Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik nicht-invertierender Operationsverstärker Kondensatoren


von lima (Gast)


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hi!

Meine Frage richtet sich nach nach dem C1 im Rückkopplungsnetzwerk. R2 
und R1 kenne ich von der Grundschaltung.
Welchen Zweck erfüllt der c1? Anhand der Verstärkung von 1+R2/R1 würde 
ich annehmen, dass der Verstärker bei niedrigen Frequenzen als +1 Buffer 
wirkt und bei höheren Frequenzen die Verstärkung steigt? Wird das nicht 
zu starken Überschwingern führen, wenn z.B. bei einem Rechteck primär 
die Flanken verstärkt werden?

Ich kenne parallel zu R2 einen kleinen Kondensator. Der dient, so weit 
ich es verstanden habe, dazu den OPV stabiler zu machen. Bei hohen 
Frequenzen würde dann die Verstärkung kleiner werden, weil R2 effektiv 
kleiner wird.
Als Fausregel habe ich im Kopf dass im Bode-Diagramm 1/beta die 
Leerlaufverstärkung der OPV nur mit 20 dB/dec schneiden darf, es fällt 
mir nur gerade schwer diese Information anzuwenden.

Kann mir jemand zu C1 und Stabilität etwas sagen?
ich danke euch herzlich!

von Achim S. (Gast)


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lima schrieb:
> Anhand der Verstärkung von 1+R2/R1 würde
> ich annehmen, dass der Verstärker bei niedrigen Frequenzen als +1 Buffer
> wirkt und bei höheren Frequenzen die Verstärkung steigt?

richtig. Wobei der Hochpass in der Kopplung des Eingangssignals 
gleichzeitig dafür sorgt, dass nur höhere Frequenzen überhaupt zum OPV 
kommen.

lima schrieb:
> Wird das nicht
> zu starken Überschwingern führen, wenn z.B. bei einem Rechteck primär
> die Flanken verstärkt werden?

kommt auf die Auslegung an. Man hat solche Schaltungen z.B. angewandt, 
wenn ein schneller nicht unity gain stabiler OPV eingesetzt werden soll 
um nur um den Faktor 1 zu verstärken (wenn man also einen schnellen 
Pufferverstärker braucht und dafür einen nicht kompensierten OPV 
verwenden will).

Würde man diesen OPV direkt als Spannungsfolger schalten, dann würde er 
schwingen (weil er eben nicht unity gain stable ist). Dass die 
Signalverstärkung bei hohen Frequenzen größer wird reduziert bei diesen 
hohen Frequenzen die Schleifenverstärkung, damit kann der OPV stabil 
arbeiten.

Mit der passenden Auslegung der Schaltung findet die 
Verstärkungsanhebung also in einem Frequenzbereich statt, der für die 
Stabilität der OPV-Schaltung relevant ist, aber für die 
Signalverstärkung wenig von interesse ist.

von MaWin (Gast)


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lima schrieb:
> Welchen Zweck erfüllt der c1

Nur höherfrequente Wechselspannung wird mit Verhältnis R2:T1 verstärkt, 
die Gleichspannung wird unverändert (Funktion eines Buffers mit 
Verstärkung 1) durchgereicht, weil sich der C1 über R1+R2 als Tiefpass 
mit dem Mittelwert des Signals auflädt.

Die tiefen Toner werden dadurch nach unten in der Frequenz bedämpft 
(nicht mehr so gut verstärkt). Die untere Grenzfrequenz bestimmt.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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lima schrieb:
> Welchen Zweck erfüllt der c1?

C1 dient primär dazu, in AC-Verstärkern eine Verstärkung der
Offsetspannung des Opamp und damit eine Übersteuerung desselben durch
einen zu hohen DC-Anteil am Ausgang zu vermeiden. Man kann damit auf
AC-Signale auch ohne Offsetabgleich relativ hohe Verstärkungsfaktoren
anwenden.

> Wird das nicht zu starken Überschwingern führen, wenn z.B. bei einem
> Rechteck primär die Flanken verstärkt werden?

C1 wird üblicherweise so groß gewählt, dass er innerhalb des
Frequenzbereichs des Nutzsignals auf dieses keinen negativen Einfluss
hat.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Achim S. schrieb:
> kommt auf die Auslegung an. Man hat solche Schaltungen z.B. angewandt,
> wenn ein schneller nicht unity gain stabiler OPV eingesetzt werden soll
> um nur um den Faktor 1 zu verstärken (wenn man also einen schnellen
> Pufferverstärker braucht und dafür einen nicht kompensierten OPV
> verwenden will).

Bei einer halbwegs niederohmigen Signalquelle kann man aber den OP auch 
ohne Kondensatoren so beschalten, dass die Gegenkopplung auf eine 
Verstärkung von eins und eine Dämpfung von z.B. zehn eingestellt wird.

> Würde man diesen OPV direkt als Spannungsfolger schalten, dann würde er
> schwingen (weil er eben nicht unity gain stable ist).

Leider wird in der Literatur und in den Datenblättern immer von "unity 
gain" und nicht "unity feedback" geschrieben, obwohl meist letzteres 
gemeint ist.

> Dass die
> Signalverstärkung bei hohen Frequenzen größer wird reduziert bei diesen
> hohen Frequenzen die Schleifenverstärkung, damit kann der OPV stabil
> arbeiten.

Exakt. Es handelt sich eben um einen Spannungsteiler innerhalb des 
OP-eigenen Oszillators.

> Mit der passenden Auslegung der Schaltung findet die
> Verstärkungsanhebung also in einem Frequenzbereich statt, der für die
> Stabilität der OPV-Schaltung relevant ist, aber für die
> Signalverstärkung wenig von interesse ist.

Nein, die Verstärkung wird für hohe Frequenzen reduziert. Das sieht 
zunächst widersprüchlich aus, aber es geht um eine Frequenz oberhalb des 
Nutzbereich des OPs. Die Phasendrehung durch den OP ist da ohnehin schon 
so hoch, dass die Gegenkopplung nicht mehr ordentlich funktioniert. 
Stattdessen wird sie dann sogar zur Mitkopplung des Oszillators.

Ein anderer Vorteil des o.a. Kondensators bestand darin, dass die 
Eingangsoffsetspannung des OPs nicht mitverstärkt, sondern nur 
unverstärkt weitergereicht wird.

Nachtrag:
Yalu X. war bezüglich der Offsetspannung schneller...

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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lima schrieb:
> hi!
>
> Meine Frage richtet sich nach nach dem C1 im Rückkopplungsnetzwerk. R2
> und R1 kenne ich von der Grundschaltung.
> Welchen Zweck erfüllt der c1? Anhand der Verstärkung von 1+R2/R1 würde

Da es hier nur um Wechselspannungsverstärkung geht, dient er in erster 
Linie zum Festlegen der unteren Grenzfrequenz.
Evtl. zum Anheben höherer Frequenzen, wenn es um die Stabilität geht 
(das Problem mit Unity-Gain bei nicht-Unity-Gain-festen OPV wurde ja 
schon genannt).
Gänge es um eine ziemlich hoch eingestellte Verstärkung, dann würde man 
ohne diesen C1 auch die Offsetspannung des OPV mitverstärken, so daß die 
Ruheausgangsspannung irgendwo neben 0V liegen würde. C1 verhindert dies.

> ich annehmen, dass der Verstärker bei niedrigen Frequenzen als +1 Buffer
> wirkt und bei höheren Frequenzen die Verstärkung steigt? Wird das nicht
> zu starken Überschwingern führen, wenn z.B. bei einem Rechteck primär
> die Flanken verstärkt werden?

Nein. Wobei hier die Frage wäre, was Du unter Überschwinger verstehst.
Überschwinger durch Oszillation würde hier eher unterdrückt werden.
Ein bißchen wie Überschwinger sieht es aber auch aus, wenn man z.B. das 
erwähnte Rechteck durchschickt. Wenn dessen Frequenz in der Nähe der 
Grenzfrequenz des C1R1 wäre, oder darunter, dann erhält man ein Rechteck 
mit steilen Flanken, aber abfallendem Dach. Bei größerer Diskrepanz zw. 
Grenzfequenz und Rechteck-Frequenz sieht das dann wirklich ein bißchen 
aus wie ein Überschwinger.

> Ich kenne parallel zu R2 einen kleinen Kondensator. Der dient, so weit
> ich es verstanden habe, dazu den OPV stabiler zu machen. Bei hohen
> Frequenzen würde dann die Verstärkung kleiner werden, weil R2 effektiv
> kleiner wird.

Ja.

von HildeK (Gast)


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lima schrieb:
> Welchen Zweck erfüllt der c1?

Er hat bei Single-Supply-Schaltung auch die Aufgabe, die am +E 
vorhandene Gleichspannung (halbes VCC z.B.) nur einfach zu verstärken. 
So hat man den selben Gleichspannungsoffset am Ausgang.
Das ist hier vermutlich nicht der Fall, denn sonst müsste der R am 
Eingang auf der halben Versorgungsspannung liegen und nicht an GND.

von Helge (Gast)


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Das ist ein Versärker nur für Wechselspannungen. R und C am Eingang 
bewirken, daß die Eingangsspannung immer um 0V herum ist.

Mit R1 und R2 wird die Verstärkung für Wechselspannung eingestellt.

C1 sorgt dafür, daß ein Offset des Operationsverstärkers immer nur mit 1 
verstärkt wird. Das ist idR nur notwendig bei sehr großen Verstärkungen.

C1 fügt aber auch, genau wie C, eine untere Grenzfrequenz ein.

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