Forum: Offtopic Regionale Sprech bzw. Schreibweise


von Stefan M. (derwisch)


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Mir fällt auf, dass es hier im Forum häufig eine seltsame Ausdrucksweise 
bei dem Begriff "beschalten bzw. beschaltet" gibt.
Viele schreiben z.B.:" ich habe den Transistor wahrscheinlich falsch 
beschalten".
Richtg wäre "beschaltet".

Wenn man aber sagt:"Kann man den Transistor auch anders beschalten?" 
wäre es korrekt.

Ist das eine regionale (mir bis dahin nicht bekannte) Ausdrucksweise?

Nur mal so aus Neugier...

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Einige sagen bei der Mehrzahl von Motor, entweder Motore und andere 
sagen Motoren. Das muss wohl mit dem Ausbildungsbetrieb zusammenhängen.

von Georg M. (g_m)


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schalten - schaltete - geschaltet

spalten - spaltete - gespalten


https://www.deutschplus.net/pages/Tabelle_starker_Verben

von Richard H. (richard_h27)


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Michael M. schrieb:
> Einige sagen bei der Mehrzahl von Motor, entweder Motore und andere
> sagen Motoren.

In der einen Gegend springen Verbrenner-Motore(n) beim Starten an, in 
der anderen springen sie weg.

von Thomas E. (thomase)


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Stefan M. schrieb:
> Ist das eine regionale (mir bis dahin nicht bekannte) Ausdrucksweise?

Nein. Das ist ein Bildungsproblem.

von Stefan M. (derwisch)


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Thomas E. schrieb:
> Nein. Das ist ein Bildungsproblem.

Das wäre natürlich auch möglich :-)

Das gilt auch für "eingeschalten" oder "ausgeschalten".
Diese Schreibweisen gibt es eigentlich niemals.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-die-sauna-ist-angeschalten-a-339978.html
Sorry für die Werbeschleuder. Der Deutschlehrer der Nation Bastian Sick 
("der Dativ ist dem Genitiv sein Tod") hat sich zu dem Thema geäußert.
"genaschen, angemalen"

von Oliver S. (phetty)


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fragen - fragte
fragen - frug

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Also in der Schweiz heißt das:

Häsch t'heizig i' gschaltä
oder als Gegenteil
Häsch t'Heizig Usgschaltät
und in ZH
dann Abgschaltä
oder SG
dann us gmacht

Nur als Beispiel, so denke ich ist dies halt, Sprachräumlich bedingt.

Streng nach duden? LMAA

Wir sind hier nicht im Rechtschreibeforum.
Also verstehe ich die oft, immer wieder kommende "Beschulmeisterung", 
was das angeht nicht.
Insofern verstehe ich deine Frage [Stefan M. (derwisch)]

: Bearbeitet durch User
von Georg M. (g_m)


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Oliver S. schrieb:
> fragen - fragte
> fragen - frug

Das Präteritum ist nicht jedermanns Sache.

https://www.youtube.com/watch?v=E5-GI0gURR8

von Le X. (lex_91)


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Wos iah wieder für a' Gschies machts, i red und schreib wia i moan.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Le X. schrieb:
> i red und schreib wia i moan.

Genau das ;-)
+1

von Stefan M. (derwisch)


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Patrick L. schrieb:
> Wir sind hier nicht im Rechtschreibeforum.
> Also verstehe ich die oft, immer wieder kommende "Beschulmeisterung",
> was das angeht nicht.

Das stimmt, wenngleich mir manche Entgleisungen der Rechtschreibung 
schon arg auf den Pinsel gehen.
Muss man dann eben aushalten...

Schlimmer sind da die Texte, die ohne Groß- und Kleinschreibung, ohne 
Punkt und Komma einfach so ins Forum gerotzt werden.
Ich find da darf man schonmal protestieren.
Im einfachsten Fall, indem man den Thread ignoriert.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Stefan M. schrieb:
> Ich find da darf man schonmal protestieren.

Ja sicher da bin ich deiner Meinung.
Nur wenn sich einer wirklich mühe gibt, jemandem zu helfen und dann ein 
anderer anfängt, mit Banalitäten den Thread zu verwässern?
Dann schon eher Fragwürdig ;-)

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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Georg M. schrieb:
> spalten - spaltete - gespalten

Letzteres müsste "gespaltet" lauten, da es sich um schwache Flexion 
handelt.

Starke Verbformen kommen hier nicht in Frage wegen der möglichen 
Koliision mit "spielen". Entsprechend für "schalten" wegen "schielen".

Stark hingegen
Halten - hielt - gehalten

Grenzfall 'falten"; schwach wegen zu großer Nähe zu "fallen".

Im tatsächlichen Leben ist mir erst ein einziges Mal jemand 
untergekommen, der "gespaltet" sagte. Ich war zunächst verblüfft, fand 
es aber nach ein wenig Überlegung richtig.

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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Oliver S. schrieb:
> fragen - fragte
> fragen - frug

Es wäre interessant zu erfahren, ob diejenigen Sprecher, die im 
täglichen Leben "fragen" stark konjugieren, zB sagen "Er frägt", 
entsprechend auch sagen "er frug" und "er hat gefragen", was nur 
konsequent wäre.

: Bearbeitet durch User
von Thorsten M. (pappkamerad)


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Ist eine regionale Sache.

Im Schwäbischen ist "geschalten" definitiv richtig.

Es gibt da noch einige starke Verben mehr.
Bspw.
"Gestern hat es nicht geschnien, die Sonne hat geschinen."
"Der Ball hat das Netz gestriffen."

von Achim B. (bobdylan)


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Percy N. schrieb:
> "Er frägt"

Das klingt grausam und ist bestimmt falsch.

von Percy N. (vox_bovi)


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Achim B. schrieb:
> Das klingt grausam und ist bestimmt falsch.

Es,klingt zumindest ungewohnt; falsch ist es aber nicht. Die Sprache 
vereinfacht zur Zeit deutlich; man könnte auch sagen, sie verblöde.

So findet sich zB in der oben verlinkten Tabelle starker Verben 
"hehlen". Andererseits wird die eine oder andere Narretei zur Norm 
erhoben, wie zB wiegen - wiege - wog - gewogen.

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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Percy N. schrieb:
> Achim B. schrieb:
>
>> Das klingt grausam und ist bestimmt falsch.
>
> Es,klingt zumindest ungewohnt; falsch ist es aber nicht. Die Sprache
> vereinfacht zur Zeit deutlich; man könnte auch sagen, sie verblöde.
> So fehlt zB in der oben verlinkten Tabelle starker Verben
> "hehlen". Andererseits wird die eine oder andere Narretei zur Norm
> erhoben, wie zB wiegen - wiege - wog - gewogen.

: Bearbeitet durch User
von Cyblord -. (cyblord)


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Boa wenn ich jemanden "Pinne" sagen höre. Da muss ich sofort an Ossi 
denken. Geht gar nicht. Rangiert in gleicher Kategorie wie "Plaste" und 
"Kaufhalle". Wer so spricht, spricht bei mir zur Hand.

: Bearbeitet durch User
von Le X. (lex_91)


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Percy N. schrieb:
> Die Sprache vereinfacht zur Zeit deutlich

Naja, ich würd sagen den Trend (und die dazugehörige Protestbewegung) 
gibts seit so ca. 2000 Jahren, pi mal Daumen.

Veränderungen der Sprache aufhalten zu wollen erinnert etwas an das 
Unterfangen eines Don Quijotes.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Er schleifte seine Bohrer an.

Sie schliff ihn zum Standesamt.

von Le X. (lex_91)


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Michael M. schrieb:
> Er schleifte seine Bohrer an.
> Sie schliff ihn zum Standesamt.

De erste Vergangenheit benutz' ich eigentlich nur wenn ich mich über 
d'Preißen lustig mach'.

: Bearbeitet durch User
von Achim B. (bobdylan)


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Le X. schrieb:
> Veränderungen der Sprache aufhalten zu wollen erinnert etwas an das
> Unterfangen eines Don Quijotes.

Veränderung muss aber nicht mit Verblödung einhergehen. Das passiert 
unserer Sprache aktuell aber, um Percy auch mal recht zu geben...

von Percy N. (vox_bovi)


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Le X. schrieb:
> Michael M. schrieb:
>
>> Er schleifte seine Bohrer an.
>> Sie schliff ihn zum Standesamt.
>
> De erste Vergangenheit benutz' ich eigentlich nur wenn ich mich über
> d'Preißen lustig mach'.

Auch im jeweiligen Perfekt wird klar, was Michael meint.

von Soul E. (Gast)


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Le X. schrieb:

> Veränderungen der Sprache aufhalten zu wollen erinnert etwas an das
> Unterfangen eines Don Quijotes.

Das versucht nicht einmal die Duden-Redaktion. Die dokumentieren den 
Status Quo, und mit einiger Latenz geht das dann in die an den Schulen 
gelehrte Rechtschreibung und Grammatik ein. Die für diesem Artikel 
interviewte Mitarbeiterin des Duden-Verlages hat das schön dargestellt: 
https://www.zeit.de/2021/20/duden-sprache-indentitaetspolitik-gendern-debatte-kultur-gesellschaft
Leider verschwindet der Artikel regelmäßig hinter der Paywall.

von Percy N. (vox_bovi)


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Le X. schrieb:
> Veränderungen der Sprache aufhalten zu wollen erinnert etwas an das
> Unterfangen eines Don Quijotes.

Das bedeutet nicht, dass man jeden Unsinn mitmachen muss.

Schon gar nicht den "ganzen" Unsinn, wie heute wohl bevorzugt formuliert 
wird.

von Percy N. (vox_bovi)


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Soul E. schrieb:
> Das versucht nicht einmal die Duden-Redaktion.

Dafür ist "Indentitätspolitik"[sic!] ein schöner Neologismus. Soll damit 
ausgesagt werden, dass jemand was in die Kauleiste kriegt?

von Le X. (lex_91)


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Percy N. schrieb:
> Das bedeutet nicht, dass man jeden Unsinn mitmachen muss.

Achim B. schrieb:
> Veränderung muss aber nicht mit Verblödung einhergehen. Das passiert
> unserer Sprache aktuell aber,

Jeder Unsinn setzt sich eh nicht durch.
Am Ende wird mit den Füßen abgestimmt. Und zwei Generationen später gibt 
es ein neues Normal.

Ob die Entwicklung momentan dramatischer verläuft vermag ich nicht zu 
beurteilen, ich halte das für eine reichlich subjektive Privatmeinung.

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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Le X. schrieb:
> Jeder Unsinn setzt sich eh nicht durch.
> Am Ende wird mit den Füßen abgestimmt. Und zwei Generationen später gibt
> es ein neues Normal.
Ind das führt dazu, dass man so manchen Twxt aus ser Zeit Schillers und 
Goethes selbst mit Wörterbuch bzw Lexikon "aus alten Tagen" nur 
schwierig oder unvollständig versteht und bei Luther ohne 
Germanustikstudium sehr schnell ganz alt aussieht.

> Ob die Entwicklung momentan dramatischer verläuft vermag ich nicht zu
> beurteilen,

Vergleiche einfach veröffentlichte Texte,aus den jeweiligen Zeiträumen, 
sei es on Printmedien oder alten Nachrichtensendungen oder sonstigen 
Wortbeiträgen.

> ich halte das für eine reichlich subjektive Privatmeinung.
Wow, die dreifache Steigerung von "Meinung", also "Meinung 
trismegistos"?

von Percy N. (vox_bovi)


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Achim B. schrieb:
> Veränderung muss aber nicht mit Verblödung einhergehen. Das passiert
> unserer Sprache aktuell aber

Vor einigen wenigen Jahren bei Lidl gesehen: Aushang bei Lidl, man suche 
Azubis für das nächste Lehrjahr. Zitat: "Bewerbe Dich jetzt!"

Ein Jahr später sucht Lidl, ebenfalls per Aushang, Kandidaten für ein 
duales Studium, Zitat "Bewirb Dich unter ..."

Vor langer Zeit hat man in der Pädagogik und verwandten Disziplinen das 
Konzept entwickelt, "den Klienten dort abzuholen, wo er ist".

Heute scheint man ihn dort fixieren zu wollen, eo man ihn vermutet.

Das nennt sich dann vermutlich "klientenzentrierte milieuorientierte 
Kommunikation".

von Le X. (lex_91)


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Percy N. schrieb:
> Ind das führt dazu, dass man so manchen Twxt aus ser Zeit Schillers und
> Goethes selbst mit Wörterbuch bzw Lexikon "aus alten Tagen" nur
> schwierig oder unvollständig versteht und bei Luther ohne
> Germanustikstudium sehr schnell ganz alt aussieht.

Nicht nur Twxte aus Schillers oder Goethes Zeiten sind oftmals schwer zu 
verstehen.

Percy N. schrieb:
> Vergleiche einfach veröffentlichte Texte,aus den jeweiligen Zeiträumen

Sie sind anders, ja.
Besser? Weniger verblödet? Ansichtssache.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Cyblord -. schrieb:
> Boa wenn ich jemanden "Pinne" sagen höre.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pinne_%28Schiffbau%29

von Percy N. (vox_bovi)


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Le X. schrieb:
> Sie sind anders, ja.
> Besser? Weniger verblödet? Ansichtssache

Ansichtssache ist dabei, ob man es befürwortet oder ablehnt. Ich wende 
mich gegen den Verlust an Komplexität; anderen mag es behagen, alles zu 
vereinfachen.

Die deutsche Sorache hat ohnehin keine Zukunft, was soll sie dann mit 
einem Futur - oder gar zweien davon? Weg damit! Ist es das, was Dir 
vorschwebt?

Man kann "denn" einfach durch "weil" ersetzen, weil, das bedeutet doch 
eh alles das Gleiche! Richtig?

Und warum sollte man "einander" sagen, wenn "sich" doch viel kürzer ist?

Le X. schrieb:
> Nicht nur Twxte aus Schillers oder Goethes Zeiten sind oftmals schwer zu
> verstehen.

So langsam scheinst Du zu Deinem Niveau zu finden.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Da gibt es noch einer Variante:

Du hast den Transistor wahrscheinlich beschallt.

(Klartext: Geblubbert beim Löten, dabei kalte Lötstelle produziert und 
nix geht.)

von Percy N. (vox_bovi)


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Dieter D. schrieb:
> Du hast den Transistor wahrscheinlich beschallt.

Gilt der dann noch als unbescholten?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Percy N. schrieb:
> Gilt der dann noch als unbescholten?

Müßte man die anderen Transis fragen, wenn Deine §-Sammlung nichts 
brauchbares liefert und deshalb unbeschuldigt davon kommt.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Thorsten M. schrieb:
> gestriffen

ist genau so falsch wie das in Elektronikerkreisen leider sehr beliebte 
"geschliffen", wenn Signale verteilt werden.

Bloß weil man es macht, ist es nicht richtig.

von Percy N. (vox_bovi)


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Jens M. schrieb:
> ist genau so falsch wie das in Elektronikerkreisen leider sehr beliebte
> "geschliffen", wenn Signale verteilt werden.

Das dürfte genau so eine Parodie sein wie die "abgelittenen" Funktionen 
aus dem Matheunterricht.

Anders womöglich bei "gestriffen": rs könnte sich um die "hyperkorrekte" 
Sprechweise bildungsferner Gruppen handeln.

Sprachsoziologisch interessant ist das allemal; insbesondere auch im 
Hinblick darauf, wer definieren darf, was richtig, falsch, 
hochsprachlich oder derb ist.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Stefan M. schrieb:
> dass es hier im Forum häufig eine seltsame Ausdrucksweise
> bei dem Begriff "beschalten bzw. beschaltet" gibt.
Ich finde den Begriff "Schema" statt "Schaltplan" noch viel, viel 
seltsamer.

Und zudem verwirrend, weil durchaus so mancher vorgelegte "Schaltplan" 
tatsächlich nicht mehr ist als ein grob hingekritzeltes "Schema".

von Loocee L. (loocee)


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Stefan M. schrieb:
> Mir fällt auf, dass es hier im Forum häufig eine seltsame Ausdrucksweise
> bei dem Begriff "beschalten bzw. beschaltet" gibt.

Habe gerade deinen Thread entdeckt und will dir dafür danken.
Meine Rede seit hundert Jahren! Ich habe es schon oft bemäkelt.
Dann wird man von verschiedensten Seiten dafür angegangen.

Ich hätte da auch noch was: aus verschiedenen Gegenden
(gerne Ruhrpott u.a.) hört man:

"Das Auto hat nur xx.xxx km gelaufen"

Wie bitte?
Ich habe gelaufen?
Du hast gelaufen?
Er/sie/es hat gelaufen?
etc.

Ist das korrekte deutsche Ausdrucksweise? Ich kann's manchmal
nicht glauben was ich da höre oder lese.

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Percy N. schrieb:
> Anders womöglich bei "gestriffen": rs könnte sich um die "hyperkorrekte"
> Sprechweise bildungsferner Gruppen handeln.

Ja, Dialekte waren immer im bäuerlichen Milieu besonders ausgeprägt. 
Heut ist ja fast nichts mehr davon übrig.

von Achim B. (bobdylan)


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Le X. schrieb:
> ich halte das für eine reichlich subjektive Privatmeinung.

Du, ich hab da mal dran langsinniert, und bin zu dem Schluss gekommen, 
dass du recht haben könntest. Denn weil Internet lesen wir ständig 
irgendwas von welche, wo besser nix geschrieben hätten. Das verzerrt die 
Wahrnehmung. Solche Spacken gibt es nämlich schon immer, bloß war deren 
Reichweite früher bedeutend geringer.

Fazitär resümiere ich, dass die Menschheit zwar verblödet, nicht aber 
unbedingt sprachlich.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ein Signal wird eingespeist
außer in der Schweiz, da wird es eingespießen.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> außer in der Schweiz, da wird es eingespießen.

Oder im Dialäkt:
"i'gspisä" :D

von Le X. (lex_91)


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Percy N. schrieb:
> Weg damit! Ist es das, was Dir vorschwebt?
> [...]
> bedeutet doch
> eh alles das Gleiche! Richtig?

Weder schwebt mir irgendwas vor noch maße ich mir ein Urteil darüber, 
was richtig und falsch ist an.
Weiter nehme ich mich nicht wichtig genug um anzunehmen, das Deutsch auf 
das ich während der kurzen Zeit meiner prägenden Jahre geeicht wurde 
wäre das Maß der Dinge und für alle Ewigkeiten erhaltenswert.

Die sprachlichen Dinge werden ihren Lauf weiterhin nehmen, so wie sie es 
die letzten paar tausend Jahre getan haben. Ob zum Besseren oder zum 
Schlechteren vermag ich nicht zu sagen. Ich behaupte sogar, das ist 
nicht objektiv messbar.
Nehmen wir uns und unsere (sprachliche) Epoche doch nicht so wichtig, 
wir sind es nämlich nicht.

Mal davon abgesehen, du trauerst einer Illusion nach.
Die breite Masse hat auch früher nicht dein Ideal der deutschen Sprache 
gesprochen oder geschrieben.

: Bearbeitet durch User
von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Percy N. schrieb:
> Ansichtssache ist dabei, ob man es befürwortet oder ablehnt. Ich wende
> mich gegen den Verlust an Komplexität; anderen mag es behagen, alles zu
> vereinfachen.
>
> Die deutsche Sorache hat ohnehin keine Zukunft, was soll sie dann mit
> einem Futur - oder gar zweien davon? Weg damit! Ist es das, was Dir
> vorschwebt?

Mir behagen Anglizismen beispielsweise nicht. Aber das ist ein anderes 
Thema.

In England beispielsweise ist hingegen neben dem Futur sogar noch eine 
Variante für die nahe Zukunft möglich und auch gebräuchlich ("He ist 
going to swim").

In Deutschland: Besonders beim Sprechen kommen die Deutschen 
sagenhafterweise mit alleine zwei Zeitformen aus: Mit dem Präsens und 
dem Perfekt.

Selbst das Futur (1) wird mit dem Präesens gebildet und vom Zuhörer als 
künftiges Ereignis erkannt, alleine weil ein Zeitpunkt es ausmacht 
("Gleich gehe ich schwimmen").

Perfekt ersetzt dazu Imperfekt und Plusquamperfekt.

Das muss man auch erstmal hinbekommen. Und daran störe ich mich 
jedenfalls nicht. Wenn Percy fragt "Weg damit! Ist es das, was Dir 
vorschwebt?", antworte ich darauf, dass die deutsche Sprache einen 
einfachen und jedem verständlichen Weg gefunden hat, die Zukunft auch im 
Präsens auszudrücken. Das ist eines der kleineren Probleme, die wir 
haben.

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Da gibt es viele Beispiele, zu DDR-Zeiten gab es den Ausdruck:
es ist sinnvoll
es ergibt einen Sinn

nach der Wende schwappte der Begriff rüber:
Sinn machen

Auch oft verbreitet ist "das Laptop"

von Achim B. (bobdylan)


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Frank D. schrieb:
> nach der Wende schwappte der Begriff rüber:
> Sinn machen

Nee, das kommt nicht aus der Zone, sondern ist (schlecht) 
eingedeutschtes Englisch (making sense).

Frank D. schrieb:
> Auch oft verbreitet ist "das Laptop"

Das habe ich noch nie jemanden sagen hören.

Nachtrag: Oder meintest du, es schwappte von West nach Ost? Das könnte 
sein...

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Achim B. schrieb:
> Frank D. schrieb:
>> nach der Wende schwappte der Begriff rüber:
>> Sinn machen
>
> Nee, das kommt nicht aus der Zone, sondern ist (schlecht)
> eingedeutschtes Englisch (making sense).

Dieses Gerücht ist, seit es Bastian Sick im "Spiegel" in die Welt
gesetzt hat, wohl nicht mehr totzukriegen.

Tatsache ist, dass schon der große Dichter Lessing (1729–1781) diesen
Ausdruck mehrfach in seinen Schriften verwendet hat, also lange bevor
Anglizismen groß in Mode kamen.

: Bearbeitet durch Moderator
von (prx) A. K. (prx)


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Le X. schrieb:
> Die breite Masse hat auch früher nicht dein Ideal der deutschen Sprache
> gesprochen oder geschrieben.

Schon im alten Rom pflegten die Menschen im täglichen Umgang eine 
gemeinhin als vulgär bekannte Sprache, einschliesslich der Gebildeten. 
Aber Rom ist ja, wie sicherlich auch damals beklagt wurde, 
schlussendlich untergegangen.

: Bearbeitet durch User
von Ingolf G. (Gast)


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Ab und zu einfach mal hinnehmen...

Obwohl es mir manchmal schwer fällt wenn der Kollege sagt: "vorhin hat 
die LED geblunken".
:-/
Der IC, das IC, der/das Laptop?
(Wo ist der Unterschied Laptop/Notebook?)

Und warum machen in Recklinghausen viele Leute ein Fenster los, wenn sie 
es öffnen?
Ich bleibe bei Dortmunderisch: Mach mir jetzt ne Knifte und lege die 
Mauken hoch.

von Percy N. (vox_bovi)


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Yalu X. schrieb:
> Tatsache ist, dass schon der große Dichter Lessing (1729–1781) diesen
> Ausdruck mehrfach in seinen Schriften verwendet hat, also lange bevor
> Anglizismen groß in Mode kamen.

Bist Du sicher und kannst Belege liefern? Mir sindyaus dieser Zeit 
lediglich ähnliche Formulierungen bekannt, wie "Ich kann mir darauf 
keinen Sinn machen".

Frank D. schrieb:
> nach der Wende schwappte der Begriff

Das ist kein Begeiff, sondern eine Redewendung.

Rainer Z. schrieb:
> Das muss man auch erstmal hinbekommen.

Das gilt für so manches. Damit ist nichts darüber gesagt, ob es 
erstrebenswert ist, sich darauf zu beschränken.
Ich bestreite nicht, dass es von Vorteil sein kann, bei Bedarf auch 
nonverbal um eine,Tüte Pommes oder eine Gelegenheit zum Beischlaf 
verhandeln zu können.

Le X. schrieb:
> Mal davon abgesehen, du trauerst einer Illusion nach.
> Die breite Masse hat auch früher nicht dein Ideal der deutschen Sprache
> gesprochen oder geschrieben.

Das hast Du falsch verstanden: Ich gehe nicht davon aus, dass jeder 
irgendwann ideal geschrieben oder gesprochen hätte. Aber "früher" waren 
zumindest im Bereich der Publizistik wie auch zumeist in der Politik die 
heute gängigen Wurschtigkeiten eben nicht üblich.

Sicherlich kann man es übertreiben. Wer sich einmal alte Aufzeichnungen 
von Dutschke oder Meinhof anhört, dem wird sofort klarwerden, warum 
diese rhetorischen Verbalmasturbationen die Massen der geliebten 
Arbeiterklasse nicht erreichen konnte. Andererseits hat schon in den 
frühen 70ern Lindenberg seine Beobachtung festgehalten mit dem schönen 
Satz "Es kommt mal wieder gar nicht so drauf an", meinte dies allerdings 
umfassender.

Christoph db1uq K. schrieb:
> Ein Signal wird eingespeist
> außer in der Schweiz, da wird es eingespießen.

Ohne "ß" dürfte das recht schwierig werden. Dafür sind die Schweizer zu 
spiessig.

von (prx) A. K. (prx)


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Ingolf G. schrieb:
> (Wo ist der Unterschied Laptop/Notebook?)

Einer phantasievollen Interpretation nach lag er früher darin, dass 
Laptops zu gross, zu schwer und zu heiss waren, um sie sicher auf dem 
Schoss zu betreiben. Dass sei die Aufgabe von Notebooks.

Der wichtigste Unterschied, weil an erster Stelle genannt: im Namen.

https://praxistipps.chip.de/was-ist-der-unterschied-zwischen-laptop-und-notebook-einfach-erklaert_96601

: Bearbeitet durch User
von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Achim B. schrieb:
> Frank D. schrieb:
>
>> Auch oft verbreitet ist "das Laptop"
>
> Das habe ich noch nie jemanden sagen hören.

Doch, das habe ich auch schon oft gehört. Genauso wie "das Notebook" und 
"das IC".

von Percy N. (vox_bovi)


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Achim B. schrieb:
> Nee, das kommt nicht aus der Zone, sondern ist (schlecht)
> eingedeutschtes Englisch (making sense).

Davon gibt es noch mehr, zB "herunterbrechen" oder "geschuldet sein".

von (prx) A. K. (prx)


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(prx) A. K. schrieb:
> Einer phantasievollen Interpretation nach lag er früher darin, dass
> Laptops zu gross, zu schwer und zu heiss waren, um sie sicher auf dem
> Schoss zu betreiben.

Bei rund 200 W in einem 15" Gerät ist das mittlerweile auch bei 
Linux-Notebooks ein Problem:
https://www.tuxedocomputers.com/de/Linux-Hardware/Linux-Notebooks/15-16-Zoll/TUXEDO-Stellaris-15-Gen3.tuxedo

: Bearbeitet durch User
von Achim B. (bobdylan)


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Percy N. schrieb:
> oder "geschuldet sein".

"Geschuldet sein" finde ich aber schön. Hat was poetisches. Fast wie 
"wulkföhrig".

von Percy N. (vox_bovi)


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Achim B. schrieb:
> "Geschuldet sein" finde ich aber schön.
> Hat was poetisches.
Immer diese Pösië!

Die zugehörigen Pöten, die dieses mach Deutschland importierten, waren 
übrigens Marx und Engels.

> Fast wie "wulkföhrig".
Habe Spaß und Freude daran!

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Ingolf G. schrieb:

> (Wo ist der Unterschied Laptop/Notebook?)

Ein Laptop verwendet normale PC-Komponenten in kompaktem Gehäuse. 
3,5"-Festplatte, Floppy, oft ein ISA-Slot. Typisches Beispiel: Toshiba 
T1100.

Ein Notebook hat miniaturisierte Komponenten. 2,5"-Platte, 
Slimline-Laufwerke, etc. Das, was wir heute kennen.

Vor den Laptops gab es Portable, das war quasi ein Desktop-PC mit 
eingebauten Monitor und Griff dran. Typisches Beispiel: Compaq Portable.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Ingolf G. schrieb:
> Der IC, das IC

Der IC, denn "Circuit" ist männlich. Deutsch würde man "die IS" sagen, 
da heißt es dann ja wohl "integrierter Schaltkreis", woll?

Ingolf G. schrieb:
> Laptop/Notebook

Ein Laptop ist ein Computer, den man auf den Schoß nehmen kann.
Damit sind die Dinger von früher gemeint, die eher Reisekoffer waren, 
mit einer Fullsize-Tastatur, die die (beiden) 5,25-Zoll-Floppies und den 
süßen Bernstein-Röhrenmonitor während des Transports als Deckel 
schützte.
Der Notebook dagegen war dann eine Miniaturversion, die wie ein 
Notizbuch tatsächlich in der Hand und vor allem dank Akku auch im 
Betrieb getragen werden konnte.
Heute ist das synonnym.

Und sowit ich weiß sagt man "das Notizbuch" entsprechend "das Notebook", 
wohingegen es "der Laptop"(-Computer) heißt.

von A. S. (Gast)


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Loocee L. schrieb:
> "Das Auto hat nur xx.xxx km gelaufen"
>
> [...]
>
> Ist das korrekte deutsche Ausdrucksweise? Ich kann's manchmal
> nicht glauben was ich da höre oder lese.

Inhaltlich wäre "ist" bei einem Auto, solange es kein Tesla ist, einfach 
deplaziert. Ein Esel läuft selber, ein Auto nicht.

von (prx) A. K. (prx)


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A. S. schrieb:
> Ein Esel läuft selber, ein Auto nicht.

Der Motor braucht ein Auto, um zu fahren. Hat er keines, muss er laufen.

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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A. S. schrieb:
> Inhaltlich wäre "ist" bei einem Auto, solange es kein Tesla ist, einfach
> deplaziert. Ein Esel läuft selber, ein Auto nicht.

Die regionale Unterscheidung wird nach meinem Eindruck an anderen 
Kriterien festgemacht.

Verben mit  Ortsveränderung, wie laufen, rennen, fahren: sein, also bin 
bzw ist gelaufen, gefahren etc

Ohne Ortsveränderung, wie stehen, liegen,  sehen, sprechen: haben, also 
habe bzw hat gestanden, gelegen etc

Im Oberdeutschen Bereich aber sitzen, stehen etc mit 'sein". Warum? Weil 
keine Tätigjeit vorliegt?

Warum dann nicht auch "bin geschlafen"?

von Richard H. (richard_h27)


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A. S. schrieb:
> Inhaltlich wäre "ist" bei einem Auto, solange es kein Tesla ist, einfach
> deplaziert. Ein Esel läuft selber, ein Auto nicht.

Besser so? Das Auto wurde x km gelaufen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Percy N. schrieb:
> Warum dann nicht auch "bin geschlafen"?

In Westfalen sagen die Leute "Ich bin angefangen", aber "ich habe
aufgehört".

von Percy N. (vox_bovi)


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Yalu X. schrieb:
> In Westfalen sagen die Leute "Ich bin angefangen", aber "ich habe
> aufgehört".

Hmm. ... liegt das nicht nördlich der Benrather Linie?

von Jens M. (schuchkleisser)


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Yalu X. schrieb:
> In Westfalen sagen die Leute "Ich bin angefangen", aber "ich habe
> aufgehört".

Ich kenn nur "hab' angefangen". Aber du meinst evtl. das Westfalen, das 
nicht "Nordrhein" ist, oder eben genau den Nordrhein-Teil.
Am Rande von NRW jedenfalls (da wo ich wohne) "hat" man angefangen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Im Buch "Fröhlich Palz Gott erhalt's" wurde schon im 19.Jh. der Versuch 
unternommen, eine Pfälzer Grammatik zu schreiben. Ein kurzer Auszug:

Declination.
A.Substantiva.
§. 5.
1) Der Genitiv ist, wenige Ausnahmen abgerechnet (z. B. Goddes Wort, 's 
Vadders Bruder u. A.) nicht im Gebrauch. Man ersetzt ihn durch den Dativ 
in Verbindung mit dem pronomen possessivum; (dem Mann sein Hut, der Fraa 
ihr Mandel, dene Leut ihr Geredd;) und wo der Gen. ein Herrühren, eine 
Herkunft bezeichnet, auch durch die praep. vun, z. B.- Die Gedichte vum 
Schiller, das Vermöge vun de Eltre.

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Ein kurzer Auszug:

Köstlich.

Mir geläufig sind Parodien wie " dem Peter ihm sein Auto".

Im Rheinland sagt man wohl auch "Das Auto ist mir!" statt "Das ist mein 
Auto" bzw "Das Auto ist mein[e]s".

: Bearbeitet durch User
von Achim B. (bobdylan)


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Percy N. schrieb:
> " dem Peter ihm sein Auto".

Da weiß ich auch einen:

"Unse Omma ihr Hühnerstall sein Dach."

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Der Genitiv ist, wenige Ausnahmen abgerechnet (z. B. Goddes Wort, 's
> Vadders Bruder u. A.) nicht im Gebrauch. Man ersetzt ihn durch den Dativ
> in Verbindung mit dem pronomen possessivum

Herrlich, "der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", ein Tötungsversuch schon 
im 19. Jahrhundert, ich bin entzückt.

von Georg M. (g_m)


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Rainer Z. schrieb:
> Perfekt ersetzt dazu Imperfekt und Plusquamperfekt.

Bastian Sick: "erst das Ultra-Perfekt macht das Perfekt wirklich 
perfekt".

https://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-das-ultra-perfekt-a-295317.html

von Percy N. (vox_bovi)


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Rainer Z. schrieb:
> In Deutschland: Besonders beim Sprechen kommen die Deutschen
> sagenhafterweise mit alleine zwei Zeitformen aus: Mit dem Präsens und
> dem Perfekt.

Eigentlich reicht Präsens: " Gestern geh ich ins Treppenhaus, und Du 
glaubst nicht, was ich da sehe: Da steht doch glatt der Werner und tut 
mit seiner Tusnelda rummachen ... Wenn ich den nächste Woche sehe, dann 
kriegt der aber voll die Ansage!" usw

Man kann sich sicherlich dermaßen beschränken, wenn man es gern möchte. 
Ich wurde aber lieber meinen Enkeln die Wahl überlassen, ob sie ihr 
Sprachinventar derart begrenzen wollen oder nicht. Und diese Wahl 
verbleibt ihnen nur, wenn sie sich zunächst das volle Inventar aneignen.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Georg M. schrieb:
> Rainer Z. schrieb:
>> Perfekt ersetzt dazu Imperfekt und Plusquamperfekt.
>
> Bastian Sick: "erst das Ultra-Perfekt macht das Perfekt wirklich
> perfekt".
>
> 
https://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-das-ultra-perfekt-a-295317.html

Hübsch, Danke für Deinen echt interessanten Beitrag! Und der 
Zwiebelfisch schreibt auch nett. So redet aber in Norddeutschland doch 
keiner. Ist mir zumindest nicht aufgefallen in meinen Kreisen.

von Oliver S. (phetty)


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Achim B. schrieb:
> "wulkföhrig".

Wenn man Google danach fragt bekommt man 2 Treffer. Beide zeigen auf 
dieses Forum.
Das ist dann eher so ein Familienwort. Solche sehr speziellen 
Bezeichnungen werden in Familien erzeugt und nur Familienmitglieder 
verstehen sie.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich habe vor ein paar Jahren mal die OCR-Software gimagereader drüber 
laufen lassen, das Original ist in Gothic-Schrift gedruckt. Hier noch 
ein Beispiel:

III. Conjugation
§. 15. Das Imperf. Indic. fehlt der Mundart durchaus, mit alleiniger 
Ausnahme von sein; ich war, du warscht u.s w. Statt dessen wird das 
Perfect oder Präsens gebraucht- Wenn dies auf der einen Seite eine 
Unvollkommenheit ist, welche die Darstellung schwierig macht, so ist aus 
der andern Seite nicht zu
verkennen, daß die Rede dabei an Lebhaftigkeit außerordentlich gewinnt.
§. 16. Wo das Hülfszeitwort hawwe gebraucht werden müßte, fehlt, weil 
dieses kein Imperfectum Indic. hat, das Plusquamperfectum Ind. und die 
Vollendung in der Vergangenheit wird durch das Perf. dieses 
Hülfszeitworts ausgedrückt: ich habb gsacht ghatt, für ich hatte gesagt; 
dagegen: ich war ufgschtanne, ich war gange.
§. 17. Präsens und Pers. Conjunct. fehlt. Statt des en wird das Imperf. 
und Plusquampers. Conj. gebraucht. Also nicht: mar sächt, ich sei 
schlimm, —- ich habe gschlage, sondern: ich wär schlimm, ich hätt 
gschlage.
§ 18». Das Imperf. Conj. wird bei den meisten Zeitwörtern durch 
Umschreibung mit dem Hülfszeitwort dhun gebildet; z. V. ich habb gsacht, 
ich dhät schreiwe; ich habb gsörchtt, ich dhät gschlage werre. Nur 
wenige haben eine eigene Form dafür; z. B. ich käm, blieb, dhät, ging, 
schtünd, wär, möcht, könnt, sollt, wollt, dörst, müßt, hätt, schlief u. 
A.
§. 19. Das Particip Präs· ist meist ungebräuchlich, und wird durch 
Umschreibungen ersetzt; z. B. anstatt: Die Umstehenden hören es, sagt 
man: die wo drum rum schtehe, höre’s: die wo angegriffe hawwe, sin 
Sieger gebliwwe, für: die Angreifenden blieben Sieger.
§. 20. Einige Beispiele. dhun, gedhan und gedhun. Gehe oder gehn,
gange (eigentlich: gange, entstanden aus gegange). Gewinne, gewunne
(gleichlautend ist gewunne, von winne, winden). Gühre (gähren), gegohre.
Gichehe- ’s geschicht- ’s gschäch- ’s- is geschehe—· Hawwe, ich habb 
(haww,
bäur. ich hebb, heww), du hosch«t, er hot, mir hawwe (·bäur. hewwe, henn 
oder
hunn), ihr habbt, ich habb ghatt. Henke,(hängen, intransitiv) ich bin 
ghanke und ghonkcz tranfitiv: ich hab ghenkt, oder auch weich: «ghängt. 
Kenne, gekennt. Könne, gekönnt. Kumme, ich kumm, du kum«mscht, er kummt, 
(bäur.
kümmscht, kümmt), mir kumme, ich bin kumme, ich käm-- Laufe, du 
laafscht,
oder lääfscht, geloffe. Lände; gelüdde. Liche, geleche (vorletzte Sylbe 
scharf).  Losse, geloßtz in Verbindung mit andern Zeitwörtern, ich habb 
—- lofse. Müsse, gemsüßt Nemme, genumme, ich nähm oder dhät nemme· 
Quille (intransitiv, quellen), gequolle, dagegen lautet das Transitivum 
quelle, gequellt. Reiwe, geriwwe. Rinne, gerunne. Rufe, rufscht und 
rüfscht, er ruft und rüft. Sage,1 ich sag, du sächscht, er sächt, mir 
sage, ich habb gsacht; «(bäur. gedehnt: sähcht, gfaht). Schlofe, du 
schlöffcht, er schlöft und fchlofscht, schloft. Schpinne, gschpunne. 
Schraie (nur in der Bauernmundart), gschraue. , Schwelle oder schwille 
(intrans. auf- oder anschwellen), gschwolle. Sschpeiche (fpeien), 
gschpiche— s Schtecke transitiv: ich hab gschtecktz intransitiv: ich bin 
gschtocke. « Schteige, gschtiche. Sehe, wie: gschehez hat jedoch kein 
Imperf. —Conjunct. « Sein, du bischt, er is (b. isch), mir sin; geweßt 
(niemals: gewese). " Sitze, gsesse und gsotze. Werre (werden), ich bin 
worrez nicht gewdrre., oder worde. Wisse, ich weeß, du weeschtz gewüßt. 
Zobbe oder zubbe, zuper; gezubbt oder gezobbt. Hobbe zobbe, Hoper 
abpflücken, einerntenz dagegen: zöbbe (die Haare), Zöpfe flechten u.s.w.

Diese Grammatik ist in neueren Auflagen nicht mehr enthalten.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Google hat mehrere Auflagen digitalisiert, hier von 1881:
https://www.google.de/books/edition/Fr%C3%B6hlich_Palz_Gott_erhalts/Vqg5AAAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=fr%C3%B6hlich+palz+gott+erhalts&printsec=frontcover
ab Seite 252 im "Anhang" ist die Grammatik nachzulesen. Die OCR hatte 
dieselben Probleme mit der alten Frakturschrift. Der Text zum Genitiv 
seinem Tod steht auf S.252

: Bearbeitet durch User
von A. S. (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> In Westfalen sagen die Leute "Ich bin angefangen", aber "ich habe
> aufgehört".

Haben/sein bei angefangen ist bei Vorgangs-/Zustandspassiv richtig. Das 
kann man relativ leicht hier analog so sehen. Von daher wird beides 
benutzt.

Freu Dich, ich bin schon angefangen. Um 5:43 habe ich angefangen.

Bei aufhören gibt es den Zustand nicht oder selten. Ich habe mit dem 
Trinken aufgehört, ich bin trocken.

von Percy N. (vox_bovi)


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Percy N. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>
>> Tatsache ist, dass schon der große Dichter Lessing (1729–1781) diesen
>> Ausdruck mehrfach in seinen Schriften verwendet hat, also lange bevor
>> Anglizismen groß in Mode kamen.
>
> Bist Du sicher und kannst Belege liefern? Mir sindyaus dieser Zeit
> lediglich ähnliche Formulierungen bekannt, wie "Ich kann mir darauf
> keinen Sinn machen".

Schade, dass Du Dich nicht mehr gemeldet hast. Ich habe inzwischen 
gefunden

1. "Ein Übersetzer muss sehen, was einen Sinn macht"

aus "Briefe, die neueste Literatur betreffend

und

2. "Nun ist dies wahr, dass dies eigentlich keinen falschen Sinn macht; 
aber es erschöpft doch auch den Sinn des Aristoteles hier nicht."

aus " Hamburgische Dramaturgie".

Damit ist Lessing allerdings allein geblieben, wie es scheint. Ind ich 
erlaube mir, stark zu bezweifeln, dass alle diejenigen, die voller 
Begeisterung alees nur Erdenkliche "Sinn machen" lassen wollen, die 
Milch dieser Weisheit gerade aus dem Euter Lessings gesaugt haben 
sollen.

Btw: dieser Tage wurden mehrere meiner Beiträge ohne Begründung 
gelöscht; sie bestanden aus Lessing-Zitaten. Besonders beliebt scheint 
der gute Mann hier ohnehin nicht zu sein, jedenfalls nicht bei allen 
Mods.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es gibt statistische Suchmaschinen, die alte Texte nach Suchbegriffen 
auswerten. Hier finde ich zwar viele Zitate mit "Sinn " und "machen", 
habe aber keines gesehen, das mit "makes sense" übereinstimmt.
https://www.deutschestextarchiv.de/search/ddc/search?ctx=8&q=near%28macht%2CSinn%2C5%29%20%20%20%20%20;start=1;limit=10;fmt=html

von Achim B. (bobdylan)


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Oliver S. schrieb:
> Das ist dann eher so ein Familienwort.

Nein, das Wort ist eine Erfindung dieses Forums; kreiert von einem 
gewissen Ycrep (Name verschlüsselt.) Ich versuche, es zu etablieren.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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betr. "wulkföhrig"

Das Wort entsteht, wenn man auf der Tastatur dreimal daneben haut. 
Witzigerweise errät es die Google-Suche sofort. Faszinierend.

Ja, sehr gelungene Namensverschlüsselung. :)))

von Percy N. (vox_bovi)


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Rainer Z. schrieb:
> Ja, sehr gelungene Namensverschlüsselung. :)))

Auf Micha ist halt Verlass! ;DD

von (prx) A. K. (prx)


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Achim B. schrieb:
> Nein, das Wort ist eine Erfindung dieses Forums; kreiert von einem
> gewissen Ycrep (Name verschlüsselt.) Ich versuche, es zu etablieren.

Nun müssen wir nur noch die Bedeutung definieren, denn sonst wärs ja 
sinnlos. So ein Bisschen daneben hauen, etwas abweichend, wofür man ein 
neues Wort brauchen kann.

: Bearbeitet durch User
von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Ist doch klar: Ein maschine-geschriebenes Wort ist wulkföhrig, wenn es 
durch äußere oder innere Umstände anders ausgegeben wird als es vom 
Autor vorgesehen war.

Solche äußeren Umstände können bedingt sein durch unruhige Umgebungen 
wie Erdbeben oder eine Busfahrt auf einem seit 40 Jahren nicht saniertem 
Kopfsteinpflaster.

Innere Umstände können sein Nervosität, Tatter, Alk, Müdigkeit.

Die Aufzählung ist nicht vollständig.

EDIT: Zur Ergänzung und Präzisierung der Definition wird eingeladen. So 
kommt Achim seinem Traum näher, das Wort zu etablieren.

@ Percy: Interessant, dass der verschlüsselte/umgedrehte Achim sogar 
einen sinnhaften Namen ergibt...

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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Rainer Z. schrieb:
> Percy: Interessant, dass der verschlüsselte/umgedrehte Achim sogar einen
> sinnhaften Namen ergibt...

Petze!

von Percy N. (vox_bovi)


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Achim B. schrieb:
> Ich versuche, es zu etablieren.

Meinst Du, Du findest jemanden, der wulkföhrig mitmacht?

von Georg M. (g_m)


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> Perfekt ersetzt dazu Imperfekt und Plusquamperfekt.

Was die grammatischen Tempora betrifft, ist die deutsche Sprache im 
Vergleich zum Englischen eigentlich gar nicht so dürftig, wie es auf den 
ersten Blick scheint. Das hilft aber nichts, wenn selbst die 
intellektuelle Elite diese Ausdrucksmöglichkeiten einfach ignoriert.

Z.B. Futur II Passiv Modal wird bedauerlicherweise äußerst selten 
benutzt.

von Percy N. (vox_bovi)


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Georg M. schrieb:
> Z.B. Futur II Passiv Modal wird bedauerlicherweise äußerst selten
> benutzt.

In welchen Zusammenhang wird dies von der intellektuellen Elite wohl 
sinnvoll gebraucht werden können?

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Futur 2 Passiv Modal wird von der intellektuellen Elite wohl nicht 
gebraucht worden sein.

Richtig so?

von (prx) A. K. (prx)


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Percy N. schrieb:
>> Z.B. Futur II Passiv Modal wird bedauerlicherweise äußerst selten
>> benutzt.
>
> In welchen Zusammenhang wird dies von der intellektuellen Elite wohl
> sinnvoll gebraucht werden können?

Du kennst Futur III?

von Percy N. (vox_bovi)


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(prx) A. K. schrieb:
> Du kennst Futur III?

Kennen schon, benötigen selten.

Bürokräfte reagieren mitunter verstört, wenn man sie anweist "Bedenkem 
Sie bitte, dass die Ausgangspost vor 16:45 Uhr in den Briefkasten 
eingeworfen worden sein  müssen wird!"

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Percy N. schrieb:
> ...in den Briefkasten eingeworfen worden sein müssen wird!"

"Und schon bisse am Knobeln dran am fangen" würde Tegtmeier jetzt sagen.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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von Percy N. (vox_bovi)


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Rainer Z. schrieb:
> Guckst Du hier:

Na ja ...

Die Folge von TBBT, in der über geeignete Zeitformen zur Beschreibung 
von Zeitreisen räsoniert wurde, fand ich bedeutend unterhaltsamer.

(prx) A. K. schrieb:
> Du kennst Futur III?

Mist, reingefallen! Ich sehe jetzt erst, dass Du nicht von Futur II 
geschrieben hast.

von (prx) A. K. (prx)


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Percy N. schrieb:
> Mist, reingefallen! Ich sehe jetzt erst, dass Du nicht von Futur II
> geschrieben hast.

Wenn deine Tippsen mit Terminen wie den vom Briefkasten ähnlich umgehen, 
wie Berlin mit dem Airport, könnte Futur III nützlich sein. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das ist Futur zwei bei Sonnenaufgang (Loriot Jodelkurs)

Oder die "Absichtserklärung in der Vergangenheit" (Konrad Beikircher):
"wollt ich diese Woche noch erledigt haben" - wenn der Chef am Freitag 
nachmittags fragt und man noch nichts getan hat.

von Achim B. (bobdylan)


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(prx) A. K. schrieb:
> Nun müssen wir nur noch die Bedeutung definieren

"Wulkföhrig" ist ein Universal-Adjektiv für alle Tageszeiten. Sowas hat 
uns nämlich grade noch gefehlt.

von Stefan M. (derwisch)


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Kommt ein Linkshändler in den Bäckersladen, päckt alle Bröte an, frägt 
doof und käuft nix...

Weitermachen...

von Katrin A. (rajaa)


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Die deutsche Sprache ist immer noch die schwierigste.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://www.deutschestextarchiv.de/search/plot/?query=%27abgeschlafft%27
auf die Suchmaschine ist Verlass. Das Wort "abgeschlafft" wurde erstmals 
im Film "Zur Sache Schätzchen" 1968 erfunden, die Kurve bestätigt das.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zur_Sache,_Sch%C3%A4tzchen

Wulkföhrig ist dagegen völlig unbekannt.

von Percy N. (vox_bovi)


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Stefan M. schrieb:
> Kommt ein Linkshändler in den Bäckersladen, päckt alle Bröte an, frägt
> doof und käuft nix...

Wenn Du dazu etwas frügest, könnte man vielleicht antworten. Da Du aber 
verhiehlst, was Dein Begehr ist, wird das schwierig.

: Bearbeitet durch User
von Achim B. (bobdylan)


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Percy N. schrieb:
> schwierig

Schwiersam. Das Wort heißt schwiersam.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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vielleicht im Starckdeutschen
https://de.wikipedia.org/wiki/Starckdeutsch

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