Forum: Fahrzeugelektronik Berührfläche zur Sicherungsauslösung


von SicherIstSicher (Gast)


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Hi,
Folgendes Gedankenspiel: Marder oder Nagetier knabbert an Kabel im Auto. 
Es berühren sich jeweils nur ein Drähtchen der Litzen von Plus- und 
Minuspol.
Reicht das schon aus, um eine KFZ Sicherung auszulösen oder glühen die 
Drähtchen solange, bis sie selber durch sind?
Was gibt es hier für Normen oder Vorschriften?

: Verschoben durch Moderator
von H. H. (Gast)


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Bei so starker Paranoia am besten Auto abmelden und verschrotten lassen.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Die Drähtchen glühen binnen weniger Millisekunden weg, weil das Kupfer 
schmilzt und verbrennt.

Die Sicherungen merken da nichts von und es gibt keine Normen und 
Vorschriften, das ist einfache Physik.

10cm Draht mit 0.1mm² Querschnitt, dazu 150A Kurzschlussstrom sind 500W, 
die dieser kleine Draht verheizt. Der ist in ein paar Millisekunden 
verdampft und die Sicherungen interessieren sich nicht einmal dafür, 
weil dicker.

von MaWin (Gast)


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SicherIstSicher schrieb:
> Was gibt es hier für Normen oder Vorschriften?

Die Sicherung muss so ausgelegt sein, dass es nicht durch Überstrom im 
Kabel zu einer Erwärmung kommt so dass etwas Feuer fängt.

Es zählt dabei das gesamte Kabel, mit allen Litzendrähten drin, dickere 
Kabel erlauben stärkere Sicherungen.

Ein Einzellitzendraht glüht auf und brennt durch, hat aber nicht genug 
Wärmeenergie um einen Brand auszulösen.

von Stefan F. (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> Die Drähtchen glühen binnen weniger Millisekunden weg, weil das Kupfer
> schmilzt und verbrennt.

Glaube ich nicht. Da ist eine Menge Material, das Wärme ableitet.

Sebastian R. schrieb:
> 10cm Draht mit 0.1mm² Querschnitt, dazu 150A Kurzschlussstrom sind
> 500W, die dieser kleine Draht verheizt

Ja schon, aber er meint viel dickere Kabel aus denen einzelne Litzen 
heraus ragen und sich berühren.

von SicherIstSicher (Gast)


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Danke für die Antwort.
Mir geht's ja nur ums Verständnis.

Ich hab Kurzschlussstrom und Strombelastbarkeit irgendwie durcheinander 
gebracht.
D.h. ein Leiter kann weiteaus mehr leiten (im Kurzschlussfall 
beispielsweise) als er eigentlich an Stromstärke verträgt (und deshalb 
verglüht, sollte nicht die Sicherung durchbrennen), richtig?

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Ja schon, aber er meint viel dickere Kabel aus denen einzelne Litzen
> heraus ragen und sich berühren.

Die Dicke der anderen Kabel ist doch egal, der Strom muss dann am Ende 
auch vollständig durch eine einzelne Litze.

Selbst, wenn das Drähtchen dann nur 5mm lang ist, ist der 
Übergangswiderstand mies und das Drähtchen fackelt sofort weg. Ist halt 
so dick, wie der Draht in einer 500mA oder 1A-Sicherung vielleicht. Und 
so ein Bleiakku kann deutlich mehr Strom liefern. Und von einer 
Sicherung mit gleichem Querschnitt wie ein einzelnes Drähtchen erwarte 
ich ja auch, dass sie durchbrennt

von Andrew T. (marsufant)


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SicherIstSicher schrieb:
> Reicht das schon aus, um eine KFZ Sicherung auszulösen oder glühen die
> Drähtchen solange, bis sie selber durch sind?

Auch wenn heute Freitag ist:
Es gibt mehr als eine Sicherungsstärke  ("eine KFZ Sicherung") und
mehr als einen Kabelquerschnitt.

somit: Genügend starke Sicherung und genügend dünne Einzellitze 
vorausgesetzt: Es glüht die Einzellitze weg.


Da in fast allen Fahrzeugen das chassis der Minuspol ist, genügt es 
(fast immer) sich auf eine einzelens an KL30 angeschlossnes Kabel zu 
konzentrieren.
Ein 0.1mm2 1cm lang ("Nagerlänge") Einzeldrähtchen und eine 5A ATU 
Sicherung: Die sicherung verliert

Ein 0.1mm2 1cm lang ("Nagerlänge") Einzeldrähtchen und eine 30A ATU 
Sicherung: Die Sicherung gewinnt, das Drähtchen glüht weg.

Wir haben da mal einige hundert Tests gemacht :-)

> Was gibt es hier für Normen oder Vorschriften?

z.B. Siccherungskennlinien im DaBla mit
Vorgaben der Hersteller, und die üblichen elektrotechnischen Normen.

von SicherIstSicher (Gast)


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Andrew T. schrieb:
> Wir haben da mal einige hundert Tests gemacht :-)

Cool :)
Danke für die Antwort

von Stefan F. (Gast)


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SicherIstSicher schrieb:
> D.h. ein Leiter kann weiteaus mehr leiten (im Kurzschlussfall
> beispielsweise) als er eigentlich an Stromstärke verträgt (und deshalb
> verglüht, sollte nicht die Sicherung durchbrennen), richtig?

Es ist letztendlich (wie fast immer) eine Frage der Temperatur. Je 
besser die Wärme abgeleitet wird, umso mehr Strom verträgt das Kabel.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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SicherIstSicher schrieb:
> oder glühen die Drähtchen solange
Ich frage mich bei derartig trivialen Fragen immer innerlich: warum 
probierst du das nicht einfach mal selber aus, wenn du schon kein YT 
Video dazu findest?

> oder glühen die Drähtchen solange
Wenn es so einfach wäre, Kupferdrähtchen lange zum sichtbaren Glühen 
zu bringen, dann hätte Edison nicht so einen Zinnober mit der Glühlampe 
gehabt...

von Stefan F. (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> Selbst, wenn das Drähtchen dann nur 5mm lang ist, ist der
> Übergangswiderstand mies und das Drähtchen fackelt sofort weg.

Schau dir mal die Bonding Drähte in Leistungs-Transistoren an.

Zum Beispiel der uralte 2N3055 verträgt dauerhaft 15 Ampere, durch 
Drähte die nur einen Bruchteil eines Millimeters dick sind.

Bei aktuellen MOSFET die viel mehr Strom vertragen sieht es nicht anders 
aus, außer dass man dort teilweise mehrere Bonding Drähte parallel 
geschaltet hat.

Siehe dazu diesen Artikel: 
http://www.aosmd.com/res/application_notes/mosfets/continuous_drain.pdf

Da wird die Sache mit der Wärme-Ableitung detailliert erklärt und mit 
Fotos von Wärmebild-Kameras illustriert.

von Stefan F. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> warum probierst du das nicht einfach mal selber aus

Die heutige Jugend wird nicht mehr zum Experimentieren animiert. In der 
Schule fehlt das Material und zu hause werden sie in Watte gepackt. 
Stattdessen weisen wir (ich schließe mich da ein) sie immer wieder 
darauf hin, was alles gefährlich ist.

Früher fühlte man sich als jugendlicher fast unsterblich. So ganz falsch 
war das nicht, denn sie hatten wachsame Schutzengel und Eltern. Heute 
sind die Eltern woanders mit Arbeit beschäftigt und die Schutzengel in 
Pakistan.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Früher fühlte man sich als jugendlicher fast unsterblich. So ganz falsch
> war das nicht, denn sie hatten wachsame Schutzengel und Eltern.

Heute werden die Kids von ihren Eltern im SUV zur Schule gefahren, damit 
sie sich vom Radfahren keine Schramme holen. Ein Kind, welches mit 
Kabeln experimentiert? Würde bei der Helikoptermama einen Herzkasper 
auslösen.

von MaWin (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Früher fühlte man sich als jugendlicher fast unsterblich.

Tja, hat halt nur nicht immer geklappt.

Früher (und damit meine ich nach dem 2.WK, nicht davor) sind DEUTLICH 
mehr Kinder bei ihren Freizeitaktivitäten ums Leben gekommen oder schwer 
verletzt worden als heute.

Auch heute noch starben über 50% der 15-19-jährigen Toten an 
Verletzungen und Vergiftungen und nicht an Krankheiten.

von MaWin (Gast)


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von SicherIstSicher (Gast)


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Wie beeinflusst Feuchtigkeit die Eingangs beschriebene Konstellation? 
Also wenn durch Regenwasser Plus und Minus über das Drähtchen verbunden 
sind?
In der Hauselektrik bei 230V kann das ja schon gefährlich sein.
Wie schaut es im KFZ Bereich aus?
Die Frage ist ernst gemeint.

von Stefan F. (Gast)


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SicherIstSicher schrieb:
> Wie beeinflusst Feuchtigkeit die Eingangs beschriebene Konstellation?

Wasser wird bei ausreichend hoher Spannung/Strom heiß und verdampft.

SicherIstSicher schrieb:
> In der Hauselektrik bei 230V kann das ja schon gefährlich sein.

Eigentlich nur, weil jemand die nasse Stelle anfassen könnte. Sost 
passiert da nichts großartig.

> Wie schaut es im KFZ Bereich aus?

Wahrscheinlich fließt nur wenig Strom so dass die Stelle nass bleibt. 
Ist aber blöd wenn deswegen die Batterie entladen wird.

von Helmut L. (helmi1)


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SicherIstSicher schrieb:
> Also wenn durch Regenwasser Plus und Minus über das Drähtchen verbunden
> sind?

Regenwasser ist fast destilliertes Wasser, leitet damit fast ueberhaupt 
nicht.

von A. S. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Ein Einzellitzendraht glüht auf und brennt durch, hat aber nicht genug
> Wärmeenergie um einen Brand auszulösen.

bevor er durchbrennt, hat er auch genug Energie, um einen Brand 
auszulösen. So wie auch jeder schlechte Kontakt. Das ist nur deshalb 
kein Problem, weil meistens drumherum entsprechend Platz und schwer 
entflammbare Materialien sind. Oder weil Einzellitzen, z.B. als Folge 
eines Anbohrens, in nicht entflammbaren Mauern hausen.

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