Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik IP Kamera Überspannungsschutz (oder Alternativen?)


von h0nIg (Gast)


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Hallo zusammen,

ich plane 3 IP Kamera's und eine IP Klingelanlage mit 2 Klingeltastern 
incl. Kamera zu installieren. Wir wohnen im flachen Land und der 
Dorfrand ist auf einer Seite ca 50M entfernt, so dass es wenig Häuser 
gibt die die Überspannung mit absorbieren können. Es gibt keine hohen 
Gebäude und daher mache ich mir Gedanken bzgl. Überspannungsschutz für 
die Komponenten im Außenbereich. Direkte Treffer / Blitzschutz schließe 
ich jetzt erst mal aus.

Alle Komponenten sind mit CAT7 Kabel und CAT6 Steckern angeschlossen und 
am Patchpanel geerdet. Patchpanel und Serverschrank sind mit 16mm2 am 
Fundamenterder geerdet.

Jetzt eher grundsätzliche Fragen:

1) wieso wird überhaupt Überspannungsschutz verkauft, wenn auf dem 
Patchpanel der Schirm angeschlossen ist und abgeleitet werden kann? 
Können die Datendrähte ebenfalls Spannung abkriegen, wenn ein Blitz in 
der Nähe einschlägt? Aktuell plane ich nicht den Schirm auf der äußeren 
Seite mit anzuschließen.

2) Ist es überhaupt ratsam den Schirm auf der äußeren Seite mit 
anzuschließen? Was würde den passieren, wenn auf die äußeren Komponenten 
Spannung induziert werden würde. Reicht da der Schirm zum ableiten oder 
sollte immer ein paralleler Schirmentlastungsleiter mit verlegt werden? 
4mm2 oder gibt es hierfür Normen die sogar 6mm oder mehr fordern?

3) Ich möchte einen Überspannungsschutz in den Serverschrank mit 
einbauen und ausschließlich die externen Komponenten darüber laufen 
lassen.

Also:
IP Kamera -> CAT7 -> Patchpanel (geerdet) -> Überspannungsschutz -> 
Switch

alle anderen Komponenten sind folgendermaßen angeschlossen:
Device -> CAT7 -> Patchpanel (geerdet) -> Switch

Besteht die Möglichkeit, dass die Überspannung von den externen 
Komponenten über das Lankabel zum Patchpanel läuft. Von dort über die 
gemeinsame Patchpanel-Erdung anstelle zum Fundamenterder zu einem 
anderen Patch-Stecker der nicht in den Überspannungsschutz eingebunden 
ist und dann zum Switch? Oder kann man durch den ausreichenden 16mm2 
Anschluss dies ausschließen und die Spannung wird den schnellsten Weg 
zum Fundamenterder nehmen?

4) brauche ich überhaupt einen Überspannungsschutz, wenn ich einen 
Schirmentlastungsleiter parallel mit verlege?

Grüße

von Helge (Gast)


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Das Hauptproblem dürfte die bei einer Entladung induzierte Spannung auf 
die ganze Leitung incl. Potentialausgleich nach draußen sein. Ich würde 
alles, was weit draußen montiert ist, mit mindestens 4qmm (besser 6qmm) 
parallel zum Signal verlegtem Potentialausgleich versehen und - am 
wichtigsten - die Leitungen und Elektronik draußen sehr gut isoliert 
anbringen. Also die Elektronik nur über deinen Potentialausgleich im 
Haus erden, Kabel im Rohr und Platinen/Moduke in Plastik-UP-Dose mit 
Abstand zur Frontplatte.

von Experte (Gast)


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Alles was von außen kommt, also gefährlich ist, auf einem separaten 
(POE-)Switch, weit entfernt vom IT-Rack legen, und diesen Switch mit 
Glasfaser an das Haupt-Rack anschließen

Wichtig ist auch, dass der "Opfer-Switch" nicht an der gleichen Phase 
hängt und sternförmig am Hausanschluss angeschlossen ist.

Die Idee ist einfach: Der "Opfer-Switch" und das Zeug außen, opferst Du 
halt bei einem (indirekten) Blitz. Das zu schützen, ist eh schwierig. 
Und über die Glasfaser verschleppst Du die Überspannung eben nicht in 
die (teurere) IT-Anlage.

Wenn man will, kann man auch jedes der externen Geräte mit einem kleinen 
LWL-Cat.5-Wandler anfahren. Ist halt eher eine Bastelei, weil man dann 
überall diese Wand-Warzen-POE-Injektoren hat, die wie die Fliegen 
sterben und in der Summe mehr Strom verbrauchen.

Natürlich keine Glasfaser mit metallischem Nageschutz verbauen... Ist 
aber logisch, oder?

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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h0nIg schrieb:
> Jetzt eher grundsätzliche Fragen:
Es gibt eigentlich nicht den "Überspannungsschutz". Der besteht in der 
Regel aus mehreren Komponenten die quasi ineinandergreifen und ist nicht 
ganz so trivial. Welche Teile du davon benötigst hängt stark von der 
individuellen Gefärdungslage ab. Nur so etwas Feinschutz-Kosmetik am 
Ende hilft dir nicht viel wenn der Blitz in der Nähe in die 
Überlandleitung oder in das Umspannwerk reinhaut das eueren Ort 
versorgt.

So zum einlesen in das Thema:
- 
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberspannungsschutz#Grob-,_Mittel-_und_Feinschutz
- 
https://docplayer.org/61701156-Blitzschutz-leitfaden-zur-unterstuetzung-bei-der-planung-von-blitz-und-ueberspannungsschutz-systemen-titelseite-building-connections.html

von h0nIg (Gast)


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Hi,

Irgend W. schrieb:
> Nur so etwas Feinschutz-Kosmetik am
> Ende hilft dir nicht viel wenn der Blitz in der Nähe in die
> Überlandleitung oder in das Umspannwerk reinhaut das eueren Ort

Grob 1+2 Überspannungsschutz ist bereits im Stromkastem beim Zähler 
verbaut, daher habe ich das gar nicht geschrieben.

Helge schrieb:
> Also die Elektronik nur über deinen Potentialausgleich im
> Haus erden, Kabel im Rohr und Platinen/Moduke in Plastik-UP-Dose mit
> Abstand zur Frontplatte.

also sagst du Schirm außen nicht anschließen oder Schirm beidseitig 
nicht anschließen?

Experte schrieb:
> Wichtig ist auch, dass der "Opfer-Switch" nicht an der gleichen Phase
> hängt und sternförmig am Hausanschluss angeschlossen ist.
wieso hat die Phase etwas damit zutun? Ich rede nur von Auswirkungen auf 
das Kabel und woher der normale Strom kommt sollte unrelevant sein

> LWL-Cat.5-Wandler
LWL kommt aktuell nicht in Frage, da der bereits bestehende Switch 
keinen LWL Ausgang hat

Es wäre gut, wenn jemand auf Frage 3 eine Antwort hätte, dannkeschön!

Grüße

Experte schrieb:

von Helge (Gast)


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h0nIg schrieb:
> Schirm außen nicht anschließen oder Schirm beidseitig
> nicht anschließen?

Schirm innen anschließen jedenfalls. Stelle dir ein Ersatzschaltbild 
vor: In deine Leitungen (Signal und Potentialausgleich genau gleich!) 
induziert ein Blitz eine Spannung von z.B. 500V/m. Ist das Draußen-Ende 
vollständig von der draußen-Umgebung isoliert, kann trotzdem kein Strom 
fließen. Dann bleibt nur bissel statische Elektrizität übrig. Um diesen 
Rest zu minimieren, Leitungen zusammen im Isolierrohr rausführen.

Als Feinschutz kannste dir paar GDT-Adapter machen oder kaufen, die bei 
z.B. 60V auslösen.

von Onkel Hotte (Gast)


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h0nIg schrieb:
> Es wäre gut, wenn jemand auf Frage 3 eine Antwort hätte, dannkeschön!

h0nIg schrieb:
> 3) Ich möchte einen Überspannungsschutz in den Serverschrank mit
> einbauen und ausschließlich die externen Komponenten darüber laufen
> lassen.

Zumindest für das Szenario "Blitz" willst du 3 nicht. Im Schrank kommt 
jeder Schutz zu spät, du willst (vagabundierende) Überspannung erst 
garnicht dorthin kommen lassen. Der Hinweis auf LWL war schon richtig, 
notfalls auch eine WLAN-Strecke, aber keinesfalls eine leitfähige 
Verbindung der Außengeräte mit der inneren Technik.

von Helge (Gast)


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Onkel Hotte schrieb:
> Im Schrank kommt jeder Schutz zu spät

Ja eh. Hier war aber eher Überspannungsschutz als direkter Blitzschutz 
gefragt.

Dehn hat ein Konzept hier 
https://www.dehn.de/sites/default/files/media/files/ueberspannungsschutz-ethernet-lan-wpx018-d.pdf

Zum selberbauen: Epcos oder Littelfuse, siehe z.B. 
http://www.farnell.com/datasheets/2243579.pdf

von Onkel Hotte (Gast)


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Helge schrieb:
> Onkel Hotte schrieb:
>> Im Schrank kommt jeder Schutz zu spät
>
> Ja eh.

h0nIg schrieb:
> Ich möchte einen Überspannungsschutz in den Serverschrank mit
> einbauen

Du siehst den Widerspruch? Überspannungsschutz, Blitzschutz, 
was-auch-immer-Schutz kommt nicht in den Schrank.

> Dehn hat ein Konzept hier

S4: ...Verwendung von Lichtwellenleitern...

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