Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Überspannung durch Induktion des Motors - Spannungsregulierung per Z-Diode ?


von Tim K. (shorty_7)


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Guten Tag liebes Forum,

hier mein erster Beitrag und ein großes HALLO an das sehr Hilfreichen 
"alles was das Technikerherz betrifft" Forum.

Nun zu meiner Frage.
Ich betreibe einen 24V16A DC Stirnrad Getriebemotor ( 
https://transmotec.de/product/SDS90171A-24-36/ ) mit Hilfe eines 
Motortreibers ( 
https://www.exp-tech.de/motoren/motorsteuerung/dc-motortreiber/6960/pololu-g2-high-power-motor-driver-24v21 
). Der Treiber wird mithilfe eines ESP32 Node MCU und dessen PWM Signals 
von 20kHz angesteuert.
Die 20kHz sind erforderlich, da sonst störende Geräusche zwischen min 
und max. PWM im Motor erzeugt werden. Der Motortreiber ist ebenfalls für 
Schaltfrequenzen in diesem Bereich ausgelegt.

Die Spannungsversorgung des Motors wird über ein Schaltnetzteil 24V21A 
realisiert. ( 
https://www.reichelt.de/schaltnetzteil-geschlossen-500-w-24-v-21-a-snt-rsp-500-24-p144821.html?PROVID=2788&gclid=Cj0KCQjw1ouKBhC5ARIsAHXNMI8KiJHGBeiy_LAqTG3Q2_0vf_oftGdM9sj869P5gF-lNhFacFjKyX8aAgtfEALw_wcB 
)

So, nun zu meiner Frage. Da an der Motorwelle ein hohes Trägheitsmoment 
anliegt, induziert der Motor beim entschleunigen (heruntersetzen des PWM 
Signals),eine Spannung, welche sich mit der Netzspannung addiert. Bis zu 
34V kann das Netzteil noch kompensieren bis dies aussteigt. (Zum glück 
ist hier eine Sicherung eingebaut und hat schlimmeres verhindert).
Nebeninfo, falls erforderlich, der Motor soll und kann sowohl cw als 
auch cc betrieben werden.

Habt Ihr Ideen, wie ich die Induzierte Spannung abführen kann, ohne das 
Netzteil oder andere Bauteile zu überlasten ?

Mein erster Ansatz war, Parallel zum Netzteil eine 24V Z-Diode mit einem 
Leistungswidertand in Reihe zu schalten, sodass die Spannung bei 24V 
gehalten wird. Könnt ihr meine Idee ggf. verifizieren/falsifizieren ?

Des weiteren, vielleicht eher eine Shottky statt Z-Diode, da hohe 
Frequenz ?
Und falls ja, habt ihr Ideen bezüglich der Dimensionierung ?

Dank und Gruß an jeden Beitrag

: Verschoben durch Moderator
von Stefan F. (Gast)


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Tim K. schrieb:
> Habt Ihr Ideen, wie ich die Induzierte Spannung abführen kann, ohne das
> Netzteil oder andere Bauteile zu überlasten ?

Das Stichwort dazu heisst "Shunt Regler". Eine einfache Zenerdiode wird 
an der Verlustwärme scheitern, da braucht man schon etwas, dass mehr 
Energie verheizen kann.

von Wühlhase (Gast)


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Nur mal so etwas Theorie, um etwas Unwissen auszurotten:

Induktivitäten erzeugen eigentlich keine Spannungsspitze. Eine 
Induktivität, der man den Strom abschalten will, verhält sich wie eine 
Stromquelle: Sie treibt den Strom, der im Abschaltmoment fließt, weiter.

Wenn die Induktivität diesen Strom plötzlich durch einen Widerstand im 
MΩ-Bereich (sperrender Transistor) oder einem Luftspalt (geöffneter 
Schalter) treiben muß, dann tut sie das natürlich mit der erforderlichen 
Spannung.

Der Strom kann aber auch z.B. in einen Kondensator umgeleitet werden, 
und dann gibt es keine Spannungsspitze (von der leichten 
Spannungserhöhung durch die Ladung im Kondensator mal abgesehen).

Ein Kondensator ist für dich wohl keine Option mit deiner 20kHz-PWM (und 
20kHz sind übrigens keine hohe Frequenz ;)), aber eine einfache Diode 
und ein Widerstand mit ausreichend Leistung sollten reichen. Je mehr 
Spannung die Induktivität beim Abschalten bzw. der Motor beim Austrudeln 
aufbringen muß, um Strom zu treiben, desto früher ist der Vorgang 
abgeschlossen.

von Tim K. (shorty_7)


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OK, da fehlt mir doch noch mehr Grundwissen als gedacht.
Danke für die Info und ich werde wohl noch ein bisschen in der Theorie 
blättern müssen.

Aber kannst du mir das mit der "einfachen Diode" kurz erklären ? Die 
würde ja schon ab 0,7V durchschalten. Somit hätte ich auch ohne 
"Spannungsspitze" einen unnötig zusätzlichen Verbraucher (Widerstand).

von Olaf (Gast)


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> anliegt, induziert der Motor beim entschleunigen (heruntersetzen des PWM
> Signals),eine Spannung, welche sich mit der Netzspannung addiert.

Du meinst mit "Netzspannung" die Ausgangsspannung deines Netzteils?

Ich glaube dein Problem ist komplexer als du denkst.

Hast du die PWM nur so zum spass oder willst du irgendwas am Motor 
regeln?
Falls du die PWM einfach nur so ausschaltet sieht dein Motor eine 
Spannungsquelle mit anderem Innenwiderstand. Das koennte die Regelung 
interessant machen.
Ansonsten ist dein Problem in der Tat das Schutzdioden in deiner 
H-Bridge die Energie welche in deiner Masse gespeichert ist auf deine 
Versorgung drauf addieren. Angesichts deines fetten Motors wuerde ich 
auch denken das du einen Shuntregler verwenden solltest. Wenn du eine 
Z-Diode verwenden kannst dann brauchst du auch keinen Widerstand weil 
die Energie dann halt in Diode und Motor verbraten wird.

Es gibt aber noch ein weiteres interessantes Problem. Hast du dich mal 
gefragt was passiert wenn du dein Netzteil ausschaltest solange sich der 
Motor noch bewegt? Oder wenn etwas deine Mechanik bewegt solange deine 
Elektronik stromlos ist? Kann das passieren dann arbeitet der Motor auch 
als Generator und speisst dein Netzteil zurueck. Du solltest 
sicherstellen das dies akzeptabel ist.

Olaf

von Prokrastinator (Gast)


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Der Motor speist also Energie zurück und es ist nichts da, was die 
abnehmen kann?
Geht mit Z-Diode, wenn die die Energie in Wärme verbraten kann.
Sonst einen Brems-Chopper bauen.

von Stefan F. (Gast)


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R/C-Modellautos speisen diese Energie in den Akku, auch in 
ausgeschaltetem Zustand, wenn man den Wagen anschiebt.

Problematisch wird es, wenn man den Akku abklemmt und den Wagen dann 
schnell anschiebt. Das kann die Elektronik zerstören. Ist ein immer 
wieder kehrendes Thema in den Modellbau Diskussionsforen.

von Tim K. (shorty_7)


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Olaf schrieb:
> Hast du die PWM nur so zum spass oder willst du irgendwas am Motor
> regeln?

Naja, regeln wäre übertrieben, aber die Geschwindigkeit möchte ich 
steuern.
Es geht nicht darum exakt 50rps zu erzeugen sondern zB. 50% 
Geschwindigkeit.

> Es gibt aber noch ein weiteres interessantes Problem. Hast du dich mal
> gefragt was passiert wenn du dein Netzteil ausschaltest solange sich der
> Motor noch bewegt? Oder wenn etwas deine Mechanik bewegt solange deine
> Elektronik stromlos ist? Kann das passieren dann arbeitet der Motor auch
> als Generator und speisst dein Netzteil zurueck. Du solltest
> sicherstellen das dies akzeptabel ist.

Guter Einwand. Tatsächlich hatte ich mir darüber noch keine Gedanken 
gemacht. Denkst du Relais, welche den Motor vom Stromkreis beim 
Ausschalten trennen, könnten das Problem umgehen ?

von Hoschti (Gast)


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Tim K. schrieb:
> Aber kannst du mir das mit der "einfachen Diode" kurz erklären ? Die
> würde ja schon ab 0,7V durchschalten. Somit hätte ich auch ohne
> "Spannungsspitze" einen unnötig zusätzlichen Verbraucher (Widerstand).

Du hast ja schon selber eine mögliche Lösung in deinem Ausganspost 
beschrieben:

Tim K. schrieb:
> Mein erster Ansatz war, Parallel zum Netzteil eine 24V Z-Diode mit einem
> Leistungswiderstand in Reihe zu schalten, sodass die Spannung bei 24V
> gehalten wird. Könnt ihr meine Idee ggf. verifizieren/falsifizieren ?

Du musst nur beachten, dass der Strom im Falle der Rückspeisung über der 
Z-Diode eine erhebliche Leistung verbraten muss (24V * Rückspeisestrom). 
Nur der Rest wird im Widerstand verheizt. Ansonsten unter dem Stichwort 
"Bremschopper" weitersuchen. (wie  Prokrastinator schon geschrieben hat. 
Im Forum finden sich dazu 136 Threads. Da sollte was Passendes dabei 
sein.

von Walter T. (nicolas)


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Tim K. schrieb:
> So, nun zu meiner Frage. Da an der Motorwelle ein hohes Trägheitsmoment
> anliegt, induziert der Motor beim entschleunigen (heruntersetzen des PWM
> Signals),eine Spannung,

Hast Du das gemessen oder befürchtest Du das nur? So ein Getriebemotor 
dämpft nämlich auf mechanischem Weg schon ordentlich etwas weg. Höher 
als die Versorgungsspannung ist die vom Motor im Nachlauf erzeugte 
Spannung auch nicht. Das einzige, was passieren kann, ist wenn der Motor 
in den Ladekondensator rückspeist und mangels anderer Verbraucher die 
Spannung des Ladekondensators ansteigt. Aber das ist auch ein Ansteigen, 
keine echte Spitze. *)

PWM bedeutet ja auch, dass ordentlich Marge zwischen Versorgungs- und 
Betriebsspannung vorhanden ist.

*) Ich gehe mal davon aus, daß Klemmdioden vorhanden sind.

: Bearbeitet durch User
von temp (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> R/C-Modellautos speisen diese Energie in den Akku, auch in
> ausgeschaltetem Zustand, wenn man den Wagen anschiebt.
>
> Problematisch wird es, wenn man den Akku abklemmt und den Wagen dann
> schnell anschiebt. Das kann die Elektronik zerstören. Ist ein immer
> wieder kehrendes Thema in den Modellbau Diskussionsforen.

Der Motor selbst erzeugt nur seine drehzahlabhängige EMK. Die allein 
wird nicht zu hoch. Auch nicht beim Bremsen. Gefährlich wird es erst 
wenn die PWM im Spiel ist. Man könnte die PWM auch gedanklich wie einen 
normalen StepDown Wandler aufbauen mit Fet und Diode. Dann hätte man das 
Problem auch nicht. Hier wird aber die komplette Halbbrücke geschaltet. 
Das ergibt dann nicht mehr nur einen "StepDown" der Energie nur in eine 
Richtung transportieren kann, sondern einen StepUp/StepDown mit 
Transport in beide Richtungen. Angenommen die PWM würde 50% betragen. 
Dann würde das einer Spannung von 12V am Motor bedeuten. Reduziert man 
die PWM auf 25% sollte das einer Spannung von 6V entsprechen. Da der 
Motor aber noch eine höhere EMK als 6V produziert wird die über das 
Übersetzungsverhältnis auf die andere Seite transferiert. Wir haben dann 
eine StepUp ohne Last bei dem natürlich die Spannung hoch läuft. 
Kondensatoren helfen da wenig, außer sie sind so fett das sie es mit 
einem Akku aufnehmen können.
Durch dein Modellbaumodul bist du festgelegt. Wenn du das selbst 
aufbaust hast du die Wahl ob du die jeweilige aktive Halbbrücke komplett 
schaltest oder nur die High-Side. Allerdings sind dann in der Low-Side 
Schottkydioden angesagt wegen der höheren Verluste. Und Bremsen ist so 
auch nicht möglich.
Werden beide FETs mit der PWM geschaltet kann man zwar schön Bremsen, 
muss die Energie aber auch loswerden. Da im Modellbau sowieso Akkus 
vorhanden sind stellt sich da das Problem nicht und schon aus 
Verlustleistungssicht kommt die FET/Dioden Variante nicht zum Einsatz. 
Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass es auch Modellbaumodule gibt 
die das können.
Was noch helfen könnte ist, die PWM langsamer zurück zu nehmen als der 
Motor zum Bremsen braucht.

von Dieter H. (kyblord)


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Schau dir mal Snubber Netzwerke an.

von temp (Gast)


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Dieter H. schrieb:
> Schau dir mal Snubber Netzwerke an.

Hier geht's um Bremsenergie und nicht um Fliegendreck...

von MaWin (Gast)


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Tim K. schrieb:
> da sonst störende Geräusche zwischen min und max. PWM im Motor erzeugt
> werden

Das hat Straßenbahnen und Eisenbahnen noch nie gestört.

Ultraschall wird auch gehört, von Tieren auf die du offenbar keine 
Rücksicht nimmst.

Tim K. schrieb:
> Habt Ihr Ideen, wie ich die Induzierte Spannung abführen kann

Üblich ist der Bremschopper. Also ein Elko und parallel ein 
Leistungswiderstand der von einem MOSFET dazugeschaltet wird wenn die 
Spannung zu hoch läuft (vielleicht 29 und wieder aus bei 27).

von Walter T. (nicolas)


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Guckt euch mal die Motordaten an. "Gear efficiency 66%". Das Ding ist 
kurz vor der Selbsthemmung *). Da läuft nicht viel nach.

*) Exitiert bei Stirnradantrieben nicht wirklich, aber reicht hier als 
Daumenregel zur Anschauung.

: Bearbeitet durch User
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