Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie funktioniert die Steuerung von Wirbelstrombremsen in Fittness-Fahrädern


von D. S. (asdf1010)


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Hallo,

Vorab; Bis auf Physik LK und Elektronik Wahlkurs hält sich mein Wissen 
in Grenzen, ich bitte deshalb um Nachsicht.

Die meisten werden diese Trainings Fahrräder in Fitnessstudios kennen, 
bei welchen man durch digitales einstellen des Schwierigkeitsgrades im 
Grunde die Stärke des Tretwiderstandes einstellt. Dieser Widerstand wird 
durch eine Wirbelstrombremse erzeugt.

Dieser Widerstand soll wiederum eine Steigung beim Fahrrad fahren 
simulieren.

Für die Umsetzung eines kleinen Projekts möchte ich mir eine solche 
Bremse selber bauen, jedoch stoße ich in der groben Planung auf ein 
Problem

Wie bereits angesprochen kann die Bremse - um beim Beispiel mit dem 
Fahrrad zu bleiben - eine konstante Bergsteigung simulieren. Selbiges 
muss meine Bremse auch können, nur habe ich keine Ahnung wie ich das 
berwerkstelligen soll.

Hier was ich soweit gedacht habe:
Die Bremskraft einer Wirbelstrombremse ist u.A abhängig von der relativ 
Geschwindigkeit des Leiters/Rad zum E-Magnet. Das würde jedoch bedeuten 
dass wenn ich auf dem Fahrrad schneller trete der Widerstand größer 
wird. Im Fahrrad-Beispiel bedeutet das, dass je schneller ich trete, 
desto steiler der Berg wird.Das will ich aber nicht. Die „Steigung des 
Berges“ soll gleich bleiben unabhängig von der Trittgeschwindigkeit. 
Daraus schließe ich deshalb, dass im Fahrrad im Fitnessstudio, 
ausgleichend zur Änderung der Trittgeschwindigkeit die Stärke des 
Magnetfeldes verändert wird. Die Stärke des Magnetfeldes lässt sich in 
diesem Fall, meiner Erkenntnis nach, am leichtesten durch Änderung des 
Stromflusses durch die Spule verändern.
Und jetzt: Wie kann ich das auch schaffen? Wie kann ich den Stromfluss 
durch die Spule so präzise und vor allem so schnell in solch „feinen“ 
Schritten steuern?

Ich hoffe es ist verständlich was ich meine.
Vielen Dank für alle hilfreichen Antworten im Voraus :)
LG

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Eine solche Steuerung ist nicht gut für die Gelenke. Beim realen Fahren 
wird auch Trägheit vom Rad plus Fahrer mit genutzt. Diese Dynamik setzt 
einen viel größeren Aufwand voraus.

von D. S. (asdf1010)


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Hi, danke für die Antwort :) Wieso sollte die Schaltung schlechter für 
die Gelenke sein, als normales Fahrrad fahren? Die Schaltung simuliert 
eine konstante Steigung und ein ausreichend großes Schwungrad simuliert 
Trägheit/Momentum.

Hast du vielleicht trotzdem eine Idee wie ich eine solche Stromsteuerung 
bauen kann?

von Thomas S. (Gast)


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Ne hat er nicht, nur sinnlos daher faseln.

Die Schwungmasse erzeugt durch ihren Aufbau mit magnetischen Partikeln 
(Feritkerne) in den umliegenden Spulen ein Magnetfeld, Die hier 
entstehende Spannung/Leistung wird durch Regelung kurzgeschlosen. Die 
damit erzeugte gegen-EMK bereitet Dir den Trittwiderstand.

Diese Fahrräder /Trimmer sind durchaus sinnvoll und bei ausgeglichener 
Nutzung nicht schädlich.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Das Schwungrad hat systembedingt immer mehr E_kin als der reale Betrieb. 
Der Aufwand dies besser zu machen, wäre viel zu teuer. Drei bis vier 
Hinterradnabenmotoren von Pedelecs würden dafür benötigt werden.

Die Abwärme los zu werden in der Wirbelstrombremse benötigt auch 
Drehzahlen, wie das Bremsmoment. Du benötigst dafür eine Aluscheibe und 
Elektromagnete. Für die Steuerung musst Du auch die Drehzahl messen. Die 
Kraft ist dann relativ gut proportional zum Bremsmagnetstrom mal 
Drehzahl.

Übrigens ein Asynchronmotor bei dem nur eine Phase, bzw. Wicklung, mit 
Gleichstrom beaufschlagt wurde, entspräche dem funktionen Prinzip der 
Wirbelstrombremse.

von Phy-Supplement (Gast)


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> Das würde jedoch bedeuten
> dass wenn ich auf dem Fahrrad schneller trete der Widerstand größer
> wird. Im Fahrrad-Beispiel bedeutet das, dass je schneller ich trete,
> desto steiler der Berg wird.Das will ich aber nicht. Die „Steigung des
> Berges“ soll gleich bleiben unabhängig von der Trittgeschwindigkeit.

Da machst Du ein Betrachtungsfehler, zumindest eine Unterlassung von 
Aspekte.

Wenn Du am realen Berg -mit konstanter Steigung- schneller in die 
Pedalen trittst, dann gewinnst Du sowohl an kinetischer energie 
(Fahrgeschwindigkeit) wie auch an Lageenergie (potentielle E., Höhe 
ü.n.N.).  Ausserdem nimmt der Luftwiderstand quadratisch zur 
Geschwindigkeit zu: im niedrigen Geschwindigkeitsbereich ist dieser 
vernachlässigbar im Verhältnis zu den anderen "Energiesenken", ab einer 
gewissen Schwelle wird der Luftwiderstand jedoch nicht mehr 
vernachlässigbar, noch weiter sogar überwiegend als "Energiesenke" sein.

Nun ist genau über die Steigung der Bergstrecke der Zusammenhang 
gegeben: Geschwindigkeits- und Höhenzunahme sind gekoppelt, sie müssen 
zwingend zusammen verrechnet werden.

Wie möchtest Du nun das Verhalten deiner Bremse machen:
Konstante Steigung? --> wie schaut da die Leistungskurve P=f(dh/dl) aus?
Konstante Leistung? --> wie schaut da die Wegsteigungskurve aus?
Wie schauen "diese" Kurven aus, bei einer physikalisch echten 
Bergstrecke mit konstanter Streckensteigung aus? Und in funktion von 
was?

Sorry dass ich diese letzten Fragen absichtlich verwirrend formuliert 
habe; ich bin aber der Meinung dass Du deine Gedanken noch sortieren 
musst, um herauszufinden was Du genau erreichen willst.

Ist das sinnvoll, es mit dem Satz "konstante Steigung" zu wollen? oder 
wäre "konstante Leistung" besser? oder "Simulation einer physikalischen 
Strecke"? oder "anstreben eines bestimmten Arbeitspunktes"?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Thomas S. schrieb:
> Ne ...

Was Thomas beschreibt funktioniert nach einem etwas anderen Prinzip und 
zwar dem des Asynchrongenerators.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Asynchrongenerator

von Phy-Supplement (Gast)


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Experimentiere (oder simulieren, aber bitte vollständig!) doch mit 
folgendem Setup:
an die Tretkurbel oder an das Hinterrad wird ein Bürstenkommutierter 
DC-Motor oder ein Brushless-"DC"-Motor mechanisch gekoppelt. Die 
Leistungsklasse sollte mind. einige hundert Watt betragen damit es nicht 
gleich kaputt geht, 1kW ergibt sicher eine ziemlich dauerhafte 
Konstruktion welche auch Dauerbetireb aushält.

Der Motor fungiert da im Generatorbetrieb und lässt sich mit diversen 
Lasten beaufschlagen: ohmsche Lastwiderstände (linear), Glühlampen 
(unlinear, wg. Temp.abhängigkeit), Konstantstromsenke.

(R und Lampen gehen sowohl mit DC wie auch AC: Motorwahl egal, ausser 
dass BLDC typ. 3 Phasen hat.
IconstSenke geht mit DC einfacher --> Bürstenmotor)

Was bringt dich näher an das gesuchte?
Was fühlt sich eher an wie eine physikalisch reelle (Berg-)Strecke?
Was fühlt sich an wie die Wirbelstrombremsen von käuflichen 
Trainigsgeräte?

von A. S. (Gast)


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Ohne Luftwiderstand muss sich die Kraft bei doppelter Trittfrequenz 
verdoppeln, die Leistung vervielfachen.

Mit Luftwiderstand nochmal mehr.

Mit Gangschaltung (haben viele Radfahrer) werden all deine Überlegungen 
hinfällig: man wählt den Gang so, dass man für die aktuelle Strecke eine 
optimale Kombination von Kraft und Umdrehungen hat.

(Warum man bergauf schwerer trampeln soll, habe ich noch nie verstanden. 
Wenn, dann muss man seine Fahrt auf im Mittel minimalen Gegenwind 
optimieren)

von Phy-Supplement (Gast)


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Noch ein paar Denkansätze um das Zeugs zu verstehen.

Zur Vereinfachung: der Mensch der in die Pedalen tritt, vermag am Anfang 
eine bestimmte Leistung P über eine gewisse Zeit konstant abzustrampeln, 
mit zunehmender Ermüdung nimmt P langsam aber stetig ab...

Wie ist das nun auf ebener, gerader Strecke? Aus dem Stillstand nimm die 
Geschwindigkeit v zu bis "zum Arbeitspunkt" wo sie dann konstant bleibt 
(bis die Ermüdung eintritt).
Was geschieht da, wie entwickeln sich Energiefluss, Leistung, usw. über 
die Zeit, über den Weg?

Und nun kommt Steigung hinzu: wie wird es nun?

von A. S. (Gast)


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Phy-Supplement schrieb:
> Zur Vereinfachung: der Mensch der in die Pedalen tritt, vermag am Anfang
> eine bestimmte Leistung P über eine gewisse Zeit konstant abzustrampeln,
> mit zunehmender Ermüdung nimmt P langsam aber stetig ab...

Bei mir ist es über 1/2h etwa so, dass ich mich 5 Minuten warm fahre 
(~220W), dann 10 Minuten mit etwa 300W, dann in mehreren Zyklien 
zwischen 200 und 300W und am Ende je nach Kondition 300 oder gar weniger 
als 200.

> Wie ist das nun auf ebener, gerader Strecke? Aus dem Stillstand nimm die
> Geschwindigkeit v zu bis "zum Arbeitspunkt" wo sie dann konstant bleibt
> (bis die Ermüdung eintritt).
> Was geschieht da, wie entwickeln sich Energiefluss, Leistung, usw. über
> die Zeit, über den Weg?

Auf gerader Strecke sind es vereinfacht konstanter Rollwiderstand und ^3 
für die Geschwindigkeit. Wieviel hängt von Rad und Position ab. 
Wurschtel Dir das so zusammen, dass für 200W etwa 20km/h (Hollandrad), 
30 (Rennrad) oder 40 (Rennrad Windschatten, aber das ist ein anderes 
Faß) bei rauskommt.

Bergauf kommt das Gewicht hinzu: je kg und Höhenmeter kommt ein g hinzu. 
Beispiel: 10km/h, 10% Steigung = 100m/h. Bei 100kg (Rad + Fahrer) und 
g=10 sind es 1E6Nm/h = 1E6Ws/h=1E6W/3600s = 278W

Bei 20km/h und 1% Steigung entsprechend 55W.

von D. S. (asdf1010)


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Vielen herzlichen Dank für die hilfreichen Antworten :)

Ich hab festgestellt, dass ich durchaus einiges außer Acht gelassen habe 
und nicht bedacht habe.

Leider habe ich den Fehler gemacht, in meinem ursprünglichen Post nicht 
von meinem "wahren" Projekt/Ziel zu erzählen, sondern habe lediglich das 
Beispiel des Fahrrads verwendet weil ich dachte, dass dieses den Diskurs 
leichter gestaltet, da es möglicherweise ein simples und bildhaftes 
Beispiel darstellt.

Bevor ich jetzt aber erneut anfange zu schreiben, was meine Bremse 
"beachten" muss (Luftwiderstand, Trägheit,...), sage ich einfach was ich 
wirklich vor habe:

Ich möchte ein Trainingsgerät bauen, welches im Grunde ein einfacher 
Flaschenzug ist. Da es jedoch unpraktikabel ist, ein Gewicht 15m in die 
höhe zu ziehen hatte ich die Idee, eine Umlenkrolle in Bodennähe und 
eine Umlenkrolle in ca. 2m Höhe zu platzieren und eine geschlossene Seil 
Schleife um beide Rollen zu spannen.

Um dabei das Gewicht wie bei einem herkömmlichen Flaschenzug zu 
simulieren kam ich auf die Wirbelstrombremse in den Fitness-Fahrrädern.
Durch digitales Einstellen der "Gewichtskraft", wird ein entsprechender 
Widerstand durch die Bremse erzeugt.

Daher sprach ich auch immer von einer "konstanten Steigung", weil für 
mich die konstante Steigung gleichbedeutend zu einem konstanten Gewicht 
am Ende des Seiles von einem "echten Flaschenzug" war.
Glücklicherweise spielt der Luftwiderstand fast gar keine Rolle bei 
Flaschenzügen, wodurch meine Bremse das gar nicht simulieren müsste.

Drei wichtige Aspekte sind mir dabei eingefallen:
- Simulieren eines konstanten Widerstandes (gleichbleibendes Gewicht 
beim echten Flaschenzug unabhängig von Zughöhe und Zuggeschwindigkeit)
- Nicht nur simulieren eines Widerstandes, sondern einer aktiven 
Gegenkraft.
Beim echten Flaschenzug muss man ja schließlich nicht nur ziehen sondern 
mit der einen Hand das Gewicht halten, wenn die andere Hand umgreift.
- ggf. simulieren einer gewissen Trägheit/Momentum bei ruckartigem 
ziehen bzw plötlzlichem "nicht mehr ziehen" nach einer hohen 
Zuggeschwindigkeit.

Der erste Aspekt ist wohl der wichtigste. Beim zweiten Aspekt bin ich 
noch am überlegen, diesen durch einen anderen Mechanismus irgendwie zu 
erfüllen. Der dritte Aspekt scheint mir im Vergleich zu den beiden 
anderen recht unbedeutend, weshalb ich diesen erstmal außer Acht lassen 
würde.

Das Problem, von welchem ich ursprünglich in meinem Haupt-Post schrieb, 
von welchem ich nicht weiß wie ich dieses Problem lösen kann war, dass 
man an einem Flaschenzug langsam aber auch schnell ziehen kann und sich 
der Widerstand (das Gewicht) nicht ändert. Lediglich leichte 
Trägheitseffekte beim erhöhen der "Zuggeschwindigkeit" würden den 
Widerstand beeinflussen.

Bitte nehmt es mir nicht übel, dass ich nicht gleich vom meinem "echten" 
Projekt geschrieben hatte, das war ein sehr dummer Fehler meinerseits.

von A. S. (Gast)


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Ein Gleichbleibendes Gewicht kannst du nicht mit Reibung oder 
Wirbelstrom simulieren.

Deine Beschreibung

D. S. schrieb:
> Ich möchte ein Trainingsgerät bauen, welches im Grunde ein einfacher
> Flaschenzug ist.

enthält zu vage, wie es sich "anfühlen" soll.

Soll es tatsächlich einen Flachenzug mit endlos langem Seil simulieren, 
so gäbe es eine Möglichkeit, dass aus Gewicht, Feder, Umlenkrolle und 
Reibrad zu simulieren. Wäre aber ein komisches Gefühl als Fitness-Gerät.

von MaWin (Gast)


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D. S. schrieb:
> Simulieren eines konstanten Widerstandes

Also Drehmoments auf der Umlenkrolle unabhängig von der Geschwindigkeit

https://www.magtrol.com/wp-content/uploads/hb_manual_de-1.pdf

kann das angeblich. Ein DC Permanentmagnet-Motor mit Konstantstromsenke 
täte es auch.

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