Zufällig bin ich bei der Suche nach Büchern auf eine Anzeige auf Ebay Kleinanzeigen gestoßen: https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/ghostwriter-fuer-physik-und-statistik-gesucht/1801285585-77-9299 Titel: Ghostwriter für Physik und Statistik gesucht Text: Hallo, ich suche für meine kommenden Prüfungen, Ghostwriter für die Fächer Physik und Statistik. Falls sich jemand in den Bereichen sehr gut auskennt, schreibt mir bitte. Klausuren von vorherigen Semester und weitere Unterlagen stelle ich Ihnen auch bereit. Preislich werden wir uns bestimmt auch einig. Daneben zeigt die kurze Suche die ähnlichen Anzeigen "Gesucht -> Ghostwriter für Online Prüfung" und "Ghostwriter mündliche Prüfung Anglistik", beide zur Stadt Essen. Ist das jetzt so üblich und legal, statt Prüfungen zu machen sie machen zu lassen?
Wir schon seit Jahren gemacht. Seit vielen Jahren. Wenn man selbst zu dumm ist, muß man halt schummeln. Wie in den unteren Klassenstufen, nur diesmal etwas teurer. Und sowas wird dann als Ingenieur oder was auch immer eingestellt, da braucht man sich nicht wundern wenn die deutsche Wirtschaft manchmal weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Aber Hauptsache die Kohle stimmt.
Wie soll das gehen? An TUM wurde bei uns in jeder Prüfung der Ausweis kontrolliert...
Geht halt nur für längerfristige Prüfungen wie Abschlußarbeiten. Du lässt Dir halt den schriftlichen Teil von jemand anderem erledigen während Du fleißig Party machst und die durchgekifften Nächte auskomerst. Dann lernst Du das Wesentliche daraus auswendig falls Du nochmal in eine mündliche Prüfung (nennt man das heute noch Verteidigung?) kommst. Ich habe das für einen ex-Kumpel auch schon gemacht. Erst sollte ich ihm nur etwas bei seiner Abschlußarbeit (grob umrissen eine µC-gesteuerte Leistungsstufe mit LCD-Display) helfen. Das endete damit, daß Bedienkonzept, die komplette Schaltung, Dimensionierung der Bauteile, Programm des µC und der funktionsbeschreibende Teil der Dokumentation komplett von mir war. Immerhin die Platine und der zweite "seriennahe" Prototyp war seiner (der erste auf Lochraster war von mir). Letzteres vor allem für ihn selbst, damit er kapiert wie das Gerümpel funktioniert. Den Abschluß hat er damit ganz locker geschafft, hat heute einen sehr gut bezahlten Job, schickes Haus im Speckgürtel Berlins gebaut... das große Halleluja kommt wenn er da irgendwann mal selbst sowas bauen soll. Aber so wie das halt bei dermaßen leistungsorientierten Personen ist und er mir nie zurück-geholfen hat wenn ich seine Hilfe hätte brauchen können (deswegen auch ex-Kumpel) ist mir das dann herzlich egal und ich würde das auch nie wieder machen... nicht mal wenn der Papst persönlich fragt.
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Georg A. schrieb: > Wie soll das gehen? An TUM wurde bei uns in jeder Prüfung der Ausweis > kontrolliert... Und wie genau wird die Person mit dem Bild auf dem Ausweis abgeglichen? Schaut der Assi der das macht überhaupt auf?
Richard H. schrieb: > Ghostwriter scheint ein 1-Euro-Job zu sein. des hat er nur so reingemacht denke ich. ich würde ihn gerne mal kontaktieren und dann dem prüfungsamt ein bild schicken :D LoL wer für andere arbeit umsonst erledigt ist in meinen augen ein depp.
Erwin M. schrieb: > Ist das jetzt so üblich und legal, statt Prüfungen zu machen sie machen > zu lassen? Guttenberg, Schavan, Baerbock, und wie sie alle heißen. Bei dem ganzen Titelgedöns wird geschummelt ohne Ende, und selbst wenn es formal korrekt abgeht, geht es in weiten Bereichen mehr nach Nasenfaktor als nach wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn. Die ersten 50DM, die ich mit Programmieren verdient hatte, kamen von einem Trollo, der zu doof war seine eigene Fortran-Ubung zu machen und in Lochkarten zu stanzen. Das ist kein Problem von heute, das war schon immer so. Wer daraufhin vor Ehrfurcht erstarrt, wenn er einen tollen Titel sieht, glaubt auch an Jungfrauengeburt und Typen die übers Wasser gehen.
Richard H. schrieb: > Ghostwriter scheint ein 1-Euro-Job zu sein. Unabhängig von der idiotischen eBay-Kleinanzeige, Ghostwriting wird gerne nach Osteuropa outgesourced. In der Ukraine scheint das Geschäft zu laufen https://www.youtube.com/watch?v=t9NhvWO0sn0 (leider versucht sich das Video vom Stil her an die jugendliche Zielgruppe ranzuwanzen). Amerikaner und Engländer outsourcen das Ghostwriting nach Indien, wohin auch sonst.
Richard H. schrieb: > Ghostwriter scheint ein 1-Euro-Job zu sein. Der 1€ kommt wohl eher daher, daß es dann bei ebay billiger ist. Also auch hier Betrug; da kommt es auch nicht mehr drauf an.
Cyblord -. schrieb: > Und wie genau wird die Person mit dem Bild auf dem Ausweis abgeglichen? Die Identifizierung kann man heute kurz und schmerzlos ohne Aufsichtsperson automatisch durchführen lassen. Dafür muss vor dem Klassenzimmer eine etwa 10m lange Schleuse mit einem Ausweisscanner aufgebaut werden, oder besser noch, die Smartphones der Prüflinge müssen dafür herhalten. Dafür benötigt der Prüfungsausschuss, bis auf das Flatterband für die Schleuse, kein eigenes Identifizierungsequipment mehr.
> Ich finde die Uhrzeiten bei diesem Beitrag bemerkenswert!
Hm, ich staune dafür über Deine.
Bist Du erst um 10 Uhr wach geworden und keine Arbeit am Vormittag?
Klaus W. schrieb: > Erwin M. schrieb: >> Ist das jetzt so üblich und legal, statt Prüfungen zu machen sie machen >> zu lassen? > > Guttenberg, Schavan, Baerbock, und wie sie alle heißen. Hmm... Zumindest Baerbock hat sich keine Prüfung von einem Ghostwriter schreiben lassen, nur ein Buch, welches man wohl auch nicht mal zu den echten Sachbüchern zuordnen kann. Stürzt sich halt jetzt im Moment die Bild drauf, ein Blatt das ja bekannt ist, für seine unabhängige, wertfreie, sachliche journalistische Arbeit... Die sammeln wegen dieser Arbeit ja auch öfter Rügen vom Presserat, als andere Leute ihre Unterhosen wechseln...
Bei diesen Herrschaften geht es ja um Plagiate, nicht um Ghostwriting. Eine gute Arbeit eines Ghostwriters enthält keine Plagiate bzw. ein korrektes Quellenverzeichnis und dann hat man da auch überhaupt kein Problem wenn die übereifrigen Schatzsucher mal wieder auf die Jagd gehen.
Ben B. schrieb: > Bei diesen Herrschaften geht es ja um Plagiate, nicht um Ghostwriting. > Eine gute Arbeit eines Ghostwriters enthält keine Plagiate bzw. ein > korrektes Quellenverzeichnis und dann hat man da auch überhaupt kein > Problem wenn die übereifrigen Schatzsucher mal wieder auf die Jagd > gehen. Nun Guttenberg hatte einen Ghostwriter und der hat plagiiert.
> Nun Guttenberg hatte einen Ghostwriter und der hat plagiiert.
Das weiß ich gar nicht, aber dann war das Ghostwriting nicht ursächlich
für die Probleme, die er sich damit aufgehalst hat.
Wobei ich mal ehrlich sagen muß, daß mir bei guten Politikern scheißegal
ist, ob die einen Doktortitel haben oder nicht. Ich empfinde sowas eher
als arrogant und geltungssüchtig, wenn man sich sowas per Ghostwriting
erkauft, nur um besser dazustehen als man eigentlich ist. Ich würde
lieber einen unterdurchschnittlichen Realschüler wählen, wenn er in der
Politik einen guten Job macht, sich nach der Wahl noch an seine
Versprechen erinnern kann und nicht nur das Blaue vom Himmel runterlügt
wie das heutige hochnäsige Gesocks, daß 10 Minuten nach der Wahl in
krankhafte Amnesie verfällt und sich nur um die eigene Brieftasche
kümmert.
Ben B. schrieb: > Wobei ich mal ehrlich sagen muß, daß mir bei guten Politikern scheißegal > ist, ob die einen Doktortitel haben oder nicht. Das finde auch ich egal. Nicht egal jedoch ist mir, ob jemand durch Betrug einen Doktortitel erworben hat und mit diesem im Namen dann in die Politik geht.
M.A. S. schrieb: > Das finde auch ich egal. Nicht egal jedoch ist mir, ob jemand durch > Betrug einen Doktortitel erworben hat und mit diesem im Namen dann in > die Politik geht. Da ist, genauso wie an Ben B.s Aussage, nicht nur etwas Wahres, sondern ziemlich viel Wahres dran. Allerdings bin ich mir nicht sicher, was von diesen Plagiatsstellen man wirklich als Plagiate einstufen kann und was einfach aufgebauscht und dramatisiert wird/wurde. Notfalls um den Politiker (der gegnerischen Partei?) den man nicht haben will, loszuwerden. Denn auch wer seinen Doktortitel per Betrug oder "Betrug" erhalten hat, kann ein guter Politiker sein. Und gerade dass jetzt der Baerbock jetzt die Sache mit dem Stipendium vorgeworfen wird, man aber aus der "Szene" hört, dass dies vollkommen normal ist, merkt man, wie wenig man über diese ganzen Vorgänge & Co halt weiß, wenn man da nicht selbst irgendwie drinnen steckt. Und so ähnlich halte ich das mit den ganzen Plötzlich aufgetauchten Plagiaten auch. Ich bin da nicht drinnen und kenne mich nicht wirklich aus. Und ein Empörungsschrei der Bevölkerung (oder ist es einer der Medien?), die sich größtenteils genauso wenig auskennt, ist schnell erzeugt während sich die, die sich auskennen verwundert die Augen reiben.
Interessant: Die erste Anzeige auf Ebay Kleinanzeigen ist schon weg. Da hat wohl der Enes einen passenden Ghostwriter für seine Prüfungen gefunden. Mit der Suche nach Ghostwriter und Prüfung findet man noch 6 etwas ähnliche Anzeigen, eine für die Prüfungen 12.7&15.7 in Hamburg, mit Residuenberechnung, Polstellen, Partialbruch, Signalverschiebung, Faltung, Laplace-und Fourier-Transformationen, Systemtheorie/Signalverarbeitung/Regelungstechnik. Hm, vielleicht sollte ich mir auch einen Ghostwriter besorgen um berufsbegleitend zu habilitieren ...
Matthias S. schrieb: > Da ist, genauso wie an Ben B.s Aussage, nicht nur etwas Wahres, sondern > ziemlich viel Wahres dran. > Allerdings bin ich mir nicht sicher, was von diesen Plagiatsstellen man > wirklich als Plagiate einstufen kann und was einfach aufgebauscht und > dramatisiert wird/wurde. Das ist allerdings richtig. Dazu muss man gucken an welcher Stelle der Arbeit die "Plagiate" gefunden wurden. Eine typische wissenschaftliche Arbeit beginnt mit einer Einleitung, gefolgt von einer Darstellung des "Standes der Technik". Da beschreibt man was es alles schon gibt und warum es das noch nicht gibt, woran man nun forschen möchte. Dieses Kapitel entsteht üblicherweise dadurch, dass man sich ein paar aktuelle Lehrbücher zu dem Thema vornimmt und deren Inhalt auf ein paar Seiten zusammenfasst. Bei vielen kritisierten Arbeiten waren die kopierten Stellen hier zu finden. Das ist unschön und schlechter Stil, hat aber mit der eigenen Leistung, die erst im zweiten Drittel der Arbeit beginnt, recht wenig zu tun.
Erwin M. schrieb: > Hm, vielleicht sollte ich mir auch einen Ghostwriter besorgen um > berufsbegleitend zu habilitieren ... Gab's da nicht in den USA einen Programmierer, der Jemanden in Indien dafür bezahlt hat, seinen Job zu machen?
Soul E. schrieb: > Das ist allerdings richtig. Dazu muss man gucken an welcher Stelle der > [...] > beginnt, recht wenig zu tun. Sehr interessant, danke für den Einblick. Was mir zudem in div. Foren aufgefallen ist, ich habe aber dazu keine wissenschaftliche Erhebung gemacht: Einige Nutzer beschweren sich lauthals über diese Plagiate, schaffen es dann aber einen Thread weiter selbst nicht, richtig zu zitieren.
> [..] Bei vielen kritisierten Arbeiten waren die kopierten > Stellen hier zu finden. Das ist unschön und schlechter Stil, hat aber > mit der eigenen Leistung, die erst im zweiten Drittel der Arbeit > beginnt, recht wenig zu tun. Korrekt, aber dann muß man diese Zitate halt korrekt kennzeichnen und auflisten. Was ich aber eigentlich überhaupt nicht verstehe, ich kann doch von einem angehenden Doktor wohl problemlos verlangen, daß er ein Buch mit eigenen Worten zusammenfassen kann und wenige(!) Zitate nur dort verwendet, wo sie absolut nötig sind. Ansonsten gibt es immer Wege, fremde Texte in eigenen Worten dazustellen. Beispielsweise "In seinem Buch Blah auf Seite 88 stellte Blub fest, daß mir gerade kein dümmeres Beispiel eingefallen ist." Das ist ein Zitat, aber komplett aus eigenen Worten bestehend.
Cyblord -. schrieb: > Georg A. schrieb: >> Wie soll das gehen? An TUM wurde bei uns in jeder Prüfung der Ausweis >> kontrolliert... > > Und wie genau wird die Person mit dem Bild auf dem Ausweis abgeglichen? > Schaut der Assi der das macht überhaupt auf? <Nähkästchen> Vor ca. 30 Jahren war ich einer der Assis an der TUM. Das haben wir das tatsächlich abgeglichen... Es war auch recht einfach weil die Prüfungen im Hörsaal stattfanden mit nach hinten steil ansteigender Bestuhlung. Und es war nur jede zweite Reihe und jeder dritte Platz besetzt, so dass man als Assi durch die Reihen laufen konnte. Und die Studenten in der Reihe oberhalb problemlos auf Augenhöhe in Augenschein nehmen konnte ohne sie wesentlich zu stören... Manchmal gab es etwas Zweifel wegen der Frisur, aber dann konnten sich auch 2 Aufsichtspersonen eine Meinung bilden. Falls es Abweichungen und große Zweifel gegeben hätte (gab es damals nicht), hätten wir das notiert und eidesstattlich erklären lassen. Oder in Amtshilfe die Polizei hinzugezogen. Das wäre für die beiden Schummelnden bös ausgegangen... Als ich viele Jahre später an der THM einen Lehrauftrag hatte gab es mal einen Schummelfall. Da haben wir den Studenten zu einer zusätzlichen mündlichen Prüfung eingeladen und er sollte erläutern wie er die Aufgabe gelöst hat. Er hat es vorgezogen überhaupt nicht zu erscheinen... </Nähkästchen>
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Ben B. schrieb: > Was ich aber eigentlich überhaupt nicht verstehe, ich kann doch von > einem angehenden Doktor wohl problemlos verlangen, daß er ein Buch mit > eigenen Worten zusammenfassen kann und wenige(!) Zitate nur dort > verwendet, wo sie absolut nötig sind. Ansonsten gibt es immer Wege, > fremde Texte in eigenen Worten dazustellen. Genau das ist eben auch nicht zu verstehen. Sieh es mal so: Eine Koryphäe auf dem Gebiet hat gute Thesen aufgestellt. Den werde ich nicht verwursten und es nicht einmal in eigenen (anderen) Worten darstellen, den zitiere ich! Weil ich seine Arbeit respektiere und die fremde Arbeit durch das Zitieren anerkenne. Warum das nun einige Flachdenker nicht hinbekommen, ist mir schleierhaft. Ich vermute neben Dummheit Egomanie dahinter. Es müssen natürlich auch eigene geistige Ergüsse dazu kommen, sonst ist's keine wissenschaftliche Arbeit, sondern eine Zusammenstellung fremder Arbeiten. Ich wiederum verstehe nicht, weshalb es dem Doktorvater und später den Prüfern/Gutachtern nicht öfters auffällt. Denn wenn sie sich mit dem Stoff auskennen, müssten ihnen meines Erachtens unterlassene Zitierungen auffallen. Da wird offenbar viel geschludert.
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