Hallo, ich hab mal wieder eine Frage bzw. ein Bitte. Ich suche gerade paar Information in Bezug auf Mikroprozessoren im Weltall. Informationen wären z.B. die Lebensdauer, Voraussetzung, Stand der Technik und z.B. wie die Betriebstemperatur so angepasst werden kann, dass die Lebensdauer der Prozessoren verlängert wird. Ich finde kaum gute Beiträge, Thesis oder Artikel darüber. Kann mir vielleicht jemand da helfen? LG Richard.
Such mal nach dem Begriff "rad hard". Da solltest du etwas finden.
Hallo, falls Du dazu auch einfach was zum Lesen suchst: https://www.bernd-leitenberger.de/computer-raumfahrt1.shtml Gruß aus Berlin Michael
Zwei Einsprungpunkte: * PowerPC RAD750: https://de.wikipedia.org/wiki/RAD750 * Xilinx hatte für seine FPGAs mal das "Rosetta-Programm", um die Strahlungsfestigkeit festzustellen
https://www.heise.de/news/Altersschwacher-Speicher-Weltraumteleskop-Hubble-deaktiviert-6109876.html Und im Wiki zu Hubble steht etwas. Läuft danach aktuell mit einem 80486.
Da was älters von einem Rundtischgespräch: http://microelectronics.esa.int/cgi-bin/mesa.php Eventuell musst du die Personen dort mal direkt anschreiben. Als zusätzliches Stichwort ist "ESA" ganz brauchbar, ansonsten könnte man auch "DLR" benutzen. Eventuell dort nachfragen, wer der Ansprechpartner für ein Wissenschaftsprojekt mit diesen Thema ist.
War nicht mal vor vieeelen jahren ein Aufruf dass µC der 68'er Serie gesucht werden für die Raumfahrt? Auf Grund der großen Strukturen sind diese nicht so strahlungsempfindlich. Anselm
nselm schrieb: > War nicht mal vor vieeelen jahren ein Aufruf dass µC der 68'er Serie > gesucht werden für die Raumfahrt? Da schlägt dein Gedächtnis Purzelbaum, nicht 68 sondern 8086: https://www.heise.de/newsticker/meldung/NASA-sucht-im-Internet-nach-uralten-Chips-59066.html
Strukturgröße ist nur ein Aspekt; Die Halbleiter-Technologie spielt eine wesentliche Rolle, und wie die Gatter implementiert sind. Von Temic gab es seinerzeit spezielle SRAMs für strahlungstolerante Anwendugen. Ich bin aus dem Thema schon eine Zeitlang raus und kann Dir nicht den letzten Stand berichten; Gaisler Research wäre ein guter Einsprung zur Suche, ebenso die diversen Seiten des JPL (Johns Hopkins) Ein bestehendes µprozessor design 1:1 zu verwenden ist nicht der beste Ansatz; wir haben damals einen 32-bit FP DSP in ein strahlungstolerantes Design bei einer europäischen Foundry transferiert. Der ERC32 basiert auf einer Sparc Architektur die auch entsprechend angepaßt wurde; von diesem gibt es auch einige Weiterentwicklungen und neue Generationen.
Maciek A. schrieb: > Je größer die Struktur je länger hält es Nicht unbedingt. Die Strukturgröße ist nur ein Faktor.
Maciek A. schrieb: > Je größer die Struktur je länger hält es Waghalsige These, latch-Up grillt alles :-( .
Auch nicht auf SOI :-) Viel gemeiner sind aber brown-outs, die merkt man nämlich nicht unbedingt.
Hubble zumindest schwächelt gerade ziemlich... https://www.heise.de/news/Altersschwacher-Speicher-Weltraumteleskop-Hubble-deaktiviert-6109876.html
Wie nun schon mehrfach erwähnt, ist ein großer Unterschied zu irdischen Anwendungen die erforderliche Strahlungsfestigkeit. Das Thema ist nicht trivial, unterschiedliche Strahlung hat unterschiedliche Folgen für Elektronik, und die Dosis hängt stark davon ab wo man denn so hin fliegen will und wie lange. Hier ein sehr guter Einstieg in das Thema: https://indico.cern.ch/event/777129/contributions/3249529/attachments/1844695/3026130/6th_EIROforum_school_on_instrumentation_cpoivey.pdf In Rahmen der Leonfamilie https://en.wikipedia.org/wiki/LEON wurden strahlungsharte Mikroprozessorkerne entwickelt, Verkauf von fertigen ICs zum Beispiel über Gaisler. https://www.gaisler.com/index.php/products/processors/leon3ft?task=view&id=364
Klaus W. schrieb: > Hubble zumindest schwächelt gerade ziemlich... > > https://www.heise.de/news/Altersschwacher-Speicher-Weltraumteleskop-Hubble-deaktiviert-6109876.html Wobei Hubble diesmal tatsächlich wegen der Elektronik lahmt. Bei vorherigen Ausfällen war es eher die Mechanik, die Zipperlein machte. Wie bei Opi, erst guckt er nicht richtig und braucht Brille, dann kommt ein Schwanken in den Gang und ganz zuletzt wird das Hirn weich. https://www.br.de/nachrichten/wissen/hubble-im-sicherheitsmodus-weltraumteleskop-hat-probleme,R5yZsK0
Hier noch was aus der Ecke, an dem ich vor einiger Zeit bei Astrium mitgearbeitet habe: https://www.airbus.com/content/dam/products-and-solutions/space/spacecraft-equipment/sce-datasheets/publication-sce-payload-hpdp-12-2020.pdf https://indico.esa.int/event/225/contributions/4251/attachments/3379/4428/OBDP2019-S05-05-Airbus_Helfers_HPDP-40_High_Performance_Data_Processor_A_New_Generation_Space_Processor_in_Demonstration.pdf
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Hier stehen einige (überschaubare) Informationen über Prozessor und Kühlung im Mars-Rover: https://www.heise.de/news/Zahlen-bitte-Die-200-MHz-CPU-die-im-NASA-Rover-Perseverance-den-Mars-erkundet-5062457.html Da stehen zumindest einige Begriffe mit denen man Google füttern kann ( z.B. Kühlung "Warm Electronics Box")
Nicht nur der Prozessor geht im Weltraum kaputt, aber alles, wie z.b. das Netzteil. Die Firmen, die solche Systeme liefern, haben entsprechende Simulatoren, quasi Röntgen für eine Bestrahlung. Ein normaler Spannugswandler geht nach 2 Wochen im Testkammer kaputt ....
Max schrieb: > Nicht nur der Prozessor geht im Weltraum kaputt, aber alles, wie z.b. > das Netzteil. Die Firmen, die solche Systeme liefern, haben > entsprechende Simulatoren, quasi Röntgen für eine Bestrahlung. Ein > normaler Spannugswandler geht nach 2 Wochen im Testkammer kaputt .... Nur Röntgen? Im Weltall ist ja vor allem Teilchenstrahlung präsent. Die vergleichsweise lahmen Protonen und Elektronen der Sonne sowie die richtig hochenergetischen Teilchen die von Außen in das Sonnensystem eindringen. Wobei man vor den Teilchen der Sonne im LEO durch das Erdmagnetfeld noch gut geschützt ist. Nebenbei, weil sie so selten sind und daher hier eher nicht die wichtige Rolle spielen dürften, finde ich die richtig hochenergetische Strahlung. Die höchste Photonenenergie waren 100 TeV für ein einzelnes Photon und 10^20 eV für Protonen. Röntgenstrahlung fängt bei 100eV an!
Ich möchte mich mal erstmal herzlich bei euch allen bedanken. Ich konnte wirklich gute und interessante Berichte, Artikel, etc. lesen und einiges mitnehmen. Nun habe ich aber eine weitere Frage. Ich würde gerne mehr Information darüber erhalten, was mit einem Mikroprozessor passiert, wenn er starkem Temperaturwechsel im Weltall ausgesetzt wird? Bzw. was müsste man tun, um den entgegenzuwirken, um die Lebensdauer der Prozessoren im Weltall zu verlängern? Dabei geht es mir mehr um das Material der Prozessoren wie z.B. die Ausdehnung von Halbleitern (Si), Lotmaterial usw. Hättet ihr da auch gute Quellen für mich? LG Richard
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Max schrieb: > Ein > normaler Spannugswandler geht nach 2 Wochen im Testkammer kaputt .... Das kann man so pauschal absolut nicht sagen! Es gibt genug Sats im LEO, die nur mit COTS Bauteilen schon Jahre lang funktionieren. Kaum ein Raumfahrtdesign besteht rein aus rad-hard Teilen, jedenfalls nicht im niedrigen Erdorbit. Und ja, ich weiß das aus eigener Erfahrung mit Oberstufen und Kleinsatelliten.
Richard W. schrieb: > Hättet ihr da auch gute Quellen für mich? Unter dem Stichwort "Thermal Cracks in Semiconductors" findet man schon einige Veröffentlichungen. Einige beziehen sich dabei auf den Herstellungsprozess, andere aber auch auf bereits in Anwendung befindliche Halbleiter, die starken Temepraturschwankungen ausgesetzt sind.
Zum Thema thermischen Streß kannst du auch auf Automotive-Tests zurückgreifen, sowas testet man dort sehr intensiv. Da geht es im Klimaschrank zwar "nur" bis -80°C runter, aber so ein Temperaturtest - von -80°C bis +90°C (oder so) im Stundenwechsel über mehrere Wochen - sollte dir zumindest eine Richtung geben. Die Temperaturverhältnisse im Weltraum für Elektronik sind auch erstmal anders, als man erwarten würde. Es ist z.B. im Erdschatten zwar saukalt (im Sonnenschein gehts dann mal fix auf 100°C hoch und höher), aber du bist im Vakuum unterwegs. Da wirst du Wärme nur über Abstrahlung los, da Kühlung trotz der niedrigen Temperaturen recht anspruchsvoll werden. Und passe auf was für Materialien du verwendest...Stichwort Ausgasung.
Atmel AT697 ist ein Rad Hard Prozessor der z.B. auf der ISS fliegt. Es ist ein LEON2 (SPARC V8).
Name schrieb: > der z.B. auf der ISS fliegt. Wo Menschen arbeiten wird auch auch mehr auf eine konstante Temperatur geachtet, als bei Würfeln, die ständig thermischen Stress unterliegen. Andererseits sollte aus den Fehlern der Salut gelernt werden wo durch Batterieprobleme eisige Minustemperaturen vorkamen.
Richard W. schrieb: > Informationen > wären z.B. die Lebensdauer, https://en.wikipedia.org/wiki/Voyager_program#Computers_and_data_processing
Richard W. schrieb: > Hättet ihr da auch gute Quellen für mich? Vielleicht das hier: https://www.analog.com/en/technical-articles/challenges-for-electronic-circuits-in-space-applications.html
Danke für eure Hilfe. Es war wieder mal sehr hilfreich. Ich habe mich nun entschlossen die Galliumnitrid-Technologie in Bezug auf die Entwicklung von Mikroprozessoren zu untersuchen. Das Rohmaterial hat großes Potenzial, dank ihrer Eigenschaft und aus diesem Grund wundert es mich, warum immer noch Silizium verwendet wird für die Entwicklung von Mikroprozessoren. Ich weiß, dass GaN viel teurer ist aber das dürfte doch kein Grund sein. Oder wird das Material schon verwendet? Also alles was ich an Literatur habe, ist es nicht der Fall. LG Richard
Richard W. schrieb: > Das Rohmaterial hat > großes Potenzial, dank ihrer Eigenschaft und aus diesem Grund wundert es > mich, warum immer noch Silizium verwendet wird für die Entwicklung von > Mikroprozessoren. Wafer sind klein und schwer herzustellen, großer Bandabstand, keine große Integrationsdichte bzw große Strukturgrößen? Ich würde es eher bei Solarzellen oder FETs sehen.
Richard W. schrieb: > Oder wird das Material schon verwendet? Also alles was ich an Literatur > habe, ist es nicht der Fall. Also wenn ich micht recht erinnere wollte Seymour Cray seine schnellsten Supercomputer mit einer Siliziumalternative Gallium-Arsenid bauen und ist dabei Pleite gegangen: https://de.wikipedia.org/wiki/Cray-3
Richard W. schrieb: > Ich weiß, dass GaN viel teurer ist aber das dürfte doch kein Grund sein. Aber sicher doch. Schau doch mal, was teilweise getan wird, um nur 1 Cent pro Platine/Produkt einzusparen.
Der Elon ist heut' hoch geflogen, den könntest Du mal fragen, wenn er wieder unten ist, wird er 's Dir sicher sagen, was für'n Prozessor steuerte seinen hohen Flug. Wieviel RAM und ROM der hat -sicherlich GENUG!
From Heaven above schrieb: > was für'n Prozessor steuerte > seinen hohen Flug. > Wieviel RAM und ROM der hat > -sicherlich GENUG! Ach Gott, eine Kanonenkugel brauch auch keine Intelligenz um eine Wurfparabel abzufliegen.
Definiert einmal genau, was deine Mission ist. Alle deine Fragen kann man pauschal nicht beantworten. LEO, GEO, MEO, Deep Space und selbst Planetar gibt es dutzende aktuell bekannte Variationen zu Temperatur, Strahlung, Druck, Atmosphäre,...
From Heaven above schrieb: > Der Elon ist heut' hoch geflogen, > den könntest Du mal fragen, > wenn er wieder unten ist, > wird er 's Dir sicher sagen, > was für'n Prozessor steuerte > seinen hohen Flug. > Wieviel RAM und ROM der hat > -sicherlich GENUG! Dein Gedicht ist sehr nett, chapeau dafür. Aber wenn ich klugscheißern wöllte, würde ich dezent darauf hinweisen dass es erstens nicht Elon der (Schein-) Heilige war und zweitens 5 Minuten bei 100km nicht wirklich Raumfahrt ist wenn man über Elektronik redet.
Ich kann halt besser dichten, als Parabeln fliegen. Mir wär das zu gefährlich auch, deshalb bleib ich hier liegen!
Radiation Hardening ist schön und gut, in der Praxis funktioniert aber auch so Einiges aus Standardbauteilen ohne entsprechende Zertifizierungen. Beispiele dafür sind z.B. die Thinkpads auf der ISS (seit Jahrzehnten immer wieder neue Modelle, funktionieren relativ problemlos), diverse Cube-Sats oder auch der Ingenuity-Hubschrauber auf dem Mars (wird von einem stinknormalen Qualcomm-SOC gesteuert, mit zertifizierten "rad hard" Chips hätte man nicht die nötige Rechenleistung + Interfaces in der Baugröße hingekriegt). Man kann sich allerdings nicht darauf verlassen dass es auch wirklich gut geht, für wirklich kritische Anwendungen (z.B. teure und langlebige Satelliten oder der Perseverance-Rover auf dem Mars) setzt man dann doch lieber auf zertifizierte "rad hard" Chips wie den guten alten RAD750.
Wenn ich mir so den Artikel zum LEON durchlese, dann machen diese "rad hard" Chips weitaus mehr, also nur breitere Strukturen zu verwenden oder den Aufbau anders zugestalten. Im WP Artikel steht bspw. dass man auch direkt die Funktionsweise der CPU anders designed: "The goals have been to detect and tolerate one error in any register without software intervention, and to suppress effects from Single Event Transient (SET) errors in combinational logic. " So etwas kann eine Massen CPU von der Stange, wenn ich mich nicht irre, auch nicht. Gut, was der Microcode von Intel und AMD bezüglich der µops macht, weiß auch kein Mensch außer die Leute bei Intel und AMD, aber ich gehe mal davon, das man so etwas damit nicht einplant. Aber wie sieht es denn eigentlich aus die Strahlung direkt abzuschirmen? Hat sich diesbezüglich etwas in den letzten Jahrzehnten durch neue Materialien und Techniken getan, so dass man mit wenig Masse dennoch bessere Ergebnisse erreicht, als mit bisherigen Materialien?
Und dann noch etwas. Dank SpaceX werden die Flüge auch immer günstiger. Da könnte man dann anstatt Mio für eine einzige CPU zu bezahlen dann auch einfach mehr Masse hochschicken und so normale CPUs besser abschirmen. Mit der Falcon 9 liegen die Preise bei $2,720 pro kilogramm. https://theconversation.com/how-spacex-lowered-costs-and-reduced-barriers-to-space-112586 So ein RAD 750 Board kostet 200.000 Dollar. Dafür könnte man auch ca. 73,52 kg an Abschirmungsmaterial hochschicken. Und da moderne System on a Chips kleiner und leistungsfähiger sind, könnte man das auf kleinsten Raum bauen und dann bspw. von einer Massereichen Kugel aus dafür optimalen Materialien mit einem Gewicht von ca. 73 kg umgeben.
Nano schrieb: > Dafür könnte man auch ca. 73,52 kg an Abschirmungsmaterial hochschicken. Das machts leider nicht besser, eher schlimmer. Schnelle Teilchen, die sonst überwiegend ohne Auswirkungen durchkommen, werden damit verlangsamt und haben einen grösseren Wirkungsquerschnitt.
Jakob L. schrieb: > Radiation Hardening ist schön und gut, in der Praxis funktioniert aber > auch so Einiges aus Standardbauteilen ohne entsprechende > Zertifizierungen. Man kommt in der Raumfahrt oft nicht komplett an COTS (commercial of the shelf) Bauteilen vorbei. Davon wird wenn man es ernsthaft betreibt dann aber das jeweilige Fertigungslos qualifiziert, damit man weiß, was einen an Strahlungsempfindlichkeit erwartet.
Jakob L. schrieb: > Radiation Hardening ist schön und gut, in der Praxis funktioniert aber > auch so Einiges aus Standardbauteilen ohne entsprechende > Zertifizierungen. Beispiele dafür sind z.B. die Thinkpads auf der ISS > (seit Jahrzehnten immer wieder neue Modelle, funktionieren relativ > problemlos) Meines Wissens sind die sich auf der ISS befindlichen Thinkpad-Modelle alle schon ziemlich betagt, meines Wissens war das neuste Modell das T61p, wobei man auch sagen muss, das es sich nicht um gewöhnliche Thinkpads handelt, sondern diese zusätzlich modifiziert wurden um mit den Bedingungen im Weltraum besser zurechtzukommen. Inzwischen setzt die NASA anscheinend auf HP ZBooks, möglicherweise weil die Thinkpads inzwischen von Lenovo gefertigt werden und man einen amerikanischen Zulieferer bevorzugt.
Nano schrieb: > Wenn ich mir so den Artikel zum LEON durchlese, dann machen diese "rad > hard" Chips weitaus mehr, also nur breitere Strukturen zu verwenden oder > den Aufbau anders zugestalten. Stimmt. Die DARE libray (Design Against Radiation Effects) wurde zum Beispiel extra entworfen, um strahlungsharte Digitalschaltungen zu bauen, dabei geht es nicht nur um Transistorgeometrien. http://microelectronics.esa.int/finalreport/DARE-Presentation.pdf > Im WP Artikel steht bspw. dass man auch direkt die Funktionsweise der > CPU anders designed: > "The goals have been to detect and tolerate one error in any register > without software intervention, and to suppress effects from Single Event > Transient (SET) errors in combinational logic. " Genau, es gibt da für die Entwickler einige Tricks, wie dreifach redundante Flipflops, oder dass man die einzelnen Bits eines Wortes im Speicher großflächig verteilt, damit ein einzelner Event nicht zu viele Bits eines einzelnen Wortes kippt, so dass der ständig laufende Memory Scrubber die Chance hat die Fehler noch zu korrigieren. > So etwas kann eine Massen CPU von der Stange, wenn ich mich nicht irre, > auch nicht. Gut, was der Microcode von Intel und AMD bezüglich der µops > macht, weiß auch kein Mensch außer die Leute bei Intel und AMD, aber ich > gehe mal davon, das man so etwas damit nicht einplant. Genau, ein (digital-) IC vorsätzlich strahlungshart zu machen hat einen hohen Preis, sowohl was Chipfläche, Geschwindigkeit und Stromverbrauch angeht. Das macht man nicht, wenn es nicht nötig ist > Aber wie sieht es denn eigentlich aus die Strahlung direkt abzuschirmen? > Hat sich diesbezüglich etwas in den letzten Jahrzehnten durch neue > Materialien und Techniken getan, so dass man mit wenig Masse dennoch > bessere Ergebnisse erreicht, als mit bisherigen Materialien? Abschirmung ist eine der Möglichkeiten die die Entwickler haben, aber kein Allheilmittel, sie kann sogar kontraproduktiv sein und sie kostet Masse.
René F. schrieb: > wobei man auch sagen muss, das es sich nicht um gewöhnliche > Thinkpads handelt, sondern diese zusätzlich modifiziert wurden um mit > den Bedingungen im Weltraum besser zurechtzukommen. Was genau wurde da modifiziert? Kann es sein dass es da im wesentlichen nicht um Strahlung sondern um ganz andere Dinge ging (z.B. Vibrationen/G-Kräfte beim Start oder Batteriesicherheit)? Die Chips (Prozessor/Chipsatz/Ram/etc.) selbst können es ja eigentlich nicht sein, die gibt es schlicht nicht in "rad hard". Ernsthafte Abschirmung gegen Strahlung kann es eigentlich auch nicht sein. Ok eventuell kann man bei Ram und Festplatte/SSD noch zwischen ein paar verschiedenen Herstellern auswählen und den unempfindlichsten nehmen.
Die ISS ist extrem harmlos! Sie fliegt noch innerhalb des Magnetfeld der Erde und ermöglicht es sogar Astronauten mit Normalatmosphäre zu versorgen... Und CubeSats fliegen auch nur für eine sehr begrenzt Zeit innerhalb der 400km Grenze. Sie sind so weit von der Erde weg, das die Restatmosphäre sie so stark abbremmst, das sie nach 8-14 Monaten abstürzen... Beides also noch nicht wirklich schlimmer Weltraum. Selbst der Mars-Kopter würde heute nicht mehr fliegen, wenn er die ganze Zeit "an" gewesen wäre als er den Van Allen Gürtel durchflogen hätte. Aber selbst der Mars hat etwas Atmosphäre und ist sogar hamloser als der Mond. Letzteres ist am Tag immer heiß so um die +150 Grad oder nachts mit weniger als -60 Grad also über 200 Grad Gefälle. Der Mars ist nicht heiß... Tagsüber hat es so -15 Grad und nachts -25 Grad und durch die wirklich dünne Atmosphäre auch geringfügig strahlengeschütz... Zum Thema COTS: die werden sehr genau ausgewählt und unter alles Aspekten getestet. Hab ich schon einige male gemacht und ist wirklich sauteuer, langwierig und komplex. Das macht man nicht um Geld zu sparen, sondern nur, wenn man die geforderte Performance mit echten Weltraum Bauteilen nicht gibt.
Servus: Bezüglich Temperatur sieht es oft gar nicht so dramatisch aus, da es ein Thermalmanagement im Satelliten gibt. Mit Survival-Heatern wird die Temperatur auf erträglichem Level gehalten und per Radiatoren entsprechend übermäßige Wärme abgeführt. Im Betrieb kann man so die Baugruppen auf etwa Zimmertemperatur halten und alles ist fein. Eher kritisch ist die enorme Vibrationsbeanspruchung bei Start und die Strahlenbelastung.
René F. schrieb: > Meines Wissens sind die sich auf der ISS befindlichen Thinkpad-Modelle > alle schon ziemlich betagt, meines Wissens war das neuste Modell das > T61p, Jedes kg kostet Gewicht. In der Regel lässt man die NBs, die noch brauchbar sind, oben und benutzt sie solange, solange es halt noch sinnvoll geht. > wobei man auch sagen muss, das es sich nicht um gewöhnliche > Thinkpads handelt, sondern diese zusätzlich modifiziert wurden um mit > den Bedingungen im Weltraum besser zurechtzukommen. Nein, das sind ganz normale Notebook von der Stange. Da sie keine systemkritischen Teile der Raumstation sind, kann man es hier riskieren, dass die Dinger durch Strahlung mal abstürzen oder irgendwann kaputt gehen. Und wenn sie das tun, ersetzt man sie durch neue.
Und die Besatzung? Wenn die Notebooks wegen Strahlung ausfallen, dann wird es für das Personal auch recht ungesund.
Johannes S. schrieb: > Und die Besatzung? Wenn die Notebooks wegen Strahlung ausfallen, > dann > wird es für das Personal auch recht ungesund. Die Raumstation schützt die Besatzung und die darin befindlichen Notebooks natürlich zu einem gewissen Grad. Und die Raumstation fliegt, wie oben schon jemand anmerkte, sowieso nicht so hoch wie ein Geostationärer Satelitt oder eine Sonde zum nächsten Planeten, so dass sie vom Erdmangetfeld noch geschützt ist. Im Notfall hat die Besatzung ausreichend Kapseln um den Rückflug zur Erde anzutreten. Und die DNS ist doppelsträngig, das erlaubt zu einem gewissen Teil, dass Fehler wieder repariert werden.
Johannes S. schrieb: > Und die Besatzung? Wenn die Notebooks wegen Strahlung ausfallen, dann > wird es für das Personal auch recht ungesund. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Integrität der ISS von einem Notebook abhängig ist.
Nano schrieb: > Nein, das sind ganz normale Notebook von der Stange. > Da sie keine systemkritischen Teile der Raumstation sind, kann man es > hier riskieren, dass die Dinger durch Strahlung mal abstürzen oder > irgendwann kaputt gehen. Und wenn sie das tun, ersetzt man sie durch > neue. Inwiefern welches Modell wie modifiziert wurde kann ich nicht sagen, im Thinkpad Forum wurde beispielsweise gepostet, das die Lüfter modifiziert wurden: https://thinkpad-forum.de/threads/20414-ThinkPads-der-NASA-in-ISS-und-Space-Shuttles?p=1618418&viewfull=1#post1618418
Nano schrieb: > Mit der Falcon 9 liegen die Preise bei $2,720 pro kilogramm. > https://theconversation.com/how-spacex-lowered-costs-and-reduced-barriers-to-space-112586 Wenn's nicht gerade eine Regierungsnutzlast ist, die kostet dann gerne mal ein wenig mehr. https://spacenews.com/spacex-explains-why-the-u-s-space-force-is-paying-316-million-for-a-single-launch/ Ein paar Startpreise mal aufgelistet: Nutzlast Startpreis Jahr DSCOVR 97 Mill. 2015 Jason-3 82 Mill. 2016 TESS 87 Mill. 2018 GPS III-01 82,7 Mill. 2018 STP-2 (FH) 160 Mill. 2019 GPS III-03 96,5 Mill. 2020 GPS III-04 96,8 Mill. 2020 Sentinel 6 97 Mill. 2020 DART 69 Mill. 2021 GPS III-05 96,8 Mill. 2021 IXPE 50,3 Mill. 2021 GPS III-06 96,8 Mill. 2022 SWOT 112 Mill. 2022 Psyche (FH) 117. Mill. 2022 USSF-6 316 Mill. 2022 PACE 82,7 Mill. 2023 PPE/HALO (FH) 331,7 Mill. 2024 SphereX 99 Mill. 2024 IMAP 109,4 Mill. 2024
René F. schrieb: > Nano schrieb: >> Nein, das sind ganz normale Notebook von der Stange. >> Da sie keine systemkritischen Teile der Raumstation sind, kann man es >> hier riskieren, dass die Dinger durch Strahlung mal abstürzen oder >> irgendwann kaputt gehen. Und wenn sie das tun, ersetzt man sie durch >> neue. > > Inwiefern welches Modell wie modifiziert wurde kann ich nicht sagen, im > Thinkpad Forum wurde beispielsweise gepostet, das die Lüfter modifiziert > wurden: > > https://thinkpad-forum.de/threads/20414-ThinkPads-der-NASA-in-ISS-und-Space-Shuttles?p=1618418&viewfull=1#post1618418 Okay, das sind kleinere Änderungen, aber keine größeren wie bspw. ECC RAM anstatt normales die jetzt direkt den Computer ansich ändern. Also ein Klettverschluss am Boden des Gehäuses. Änderungen am Lüfter, mit der Begeründung weil in der Schwerelosigkeit heißere Luft nicht aufsteigt. Und ein anderes Netzteil, damit man das NB direkt an die Stromversorgung der Raumstation anschließen kann.
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