Hallo, bei der Reparatur von Plattfüßen beim Fahrrad bzw. Pedelec liest man, dass es Probleme bei der klassischen Schlauchreparatur (Flicken aufvulkanisieren) gibt. Es wird berichtet, dass die Flicken nicht mehr halten. Man liest weiter, dass aufgrund einer EU-Verordnung giftige Bestandteile der Vulkanisierlösung verboten wurden und durch andere (untaugliche?) Bestandteile ersetzt wurden. Kann stimmen, oder auch nicht. Nun lese ich beim klassischen Reparatur-Set (Rema TipTop) "Naptha (Erdöl)" als gefährlichen Bestandteil der Vulkanisierlösung, bei einem Konkurrenzprodukt (Fischer) lese ich dagegen "n-Heptan" als gefährlichen Bestandteil. Beide Produkte tragen dennoch die gleichen drei Gefahrenhinweise (Bild). Als Nicht-Chemiker wundern mich die unterschiedlichen Bestandteile in der Vulkanisierlösung, denn beide Bestandteile sollen ja den gleichen Schlauch kleben, was nun aber nicht mehr funktioniert. Kann jemand vom Fach etwas Licht ins Dunkel bringen? Harry
n-Heptan ist ein Kohlenwasserstoff, der nach Benzin riecht und auch in Benzin enthalten ist. Wenn Du wegen der kleinen Mengen in der Vulkanisierlösung Bedenken hast, solltest Du sofort Deinen Verbrenner verkaufen, Dein Leben könnte in Gefahr sein, besonders wenn Du an der Tanke stehst. n-Heptan wird auch als Primer vor dem Kleben auf Kunststoffen wie PCV und auf Silikon verwendet.
Harry T. schrieb: > "Naptha > (Erdöl)" als gefährlichen Bestandteil der Vulkanisierlösung, bei einem > Konkurrenzprodukt (Fischer) lese ich dagegen "n-Heptan" als gefährlichen > Bestandteil. Naphta ist Rohbenzin, also ein Gemisch verschieden langer Kohlenwasserstoffe. (n-)Heptan dagegen ist ein reiner Kohlenwasserstoff der Alkane-Gruppe. Ob Naphta oder Heptan besser zum Gummi-Kleben geeignet ist, möchte ich nicht abschließend beurteilen. Auf jeden Fall sind die chemischen Eigenschaften soweit identisch, dass die gleichen Gefahrensymbole und vermutlich auch die gleichen H-Sätze auf der Verpackung sind.
Beitrag #6817180 wurde von einem Moderator gelöscht.
Schrottkonverter schrieb im Beitrag #6817180:
> das heißt Naphta [gesprochen Aff]
Also ich sprech das Zeug "Naffta" aus.
SCNR
Harry T. schrieb: > Kann jemand vom Fach etwas Licht ins Dunkel bringen? Kein Licht, aber eine Lösung: Immer einen Ersatzschlauch dabei haben, spart im Notfall Zeit und funktioniert auch unter widrigen Hochwasserbedingungen.
Harry T. schrieb: > Kann jemand vom Fach etwas Licht ins Dunkel bringen? Möglicherweise. Ich kenne mich ein bischen mit dem Klebeprozess und der Rolle des Lösungsmittels aus: Im Lösungsmittel sind vorvulkanisierte Gummi Moleküle gelöst. Trift es auf durchvulkanisiertes Gummi (Reifen), so quillt dieses auf. Dabei vergrößern sich kurzfristig (paar Minuten) die im porösen Gummi befindlichen Poren. Der Kleber dringt in die geöffneten Poren ein. Sobald das Lösungsmittel verfliegt bleiben die Gummi Moleküle in den Poren hängen. Dies sorgt für eine sehr gute Bindung des Klebers mit dem Klebestück, da es nicht nur oberflächlich mit dem Klebestück in Verbindung ist, sondern durch die Poren auch in die obersten Schichten des Reifens. Der Reifen wird dabei nicht wie z.B. bei einigen Kunststoff Klebstoffen angelöst! Ob als Lösungsmittel dafür Naphta oder n-Heptan verwendet wird ist ziemlich egal. Solange der Reifen quillt und den Klebstoff in die Poren zieht ist es gut. Das kann so ziemlich jedes Wasch, Feuerzeug oder Wundbenzin. Der Trick beim Kleben ist: - Klebestelle anrauhen, damit die Oberfläche an der Klebestelle so hoch wie möglich ist. - Klebestelle anständig säubern. Reinigungsbenzin ist da sehr gut geeignet. So verschwindet der Staub aus den Poren. Warten bis kein Aufquellen der gereinigten Stelle mehr sichtbar ist. - Kleber dünn auftragen. Weniger ist hier mehr. - Wichtig: Warten, bis der Kleber angetrocknet, und das Lösungsmittel verflogen ist. Du möchtest keine Lösungsmittelreste zwischen Reifen und Flicken einschließen. Das Lösungsmittel würde den Klebevorgang selbst stören. Hier machen die meisten Leute, die schlechte Klebstellen haben den fehler. - Flicken drauf, und dann (Wichtig) Fest und mehrfach Andrücken. So sorgst Du dafür, das die noch nicht vulkanisierten Moleküle eine hohe Chance haben, sich mit einem an der Oberfläche liegenden Gummi Molekül des Reifens/Flickens zu vernetzen. Je häufiger das passiert, desto fester die Bindung.
Achja, warum das alte Zeug aus dem Handel verschwindet, und es nur die neue Zusammensetzung gibt, da habe ich eine Vermutung (kein Wissen!): Ich denke es hängt damit zusammen, das es beim Versand relativ neue Sicherheitsregeln für die Luftfracht gibt. Ich wollte mal einen halben Liter Klebstoff online bestellen und hatte wirklich Probleme jemanden zu finden, der mir das verkauft. Im Inland ging es noch (der Versand war aber teuer und speziell). Aus dem Ausland - so gut wie unmöglich. Ich vermute, das hängt mit einem Verbot zusammen das Zeug in größeren Mengen per Luftfracht zu versenden. Ähnlich, wie das bei Lithium Akkus ja auch ist. Denke durch die Änderungen der Zusammensetzung für Fahrad Reparatur Sets kommen sie erst mal darum herum.
Nils schrieb: > Der Trick beim Kleben ist ... Im Pedelecforum berichten gestandene Männer, dass in Kindertagen das Schlauchflicken immer erfolgreich war und nun klappt das trotz größter Sorgfalt nicht mehr. Also ist heute irgend etwas anders. Entweder sind die Schläuche aus gepresstem Dreck, oder die Vulkanisierlösung ist irgendeine minderwertige Plörre. Weiter wird berichtet, dass die Vulkanisierlösung früher ätzend gestunken hat und heute duftet die Vulkanisierlösung eher nach Weihwasser. https://www.pedelecforum.de/forum/index.php?threads/flickzeug-schlauchflicken-halten-nicht-mehr-schlauch-flicken-nicht-mehr-vorgesehen.46937/
Der verbotene Zauberstoff heißt zyklohexan. Das Ärgerniss hat aber noch einen weiteren Grund. Der Naturkautschuk Anteil im Reifen sinkt kontinuierlich. Synthetischer Gummi lässt sich aber ohne Hitze praktisch gar nicht vulkanisieren. Aber billiger ist es. Sg
>Kein Licht, aber eine Lösung: Immer einen Ersatzschlauch dabei haben, >spart im Notfall Zeit und funktioniert auch unter widrigen >Hochwasserbedingungen. Kein Licht? Immer Licht dabei haben! Um den Glassplitter im Mantel zu finden, der das Loch verursachte, weil man sonst 2km später mit dem neuen Mantel wieder nen Platten hat.
Clemens S. schrieb: > Aber billiger ist es. Wie immer: Neu kaufen und mehr Müll machen. Am Schlepper hat einer meiner Vorderreifen über 10 Flicken... Und der Schlauch kostet wirklich nicht viel, glaube 15-20€. Flicken habe ich aber immer da und es sind auch haltbar, wenn man es kann. Schade bei dieser Entwicklung...
Früher hatte ich die roten Flicken zum selbst Zuschneiden, ich meine von Continental. Die konnte man sofort nach Antrocknen des "Klebstoffs" aufpressen, das hielt einfach. Seit es die kaum noch gibt, benutze ich die fertig verpackten schwarz-roten von TipTop mit der grünen Tube. Die hielten nach der alten Methode nie. Aber Nachlesen der Gebrauchsanleitung bildet. Da steht (in Bildersprache), dass man nach dem Aufbringen der Lösung fünf Minuten warten soll. Seit ich das so beachte, klappt es wieder. Also "Read the Fine Manual". In den letzten Jahren habe ich aber auch meistens den Schlauch getauscht. Zum Aufrauen habe ich eine abgesägte Zündkerzenbürste im Flickzeugbehälter, die wirkt besser als das Stückchen Schmirgelpapier
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Das bedeutet, dass man sich auf die Suche nach Ersatz begeben muss. Mit Chance haben andere cycl. Kohlenwasserstoff-Verbindungen ein ähnliches Potential Gummi an-/aufzulösen. Ich guck schon gleich die Buddel mit Nitroverdünner an. Wenn das klappt, wird auch etwas Pattex in die Plörre gerührt. Sollte man zusätzlich etwa in die Verlegenheit kommen müssen, zerflossenes Gummi von Antriebsriemen aufzubewahren?
2aggressive schrieb: > eine Lösung: Immer einen Ersatzschlauch dabei haben, > spart im Notfall Zeit Der Ausbau des Hinterrades dauert normalerweise wesentlich länger als das Flicken des Schlauches.
Harald W. schrieb: > Der Ausbau des Hinterrades dauert normalerweise wesentlich länger > als das Flicken des Schlauches. Du flickst (Hinter-)Räder im eingebauten Zustand?
Rainer Z. schrieb: > Harald W. schrieb: >> Der Ausbau des Hinterrades dauert normalerweise wesentlich länger >> als das Flicken des Schlauches. > > Du flickst (Hinter-)Räder im eingebauten Zustand? Natürlich. das geht wesentlich schneller und die Hände werden nicht so schmutzig. Speziell bei Hinterädern mit Schaltung.
Clemens S. schrieb: > Das Ärgerniss hat aber noch einen weiteren Grund. Der Naturkautschuk > Anteil im Reifen sinkt kontinuierlich. Kann ich von Schubkarrenrädern bestätigen. Das Zeug ist unmöglich zu flicken. Scheiß Dreck Made in China. Aber dann der EH zieht dem Deutschen für diesen Low-Cost-Müll satte 10 Euro für einen neuen Schlauch aus der Tasche.
●DesIntegrator ●. schrieb: > Das bedeutet, dass man sich auf die Suche nach Ersatz begeben muss. > Mit Chance haben andere cycl. Kohlenwasserstoff-Verbindungen > ein ähnliches Potential Gummi an-/aufzulösen. Wie gesagt, da wird nichts an- oder aufgelöst. Wenn Du das gute, alte Zeugs haben willst, dann kaufe Dir eine Flasche BOSTIK 3851 und eine Flasche Liquid Buffer zur Vorbereitung der Klebstelle.
>> Du flickst (Hinter-)Räder im eingebauten Zustand? Harald W. schrieb: > Natürlich. das geht wesentlich schneller und die Hände werden > nicht so schmutzig. Speziell bei Hinterädern mit Schaltung. Du musst echter Profi sein. Kann ich mir nur vorstellen, wenn man die beschädigte Stelle im Mantel eindeutig ausfindig machen kann. Ich bin aus der Übung. Seitdem ich pannensichere Reifen habe, hatte ich noch keine einzige Panne. Die zusätzliche Walkarbeit nehme ich in Kauf. Radfahren ist schließlich Sport.
Rainer Z. schrieb: >>> Du flickst (Hinter-)Räder im eingebauten Zustand? > Du musst echter Profi sein. Kann ich mir nur vorstellen, wenn man die > beschädigte Stelle im Mantel eindeutig ausfindig machen kann. Das mache ich seit meiner Kindheit so. Unterwegs muss man ja nur grössere Löcher finden, die man z.B. schon durch horchen erkennt.
Christoph db1uq K. schrieb: > Früher hatte ich die roten Flicken zum selbst Zuschneiden, ich meine von > Continental. Die gibt es durchaus noch, allerdings finde ich die auch nur auf dem Flohmarkt bei Fahrradkrautern. Die Meterrollen Flickenmaterial kenne ich schon vom Schlauchflicken mit meinem Opa... Allerdings waren die vom Material her in meiner Erinnerung damals noch dicker und deutlich robuster. Selbiges gilt auch fuer Schlaeuche. In meiner Sammlung befinden sich welche, die bestimmt schon 30 Jahre oder aelter sind, diese sind einiges dicker und schwerer, als die Teile von heute.
Harald W. schrieb: > Unterwegs muss man ja nur grössere Löcher finden Das ist allerdings wahr. Fast sämtliche meiner Platten machten sich erst eine Nacht nach der Radtour bemerkbar, also als ich längst zuhause war. Diese fiesen kleinen Dornen, Splitter, Späne halt. Aber Danke für Deine Anregung!
Man braucht nur einen sehr ruhigen Platz zum Flicken, dann hört man es noch zischen - wenn das Loch groß genug ist. Oder etwas Spucke auf verdächtige Stellen. Ich habe eine Kugelschreibermine beim Flickzeug, um die Stelle zu markieren, denn nach dem Kleberauftrag sieht man das Loch nicht mehr und zielt daneben. Ein "unplattbarer" Marathon-Reifen hatte bei mir schon mal ein Loch, der Übeltäter sah aus wie ein Einzeldraht aus einer Drahtbürste, spiralförmig gewunden. Wer verliert sowas auf einem Radweg? Hilft aber alles nichts, wenn die Felge selbst so rauh ist, dass im Lauf der Zeit Striemen in den Schlauch geschürft werden. Meine letzten Löcher kamen von innen und waren nicht mehr flickbar weil mehrere Kratzer nebeneinander lagen. Mit meinem neuen Rad ist das hoffentlich erledigt.
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Clemens S. schrieb: > Der verbotene Zauberstoff heißt zyklohexan. Cyclohexan darf in Klebstoffen seit dem 27. Dezember 2010 nicht mehr an die breite Öffentlichkeit abgegeben werden, wenn die Konzentration 0,1 Gew.-% übersteigt. Ich halte aber minderwertige Schläuche (gestreckter Naturkautschuk) für entscheidender. Das würde auch erklären, warum Leute unterschiedliche Erfahrungen beim Schlauchflicken machen. Also muss man auch beim Schlauchkauf auf die Inhaltsstoffe achten, falls es überhaupt noch Schläuche aus Naturkautschuk gibt. Eben mal nach dem Sicherheitsdatenblatt von dem Tip Top Kleber gesucht und die Inhaltstoffe gefunden (Bild). Ich lese <2.5% N-Cyclohexyl-N-ethylamin, was immer das sein soll. Wobei mir da 2.5% fehlen: https://sdb.rema-tiptop.de/files/CH_DE_TIP_TOP_CEMENT_SVS_VULC_0029.pdf Kesselflicker schrieb: > Wie immer: Neu kaufen und mehr Müll machen. Klar, mit noch mehr Müll werden wir die Welt retten.
Rainer Z. schrieb: > Du musst echter Profi sein. Kann ich mir nur vorstellen, wenn man die > beschädigte Stelle im Mantel eindeutig ausfindig machen kann. wenn Du das Loch im Schlauch hast, hast Du damit auch gleich die Stelle, wo das im Mantel durchgekommen ist. Nils schrieb: > Im Lösungsmittel sind vorvulkanisierte Gummi Moleküle gelöst. Nils schrieb: > Wie gesagt, da wird nichts an- oder aufgelöst. äh, wie denn nun? wie/womit löst sich dann das von Dir erwähnte Gummi?
Rainer Z. schrieb: > Du flickst (Hinter-)Räder im eingebauten Zustand? Ich auch, zuletzt im Fahrradurlaub im Sommer.
Klaus P. schrieb: > Rainer Z. schrieb: >> Du flickst (Hinter-)Räder im eingebauten Zustand? > > Ich auch, zuletzt im Fahrradurlaub im Sommer. Das hab ich auch schon immer so gemacht.
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