Forum: Fahrzeugelektronik Bikepacking und Stromversorgung (Dynamo vs. Solar vs. Powerbank und sinnhaftigkeit)


von Matze T. (gruetzwurschd)


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Hallo Zusammen,

ich habe zu dem Thema schon Beiträge Gesucht, aber nicht so wirklich 
Zufriedenstellendes gefunden.

Ich suche ne Möglichkeit Elektronik zu Laden, wenn man sich auf 
Bikepacking Touren oder Selbstversorger-rennen befindet ( 
Transcontinental Race etc.)

Im Prinzip wollte ich mal in den Raum fragen, ob die Konzepte mit 
Solarzelle oder Dynamo mit Ladeelektronik wirklich Sinn machen, oder ob 
das einfach nur unzuverlässige Spielereien sind und man am besten 
mittels USB-C Powerbank an der Tankstelle das Teil mit nem 100W Netzteil 
„vollprügelt“.

Nach allem was ich so gelesen habe kann man von Glück reden wenn man mit 
einem Dynamo 2,5W an den USB Port bringt. Und Solarzellen scheinen auch 
nicht so das wahre zu sein (vorallem wenn es kompakt und leicht sein 
soll).

Hat sonst jemand eine Idee für eine autarke Stromversorgung, mit der man 
wenigstens irgendein Gerät schneller geladen als entladen bekommt?

Sorry für die etwas dumme Frage, aber ich habe jetzt nen Haufen Zeug 
darüber gelesen wie man möglicherweise Strom aus einem Dynamo nutzbar 
machen könnte, aber ob das wirklich sinnstiftend ist, konnte ich nicht 
lesen.

Danke für die Antworten
Grützwurschd

: Verschoben durch Moderator
von Franko P. (sgssn)


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Hallo
bei Solarzellen kann man mit 100Watt/qm rechnen (real). Also kannst du 
selber ausrechnen, wie gross dein panel für unterwegs sein muss, dass da 
was geladen wird. 2,5 Watt bei 5 Volt ist gar nicht so schlecht. Das 
sind immerhin 0,5A "Dauerstrom".  Und ist vielleicht einfacher zu 
handeln als Solarzellen. 10 Stunden Radeln machen dann 5Ah. Reicht aber 
vermutlich nicht. Also dann zusätzlich Tankstelle...
Gruß
Gerhard

von Korbinian G. (korbinian_g10)


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Tarkan D. schrieb:
> Transcontinental Race

Klingt nach vielen Kilometern.

2,5W aus dem Dynamo reicht doch für vieles. Ein Smartphone kann 
mittlerweile fast alles zumindest ein bisschen und einen Laptop würde 
ich nicht über mehrere Kontinente mitschleppen wollen. Zum Arbeiten 
hätte ich nach zehn Stunden Radeln auch keinen Bock mehr.

Nabendynamo wäre hier das Mittel der Wahl - Solarzelle ist sperrig, 
relativ schwer und bei Wolken/Wald/Nacht steigt sie sowieso aus. 
Außerdem ist sie womöglich nach dem ersten Sturz in der russischen Taiga 
hin.

Die gleiche Frage haben sich auch andere schon gestellt und Lösungen 
gefunden:
https://www.appcon3000.de/collections/appcon/products/nc-17-connect-appcon-3000
http://www.forumslader.de/forumslader-pro/

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Korbinian G. schrieb:
> Tarkan D. schrieb:
>> Transcontinental Race
>
> Klingt nach vielen Kilometern.

Ja. Ich empfehle dazu den Podcast "Enjoy Your Bike". Die hatten letzens 
eine Folge über das Race Across America.

> 2,5W aus dem Dynamo reicht doch für vieles. Ein Smartphone kann
> mittlerweile fast alles zumindest ein bisschen und einen Laptop würde
> ich nicht über mehrere Kontinente mitschleppen wollen. Zum Arbeiten
> hätte ich nach zehn Stunden Radeln auch keinen Bock mehr.

Wenn man über so etwas wie RAAM nachdenkt, ändert sich alles. Was man da 
braucht, ist Licht und GPS. Das Smartphone wird man ausgeschaltet lassen 
und nur bei Bedarf einschalten.

> Nabendynamo wäre hier das Mittel der Wahl - Solarzelle ist sperrig,
> relativ schwer und bei Wolken/Wald/Nacht steigt sie sowieso aus.
> Außerdem ist sie womöglich nach dem ersten Sturz in der russischen Taiga
> hin.

Wohl wahr. Solarzellen sind eigentlich nur was für den quasistationäen 
Fall, wenn man länger am See campt z.B.

> https://www.appcon3000.de/collections/appcon/products/nc-17-connect-appcon-3000
> http://www.forumslader.de/forumslader-pro/

Mit einen Nabendynamo kann man gut und gerne 5W dauerhaft ernten. Wenn 
man genügend Akkus dabei hat, kann man damit moderaten Energiebedarf 
dauerhaft decken. Man kann dann halt nicht nur nachts fahren, aber wer 
will das schon. Wenn man nicht völlig autark sein muß und wenigstens 
alle paar Tage eine Tankstelle/Motel/B2B anfahren kann, wird man mit 
Powerbanks, die man am Netz nachlädt günstiger kommen.

von Programmierer (Gast)


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Mögliche Alternativen:

* 
http://www.velogical-engineering.com/velo-grid---fahrrad-bordstromsystem
* https://pedalcell.com/
* https://cinq.de/de/stromversorgung/433/plug5-plus?c=131

Lesestoff:

* 
https://www.cyclingabout.com/list-of-hub-dynamo-power-supplies-for-usb-devices/
* 
https://www.cyclingabout.com/best-dynamo-usb-chargers-bicycle-touring-bikepacking/

Für "kurze Touren" (1-3 Tage) kann es aber durchaus sinnvoller sein 
einfach eine große Powerbank mitzunehmen. Ein Nabendynamo bremst immer 
ein bisschen und ist schwer.

Die Modelle Velogical & Pedalcell finde ich aufgrund des geringen 
Gewichts und der kompletten Deaktivierbarkeit (d.h. dann 0 
Laufwiderstand) sehr spannend und habe sie für mein neues Bike in 
Erwägung gezogen, habe aber Angst um die Carbonfelgen...

von Programmierer (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Solarzellen sind eigentlich nur was für den quasistationäen
> Fall, wenn man länger am See campt

PS: Die "Nomad Trails" Leute machen das komplett mit Solarzellen auf 
ihrer Reise, allerdings im sonnigen Afrika:
https://nomadstrails.com/the-best-outdoor-solar-charger-sunbeamsystem-solar-panel-review/

IIRC erläutern die irgendwo in diesem Video warum sie keinen 
Dynamo-Lader verwenden: https://www.youtube.com/watch?v=OsjVzxKPk7Q

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Tarkan D. schrieb:
> Hat sonst jemand eine Idee für eine autarke Stromversorgung, mit der man
> wenigstens irgendein Gerät schneller geladen als entladen bekommt?

https://en.wikipedia.org/wiki/Radioisotope_thermoelectric_generator

Duck & wech - aeh, ich meine natuerlich cover, statt wech...
WK

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Programmierer schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Solarzellen sind eigentlich nur was für den quasistationäen
>> Fall, wenn man länger am See campt
>
> PS: Die "Nomad Trails" Leute machen das komplett mit Solarzellen auf
> ihrer Reise, allerdings im sonnigen Afrika:

Und mit Fahrradanhänger. Zugegeben, diese Nummer hatte ich nicht auf dem 
Schirm, als um ein Transcontinental Race ging.

Aber das zeigt mal wieder schön, daß es keine Universallösung gibt. Man 
wird sich, je nach Lage, anpassen müssen.

von Programmierer (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Aber das zeigt mal wieder schön, daß es keine Universallösung gibt. Man
> wird sich, je nach Lage, anpassen müssen.

Tja, das ist eine fundamentale Weisheit die auf so viele Aspekte bei 
Fahrrädern zutrifft: Immer gibt es Nachteile, alles ist ein Tradeoff, 
und "besser-aber-teurer" gibt es selten, denn oft ist "besser" dann auch 
"empfindlicher". Gilt für Art des Antriebs (Getriebe vs. Kette), Anzahl 
und Abstufung der Gänge, Bremsentyp, Rahmenmaterial, Laufradgröße, 
Reifenprofil, Lenkertyp usw... Man kann nie alle Vorteile haben :)

Axel S. schrieb:
> Und mit Fahrradanhänger. Zugegeben, diese Nummer hatte ich nicht auf dem
> Schirm, als um ein Transcontinental Race ging.

Okay, die beiden fahren natürlich kein Rennen und machen auch lange 
Pausen. Das ist ein Lebensstil.

von Helge (Gast)


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An meinem Rad habe ich nur einen billigen Seitenläuferdynamo, dem ich 
eine bessere Wicklung und 4 Schottkydioden verpaßt habe. Damit erreiche 
ich bei normaler Fahrt etwa 10-11V/0,4A. Das sind ca. 4W. Die gehen bei 
mir zwar fürs Licht drauf (vorn 3x3W LED in Reihe, + LED Rücklicht), da 
der Dynamo aber ca. 30V Leerlaufspannung hat, könnte ich auch einen 3s 
Akku damit aufladen.

Nachteil beim billigen Seitenläufer: 4W Licht verbraucht gefühlt doppelt 
so viel Bewegungsenergie. Der Eisenkern, das Rädchen und die Spule 
werden warm. Gute Nabendynamos sind viel effizienter und erzeugen 
mindestens ebenso viel Leistung. Häufiger werden ca. 5-6W bei 12V 
berichtet. Aus diesen Gegebenheiten entstand der Forumslader.

In zivilisierten Gegenden kann man sich das sparen und abends irgendwo 
aufladen. Kommt man etwas besser voran. Ausreichend großes Solarpanel 
wäre mir zu sperrig, außer es geht zum campen ins outback.

von Matze T. (gruetzwurschd)


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Hallo Zusammen,

danke für die ganzen Antworten.

Was zumindest den Dynamo betrifft. Natürlich hat so eine Lösung einen 
gewissen Charme (wobei sich dann schon die Frage stellt, ob es denn 
wirklich die superteure Ladeelektronik sein muss und wieviel besser die 
ist als ein Gleichrichter, Kondensatoren und Dcdc konverter).
Was mich halt an der Stelle ganz grundsätzlich interessiert: ja ich kann 
mir da Theoretisch irgendwelche Leistungen herrechnen, aber hat es 
tatsächlich schon mal jemand geschafft  damit irgendetwas aufzuladen. 
Wenn man so ein bischen rumsucht entsteht der Eindruck, dass es das 
entladen eher Beschleunigt, weil das dauernd zwischen Lademodus und 
nicht Lademodus hin und her eiert.

Was eine Solarzelle betrifft: bekommt man da wirklich die oben genannten 
100W pro qm raus, oder ist das nur bei allerbesten Sonnenschein mit 
perfekter Ausrichtung.
Wenn dem wirklich so wäre konnte man nämlich einfach 1/4 qm hinten um 
seine „ars.hrakete“ legen und hätte stabile 2,5W.
Ich mein klar, wenn ich mir ne Solarzelle 3 Wochen lang auf meine Jurte 
lege, dann bekomme auch mal ein Fahrradlicht geladen. Aber kann man da 
wirklich mehr von erwarten?

Oder ist es doch verlässlicher in der Tundra darauf zu hoffen eine 
Steckdose zu finden?

von Programmierer (Gast)


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Tarkan D. schrieb:
> aber hat es
> tatsächlich schon mal jemand geschafft  damit irgendetwas aufzuladen.

Ja das funktioniert durchaus. Die kommerziellen Produkte wie die von 
Cinq erfüllen ihren Zweck.

Tarkan D. schrieb:
> ob es denn
> wirklich die superteure Ladeelektronik sein muss und wieviel besser die
> ist als ein Gleichrichter, Kondensatoren und Dcdc konverter).

Der Test von Fahrradzukunft hat das genau analysiert. "Müssen" ist 
relativ, aber ein richtiger Spannungswandler ist schon besser...

Tarkan D. schrieb:
> dass es das
> entladen eher Beschleunigt, weil das dauernd zwischen Lademodus und
> nicht Lademodus hin und her eiert.

Da kommt der Pufferakku bei den besseren Produkten ins Spiel: Der wird 
aufgeladen, und dann mit "gesammelter" Energie das Smartphone geladen.

von Helge (Gast)


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Nicht direkt das Gerät laden, sondern eine 3s (12V) powerbank. Das paßt 
von Strom und Spannung am besten. Die Powerbank kann dann dein Tele oder 
Navi oder die Campingleuchte betreiben.

von Wolfgang R. (wolfgang_r)


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Ich kann Korbinian zustimmen: Ich nutze einen Vorgänger des Appconn3000 
- den "be-on-bike Dynamo Harvester Plus" (langer Name) und der macht 
einen prima Job. Er lädt bei 20 km/h mit mehr als 1 A Smartphones und 
andere Geräte auf. Bei 25-30 km/h holt er so 7-8 W aus dem Nabendynamo.

Damit fahre ich seit rund 3 Jahren Brevets und bin auch 
Paris-Brest-Paris 2019 (PBP2019) gefahren. Der Strom hat locker 
gereicht, um ein Samsung-Smartphone zur Navigation, ein weiteres 
Samsung-Smartphone für die Kommunikation und einen Sigma RX11 zu laden. 
Bitte keine Diskussion über die Anzahl der Smartphones...

Tagsüber lädt der Harvester vom Nabendynamo (Shimano mit Steckachse) die 
Geräte und dazwischen hängt noch eine 10.000 mAh Powerbank, die 
gleichzeitig selbst laden und andere Geräte laden kann (das können nicht 
alle).

Nachts brauche ich den NaDy für das Licht (B+M IQ-X) und die anderen 
Geräte nuckeln an der Powerbank. Man könnte ja auch noch das Licht auf 
DC-Versorgung umbauen und dann auch noch an den Harvester hängen, aber 
das ist gar nicht nötig.

Ich hatte vorher auch eine Bastellösung 
(Gleichrichter+LowDrop-Spannungsregler+Kondensatoren), aber die 
Ladeleistung dieser Lösung war sehr, sehr bescheiden. Da ist die Lösung 
Harvester/Appconn3000/Forumslader ein ganz anderes Kaliber! Ist zwar 
teuer bis sehr teuer, aber taugt auch was.

von Matze T. (gruetzwurschd)


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Wolfgang R. schrieb:
> Ich kann Korbinian zustimmen: Ich nutze einen Vorgänger des Appconn3000
> - den "be-on-bike Dynamo Harvester Plus" (langer Name) und der macht
> einen prima Job. Er lädt bei 20 km/h mit mehr als 1 A Smartphones und
> andere Geräte auf. Bei 25-30 km/h holt er so 7-8 W aus dem Nabendynamo.

Hallo Wolfgang,
das hört sich eigentlich brauchbar an.
Bisher habe ich es noch nicht so konkret lesen können :)

von Programmierer (Gast)


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Wolfgang R. schrieb:
> Damit fahre ich seit rund 3 Jahren Brevets und bin auch
> Paris-Brest-Paris 2019 (PBP2019) gefahren

Angeber! 🤣

von Wolfgang R. (wolfgang_r)


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Programmierer schrieb:
> Wolfgang R. schrieb:
>> Damit fahre ich seit rund 3 Jahren Brevets und bin auch
>> Paris-Brest-Paris 2019 (PBP2019) gefahren
>
> Angeber! 🤣

Naja, 88 Stunden sind eher nix zum Angeben... Durchgekommen ja, aber zum 
Angeben taugt's nicht... Und frag nicht nach dem Zustand der vielen 
beteiligten Stationen...

Aber alle Geräteakkus waren voll ;-)

von 900ss (900ss)


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Wolfgang R. schrieb:
> holt er so 7-8 W aus dem Nabendynamo.

Was für einen Dynamo nutzt du? SON?

von Wolfgang R. (wolfgang_r)


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> Was für einen Dynamo nutzt du? SON?

SHIMANO Nabendynamo für CENTER LOCK-Scheibenbremse und Steckachse 12x100
DH-UR705-3D

War bei meinen (2019) neuen Rad so verbaut (Rose Randonneur), kostet 
solo runde 100 Euro.

Den Harvester hatte ich auch schon vorher an einem Trekkingrad mit einem 
30 Euro Shimano Nabendynamo genutzt - ähnliches Ergebnis (vielleicht 
knapp geringere Leistung, aber nicht der Rede wert).

von Martin S. (strubi)


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Etwas spaete Antwort: Ich habe mit dem Zzing (zzing.de) gute Erfahrungen 
gemacht (bisherige Strecke damit rund 12 Megameter). Kann allerdings mit 
Garmin plus Smartphone und dazu Kamera schon mal eng werden, wenn man 
nicht in bestromtem Gebiet Station machen kann, darum wuerde ich fuer 
mehr Luxus ein faltbares Solarpanel mitnehmen (Sunpower Maxeon-basierte 
Dinger sind ganz gut im Energiesammeln).
Die Krux ist halt generell, dass hierzulande (Schweiz) ein Nabendynamo 
nicht mehr als 3W leistung hat/haben darf.

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