Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Berührungsschutz Stecker/Buchsen


von BelilMedwed (Gast)


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Hallo,



vielleicht kann mir ja einer helfen oder einen Tipp geben. Ich habe hier 
in einer Industrieanlage Stecker/Buchsen von TE AMP 5000 Serie. Darüber 
sind Heizelemente mit ~200V angeschlossen.

Nun sind wir uns uneinig ob diese Stecker/Buchsen überhaupt so erlaubt 
sind. Ich kann relativ einfach auf die Kontakte greifen. Diese sind 
"theoretisch" versengt ins Plastikgehäuse aber die Öffnung ist soweit 
offen, dass ich diese mit meinen Fettfingern berühren kann.

Hat jemand eine Idee ob das so erlaubt ist oder welche Norm dafür in 
frage kommt dass man einen Berührungsschutz XYZ braucht (habe leider 
gerade keinen Zugriff auf Normen)

Danke

VG

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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BelilMedwed schrieb:
> Diese sind
> "theoretisch" versengt

Hoffentlich nicht.

Es gibt "Normfinger" für sowas.
Aber wichtiger: Kommt der normale Benutzer an den Stecker oder ist das 
Ganze in einem geschlossenen Gehäuse, das im normalen Betrieb nicht 
geöffnet werden muss/kann?

https://www.elektrofachkraft.de/sicheres-arbeiten/beruehrungsschutz-notwendig

von Frank K. (fchk)


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Kannst Du über die Crimpstelle nicht Schrumpfschlauch ziehen, bevor Du 
den Pin im Gehäuse montierst?

fchk

von BelilMedwed (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
>> "theoretisch" versengt
>
> Hoffentlich nicht.

:D Ich meine natürlich versenkt und nicht versengt.

Es gibt keine direkte Abdeckung. Die Kabel kommen aus einem Kabelkanal 
-> Stecker/Buchse -> Kabel -> Heizelement. Also kann ich relativ einfach 
da dran greifen.

In der Theorie würde ein Anlagenbediener nicht an diesem Teil der 
Maschine arbeiten. Es wäre "nur" Instandhaltung personal betroffen. Nur 
möchte ich dafür nicht die Hand ins Feuer legen.

Frank K. schrieb:
> Kannst Du über die Crimpstelle nicht Schrumpfschlauch ziehen, bevor Du
> den Pin im Gehäuse montierst?

Unsere Mutterfirma sagt halt - ist nach IP2x sicher... aber ich bin der 
Installateur der Maschine der zufällig früher als Elektrofachkraft tätig 
war und mein gesunder Menschenverstand sagt es ist nicht sicher wenn ich 
da hinein greifen kann. Ich bewerte die Sicherheit an der Stelle anders. 
Vor allem die Maschine ist neu.

Natürlich werde ich von mir aus überall Schrumpfschlauch nachrüsten (was 
bei diesen Pins eher schlecht ist da diese recht breit sind und 
Schrumpfschlauch mit 2,2:1 schon recht knapp mit halten ist) aber ich 
will natürlich das dies in Zukunft unterbleibt und hatte auf "so wird es 
richtig macht" gehofft was ich denen vorhalten kann (auf die untersten 
Leute die an Hardware arbeiten hört man nicht so gern...).

von Forist (Gast)


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BelilMedwed schrieb:
> vielleicht kann mir ja einer helfen oder einen Tipp geben. Ich habe hier
> in einer Industrieanlage Stecker/Buchsen von TE AMP 5000 Serie. Darüber
> sind Heizelemente mit ~200V angeschlossen.

Signale bei Mikrocontrollern oder sonstiger digitaler Elektronik haben 
mit ~200V nix am Hut.

Tipp: Frage in einem passenden Forum

von Achim H. (anymouse)


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Wie nahe (Millimeter) kommt denn der Testfinger dem Metallkontakt 
wirklich? Und wenn man einen längeren Fingernagel annimmt?
Und sind die "~200V" eher Cat.I oder Cat.II -- oder gar Cat.III und es 
sind eigentlich 230V?

Wenn Du hier eine Isolationsprüfung machen würdest: Kannst Du bei 
relevanten Spannungen einen Überschlag hervorrufen?

von Harald W. (wilhelms)


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BelilMedwed schrieb:

> In der Theorie würde ein Anlagenbediener nicht an diesem Teil der
> Maschine arbeiten. Es wäre "nur" Instandhaltung personal betroffen. Nur
> möchte ich dafür nicht die Hand ins Feuer legen.

Solange man ein Werkzeug (und sei es nur ein einfacher
Schraubenzieher oder Schweizer Messer) um Teile zu
berühren, ist das so zulässig.

von Praktiker (Gast)


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Hallo

wenn der Stecker und die Verarbeitung (crimpung usw.) so zugelassen und 
korrekt ausgeführt ist und die geforderte (und hoffentlich der Anwendung 
entsprechenden) IP2x auch einhält, wofür der Hersteller mit den 
aufgeprägten Prüfzeichen seinen Kopf hin hält (und von dir auch indirekt 
bezahlt wird - ansonsten könnte ja man auch noname Stecker nehmen die 
meist deutlich weniger Kosten) dann ist für dich doch rechtlich alles 
klar.
Da haben sich zum Glück schon andere einen Kopf darum gemacht was unter 
welchen Umständen sicher (genug) ist.
Mit Vorsatz oder gemeingefährliche Dummheit kann sich jeder Umbringen - 
da ist dann auch eine Hochspannungsleitung nicht sicher, jeder 
angeschlossene Steckdose kann mit minimalen "Aufwand" zum 
Selbstmordwerkzeug werden (wobei sich mit 230V umbringen wohl nur sehr 
begrenzt  schnell und schmerzlos sein wird - wer jemals einen gewischt 
bekommen hat denn dürfte das klar sein...)

Wenn du die Vorschriften (teilweise gesichert durch den Hersteller) 
einhältst bist du auf der sicheren Seite.
Wer sich über jedes "Was wäre, wenn etwas passiert an dem ich indirekt 
beim Aufbau oder Installation beteiligt war, denkt einfach zu viel nach 
und schafft sich Probleme wo keine sind.

Zwar eine andere Baustelle - aber letztendlich doch vergleichbar:

Wenn der Lokführer (oder wie der Beruf heute auch immer korrekt 
bezeichnet wird) zum unfreiwilligen "Henker" wird dann ist es auch 
sinnfrei das er sich darüber Gedanken oder gar Vorwürfe macht was 
gewesen wäre wenn ein Signal mehr auf Halt gestanden hatte, er heute 
Krank und zu hause geblieben wäre oder vor vielen Jahren einen anderen 
Beruf gewählt hätte.

Auch "very big shit" happens - wenn man die Vorschriften eingehalten hat 
ist man schon mal rechtlich raus aus der Sache - und das andere muss man 
sich halt an trainieren bzw. ernsthaft darüber nachdenken einen Job in 
einen ganz anderen Bereich zu wählen.
Klingt hart - aber so schützt man sich und macht sich nicht zum Trottel 
oder "Züchtet" sich gar eine Depression wegen irgendeinen Selbstmörder 
oder vollkommenen Ignoranten der seine Finger (Körper) an Stellen bringt 
wo sie nichts zu suchen haben.

Du (man) ist nun mal nicht für jedes Elend auf der Welt zuständig...

Praktiker

von BelilMedwed (Gast)


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Achim H. schrieb:
> Wie nahe (Millimeter) kommt denn der Testfinger dem Metallkontakt
> wirklich? Und wenn man einen längeren Fingernagel annimmt?
> Und sind die "~200V" eher Cat.I oder Cat.II -- oder gar Cat.III und es
> sind eigentlich 230V?
>
> Wenn Du hier eine Isolationsprüfung machen würdest: Kannst Du bei
> relevanten Spannungen einen Überschlag hervorrufen?

Sind 200V. Cat.1. Transformator aber sekundärseitig Lx mit PE verbunden.
Ist halt bossle komisches System.

Von Isolationsprüfungsseite und co. habe ich 0 bedenken. Das passt schon 
alles. Die Stecker sind auch eher Überdimensioniert.

Mich hat nur sehr erstaunt wie einfach es war an die Pins in 
Stecker/Buchse Bild 1 zu kommen. Zugegebener weise Bild2/3 
Stecker/Buchse ist es nicht mehr so einfach aber möglich. Wie gesagt ich 
habe recht dicke Finger...

Und so einfach sehe ich das nicht mit "hab ich nicht gesehen" oder 
"Mutterkonzern sagt das passt schon so". Als 
Installateur/Inbetriebnehmer der Anlage und ehem. Elektrofachkraft 
empfinde ich eine gewisse Verantwortung das sich keiner aus versehen 
schädigt.


Danke für den Input.

Grüße

P.S Ich fühle mich nicht für das Elend auf der Welt zuständig aber 
versuche eine gute tat per Tag durchzuführen - auch wenn das nur ein Eis 
essen bedeutet ;)

von mIstA (Gast)


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BelilMedwed schrieb:
> was bei diesen Pins eher schlecht ist da diese recht breit sind und
> Schrumpfschlauch mit 2,2:1 schon recht knapp mit halten ist

Es gibt auch Schlauch mit Schrumpfratten von 3:1 oder 4:1.
Oder Du ziehst den Schlauch über den ganzen Stecker und läßt ihn hinten 
1-2cm überstehen; wird zwar sicher nicht dicht mit dem Kabel 
abschließen, aber als Schutz gegen versehentliche Berührungen reichts 
auf jeden Fall.


Praktiker schrieb:
> und das andere muss man sich halt an trainieren

Wo kriegt man die dafür nötigen Selbstmörder her?

von Soul E. (Gast)


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BelilMedwed schrieb:

> Mich hat nur sehr erstaunt wie einfach es war an die Pins in
> Stecker/Buchse Bild 1 zu kommen. Zugegebener weise Bild2/3
> Stecker/Buchse ist es nicht mehr so einfach aber möglich. Wie gesagt ich
> habe recht dicke Finger...

Ist das jetzt ein aussenliegender Stecker, den auch die Putzfrau oder 
ein anderer elektrotechnischer Laie berühren könnte? Oder sitzt der 
Stecker im Inneren eines Schaltschrankes, den nur Fachleute öffnen 
dürfen (mit Warnsymbolen auf der Tür etc). Das macht ja einen gewaltigen 
Unterschied bzgl der Anforderungen. In die Schraubklemmen eines FI komme 
ich mit dem kleinen Finger auch rein. Das ist aber ok, weil die für 
"normale" Nutzer abgedeckt und damit unzugänglich sind.

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