Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik DC Netzteil: 2 FETs durchgebrannt, passiert das einfach so?


von A. D. (egsler)


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Ich hab ein defektes PPS 11810 bekommen und hab die Hoffnung, dass ich 
es wieder zum Laufen bekomme.
Es ist die Sicherung F2 abgeraucht (im Schematic mittig auf Seite 2). Da 
so eine Sicherung ja nicht ohen Grund durchbrennt, hab ich auch mal die 
im Schaltplan direkt darüber zu sehenden Q9 und Q10 durchgemessen - die 
haben einen satten Kurzschluss von Drain nach Source und müssen also 
auch getauscht werden.

Meine Frage ist nun: Ist es wahrscheinlich, dass die zwei FETs einfach 
von sich aus durchbrennen? Ich hab bisher nicht viel Erfahrung mit 
Fehlersuche nach Schaltplan, daher würde ich vermutlich ewig sitzen, 
einfach auf Verdacht alles drum herum durchzumessen. Zumal ich nicht in 
der Leistungselektronik daheim bin und den Schaltplan noch nicht 
komplett durchsteige.

Ergibt es also Sinn, einfach Q9 und Q10 zu tauschen und hoffentlich 
läufts dann wieder? Oder ist das so unwahrscheinlich, dass ich doch 
direkt alles drum herum überprüfen sollte, bevor ich das Gerät mit zwei 
frischen Transistoren in Betrieb nehme?

von H. H. (Gast)


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Das Netzteil heißt eigentlich Manson HCS-3100.

Die IRF840 sind für das Netzteil knapp, und wenn die durchlegieren, dann 
kann auch die Ansteuerung Schaden nehmen. Du wirst also schon die 
entsprechenden Bauteile kontrollieren müssen.

Als Ersatz dann ehr AOT12N50.

von A. D. (egsler)


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Ich habs befürchtet, na dann versuch ich mal alle Bauteile vom Gate aus 
zu vermessen.

Der AOT12N50 erscheint mir aktuell nicht so wirklich lieferbar, aber der 
STP11N65M5 sollte es ja auch tun. Danke für den Hinweis, dass der IRF 
bissel unterdimensioniert ist.

von H. H. (Gast)


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A. D. schrieb:
> Der AOT12N50 erscheint mir aktuell nicht so wirklich lieferbar,

https://www.tme.eu/de/details/aot12n50/n-kanal-transistoren-tht/alpha-omega-semiconductor/

> aber der STP11N65M5 sollte es ja auch tun.

Ist aber keine wesentliche Verbesserung.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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R8, R9 und R10 bilden den Shunt für die Endstufenstrom Messung. Es wäre 
nicht ungewöhnlich, das die mit in den Abgrund gerissen wurden. Wenn das 
der Fall ist, ist auch der IR1150 in Gefahr und damit die PFC Schaltung.

Evtl. kann man die Endstufentransistoren auch aus einem PC-Netzteil 
plündern. Die Schaltung ähnelt den Dingern jedenfalls sehr.

: Bearbeitet durch User
von A. D. (egsler)


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Ich schau mal, ob ich in nem alten Netzteil irgendwas passendes an FETs 
finde, sonst bestell ich zwei von den AOT12N50.

Über R8, R9 und R10 mess ich 80 mOhm, das sollte passen. Auch die ganze 
Gate-Beschaltung der defekten Transistoren scheint OK, soweit wie ich 
die Bauteile "in-vito" vermessen kann.

Mir macht noch der Transformer TR3 sorgen - da mess ich an der 
Primärwicklung 30 mOhm...

von H. H. (Gast)


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A. D. schrieb:
> Mir macht noch der Transformer TR3 sorgen - da mess ich an der
> Primärwicklung 30 mOhm...

Das kommt schon hin.

von A. D. (egsler)


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H. H. schrieb:
> Das kommt schon hin.

Das ist gut. Hab hier zwei K3568 ausgebaut, dann setz ich die mal ein 
und versuch mein Glück ;)

von H. H. (Gast)


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A. D. schrieb:
> K3568

2SK3568

Sollten funktionieren.

von A. D. (egsler)


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Lief 5s lang an, dann foppte die Sicherung erneut ;/
Aber jetzt ist erstmal Feierabend...

von Vorn N. (eprofi)


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War mir klar.

> Meine Frage ist nun: Ist es wahrscheinlich,
> dass die zwei FETs einfach von sich aus durchbrennen?
Nein, es gibt immer einen Grund.
Hier vermute ich einen Fehler
auf der Primärseite:  Snubber R57 C42  und  R58 C43  prüfen

auf der Sekundärseite: entweder Diode D13A oder D13B durchlegiert 
(Snubber R59 C51 C52 und R60 C54 C53 prüfen) oder ausgetrockneter 
Kondensator C55 (selten C57) mit hohem ESR.

Manchmal bohre ich ein paar 1-3er Löcher in die Platine, um mehr Kühlung 
zu erreichen.
Viel Erfolg bei der Reparatur
und ein Gruß an den Kollegen Hinz.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Vorn N. schrieb:
> Manchmal bohre ich ein paar 3er Löcher in die Platine, um mehr Kühlung
> zu erreichen.

Sein NT ist propellergekühlt, aber der KK ist mäßig.

von Vorn N. (eprofi)


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Nachtrag:
auf der Primärseite: C14 C15 können auch hohen ESR haben, da 
ripple-belastet.

Hinz: Lüfter oder nicht, ein Loch in der Nähe eines Bauteils kann eine 
bessere lokale Kühlung bewirken.

von H. H. (Gast)


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Vorn N. schrieb:
> Hinz: Lüfter oder nicht, ein Loch in der Nähe eines Bauteils kann eine
> bessere lokale Kühlung bewirken.

Die Bauteile schaffen sich doch selbst Löcher. :-)

von A. D. (egsler)


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Primärseitig sollte passen. R57/R58 sind gut, C42/C43 haben zumindest 
keinen Kurzschluss.

Auf der Sekundärseite hats tatsächlich D13B durchgehauen. Also kann ich 
jetzt nochmal zwei FETs + Doppeldiode ordern...
Interessant find ich, dass es bei den FETs nicht nur die DS-Strecke 
durchgehauen hat, sondern jeweils auch das Gate komplett durch ist. Ist 
das ein normaler Effekt, wenn ein FET überlastet wird? Oder deutet das 
auf eine zu hohe GS-Spannung hin?

Den ESR der Caps kann ich leider nicht messen.

Wieso verbessern denn kleine Löcher in der Platine die Kühlung? Ich kann 
mir nur schwer vorstellen, dass da eine nennenswerte Zirkulation durch 
zustande kommt?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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A. D. schrieb:
> Interessant find ich, dass es bei den FETs nicht nur die DS-Strecke
> durchgehauen hat, sondern jeweils auch das Gate komplett durch ist. Ist
> das ein normaler Effekt,

Ja.

von Mark S. (voltwide)


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Ja, Kernschmelze, alles legiert zusammen.

von Mark S. (voltwide)


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Was mich ein wenig wundert, dass nach einem crash an der Steckdose mit 
Spitzenströmen von mehreren 100A nicht einfach die internen Bondrähte 
weg dampfen. Also der MOSFET auf Unterbrechung geht, ein Fehler der dann 
nicht so offensichtlich ist.

von H. H. (Gast)


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Mark S. schrieb:
> Was mich ein wenig wundert, dass nach einem crash an der Steckdose
> mit
> Spitzenströmen von mehreren 100A nicht einfach die internen Bondrähte
> weg dampfen. Also der MOSFET auf Unterbrechung geht, ein Fehler der dann
> nicht so offensichtlich ist.

Das Schmelzintegral halt.

von Mark S. (voltwide)


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H. H. schrieb:
> Das Schmelzintegral halt.
Das wird es wohl sein.

von A. D. (egsler)


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Mark S. schrieb:
> Ja, Kernschmelze, alles legiert zusammen.

Alles klar. Schaun wir mal, wie es dann mit neuer Diode und FETs läuft 
;)

von H. H. (Gast)


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A. D. schrieb:
> Mark S. schrieb:
>> Ja, Kernschmelze, alles legiert zusammen.
>
> Alles klar. Schaun wir mal, wie es dann mit neuer Diode und FETs läuft
> ;)

<Daumen drück>

von eProfi (Gast)


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Und warum bestellst Du die genannten Teile nicht mit, zumindest den C55?
Dass die Diode kaputtgegangen ist, hat auch einen Grund.
Willst Du gerne eine dritte Bestellung?

> Wieso verbessern denn kleine Löcher in der Platine die Kühlung?
Jeder noch so kleine Luftzug verbessert die Situation.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Mark S. schrieb:
> Ja, Kernschmelze,

Oh, ein kleines AKW! ;)

Häufig werden die Überschwinger größer, wenn bei den Elkos der low ESR 
so nach und nach schwindet. Es wäre daher durchaus sinnvoll die 
wahrscheinlichsten Elkos für diesen schleichenden Fehler mitzubestellen.

von Butro (Gast)


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A. D. schrieb:
> dass der IRF bissel unterdimensioniert ist.

"Bissel" ist nett gesagt. Viel zu knapp, imho.

H. H. schrieb:
> <Daumen drück>

(Ich drücke mit. :-)

von A. D. (egsler)


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Das war wohl leider auch nichts... Ich hab C55 und C57 beide einfach 
mitgetauscht, aber Q9 und Q10 sind erneut durchgebrannt. D13 hats 
diesmal unbeschadet überstanden.
Das spricht für mich jetzt irgendwie dafür, dass die Gateansteuerung 
einen Defekt hat, aber da konnte ich noch nichts (für mich) unerwartetes 
messen...

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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A. D. schrieb:
> Gateansteuerung
> einen Defekt hat

Da wäre ein Oszi von Vorteil.

von A. D. (egsler)


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Ich hab sogar eins, muss aber gestehen, dass ich nen bissel Respekt 
davor hab, unter Netzspannung an dem Gerät zu arbeiten. Ich seh aber 
ein, dass da an dieser Stelle wohl kaum ein Weg dran vorbei führt...

Also FETs wieder raus, neue Sicherung F2 rein und dann mal die 
Gatesignale anschauen?

von H. H. (Gast)


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A. D. schrieb:
> Ich hab sogar eins, muss aber gestehen, dass ich nen bissel Respekt
> davor hab, unter Netzspannung an dem Gerät zu arbeiten. Ich seh aber
> ein, dass da an dieser Stelle wohl kaum ein Weg dran vorbei führt...

Du musst nicht unter Netzspannung arbeiten!

Einfach die +12V mit einem Labor- oder Steckernetzteil fremdeinspeisen.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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A. D. schrieb:
> Respekt davor hab, unter Netzspannung an dem Gerät zu arbeiten.

Denke daran, dass das Oszi in der Regel nicht galvanisch getrennt ist. 
Knallt sonst heftig, auch mit dem 1:100 Tastkopf.

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