Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Mikroprozessor in der Raumfahrt


von Richard W. (richard00)


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Hallo,

ich hab mal wieder eine Frage bzw. ein Bitte. Ich suche gerade paar 
Information in Bezug auf Mikroprozessoren im Weltall. Informationen 
wären z.B. die Lebensdauer, Voraussetzung, Stand der Technik und z.B. 
wie die Betriebstemperatur so angepasst werden kann, dass die 
Lebensdauer der Prozessoren verlängert wird.

Ich finde kaum gute Beiträge, Thesis oder Artikel darüber. Kann mir 
vielleicht jemand da helfen?

LG
Richard.

von IC Designer (Gast)


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Such mal nach dem Begriff "rad hard". Da solltest du etwas finden.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

falls Du dazu auch einfach was zum Lesen suchst:
https://www.bernd-leitenberger.de/computer-raumfahrt1.shtml

Gruß aus Berlin
Michael

von Rudolph (Gast)


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Zwei Einsprungpunkte:
* PowerPC RAD750: https://de.wikipedia.org/wiki/RAD750
* Xilinx hatte für seine FPGAs mal das "Rosetta-Programm", um die 
Strahlungsfestigkeit festzustellen

von Karadur (Gast)


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https://www.heise.de/news/Altersschwacher-Speicher-Weltraumteleskop-Hubble-deaktiviert-6109876.html

Und im Wiki zu Hubble steht etwas.

Läuft danach aktuell mit einem 80486.

von Daedalus fire resist (Gast)


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Da was älters von einem Rundtischgespräch:
http://microelectronics.esa.int/cgi-bin/mesa.php

Eventuell musst du die Personen dort mal direkt anschreiben.
Als zusätzliches Stichwort ist "ESA" ganz brauchbar, ansonsten könnte 
man auch "DLR" benutzen. Eventuell dort nachfragen, wer der 
Ansprechpartner für ein Wissenschaftsprojekt mit diesen Thema ist.

von nselm (Gast)


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War nicht mal vor vieeelen jahren ein Aufruf dass µC der 68'er Serie 
gesucht werden für die Raumfahrt?
Auf Grund der großen Strukturen sind diese nicht so 
strahlungsempfindlich.

Anselm

von Daedalus fire resist (Gast)


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nselm schrieb:
> War nicht mal vor vieeelen jahren ein Aufruf dass µC der 68'er Serie
> gesucht werden für die Raumfahrt?

Da schlägt dein Gedächtnis Purzelbaum, nicht 68 sondern 8086:

https://www.heise.de/newsticker/meldung/NASA-sucht-im-Internet-nach-uralten-Chips-59066.html

von Anja Zoe C. (zoe)


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Strukturgröße ist nur ein Aspekt; Die Halbleiter-Technologie spielt eine 
wesentliche Rolle, und wie die Gatter implementiert sind. Von Temic gab 
es seinerzeit spezielle SRAMs für strahlungstolerante Anwendugen.

Ich bin aus dem Thema schon eine Zeitlang raus und kann Dir nicht den 
letzten Stand berichten; Gaisler Research wäre ein guter Einsprung zur 
Suche, ebenso die diversen Seiten des JPL (Johns Hopkins)

Ein bestehendes µprozessor design 1:1 zu verwenden ist nicht der beste 
Ansatz; wir haben damals einen 32-bit FP DSP in ein strahlungstolerantes 
Design bei einer europäischen Foundry transferiert. Der ERC32 basiert 
auf einer Sparc Architektur die auch entsprechend angepaßt wurde; von 
diesem gibt es auch einige Weiterentwicklungen und neue Generationen.

von H. H. (Gast)


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von MM M. (Gast)


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Je größer die Struktur je länger hält es

von IC Designer (Gast)


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Maciek A. schrieb:
> Je größer die Struktur je länger hält es

Nicht unbedingt. Die Strukturgröße ist nur ein Faktor.

von Daedalus fire resist (Gast)


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Maciek A. schrieb:
> Je größer die Struktur je länger hält es

Waghalsige These, latch-Up grillt alles :-( .

von Anja Zoe C. (zoe)


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Auch nicht auf SOI :-)

Viel gemeiner sind aber brown-outs, die merkt man nämlich nicht 
unbedingt.

von Klaus W. (mfgkw)


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von ZF (Gast)


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Wie nun schon mehrfach erwähnt, ist ein großer Unterschied zu irdischen 
Anwendungen die erforderliche Strahlungsfestigkeit. Das Thema ist nicht 
trivial, unterschiedliche Strahlung hat unterschiedliche Folgen für 
Elektronik, und die Dosis hängt stark davon ab wo man denn so hin 
fliegen will und wie lange. Hier ein sehr guter Einstieg in das Thema: 
https://indico.cern.ch/event/777129/contributions/3249529/attachments/1844695/3026130/6th_EIROforum_school_on_instrumentation_cpoivey.pdf

In Rahmen der Leonfamilie https://en.wikipedia.org/wiki/LEON wurden 
strahlungsharte Mikroprozessorkerne entwickelt, Verkauf von fertigen ICs 
zum Beispiel über Gaisler. 
https://www.gaisler.com/index.php/products/processors/leon3ft?task=view&id=364

von Daedalus fire resist (Gast)


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Klaus W. schrieb:
> Hubble zumindest schwächelt gerade ziemlich...
>
> 
https://www.heise.de/news/Altersschwacher-Speicher-Weltraumteleskop-Hubble-deaktiviert-6109876.html

Wobei Hubble diesmal tatsächlich wegen der Elektronik lahmt. Bei 
vorherigen Ausfällen war es eher die Mechanik, die Zipperlein machte.

Wie bei Opi, erst guckt er nicht richtig und braucht Brille, dann kommt 
ein Schwanken in den Gang und ganz zuletzt wird das Hirn weich.

https://www.br.de/nachrichten/wissen/hubble-im-sicherheitsmodus-weltraumteleskop-hat-probleme,R5yZsK0

von Georg A. (georga)


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: Bearbeitet durch User
von Robert B. (crolexx)


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Hier stehen einige (überschaubare) Informationen über Prozessor und 
Kühlung im Mars-Rover:
https://www.heise.de/news/Zahlen-bitte-Die-200-MHz-CPU-die-im-NASA-Rover-Perseverance-den-Mars-erkundet-5062457.html

Da stehen zumindest einige Begriffe mit denen man Google füttern kann ( 
z.B. Kühlung "Warm Electronics Box")

von Max (Gast)


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Nicht nur der Prozessor geht im Weltraum kaputt, aber alles, wie z.b. 
das Netzteil. Die Firmen, die solche Systeme liefern, haben 
entsprechende Simulatoren, quasi Röntgen für eine Bestrahlung. Ein 
normaler Spannugswandler geht nach 2 Wochen im Testkammer kaputt ....

von J. S. (pbr85)


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Max schrieb:
> Nicht nur der Prozessor geht im Weltraum kaputt, aber alles, wie z.b.
> das Netzteil. Die Firmen, die solche Systeme liefern, haben
> entsprechende Simulatoren, quasi Röntgen für eine Bestrahlung. Ein
> normaler Spannugswandler geht nach 2 Wochen im Testkammer kaputt ....

Nur Röntgen? Im Weltall ist ja vor allem Teilchenstrahlung präsent. Die 
vergleichsweise lahmen Protonen und Elektronen der Sonne sowie die 
richtig hochenergetischen Teilchen die von Außen in das Sonnensystem 
eindringen.

Wobei man vor den Teilchen der Sonne im LEO durch das Erdmagnetfeld noch 
gut geschützt ist.

Nebenbei, weil sie so selten sind und daher hier eher nicht die wichtige 
Rolle spielen dürften, finde ich die richtig hochenergetische Strahlung. 
Die höchste Photonenenergie waren 100 TeV für ein einzelnes Photon und 
10^20 eV für Protonen. Röntgenstrahlung fängt bei 100eV an!

von Richard W. (richard00)


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Ich möchte mich mal erstmal herzlich bei euch allen bedanken. Ich konnte 
wirklich gute und interessante Berichte, Artikel, etc. lesen und einiges 
mitnehmen.

Nun habe ich aber eine weitere Frage. Ich würde gerne mehr Information 
darüber erhalten, was mit einem Mikroprozessor passiert, wenn er starkem 
Temperaturwechsel im Weltall ausgesetzt wird? Bzw. was müsste man tun, 
um den entgegenzuwirken, um die Lebensdauer der Prozessoren im Weltall 
zu verlängern? Dabei geht es mir mehr um das Material der Prozessoren 
wie z.B. die Ausdehnung von Halbleitern (Si), Lotmaterial usw.

Hättet ihr da auch gute Quellen für mich?

LG
Richard

: Bearbeitet durch User
von F. M. (foxmulder)


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Max schrieb:
> Ein
> normaler Spannugswandler geht nach 2 Wochen im Testkammer kaputt ....

Das kann man so pauschal absolut nicht sagen!
Es gibt genug Sats im LEO, die nur mit COTS Bauteilen schon Jahre lang 
funktionieren.
Kaum ein Raumfahrtdesign besteht rein aus rad-hard Teilen, jedenfalls 
nicht im niedrigen Erdorbit.
Und ja, ich weiß das aus eigener Erfahrung mit Oberstufen und 
Kleinsatelliten.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Richard W. schrieb:
> Hättet ihr da auch gute Quellen für mich?

Unter dem Stichwort "Thermal Cracks in Semiconductors" findet man schon 
einige Veröffentlichungen. Einige beziehen sich dabei auf den 
Herstellungsprozess, andere aber auch auf bereits in Anwendung 
befindliche Halbleiter, die starken Temepraturschwankungen ausgesetzt 
sind.

von Christian H. (netzwanze) Benutzerseite


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Karadur schrieb:
> Läuft danach aktuell mit einem 80486.

Der ist aber auch schon 30 Jahre oben.

von Wühlhase (Gast)


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Zum Thema thermischen Streß kannst du auch auf Automotive-Tests 
zurückgreifen, sowas testet man dort sehr intensiv.

Da geht es im Klimaschrank zwar "nur" bis -80°C runter, aber so ein 
Temperaturtest - von -80°C bis +90°C (oder so) im Stundenwechsel über 
mehrere Wochen - sollte dir zumindest eine Richtung geben.

Die Temperaturverhältnisse im Weltraum für Elektronik sind auch erstmal 
anders, als man erwarten würde. Es ist z.B. im Erdschatten zwar saukalt 
(im Sonnenschein gehts dann mal fix auf 100°C hoch und höher), aber du 
bist im Vakuum unterwegs. Da wirst du Wärme nur über Abstrahlung los, da 
Kühlung trotz der niedrigen Temperaturen recht anspruchsvoll werden.

Und passe auf was für Materialien du verwendest...Stichwort Ausgasung.

von Name (Gast)


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Atmel AT697 ist ein Rad Hard Prozessor der z.B. auf der ISS fliegt.
Es ist ein LEON2 (SPARC V8).

von oszi40 (Gast)


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Name schrieb:
> der z.B. auf der ISS fliegt.

Wo Menschen arbeiten wird auch auch mehr auf eine konstante Temperatur 
geachtet, als bei Würfeln, die ständig thermischen Stress unterliegen. 
Andererseits sollte aus den Fehlern der Salut gelernt werden wo durch 
Batterieprobleme eisige Minustemperaturen vorkamen.

von Toxic (Gast)


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von Toxic (Gast)


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von Richard W. (richard00)


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Danke für eure Hilfe. Es war wieder mal sehr hilfreich. Ich habe mich 
nun entschlossen die Galliumnitrid-Technologie in Bezug auf die 
Entwicklung von Mikroprozessoren zu untersuchen. Das Rohmaterial hat 
großes Potenzial, dank ihrer Eigenschaft und aus diesem Grund wundert es 
mich, warum immer noch Silizium verwendet wird für die Entwicklung von 
Mikroprozessoren.

Ich weiß, dass GaN viel teurer ist aber das dürfte doch kein Grund sein.

Oder wird das Material schon verwendet? Also alles was ich an Literatur 
habe, ist es nicht der Fall.

LG
Richard

von Anja Zoe C. (zoe)


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Richard W. schrieb:
> Das Rohmaterial hat
> großes Potenzial, dank ihrer Eigenschaft und aus diesem Grund wundert es
> mich, warum immer noch Silizium verwendet wird für die Entwicklung von
> Mikroprozessoren.

Wafer sind klein und schwer herzustellen, großer Bandabstand, keine 
große Integrationsdichte bzw große Strukturgrößen?

Ich würde es eher bei Solarzellen oder FETs sehen.

von cerebrum donatore (Gast)


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Richard W. schrieb:
> Oder wird das Material schon verwendet? Also alles was ich an Literatur
> habe, ist es nicht der Fall.

Also wenn ich micht recht erinnere wollte Seymour Cray seine schnellsten 
Supercomputer mit einer Siliziumalternative Gallium-Arsenid bauen und 
ist dabei Pleite gegangen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Cray-3

von Stefan S. (chiefeinherjar)


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Richard W. schrieb:
> Ich weiß, dass GaN viel teurer ist aber das dürfte doch kein Grund sein.

Aber sicher doch. Schau doch mal, was teilweise getan wird, um nur 1 
Cent pro Platine/Produkt einzusparen.

von From Heaven above (Gast)


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Der Elon ist heut' hoch geflogen,
den könntest Du mal fragen,
wenn er wieder unten ist,
wird er 's Dir sicher sagen,
was für'n Prozessor steuerte
seinen hohen Flug.
Wieviel RAM und ROM der hat
-sicherlich GENUG!

von cerebrum donatore (Gast)


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From Heaven above schrieb:
> was für'n Prozessor steuerte
> seinen hohen Flug.
> Wieviel RAM und ROM der hat
> -sicherlich GENUG!

Ach Gott, eine Kanonenkugel brauch auch keine Intelligenz um eine 
Wurfparabel abzufliegen.

von Newby (Gast)


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Definiert einmal genau, was deine Mission ist.

Alle deine Fragen kann man pauschal nicht beantworten. LEO, GEO, MEO, 
Deep Space und selbst Planetar gibt es dutzende aktuell bekannte 
Variationen zu Temperatur, Strahlung, Druck, Atmosphäre,...

von Anja Zoe C. (zoe)


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From Heaven above schrieb:
> Der Elon ist heut' hoch geflogen,
> den könntest Du mal fragen,
> wenn er wieder unten ist,
> wird er 's Dir sicher sagen,
> was für'n Prozessor steuerte
> seinen hohen Flug.
> Wieviel RAM und ROM der hat
> -sicherlich GENUG!

Dein Gedicht ist sehr nett, chapeau dafür.

Aber wenn ich klugscheißern wöllte, würde ich dezent darauf hinweisen 
dass es erstens nicht Elon der (Schein-) Heilige war und zweitens 5 
Minuten bei 100km nicht wirklich Raumfahrt ist wenn man über Elektronik 
redet.

von Newby (Gast)


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Nur war das nicht der Elin, sondern der Jeff ;-)

von From Heaven above (Gast)


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Ich kann halt besser dichten,
als Parabeln fliegen.
Mir wär das zu gefährlich auch,
deshalb bleib ich hier liegen!

von Jakob L. (jakob)


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Radiation Hardening ist schön und gut, in der Praxis funktioniert aber 
auch so Einiges aus Standardbauteilen ohne entsprechende 
Zertifizierungen. Beispiele dafür sind z.B. die Thinkpads auf der ISS 
(seit Jahrzehnten immer wieder neue Modelle, funktionieren relativ 
problemlos), diverse Cube-Sats oder auch der Ingenuity-Hubschrauber auf 
dem Mars (wird von einem stinknormalen Qualcomm-SOC gesteuert, mit 
zertifizierten "rad hard" Chips hätte man nicht die nötige 
Rechenleistung + Interfaces in der Baugröße hingekriegt). Man kann sich 
allerdings nicht darauf verlassen dass es auch wirklich gut geht, für 
wirklich kritische Anwendungen (z.B. teure und langlebige Satelliten 
oder der Perseverance-Rover auf dem Mars) setzt man dann doch lieber auf 
zertifizierte "rad hard" Chips wie den guten alten RAD750.

von Nano (Gast)


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Wenn ich mir so den Artikel zum LEON durchlese, dann machen diese "rad 
hard" Chips weitaus mehr, also nur breitere Strukturen zu verwenden oder 
den Aufbau anders zugestalten.

Im WP Artikel steht bspw. dass man auch direkt die Funktionsweise der 
CPU anders designed:
"The goals have been to detect and tolerate one error in any register 
without software intervention, and to suppress effects from Single Event 
Transient (SET) errors in combinational logic. "

So etwas kann eine Massen CPU von der Stange, wenn ich mich nicht irre, 
auch nicht. Gut, was der Microcode von Intel und AMD bezüglich der µops 
macht, weiß auch kein Mensch außer die Leute bei Intel und AMD, aber ich 
gehe mal davon, das man so etwas damit nicht einplant.

Aber wie sieht es denn eigentlich aus die Strahlung direkt abzuschirmen?
Hat sich diesbezüglich etwas in den letzten Jahrzehnten durch neue 
Materialien und Techniken getan, so dass man mit wenig Masse dennoch 
bessere Ergebnisse erreicht, als mit bisherigen Materialien?

von Nano (Gast)


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Und dann noch etwas.

Dank SpaceX werden die Flüge auch immer günstiger.
Da könnte man dann anstatt Mio für eine einzige CPU zu bezahlen dann 
auch einfach mehr Masse hochschicken und so normale CPUs besser 
abschirmen.

Mit der Falcon 9 liegen die Preise bei  $2,720 pro kilogramm.
https://theconversation.com/how-spacex-lowered-costs-and-reduced-barriers-to-space-112586

So ein RAD 750 Board kostet 200.000 Dollar.
Dafür könnte man auch ca. 73,52 kg an Abschirmungsmaterial hochschicken.
Und da moderne System on a Chips kleiner und leistungsfähiger sind, 
könnte man das auf kleinsten Raum bauen und dann bspw. von einer 
Massereichen Kugel aus dafür optimalen Materialien mit einem Gewicht von 
ca. 73 kg umgeben.

von Georg A. (georga)


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Nano schrieb:
> Dafür könnte man auch ca. 73,52 kg an Abschirmungsmaterial hochschicken.

Das machts leider nicht besser, eher schlimmer. Schnelle Teilchen, die 
sonst überwiegend ohne Auswirkungen durchkommen, werden damit 
verlangsamt und haben einen grösseren Wirkungsquerschnitt.

von ZF (Gast)


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Jakob L. schrieb:
> Radiation Hardening ist schön und gut, in der Praxis funktioniert aber
> auch so Einiges aus Standardbauteilen ohne entsprechende
> Zertifizierungen.
Man kommt in der Raumfahrt oft nicht komplett an COTS (commercial of the 
shelf) Bauteilen vorbei. Davon wird wenn man es ernsthaft betreibt dann 
aber das jeweilige Fertigungslos qualifiziert, damit man weiß, was einen 
an Strahlungsempfindlichkeit erwartet.

von René F. (Gast)


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Jakob L. schrieb:
> Radiation Hardening ist schön und gut, in der Praxis funktioniert aber
> auch so Einiges aus Standardbauteilen ohne entsprechende
> Zertifizierungen. Beispiele dafür sind z.B. die Thinkpads auf der ISS
> (seit Jahrzehnten immer wieder neue Modelle, funktionieren relativ
> problemlos)

Meines Wissens sind die sich auf der ISS befindlichen Thinkpad-Modelle 
alle schon ziemlich betagt, meines Wissens war das neuste Modell das 
T61p, wobei man auch sagen muss, das es sich nicht um gewöhnliche 
Thinkpads handelt, sondern diese zusätzlich modifiziert wurden um mit 
den Bedingungen im Weltraum besser zurechtzukommen. Inzwischen setzt die 
NASA anscheinend auf HP ZBooks, möglicherweise weil die Thinkpads 
inzwischen von Lenovo gefertigt werden und man einen amerikanischen 
Zulieferer bevorzugt.

von ZF (Gast)


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Nano schrieb:
> Wenn ich mir so den Artikel zum LEON durchlese, dann machen diese "rad
> hard" Chips weitaus mehr, also nur breitere Strukturen zu verwenden oder
> den Aufbau anders zugestalten.
Stimmt. Die DARE libray (Design Against Radiation Effects) wurde zum 
Beispiel extra entworfen, um strahlungsharte Digitalschaltungen zu 
bauen, dabei geht es nicht nur um Transistorgeometrien. 
http://microelectronics.esa.int/finalreport/DARE-Presentation.pdf

> Im WP Artikel steht bspw. dass man auch direkt die Funktionsweise der
> CPU anders designed:
> "The goals have been to detect and tolerate one error in any register
> without software intervention, and to suppress effects from Single Event
> Transient (SET) errors in combinational logic. "
Genau, es gibt da für die Entwickler einige Tricks, wie dreifach 
redundante Flipflops, oder dass man die einzelnen Bits eines Wortes im 
Speicher großflächig verteilt, damit ein einzelner Event nicht zu viele 
Bits eines einzelnen Wortes kippt, so dass der ständig laufende Memory 
Scrubber die Chance hat die Fehler noch zu korrigieren.

> So etwas kann eine Massen CPU von der Stange, wenn ich mich nicht irre,
> auch nicht. Gut, was der Microcode von Intel und AMD bezüglich der µops
> macht, weiß auch kein Mensch außer die Leute bei Intel und AMD, aber ich
> gehe mal davon, das man so etwas damit nicht einplant.
Genau, ein (digital-) IC vorsätzlich strahlungshart zu machen hat einen 
hohen Preis, sowohl was Chipfläche, Geschwindigkeit und Stromverbrauch 
angeht. Das macht man nicht, wenn es nicht nötig ist

> Aber wie sieht es denn eigentlich aus die Strahlung direkt abzuschirmen?
> Hat sich diesbezüglich etwas in den letzten Jahrzehnten durch neue
> Materialien und Techniken getan, so dass man mit wenig Masse dennoch
> bessere Ergebnisse erreicht, als mit bisherigen Materialien?
Abschirmung ist eine der Möglichkeiten die die Entwickler haben, aber 
kein Allheilmittel, sie kann sogar kontraproduktiv sein und sie kostet 
Masse.

von Jakob L. (jakob)


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René F. schrieb:
> wobei man auch sagen muss, das es sich nicht um gewöhnliche
> Thinkpads handelt, sondern diese zusätzlich modifiziert wurden um mit
> den Bedingungen im Weltraum besser zurechtzukommen.

Was genau wurde da modifiziert? Kann es sein dass es da im wesentlichen 
nicht um Strahlung sondern um ganz andere Dinge ging (z.B. 
Vibrationen/G-Kräfte beim Start oder Batteriesicherheit)? Die Chips 
(Prozessor/Chipsatz/Ram/etc.) selbst können es ja eigentlich nicht sein, 
die gibt es schlicht nicht in "rad hard". Ernsthafte Abschirmung gegen 
Strahlung kann es eigentlich auch nicht sein. Ok eventuell kann man bei 
Ram und Festplatte/SSD noch zwischen ein paar verschiedenen Herstellern 
auswählen und den unempfindlichsten nehmen.

von Newby (Gast)


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Die ISS ist extrem harmlos!
Sie fliegt noch innerhalb des Magnetfeld der Erde und ermöglicht es 
sogar Astronauten mit Normalatmosphäre zu versorgen...
Und CubeSats fliegen auch nur für eine sehr begrenzt Zeit innerhalb der 
400km Grenze. Sie sind so weit von der Erde weg, das die Restatmosphäre 
sie so stark abbremmst, das sie nach 8-14 Monaten abstürzen...

Beides also noch nicht wirklich schlimmer Weltraum.

Selbst der Mars-Kopter würde heute nicht mehr fliegen, wenn er die ganze 
Zeit "an" gewesen wäre als er den Van Allen Gürtel durchflogen hätte. 
Aber selbst der Mars hat etwas Atmosphäre und ist sogar hamloser als der 
Mond. Letzteres ist am Tag immer heiß so um die +150 Grad oder nachts 
mit weniger als -60 Grad also über 200 Grad Gefälle. Der Mars ist nicht 
heiß... Tagsüber hat es so -15 Grad und nachts -25 Grad und durch die 
wirklich dünne Atmosphäre auch geringfügig strahlengeschütz...

Zum Thema COTS: die werden sehr genau ausgewählt und unter alles 
Aspekten getestet. Hab ich schon einige male gemacht und ist wirklich 
sauteuer, langwierig und komplex. Das macht man nicht um Geld zu sparen, 
sondern nur, wenn man die geforderte Performance mit echten Weltraum 
Bauteilen nicht gibt.

von All (Gast)


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Servus: Bezüglich Temperatur sieht es oft gar nicht so dramatisch aus, 
da es ein Thermalmanagement im Satelliten gibt. Mit Survival-Heatern 
wird die Temperatur auf erträglichem Level gehalten und per Radiatoren 
entsprechend übermäßige Wärme abgeführt. Im Betrieb kann man so die 
Baugruppen auf etwa Zimmertemperatur halten und alles ist fein. Eher 
kritisch ist die enorme Vibrationsbeanspruchung bei Start und die 
Strahlenbelastung.

von Nano (Gast)


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René F. schrieb:
> Meines Wissens sind die sich auf der ISS befindlichen Thinkpad-Modelle
> alle schon ziemlich betagt, meines Wissens war das neuste Modell das
> T61p,

Jedes kg kostet Gewicht. In der Regel lässt man die NBs, die noch 
brauchbar sind, oben und benutzt sie solange, solange es halt noch 
sinnvoll geht.

> wobei man auch sagen muss, das es sich nicht um gewöhnliche
> Thinkpads handelt, sondern diese zusätzlich modifiziert wurden um mit
> den Bedingungen im Weltraum besser zurechtzukommen.

Nein, das sind ganz normale Notebook von der Stange.
Da sie keine systemkritischen Teile der Raumstation sind, kann man es 
hier riskieren, dass die Dinger durch Strahlung mal abstürzen oder 
irgendwann kaputt gehen. Und wenn sie das tun, ersetzt man sie durch 
neue.

von Johannes S. (Gast)


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Und die Besatzung? Wenn die Notebooks wegen Strahlung ausfallen, dann 
wird es für das Personal auch recht ungesund.

von Nano (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Und die Besatzung? Wenn die Notebooks wegen Strahlung ausfallen,
> dann
> wird es für das Personal auch recht ungesund.

Die Raumstation schützt die Besatzung und die darin befindlichen 
Notebooks natürlich zu einem gewissen Grad.
Und die Raumstation fliegt, wie oben schon jemand anmerkte, sowieso 
nicht so hoch wie ein Geostationärer Satelitt oder eine Sonde zum 
nächsten Planeten, so dass sie vom Erdmangetfeld noch geschützt ist.

Im Notfall hat die Besatzung ausreichend Kapseln um den Rückflug zur 
Erde anzutreten.

Und die DNS ist doppelsträngig, das erlaubt zu einem gewissen Teil, dass 
Fehler wieder repariert werden.

von malsehen (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Und die Besatzung? Wenn die Notebooks wegen Strahlung ausfallen, dann
> wird es für das Personal auch recht ungesund.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß die
Integrität der ISS von einem Notebook
abhängig ist.

von René F. (Gast)


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Nano schrieb:
> Nein, das sind ganz normale Notebook von der Stange.
> Da sie keine systemkritischen Teile der Raumstation sind, kann man es
> hier riskieren, dass die Dinger durch Strahlung mal abstürzen oder
> irgendwann kaputt gehen. Und wenn sie das tun, ersetzt man sie durch
> neue.

Inwiefern welches Modell wie modifiziert wurde kann ich nicht sagen, im 
Thinkpad Forum wurde beispielsweise gepostet, das die Lüfter modifiziert 
wurden:

https://thinkpad-forum.de/threads/20414-ThinkPads-der-NASA-in-ISS-und-Space-Shuttles?p=1618418&viewfull=1#post1618418

von Anja Zoe C. (zoe)


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Nano schrieb:

> Mit der Falcon 9 liegen die Preise bei  $2,720 pro kilogramm.
> 
https://theconversation.com/how-spacex-lowered-costs-and-reduced-barriers-to-space-112586

Wenn's nicht gerade eine Regierungsnutzlast ist, die kostet dann gerne 
mal ein wenig mehr.

https://spacenews.com/spacex-explains-why-the-u-s-space-force-is-paying-316-million-for-a-single-launch/

Ein paar Startpreise mal aufgelistet:

Nutzlast   Startpreis   Jahr
DSCOVR     97 Mill.   2015
Jason-3   82 Mill.   2016
TESS     87 Mill.   2018
GPS III-01   82,7 Mill.   2018
STP-2 (FH)   160 Mill.   2019
GPS III-03   96,5 Mill.   2020
GPS III-04   96,8 Mill.   2020
Sentinel 6   97 Mill.   2020
DART     69 Mill.   2021
GPS III-05   96,8 Mill.   2021
IXPE     50,3 Mill.   2021
GPS III-06   96,8 Mill.   2022
SWOT     112 Mill.   2022
Psyche (FH)   117. Mill.   2022
USSF-6     316 Mill.   2022
PACE     82,7 Mill.   2023
PPE/HALO (FH)   331,7 Mill.   2024
SphereX   99 Mill.   2024
IMAP     109,4 Mill.   2024

von Nano (Gast)


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René F. schrieb:
> Nano schrieb:
>> Nein, das sind ganz normale Notebook von der Stange.
>> Da sie keine systemkritischen Teile der Raumstation sind, kann man es
>> hier riskieren, dass die Dinger durch Strahlung mal abstürzen oder
>> irgendwann kaputt gehen. Und wenn sie das tun, ersetzt man sie durch
>> neue.
>
> Inwiefern welches Modell wie modifiziert wurde kann ich nicht sagen, im
> Thinkpad Forum wurde beispielsweise gepostet, das die Lüfter modifiziert
> wurden:
>
> 
https://thinkpad-forum.de/threads/20414-ThinkPads-der-NASA-in-ISS-und-Space-Shuttles?p=1618418&viewfull=1#post1618418

Okay, das sind kleinere Änderungen, aber keine größeren wie bspw. ECC 
RAM anstatt normales die jetzt direkt den Computer ansich ändern.

Also ein Klettverschluss am Boden des Gehäuses.
Änderungen am Lüfter, mit der Begeründung weil in der Schwerelosigkeit 
heißere Luft nicht aufsteigt.
Und ein anderes Netzteil, damit man das NB direkt an die Stromversorgung 
der Raumstation anschließen kann.

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