Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Größe von Widerständen in Temperatursensoren


von Stefan M. (ronaldonho)


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Hallo,

Ich baue gerade mit einer Simulationssoftware 
Halbleiter-Temperatursensoren auf. Bei der Simulation ist mir 
Aufgefallen, das die Widerstände sehr genau sein müssen. Zum Beispiel 
habe ich ein Widerstand wie 415,67 ohm.

Dazu hätte ich zwei fragen:
Werden diese Art von Temperatursensoren in IC's verbaut?
Wenn Ja, ist es dann nicht egal das darin die Widerstände so genau sind 
und nicht der E-reihe entsprechen? (weil dann die Widerstände speziell 
für diesen Ic gefertigt werden)

Danke

von Heisskalt (Gast)


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Kannst du mal erklären was du meinst? Was ist EIN 
"Halbleiter-Temperatursensor"? Ich kenne ein paar mehr Typen. Ohne 
konkreter zu werden wird dir keiner helfen können.

von olaf (Gast)


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> Dazu hätte ich zwei fragen:

Das Kommunikationsmittel der Etechnik ist der Schaltplan. Also solltest
du in deinem Falle auch einen liefern.

> Wenn Ja, ist es dann nicht egal das darin die Widerstände so genau sind
> und nicht der E-reihe entsprechen? (weil dann die Widerstände speziell

Es gibt viele ICs und viele Loesungsmoeglichkeiten:

1. Man kann bei der Herstellung mit einem Laser Widerstaende abgleichen.

2. Man kann bei der Herstellung Temperaturen messen und die 
Kalibrierwerte
   in einen Speicher schreiben.

3. Man fummelt es irgendwie hin und schreibt ins Datenblatt das die
   Genauigkeit nur +/- 2Grad betraegt.

4. Man sortiert die Ausbeute und verkauft die Teile in unterschiedlichen
   Genauigkeitsklassen.

Olaf

von MaWin (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Werden diese Art von Temperatursensoren in IC's verbaut?

Welche denn, es gibt mehrere Arten von
""Halbleiter-Temperatursensoren".

Silizium-PTC ? Nein.

Siliziumdioden-Vorwärtsspanning ? Ja, aber ungenau. z.B. Temperatur der 
CPU.

Bandgap ? Ja. z.B LM334

Stefan M. schrieb:
> ist es dann nicht egal das darin die Widerstände so genau sind

Na ja, auf einem Halbleiter realisierte Widerstande haben locker 
Toleranzen von -50% - +100%

Relevant ist aber in solchen Schaltungen nicht der absolute Wert, 
sondern ihr relativer Bezug zueinander. Da sind sie auf dem IC besser 
übereinstimmend, ca. +/-10%, aber auch keine Präzisionselemente.

Daher ist der Entwurf einer integrierten Schaltung, und eines 
Temperatursensor-ICs, eine hohe Kunst.

Ein IC kann abgeglichen werden, über Lasertrimming und Zenerzapping aber 
das ist teuer

Moderne Chips wie DS1820 oder TSIC306 nutzen daher im EEPROM 
gespeicherte Kalibrierungswerte.

von Stefan M. (ronaldonho)


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Heisskalt schrieb:
> Kannst du mal erklären was du meinst? Was ist EIN
> "Halbleiter-Temperatursensor"? Ich kenne ein paar mehr Typen. Ohne
> konkreter zu werden wird dir keiner helfen können.

Ich meinte zum Beispiel den LM335. Ich baue gerade so eine ähnliche 
Schaltung auf. Dabei habe ich sehr genaue Widerstände berechnet zum 
Beispiel 440,35. Jetzt stellt sich für mich die frage, ob ein solcher 
Temperatursensor mit diesen Widerstandswerten hergestellt werden könnte 
oder nicht. Hatte mich mal interessiert. Wäre nett wenn jemand Infos 
dazu geben könnte.

Danke

von Stefan M. (ronaldonho)


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MaWin schrieb:
>
> Welche denn, es gibt mehrere Arten von
> ""Halbleiter-Temperatursensoren".
>
> Silizium-PTC ? Nein.
>
> Siliziumdioden-Vorwärtsspanning ? Ja, aber ungenau. z.B. Temperatur der
> CPU.
>
> Bandgap ? Ja. z.B LM334
>

Ja ich meinte den LM334 zum Beispiel. Sehr informativ danke

von Wolfgang (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Dabei habe ich sehr genaue Widerstände berechnet zum
> Beispiel 440,35. Jetzt stellt sich für mich die frage, ob ein solcher
> Temperatursensor mit diesen Widerstandswerten hergestellt werden könnte
> oder nicht.

Bei einem Widerstand mit TC25 kippt schon eine Temperaturänderung von 
einem Grad deine letzte Stelle.

von Knut (Gast)


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Wie simulierst du denn einen Halbleiter-Temperatursensor?
Dazu müsstest du doch vorher sein Verhalten kennen - und das kann meist 
nur mit einer Gleichung R(T) = R0 + a*T + b*T² c*T³ beschrieben werden.
Bei einer ganz bestimmten Temperatur T (2-stellig mit 2 
Nachkommastellen)
müsste natürlich auch R(T) so etwa 4 zählende Stellen haben.

Ist das für dich nicht logisch? - Dann brauchst du nicht weiter zu 
machen.

Ikebana war in den 1960ern auch ein schönes Hobby. Da wird auch viel 
mehr hineininterpretiert, als man Aufwand treibt. Oder umgekehrt...

von Horst G. (horst_g532)


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Stefan M. schrieb:
> Jetzt stellt sich für mich die frage, ob ein solcher Temperatursensor
> mit diesen Widerstandswerten hergestellt werden könnte oder nicht.

Du vergisst offenbar ein kleines, aber entscheidendes Detail: In der 
Realität hat jedes physische Bauteil eine gewisse Toleranz; Nulltoleranz 
gibt es schlicht nicht.
Dazu kommen noch, wie oben schon geschrieben, Effekte wie 
Temperaturabhängigkeit, Alterung, nicht-ideales Verhalten (z. B. 
kapazitives/induktives Verhalten eines Widerstands) usw. D. h. ein 
derart genauer Wert ist ohne Bestimmung der maximal möglichen Toleranz 
in der Schaltung sinnlos.
Auf einem Halbleiter können prinzipiell alle möglichen Widerstandswerte 
(in physikalischen Grenzen) hergestellt werden; man ist logischerweise 
nicht an eine E-Reihe gebunden. Aber wie oben geschrieben sind die 
Toleranzen unglaublich groß. Das lässt sich z. B. mittels Laser 
korrigieren; dies wiederum macht die Herstellung allerdings teuer....
Also: Was ist es; was genau soll erreicht werden? Wie genau muss es 
sein, wie teuer und aufwendig darf es sein usw.?

von M. Н. (Gast)


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Ich gehe mal davon aus, dass du einen Chip designst.

Konkret hängt das natürlich von der Halbleitertechnologie ab, wie gut 
deine Widerstände werden und was sie für Eigenschaften haben. Generell 
sind die aber eher "ranzig".

Du kannst potentiell jeden Widerstand realisieren. Die 
Halbleitertechnologie wir dir einen R_square vorgeben (Widerstand pro 
Quadrat). Dann kannst du quasi jeden beliebigen Widerstand durch die 
Abmessungen erreichen. Je nach Technologie bist du aber an gewisse 
Rastergrenzen gebunden. Somit ist nicht jede Abmessung realisierbar. 
Bspw. Kannst du die Länge/Breite nur in xx nm Schritten variieren.

Die meisten Halbleitertechnologien bieten ein nachtrimmen von 
Widerständen mittels Laser o.ä. nicht an, da dies sehr teuer ist, und 
ggf. durch den Lagenaufbau auch nicht möglich ist.

Der Widerstand eines "Widerstands" hängt auf dem Halbleiter von vielen 
Faktoren ab. Mal zwei Beispiele, was sich unter Umständen einmischt:

- Orientierung des Widerstands. (horizontal oder veritkal). Je nachdem 
wie der Wafer in der Anlage steht etc, können sich Prozessparameter über 
den Wafer in beliebigen Richtungen ändern. Deine Widerstände können 
somit je nachdem in welcher Richtung sie liegen, anders werden.

- Umgebung. Bedingt durch Unterätzungen etc... Kann ein Widerstand von 
seiner Umgebung beeinflusst werden. Deshalb werden oft neben präzise 
Widerstände Opferstrukturen gelayoutet, die sicherstellen, dass die 
Umgebung immer dieselbe ist und somit Fehler durch Unterätzungen, 
Abscheidungen etc. vergleichbar sind.

Generell werden Widerstände im Halbleiter ungern für genaue Dinge 
verwendet. sehr häufig ist es auch nicht notwendig, dass die Widerstände 
sehr präzise sind: Es ist oft sehr viel wichtiger, dass gewisse 
Verhältnisse gegeben sind.

Beispiel: Ein 0815 Stromspiegel wir durch seine Emitter-Widerstände 
bestimmt. Das Verhältnis der Ströme hängt nun vom Faktor R1/R2 der 
Widerstände ab. Ob die jetzt beide 3% mehr oder weniger haben, ist dann 
fast egal, solange das Vehältnis stimmt.

Diese Gleichheit wird erreicht, indem die Widerstände unter anderem
1) nahe beieinander gelayoutet werden
2) in der selben Richtung liegen
3) eventuell ineinander gefaltet sind
4) ...

Die absolute Genauigkeit ist meist doch eher nicht der Hammer... Aber 
Verhältnisse gehen sehr gut.

Dazu kommt jetzt ein weiteres Problem: Widerstände unterliegen teils 
nicht tolerierbarem Drift. Vor allem über Temperatureinwirkung können 
die Widerstände massiv abdriften. In der Regel, macht das jeden 
Absolutwert auf Dauer kaputt. => Schaue, dass du deine Charakteristiken 
auf Verhältnisse und nicht auf Absolute Werte aufbaust.

In hochgenauen Schaltungen ist der Stand der Technik in der Regel, wenn 
es die Bandbbreite zulässt, auf SC-Technologie gewandert (switched 
capacitor). Hierbei werden Widerstände durch geschaltene Kondensatoren 
ersetzt. Hauptvorteil von Kapazitäten ist: Diese unterliegen in der 
Regel deutlich geringeren Driftraten. Bspw. sind sämtliche Frontends in 
MEMS-Auswerte ICs für Gyroskope/Beschleunigungssensoren in 
SC-Technologie gebaut. Die Genauigkeit würde sich über Lebensdauer nie 
mit Widerständen realisieren lassen.

Schaue dir also für deine Technologie an, wie goß die 
Fertigungstoleranzen sind und ob es Daten zum Lebensdauerverhalten gibt. 
Wenn es in den Toleranzen liegt, dann geht das alles. Wenn du allerdings 
auf 3 mOhm genau sein musst über 10 Jahre bis 85°C. -> Vergiss es.

Wenn der Drift gering ist, können Toleranzen auch durch ein 
nachträgliches Trimming abgeglichen werden. Das erfordert natürlich 
irgendeinen abgleichbaren Mechanismus. sei es digital in der Auswertung, 
oder durch "Thyristor-Zapping" bspw. auf analoger Basis.

von Peter D. (peda)


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Stefan M. schrieb:
> Ich meinte zum Beispiel den LM335.

Stefan M. schrieb:
> Ja ich meinte den LM334 zum Beispiel.

Was denn nun?

Beim LM335 spielt der Widerstand keine Rolle, denn:
"Operates from400μA to 5 mA"

Beim LM334 nimmt man irgendeinen Widerstand innerhalb des 
Arbeitsbereiches mit kleinem TK und gleicht dann die Kennline in 
Software hinter dem ADC ab.
Typisch reicht ein Zweipunktabgleich Y = aX + b.
Der Strom sollte möglichst klein gewählt werden, um den Fehler durch 
Eigenerwärmung gering zu halten.

von Wolfgang (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Der Strom sollte möglichst klein gewählt werden, um den Fehler durch
> Eigenerwärmung gering zu halten.

Die Eigenerwärmung lässt sich auch ganz erheblich reduzieren, indem der 
Sensor nicht mit 100% Duty-Cycle betrieben wird.

von MaWin (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Was denn nun?

Irrelevant, beides schlechte Bandgaps die eher als Temperatursensor als 
als Konstantstrom/Spannungsquelle dienen.

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