Forum: Platinen Lötspitzen: konisch oder Meißel oder Fase.


von Sven (Gast)


Lesenswert?

hallo!

es ist durchaus so, dass ich löten kann und auch tue. Aber das ändert 
nichts daran, dass ich irgendwie immer das Gefühl habe, die Spitze die 
ich habe ist suboptimal. Mal komme ich nicht richtig ran und mal scheint 
mir die Wärmeübertragung schlecht... ich habe nonch nichts gefunden wo 
ich mich richtig wohl und zu Hause fühle.


Was setzt ihr für Spitzen ein? Ich habe kurze konische 0,4 und 0,8 
Weller Lötspitze und eine angefaste 1,2. Aber gerade wenn es z.B. ums 
Auslöten geht stehe ich regelmäßig vor Problemen. Eine SMD Drossel... da 
komme ich kaum an die verzinnten Pads heran.

Ich denke manchmal, dass eine Meißelform eigentlich angenehmer wäre, die 
kann man ja auf kurze und lange Seite setzen.

Ich überlege schmale Meißel um 1mm und ein Messer oder große Komische 
zum Auslöten zu probieren, wäre aber über eure Erfahrungen im Vorfeld 
ganz dankbar.

von Sebastian (Gast)


Lesenswert?

Schmale Meißelform ist gut für viele Anwendungen. Bei der 
Wärmeübertragung besser als die konische.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Sven schrieb:
> Was setzt ihr für Spitzen ein?

Ich nutze eine angeschrägte Spitze mit 2,4mm Durchmesser, neudeutsch 
hoof type. Damit kann man von SMD 0603, QFP mit 0,5mm Pitch bis dickere 
Drähte alles problemlos löten.

> Ich habe kurze konische 0,4 und 0,8
> Weller Lötspitze und eine angefaste 1,2.

Das ist eher zu dünn, die Wärmeleitung in die Spitze ist eher schlecht.

 Aber gerade wenn es z.B. ums
> Auslöten geht stehe ich regelmäßig vor Problemen. Eine SMD Drossel... da
> komme ich kaum an die verzinnten Pads heran.

Das ist allgemein ein Problem, das man eher mit Heißluft löst.

> Ich denke manchmal, dass eine Meißelform eigentlich angenehmer wäre, die
> kann man ja auf kurze und lange Seite setzen.

> Ich überlege schmale Meißel um 1mm

Viel zu dünn, das bringt mehr Stress als Gewinn. Wenn schon Meißel, dann 
eher 2-3mm Breite, ggf. mehr.

von kurzunddick (Gast)


Lesenswert?

je kürzer und dicker die Spitze ist, umso mehr Energie wird übertragen

von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Sven schrieb:
> es ist durchaus so, dass ich löten kann und auch tue. Aber das ändert
> nichts daran, dass ich irgendwie immer das Gefühl habe, die Spitze die
> ich habe ist suboptimal. Mal komme ich nicht richtig ran und mal scheint
> mir die Wärmeübertragung schlecht... ich habe nonch nichts gefunden wo
> ich mich richtig wohl und zu Hause fühle.

Da muss nicht unbedingt die Spitzenform das Problem sein, es kann auch 
das Design des Lötkolbens sein.

Klassische Lötkolben haben ein fest im Kolben integriertes Heizelement 
und darauf aufgesteckt die Spitze. Großer Nachteil an dem Konzept ist 
der recht hohe thermische Widerstand des Übergangs zwischen den beiden, 
außerdem der recht lange Weg dazwischen. Die Lötspitze kühlt z.B. beim 
Löten an einer Masseverbindung schnell ab und es dauert jetzt recht lang 
bis die Station das merken nachregeln kann.

Ein deutlich besseres Design sind Lötspitzen mit integriertem 
Heizelement. Da gibt es keinen weiten Weg den die Wärme zurücklegen muss 
und auch keine Kante zwischen Heizung und Spitze. Daher kann hier die 
Lötstation viel schneller nachregeln.

JBC war der Pionier dieses Konzepts, mittlerweile haben soweit ich weiß 
auch Weller und Ersa entsprechende Stationen im Angebot. Meiner 
Erfahrung nach funktionieren die von JBC hervorragend.

von Vorname N. (mcu32)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Die, für alles.
~2,5mm konisch mit angeschrägter Spitze.

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Ich habe mir, um mit verschiedenen Spitzenformen etwas herumzuprobieren,
vor einiger Zeit ein 12-teiliges Set ähnlich diesem besorgt:

  https://www.ebay.de/itm/133581726610

(allerdings nicht sauerstoffrei, also überhaupt nicht für die Arbeit an
audiophilen Geräten geeignet ;-))

Darunter sind zwei sehr breite (4mm und 7mm), die ich höchstens mal für
das Löten von ganzen Blechen oder zum Verzinnen von breiten Leiterbahnen
für große Ströme (zur Vergrößerung des Querschnitts) verwende. Für
letzteres ist der 7mm-Prügel (dritte Spitze von rechts im Bild) ganz
praktisch, weil man ihn wie ein Buttermesser beim Schmieren von Brot
benutzen kann.

Dann gibt es zwei sehr spitze (≤0,5mm), die für das Löten von Bauteilen
fast zu fein sind. Sie sind aber ganz gut dazu geeignet, an ICs mit sehr
kleinem Pinabstand nachträglich Lackdrähtchen anzulöten (bei kaputten
Platinen, für die Korrektur von Layoutfehlern oder zu Debug-Zwecken),
ohne dabei Kurzschlüsse mit den Nachbarpins zu fabrizieren.

Die restlichen acht (0,8mm bis 3mm) kann man für fast alles verwenden.
Ich bevorzuge welche zwischen 1mm und 2mm. Die sind breit genug, um auch
mal eine Massefläche zu löten und schmal genug für SMD-Dinge. Die
breiteren (ab ca. 1,5mm) haben noch den (kleinen) Nachteil, dass sie
beim Löten unnötig viel Zinn aufnehmen, das, nachdem das Flussmittel
darin verdampft ist, nicht mehr sinnvoll genutzt werden kann und
deswegen abgestreift oder -geschüttelt werden muss.

Die abgeschrägte Form hat gegenüber der Meißel- und Rundform einen
kleinen Vorteil beim Einlöten empfindlicher Bauteile auf große
Masseflächen auf neue Platinen. Man kann die Spitze dann flächig auf die
Platine aufsetzen und diese kurz aufwärmen, bevor man das Zinn zuführt
und auch das Bauteil erwärmt.

Sven schrieb:
> Eine SMD Drossel... da komme ich kaum an die verzinnten Pads heran.

Welche Sorte von Drosseln meinst du? Bei den meisten schaut ja an der
Seite etwas Metall hervor, an das man ganz gut mit einer 1-2mm-Spitze
herankommt, wenn es nicht gerade durch ein benachbartes Bauteil verdeckt
wird. In diesem Fall muss man dieses halt ebenfalls auslöten oder zum
Fön greifen.

> Ich denke manchmal, dass eine Meißelform eigentlich angenehmer wäre, die
> kann man ja auf kurze und lange Seite setzen.

Auch die abgeschrägte Form kann man je nach Bedarf in verschiedene
Richtungen drehen. Alle (auch die Rundform) kann man zusätzlich steiler
oder weniger steil halten.

Wie gesagt, die Form und Breite der Spitze ist relativ unkritisch. Mit
deiner 1,2mm-Spitze solltest du eigentlich fast alles hinbekommen.

von Flip B. (frickelfreak)


Lesenswert?

ich löte fast ausnahmslos mit 5mm messerform, auch 0402. damit ist es 
möglich, bei passiven bauelementen wie melf oder chipwiderständen beide 
seiten zu erwärmen, damit sie sich wie beim reflow 100% eben und winklig 
ziehen. die technik hat man schnell raus Auch tssop und qfn lässt sich 
damit prima machen.
HAKKO typ K
zum auslöten etc habe ich gleich noch einen kolben mit besagter spitze 
im standby, was damit nicht geht klappt dann mit heissluft. Wenn es 
enger wird, dann eine abgeschrägte runde oder kleine meissel.

: Bearbeitet durch User
von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Ich finde die Messer auch sehr gut, aber vorzugsweise die halb so 
grossen mit 2,5 - 3mm. Damit hat man je nach Bedarf, Fläche, Kante oder 
Spitze zur Verfügung. Die Dinger eignen sich auch zum Auslöten nicht zu 
breiter mehrpoliger Teile, USB-Buchsen, kleine DIL-ICs, so 8 -10 polig 
gehen auch.
Einlöten kann man damit aber fast beliebige.

von Mladen G. (mgira)


Lesenswert?

Hab mir fuer meine JBC ueber die Jahre ein paar Kartuschen auf ebay 
gekauft zum ausprobieren, wenn man es nicht gerade eilig hat gibt es da 
schon gute Angebote.

Fuer "SMD Zeugs":
C245-906 - sehr feiner Meissel (1.2mm), gut fuer Sachen die sehr klein 
sind
C245-007 und C245-907 - 2.2mm Meissel, 00* anstatt 90* ist die "alte" 
Serie fuer verbleites Loetzinn, ich merke deutlich dass das Zinn bei 
dieser Spitze etwas besser naesst als bei der 907 bzw. anderen fuer 
bleifreiee Loeten gedachten, die 907 hat aber ein groesseres 
Heizelement, alte JBC Stationen hatten ja max. 350C
C245-065 - 1.8mm Minispoon, also das ist ein Reservoir in der Spitzte, 
ganz geil fuer Dragsoldering
C245-939 - 6mm Messerklinge, nutzte ich eher wenig, ausser ich will zB. 
6 beinige ICs ohne Heissluft ausloeten
C245-029 - wenn alle anderen zu gross sind, nehme ich zB/ um kaputte 
Leiterbahnen durch Jumperwires zu ersetzen
C245-911 - ein 3.2mm Meissel, nehme ich meistens fuer THT
C245-908 - ein 4.8mm Meissel, die groesste Meisselspitzte die ich 
habe/brauche, sehr selten das ich die nutzte, zB. um die fuesse von 
USB/HDMI Ports in mehrlagigen Boards zu verloeten.


Warte gerade auf ein gutes Angebot fuer C245-064, da scheint es grosse 
Nachfrage zu geben, sind teuer selbst bei ebay. Das ist eine sog. "RTS" 
- Reduced Tinning Surface, mein Einsatzzweck waere aehnlich der 
C245-065, Dragsoldering, aber mit weniger Reservoir, wollte ich mal 
probieren.

: Bearbeitet durch User
von P. S. (namnyef)


Lesenswert?

Zu 99% reicht mir ein Meißel in der richtigen Größe (immer so groß wie 
möglich für maximalen Wärmeübertrag). Oft sind auch die angesprochenen 
abgeschrägten "hoof type"-Spitzen sehr gut geeignet.

Konische Spitzen hingegen sind ein absoluter Graus und wahrscheinlich 
nur in sehr wenigen Fällen wirklich die beste Lösung.

von Mladen G. (mgira)


Lesenswert?

P. S. schrieb:
> Konische Spitzen hingegen sind ein absoluter Graus und wahrscheinlich
> nur in sehr wenigen Fällen wirklich die beste Lösung.

Sehe ich genauso, die die ich habe, hab ich genau einmal genutzt, zum 
ausprobieren.. nutzlos IMO.

von Ralf S. (cmyk61)


Lesenswert?

Neben der "richtigen" Lötspitzenform und -breite dürfte fürs "gute" 
Löten auch die Verwendung von zusätzlichem Fluxer vorteilhaft sein. 
Entweder fertig angemischtes oder selbst hergestellte 
Kollophonium-Spiritus-Mischung.
Ich persönlich gebe bei jeder Lötung zusätzlich frisches Lot zu, das 
überflüssige streife/ziehe ich wieder ab.
Gruß
Ralf

von CRT (Gast)


Lesenswert?

Welche Spitze mann nimmt ist voellig egal wenn sie nur genuegend
heiss ist.
Ich finde bleistiftspitz immer noch am besten.

von Ralf S. (cmyk61)


Lesenswert?

CRT schrieb:
> Welche Spitze mann nimmt ist voellig egal wenn sie nur genuegend
> heiss ist.

Nee, das ist so nicht richtig.
Heiß assoziiert: hohe Temperatur - und das ist beim Weichlöten 
grottenfalsch. Wichtig ist die RICHTIGE Temperatur.

Richtig wäre zudem: die Spitze muss genügend Wärmeenergie gespeichert 
haben und die Heizung muss schnell genügend Energie nachliefern können.

Weiterhin gilt zu beachten:
Lote (bleihaltig, bleifrei etc ) nicht vermengen. Das verändert die 
Eigenschaften der Lötung unter Umständen dramatisch - in der Regel zum 
negativen hin.
Das gilt auch für die Lötspitzen. Nie nicht die Lötspitzen für 
bleihaltiges Löten beim bleifreien verwenden - und umgekehrt ;-)

> Ich finde bleistiftspitz immer noch am besten.

Da kann man nix meckern ;-)

Gruß
Ralf

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Optimal ist nur die konische Meißelfase.

Im Ernst: Es gibt keine optimale Spitze, nur eine Spitze, die optimal 
für einen Zweck ist.
Deshalb kommt man nicht darum herum mehrere Spitzentypen zu haben und 
die auch mal zu wechseln.
Jedoch bekommt man mit einer Meißelspitze bereits die meisten 
Lötprobleme gelöst.

Was diese beliebten Bleistiftspitzen sollen, verstehe ich aber auch 
nicht. Die sind eigentlich ein schlechter Kompromiss aus allen Formen 
und für nichts so wirklich zu gebrauchen. Schlechter Wärmeübergang, da 
Kontaktstelle nur punktförmig. Wird zur Spitze hin sehr dünn, was den 
Wärmenachtransport erschwert. Lötzinn bleibt undefiniert bzw. nur durch 
die Schwerkraft definiert "irgendwo" hängen.
Geschlagen wird das nur noch von diesen extralangen und extradünnen 
Bleistiftspitzen. Die sind komplett nutzlos.

von W.S. (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Geschlagen wird das nur noch von diesen extralangen und extradünnen
> Bleistiftspitzen. Die sind komplett nutzlos.

Nö, mit denen kann man ganz nett auf Holzbrettchen malen - ist aber nix 
elektronisches...

W.S.

von Markus H. (schasche)


Lesenswert?

Ich löte eigentlich alles mit einer Hohlkehle, das klappt bei 
vielbeinigen ICs, kleine SMDs und bedrahtete Bauteile gleichermaßen gut.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

W.S. schrieb:
> Nö, mit denen kann man ganz nett auf Holzbrettchen malen

Danke. Endlich weiß ich, wozu die gebaut werden. :)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Was diese beliebten Bleistiftspitzen sollen, verstehe ich aber auch
> nicht. Die sind eigentlich ein schlechter Kompromiss aus allen Formen
> und für nichts so wirklich zu gebrauchen. Schlechter Wärmeübergang, da
> Kontaktstelle nur punktförmig. Wird zur Spitze hin sehr dünn, was den
> Wärmenachtransport erschwert. Lötzinn bleibt undefiniert bzw. nur durch
> die Schwerkraft definiert "irgendwo" hängen.
> Geschlagen wird das nur noch von diesen extralangen und extradünnen
> Bleistiftspitzen. Die sind komplett nutzlos.

Die braucht man wirklich nur, wenn es mal extrem eng wird. Ich hab die 
bei der Weller und jetzt auch bei der JBC, aber es stimmt schon: die 
Einsätze kann ich über die Jahre auf vielleicht ein bis zwei Dutzend 
schätzen, die an speziellen Bauteilen zum Einsatz kam. Da allerdings war 
ich froh, sie zu haben.

Ansonsten zum Thema:
Meissel in zwei bis drei Größen (ein dickes Ding sollte man haben für 
große "Zinnseen"), vielleicht noch eine Hohlkehle, das reicht für 
praktisch alles.

: Bearbeitet durch Moderator
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.