Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schrottfund: altes analoges el. Thermometer (DIY)


von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Hallo alle Neugierige,

heute frisch aus der E-Schrottmulde gehoben: ein LINEARHTERMOMETER. Wohl 
in den 80ern selbstgebaut (s. Datecodes der HL), Schaltungsprinzip 
dürfte älter sein (wg. BE Wahl).

Ich habe es gereinigt (entstaubt) und ihm frische Batterien spendiert. 
Naja: es scheint zu funktionieren, bei heute 30.5'C (digitales 
Wohnzimmerthermometer aus den 90ern, unkalibriert) schwingt der Zeiger 
am Dtehspulmesswerk auf 300uA.

Ich will noch BOM erfassen und die Leiterzüge schematsch erfassen (ja 
die geätzte Schrift ist spegelverkehrt, alle DIL-Lötaugen sind oval aber 
neben Pin1 ist je ein kl. Cu-Rechteck zur Orientierung) vorab mal die 
Fotos und die Halbleiter sind:

+ DIL14: LM723CN (M8444, Nat.Semi)

+ DIL8: UA/LM741CH (8533H, S=Signetics?)

+ TO-18: BC103A (N827, PH=Philips?)

+ 5mm LED, rot

+ temp.fühler: kl. Diode in transp. Glassgehãuse, innen orange, 
aufgemalte Farbringe Gelb(breit) Lila Weiss

+ KerKo n10 beim LM723

+ R...

+ 2 Trimmer je 1k Ohm

von _Gast (Gast)


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Hm,

mit DIY wäre ich vorsichtig, hatte erst vor kurzen ein Lanzenthermometer 
auf den Tisch, das sah genauso aus, war aber von einer Firma.

Alle Lötstellen wegen Zinnpest erneutert und das Ding rennt wieder wie 
am ersten Tag. (Den Orginalhersteller gibt es immer noch, nur will der 
mittlerweile deinen Erstgeborenen)

von michael_ (Gast)


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collectionneur de trouvailles schrieb:
> Wohl
> in den 80ern selbstgebaut

Die Platine ist schwallgelötet, kein Bastelobjekt.
Eher 10 Jahre vorher. Sonst hätte man das mit LED-Anzeige gemacht.

von Einer (Gast)


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michael_ schrieb:
> Die Platine ist schwallgelötet

Nee, galvanisch verzinnt und handgelötet.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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michael_ schrieb:
> Sonst hätte man das mit LED-Anzeige gemacht.

Hat ja eine LED :-)
Ist das nur eine Betriebsanzeige, oder kann man da noch irgendwo ein 
Limit oder so einstellen? Mir scheint, als ob der 723 irgendwas damit zu 
tun hat. Die Leiterplatte gefällt mir gut. Damals hat man noch mit 
Kurven gezeichnet.
Für DIY spricht der Monacor Schriftzug und das es keine richtige Skala 
für °C hat.

: Bearbeitet durch User
von N. A. (bigeasy)


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_Gast schrieb:
> Alle Lötstellen wegen Zinnpest erneutert...

Das müsstest Du anhand der Fotos genauer erklären.

von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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collectionneur de trouvailles schrieb:
> + temp.fühler: kl. Diode in transp. Glassgehãuse, innen orange,
> aufgemalte Farbringe Gelb(breit) Lila Weiss

Da dürfte die Flußspannung (TK etwa -2mV/K) gemessen werden. Die größte 
Herausforderung dürfte die Erzeugung einer stabilen Referenzspannung für 
den Nullabgleich sein. Wenn in der BOM nichts diesbezügliches zu finden 
ist, könnte auch die LED, zusammen mit einem OPV dafür genutzt worden 
sein.

Bin schon mal gespannt, auf die weitere Analyse :-)

von H. H. (Gast)


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von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Einer schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Die Platine ist schwallgelötet
>
> Nee, galvanisch verzinnt
kann ich nicht einschätzen

> und handgelötet.
Definitiv, da war mehr angebräuntes Kolophonium und zwar an jeder 
Lötstelle. Hab ich natürlich für die Fotos mit Spiritus zu ca. 3/4 
wegeputzt.

Aber welcher Profi lässt schon spiegelverkehrte Schrift auf PCBs seiner 
Produkte... ev. Nullserie. Auch das "Gehäuse" und die Montageart der 
Fühlerdiode deuten klar auf Prototyp oder Lab-Hilfsmittel; darum DIY.

Ich googelte gestern noch etwas rum nach Thermometerschaltungen mit 
LM723, ist ja nicht die naheliegendste Schaltung mit diesem 
Spannungsregler-IC. Ich bin leider noch nicht fündig geworden...

von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Ingo W. schrieb:
> collectionneur de trouvailles schrieb:
>> + temp.fühler: kl. Diode in transp. Glassgehãuse, innen orange,
>> aufgemalte Farbringe Gelb(breit) Lila Weiss
> Da dürfte die Flußspannung (TK etwa -2mV/K) gemessen werden.

Hat jemand ein Tipp, was das für ein Diodentyp sein könnte?
Bitte etwas zielführender als "DUS": ja, die -2mV/K erfüllen alle 
Si-Dioden.

> Die größte
> Herausforderung dürfte die Erzeugung einer stabilen Referenzspannung
Dafür ist der LM723 bekannt, weiss ich. V.a. preislich attraktiv, 
solange man Platz dafür hat.
 für
> den Nullabgleich sein. Wenn in der BOM nichts diesbezügliches zu finden
> ist, könnte auch die LED, zusammen mit einem OPV dafür genutzt worden
> sein.
In der Tat leuchtet die LED gar nicht. Ich muss da mal rummessen...
Ev. ist das bloss eine Grenzwertanzeige?

>
> Bin schon mal gespannt, auf die weitere Analyse :-)
Ditto :-)   Bitte Geduld...


Im Wohnzimmer zeig das Digitalthermometer jetzt 26.4'C und der 
Analogzeiger geht auf ca.250uA. Eine Nachjustage ist wohl fällig, mache 
ich aber NOCH nicht.

von Teo (Gast)


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Zu 99,999% die übliche Verdächtige, 1N4148.

von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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H. H. schrieb:
> LM723

Autsch - das war ein freudscher Vergucker. Den hatte ich doch gar als 
LM324 gelesen und mich gefragt, warum 2x9V nötig sind. Aber so dürfte 
die Funktion schon geklärt sein.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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collectionneur de trouvailles schrieb:
> Hat jemand ein Tipp, was das für ein Diodentyp sein könnte?
> Bitte etwas zielführender als "DUS": ja, die -2mV/K erfüllen alle
> Si-Dioden.

Die Markierung könnte auf 1N479 hindeuten, eine goldgebondete Diode. 
Aber das ist wirklich nur eine wilde Vermutung.

Zur LED ist meine Vermutung (obwohl ich den 723 so gut wie überhaupt 
nicht kenne), das das eine Batteriewarnung ist. Der schaltende 
Transistor hängt ja am Ausgang Vz, der über die interne Z-Diode am 
Regelausgang des 723 ist.

: Bearbeitet durch User
von Uwe S. (bullshit-bingo)


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collectionneur de trouvailles schrieb:
> Ich googelte gestern noch etwas rum nach Thermometerschaltungen mit
> LM723, ist ja nicht die naheliegendste Schaltung mit diesem
> Spannungsregler-IC. Ich bin leider noch nicht fündig geworden...

Könnte aber noch kommen, denn das ist/war ziemlich sicher ein gekaufter 
Bausatz. Zumindest die Platine hat wohl niemand selbst entworfen und 
geätzt. Das sind weder Abreibe-Leiterbahnen, noch wurde es mit Edding 
gekritzelt, noch war damals FR4/Verzinnung bei Selberätzern üblich.

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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michael_ schrieb:
> Die Platine ist schwallgelötet, kein Bastelobjekt.
Defintiv nicht, denn dann wären die Leiterbahnen auch (dick) verzinnt. 
Aber sehr gut handgelötet ist sie.

Matthias S. schrieb:
> Damals hat man noch mit Kurven gezeichnet.
Bzw. mit Brady-Klebebändern Kurven geklebt. (War das Brady?) 
Abrubbel-Buchstaben für die Beschriftung (die gab es dummerweise nicht 
spiegelverkehrt) und Aufkleber für die IC-Symbole, gerne mit ovalen 
Pads. Ich glaube, ich habe davon sogar noch was von dem ganzen Zeug.

Immerhin sauber gemacht, nicht so lieblos zusammengebraten, wie viele 
"Hauptsache, es funktioniert"-Projekte.

von MaWin (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Die Markierung könnte auf 1N479 hindeuten,

Germanium ? Eher nicht

Ingo W. schrieb:
> Die größte Herausforderung dürfte die Erzeugung einer stabilen
> Referenzspannung für den Nullabgleich sein.

Dafür wohl den 723.

von Helge (Gast)


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weiß-braun-gelb wäre 1N914. Braun kann zu lila verfärbt sein. Da die 
1N479 ge ist, laäßt sich das an der flußspannung auseinanderhalten.

von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Helge schrieb:
> weiß-braun-gelb wäre 1N914. Braun kann zu lila verfärbt sein. Da die
> 1N479 ge ist, laäßt sich das an der flußspannung auseinanderhalten.

Ja, jetzt bei Sonnenlicht (Vollspektrum) sehe ich noch ein weiterer Ring 
an der Sensordiode.
(unter dem Messwerk sind nochmals 4 selbe Dioden bestückt - Foto wird 
folgen...)

Gelb (breit) ¦ braun o. lila ¦ gelb o. weiss ¦ grau

BOM ist hingekrizelt, will ich n.d. Mittagessen (+Siesta) hier 
eintippen.

Malzeit!

von Helge (Gast)


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4148, ähnlich der 914.

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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"BOM" kenne ich nur als die "Bill Of Material". Du meinst sicherlich die 
Schaltung.

von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Helge schrieb:
> 4148, ähnlich der 914.

Gut. Ich kenne eigentlich beide bereits seit Jahrzehnte. Allerdings sind 
mir 1n4148 soweit ausschliesslich mit in schwarz aufgedruckten Zeichen 
untergekommen.

Für diese Schaltung also wohl DUS: kleinsignal und haupsache Silizium.

von Mark S. (voltwide)


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BC103A?! Ist mir noch nie begegnet. Wird wohl ein BC108A mit 
schwächelnder Beschriftung sein. Aus dieser Familie war das damals wohl 
der preiswerteste.

von collectionneur de trouvailles (Gast)


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So: Foto Bestückungsseite u. Bauteilliste (BOM).
     Orientierung gem. Schriftzug.
      Reihenfolge v.l.n.r./v.o.n.u.

M1: Drehspulmesswerk 500uA FS.

D1, D2, D3, D4, D5 (sensor): 1n4148

BR1: Drahtbrücke

R1: 1k

R2: 47k

R3, R4: 100k

LED1: rot 5mm

R5: 1k (1%)

R6: 4k7 (1%)

R7: 10k (1%)

R8: 2k7 (1%)

BR2: Drahtbrücke

C1: KerKo n10

Q1: BC103A

BR3: Drahtbrücke

U1: LM723CN

R9: 10k

Tr1: Spindeltrimmer 1k

U2: LM741CN

Tr2: Spindeltrimmer 1k

Der fliegend verdrahtete Taster ist als Schliesser einfach in der 
+Versorgungsleitung, die Schaltung wird also nur kurzzeitig bestromt 
solange man abliest.

Die Versorgung ist unipolar, nominal 0..<18V (2x 9V Block)

von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Mark S. schrieb:
> BC103A?! Ist mir noch nie begegnet. Wird wohl ein BC108A mit
> schwächelnder Beschriftung sein. Aus dieser Familie war das damals wohl
> der preiswerteste.

So las ich es von blossem Auge.

Hier eine Sonntagsmakroaufnahme: demnach gebe ich dir BC107A und sage 
ich bin mit blossem Auge einer "opt. Illusion" aufgesessen. Allerdings 
ist der Aufdruck schon nicht mehr so wie neu, resp. scheint es mir dass 
der TinCan Angriffsstellen in seiner Oberfläche aufweist (Pünktchen) 
welche die entzifferung erschweren...

Der exakte Transistortyp dürfte in der Tat nicht so kritisch sein.

Letztlich ist das Messwerk auch nur von Genauigkeitsklasse 2%.

von Helge (Gast)


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Könnte eine Absolutanzeige für die Temperatur in °C sein, leuchtet die 
rote LED  bei negativen Temperaturen?

von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Hier das "Schnittmuster", ich hoffe ich habe beim nachzeichnen keinen 
Fehler gemacht.

Der "error amp" vom LM723 wird da wohl nur als Schwellwertschalter 
eingesetzt und treibt die LED. Ev. ist das bloss eine Abgleichhilfe? 
Müsste da nicht noch irgendeine Rückkopplung verschaltet sein?

Vom LM723 ist wie zu erwarten war, nur die Referenzspannung relevant um 
die eigentliche Thermometerfunktion zu realisieren.

Die Skalierung der Spannungsschwankung an der Sensordiode macht der 
LM741, ohne(!) Offsetkompensation... naja.

Was ich noch nicht ganz durchschaue, ist der "Stromknoten" im Trimmpoti 
Tr1: der Querstrom durch die Sensordiode läge su um die 1.1mA wenn der 
Schleifer von Tr1 nubeschaltet wäre.

Der Strom durchs Messwerk ist =<0.5mA, also bis zur Hälfte des 
Sensorquerstroms (sagen wir typ. ein Viertel bei Raumtemperatur). D.h. 
der Sensorquerstrom variert doch beträchtlich.

Müsste der Sensorquerstrom nicht möglichst konstant eindesigned sein? 
Also die Flusspannung der Sensordiode möglichst hochohmig abgegriffen 
sein?

Ausserdem: warum muss im Stromkreis des Messwerkes 2x Diodenflusspannung 
zusätzlich abfallen?

Ich versuche mich weiter schlau-zu-googlen...

von Helge (Gast)


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Wie vermutet, Absolutwert in °C und LED bei Temperaturen unter Null.

von Ping (Gast)


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Wer ein µA-Meter ordentlich ansteuern will, nimmt eine STROM-Quelle,
die lässt sich bei +/-9 V nicht von 2 x Diodenflussspannung 
beeinflussen.

Und das Messwerk ist im Fehlerfall gegen Falschpolung geschützt.

von kondi (Gast)


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Ping schrieb:
> Wer ein µA-Meter ordentlich ansteuern will, nimmt eine STROM-Quelle,
> die lässt sich bei +/-9 V nicht von 2 x Diodenflussspannung
> beeinflussen.
>
> Und das Messwerk ist im Fehlerfall gegen Falschpolung geschützt.

Umbenennung des Threads in:

"Schrottfund ausreichend dokumentiert, nun im Schrank,
aktuell soll eine i.a.B. verbesserte Neuauflage her."?

von Hp M. (nachtmix)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Bzw. mit Brady-Klebebändern Kurven geklebt. (War das Brady?)
> Abrubbel-Buchstaben für die Beschriftung (die gab es dummerweise nicht
> spiegelverkehrt) und Aufkleber für die IC-Symbole, gerne mit ovalen
> Pads. Ich glaube, ich habe davon sogar noch was von dem ganzen Zeug.

#MeToo  ;-)
Das waren schwarze selbstklebende Kreppbänder in den benötigten Breiten, 
die man auf eine stabile und mit blauem 1/10"-Raster bedruckte 
Polyesterfolie geklebt hat.
Meist hat man damit im Maßstab 4:1 gearbeitet und das "Artwork" dann vom 
Platinenmacher auf den für die Belichtung verwendeten Film verkleinern 
lassen.
Die Verzinnung der Platine diente nicht so sehr der Schönheit, sondern 
das war die eigentliche Ätzmaske.  Mit dieser Technik konnte man auch 
durchkontaktierte Leiterplatten herstellen.

Über die Diode -wenn es denn eine ist- wurde schon genug gesagt, ausser: 
Ein als Diode beschalteter npn-Transistor (C mit B verbunden) hat eine 
"idealere" Diodenkennlinie als eine gewöhnliche Sperrschichtdiode!

Ansonsten gab es auch damals schon zur Temperaturmessung eng tolerierte 
PTC aus Si (KTY..) mit meist 1kOhm, deren Bauform einer Diode völlig 
gleicht.
Anhand des Schaltplans kann man leicht feststellen, ob der negative 
Temperaturkoeffizient der Diodenflussspannung, oder der positive Tk 
eines Siliziumwiderstandes benutzt wird.

: Bearbeitet durch User
von collectionneur de trouvailles (Gast)


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kondi schrieb:
> Umbenennung des Threads in:
>
> "Schrottfund ausreichend dokumentiert, nun im Schrank,
> aktuell soll eine i.a.B. verbesserte Neuauflage her."?

F4: «...Du bist übers Wasser gegangen und wir sollen vom Affen 
abstammen?»

Mach dir deinen eigenen Thread auf, kondi!

von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Über die Diode -wenn es denn eine ist- wurde schon genug gesagt, ausser:
> Ein als Diode beschalteter npn-Transistor (C mit B verbunden) hat eine
> "idealere" Diodenkennlinie als eine gewöhnliche Sperrschichtdiode!
ACK, ist bekannt. Aber...

> Ansonsten gab es auch damals schon zur Temperaturmessung eng tolerierte
> PTC aus Si (KTY..) mit meist 1kOhm, deren Bauform einer Diode völlig
> gleicht.
Haben müssen vor verbauen können. Die Randbedingungen bei der Entstehung 
dieser Schaltung kennen wir leider nicht. Aber...

> Anhand des Schaltplans kann man leicht feststellen, ob der negative
> Temperaturkoeffizient der
> Diodenflussspannung, oder der positive Tk eines Siliziumwiderstandes benutzt 
wird.
Und dann das Messwerk in eine Grätzbrücke verschalten? Ok, da ist ja 
noch die "Vorzeichen-LED" die hilft. Aber...

ABER alle diese Veredelungsmassnahmen von Linearisierung und Genauigkeit 
würde man beim ablesen des ~4*5cm^2 kleinen Zeigerschwenkers von 
Genauigkeitsklasse NUR 2% ja gar nicht mitbekommen.

Das "Gesamtkonzept SCHÄTZEISEN" passt doch hier schon.

Bei einer "Echten MESSSCHALTUNG" wäre doch die VRef auch dauerhaft am 
Saft zu lassen, nicht nur wenige Sekunden auf Tastendruck, nicht wahr?

Deswegen bleibe ich immernoch bei meiner Einstufung dieser Schaltung als 
DIY o.Ä.

von Andreas M. (amesser)


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collectionneur de trouvailles schrieb:
> Der Strom durchs Messwerk ist =<0.5mA, also bis zur Hälfte des
> Sensorquerstroms (sagen wir typ. ein Viertel bei Raumtemperatur). D.h.
> der Sensorquerstrom variert doch beträchtlich.

Nein. Der Strom durch die Diode ist immer gleich. Der LM741 ist eine 
Konstantstromquelle für die Diode. R6 ist der Messwiderstand. TR2 bildet 
die Referenzspannung und stellt den Skalierungsfaktor Temperatur->µA für 
die Anzeige ein. Über TR1 wird die Regelspannung des LM741 in den 
Stromkreislauf des Sensors eingekoppelt. Je nachdem ob diese größer oder 
kleiner als die Position des Schleifers ist fließt der Strom vom LM741 
in die Diode oder der LM zwackt sich Strom aus dem Pfad ab.

Und damit versteht man auch den Rest der Schaltung. Der Stromfluss vom 
LM zu TR1 kann also positiv oder negativ sein. Die 
Gleichrichterschaltung sorgt dafür das das Messinstrument nur den Betrag 
sieht. Außerdem gibt das je nach Stromsrichtung +- 2*V_Diode zwischen 
Ausgangssignal des LM741 und der Spannung an TR1. Für die Funktion der 
Messschaltung spielt das keine wesentliche Rolle aber für den LM723 und 
die Diode. Der zeigt im wesentlichen an ob der Strom in die eine oder 
andere Richtung fließt. Ergo ist TR1 der Null-Grad Abgleich.

Wie also schon geschrieben:

Helge schrieb:
> Wie vermutet, Absolutwert in °C und LED bei Temperaturen unter Null.

von Andreas M. (amesser)


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Ich denke nochmal über meine Behauptung mit TR1 und TR2 nach. Bin etwas 
verwirrt. Eventuell ists auch umgedreht oder eine Mischung aus Beidem.

von Elliot (Gast)


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Andreas M. schrieb:
> Ergo ist TR1 der Null-Grad Abgleich.

Sehe ich nicht so. TR2 ist der Nullabgleich und TR1 stellt die 
Verstärkung und damit den Skalierungsfaktor des nichtinvertierenden 
Verstärkers (741) ein.

Der Diff des 723 schaut sich die Spannung über dem Anzeigegleichrichter 
an und ermittelt die Polarität und damit das Vorzeichen (pos./neg.) 
Temperaturen.

von ??? (Gast)


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collectionneur de trouvailles schrieb:
> kondi schrieb:
>> Umbenennung des Threads in:
>>
>> "Schrottfund ausreichend dokumentiert, nun im Schrank,
>> aktuell soll eine i.a.B. verbesserte Neuauflage her."?
>
> F4: «...Du bist übers Wasser gegangen und wir sollen vom Affen
> abstammen?»
>
> Mach dir deinen eigenen Thread auf, kondi!

von kondi (Gast)


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collectionneur de trouvailles schrieb:
> Mach dir deinen eigenen Thread auf, kondi!

Zu welchem Thema, bitte?

von collectionneur de trouvailles (Gast)


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Andreas M., danke für den Denkanstoss, langsam beginne ich die Schaltung 
um den LM741 zu verstehen. Zumindest fast... s.u.

Zuerst noch: NUR der Trimmer der Teil des Rückkopplungszweiges ist kann 
die Verstärkung (=Skalierung zu °C) beeinflussen und das kann nur Tr1 
sein.

Tr2 wird nur von seinem (Uref sei dank) konstanten Querstrom 
durchflossen UND ist hochohmig abgegriffen (LM741.in+) ergo frei von 
Einfluss von was am LM741.out passiert. Tr2 muss die Referenz sein.

Der Kniff mit den "zusätzlichen" 2xUf der Dioden am Messwerk ist schon 
fast genial: damit wird der Einfluss von Offsetspannungen sowol vom 
LM741 aber besonders vom "error amp" im LM723 (Vorzeichen-LED) stark 
reduziert. Er fügt doch sowas wie eine Hysterese, besser Toten Bereich 
um 0°C (oder worauf mit Tr2 abgeglichen wird) ein, nicht? Sobald der 
LM741 auch nur minimal etwas Strom durchs Messwerk treiben (oder ziehen) 
will, muss das mit mind. + oder - (2xUf(+UM1)) passieren, was definitiv 
grösser als Offsetspannung eines jeden integrierten OpAmps ist.

Nochmals mein K(r)ampf mit dem Rückkopplungskreis.

Wenn der LM741 für die Sensordiode D5 als KSQ wirkt, diese also 
letztlich mit variablem Strom beschickt wird, dient dieser variable 
Strom noch zur kompensierung von irgendwas?
Auch der "Stromshunt" R6 bekommt diesen variablen Strom und ist sicher 
nicht frei von Nebenwirkungen seiner eigener Erwärmung...

Letztlich wird die Diode mit Ruhestrom+/-"Temperaturstrom" doch schon 
ausser dem Knick ihrer Kennlinie betrieben und da ist die Steilheit ja 
bereits so gross, dass variabilität im Diodenstrom keinen Einfluss auf 
ihre Vorwärtsspannung hat.
Die Vorwärtsspannung hat zwar die -2mV/K Temperaturabhängigkeit die hier 
interessiert, aber wie beeinflusst diese nun den Strom durchs Messwerk: 
da sind noch weitere 2 Dioden (durchaus anderer Temp. ausgesetzt als der 
Sensor) deren Uf offensichtlich "niemand interessiert"...

Ich habe wohl noch ein Knopf, mit der Beschreibung der Zusammenhänge... 
Mag noch jemand mir weiter auf die Sprünge helfen?

(ich hoffe richtig von der PCB abgezeichnet zu haben, nicht dass da noch 
ein Fehler lauert...)

von Elliot (Gast)


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Deine Funktionsbeschreibung ist soweit richtig, außer für den 
Rückkopplungskreis.

collectionneur de trouvailles schrieb:
> Wenn der LM741 für die Sensordiode D5 als KSQ wirkt, diese also
> letztlich mit variablem Strom beschickt wird, dient dieser variable
> Strom noch zur kompensierung von irgendwas?

Der Strom durch D5 ist nicht variabel. Das sieht man daran, daß der 
741 am +Eingang eine konstante Spannung hat und er mit der 
Rückkoppelschleife auf Eingangsdifferenzspannung =0 regelt, also auch 
auf konstante Spannung an 4k7 und somit konstanten Strom durch D5.

Das wird dadurch erreicht, daß der 741 durch einspeisen bzw abzweigen 
von Strom (= Anzeigestrom) in den Schleifer von TR1 die geänderte 
Spannung von D5 ausgleicht.

Der 1k ist schaltungstechnisch nicht nötig, vielleicht dient er dem 
Überlastschutz des Messwerks beim Einschalten. Der 47k ist auch 
überflüssig.

von Andreas M. (amesser)


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collectionneur de trouvailles schrieb:
> Wenn der LM741 für die Sensordiode D5 als KSQ wirkt, diese also
> letztlich mit variablem Strom beschickt wird, dient dieser variable

Der Strom durch D5 ist wirklich konstant. Der Trick der Schaltung 
besteht darin, dass die Diode bereits über TR1 und Vref einen 
"Grundstrom" aufgeprägt bekommt. Das Signal vom LM741 speist dann 
zusätzlich über den Schleifer von TR1 was ein oder zieht was raus.

Man kann die Schaltung besser verstehen, wenn man sich klarmacht, das an 
R6 temperaturunabhängig immer die gleiche Spannung anliegt und zwar die, 
die an TR2 eingestellt wurde. Über D5 fällt immer eine 
Temperaturabhängige Spannung ab. Damit wird aber die Spannung über TR1 
(zwischen Vref und D5) ebenfalls temperaturabhängig werden( und damit 
dann eigentlich auch der Strom in D5). Aber der LM741 speist über den 
Schleifer zusätzlich Strom ein ( oder zieht welchen heraus) und zwar 
genau so, das über R6 ( und damit auch die Diode) immer der gleiche 
Strom fließt.
Eventuell wird es einfacher wenn man sich TR1 als zwei getrennte 
Widerstände vorstellt. Die Spannung zwischen D5 Anode und dem Schleifer 
ist immer konstant, weil über R6 und diesen Teilwiderstand der gleiche 
(konstante) Strom fließt. Was sich jedoch ändert, ist die Spannung über 
den oberen Teilwiderstand von TR1. Und damit auch der Strom über diesen 
Teil. Das Messgerät sieht genau die Differenz von diesem Strom und dem 
(konstanten) Strom über die Diode/R6.

Damit ist dann auch klar, das meine ursprüngliche Aussage falsch war. 
TR1 stellt die Skalierung deltaU Diode -> Messtrom ein während TR2 den 
Nullabgleich macht. TR2 wird zwar den Arbeitspunkt der Diode etwas 
verschieben, aber das ist vermutlich nicht so kritisch.

: Bearbeitet durch User
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