Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Beschaffungsprobleme


von Paul (Gast)


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Hallo,

Ich habe ein pcb, auf dem unter anderem ein Atmel-uController 
(ATSAM3X8EA-AU) sowie mehrere Schrittmotor-Treiber (L6470H) verbaut 
sind.
Vorsichtshalber wollte ich nun mal nachsehen, ob für eine eventuelle 
Nachbestellung die Teile verfügbar sind. Leider hat die Krise hier auch 
meine Bauteile "erwischt". Meine Frage dazu: Kennt jemand den Markt und 
kann mir da eine Einschätzung geben?
Für meine Bauteile werden teilweise Lieferzeiten für die zweite 
Jahreshälfte 2022 (!) angegeben. Das sind ja für Elektronik-Begriffe 
unglaublich lange Zeiten. Da muss ja unglaublich viel an Lieferketten 
zerstört sein. Ist es überhaupt realistisch, dass diese Teile wieder in 
Produktion gehen, wenn schon mal so ein grundlegendes Problem da ist? 
Für mich wäre das ein unglaublicher Rückschlag, da ich zigtausend EUR in 
die Entwicklung des pcb gesteckt habe...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Tja, so ist das Leben. Anfang des Jahres musste ich während der 
Entwicklung, d.h. in nur wenigen Tagen, zweimal den Microcontroller 
wechseln, obwohl ich darauf achtete, dass der jeweilige Typ lieferbar 
sein sollte.

Corona hat ja nicht wie ein Erdbeben oder Feuer die 
Produktionskapazitäten zerstört, sondern vor allem die Transportketten 
unterbrochen. Hinzu kommt in vielen Ländern noch ein Mangel an 
LKW-Fahrern usw.. Überall auf der Welt stehen leere Container herum, die 
dringend an andere Orte gebracht werden müssen, aber es fehlen die 
Transportkapazitäten. Vor den Häfen gibt es lange Schlangen von 
wartenden Schiffen, die entladen werden müssen. Es würde mich nicht 
wundern, wenn in diesen Containern mehrere Milliarden Stück 
Microcontroller und andere wichtige Bauteile liegen.

Hinzu kommt, dass es derzeit schick ist, die eigene Halbleiterfertigung 
zu schließen bzw. gar nicht erst aufzubauen. Mittlerweile sind doch 
locker 90% der Hersteller "fabless", d.h. sie dürfen sich bei 
Auftragsfertigern wie TSMC, Samsung, IBM, usw. in die Schlange stellen. 
Und wenn dann mal wieder Apple ein paar iPhone-Prozessoren bauen lassen 
will, müssen alle anderen zusätzlich warten.

von oszi40 (Gast)


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Ob irgendwo µCs als Überplanbestände verschimmeln?
Eine Aktion "Wanderkiste" oder "Wanderliste" könnte helfen.

von Uli S. (uli12us)


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Auch Apple drosselt seine Produktion deutlich. Erst gestern hiess es 
irgendwo, bis Jahresende  bloss mehr 90% vom letzten Jahr.

von Stefan F. (Gast)


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Paul schrieb:
> Für meine Bauteile werden teilweise Lieferzeiten für die zweite
> Jahreshälfte 2022 (!) angegeben. Das sind ja für Elektronik-Begriffe
> unglaublich lange Zeiten.

Vielleicht wird das am Ende auch etwas gutes bewirken: Das Produkte mal 
länger als 2 Wochen hergestellt werden so dass man sich vor dem Kauf 
wieder Erfahrungsberichte einholen kann.

Heute ist es ja so: Sobald genug Leute ihre Erfahrung berichtet haben, 
kann man das Produkt nicht mehr kaufen. Die allermeisten Re-Designs sind 
auch vollkommen Sinnfrei. Warum zum Beispiel gibt es bei Kodi alle 2 
Wochen andere Handmixer? Diese Geräte sind seit 50 Jahren ausgereift!

Ich weiß warum: Damit niemand auf die verwegene Idee kommt, aus zwei 
kaputten Geräten ein heiles zu basteln. Auf keinen Fall dürfen die 
Bauteile untereinander austauschbar sein.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Paul schrieb:
> Meine Frage dazu: Kennt jemand den Markt und
> kann mir da eine Einschätzung geben?

Wie, was? Was einschätzen? Den Markt? Ja, der ist so und die Berichte 
über Halbleitermangel sind keine Erfindung der bösen Presse.

> Für meine Bauteile werden teilweise Lieferzeiten für die zweite
> Jahreshälfte 2022 (!) angegeben. Das sind ja für Elektronik-Begriffe
> unglaublich lange Zeiten.

Du bist jung? Denn so etwas gab es immer mal wieder. Nicht in der Breite 
wie jetzt, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, aber nein, das 
sind keine unglaublich langen Zeiten.

Besser dran ist der, der entgegen den Ratschlägen der bekifften BWLer 
noch eine eigene Lagerhaltung hat und eine längere Durststrecke 
überbrücken kann. Sogar wenn es nicht für die ganze Durststrecke reicht.

> Da muss ja unglaublich viel an Lieferketten
> zerstört sein.

Eigentlich ist alles noch da. Nur funktioniert die Koordination nicht 
mehr, Covid macht einiges schwerer und dann fehlt das Personal.

> Ist es überhaupt realistisch, dass diese Teile wieder in
> Produktion gehen, wenn schon mal so ein grundlegendes Problem da ist?

Ach das ist die eigentliche Frage? Die kann dir niemand sicher 
beantworten. Das ist eine geschäftliche Entscheidung des Herstellers. 
Eine die er noch dazu ändern kann. Wenn er eingeschränkte Kapazitäten 
hat dann heißt das Mangelverwaltung. Dann muss er sich überlegen was für 
ihn das Beste ist, womit er am meisten Gewinn machen kann, welche Kunden 
er unbedingt behalten möchte und auf welche er notfalls verzichten kann 
...

> Für mich wäre das ein unglaublicher Rückschlag,

Wäre? Es ist! Da ist nichts mit weiter abwarten. Wenn du eine eigene 
Lagerhaltung hast, dann hast du eine Vorwarnzeit bekommen die du nutzen 
solltest. Wenn du keine hast dann sieh zu dass du jetzt rettest was noch 
zu retten ist.

von Anarchist (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Corona hat ja nicht wie ein Erdbeben oder Feuer die
> Produktionskapazitäten zerstört, sondern vor allem die Transportketten
> unterbrochen. Hinzu kommt in vielen Ländern noch ein Mangel an
> LKW-Fahrern usw.. Überall auf der Welt stehen leere Container herum, die
> dringend an andere Orte gebracht werden müssen, aber es fehlen die
> Transportkapazitäten. Vor den Häfen gibt es lange Schlangen von
> wartenden Schiffen, die entladen werden müssen. Es würde mich nicht
> wundern, wenn in diesen Containern mehrere Milliarden Stück
> Microcontroller und andere wichtige Bauteile liegen.

Der Kapitalismus geht in eine Anarchie über!
Jeder lebt nur noch den Egotrip.
Die Preise schießen wild auf und ab.
Die Leute praktizieren Hamsterkäufe.
Die Politik ist ratlos muss aber Souveranität zeigen.

> Hinzu kommt, dass es derzeit schick ist, die eigene Halbleiterfertigung
> zu schließen bzw. gar nicht erst aufzubauen. Mittlerweile sind doch
> locker 90% der Hersteller "fabless", d.h. sie dürfen sich bei
> Auftragsfertigern wie TSMC, Samsung, IBM, usw. in die Schlange stellen.
> Und wenn dann mal wieder Apple ein paar iPhone-Prozessoren bauen lassen
> will, müssen alle anderen zusätzlich warten.

Genau, alles was Arbeit macht auslagern. Dann kann man sich selbst auf 
das Manipulieren der Emotionen anderer konzentrieren.

von Stefan F. (Gast)


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Hannes J. schrieb:
> Ja, der ist so und die Berichte
> über Halbleitermangel sind keine Erfindung der bösen Presse.

Vor 1,5 Jahren haben hier noch viele Leute gedacht, die Berichte seien 
Fake. Aber inzwischen hat uns die Wirklichkeit eingeholt.

Hannes J. schrieb:
> Covid macht einiges schwerer und dann fehlt das Personal.

Das passiert, wenn Firmen auf maximalen Gewinn ohne Reserven (beim 
Material und Personal) "optimiert" werden. Wenn dann nur eine Person 
länger als 5 Tage ausfällt, brennt gleich die Hütte. Jeder ist ganz 
alleine Manager oder Experte für seinen Bereich, niemand kann ihn 
vertreten.

von Tassilo H. (tassilo_h)


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Also Schukat (schukat.com; nur gewerblich, die wollen die 
Gewerbeanmeldung auch sehen) hat noch 69 von dem uC, und Mouser noch 34 
von dem Motortreiber (L6470HTR)

Im Moment hilft es nur, jeden Morgen zu gucken, ob irgendwo noch etwas 
auftaucht (www.octopart.com ist ein guter Anfang, hat aber nicht alle 
Distributoren gelistet). Manchmal hat man Glück, manchmal nicht - vor 
ein paar Tagen gab es tatsächlich 4 Stück STM32F767IGT6 bei Arrow, wo 
sonst bei allen der Liefertermin zwischen Mitte 2022 und unbekannt 
schwankt.

von Rente mit 76 (Gast)


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> Das passiert, wenn Firmen auf maximalen Gewinn ohne Reserven (beim
> Material und Personal) "optimiert" werden.
Hier eine Lektion aus den Lehrbuch für das betriebliche Rechnungswesen:
Reserven kosten Geld. Wenn sich Firma xy tausende Rollen mit 
Schaltkreisen oder was auch immer ins Regal legt, dann schlagen diese 
bei der jährlichen Inventur in die Kasse. Die Materialreserven wirken 
gewinnerhöhend und verursachen Steuern.
Alles nicht so einfach, wie Klein-Rudi sich das vorstellt.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Ob man Geld in der Kasse / auf dem Konto hat oder entsprechende 
Warenwerte im Regal, macht beim Jahresabschluss keinen Unterschied, wohl 
aber für die Lieferfähigkeit. Es wird immer so getan, als würden die 
Warenwerte besteuert. Das ist aber Unsinn.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Andreas S. schrieb:
> Und wenn dann mal wieder Apple ein paar iPhone-Prozessoren bauen lassen
> will, müssen alle anderen zusätzlich warten.

Uli S. schrieb:
> Auch Apple drosselt seine Produktion deutlich. Erst gestern hiess es
> irgendwo, bis Jahresende  bloss mehr 90% vom letzten Jahr.

Ja, Genaueres z.B. hier:

https://www.t-online.de/digital/handy/id_100002774/apple-muss-produktionsziel-fuers-iphone-13-wohl-senken-wegen-chipmangels.html

Darunter mit Verweis auf

https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-10-12/apple-poised-to-slash-iphone-production-goals-due-to-chip-crunch

von Rente mit 76 (Gast)


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> Ob man Geld in der Kasse / auf dem Konto hat oder entsprechende
> Warenwerte im Regal, macht beim Jahresabschluss keinen Unterschied,

Primär erst einmal nicht. Aber man kann das auf dem Konto gebunkerte 
Geld für sofort abschreibbare Posten verwenden (Software in beliebiger 
Menge, GWG) oder verdiente Mitarbeiter (z.B. Herrn Ostermann) mit einer 
Gehaltserhöhung bedenken.

von Anarchist (Gast)


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Rente mit 76 schrieb:
> Hier eine Lektion aus den Lehrbuch für das betriebliche Rechnungswesen:
> Reserven kosten Geld. Wenn sich Firma xy tausende Rollen mit
> Schaltkreisen oder was auch immer ins Regal legt, dann schlagen diese
> bei der jährlichen Inventur in die Kasse. Die Materialreserven wirken
> gewinnerhöhend und verursachen Steuern.
> Alles nicht so einfach, wie Klein-Rudi sich das vorstellt.

Ausserdem muss noch hinzugefügt werden, dass Lagerhaltung ein Risiko 
darstellt. Man denke an die STM32F4*, die in frühen Revisionen wegen 
schwerwiegender Mängel praktisch unbenutzbar waren. Digi-Key hat sich 
die massenweise aufs Lager gelegt und dann noch ewig verscherbelt.
Und dann noch die Fälschungen. Was macht man, wenn man zwei Jahre nach 
der Lieferung feststellt, dass alle Pins vom Chip hochohmig sind?

von Anarchist (Gast)


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Vorhin war ich im Bistro, da hat mir die Inhaberin erzählt, dass die 
Spülmaschine defekt war. Eine neue hätte 3 Monate Lieferzeit gehabt, da 
wegen Chipmangels aktuell keine neuen gebaut werden. Die alte war zum 
Glück nochmal reparierbar aber was macht ein Bistro 3 Monate ohne 
Spüler?

Kommt nach Beschaffungsproblemen die Beschaffungskriminalität?

von Horst G. (horst_g532)


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Anarchist schrieb:
> Die Preise schießen wild auf und ab.

Willkommen im sog. "freien Markt".
Merke: Der Kunde bestimmt den Preis – immer. Ist nur doof, wenn das 
Angebot so niedrig ist, dass sich die Kunden darum kloppen.

> Die Leute praktizieren Hamsterkäufe.

In gewisser Weise amüsant, wenn man zurück denkt, wie noch vor wenigen 
Monaten "Prepper" generell von der Mainstreampresse verunglimpft, als 
Spinner und Rechtsextreme hingestellt wurden.

> Die Politik ist ratlos muss aber Souveranität zeigen.

Davon ab, dass mir nicht klar ist, was "die Politik" hier tun sollte 
(Soll vielleicht Merkel mal bei TSMC vorbeischauen und mit einer Spende 
in Milliardenhöhe winken?): Meiner Erfahrung nach ist "die (Bundes-) 
Politik" mindestens seit ca. 2010 in wirklich allen Belangen vollkommen 
ratlos.

Rente mit 76 schrieb:
> Die Materialreserven wirken gewinnerhöhend und verursachen Steuern.

Das ist nun allerdings Quatsch – richtig ist allerdings, dass eine 
Lagerhaltung viel Geld kostet: Man braucht die nPlatz, muss den Raum im 
Fall von Elektronik irgendwie klimatisieren und kann nicht einfach eine 
einfache Wellblechhütte nehmen, ggf. Security; dann hat man den 
administrativen Aufwand zur Ein-/Auslagerung sowie den jährlichen Spaß 
bei der Inventur.
Dazu kommt, dass Elektronik i. d. R. nicht ewig lagerfähig ist und 
unterschiedliche Komponenten (Elkos, Flashspeicher vorprogrammiert usw.) 
unterschiedliche Lagerstrategien erfordern – das ist eine Wissenschaft 
für sich, und macht darüber hinaus ebenfalls Arbeit.

von H. H. (Gast)


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Anarchist schrieb:
> Vorhin war ich im Bistro, da hat mir die Inhaberin erzählt, dass
> die
> Spülmaschine defekt war. Eine neue hätte 3 Monate Lieferzeit gehabt, da
> wegen Chipmangels aktuell keine neuen gebaut werden. Die alte war zum
> Glück nochmal reparierbar aber was macht ein Bistro 3 Monate ohne
> Spüler?

Tellerwäscher einstellen! Die werden bekanntlich alle zu Millionären.


> Kommt nach Beschaffungsproblemen die Beschaffungskriminalität?

Der allseitige Reichtum, s.o.

von Johannes U. (kampfradler)


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Andreas S. schrieb:

> Corona hat ja nicht wie ein Erdbeben oder Feuer die
> Produktionskapazitäten zerstört, sondern vor allem die Transportketten
> unterbrochen. Hinzu kommt in vielen Ländern noch ein Mangel an
> LKW-Fahrern usw.. Überall auf der Welt stehen leere Container herum, die
> dringend an andere Orte gebracht werden müssen, aber es fehlen die
> Transportkapazitäten. Vor den Häfen gibt es lange Schlangen von
> wartenden Schiffen, die entladen werden müssen. Es würde mich nicht
> wundern, wenn in diesen Containern mehrere Milliarden Stück
> Microcontroller und andere wichtige Bauteile liegen.

Dazu sei noch diese Lektuere hier empfohlen:
>https://blog.fefe.de/?ts=9fb5b288
'[...] Nun zu der eigentlichen Perversion und etwas "insight" zu solchen 
Geschäften.

Kein einziger unserer LKWs fährt irgendwo leer hin um etwas aufzuladen 
um dann halbgefüllt irgendwo wieder abzuladen. Wir sehen LKWs als 
rollende Lagerfläche und haben ziemlich ausgeklügelte Systeme damit ein 
LKW immer voll ist. Bevor ein LKW also halb gefüllt irgendwo hinfährt, 
befüllen wir die andere hälfte des LKWs mit Lagerbestand und kutschieren 
den "sinnlos" in der Weltgeschichte herum. Warum tun wir das? Bis zu 
einem gewissen Füllstand eines LKW mit Lagergut (variiert je nach 
Strecke/Dauer) ist der m²-Preis im "rollenden Lager" günstiger, als neue 
Lagerflächen zu kaufen. Ein Großteil unserer LKW-Flotte fährt bereits 
mit über 70 % Lagergut, heißt im Umkehrschluss, dass wir nur noch 30 % 
der Fläche pro LKW mit eigentlichen Speditionsaufgaben beschicken 
können, [...]'

von Stefan F. (Gast)


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Anarchist schrieb:
> (Geschirrspüler kaputt)
> Kommt nach Beschaffungsproblemen die Beschaffungskriminalität?

Vielleicht wird Indien das als Chance sehen, mechanische Timer in 
Handarbeit herzustellen.

von Stefan F. (Gast)


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Horst G. schrieb:
> Meiner Erfahrung nach ist "die (Bundes-) Politik" mindestens
> seit ca. 2010 in wirklich allen Belangen vollkommen ratlos.

Das geht schon länger so. Nur konnten sie damals noch behaupten, ihre 
Vorgänger hätten es versaut. Mittlerweile glaubt das keiner mehr, nach 
so viel Jahren GROKO.

von Stefan F. (Gast)


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Johannes U. schrieb:
> Ein Großteil unserer LKW-Flotte fährt bereits
> mit über 70 % Lagergut,

Wenn das stimmt, sind wir endgültig dem Wahnsinn verfallen. Was für eine 
Welt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas schon mit 47 sagen 
würde.

von E-WC (Gast)


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Das sind alles nur winzige, kaum wahrnehmbare Ausschläge auf der 
Disasterskale. Die wirklichen Einschläge kommen erst noch beim finalen 
Kollaps des kapitalhuldigenden Wirtschaftssystems, einschliesslich des 
ebenfalls ausser Kontrolle geratenen Finanzsektors.

von Anarchist (Gast)


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Horst G. schrieb:
> Davon ab, dass mir nicht klar ist, was "die Politik" hier tun sollte
> (Soll vielleicht Merkel mal bei TSMC vorbeischauen und mit einer Spende
> in Milliardenhöhe winken?): Meiner Erfahrung nach ist "die (Bundes-)
> Politik" mindestens seit ca. 2010 in wirklich allen Belangen vollkommen
> ratlos.

Derzeit werden Experten gesucht, die vor laufender Kamera die 
Energiepreisexplosion erklären können.

Dafür sind Experten, die die Immobilienpreisexplosion erklären können 
gerade nicht so gefragt - auf der Titelseite ist halt nur begrenzt 
platz.

von Rente mit 76 (Gast)


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Wer braucht eigentlich den ganzen Elektronikplunder?

von S. R. (svenska)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Wenn das stimmt, sind wir endgültig dem Wahnsinn verfallen.

Du musst mal die anderen Leserbriefe um den zitierten Beitrag rum lesen 
(wobei der schon mit der heftigste war). Da kommt dir das Frühstück 
wieder hoch bei soviel begründeter Idiotie.

Andererseits: Die, die mit Vernunft gehandelt hätten, sind vorher schon 
pleite gegangen. Gewonnen haben langfristig diejenigen mit 
Auf-Kante-Nähen (und denen geht es jetzt auch nicht schlechter als der 
Konkurrenz) sowie diejenigen mit den besseren Anwälten, die die 
Rechtslage am effizientesten ausnutzen konnten. Und natürlich die, denen 
das Gesetz egal ist.

von Stefan F. (Gast)


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Eins ist sicher: Im Groben und Ganzen fließt das Geld immer von unten 
nach oben. Die Superreichen, die gar nicht lange genug leben um ihr Geld 
ausgeben zu können, kommen dennoch nicht im Traum auf die Idee, etwas 
zur Rettung der Wirtschaft zu unternehmen. Wozu auch? Sie haben ja so 
viel, dass sie sicher sind.

Bis es mal so weit kommt, dass Geld und Kunst schlagartig wertlos 
werden, weil man beides nicht essen kann. Dann ist auch für diese Leute 
Schluss mit Lustig.

von E-WC (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Dann ist auch für diese Leute Schluss mit Lustig.

Eigentlich sind die Reichen am wenigsten schuld an ihrem Reichtum. Sie 
haben nur mehr von der seit je her korrupten Politik profitiert. Die 
schafft diese desaströsen Rahmenbedingungen und Gesetze. Der Souverän 
hat einfach gepennt und die Macht leichtfertig veräussert.

von Stefan F. (Gast)


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E-WC schrieb:
> Eigentlich sind die Reichen am wenigsten schuld an ihrem Reichtum.

Meinst du das ernst?

Ich kenne zwar keine superreichen Leute, aber ein paar, die sich mehrere 
Häuser und Autos leisten. Einer von denen ist mehrfacher Millionär.

Ein freundlicher Mensch, aber geschäftlich skrupellos. Was hat der sich 
über den Mindestlohn aufgeregt! Der Staat würde ihm nun noch mehr von 
seinem wohlverdienten Geld weg nehmen, als bereits zuvor.

Dabei ist er derjenige, der seine Angestellten ausbeutet. Aber das sieht 
er nicht so. Er meint, dass die Leute ohne ihn gar keine Arbeit hätten 
und er so gesehen ein Wohltätiger Mensch ist.

Er meint auch vollen ernstes: Wenn es im Gesetz eine Lücke gibt, mit der 
man anderen Geld aus der Tasche ziehen kann, dann muss man sie nutzen. 
Solche Lücken nicht zu nutzen sei unehrenhaft. Im Steuern-Sparen war er 
stets sehr kreativ und Stolz darauf.

Ich würde mich schämen, wenn ich dem Staat auch nur 5 Euro abluchsen 
würde. Die Menschen sind eben doch nicht alle gleich.

von Prokrastinator (Gast)


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Paul schrieb:
> Ist es überhaupt realistisch, dass diese Teile wieder in
> Produktion gehen

Klar, das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.
Wir erleben nur gerade wie sensibel eine internationale Lieferkette, die 
bis aufs letzte % Effizienz ausgequetscht ist, auf Panikreaktionen 
reagiert.
Es kracht und knirscht an einem Dutzend verschiedener Baustellen und das 
wird nicht besser durch die Hamsterkäufe derer die noch an Ware 
rankommen.

Am Ende wird sich wieder alles entspannen, es wurden große Kapazitäten 
in der Produktion und an Lagerware aufgebaut und die Preise fallen ins 
bodenlose weil plötzlich viel mehr Angebot als Nachfrage da ist.
Der ganz normale Schweinezyklus.

Jetzt gilt es durchzuhalten und nicht in Panik zu verfallen.
Wir können gerade ohnehin nicht viel tun.
Zeit Produkte zu entwickeln die vor 2Q 22 nicht in Serie gehen oder die 
eher ungeliebten Ladenhüter ins Auge zu fassen.

Alles was Automobiltauglich ist, wird wohl erstmal Mangelware bleiben.
Die werden kaufen was da ist, bis die Lager platzen.

von Erich (Gast)


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Paul schrieb:
> Leider hat die Krise hier auch
> meine Bauteile "erwischt".

Ja, der Thread kippt schon wieder ab.
Deshalb mein Beitrag zum Thema:

> Für meine Bauteile werden teilweise Lieferzeiten für die zweite
> Jahreshälfte 2022 (!) angegeben. Das sind ja für Elektronik-Begriffe
> unglaublich lange Zeiten.

Naja,
ich kenne Zeiten aus den 1980er Jahren,
da wurden 7406 "open collector" ICs knapp und teuer (30 Mark / Stück).
Dann hat jemand eine Ersatzschaltung mit 6 Transistoren auf 
Mini-Smd-Leiterplatte auf 14-poligen IC-Pin-Sockel erfunden und 
angeboten.
Oder irgendwann Mitte 90er Jahre, da waren moderne Typen von 
Telecom-Relais plötzlich mit Lieferzeiten von 52 Wochen und mehr 
aufgerufen.
--> Rechtzeitig bestellen und doch bischen Lagerhaltung machen.

> Da muss ja unglaublich viel an Lieferketten
> zerstört sein. Ist es überhaupt realistisch, dass diese Teile wieder in
> Produktion gehen, wenn schon mal so ein grundlegendes Problem da ist?

Liegt wohl eher (und hoffentlich nur) daran, daß erstmal genügend 
Bestellungen für den konkreten IC-Typ aufgelaufen sein müssen, bis diese 
Wafer wieder in Produktion gehen.
Unter 100k Stück wird für "Standardteile" keine Produktion gestartet.

> Für mich wäre das ein unglaublicher Rückschlag, da ich zigtausend EUR in
> die Entwicklung des pcb gesteckt habe...

Hmm, Paul, wirklich?
Bei mir beginnt "zigtausend" bei 20.000 .
Das wäre dann doch eher kein Hobbyprojekt mehr.
--> Schnell paar Teile einkaufen wenn du lieferfähig bleiben willst.

Gruss

von Markus M. (Firma: EleLa - www.elela.de) (mmvisual)


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Man muss den Spieß umdrehen:

Erst µC (und andere relevante Chips) kaufen, wenn im Lager, dann PCB 
entwickeln.

von Anarchist (Gast)


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Prokrastinator schrieb:
> Wir können gerade ohnehin nicht viel tun.
> Zeit Produkte zu entwickeln die vor 2Q 22 nicht in Serie gehen oder die
> eher ungeliebten Ladenhüter ins Auge zu fassen.

Also Kurzarbeit im November? Das ist die falsche Jahreszeit, man!

von Anarchist (Gast)


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Erich schrieb:
> ich kenne Zeiten aus den 1980er Jahren,
> da wurden 7406 "open collector" ICs knapp und teuer (30 Mark / Stück).

Da war doch auch die 74LS245 Krise. Die war auch nett.
Die nächste war dann die DRAM-Krise in den 90ern.

von Stefan F. (Gast)


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Markus M. schrieb:
> Erst µC (und andere relevante Chips) kaufen, wenn im Lager, dann PCB
> entwickeln.

Vor kurzem wurde man bei dieser Vorgehensweise noch als Frickler 
verlacht. Man solle gefälligst die zur Anwendung optimalen Mikrochips 
verwenden, und nicht irgendwelche Universalteile die 20 Cent mehr 
kosten.

So schnell ändert sich die Welt.

von Paul Kaiser (Gast)


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Tassilo H. schrieb:
> Also Schukat (schukat.com; nur gewerblich, die wollen die
> Gewerbeanmeldung auch sehen) hat noch 69 von dem uC, und Mouser noch 34
> von dem Motortreiber (L6470HTR)

Also kurz war ich jetzt erfreut. Ich hab auf den Seiten nochmal 
nachgesehen, aber leider Fehlanzeige in beiden Fällen (Lagerbestand 0, 
Lieferung irgendwann Mitte nächsten Jahres). Suche ich falsch? Wo hast 
du diese Bestands-Zahlen gesehen? Oder hast du nachgefragt??

Falls an dem seidenen Faden etwas dran ist, melde dich bitte nochmal, es 
wäre zu schön.

von Prokrastinator (Gast)


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Paul Kaiser schrieb:
> L6470HTR

findchips.com -> velocity electronics: 788 Stk

Anarchist schrieb:
> Also Kurzarbeit im November? Das ist die falsche Jahreszeit, man!
Du hast ein Auge für das Wesentliche ;-)
Ach, die 100nF Kerko Krise haben wir auch überlebt.
Vor 2J gab es angeblich keine 0805 / 1206 Bauteile mehr, als in Japan 
das Kunststoffwerk abbrannte waren Chips knapp usw usw.

Die Welt dreht sich immer noch.

von Anarchist (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Dabei ist er derjenige, der seine Angestellten ausbeutet. Aber das sieht
> er nicht so. Er meint, dass die Leute ohne ihn gar keine Arbeit hätten
> und er so gesehen ein Wohltätiger Mensch ist.

Stimmt doch auch. Wenn sie woanders was besseres gefunden hätten wären 
sie nicht bei ihm. Manche scheinen in diesem Forum in einer totalen 
Utopie zu leben. So funktioniert Kapitalismus nicht.

von Tassilo H. (tassilo_h)


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Tja, zu spät :-( Bei Schukat steht jetzt "0 & mehr 43/21" (na ja, ist ja 
schon in zwei Wochen), und die Teile bei Mouser sind in der Tat weg :-(
Bei so knappen Teilen geht das leider sehr schnell.

von Stefan F. (Gast)


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>> Er meint, dass die Leute ohne ihn gar keine Arbeit hätten
>> und er so gesehen ein Wohltätiger Mensch ist.

Anarchist schrieb:
> Stimmt doch auch.

ein das stimmt nicht. Er hat im Umkreis fast alle Pizzaläden 
verschwinden lassen, so dass die Pizzabäcker und Boten keine andere Wahl 
mehr hatten, als für seine Kette zu arbeiten.

Es würde mich auch nicht wundern, wenn er dabei illegale Methode 
angewendet hat. Gerade zu dieser Branche erzählt man sich von 
Schlägertrupps welche die Läden unwilliger Konkurrenten zerlegen. Könnte 
as dran sein, zerbrochene Fenster habe ich bei Pizzerien und Bäckern oft 
gesehen - sehr viel öfter als bei anderen Läden die wesentlich 
wertvolleres lagern.

Abgesehen davon: jemand der effektiv weniger als Mindestlohn zahlt, ist 
ein Ausbeuter. Egal wie er das anstellt. Es kann nicht sein, dass jemand 
während seiner Arbeitszeit weniger Geld verdient, als er in der selben 
Zeit verbraucht. Ein Job muss wenigstens für Wohnung, Essen und 
Klamotten reichen. Mit 7€ pro Stunde ist das in Düsseldorf jedoch nicht 
der Fall.

von Rainer V. (a_zip)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Dabei ist er derjenige, der seine Angestellten ausbeutet. Aber das sieht
> er nicht so. Er meint, dass die Leute ohne ihn gar keine Arbeit hätten
> und er so gesehen ein Wohltätiger Mensch ist.

Als ich vor langer Zeit diese Haltung kennen lernte, war ich zutiefst 
verblüfft!  Später habe ich dann solche Leute reihenweise getroffen und 
die Verblüffung ist in Resignation umgeschlagen. Mein erster "richtiger" 
Job in einem frisch von der Uni gegründeten Kleinunternehmen. 2 
Geschäftsführer 2 Studenten 1 Angestellter..  Als der eine 
Geschäftsführer Netto weniger Kohle bekam, als sein Kumpel, weil der 1 
Kind mehr hatte, haben die beiden sich fast "tödlich" zerstritten und 
die Firma fast eingestampft. Als schon im dritten Jahr die 
Millionenumsatzgrenze locker geknackt war, fuhr man mit Baby auf dem 
Rücksitz und die Hunderttausende im Körbchen, lustig zu Weihnachten in 
die Schweiz. Gleichzeitig wurde "profimäßig" eine regide Personalpolitik 
etabliert, die vor allem natürlich die Gehälter im Visier hatte. Wer 
Bezahlung wollte, der wurde gar nicht erst eingestellt. Die Altlasten 
der ursprünglichen Mitarbeiter wurden durch fiese Abfindungen beseitigt. 
Die Firma macht heute mit ca. 50 Mitarbeitern rund 15Millionen Umsatz 
und beschert den Gesellschaftern seit nunmehr 35 Jahren satte  jährliche 
Gewinne...und immer noch heißt der angemessenen Sport nicht Golf! Er 
heißt "Steuer bescheißen"
Sorry, mußte mal raus :-)
Rainer

von HildeK (Gast)


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Markus M. schrieb:
> Erst µC (und andere relevante Chips) kaufen, wenn im Lager, dann PCB
> entwickeln.

Ja gut, wenn du mehrere Lösungsvarianten für dein Problem zur Verfügung 
hast.
Und was ist, wenn du A, B, C und D bestellst und dann C nicht lieferbar 
ist und deshalb B nicht verwendet werden kann?

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Rente mit 76 schrieb:
> Hier eine Lektion aus den Lehrbuch für das betriebliche Rechnungswesen:
> Reserven kosten Geld.

Ja, die typische BWLer-Wichse "Aber das kostet ja Geld 1ELF!!!". Ach? 
Die kannst du dir irgendwo hinstecken. Wenn der Laden dank fehlende 
eigener Lagerhaltung den Bach runter geht, dann ist das für den BWLer 
natürlich völlig OK.

Ich weiß nicht was es ist, warum in den Drecksbüchern der BWLer immer 
nur Mist steht und sie keine vernünftige Risikofolgenabschätzung machen 
können. Ach doch, ich weiß warum. In der Formel "Wahrscheinlichkeit des 
Eintretens" * "Auswirkung" gibt es eine Multiplikation. Mit solchen 
Rechenoperationen sind die BWLer in ihrer Pseudomathematik ja völlig 
überfordert.

> Schaltkreisen oder was auch immer ins Regal legt, dann schlagen diese
> bei der jährlichen Inventur in die Kasse.

Heul, Jammer, die Welt ist sooo ungerecht ... Das ist wie für eine 
Versicherung zu zahlen. Eben der Preis dafür bei Lieferschwierigkeiten 
nicht direkt am Arsch zu sein.

Wenn es was kostet dann kann der Chef sich den neuen Porsche eben erst 
ein Jahr später leisten und sein Betthäschen muss sich für weniger 
"Geschenke" von ihrem Sugar Daddy b*msen lassen. Das ist diese schwere 
Verantwortung des Unternehmers von der immer alle reden.

> Alles nicht so einfach, wie Klein-Rudi sich das vorstellt.

Doch, wenn denn die Gier nicht völlig das Hirn ausschaltet.

von Maxe (Gast)


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Hannes J. schrieb:
> Wenn der Laden dank fehlende
> eigener Lagerhaltung den Bach runter geht, dann ist das für den BWLer
> natürlich völlig OK.

Das tut er aber bspw. dank Kurzarbeitergeld oder Coronahilfen nicht. 
Dumm ist wer vorsorgt, weil er dann ständig höhere Ausgaben hat und im 
Katastrophenfall nichts bekommt. Wie an der Ahr. Scheiß auf 
Versicherungen, der Bund zahlt ja.

von Rente mit 76 (Gast)


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@Hannes Jäger
Wo kommt dein ganzer Hass her? Hast du jemals eine BWA in der Hand 
gehabt?
Oder gar einen Jahresabschluss, vllt sogar deiner eigenen Firma?
Ich nehme an, nein, da deine Tiraden von keinerlei Kenntnis getrübt 
scheinen.
Warum wird betriebswirtschaftliches Grundwissen von Technikern zutiefst 
verachtet? Genau das Unwissen darüber kann über Aufstieg oder Fall 
deiner Firma entscheiden.

von DoS (Gast)


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Meine Entwicklungen laufen gerade so: Konzept, Bauteilrecherche (inc. 
Verfügbarkeit), Suche von 3-4 Second Source Alternativen inc. 
Bestückoptionen für das Adaptieren nichtkompatibler Bauteile, kaufen der 
Bauteile für den Implementierungsstep (nur verfügbare), Layout. Wenn ich 
die erforderliche Stückzahl der Bauelemente bekomme, schmeiße ich die 
Bestückoptionen an der Stelle wieder raus. Derzeit habe ich 3 
Keykomponenten als Mischbestückung, weil ich an den Stellen nicht die 
erforderliche Bauteilzahl bekommen habe.
Der Aufwand ist immens. Ich habe bist zum Schluss offen gehabt, ob  die 
Systemspannung 3,3V oder 5V ist. Die Abschätzung vom Stromverbrauch war 
ähnlich vage, aber Maßschneidern erhöht gerade das Risiko zu sehr. Für 
eine echte Serienproduktion ist so eine Strategie natürlich nichts, aber 
ich kann so den ohnehin taffen Zeitplan einhalten ohne die Ebene der 
Planung zu verlassen.

von oszi40 (Gast)


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Hannes J. schrieb:
> eigener Lagerhaltung den Bach runter geht,

Naja, manche Bauteile sind auch wie frisches Gemüse: schnell weg oder 
verdorben. Vorrat ist sicher der beste Rat, solange es nicht übertrieben 
wird mit schnell verderblicher Ware. Andererseits müssen für xx Jahre 
manche Ersatzteile vorgehalten werden... Bin heute schon gespannt, ob es 
z.B. nach 12 Jahren noch passende Motorsteuergeräte für manches Auto 
gibt.

von W.S. (Gast)


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Hannes J. schrieb:
> Ich weiß nicht was es ist, warum in den Drecksbüchern der BWLer immer
> nur Mist steht und sie keine vernünftige Risikofolgenabschätzung machen
> können.

Ähem... die könnten das sehr wohl, aber es betrifft sie nicht 
persönlich, jedenfalls nicht direkt. Das ist der springende Punkt. Und 
deswegen ist es solchen Leuten im Grunde auch egal, ob es der Firma gut 
geht oder ob sie wegbricht. Die eigenen Boni sind ihnen weitaus 
wichtiger.

BWL ist nicht an irgendeine Industriesparte gebunden.

W.S.

von Rainer V. (a_zip)


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oszi40 schrieb:
> Bin heute schon gespannt, ob es
> z.B. nach 12 Jahren noch passende Motorsteuergeräte für manches Auto
> gibt.

Immerhin kostet heute eine simple M8-Sechskant-Mutter für eine 
Mercedes-S-Klasse , sofern sie noch im Zentrallager aufgefunden wird 
12,89€. Kann man natürlich nicht meckern...
Rainer

von S. R. (svenska)


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Hannes J. schrieb:
> Wenn der Laden dank fehlende eigener Lagerhaltung den Bach
> runter geht, dann ist das für den BWLer natürlich völlig OK.

Ja. Erstens betrifft sie das nicht persönlich (die Firma haftet), 
zweitens gibt es staatliche Unterstützung (weil der Schaden unerwartet 
groß ist) und drittens war es die Jahre davor billiger, die Lagerhaltung 
einzustampfen. Sonst wäre die Firma nämlich schon vor Corona pleite 
gewesen.

Wenn es über alles billiger ist, jemanden umzunieten als ihn zu 
bezahlen, dann geht der Knarrenverkauf hoch. Ganz einfach. Genug 
Menschen haben nicht genug Skrupel.

von Helge (Gast)


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Es gibt da ein Problem, und das kann sehr wohl der Staat beeinflussen.

Lagerbestand gleich wie andere Rücklagen werden als Gewinn besteuert. 
Davon kann man sich in grenzen befreien, aber nur wenig (geplante 
Rücklagen für Investitionen, bekannte Risiken). Will die Regierung 
nachhaltiges wirtschaften fördern, muß wenigstens die Summe entsprechend 
der Unternehmenskosten für z.B. 1 Jahr steuerfrei "eingelagert" (Ware, 
Konto) werden können.

von Christian M. (christian_m280)


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Anarchist schrieb:
> Die Politik ist ratlos

Nein, nein, die Politik ist genau auf Kurs! Und alle machen mit!

E-WC schrieb:
> Das sind alles nur winzige, kaum wahrnehmbare Ausschläge auf der
> Disasterskale. Die wirklichen Einschläge kommen erst noch beim finalen
> Kollaps des kapitalhuldigenden Wirtschaftssystems, einschliesslich des
> ebenfalls ausser Kontrolle geratenen Finanzsektors.

Viellicht merken es dann die Letzten - vielleicht...
Aber sind ja alles nur irgendwelchen kruden Verschwörungstheorien...

Gruss Chregu

von Anarchist (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> ein das stimmt nicht. Er hat im Umkreis fast alle Pizzaläden
> verschwinden lassen, so dass die Pizzabäcker und Boten keine andere Wahl
> mehr hatten, als für seine Kette zu arbeiten.

Sowas machen aber Kapitalisten nicht, sondern Proles. Also die 
Verlierer.

> Abgesehen davon: jemand der effektiv weniger als Mindestlohn zahlt, ist
> ein Ausbeuter. Egal wie er das anstellt. Es kann nicht sein, dass jemand
> während seiner Arbeitszeit weniger Geld verdient, als er in der selben
> Zeit verbraucht. Ein Job muss wenigstens für Wohnung, Essen und
> Klamotten reichen. Mit 7€ pro Stunde ist das in Düsseldorf jedoch nicht
> der Fall.

Dieses System funktioniert genau so. Du bist Sozialist.

von Manfred K. (4for)


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Paul schrieb:
> Ich habe ein pcb, auf dem unter anderem ein Atmel-uController
> (ATSAM3X8EA-AU) sowie mehrere Schrittmotor-Treiber (L6470H) verbaut
> sind.
> Vorsichtshalber wollte ich nun mal nachsehen, ob für eine eventuelle
> Nachbestellung die Teile verfügbar sind.


guckst du:
https://octopart.com/search?q=ATSAM3X8EA-AU&currency=USD&specs=0
https://octopart.com/l6470h-stmicroelectronics-18599847

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Anarchist schrieb:
> Du bist Sozialist.

Falls das eine Beschimpfung sein sollte, musst du es dazu schreiben. 
Habe ich nämlich nicht so aufgefasst.

Du Anarchist :-)

von Paul (Gast)


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Manfred K. schrieb:
> guckst du:
> https://octopart.com/search?q=ATSAM3X8EA-AU&currency=USD&specs=0
> https://octopart.com/l6470h-stmicroelectronics-18599847

Bei octopart steht bei rs components ein Lagerbestand, doch auf deren hp 
kommt leider die Ernüchterung:-(

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Johannes U. schrieb:
> Andreas S. schrieb:
>
>> Corona hat ja nicht wie ein Erdbeben oder Feuer die
>> Produktionskapazitäten zerstört, sondern vor allem die Transportketten
>> unterbrochen. Hinzu kommt in vielen Ländern noch ein Mangel an
>> LKW-Fahrern usw.. Überall auf der Welt stehen leere Container herum, die
>> dringend an andere Orte gebracht werden müssen, aber es fehlen die
>> Transportkapazitäten. Vor den Häfen gibt es lange Schlangen von
>> wartenden Schiffen, die entladen werden müssen. Es würde mich nicht
>> wundern, wenn in diesen Containern mehrere Milliarden Stück
>> Microcontroller und andere wichtige Bauteile liegen.
>
> Dazu sei noch diese Lektuere hier empfohlen:
>>https://blog.fefe.de/?ts=9fb5b288
> '[...] Nun zu der eigentlichen Perversion und etwas "insight" zu solchen
> Geschäften.
>
> Kein einziger unserer LKWs fährt irgendwo leer hin um etwas aufzuladen
> um dann halbgefüllt irgendwo wieder abzuladen. Wir sehen LKWs als
> rollende Lagerfläche und haben ziemlich ausgeklügelte Systeme damit ein
> LKW immer voll ist. Bevor ein LKW also halb gefüllt irgendwo hinfährt,
> befüllen wir die andere hälfte des LKWs mit Lagerbestand und kutschieren
> den "sinnlos" in der Weltgeschichte herum. Warum tun wir das? Bis zu
> einem gewissen Füllstand eines LKW mit Lagergut (variiert je nach
> Strecke/Dauer) ist der m²-Preis im "rollenden Lager" günstiger, als neue
> Lagerflächen zu kaufen. Ein Großteil unserer LKW-Flotte fährt bereits
> mit über 70 % Lagergut, heißt im Umkehrschluss, dass wir nur noch 30 %
> der Fläche pro LKW mit eigentlichen Speditionsaufgaben beschicken
> können, [...]'

So sehr ich Fefe schätze - in diesem Punkt bin ich mir nicht sicher in 
wie weit der stimmt.
Ich habe bei einem befreundeten Mittelständler nachgefragt. Der 
kalkuliert für einen LKW mit Kosten von ca. 1000€/Tag (mit Fahrer etc.), 
für einen Stellplatz (eine Palette) mit 1,30 €/Monat.

Ich bin nicht sicher, ob die Kostenstrukturen für große Logistiker 
anders sind. Opportunitätskosten, Konventionalstrafen wenn man weniger 
lagern kann, was auch immer.Aber ganz so einfach wie im Post scheint die 
Rechnung nicht zu sein.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Tilo R. schrieb:
> Ich habe bei einem befreundeten Mittelständler nachgefragt. Der
> kalkuliert für einen LKW mit Kosten von ca. 1000€/Tag (mit Fahrer etc.),
> für einen Stellplatz (eine Palette) mit 1,30 €/Monat.

Diese Rechnung halte ich für wesentlich plausibler.

Das, was allerdings wirklich ein Problem darstellt, sind die als 
Containerstellplätze und somit als Außenlager missbrauchten Rastplätze, 
insbesondere in Autobahnnähe.

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