gate-Treiber (z.B. das gute alte IR2113 Arbeitstier) und vielleicht 
10..22 Ohm Gate-Widerstand, oft noch mit einer Diode überbrückt damit 
der FET schneller sperrt.

Probleme mit Ringing hatte ich manchmal bei hoher Zwischenkreisspannung 
wenn der Gate-Widerstand zu gering gewählt wird. 4,7 Ohm funktioniert in 
vielen Fällen auch noch prima, aber eben nicht immer. Oder wenn das 
Layout nicht besonders gut ist, bekommt man bei 420V 
Zwischenkreisspannung schnell irgendwelche Spannungsspitzen beim 
Schalten, die man nie erwartet hätte...

Ansonsten halt Testaufbau. Zu geringer Gate-Strom bewirkt eine unnötige 
Erwärmung der FETs, zuviel bedeutet Schwingneigung.

von Erkennungsdienst (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Wenn du mal reinzoomst, ist auch Miller gut zu erkennen.

Bleib bloß weg mit dem. Den sehe ich am liebsten von hinten.

von w/ (Gast)


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Bert S. schrieb:
> den optimalen Gate-Strom

Den gibt es schon ... aber der Betrieb ist in einem
recht breiten Bereich möglich (ohne zu hohe Verluste /
ohne gleich wilde Oszillationen zuzulassen).

Bert S. schrieb:
> Nun sollte man diesen ja so gering wie möglich wählen

Evtl. auch anders herum für max. Effizienz: Umladeströme
grad so niedrig, daß es da noch nicht zu sehr klingelt.

(Beschreibt eigentlich eher den meistgebrauchten Ansatz,
siehe eben auch Mathias' ersten Post dazu.)


Achim S. schrieb:
> na die wollen halt ihre smart drive Treiber verkaufen - klar stellen sie
> diese Funktion in den Vordergrund.

So ist es wohl. Allgemein wäre eher so etwas interessant:

https://www.ti.com/lit/ml/slua618a/slua618a.pdf?ts=1621656715504&ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F


Was Du beschreibst (bzw. womit die "Smart Drive Funktion"
beworben wird) ist nur Usus für "so leise (=störarm) wie
nur möglich", was aber nicht bei jeder Anwendung das Ziel
ist (gar nicht sein kann).

Wird hohe Effizienz bei gleichzeitig niedrigstmöglicher
Störsignal-Generation angestrebt, macht man das über sog.
"weiches Schalten". (Soft Switching; Phase Shifted Full
Bridge; LLC; Resonant Converter als Google Suchbegriffe)


Aber das Nonplusultra gegen Ringing ist zuallererst einmal
ein möglichst optimales_Layout - mögl. niedrige parasitäre
Induktivitäten (Leiterzüge so breit / kurz wie praktikabel,
in erster Linie/"hier": bzgl. Gatestromkreis; grundsätzlich
aber alle Stromkreise).

Lothar Miller (ist sogar Mod hier) hat da was geschrieben:

http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/40-Layout-Schaltregler


Doch ist alles primär von der Anwendung abhängig, wie oben
gesagt ist der mögliche Bereich der Umladeströme und damit
Schaltgeschwindigkeit (oder Schaltflankensteilheit) recht
breit (vielleicht Schaltzeiten zw. ca. 1/500 und 1/20 der
Gesamt-Periodendauer möglich und auch anzutreffen).

Ob nun das eine oder das andere Extrem sinnvoll, bzw. wie
zumeist eher: Welche ungefähre Stelle dazwischen angepeilt
wird, richtet sich also nach den vielen unterschiedlichen
Anforderungen und Umständen, welche die Vielzahl diverser
Anwendungsmöglichkeiten von Mosfets eben mit sich bringt.

Daher auch diese Frage:

Matthias S. schrieb:
> Was für eine Last schaltet der MOSFet denn z.Zt.?

von w/ (Gast)


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w/ schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Was für eine Last schaltet der MOSFet denn z.Zt.?

Sehe gerade: Matthias mit Doppel-T. Sorry, Matthias.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Erkennungsdienst schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>
>> Wenn du mal reinzoomst, ist auch Miller gut zu erkennen.
>
> Bleib bloß weg mit dem. Den sehe ich am liebsten von hinten.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass der von dir 
angesprochene Miller deine homosexuelle Gesinnung teilt.

von Erkennungsdienst (Gast)


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Magnus M. schrieb:
> Erkennungsdienst schrieb:
>> Matthias S. schrieb:
>>
>>> Wenn du mal reinzoomst, ist auch Miller gut zu erkennen.
>>
>> Bleib bloß weg mit dem. Den sehe ich am liebsten von hinten.
>
> Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass der von dir
> angesprochene Miller deine homosexuelle Gesinnung teilt.

Oh, ein Behelfskomiker.

Was haben wir versucht, zu lachen...

Es gibt Typen, die machen den Mund auf, sprechen EIN Wort und ich weiß: 
Das ist ein Arschloch. Die Lebenserfahrung zeigt, daß das exakt stimmt.

von Bert S. (kautschuck)


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Die Anwendung ist ein Motorcontroller. Ich habe jetzt nochmals mit 
genauerer Auflösung gemessen, der High Side MOSFET ist in etwa 1us voll 
durchgeschaltet, von daher passt das schon.

Oben ist noch ein Bild von der Phasenspannung des Motors beim 
Durchschalten. Das Bild tritt so bei maximaler Bestromung auf (7A) und 
man sieht auch leichtes ringing. Denkt ihr, das ist schon zu viel 
ringing? (18V Versorgung, 21.5V maximale Amplitude)

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Das sagt jetzt nicht so viel, ohne die Versorgung genauer zu betrachten. 
Es klingelt ja, wenn der MOSFet schon durchgeschaltet ist, was eher 
darauf hindeutet, das die Motorspannung ungenügend abgeblockt ist - oder 
über zu dünne/lange Leitungen geführt wird.
Ausreichende Schaltunterlagen hast du ja nicht geliefert und auch kein 
Layout.

von Bert S. (kautschuck)


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Matthias S. schrieb:
> Das sagt jetzt nicht so viel, ohne die Versorgung genauer zu betrachten.
> Es klingelt ja, wenn der MOSFet schon durchgeschaltet ist, was eher
> darauf hindeutet, das die Motorspannung ungenügend abgeblockt ist - oder
> über zu dünne/lange Leitungen geführt wird.
> Ausreichende Schaltunterlagen hast du ja nicht geliefert und auch kein
> Layout.

Die Versorgung bleibt stabil beim MOSFET Eingang (200mVpp) bei diesem 
Strom, von daher scheint alles mehr als genug gepuffert.

Ich werde noch was vom Layout posten

von 2aggressive (Gast)


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Erkennungsdienst schrieb:
> Was haben wir versucht, zu lachen...
Dann geh doch zum lachen bitte in den Keller, deinen Ironiedetektor 
wiederfinden.
Ob die Vorlage als (kostenseitig) ein Moderatoren- , Physiker-, oder als 
Schwulenwitz gemeint war? Technisch gesehen ist das egal!

Da sage mal irgendeiner was gegen schizophrenen Humor.

Ich auch!

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