Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik STK0039 Endstufe, Ersatz IC zerrt wenn leise


von Wolfgang S. (wolle62)


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Ich versuche einen alten Stereo Verstärker flott zu machen."Rising SC-3"
Der hat 2 STK0039 als Endstufen verbaut. Eine war defekt.
Also habe ich mir Ersatz besorgt.(Amazon, nicht ALI) Der neue IC zerrt 
nun bis Zimmerlautstärke.
Höhere Pegel dagegen werden immer besser.
Der original verbaute macht das auf beiden Seiten nicht, der neue, egal 
auf welcher Seite eingesetzt zerrt. Der Lieferant hat mir schon ein 
Ersatz IC gesendet, aber der macht das selbe.
Alle Spannungen sind bis auf ein paar mV bei beiden ICs identisch!
Ich habe es mit 8 Ohm und 4 Ohm Lautsprechern getestet, für 8 Ohm ist 
der STK wohl laut Datenblatt gedacht.
Schließe ich an die Lautsprecherausgänge einen Kopfhörer mit je 32 Ohm 
an, dann ist der Ton sauber!

Mit meinem Messplatz Stabilock 4031 konnte ich das genauer sehen.
Mit dem Tongenerator an die Eingänge und die Lautsprechersignale mit dem 
Tastkopf abgegriffen und ans Volt- Klirrfaktormeter.
Mit Kopfhörer oder ohne ist alles gut , ca. 2% Klirrfaktor bei 1 KHz.
Mit 8 Ohm Boxen bis 4V SS 24%, je lauter desto besser, bei halber 
Lautstärke  dann ca. 6%. auch bei 1 KHz. (Der Messplatz misst Klirren 
nur bei 1 KHz...)

Hat jemand Erfahrungen mit dem STK0039 und einen Tipp, warum der neue IC 
sich so merkwürdig verhält?
Als Datenblatt finde ich im Netz nur immer eine Seite mit dem 
Prüfschaltplan oder dem Innenleben Ersatzschaltbild.
Bei YT fand ich noch das hier: 
https://www.youtube.com/watch?v=gLXa1PoR4y0

Vielleicht weiß hier ja jemand mehr...
Danke!

von H. H. (Gast)


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Du hast sicherlich eine Fälschung bekommen.

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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H. H. schrieb:
> Du hast sicherlich eine Fälschung bekommen.

Die Wahrscheinlichkeit scheint hier extrem hoch zu sein:
- https://www.vintage-radio.net/forum/showthread.php?t=172964

von Hp M. (nachtmix)


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Wolfgang S. schrieb:
> zerrt
> nun bis Zimmerlautstärke.
> Höhere Pegel dagegen werden immer besser.

Das ist gewöhnlich das Resultat von zu wenig oder überhaupt keinem 
Endstufen-Ruhestrom.
Weshalb dein STK das aber macht, weiss ich nicht.
Schwingt er vielleicht wegen schlechter Elkos an den Versorgungspins?

Schau dir das halt mal auf dem  Oszilloguck an.

von H. H. (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Schwingt er vielleicht wegen schlechter Elkos an den Versorgungspins?

Nicht plausibel, er hat ja die beiden STKs auch gegeneinander getauscht.

von Feierwachtmeister (Gast)


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Ja, das kann es nicht sein.

H. H. schrieb:
> Du hast sicherlich eine Fälschung bekommen.

Das denke ich auch.

Was genau im mit "STK0039" gelabelten Gehäuse drinsitzt, ist
schwer zu sagen - aber wohl etwas "schlechteres" und/oder
etwas für geringere Belastung ausgelegtes ("mit Kopfhörer
keine Verzerrung").

Hp M. schrieb:
> Das ist gewöhnlich das Resultat von zu wenig oder überhaupt keinem
> Endstufen-Ruhestrom.

Evtl. nicht "überhaupt kein", aber halt evtl. recht geringer.
Und bei höherer Lautstärke gehen die Übernahmeverzerrungen
schlicht im anwachsenden Signalpegel unter.

Vermutung klingt erst mal stimmig.

von Dieter (Gast)


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Wenn es nur Fakes gibt, kannst Du vielleicht noch ueber einen Widerstand 
nach Plus vom Ausgang den Arbeitspunkt verschieben. Das ist ein alter 
Trick als Notloesung.

von MaWin (Gast)


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Primitive Schaltung, mit einem Trimmer im Hybrid.

Edwin-Prinzup: bei geringer Leistung kommt der Strom vom ersten 
Transistor, bei höherem Strom übernimmt der zweite. Daher hast du einen 
Unterschied je nach Leistung.

Miss den Ruhestrom zwischen 3 und 8, vergleiche Original und Fälschung.

https://datasheetspdf.com/mobile/499374/ETC/STK0039/1

Man könnte das mit Einzeltransistoren nachbauen.

von H. H. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Primitive Schaltung, mit einem Trimmer im Hybrid.

Kein Trimmer.

von Olaf (Gast)


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> Du hast sicherlich eine Fälschung bekommen.

Das will ich gerne glauben. Auch wenn es mich manchmal erstaunt welchen
Aufwand man da betreiben muss um dann ein paar Stueck davon verhoekern 
zu
koennen. Aber wie schafft man es einen Verstaerker grob funktionsfaehig
zu bauen und dann 24% Klirrfaktor? Das konnte doch selbst Opas 
Roehrentechnik
schon besser.

Ich wuerde auch sagen das man das Teil selber nachbauen sollte wenn man
den Verstaerker unbedingt retten will, aber auf jedenfall mal den 
gefaelschten
STK aufmachen. Muss interessant sein da mal reinzuschauen.

Olaf

von Wolfgang S. (wolle62)


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Danke für die große Resonanz hier.
Dafür jetzt die Resultate:
Ihr habt alle recht!
Die Elkos in den Spannungen hatte ich im Vorfeld alle ersetzt, da ein 
leichtes Brummen hörbar war.

Der große Unterschied ist der Ruhestrom.
Von 3 nach 8 gemessen (Pins hochgelötet)
Original 44 mA
Nachbau 1,2 mA

Und beide Endstufen aufgemacht und fotografiert.
Man sieht schön, wie bei der defekten die Bond-Drähte weggeflogen sind.
Die grüne Platine ist die neue..

Der Link zum Nachbau ist sehr interessant! DAnke!

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Wolfgang S. schrieb:
> Man sieht schön, wie bei der defekten die Bond-Drähte weggeflogen sind.

Manchmal funktionieren die wieder, wenn der Bonddraht geflickt wird. 
Widerstandserhöhung an der Stelle durch Korrosion im Wechselspiel lassen 
manchmal solche Drähte auch wegfliegen.

Es gab diese Bausteine als Endstufen für Audio, aber auch im gleichen 
Gehäuse als Endstufen für andere Anwendungen. Der Unterschied war, dass 
zweitere keinen eingestellten Ruhestrom besaßen. Es könnten solche Typen 
einfach umgelabelt worden sein. Es gibt aber Methoden, wie aus diesen 
über Umwege doch noch ein höherer Ruhestrom erzeugt werden kann.

von H. H. (Gast)


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Wolfgang S. schrieb:
> Der große Unterschied ist der Ruhestrom.
> Von 3 nach 8 gemessen (Pins hochgelötet)
> Original 44 mA
> Nachbau 1,2 mA

Kannst du ja an der Fälschung einstellbar machen.

von MaWin (Gast)


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Wolfgang S. schrieb:
> Die grüne Platine ist die neue..

Sieht noch heile aus.

Löte an R 102/122 ein Trimmpoti an und stelle den Ruhestrom auch auf 
44mA ein.

Mit etwas Gluck sind die verbauten Transistoren genau so robust wie im 
Original und dein Verstärker funktioniert damit

von Dieter (Gast)


Angehängte Dateien:

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MaWin schrieb:
> Löte an R 102/122 ein Trimmpoti an und stelle den Ruhestrom auch auf
> 44mA ein.

Im Prinzip meinst Du damit R2 zu verkleinern, damit mehr Spannung dort 
abfällt und damit der Ruhestrom steigt.

von Dieter (Gast)


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Eine andere Methode ergänzt einen Widerstand vom Anschluss 8 zur 
negativen Spannungsversorgung und einen Widerstand vom Anschluss 3 zur 
positiven Spannungsversorgung.

Nicht gut fand ich die Lösung ein 44 oder 48 kHz Signal an den Pins 0 
und 1 einzuschleifen. Mit den Signalresten des CD-Players und des 
FM-Stereodecoders gab das leise Pfeiftöne, die an den leisen Stellen zu 
hören waren.

von Wolfgang S. (wolle62)


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Ihr seid eben Profis! Ich habs genau so gemacht.
Den 1,2k Widerstand heruntergesetzt.
Erst auf 1,0k > 2mA Ruhestrom
dann 820R > 55mA
dann 855R > 33mA Ruhestrom.

Mit 55mA lief die Seite auch, wird aber doch merklich wärmer.
Mit 33mA ist das Signal auch mit 4 Ohm Boxen sauber genug und ähnlich 
warm wie das original IC.
Den 855 Ohm Widerstand habe ich aus 2 verschiedenen Werten mit dem 
Ohmmeter ermittelt und zusammengestückelt.

Nun lief das Gerät mit CD Player dran erstmal halbe Lautstärke.
Alles normal soweit. Später werde ich ihn mit 8 Ohm Boxen mal fast volle 
Pulle rannehmen....

Vielleicht hilft der Thread hier ja noch anderen, die einen alten 
schönen Verstärker reparieren wollen.

Allen Helfern und Forumsmitglieder ein schönes 2. Adventwochenende!

Achso: Die alte Original Endstufe ist mit dem Multimeter nur noch Draht 
an den Bonddrähten zum Rest. Die ist wirklich hin.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Olaf schrieb:
>> Du hast sicherlich eine Fälschung bekommen.
>
> Das will ich gerne glauben. Auch wenn es mich manchmal erstaunt welchen
> Aufwand man da betreiben muss um dann ein paar Stueck davon verhoekern
> zu
> koennen.

Der Aufwand dürfte gering sein, wenn das originale Verstärker sind, die 
aus Geräten stammen, die garantiemäßig als defekt zurück genommen 
wurden.
Da braucht man nur die "wertvollen" Bauteile auszulöten, ein bischen 
saubermachen, fertig.
Serienfehler sind ja so selten nicht.

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