Forum: Haus & Smart Home Schaltschrank Netzanschluss einadrig oder mehradrig


von Frank (Gast)


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Hallo zusammen,

ich möchte die Kabel für den Netzanschluss eines Schaltschranks 
definieren. Benötigt werden drei Phasen, Neutralleiter und Schutzleiter.
Da ein Leiterquerschnitt von 70mm² benötigt wird habe ich an fünf 
einadrige Kabel gedacht:
- L1, L2, L3, N: 70mm²
- PE: >= 35mm² (nach VDE 0113-1 Kapitel 5.2)

Das einadrige Kabel mit 70mm² wird auch schon an anderer Stelle 
verwendet. Außerdem erhoffe ich mir eine erleichterte Verlegung durch 
fünf einandrige Kabel verglichen mit einem Kabel 5x70mm².

Ein älterer und erfahrener Kollege hat Zweifel angemeldet, dass es 
zulässig ist den Netzanschluss eines Schaltschranks so auszuführen. 
Seines Wissens nach werden die Netzanschlüsse immer mit einem 
mehradrigen Kabel realisiert. Leider konnte er mir bisher keine 
konkreten Normen nennen, in denen der Netzanschluss eines Schaltschranks 
über fünf einadrige Kabel verboten wäre.

Mich würde jetzt eure Meinung / euer Wissen dazu interessieren. Ganz 
ausdrücklich interessieren mich neben dem was erlaubt und was verboten 
ist auch, was ihr eventuell an Vor- und Nachteilen der beiden 
Ausführungen seht.

Ich habe VDE 0113-1 (DIN EN 60204-1) zur Grundlage genommen.

Gruß Frank

von H. H. (Gast)


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Ist erlaubt. Es sollte aber erkennbar sein, dass genau diese fünf 
Leitungen zu einem einzigen Stromkreis gehören.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Frank schrieb:
> Mich würde jetzt eure Meinung / euer Wissen dazu interessieren. Ganz
> ausdrücklich interessieren mich neben dem was erlaubt und was verboten
> ist auch, was ihr eventuell an Vor- und Nachteilen der beiden
> Ausführungen seht.

Wenn's mal noch paar Querschnitte höher geht, dann braucht man über Vor- 
und Nachteile glaube ich nicht mehr nachdenken.

Stell Dir einfach mal einen Umspanner vor, von dessen Kerzen je 5x300mm² 
zur NSHVT laufen.

Wichtig ist, das man die einzelen Leiter entweder bündelt oder mit 
Aluschellen an der C-Schiene befestigt, wenn eine gemeinsame Verlegung 
nicht möglich ist.

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Man kann einadrige Zuleitungen nehmen, Innenisolation farbig, 
Außenisolation z.B. schwarz. Snd aber nennenswerte Sender (z.B. 
Umrichter) im Schrank, ist 4x70 + 35 Schirm eine gute Wahl. Sorte 
Beispiel NYCWY 4x70 SM/35

Der Querschnitt ist auch noch unterhalb "Schlosserei" - läßt sich noch 
ganz gut verlegen.

von Frank (Gast)


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Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten.
Helge hat das Kabel NYCWY 4x70 SM/35 vorgeschlagen. In diesem Fall würde 
der Schirm mit einem Querschnitt von 35mm² als Schutzleiter benutzt 
werden.
Ist das zulässig?

Ich finde dazu bisher nur in VDE 0113-1, dass metallene Kabelschirme 
zwar mit dem Schutzleiter verbunden, aber nicht als Schutzleiter benutzt 
werden dürfen (Abschnitt 8).

Wie seht ihr das?

Gruß Frank

von Sven L. (sven_rvbg)


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Helge schrieb:
> Man kann einadrige Zuleitungen nehmen, Innenisolation farbig,
Haha genau, Du bestellst dann also 5 Trommeln, damit du farbige 
Drähtchen hast?

Im allgemeinein verwendet man sog. Phasen(kennzeichnungs)bänder um die 
Enden zu kennzeichen.

von Sebastian S. (amateur)


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Du kannst das auch mit Einzeladern machen.
...aber
Fünf Drähte zu verlegen ist, ja nach Verlegeart, aufwändiger und die 
Teile brauchen auch mehr Platz.
Einen Vorteil hat ein fünfadriges Kabel: Es hat die richtigen Farben 
intus.

von Frank (Gast)


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Hallo zusammen,

dass jedes Kabel / jede Ader eindeutig identifizierbar sein muss, ist 
klar. Die Vorteile, die ich in der einadrigen Verlegung sehe sind:

- kleinere mögliche Biegeradien
- einadrige Kabel mit dem gleichen Querschnitt werden auch an einer 
anderen Stelle der Anlage verwendet

Trotzdem möchte ich den von Helge angesprochenen Aspekt der 
EMV-Problematik nicht unbeachtet lassen.
Dabei ist mir aber nicht ganz klar, ob es zulässig ist das 
Schirmgeflecht (auch wenn es den ausreichenden Querschnitt von 35mm² 
aufweist) als Schutzleiter zu verwenden.

Oder ob in diesem Fall nicht doch eher ein Kabel mit fünf Adern je 70mm² 
und Schirm, oder das von Helge vorgeschlagene Kabel 4x70 SM35 zuzüglich 
eines einadrigen Kabels mit 35mm² als Schutzleiter die richtige Wahl 
ist.

Wenn ich Helge oder die Norm VDE 0113-1 falsch verstanden habe, freue 
ich mich auch in diesen Fällen über eine Korrektur.

Gruß Frank

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Frank schrieb:
> Dabei ist mir aber nicht ganz klar, ob es zulässig ist das
> Schirmgeflecht (auch wenn es den ausreichenden Querschnitt von 35mm²
> aufweist) als Schutzleiter zu verwenden.

Lapp Kabel schreibt in dem Datenblatt zu deren NYCWY:
"Norm-Referenzen / Zulassungen
HD 603/VDE 0276-603 für NYCWY mit 3 oder 4 Adern plus jeweiligem, 
konzentrischen Schutzleiter"

Hierbei ist das "plus" sicherlich nicht so zu verstehen, dass ein 
separater Schutzleiter zu verwenden sei, sondern dieser eben ein 
Bestandteil des Kabel ist, siehe:

"Fest verlegtes PVC-Erdkabel mit konzentrischem, wellenförmigen 
Cu-Leiter und Querleitwendel

NYCWY, <VDE>, PVC Starkstromkabel nach HD603 / VDE 0276-603. Erdkabel 
zur Festverlegung und Gebäudeinstallation mit konzentrischem, 
wellenförmigen Kupferleiter"

Quelle:

https://www.lappkabel.de/produkte/online-kataloge-shop/anschluss-und-steuerleitungen/gebaeudeinstallation/erdkabel/nycwy.html

von Helge (Gast)


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Soweit ich weiß (und wie es häufig verwendet wird), ist der Schutzleiter 
bei genau dieser Sorte Kabel außen herum und bietet nur zusätzlich eine 
Abschirmwirkung. Das ist nicht zu verwechseln mit normaler 
Steuerleitung, deren Schirm eben nicht zugelassen als Schutzleiter ist.

Einzeladern kann man natürlich auch gleiche nehmen, und die Adern 
unverlierbar dauerhaft kennzeichnen. Diese Einzeladern müssen aber 
doppelt isoliert sein (einadriges Kabel), also 1. eh zweifarbig und 2. 
baut das viel dicker. Beim verlegen ist das Mehraufwand wegen bündeln 
und Belegung der Kabeltrassen, beim auflegen gehts halt bissel 
schneller.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Mir würde es Kopfschmerzen bereiten wenn der Schutzleiter einen um die 
Hälfte geringeren Querschnitt bekommt als die Außenleiter. Aber in 
Deutschland ist so mancher Stuss erlaubt, der einem Kopfschmerzen 
bereitet... von daher keine Ahnung obs erlaubt ist oder unter welchen 
Bedingungen, ich würde es jedenfalls nicht machen. Teuer werden die 
Kabel sowieso, da kommt's auf das bißchen Mehrkosten auch nicht wirklich 
an.

von Helge (Gast)


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Es ist ab bestimmten Querschnitten auch üblich, daß der PEN den halben 
Querschnitt hat. Der ist sowohl dauerhaft stromführend als auch 
Schutzfunktion. Da fangen Bauchschmerzen an.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Ben B. schrieb:
> Mir würde es Kopfschmerzen bereiten wenn der Schutzleiter einen um die
> Hälfte geringeren Querschnitt bekommt als die Außenleiter. Aber in
> Deutschland ist so mancher Stuss erlaubt, der einem Kopfschmerzen
> bereitet... von daher keine Ahnung obs erlaubt ist oder unter welchen
> Bedingungen, ich würde es jedenfalls nicht machen. Teuer werden die
> Kabel sowieso, da kommt's auf das bißchen Mehrkosten auch nicht wirklich
> an.

Warum macht Dir das Kopfschmerzen? Der Schutzleiter führt ja nicht 
betriebsmäßig Strom und solange er bei einem Körperschluss genügend 
Strom zum Auslösen der Sicherung liefern kann, ist doch alles gut!

BTW: Bei Mittelspannungskabeln ist das Schirm-Innenleiter-Verhältnis 
noch krasser. Ok da hängt jede Station an ordentlich Band- und 
Tiefenerdern

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Eben. Bei Mittelspannung gibts sofort einen Erdschluss und die Leitung 
wird von den Schutzeinrichtungen abgeschaltet. In älteren Netzen geht 
die Schmelzsicherung drauf. Das sollte da auch recht schnell passieren, 
sonst könnte der speisende 110kV Trafo wegen Erschluss abschalten.

von H. H. (Gast)


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Sven L. schrieb:
> Bei Mittelspannungskabeln ist das Schirm-Innenleiter-Verhältnis
> noch krasser.

Der Schirm ist da auch nur Schirm.

von ??? (Gast)


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So einen seltsamen doofen Quatsch schrieb der TO!!!

Ich nenne das zusammenhanglosen Unsinn!!!

Er hat „Zero“ Ahnung und phantasiert hier blöde rum und stiehlt allen 
hier deren Zeit.

Er definiert???

von Frank (Gast)


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Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten und die Diskussion.
Der halbe Querschnitt beim Schutzleiter ist laut der VDE 0113-1 bei 
Außenleiterquerschnitten zwischen 35mm² und 400mm² erlaubt.

Was meines Erachtens nach VDE 0113-1 nicht erlaubt ist, ist dass ein 
metallener Kabelschirm als Schutzleiter verwendet wird. In den 
Abschnitten Potentialausgleich und Schutzleiter ist es explizit verboten 
und ich habe bisher an keiner anderen Stelle in der Norm eine 
Einschränkung dazu gefunden.
Ich kann mir aber vorstellen, dass die Verwendung des Schirms als 
Schutzleiter durch eine andere Norm (in anderen Regionen) erlaubt wird.

Ich habe dies bezüglich Anfragen an zwei Kabelhersteller gestellt und 
werde hier berichten, wenn ich entsprechende Antworten erhalten habe.

Gruß Frank

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ein kleiner Blick in die (auch von Lapp angegebene) DIN VDE 0276-603 
bzw. HD 603 S1:1994/A2:2003, Kapitel IV, Tabelle 1 zeigt:

"Konzentrischer Leiter: Darf als PE-, PEN-Leiter oder als Schirm 
verwendet werden."

Ob das in den aktuelleren Version von 2010 oder 2018 immer noch so 
steht, ist mir nicht bekannt.

von Helge (Gast)


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Frank schrieb:
> ein metallener Kabelschirm als Schutzleiter

Nicht verwechseln. Bei gewöhnlicher geschirmter Steuerleitung muß der PE 
als Ader ausgeführt sein. Beispiel 
https://lappaustria.lappgroup.com/produkte/katalog-e-shop/anschluss-und-steuerleitungen/vielseitige-anwendungen/halogenfrei-oelflex/oelflex-classic-110-ch.html

Energiekabel mit konzentrischem Schutzleiter bieten dagegen erhöhte 
Sicherheit. Die Abschirmfunktion steht dabei nicht im Vordergrund, ist 
aber gegeben.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Andreas S. schrieb:
> "Konzentrischer Leiter: Darf als PE-, PEN-Leiter oder als Schirm
> verwendet werden."

Schirm ist ja nicht gleich Schirm.

Bei NYCWY sind die einzelnen Schrimdrähtchen irgendwo bei 2,5mm²

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Sven L. schrieb:
> Bei NYCWY sind die einzelnen Schrimdrähtchen irgendwo bei 2,5mm²

"Ich habe diese tolle hochflexible Litze mit 2,5 mm², die aber immer 
wieder durchbrennt, weil ich nur ein einziges Drähtchen anschließe. 
Nirgendwo steht, dass man alle Drähtchen verwenden muss, um auch im 
Anschlussbereich den vollen Leiterquerschnitt zu haben."

Und natürlich müssen bei der Verwendung des konzentrischen Leiters von 
NYCWY als PE oder PEN auch alle Einzeldrähte zusammengefasst und 
gemeinsam angeschlossen werden. Benötigt man nur die Schirmwirkung, ist 
das wiederum fast egal.

Außerdem habe ich mir nicht die entsprechende Norm ausgedacht. Und wäre 
diese Norm völlig unsinnig und nicht anwendbar, dann würden wohl kaum 
etliche Kabelhersteller die dieser Norm entsprechenden Produkte 
anbieten. Ansonsten verkauft sich der Kram nicht allzu gut. Natürlich 
könnte auch ein deutscher Hersteller spezielle kostenoptimierte 
Leitungen für Hinterlampukistan anbieten. Aber sooo groß wäre der Markt 
auch nicht. Außerdem würde er sich dann nicht an die entsprechenden VDE- 
und CENELEC-Normen halten.

Und zum Thema Schirm: Natürlich wird man eine Leitung mit solch einer 
geringen Schirmabdeckung die NYCWY nicht als Antennenleitung oder 
Messleitung im GHz-Bereich verwenden. Bei solchen Leitungen geht es eher 
darum, zu verhindern, dass Menschen das elektrostatische Feld spüren 
können, insbesondere bei Berührung der Leitung. Bei 230 V Netzspannung 
ist das noch nicht so relevant, aber bei (insbesondere einadrigen) 
Hochspannungsleitungen können einem da schon die Haare zu Berge stehen.

Bei Hochspannungsleitungen verwendet man oft eine Armierung aus 
Stahldraht, deren elektrische Funktion eben nur der Schirm ist.

: Bearbeitet durch User
von Ich A. (alopecosa)


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Bei NYCWY kann und wird der konzentrische Kupferleiter (nirgendwo steht 
Schirm oder?) Natürlich als PE genommen.

Üblicherweise wird jener ab Ende des Mantels geflochten und dann wie ein 
normaler Leiter an die PE Schiene angeschlossen.

Die Halbierung des Querschnitt für den PE ist üblich und normgerecht.

Das NYCWY 4x70 SM/35 ist noch im Bereich des gut habdhabbaren. 
Einzelleiter wären da tatsächlich das größere Übel.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Ich A. schrieb:
> Üblicherweise wird jener ab Ende des Mantels geflochten und dann wie ein
> normaler Leiter an die PE Schiene angeschlossen.
Nix üblicherweise.

Da gehen wie bei vielem anderen die Meinungen auseinander. Flechten oder 
verdrillen, da streiten sich die Geister und die Gelehrten.

Ich A. schrieb:
> Das NYCWY 4x70 SM/35 ist noch im Bereich des gut habdhabbaren.
> Einzelleiter wären da tatsächlich das größere Übel.
Naja das schreibst Du jetzt halt so, ohne die Installationsituation vor 
Ort zu kennen. Hier könntest Du mit "üblicherweise" recht haben, aber ob 
es auf den Einzelfall passt?

von Reinhard S. (rezz)


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Sven L. schrieb:
> Ich A. schrieb:
>> Üblicherweise wird jener ab Ende des Mantels geflochten und dann wie ein
>> normaler Leiter an die PE Schiene angeschlossen.
> Nix üblicherweise.
>
> Da gehen wie bei vielem anderen die Meinungen auseinander. Flechten oder
> verdrillen, da streiten sich die Geister und die Gelehrten.

Ist das von der technischen Seite nicht völlig egal? Verdrillen stell 
ich mir halt leichter vor als Kupferflechten.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Reinhard S. schrieb:
> Ist das von der technischen Seite nicht völlig egal? Verdrillen stell
> ich mir halt leichter vor als Kupferflechten.

Beim Verdrillen teilt man die Schirmdrähte in 2 gleich große Bündel auf, 
beim Flechten halt in 3.

Technisch hat wohl mal jemand behauptet, das flechten besser sei, da es 
durch die vielen Überkreuzungen mehr Kontakt gäbe.

Am Ende ist es aus meiner Sicht völlig egal.

Es soll aber Kunden geben, die es vorgeben, wie sie es gern hätten.

von Helge (Gast)


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Die praktisch möglichen Biegeradien bei Einzelleitern sind kleiner, 
klar. Aber wer baut schon die Eingangsklemmen direkt in /über die 
Kabeltrasse? Abfangschiene ist in den meisten Anlagen im Pflichtenheft. 
Und ab da isses gleich (bzw. mit einfach isolierten Leitern sogar etwas 
einfacher).

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