Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Drehstromsynchronmaschine im Anlauf


von Tim M. (tim797)


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Moin zusammen,

kann mir jemand sagen, wie sich eine Drehstrommaschine im unter- und 
übererregten Zustand verhält? Was passiert, wenn die Maschine am Netz 
angeklemmt ist und langsam Spannung auf den Läufer gegeben wird?

Ab wann ist der Stator synchron zum Netz?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Der Stator einer netzgespeisten Drehstrommaschine ist immer synchron zum 
Netz.

Der Rotor ist synchron zum Netz sowie er seine Synchrondrehzahl erreicht 
hat. Bei einer zweipoligen Maschine und 50Hz wären das 3000U/min.

Über- oder Untererregung führt zu einer verschobenen Phasenlage zwischen 
den Feldern von Rotor und Stator. Im Generatorbetrieb kann man dadurch 
den Blindstromanteil regeln, den die Maschine induktiv oder kapazitiv 
einspeisen soll.

von Maxe (Gast)


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Tim M. schrieb:
> Was passiert, wenn die Maschine am Netz
> angeklemmt ist und langsam Spannung auf den Läufer gegeben wird?
Der Rotor wird durch den Wechselstrom abhängig von der Phasenlage vor 
und zurück gedreht. Bei 50Hz ist das eine Vibration, die Welle dreht 
nicht oder nur minimal. Mit steigender Spannung nehmen die Ausschläge 
der Vibration zu. Schneller wird der Motor in der Regel dabei nicht.

> Ab wann ist der Stator synchron zum Netz?
Nie.

von Christof Rieger (Gast)


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Vorsicht die Asynchronmaschine läuft nie synchron. Eine 
Synchronmaschiene schon. Eine Synchronmaschiene würde ich aber nur mit 
einem Frequenzumrichter fahren.

von Peter R. (pnu)


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Christof Rieger schrieb:
> Vorsicht die Asynchronmaschine läuft nie synchron.

Doch:

Bei unregelmäßiger Form des Anker-Magnetfeldes kommt es bei geringer 
Belastung zum einrasten in den Synchronbetrieb wie beim Reluktanzmotor.

Stelle Dir einen Anker vor mit etwas elliptischem Querschntt anstelle 
exakter Kreisrundheit. Der wird in Synchronbetrieb einrasten und wie 
eine Magnetnadel dem Drehfeld des Stators folgen.

Das nutzte man bei den sog. Reluktanzmotoren aus die z.B. früher bei den 
Uhren mit Klappzifferanzeigen netzsynchron liefen aber trotz nur einer 
Wicklung aus dem Stand am Netz anliefen.

m.W. läuft auch ein Tesla-Automotor auf diese beiden Arten: Aus dem 
Stand heraus als Asynchronmotor (Mit den schlupfbedingten Verlusten) und 
nach dem Einrasten ins Drehfeld als Synchronmotor (ohne die bei Schlupf 
unvermeidbaren  Verluste)

Beim Anker eines Asynchronmotors sind z.B. die Nuten des Ankers oft 
schräg zur Längsrichtung der Welle ausgeführt, um dieses Einrasten zu 
vermeiden denn sonst hat bei kleinem Schlupf der Motor ein rüttelndes 
Drehmoment und erzeugt (viel schlimmer) tieffrequente Belastungen des 
Stromnetzes.

von Peter R. (pnu)


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Tim M. schrieb:
> wann ist der Stator synchron zum Netz?

in einer Drehbank eingespannt und über Schleifringe angeschlossen

Stator heißt immer der stehende Teil des Motors. Nur an einem 
Gleichspannungsnetz ist er dann  wohl "netzsynchron".

Hoppla:

Tim M. schrieb:
> Was passiert, wenn die Maschine am Netz
> angeklemmt ist und langsam Spannung auf den Läufer gegeben wird?

Du sprichst anscheinend von einem Drehstrommotor mit Schleifringläufer, 
eine wohl seltenere Bauart

Normalerweise schließt man an den Schleifringen nur Widerstände an um 
das Anlaufverhalten zu beeeinflussen.

Bei mechanisch geklemmtem Läufer kann man diesen auch von den 
Schleifringen her speisen.

Dann ist es aber beinahe ein Trafo, bei dem aber die Phasendrehung 
zwischen Primär- und Sekundärseite beliebig verstellt werden kann.
Anwendung bei Messtechnik für Wirk- oder Blindstromverhalten bei 
Stromzählern.

Das geht auch in die Richtung " Trafo gleichzeitig von Primär- und 
Sekundärseite her gespeist"

von Christof Rieger (Gast)


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@Peter, also es ist möglich einen Käfigläufer so konstruktive 
auszulegen, das er beim Nenndrehmoment trotzdem synchron läuft. Nicht 
schlecht, das gab es zu meiner Zeit, als ich studiert hatte noch nicht, 
oder wurde uns Nachrichtentechnikern nicht beigebracht, aber gut zu 
wissen. Danke.

von 0 Max 123 (Gast)


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Tim M. schrieb:
> Moin zusammen,
>
> kann mir jemand sagen, wie sich eine Drehstrommaschine im unter- und
> übererregten Zustand verhält? Was passiert, wenn die Maschine am Netz
> angeklemmt ist und langsam Spannung auf den Läufer gegeben wird?


Falls Du zu lagsam wirst, steigt der strom an (L des Motors bekommt 
kleinere Frequenz).
Also mit kleinerer Frequenz starten  z.B 40 Hz 200 Volt.
Nimm den Arduino maxi, der hat beim timer1 3 vergleichsregister.

von Wühlhase (Gast)


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Christof Rieger schrieb:
> @Peter, also es ist möglich einen Käfigläufer so konstruktive
> auszulegen, das er beim Nenndrehmoment trotzdem synchron läuft. Nicht
> schlecht, das gab es zu meiner Zeit, als ich studiert hatte noch nicht,
> oder wurde uns Nachrichtentechnikern nicht beigebracht, aber gut zu
> wissen. Danke.

Wenn du das "Nenndrehmoment" so definierst, das es nur geringfügig über 
dem Leerlauf liegt und du noch viele tausend Prozent Reserve zum 
Maximaldrehmoment einplanst, dann ja. Er schrieb ja nicht umsonst von 
"geringer Last".

Beispiele für eliptische Ankerfelder sind z.B. Kondensatormotoren - ASM, 
die an einphasiger Wechselspannung betrieben werden. Ob es da zum 
Einrasten in das Ankerfeld kommt weiß ich aber nicht.

von Peter R. (pnu)


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Christof Rieger schrieb:
> .... also es ist möglich einen Käfigläufer so konstruktive
> auszulegen...

Da musst du mal bei Youtube nachschauen. Da gibt es Bilder von diesem 
Tesla-Motor samt Anker.

Wühlhase schrieb:
> Beispiele für eliptische Ankerfelder sind z.B. Kondensatormotoren - ASM,
> die an einphasiger Wechselspannung betrieben werden. Ob es da zum
> Einrasten in das Ankerfeld kommt weiß ich aber nicht.

Das Einrasten passiert bei magnetisch unsymmetrischem Anker, nicht beim 
Drehfeld. Das wird ja vom Stator erzeugt  und der  ändert seine Rotation 
nicht, denn die ist ja von Netz her bestimmt.

Ein Beispiel des Reluktanzverhaltens:

Weicheisenspäne "lassen die Magnetlinien besser durch als Luft". 
(Reluktanz = Durchlässigkeit für Magnetfeld)

Deshalb richten die Magnetlinien die Eisensspäne in Richtung der Linie 
aus und machen so die Magnetlinien sichtbar.

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