Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kabelbruch im Boden finden


von Axel H. (Gast)


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Hallo,

sehe eben, dass ein kleiner Bautrupp den Gehweg kreisrund aufbudelt und 
ich erkundige mich, was das werden soll. Ich höre, das Kabel zur 
Straßenlaterne sei defekt. Ich frage, wieso gerade hier gebuddelt wird. 
Antwort: Ein Messtrupp sei hier gewesen, habe die Stelle ermittelt und 
ein Kreuz auf den Boden gemalt. Wie das gehen soll, wusste er nicht.

Wie kann man also in ca. 1 Meter Tiefe einen Kabelbruch lokalisieren? 
Die üblichen Kabelfinder aus dem Baumarkt schaffen bekanntlich gerade 
mal paar cm in der Tiefe.

Wobei mich wundert, wieso ein Kabel in 1 Meter Tiefe so einfach bricht.
So tief sind m.W. keine Mäuse unterwegs.

Axel

von Oliver S. (oliverso)


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Die werden vom Ende des Kabels her die Bruchstelle ausgemessen haben.

Oliver

von Stefan F. (Gast)


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Axel H. schrieb:
> Wie das gehen soll, wusste er nicht.

Man kann zum Beispiel Kurze Impulse ins Kabel senden und abwarten, bis 
das Echo zurück kommt. Denn an der defekten Stelle wird der Impuls 
reflektiert.

Funktioniert im Prinzip wie ein Echolot, nur mit Strom statt Schall. Auf 
diese Weise habe ich damals schadhafte (auch geknickte) Stellen in Koax 
Kabeln gefunden.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Das geschieht mit sogenannten "Reflektometer"
Um hier kein "Roman" zu schreiben, schaue unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitbereichsreflektometrie

73 55

von Udo S. (urschmitt)


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Und zusätzlich einem Plan wo das Kabel im Boden verlegt ist.
Daraus kann man dann die Stelle halbwegs genau ermitteln.

von Boris F. (skyperhh)


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von Christian W. (orikson)


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Hier noch ein Video zu den Ortungsgeräten für den Erdbau:
https://www.youtube.com/watch?v=okjrR_yyGPk

von Mike J. (linuxmint_user)


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Es gibt Geräte welche in das Kabel ein Signal (waren glaub ich etwa 
300kHz und man konnte dann auch noch andere Frequenzen auswählen) 
einspeisen und dann muss man mit dem Empfänger nur noch oben entlang 
laufen und siehst dann   wo das Signal schwächer wird, da hört dann die 
Leitung auf.

von Gerd E. (robberknight)


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Mike J. schrieb:
> Es gibt Geräte welche in das Kabel ein Signal (waren glaub ich etwa
> 300kHz und man konnte dann auch noch andere Frequenzen auswählen)
> einspeisen und dann muss man mit dem Empfänger nur noch oben entlang
> laufen und siehst dann   wo das Signal schwächer wird, da hört dann die
> Leitung auf.

Ja, aber leider ist das nicht ganz so einfach: desto höher die Frequenz, 
desto leichter koppelt das Signal kapazitativ über einen Kabelbruch 
hinweg. Oder es koppelt in über längere Strecke parallel laufende Kabel 
ein.

Durch diese Effekte kannst Du dann ab der Bruchstelle kein sehr schnell 
schwächer werdendes Signal messen, sondern es bleibt noch ein 
signifikanter Pegel übrig. Damit wird es schwer die genaue Bruchstelle 
zu lokalisieren.

Wenn Du niedrigere Frequenzen nimmst, wird die Wellenlänge größer und 
das Peilen dadurch gröber und ungenauer.

Für einen Kabelbruch ist daher Zeitbereichsreflektometrie normal Mittel 
der Wahl. Wenn Du natürlich den genauen Verlauf des Kabels nicht kennst, 
dann bleibt Dir nichts anderes übrig als mit solchen Methoden zu peilen.

von Schukostecker (Gast)


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Patrick L. schrieb:
> Das geschieht mit sogenannten "Reflektometer"
> Um hier kein "Roman" zu schreiben, schaue unter:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitbereichsreflektometrie
>
> 73 55

Genau, beste Antwort bisher. Und wer sich dafür interessiert wie ein TDR 
funktioniert und einen schnellen Inverter (74AC14,..) in der Bastelkiste 
hat, kann es selbst ausprobieren:

https://www.youtube.com/watch?v=9cP6w2odGUc

von Jemand (Gast)


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Es bleibt dann noch abzuwarten ob damit wirklich die richtige Stelle 
gefunden wurde! Wie oft haben Meß-Trupps schon Falsch-Messungen gebracht 
....
Chemie ist das was knallt und stink, Physik ist das was nie gelingt ! 
;-)

von Manfred (Gast)


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Jemand schrieb:
> Es bleibt dann noch abzuwarten ob damit wirklich die richtige Stelle
> gefunden wurde! Wie oft haben Meß-Trupps schon Falsch-Messungen gebracht

Solange Du nicht das Meßgerät bedienst, halten sich deren Fehler in 
Grenzen.

Ein Problem ist, den passenden Leitungstyp einzustellen, je nach Bauart 
des Kabels ergeben sich unterschiedliche Laufzeiten.

Ich kenne solche Dinge von Telefon- und Netzwerkkabeln, das funktioniert 
ziemlich gut - wenn man die Meßtechnik korrekt bedienen kann oder Fehler 
erahnt.

Bei mir gab es eine gestörte Telefonleitung, da kam die Firma KatiKom im 
Auftrag der Telekom und hat gemessen, der Fehler liegt knapp neben dem 
Haus. Könnte passen, da ist eine Muffe im Erdreich meiner Einfahrt. Ein 
paar Stunden später rief mich der Herr an, "wir müssen nochmal messen 
kommen, haben einen Fehler im Kabel unseres Meßgerätes entdeckt". Der 
Mann hatte Erfahrung, die neue Messung zeigte um 150 Meter weiter, wo 
tatsächlich der Fehler war.

Wer misst misst Mist, aber der Praktiker hat im Daumen, nicht jeden Wert 
zu glauben.

von Wolfgang (Gast)


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Axel H. schrieb:
> Wie kann man also in ca. 1 Meter Tiefe einen Kabelbruch lokalisieren?

Die Tiefe ist völlig egal. Gemessen wird die Länge bis zum Kabelende.
Die Messung mittels FDR lässt sich mit jedem VNA durchführen, solange du 
die Signalausbreitungsgeschwindigkeit im Kabel kennst.

von Jens B. (dasjens)


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Oliver S. schrieb:
> Die werden vom Ende des Kabels her die Bruchstelle ausgemessen haben.
>
> Oliver

Ne, vom Anfang :P

PS: Ist bald Freitag ^^

von Axel H. (Gast)


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Jemand schrieb:
> Es bleibt dann noch abzuwarten ob damit wirklich die richtige Stelle
> gefunden wurde! Wie oft haben Meß-Trupps schon Falsch-Messungen gebracht

Leider konnte ich das nicht mehr in Erfahrung bringen, denn nachmittags 
waren die schon nicht mehr da. Die Pflastersteine wieder sauber 
eingesetzt, eine Schippe Sand drüber und mit dem Besen in den Ritzen 
gekehrt. So sauber ausgeführt, dass ich die Stelle kaum wieder gefunden 
habe. Boden aufreißen, Kabelkanal aufmachen, Kabel reparieren, alles 
wieder zu machen in 4 Stunden - das fand ich fix.

Schade, denn mich hätte auch interessiert, wieso ein Kabel in 1 Meter 
Tiefe reißt - oder was immer da angebrannt ist. Eine Ladesäule an der 
Laterne wars jedenfalls nicht, denn soweit sind wir hier noch nicht.

von Mikrowilli (Gast)


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Fehlerursache kann z.B. eine unbemerkte Beschädigung bei Bauarbeiten 
sein, oder auch nur ein spitzer Stein, der sich durch den Kabelmantel 
gedrückt hat; eindringende Feuchtigkeit sorgt dann für den Rest.

Außer der Zeitbereichsreflektometrie und dem Einsatz von 
Trassensuchgenerator und Suchspule gibt es noch eine weitere Methode zum 
Aufspüren der Fehlerstelle: Nachdem alle angeschlossenen Verbraucher von 
der Leitung getrennt sind (z.B. durch Entfernen der Sicherungen), speist 
ein fahrbarer Stoßspannungsgenerator Hochspannungsimpulse in das Kabel 
ein; an der Schadensstelle entstehen dann Überschläge, die mit einem 
tragbaren Bodenmikrofon aufgespürt werden. Auf eine solche Aktion bin 
ich als neugieriger Jugendlicher einmal zufällig gestoßen und durfte 
selbst ausprobieren, wie das mit Bodenmikrofon und Kopfhörer 
funktioniert. Über der Schadensstelle konnte man das Knacken aus dem 
Bürgersteig übrigens auch mit bloßem Ohr hören, wenn man sich etwas 
vorgebeugt hat.

von Mikrowilli (Gast)


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Nachtrag: Einzelheiten zur Fehlerortung an Energiekabeln lassen sich 
z.B. hier nachlesen: 
https://docplayer.org/9793847-Kabelfehlerortung-an-energiekabeln-fehlerortung-in-niederspannungsnetzen.html

von Timo N. (tnn85)


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Bei uns hatten Sie damals vor 10-15 Jahren auch mal nach nem Fehler im 
Niederspannungskabel (Erdkabel) von der Trafostation bis zu unserem Haus 
gesucht. Alle Haussicherungen in den Häusern wurden getrennt.
Mir wurde damals gesagt, dass die da eine hohe Spannung auf das Kabel 
geben und dann ist einer mit Kopfhörer und einer Sonde dem Kabelverlauf 
unterm Gehweg entlanggegangen und hat scheinbar durch Hören nach dem 
Kurzschluss gesucht.
Irgendwie sowas wurde mir erzählt. Ob ich das richtig verstanden habe...

von Maus (Gast)


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von Stefan F. (Gast)


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Axel H. schrieb:
> Die Pflastersteine wieder sauber eingesetzt, eine Schippe Sand
> drüber und mit dem Besen in den Ritzen gekehrt. So sauber ausgeführt,
> dass ich die Stelle kaum wieder gefunden habe.

Ähnlich ging es mir, als wir neue Fenster bekamen. Solche Vorfälle 
erinnern einen daran, wie Wertvoll gute Handarbeit ist und dass man 
viele Dinge besser den Fachleuten überlässt. Sie sind ihr Geld wert.

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