Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 230V-Netzteil: Welche Bauteile verursachen Interferenzen?


von SvenHB (Gast)


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Hallo,

mir ist natürlich klar, dass in erster Linie der Trafo durch sein 
induktives Feld empfindliche Bauteile "stören" kann. Wie aber sieht es 
mit anderen Teilen eines Netzteils aus? Erstmal kommt ja 
230V-Wechselspannung rein, die schwingt auch. Gleichrichterdioden sind 
vermutlich harmlos(?) - dann sind dahinter relativ üppige Elkos zur 
Glättung verbaut. Stören die auch in empfindlichen Schaltungen, oder 
sind unproblematisch?

Vielleicht kann mir jemand 1-2 Hinweise geben?

Hintergrund ist, ich möchte einen DIY RIAA-Phono Preamp "nachbauen", 
aber ein relativ kompaktes Gehäuse einsetzen. Es wäre deutlich 
platzsparender, wenn ich nur den Trafo und die Netzseite "wegkapseln" 
muss, und die Glättungselkos z. B. mit auf die Verstärkerplatine 
aufnehmen kann.

Aber mein Hintergrund ist auch nicht entscheidend, das Thema 
interessiert mich grundlegend.

Lg,
Sven

von Manfred (Gast)


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SvenHB schrieb:
> wenn ich nur den Trafo und die Netzseite "wegkapseln"
> muss, und die Glättungselkos z. B. mit auf die Verstärkerplatine
> aufnehmen kann.

"wegkapseln" kannst Du vergessen. Wichtiger ist, einen Trafo mit 
geringem Streufeld zu nehmen, bevorzugt einen Ringkern.

Gleichrichter und Ladeelkos gehören nahe an den Netztrafos, deren 
Ladestrom will man nicht per Leitung weiterkoppeln.

von Helge (Gast)


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Der Gedanke, daß ein einzelnes Bauteil eine Störung verursacht, ist 
irreführend. Es ist immer der Zusammenbau aus mehreren Bauteilen, durch 
den es zu unerwünschten Effekten kommt. Auf einmal treten Schaltzeiten 
der Dioden, Transformatoreigenschaften, Leitungsinduktivitäten, 
Laiterbahnwiderstände, Kapazitätsänderungen auf, mit denen man nicht 
gerechnet hat.

von Wühlhase (Gast)


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Es ist nie ein einzelnes Bauteil, das stört. Manchmal entscheidet sogar 
die Anordnung derselben Bauteile über Störung/Ruhe.

Und wenn du es kompakt haben willst, warum kein Schaltnetzteil? Gibts 
mit allem drum und dran und galvanischer Trennung...macht das Leben 
deutlich einfacher.



Helge schrieb:
> Laiterbahnwiderstände

Hehe, wie schön das Widerstand richtig geschrieben ist.
Ich weiß, Internet und Rechtschreibung...aber der hat was. ;)

von Mark S. (voltwide)


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Vorverstärker für TA magn sind aufgrund ihrer hohen Verstärkung 
naturgemäß empfindlich gegenüber magn Störfeldern. Wenn die 
Sekundärelkos über lange Leitungen angeschlossen werden kann die 
resultierende Stromschleife durchaus ein höheres Magnetfeld erzeugen als 
der Netztrafo selbst. Und die Leiterführung am Eingang selbst soll 
natürlich auch möglichst wenig aufnehmen: Die Eingangsschleife kann 
garnicht klein genug gemacht werden. SMD hat hier aufgrund des 
gedrängten Aufbaus die Nase vorn. Auf der anderen Seite sind 
Streichholzschachtelgroße 10uF/250V Folienkondensatoren am Eingang hier 
völlig kontraproduktiv, ein Aspekt wofür sie von den Audiophilen 
besonders hoch geschätzt werden (je größer und teurer, desto besser). 
Alles in allem sind also der Aufbau und die Leiterbahnführung von 
entscheidender Bedeutung für die wirksame Unterdrückung von 
Netztrafobrummen.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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SvenHB schrieb:

> Gleichrichterdioden sind vermutlich harmlos(?)

Gerade Gleichrichterdioden erzeugen hochfrequente Störungen.
Deshalb werden sie oft mit kleinen Kerkos überbrückt.

von Andreas B. (bitverdreher)


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SvenHB schrieb:
> Vielleicht kann mir jemand 1-2 Hinweise geben?
Ich habe in meinem KH-Verstärker (incl. Phonovorverstärker) einen 
Ringkerntrafo drin: Keinerlei Probleme mit irgendwelchen 
Brummeinstreuungen.

Wühlhase schrieb:
> Und wenn du es kompakt haben willst, warum kein Schaltnetzteil? Gibts
> mit allem drum und dran und galvanischer Trennung...macht das Leben
> deutlich einfacher.
Hmm, nicht unbedingt. Das Störspektrum von Schaltnetzteilen ist nicht so 
ohne. Das möchte ich nicht unbedingt in einem Vorverstärker haben.

Mark S. schrieb:
> Vorverstärker .....usw.
+1

von Christian M. (likeme)


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Das 50Hz Wechselmagnetfeld ist im Grunde vernachlässigbar. Wichtiger ist 
eine gute analoge Regelung danach. Bei meinen "Projekten" habe ich z.B. 
zwei Längsregler nacheinander geschalten. Einer von 24V auf 18V und dann 
von 18 auf 12. Also einen LM7818 und LM7812 in Rehe, dazwischen ein 
wenig Last zum spielen (400R). Dem Trafo selber würde ich eine Entstör 
Drossel im Kaltgerätestecker gönnen. Das alles sind schon sehr 
"übertriebene" Maßnahmen, aber im High End Bereich übertreibt man gern, 
siehe "sauerstofffreies Kupfer" oder die "Steckdosenleiste mit 
eingebauten Rosenquarzfilter" ;-)

: Bearbeitet durch User
von Zen (Gast)


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Sowas habe ich auch schon mit Batterie gesehen.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

Christian M. schrieb:
> Das 50Hz Wechselmagnetfeld ist im Grunde vernachlässigbar. Wichtiger ist
> eine gute analoge Regelung danach. Bei meinen "Projekten" habe ich z.B.
> zwei Längsregler nacheinander geschalten. Einer von 24V auf 18V und dann
> von 18 auf 12. Also einen LM7818 und LM7812 in Rehe, dazwischen ein
> wenig Last zum spielen (400R).

50Hz sind das Schlimmste weil die Verstärkung dort am höchsten ist 
(RIAA-Kennlinie). Laständerungen dürfte es bei einem PreAmp garkeine 
geben, Verstärkungsänderung durch Änderung der Betriebsspannung auch 
nicht.
Größtes Problem waren da immer die magnetischen Einstreuungen des Trafos 
in nahezu jede Leitung(Leiterbahn) bei ungünstiger Anordnung oder zu 
gerinden Abstand. Mu-Metall des Trafos Abschirmung war kaum 
realisierbar.

Gruß aus Berlin
Michael

von Prokrastinator (Gast)


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Helge schrieb:
> Der Gedanke, daß ein einzelnes Bauteil eine Störung verursacht, ist
> irreführend. Es ist immer der Zusammenbau aus mehreren Bauteilen, durch
> den es zu unerwünschten Effekten kommt. Auf einmal treten Schaltzeiten
> der Dioden, Transformatoreigenschaften, Leitungsinduktivitäten,
> Leiterbahnwiderstände, Kapazitätsänderungen auf, mit denen man nicht
> gerechnet hat.

Völlig richtig!
Ich mache z.B. schon lange EMI Entstörung an Geräten, bei denen die 
Kollegen einfach nicht weiterkommen, weil das doch irgendwie was von 
schwarzer Magie hat.
Gerade habe ich ein Gerät auf dem Tisch das mir deutlich zeigt wie wenig 
ich scheinbar doch davon verstehe.
Milde lächelnd das Projekt übernommen, weil 'das wird kein Problem'.

Tja, so kann man sich täuschen.
Ich hangel mich mit Speki, LISN, Tranducer, Nahfeldsonden, pochender 
Halsschlagader und einer Kiste voller Bauteile langsam durch die 
Schaltung und verstehe oft genug die Welt nicht mehr.
Dinge passieren die nicht passieren dürften, Maßnamen wirken nicht die 
immer wirken und Fortschritte sind nur noch durch Versuch und Irrtum zu 
erzielen.

Die ganze schöne Theorie der Entstörung habe ich lange hinter mir 
gelassen.
Klar die riesige CM Drossel, die ich nicht für Geld und gute Worte 
raufbekomme würde helfen, aber WARUM muss die so groß sein und WARUM 
entstehen die Störungen überhaupt in der Höhe?
So ist das manchmal mit EMI.
Da hilft nur Zeit, Durchhaltevermögen und endloses Herumgebastel bis man 
mehr durch Zufall auf die eine Stelle stößt an der plötzlich was 
passiert.
Hinterher ist man wieder schlauer geworden, aber mit 1-2 Hinweisen kommt 
man als Anfänger nicht weit.
Ohne das passende Equipment und die Befähigung damit auch was anzufangen 
kann man auch einfach eine Münze werfen.

von Wolfgang (Gast)


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SvenHB schrieb:
> Gleichrichterdioden sind vermutlich harmlos(?)

Gerade Dioden führen auf Grund ihres nichtlinearen Verhaltens zu (Stör-) 
Frequenzen, die vorher nicht vorhanden waren. Aus einem ideal sauberen 
Netz kämen 50Hz. Hinter den Dioden sind plötzlich 100Hz vorhanden - ups.

von Stefan F. (Gast)


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Neben offenen Spulen und Transformatoren die man an solchen Stellen 
nicht einsetzen sollte, sind die Leitungen zwischen den Bauteilen am 
kritischsten.

von roehrenvorheizer (Gast)


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Gerade die Idee, ein besonders kompaktes Gehäuse zu verwenden, ist eher 
eine schlechte.
Ein getrennt aufgestelltes Netzteil kann schon mal weniger Einstreuen. 
Noch besser ist natürlich die Versorgung mittels Akkus.

Mfg

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