Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Was macht eine RJ45-Buchse zu einer GbEthernet-Buchse?


von Mathias U. (munter)


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Hallo, eine vielleicht etwas wirre Frage:
Kann ich aus einer RJ45-Buchse, welche KEINE Magnetics enthält und vom 
Hersteller als "10/100 Base-T Ethernet (CAT5).." deklariert, wird mit 
entsprechend vorgeschalteten Übertragern (Magnetics) einen Gbitfähigen 
RJ45 machen?

https://www.te.com/usa-en/product-2-5406552-0.datasheet.pdf
siehe S. 3

Magnetics:
https://belfuse.com/resources/drawings/magneticsolutions/dr-mag-s558-5500-68.pdf

Der PHY kann Gbit-Ethernet ... DP83867xxx
https://www.ti.com/lit/ds/symlink/dp83867ir.pdf

Das das Kabel dafür ausgelegt sein muss, ist klar.

Dankeschön
Mathias

von tja (Gast)


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ich sag ja

von No Y. (noy)


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Ja geht wenn alle Signale vom Kabel auch auf Pins geführt sind..

Aber es gibt so 1*4 auch fertig GBit fähig mit Übertrager z.b. bei UDE 
oder Würth..

von Mathias U. (munter)


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Ja, leider sind dann aber die Center-Taps der Übertrager auf PHY-Seite 
im RJ45 verbunden ... und das dürfen sie laut Datenblatt des DP83867 und 
nach Rücksprache mit TI nicht sein...

Ich habe zumindest bisher keinen gefunden, bei dem das nicht so wäre ...

edit: jetzt hätte ich schon welche gefunden, aber die RJ45 MIT Magnetics 
haben ein ganz und gar wirres Pin-layout auf der PHY-Seite :-(

Nen "normaler" RJ45 mit Magnetics davor, da sieht das routing-technisch 
aus wie gewaschen und gekämmt!

von Frank K. (fchk)


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Mathias U. schrieb:
> Hallo, eine vielleicht etwas wirre Frage:
> Kann ich aus einer RJ45-Buchse, welche KEINE Magnetics enthält und vom
> Hersteller als "10/100 Base-T Ethernet (CAT5).." deklariert, wird mit
> entsprechend vorgeschalteten Übertragern (Magnetics) einen Gbitfähigen
> RJ45 machen?

CAT5 ist eigentlich nicht für 1000Base-T geeignet. Es sollte schon 
mindestens CAT5e sein. Entsprechende Buchsen sind aber problemlos 
erhältlich, da musst Du nicht am falschen Ende sparen.

fchk

von Mathias U. (munter)


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Danke Dir,
das mit CAT5(e) habe ich auch gelesen, nur bezieht sich das (oft) rein 
auf das Kabel.
"Problemlos erhältlich" ist in der aktuellen Situation eine sportliche 
Aussage, zumal ich wie oben erwähnt besondere Anforderungen an die 
interne Verschaltung der Magnetics habe. :-)
Aber ich habe ja welche gefunden, die auch einen annehmbaren Preis 
haben. Ob sie ihren Preis wert sind, wird sich dann zeigen.
Und klar sollte man nicht an der falschen Stelle "sparen", nur bei 
mehreren Tausend Platinen im Jahr macht schon 1€ hin oder her für EIN 
Bauteil etwas aus...

von Frank K. (fchk)


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Mathias U. schrieb:

> das mit CAT5(e) habe ich auch gelesen, nur bezieht sich das (oft) rein
> auf das Kabel.

Nö. Alle Komponenten einer Übertragungsstrecke müssen die entsprechenden 
HF-Eigenschaften haben. CAT7-Kabel nützen Dir nichts, wenn Du 
RJ45-Stecker und Buchsen hast, die prinzipbedingt nur CAT6A können - 
Deine gesamte Strecke ist dann nur CAT6A. Da brauchst Du dann eben 
GG45/ARJ45 oder M12 X-codiert, die dann wirklich CAT7 können.

fchk

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Mathias U. schrieb:
> Und klar sollte man nicht an der falschen Stelle "sparen", nur bei
> mehreren Tausend Platinen im Jahr macht schon 1€ hin oder her für EIN
> Bauteil etwas aus...

Schon klar. Aber warum sollte der Buchsenhersteller sein eigenes Produkt 
"schlecht"reden, indem er es explizit als 10/100MBit tauglich verkauft, 
wenn es uneingeschraenkt auch GBit koennte?

Gruss
WK

von Eric (Gast)


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Um Kompatibilität zum Cat6a Standard zu gewährleisten, müssen alle 
Komponenten (Stecker, Buchsen, Kabel) diesen Standard unterstützen. 
Offiziell. Aber man durchaus auch 10G über eine 5e Buchse übertragen - 
bei mir geht zum Beispiel ein Cat6 Kabel vom Patchpanel in einen 
benachbarten Raum der über eine Cat5e Buchse verfügt und 10G 
bereitstellt. Die Kabellänge dürfte unter 10m liegen.

von Georg (Gast)


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Mathias U. schrieb:
> nur bei
> mehreren Tausend Platinen im Jahr macht schon 1€ hin oder her für EIN
> Bauteil etwas aus...

Wenn das so ist wäre es fast Harakiri ungeeignete Buchsen zu verwenden, 
auch wenn das teilweise oder auch meistens funktioniert - eine 
Rückrufaktion für 1000 Geräte ist nicht nur finanziell unangenehm, 
sondern existenzbedrohend. Zumindest für deinen Job.

Georg

von Andreas (Gast)


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Mathias U. schrieb:
> Ja, leider sind dann aber die Center-Taps der Übertrager auf PHY-Seite
> im RJ45 verbunden ... und das dürfen sie laut Datenblatt des DP83867 und
> nach Rücksprache mit TI nicht sein...
>
> Ich habe zumindest bisher keinen gefunden, bei dem das nicht so wäre ...
>
> edit: jetzt hätte ich schon welche gefunden, aber die RJ45 MIT Magnetics
> haben ein ganz und gar wirres Pin-layout auf der PHY-Seite :-(
>
> Nen "normaler" RJ45 mit Magnetics davor, da sieht das routing-technisch
> aus wie gewaschen und gekämmt!

Kannst du mal bitte das Layout posten?

von Philipp K. (philipp_k59)


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Cat7 bedeutet doch auch nur bis ca. 95m sauber verlegt 1,2Gbit am 
Teilnehmer.. umso kürzer können Cat5e oder ähnliches etc. die gleiche 
Datenrate garantieren.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Philipp K. schrieb:
> 95m sauber verlegt
Wie lange sind denn die RJ45 Buchsen, um die es hier geht?

SCNR,
WK

von Philipp K. (philipp_k59)


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Naja ich denke man braucht nicht über die Buchsen diskutieren wenn man 
nicht 1,2GBit auf 95m braucht oder mit ultra schlechten Kabeln 
daherkommt..

von Markus (Gast)


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1) Der Magnetics hat grundsätzlich nichts mit den 
Datenübertragungseigenschaften zu tun, sondern dienen dem Schutz vor 
(Gleich-)Spannungen, der Impedanzanpassung zw. Chip und Kabel und 
verbessern die EMV-Eigenschaften.

2) Kurioserweise existieren für die auf der aktiven Seite 
(=Netzwerkkarte) eingebauten RJ45-Buchse gar keine Vorgaben. Die 
Kategorien beziehen sich ausschließlich auf die passive 
Verkabelungsstruktur, also z.B. in Bürogebäuden die Outlet-Buchse an die 
über ein kurzes Stück Patchkabel der Bürorechner angeschlossen wird. Aus 
diesem Grund werden die Buchsen zu Anfang und Ende der 
Übertragungsstrecke im Rahmen einer Qualifizierung mittels Kabeltesters 
wie den Fluke-Geräten ausgeblendet; sie gehen in das Meßergebnis gar 
nicht mit ein.
In der Tat weisen die auf Netzwerkkarten eingebauten RJ45-Buchsen miese 
Übertragungseigenschaften (RL, NEXT) auf.
Demnach kann man auf derartige Buchse alles mögliche draufschreiben, 
z.B. 10 Gbit/s tauglich...
Wer sich jetzt fragt, wie kann das denn sein, irgendeine 
Mindestanforderung müssen die Dinger doch erfüllen: Herzlichen 
Willkommen im Club! Ich arbeite bei einem Hersteller für Stecker und 
Buchsen und dieses Rätsel konnte hier noch niemand lösen. Nicht einmal 
die Hersteller selbst -wie z.B. Bel Stewart- haben uns hier 
weitergehende Erklärungen geben können.
Die Kollegen, die hier im Haus aktive Komponenten auslegen, nehmen 
einfach irgendeine RJ45-Buchse und probieren, ob sie funktioniert....

von Markus (Gast)


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Anekdote am Rande:
Die in den Magnetics verbauten fiesen, kleinen Trafos werden laut 
Aussage eines Buchsenherstellers in China per Hand gewickelt.... 
Aufgrund der Abmessungen läßt sich das nicht automatisieren. Die 
Drecksarbeit würde hier keiner können, geschweige denn wollen.

von Mathias U. (munter)


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Vielen Dank für die ganzen Antworten.
Ich habe jetzt einen 4fach RJ45 rausgesucht, der laut Bel Fuse Inc. auch 
für GbEth geeignet ist, und Magnetics nach meinen Vorstellungen enthält.

(0826-1X4T-43-F)

Preislich Ok. Das da im Pin-Layout zwei Pins ggü. dem Asugang des PHY 
"gedreht" sind, und ich im Layout evtl. zweimal um einen Pin "drumrum" 
müsste .. sei's drum.
Evtl. kann der DP83867 auch intern ein Pin-Swapping machen ... muss ich 
mal schauen.

von Guest (Gast)


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Markus schrieb:
> Anekdote am Rande:
> Die in den Magnetics verbauten fiesen, kleinen Trafos werden laut
> Aussage eines Buchsenherstellers in China per Hand gewickelt....
> Aufgrund der Abmessungen läßt sich das nicht automatisieren.

Das kann ich mir nicht vorstellen. Heutzutage werden tonnenschwere 
Werkzeugköpfe oder Teile in einer CNC Machine auf den Mikrometer genau 
positioniert, da sollte auch das wickeln eines Trafos kein Problem mehr 
darstellen.

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