Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verrauschte Daten mit Erdfeuchtesensor


von Michael P. (michael_p)


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Hallo,

Ich habe einen kapazitiven Erdfeuchtesensor an einen ESP32 angeschlossen 
und sende die Daten in die Cloud.
Wenn ich den ESP32 über ein USB Kabel und Steckernetzteil versorge sind 
die Messwerte verrauscht. Stecke ich das USB Kabel vom Steckernetzeil ab 
(ein typisches 5V USB Netzteil) und stecke es in eine Powerbank dann 
sind die Messwerte sauber.

Der kapazitive Sensor ist dieser hier: 
https://www.adafruit.com/product/4026
Es wird kein analoges Signal übertragen sondern die Daten werden bereits 
per I2C zum ESP32 geschickt. Weil ich mir eben keine Sorgen ums Rauschen 
machen wollte ;-) Der Sensor wird über 3,3V vom ESP32 versorgt.

Soweit so gut, man denkt das Steckernetzteil liefert kein sauberes 
Signal aber das Steckernetzeil ist das Beste das ich finden konnte und 
wenn ich mit einem Oszi die Versorgungsspannung direkt am kapazitiven 
Sensor messe sehe ich keinen Unterschied zwischen der Versorgung mit 
Steckernetzteil oder Powerbank.

Aber mir ist aufgefallen, dass wenn ich mit dem Tastkopf an VCC vom 
kapazitiven Sensor hänge (also 3,3V vom ESP32) und der ESP32 über die 
Powerbank versorgt wird, ist das Signal, das in der Cloud ankommt, 
trotzdem verrauscht. Wenn ich das Oszi ausschalte ist das Signal noch 
immer verrauscht. Wenn ich nun aber das Oszi vom Netz trenne, dann ist 
das Signal wieder sauber.

Scheint also irgendwie übers Netz zu kommen. Wie könnte ich das denn 
lösen wenn ich den ESP32 aber über ein Netzteil versorgen möchte. 
Lineares Netzteil probieren?

LG,
Michael

von DoS (Gast)


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Ein ordentlicher Filter (CMC, DMC) an der Versorgung könnte auch schon 
helfen. Manchmal wird ein Linearregler auch als Filter verwendet.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Michael P. schrieb:
> Ich habe einen kapazitiven Erdfeuchtesensor an einen ESP32 angeschlossen
Zeig doch mal den Schaltplan mit Typbezeichnungen und Bauteilnamen und 
dann auch Fotos vom Aufbau.

Michael P. schrieb:
> Weil ich mir eben keine Sorgen ums Rauschen machen wollte
Weil sich die Feuchtigkeit ja nicht alle 10 ms ändert, könntest du da ja 
was mit einem Filter über ein paar Minuten probieren.

von Dieter (Gast)


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Bei solchen Messsystemen wird ein Netzteil benötigt, dass alle drei 
Anschlüsse hat, also L, N und PE oder kurzgesagt, auch den Schutzleiter 
verwendet.

Kopplungsarmer interner Aufbau setzt auch einen entsprechenden 
Übertrager mit besonders niedriger parasitärer kapazitiver Kopplung 
voraus. So etwas gibt es für Endkunden fast nicht käuflich zu erwerben.

von Wolfgang (Gast)


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Michael P. schrieb:
> Ich habe einen kapazitiven Erdfeuchtesensor an einen ESP32 angeschlossen
> und sende die Daten in die Cloud.
> Wenn ich den ESP32 über ein USB Kabel und Steckernetzteil versorge sind
> die Messwerte verrauscht.

Ist das wirklich Rauschen oder könnte es sich auch um Aliasing handeln?
Steckt der Erdfeuchtesensor dabei in der Erde und falls ja, ist die Erde 
dabei potentialmäßig geerdet?

von Egon D. (Gast)


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Michael P. schrieb:

> [...] Rauschen [...]

"Rauschen" ist eine...

1. zufällige
2. breitbandige
3. unkorrelierte

...Störung.

Das hast Du geprüft?

Es kann sich nicht einfach um Einstreuung des
SNT-Taktes handeln?

von Michael P. (michael_p)


Angehängte Dateien:

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Den Aufbau sieht man im Anhang und er ist denkbar einfach:
Ein ESP32 (Firebeetle) wird über ein USB Kabel mit Spannung versorgt.
Der kapazitive Erdfeuchtesensor https://www.adafruit.com/product/4026 
wird mit 3,3V vom ESP32 versorgt und liefert über I2C die Daten die der 
ESP32 dann an Thingspeak sendet.

Versuch 1
Versorgung=Steckernetzteil
Oszi=nicht verbunden (also nicht wie im Bild im Anhang)
Ergebnis=verrauscht

Versuch 2
Versorgung=Powerbank
Oszi=nicht verbunden
Ergebnis=nicht verrauscht

Versuch 3
Versorgung=Powerbank
Oszi=verbunden (also wie im Bild) und eingeschaltet
Ergebnis=verrauscht

Versuch 4
Versorgung=Powerbank
Oszi=verbunden und nicht eingeschaltet
Ergebnis=verrauscht

Versuch 5
Versorgung=Powerbank
Oszi=verbunden, nicht eingeschaltet und Netzkabel abgesteckt
Ergebnis=nicht verrauscht



DoS schrieb:
> Ein ordentlicher Filter (CMC, DMC) an der Versorgung könnte auch
> schon
> helfen. Manchmal wird ein Linearregler auch als Filter verwendet.

Ich probiere das gerne aus, aber ich glaube ich würde nicht verstehen 
wie der Filter den Unterschied zwischen Versuch 4 und 5 erklären könnte.

Lothar M. schrieb:
> Weil sich die Feuchtigkeit ja nicht alle 10 ms ändert, könntest du da ja
> was mit einem Filter über ein paar Minuten probieren.

Ein PT1 Filter im ESP32 zu rechnen wäre tatsächlich ein Workaround der 
mir auch vorschwebt. Aber ich würde gerne auch das Problem verstehen und 
probieren an der Wurzel zu lösen

Dieter schrieb:
> Bei solchen Messsystemen wird ein Netzteil benötigt, dass alle
> drei
> Anschlüsse hat, also L, N und PE oder kurzgesagt, auch den Schutzleiter
> verwendet.

Sowas hätte ich auch vermutet. Du machst mir nicht unbedingt Mut ;-)

Wolfgang schrieb:
> Ist das wirklich Rauschen oder könnte es sich auch um Aliasing handeln?
> Steckt der Erdfeuchtesensor dabei in der Erde und falls ja, ist die Erde
> dabei potentialmäßig geerdet?

Definitiv Rauschen. Durch Aliasing ist der Unterschied von Versuch 4 zu 
5 nicht zu erklären. Das Problem tritt in Erde aber auch frei liegend am 
Schreibtisch auf.

Egon D. schrieb:

> Es kann sich nicht einfach um Einstreuung des
> SNT-Taktes handeln?
Das Rauschen tritt auch bei Versuch 4 auf und da ist kein SNT beteiligt.

von Mani W. (e-doc)


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Ich denke, dass Deine Spannungsversorgung verseucht ist, und zwar die
an der Steckdose...

Teste mal, alle Led-Lampen im Haus abschalten, ich hatte da schlimme
Erfahrungen gemacht...

Was hast Du für ein Oszi?

: Bearbeitet durch User
von Michael P. (michael_p)


Angehängte Dateien:

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Mani W. schrieb:
> Ich denke, dass Deine Spannungsversorgung verseucht ist, und zwar
> die
> an der Steckdose...
>
> Teste mal, alle Led-Lampen im Haus abschalten, ich hatte da schlimme
> Erfahrungen gemacht...

Gute Idee, werde auch mal das Setup wo Anders ausprobieren.
Ich habe ein Rigol DS1054

Im Anhang sieht man übrigens wie das saubere Signal aussieht (nur mit 
Powerbank) und ab der Hälfte mit SNT versorgt.

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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Die Powerbank hat im Gegensatz zu irgendeinem Netzteil keine Kapazität 
zum Netz und irgendwelchen Erdpunkten. Wahrscheinlich fließt ein 
winziger Ausgleichsstrom sobald Du Verbindung zu Netz hast. Mache eine 
Gegenprobe mit Sensor im isolierten Blumentopf.
https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator#/media/Datei:Entst%C3%B6rkondensatoren4.png

von Mani W. (e-doc)


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Ich hatte vor einigen Jahren ein altes MW Radio mit Röhren, das
funktionierte auch in der Nacht nicht mit 20 m Verlängerung in den
Garten - keine Sender, nur Rauschen und Gebrummel...

Ursache war eine 230 V Led, abgeschaltet waren viele Sender wieder da...

von Anja (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Weil sich die Feuchtigkeit ja nicht alle 10 ms ändert, könntest du da ja
> was mit einem Filter über ein paar Minuten probieren.

Michael P. schrieb:
> Im Anhang sieht man übrigens wie das saubere Signal aussieht (nur mit
> Powerbank) und ab der Hälfte mit SNT versorgt.

Wie man sieht ist Mittelwertbildung meistens eine schlechte Idee weil 
der Mittelwert der Messung durch Störungen auch verschoben ist. Ausnahme 
ist Mittelwertbildung über eine 50 Hz Periode um den Netzbrumm 
herauszufiltern.

Gruß Anja

von DoS (Gast)


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Die bei Adafruit schreiben, dass sie in ihrer Firmware oversampeln und 
dass man zwischen dem Auslesen die Wartezeit vergrößern soll. Das klingt 
schon in die Richtung, dass die auf der Sensorleiterplatte ein Problem 
haben. Es gibt Isolatoren für USB, so was könnte Abhilfe schaffen. Bei 
Reichelt gibt es einen ganz guten.

von Dieter (Gast)


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Mit einem NE555 wäre auch ein Test möglich, ob sich der Sensor leicht 
stören läßt. NE555 mit 9V Block betreiben. Dabei den Minuspul, bzw. 
Masse, der Schaltung mit der Erdung verbinden (z.B. Wasserleitung, 
Heizungsrohr, oder Schutzleiter). Der Ausgang geht auf die Versorgung 
des Arduinos.

von Dieter (Gast)


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Dieter schrieb:
> Der Ausgang geht auf die Versorgung des Arduinos.

Korrektur:
Wollte hier nicht Arduino, sondern ESP32 schreiben.

von Michael P. (michael_p)


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nur zur Info:
LED Leuchten sind es eher nicht, denn das Verhalten ist heute in der 
Früh exakt gleich. Heißt natürlich Nichts, da ich nicht weiß welche 
Vorlieben die Nachbarn so haben (Mehrparteienhaus).

oszi40 schrieb:
> Wahrscheinlich fließt ein
> winziger Ausgleichsstrom sobald Du Verbindung zu Netz hast. Mache eine
> Gegenprobe mit Sensor im isolierten Blumentopf.
> 
https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator#/media/Datei:Entst%C3%B6rkondensatoren4.png

Mir fehlt ehrlich gesagt der Plan wie das konkret auszusehen hat.

DoS schrieb:
> Es gibt Isolatoren für USB, so was könnte Abhilfe schaffen. Bei
> Reichelt gibt es einen ganz guten.

Das wäre ein guter Test wenn ich so einen USB Isolator hätte. Wenn ich 
richtig sehe, kostet der den du meinst 80 EUR. Und ich befürchte das 
wäre mir zu teuer. Da füge ich lieber 10 Zeilen Code hinzu und mache 
eine langsame Filterung. Die potentielle Gefahr der Verschiebung des 
Mittelwertes wäre egal, man muss sich die Daten sowieso immer relativ 
ansehen, der absolute Wert ist egal.

von oszi40 (Gast)


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Michael P. schrieb:
> Mir fehlt ehrlich gesagt der Plan wie das konkret auszusehen hat.

1.Foto vom eingebauten Sensor wäre nützlich.
2.Steck doch Deinen Sensor zum Test mal in einen Blumentopf, der auf 
einem Teller steht. Dann ist Dein Sensor erdfrei und sammelt nur noch 
Störungen über das Anschlusskabel ein (welches auch eine "Antenne" sein 
könnte). Ein Filter-oder SW-Lösung ist höchstens die zweitbeste Lösung, 
da die URSACHE nicht behoben wurde.
3.Es gibt 1000 verschiedene Netzteile. Nicht jedes hat die gleiche 
kapazitive Verbindung zum Netz. Probier noch ein Trafonetzteil.

von Michael P. (michael_p)


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Konnte das Problem durch den Anschluss des Schutzleiters an GND beheben.

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