Forum: Platinen Platinen trocknen


von Mark T. (bitts)


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Hallo,

wie trocknet man Platinen, wenn diese im Wasser standen/lagen?

Viele Bauteile sind sicher unempfindlich, sodass man sie einfach an der 
Luft und/oder mit etwas Kontaktspray ausreichend behandelt hat.
Aber wie bekommt man Potis und Trafos wieder hin?
Meine erste Idee war, die Platinen im Ofen 2 bis 3 mal zu erwärmen, 
damit die Feuchtigkeit verdampft und beim Abkühlen wieder trockene Luft 
hineingezogen wird.
Falls das die Methode der Wahl ist, welche Temperatur und welche Zeiten 
nimmt man dafür? Mein Bauchgefühl sagt mir 70 - 80°C für jeweils 20 -30 
mins.

Es geht um relativ alte und grobe Technik ohne SMD. Es sind Platinen aus 
Maschinensteuerungen, auch Stromrichter und Frequenzumrichter.

: Verschoben durch Moderator
von H. H. (Gast)


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Zusammen mit reichlich trockenem Silicagel in eine Tupper oder 
Platiktüte. Erwärmen auf mäßige Temperatur beschleunigt die Trocknung 
ungemein.

von Stefan F. (Gast)


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In eine Schüssel voll Reis legen und an einen leicht wärmeren Standort 
stellen (Heizkörper oder ein elektrisches Gerät).

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Wenn du kein Silicagel hast kannst du es auch mit ggf. getrocknetem Reis 
probieren.
Ob die Potis aber wieder gut werden, da bin ich skeptisch. Man liest ja 
auch immer wieder, dass Konkaktspray dort allenfalls kurzfristig hilft. 
Die Anwendung verschiedener Spezialsprays nacheinander scheint eine 
Wissenschaft für sich zu sein.

Beitrag #6789164 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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Tilo R. schrieb:
> Wenn du kein Silicagel hast kannst du es auch mit ggf. getrocknetem Reis
> probieren.
Wichtig ist zuvor (am besten noch vor da irgendwas anfängt zu trocknen) 
das ganze gründlich mit klarem (am besten destiliertem) Wasser reinigen. 
Die meisten probleme bestehen eher in den "Leitfähigen" 
Dreck-/Salz-Brücken die sich beim Trocknen gerne zwischen und vor allem 
unter Bauteilen bilden (funktioniert besonders gut bei ICs mit geringen 
Pinabständen und schön hochohmischen Eingangsschaltungen:-).

Tilo R. schrieb:
> Ob die Potis aber wieder gut werden, da bin ich skeptisch. Man liest ja
> auch immer wieder, dass Konkaktspray dort allenfalls kurzfristig hilft.
> Die Anwendung verschiedener Spezialsprays nacheinander scheint eine
> Wissenschaft für sich zu sein.
Potis, da wäre erstmal die Frage welche. Kohle oder Draht oder was 
anderes?
Bei Kohle wird wegschmeisen und neues einbauen die schnellste und 
sichere Version sein. Selbst wenn es im ersten Moment "Funktioniert" 
bleibt immer die Frage ob der jeweilige Widerstand noch zur 
Drehpositionen passt, die Belastbarkeit der eventuell geschädigten 
Kohleschicht und wie seht es nach einigen bewegungen oder auch einigen 
Monaten "Stillstand" aus. Stimmt das alles noch mit der Spezifikation 
überein?

Trafos und ähnliches Grobzeugs dürfte mit dem ganzen die wenigstend 
Probleme haben.

von Frank K. (fchk)


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Mark T. schrieb:

> wie trocknet man Platinen, wenn diese im Wasser standen/lagen?

1. reinigen mit normalem Wasser
2. mehrfaches Baden und Spülen in Isopropanol, das verdrängt das Wasser 
und beseitigt auch die im Wasser gelösten Salze, die regelmäßig zur 
Korrosion führen
3. an der Luft trocknen bei guter Lüftung - Alkohol verdampft schneller.

fchk

von Helge (Gast)


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Irgend W. schrieb:
> Wichtig ist zuvor (am besten noch vor da irgendwas anfängt zu trocknen)
> das ganze gründlich mit klarem (am besten destiliertem) Wasser reinigen.

ACK

Wenigstens (falls arm an Mineralien) mit klarem Wasser abbrausen.

Dann in die Sonne legen und Wind drauf, notfalls Lüfter, so mache ich 
das. Nach dem 2. Tag traue ich mich dann auch, feindrähtige Übertrager 
wieder zu benutzen. Nur Uralt, papierisolation ohne Imprägnierung, lasse 
ich 1 Woche warm liegen.

von Mark T. (bitts)


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> Tilo R. schrieb:
>> Ob die Potis aber wieder gut werden, da bin ich skeptisch. Man liest ja
>> auch immer wieder, dass Konkaktspray dort allenfalls kurzfristig hilft.
>> Die Anwendung verschiedener Spezialsprays nacheinander scheint eine
>> Wissenschaft für sich zu sein.
> Potis, da wäre erstmal die Frage welche. Kohle oder Draht oder was
> anderes?
> Bei Kohle wird wegschmeisen und neues einbauen die schnellste und
> sichere Version sein. Selbst wenn es im ersten Moment "Funktioniert"
> bleibt immer die Frage ob der jeweilige Widerstand noch zur
> Drehpositionen passt, die Belastbarkeit der eventuell geschädigten
> Kohleschicht und wie seht es nach einigen bewegungen oder auch einigen
> Monaten "Stillstand" aus. Stimmt das alles noch mit der Spezifikation
> überein?

Ein Restrisiko bleibt natürlich, aber wieso sollte ein 
Kohleschichttrimmer ausgetauscht werden und andere nicht? Kohle 
korrodiert doch nicht, auch nicht in Verbindung mit Wasser.
Wie kann man erkennen, welche Leitschicht ein Trimmer enthält?

> Trafos und ähnliches Grobzeugs dürfte mit dem ganzen die wenigstend
> Probleme haben.

Spannungslos gehen die nicht kaputt, aber sie müssen trocken sein, bevor 
sie verwendet werden und bei den ganzen Schichten dürfte es ziemlich 
lange dauern, wenn man sie bei Raumtemperatur trocknen lässt.

Das Baden in Isopropanol klingt gut und günstig. Das kann sicher nicht 
schaden.

Keiner von euch ist bisher aufs "Backen" eingegangen. 70°C sollten 
unschädlich sein, denn die Temperatur wird auch im Alltag (Auto, Sonne) 
erreicht, ohne dass Platinen kaputt gehen. Trocknung sollte so 
wesentlich schneller funktionieren, besonders bei Hohlräumen mit sehr 
kleinen Öffnungen zur Umgebung (Trafo, Spindelpoti).

Motorenbauer trocknen Wicklungen übrigens bei ca. 120°C. Da das Wasser 
dabei vollständig verdampft und sich auf das 2000-fache Volumen 
ausdehnt, ist das sehr effektiv. Bei Trocknungstemperaturen unter 100°C 
müsste man mehrere Heiz- und Abkühlungszyklen verwenden, damit die 
feuchte Luft aus den Hohlräumen "gepumpt" wird.

von Guest (Gast)


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Frank K. schrieb:
> 1. reinigen mit normalem Wasser
> 2. mehrfaches Baden und Spülen in Isopropanol, das verdrängt das Wasser
> und beseitigt auch die im Wasser gelösten Salze, die regelmäßig zur
> Korrosion führen
> 3. an der Luft trocknen bei guter Lüftung - Alkohol verdampft schneller.

Genau so habe ich nach einem Unwetter etliche Geräte gerettet.
Wichtig ist vor allem, dass SOFORT alle Batterien entfernt werden!

Die Controller des Equallogic Storage liefen auch wieder, sodass ich die 
32TB Daten zu 100% auf ein neues Storage migrieren konnte. 
Erstaunlicherweise zeigte nur eine von 16 Platten Fehler, obwohl alle 
unter Wasser standen.

Das Storage habe ich nach der Datenmigration entsorgt, das Oszi leistet 
bis heute noch seine Dienste.

von Wolfgang (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> In eine Schüssel voll Reis legen und an einen leicht wärmeren Standort
> stellen (Heizkörper oder ein elektrisches Gerät).

Der Jahreszeit angemessen wäre es wohl, die Dinger einfach bei etwas 
Wind draußen in die Sonne zu legen.

von Guest (Gast)


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Mark T. schrieb:
> Keiner von euch ist bisher aufs "Backen" eingegangen. 70°C sollten
> unschädlich sein, denn die Temperatur wird auch im Alltag (Auto, Sonne)
> erreicht, ohne dass Platinen kaputt gehen. Trocknung sollte so
> wesentlich schneller funktionieren, besonders bei Hohlräumen mit sehr
> kleinen Öffnungen zur Umgebung (Trafo, Spindelpoti).
>
> Motorenbauer trocknen Wicklungen übrigens bei ca. 120°C. Da das Wasser
> dabei vollständig verdampft und sich auf das 2000-fache Volumen
> ausdehnt, ist das sehr effektiv. Bei Trocknungstemperaturen unter 100°C
> müsste man mehrere Heiz- und Abkühlungszyklen verwenden, damit die
> feuchte Luft aus den Hohlräumen "gepumpt" wird.

Zu schnelles Trocknen kann jedoch auch Schäden verursachen. Durch 
Verdampfen erhöht sich das Volumen schlagartig. Dadurch kann der Druck 
durch die Kapillare nicht entweichen und sucht sich einen anderen 
zerstörerischen Weg.

von H. H. (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Der Jahreszeit angemessen wäre es wohl, die Dinger einfach bei etwas
> Wind draußen in die Sonne zu legen.

In Griechenland geht gerade Schnelltrocknung...

von Mark T. (bitts)


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Danke für die Bilder. So ähnlich sah es hier nach dem Hochwasser auch 
aus. Den Dreck habe ich mit mehreren Spülgängen mit Wasser und einem 
Hauch Spülmittel und Pinsel beseitigt. SMD gibt es hier wie gesagt 
nicht. Das ist alles Technik aus den frühen 80ern.

Meine Cherry-Tastaturen habe ich über die Jahre schon ein paar Mal in 
der Spüle mit einem Pinsel und etwas Spülmittel gereinigt und dann 1-2 
Tage auf der Heizung trocknen lassen. Auch Funkschlüssel haben hier die 
Waschmaschine überlebt, wobei ich immer sofort nach der Entdeckung des 
Malheurs die Batterien entfernt habe. Das hat immer funktioniert. 
Allerdings musste ich noch nie Potis reinigen oder trocknen.

Bisher habe ich einfache Drehtrimmer und mehrgängige Spindelpotis 
entdeckt. Letztere sind wahrscheinlich so dicht, dass kaum was 
eingedrungen sein dürfte, aber dafür kommt das, was eingedrungen sein 
sollte, umso schlechter wieder raus.

Nach Griechenland fahr ich jetzt nicht. Ich feier den seit mehreren 
Jahren geilsten Sommer in D :)

: Bearbeitet durch User
von my2ct (Gast)


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Guest schrieb:
> Durch Verdampfen erhöht sich das Volumen schlagartig. Dadurch kann der
> Druck durch die Kapillare nicht entweichen und sucht sich einen anderen
> zerstörerischen Weg.

Wenn aus einem angeschlossenen Volumen nichts entweichen kann, kann sich 
das Volumen nicht schlagartig erhöhen. Da steigt bei Erhitzen erstmal 
der Druck.
Und der Druck als abstraktes Ding kann sowieso nicht entweichen. Das tut 
allenfalls das verdampfte Medium.

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Mit Wasser und Spühli waschen, mit Wasser abwaschen, dann Pressluft und 
alles Wasser von Platine und unter BGAs etc wegpusten, ein paar Stunden 
in die Sonne legen, fertig.

von Kevin (Gast)


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Beim Abpusten mit Druckluft passt du bei größeren Keramikkondensatoren 
auf. Durch das sehr kalte Gas kühlst du die Keramik schockartig ab. Das 
mögen die nicht so gerne.

von Michael W. (miks)


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Rote T. schrieb:
> Mit Wasser und Spühli waschen,

Spüli - das Zeug heißt Spüli!

von Stefan F. (Gast)


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Eigentlich ist "Spüli" ein geschütztes Markenzeichen, wie auch "Pril".

von Mladen G. (mgira)


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Ich wasche sowas in Isopropanol, wenn die PLatine sehr dreckig ist eben 
Spülmittel, dann mit gereinigtem Wasser klarspülen, zum Schluss noch 
Isopropanol, Flüssigkeit abtropfen lassen bzw. abschütteln.

Trocken im Heissluftofen bei ca. 60C - 80C für ein paar Stunden ;)

von Martin (Gast)


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In der Mikrowelle ;-)





!!! ACHTUNG nicht wirklich machen !!!

von Stefan N. (stefan-n)


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Besteht beim Waschen, sei es nun mit Wasser oder Isopropanol, eigentlich 
keine Gefahr für Elkos? Sprich sind die wirklich so dicht, dass da 
nichts eindringt bzw. ausgewaschen wird?

Hatte mir die Frage neulich gestellt, als ich Flussmittel entfernen 
musste...

von Frank K. (fchk)


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Stefan N. schrieb:
> Besteht beim Waschen, sei es nun mit Wasser oder Isopropanol, eigentlich
> keine Gefahr für Elkos? Sprich sind die wirklich so dicht, dass da
> nichts eindringt bzw. ausgewaschen wird?

Ja. Wenn was von außen reinkommen würde, würde auch was von innen 
rauskommen, und das will man nicht. Die sind normal dicht.

Wobei das "ja" kein Freibrief für die Arbeit mit einem Hochdruckreiniger 
ist. Ultraschallbad ist ok.

fchk

von Mark T. (bitts)


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Frank K. schrieb:
> Ultraschallbad ist ok.

Stimmt das so allgemein?

Ich habe mir zwischenzeitlich auch überlegt, ob Ultraschall gut wäre, 
denn eingetrockneter Schlamm ließ sich mit Wasser, Spüli und 
anschließend Isopropanol nicht ohne mechanische Hilfe mittels Pinsel 
entfernen.
Hohlräume unter den Bauteilen werden mit der Methode also nicht sauber.

Bei Ultraschall müsste die Verträglichkeit stark von der Frequenz und 
der Amplitude abhängen. Oder sind die handelsüblichen Geräte so harmlos, 
dass Platinen und Bauteilen nichts passieren kann?

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Der Louis Rossmann haut doch jedes Macbook nach der Reparatur in den 
Ultraschallreiniger. Wenn es da öfters Ausfälle gäbe, würde er es 
vermutlich nicht machen.
Alufolie löst sich im Ultraschallbad auf, das liegt aber an der geringen 
Dicke und an der Materialermüdung, Teile auf der Platine werden durch 
die Schwingungen weniger stark verbogen, daher passiert nix.

Beitrag #6802347 wurde von einem Moderator gelöscht.
von lk (Gast)


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Spülen mit destiliertem Wasser ist blöd. Das ist recht aggressiv....
Trockenfönen und ein paar Tage auf einem Heizungskessel liegen lassen 
tuts gut.

von Mladen G. (mgira)


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Frank K. schrieb:
> Ultraschallbad ist ok.

Die NASA sagt das Gegenteil, schlecht für Bonddrähte etc.

Aber die NASA hat auch andere Anforderungen ;)

von Mark T. (bitts)


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Mac Book im Ultraschallreiniger? Mit LCD? Das sind doch geklebte Teile, 
die sich vorzugsweise nicht lösen sollten. Die Suche danach ergab auch 
keinen Hinweis, dass er das so macht.

Bei anderen Platinen hätte ich noch Bedenken bei aufgelöteten Relais und 
Schaltern. Die könnten stark abnutzen.

von René F. (Gast)


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Mark T. schrieb:
> Die Suche danach ergab auch
> keinen Hinweis, dass er das so macht.

Ich weiß ja nicht wie du gesucht hast aber „louis rossmann ultrasonic 
cleaner“ liefert bei YouTube einige Ergebnisse. Natürlich sind es keine 
ganzen Geräte sondern nur Logic Boards mit Wasserschaden oder reparierte 
Platinen mit Flussmittelresten.

Ich finde seine Reparaturen ganz interessant aber 90% von seinem Gefasel 
kann man sich sparen.

von Mladen G. (mgira)


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René F. schrieb:
> Ich finde seine Reparaturen ganz interessant aber 90% von seinem Gefasel
> kann man sich sparen.

Ja der Rossman ist vor allem durch eine Sache bekannt geworden:
Laut "FUCK APPLE!!!" zu sagen, und das sehr oft.

Der Rest ist hauptsächlich Anmassung IMO.

von Mladen G. (mgira)


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lk schrieb:
> Spülen mit destiliertem Wasser ist blöd. Das ist recht aggressiv....

So funktioniert das nicht..

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