Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik optionale Beschaltung TDA7293/*4/*5/*6


von Bernd (Gast)


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Nach dem Studium einschlägiger Literatur (Cordell/Self) zeigen praktisch 
alle Operationsverstärker im invertierenden Betrieb bessere 
Verzerrungswerte. Deshalb habe ich mir die Frage gestellt ob beim 
TDA7293 und seinen "Geschwistern" durch eine entsprechende Beschaltung 
hier auch noch etwas zu verbessern ist - die Datenblätter geben ja 
hierzu keine Information....

* Bei entsprechender Beschaltung (in+ an GND) würde lediglich die 
MUTE-Funktion wegfallen

* Da der Spannungsverstärker separat versorgt werden kann würde ich die 
Betriebsspannung dafür jeweils 5V höher wählen als für den Lastteil

* Der Sinn der Bootstrapschaltung erschließt sich mir nicht - den 
Bootstrapkondensator würde ich weglassen und den Bootstrapanschluß mit 
der positiven Spannungsversorgung verbinden und damit die 
Spannungsverstärkerstufe direkt versorgen (bezugnehmend auf das 
Blockdiagramm vom TDA7296, Seite2)

* (nur) beim TDA7293 könnte vom Pin11 aus (vermutlich der Ausgang der 
Spannungsverstäkerstufe) noch zusätzlich ein "input inclusive" 
Kompensationkondensator ergänzt werden

Deshalb hier die Frage an die Profis:
- Hat hier schon jemand Erfahrungen gesammelt?
- Lohnt der Versuch?

von Anselm (Gast)


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Kennst du den LM3886?


o/
Anselm

von Bernd (Gast)


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Ja, den kenne ich.
Er hat vergleichbare Werte beim ungefähr doppelten Preis. Eine 
entsprechende Schaltung wird auch im Buch von Herrn Cordell beschrieben, 
deshalb auch hier die Frage ob das bei den TDAs auch funktioniert. Da 
ich für Aktivlautsprecher (4-Wege Dipole, ähnlich dem Vorbild LX521 von 
Linkwitz) 12 Kanäle aufbauen möchte spielt der Preis durchaus eine 
Rolle.

von MaWin (Gast)


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Bernd schrieb:
> Der Sinn der Bootstrapschaltung erschließt sich mir nicht - den
> Bootstrapkondensator würde ich weglassen und den Bootstrapanschluß mit
> der positiven Spannungsversorgung verbinden

Hmm  meinst du nicht, dass du erst Grundlagen über Endstufen lernen 
solltest, bevor du bahnbrechende Erfindungen zur Audiophilie treiben 
willst ?

Bernd schrieb:
> Lohnt der Versuch?

Nein. Der Gain so einer Endstufe ist praktisch so hoch, dass die common 
mode Eingangsspannung nicht mal um 1 Volt schwankt, so dass Verzerrungen 
auf Grund des Übersteichens des common mode Bereichs keine Rolle 
spielen.

von Bernd (Gast)


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Gerade das "weite" Überstreichen des common mode Bereichs ist doch über 
den Early-Effekt  der Eingangsstufentransistoren erst die Ursache für 
die "zusätzlichen" Verzerrungen...

von Nichtverzweifelter (Gast)


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MaWin schrieb:
> dass die common mode Eingangsspannung nicht mal um 1 Volt schwankt

Bernd schrieb:
> Gerade das "weite" Überstreichen...

Warum drehst Du jetzt MaWin das Wort im Mund um?

Beitrag #6717704 wurde vom Autor gelöscht.
von jo (Gast)


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Bernd schrieb:
> * Der Sinn der Bootstrapschaltung erschließt sich mir nicht - den
> Bootstrapkondensator würde ich weglassen und den Bootstrapanschluß mit
> der positiven Spannungsversorgung verbinden und damit die
> Spannungsverstärkerstufe direkt versorgen (bezugnehmend auf das
> Blockdiagramm vom TDA7296, Seite2)

Kuck da: Beitrag "Kondensator in Verstärker Schaltung"

von Bernd (Gast)


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Hallo Jo

vielen Dank für den Link zur Erklärung.
Im konkreten Fall der TDA729* kann ich die Eingangsstufe ja separat mit 
einer höheren Spannung versorgen und meine Frage zielte darauf ab, ob in 
diesem konkreten Fall der Bootstrapkondensator auch noch zwingend 
benötigt wird - oder ob ein Anschließen  des Bootstrappins an diese 
höhere Spannung ebenso die maximale Aussteuerbarkeit des oberen 
Transistors herstellt...

von Mampf F. (mampf) Benutzerseite


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Bernd schrieb:
> Im konkreten Fall der TDA729* kann ich die Eingangsstufe ja separat mit
> einer höheren Spannung versorgen

Wieso würde man das machen wollen?

Die Kosten für einen 22µF sind sicherlich kleiner als die Kosten für den 
Aufwand, den du treiben müsstest, um eine höhere Betriebsspannung zur 
Verfügung zu stellen 🤔

Aber okay, spielen wir es mal durch ... Was würdest du denn mit deiner 
Spannungsversorgung machen, um den 22µF Kondensator loszuwerden?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Bernd schrieb:

> Im konkreten Fall der TDA729* kann ich die Eingangsstufe ja
> separat mit einer höheren Spannung versorgen und meine Frage
> zielte darauf ab ... ob ein Anschließen  des Bootstrappins an
> diese höhere Spannung ebenso die maximale Aussteuerbarkeit
> des oberen Transistors herstellt...

Vom Hersteller gibt es keine Applikationsschaltung, die das macht. Auch 
die "High Efficiency" Schaltung aus den Datenblatt des TDA7294 macht das 
nicht. Obwohl sie die Betriebsspannung für Vor- und Endstufe getrennt 
zuführt. STM hält sich auch sehr bedeckt, was die wirkliche Schaltung 
am Bootstrap-Pin ist (es gibt nur ein Blockschaltbild).

Insofern würde ich sagen: nein. Man kann den Bootstrap-Pin nicht einfach 
mit einer höheren Spannung verbinden. Was dich nicht davon abhalten 
soll, es zu versuchen. Da du ja anscheinend voll der Crack bist, was die 
Schaltungstechnik von Audio-Endstufen angeht [1] kommst du da bestimmt 
weiter. Immerhin hast du ja auch gleich erkannt, daß die Beschaltung so 
eines Käfers rein optional ist!1!!elf


[1] <Sendung mit der Maus> Und das, liebe Kinder, war Sarkasmus </>

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Damit nun der Fragesteller nicht völlig entmutigt wird:

Klassisch führt der Weg vom Ausgang (grosser Spannungshub) einer 
Endstufe über einen grösseren Kondensator ("hart") an den geteilten 
Arbeitswiderstand einer Treiberstufe. Den Knotenpunkt dieser 
Widerstände, der dynamisch mit einer Spannung "aus der Endstufe" 
aufgestockt wird, nun mit einer festen Spannungsversorgung zu verbinden, 
würde genau das Gegenteil bewirken. Weniger, möglicher Spannungshub der 
Treiberstufe, damit weniger Aussteuerbarkeit der eigentlichen Endstufe.

Abhaken, die Idee...

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Klassisch führt der Weg vom Ausgang (grosser Spannungshub) einer
> Endstufe über einen grösseren Kondensator ("hart") an den geteilten
> Arbeitswiderstand einer Treiberstufe. Den Knotenpunkt dieser
> Widerstände, der dynamisch mit einer Spannung "aus der Endstufe"
> aufgestockt wird, nun mit einer festen Spannungsversorgung zu
> verbinden, würde genau das Gegenteil bewirken. Weniger, möglicher
> Spannungshub der Treiberstufe

Das ist so nicht korrekt. Eine bipolare Darlington-Stufe kann man 
konventionell bis ca. 3V an die Rails fahren. Für MOSFET ist es etwas 
mehr, ca. 6-7V. Wenn man die Treiberstufe mit entsprechend höherer 
Spannung versorgt, kommt man bis auf ca. 1V an die Rails heran.

Aber dazu muß man den Verstärker diskret aufbauen. Eine entsprechende 
Schaltung habe ich hier vor längerer Zeit mal gepostet. Ich bezweifle, 
daß es das in integrierter Form gibt. Denn integrierte Endstufen nimmt 
man ja gerade, wenn es preisgünstig werden soll. Das beißt sich etwas 
mit dem höheren Aufwand für das Netzteil.

von Bernd (Gast)


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vielen Dank Axel,

meine Annahme diese aus den diskreten Schaltungstechnik bekannte 
Versorgung der Spannungsverstärkerstufe auch hier anwenden zu können 
ergab sich aus dem Blockschaltbild des TDA7296, welches zeigt dass die 
Versorgung der Spannungsverstärkerstufe über den Bootstrap-Pin möglich 
sein sollte.

Letztlich geht es nicht um die geringst möglichen Kosten für die 
Beschaltung des TDA, sondern um die Frage ob durch eine andere als die 
im Datenblatt gezeigte eine bessere Signalqualität erzielt werden 
kann...

...und ja, dazu braucht es tatsächlich die "Cracks" der analogen 
(Audio-) Schaltungstechnik, und ich hatte die Hoffnung hier welche zu 
finden.
Ich habe hier das Anfängerniveau schon eine Weile hinter mir, bin aber 
sicher noch weit davon entfernt ein echter "Crack" zu sein.

Vielen Dank auch für alle anderen Antworten

von Bernd (Gast)



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Nun habe ich meine Schaltung gefunden. Der Bootstrap-Kondensator ist 
drin geblieben und alle Spannungsversorgungspins werden wie vom 
Hersteller vorgesehen versorgt. Es handelt sich um eine "composite"- 
Schaltung. Anbei ein paar Diagramme....aufgenommen mit dem Verstärker 
auf der Werkbank liegend, versorgt mit einem Labornetzteil.

von Götz (Gast)


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Die Sache läuft also.
Aaaber: Was soll ich aus den vier Oszillogrammen als deine 
Erfolgsmeldung mitnehmen?

von wo (Gast)


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Wo ist die Schaltung?

von Bernd (Gast)


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Hallo "von Götz",
(ich hoffe doch nicht der von Berlichingen *sorry das musste jetzt 
sein*)

das sind keine Oszillogramme, sondern Spektralanalysen - daraus 
entnehmen kannst Du dass der Verstärker praktisch so gut wie keine 
harmonische und Intermodulationsverzerrungen hat

Hallo "von Wo"
die Schaltung ist eine Eigenentwicklung, im wesentlichen unter 
Zuhilfenahme von Application-Notes, Simulation, und ausprobieren. Etwas 
mehr darüber kannst Du hier erfahren: 
https://www.diyaudio.com/forums/chip-amps/371174-tda-7293-a.html

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