Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Drehzahlregelung eines "billigen" 400V Asynchronmotor über FUR


von Michael B. (michael999)


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Hallo zusammen,

in einem Projekt möchte ich einen Antrieb auslegen. Nach der Berechnung 
der nötigen Leistung und dem Einbezug einer sehr großen Reserve bin ich 
auf eine Sollleistung bei maximaler Drehzahl von 700-1000W gekommen.

Gleichstrommotore würden hier zwar ein Steckerfertiges System inklusive 
Drehzahlregelung bieten, Produkte in dieser Leistungsklasse sind laut 
Hersteller aber noch monatelang ausverkauft.

In Recherchen bin ich auf günstige, zweipolige Drehstrommotoren mit 400V 
gestoßen, wie beispielsweise dieser hier:

https://www.manomano.de/p/elektromotor-400v-2-pol-3-phasig-motor-mit-aluminiumwicklung-15kw-2ps-asynchronmotor-drehstrom-25395605?model_id=25376497

Meine (vielleicht etwas naive) Frage lautet nun, ob solche zweipolige 
Motoren made in China mit der Stromerhöhung, die durch die FUR 
Drehzahlregelung entsteht im Dauerbetrieb klarkommen, oder einem nach 
kurzer Zeit die Wicklungen abrauchen?

Vielen Dank schon mal an alle!

von H. H. (Gast)


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Lass die Finger von dem Schrottmotor, der hat bei weitem keine 1,5kW, 
bestenfalls 0,75kW.

Und was soll eine FUR Drehzahlregelung sein? Meinst du schlicht einen 
Frequenzumrichter?

von Clemens S. (zoggl)


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Die Alu Wicklung wäre für mich das KO Kriterium für einen dynamischen 
Antrieb. Wenn die nicht zu 100% sauber vergossen ist, vibrieren die sich 
kaputt.

Was musst du antreiben? Wenn es nur geringe Dynamik braucht und nicht 
genau sein muss könnte das schon funktionieren.

Sg

von Hermann S. (diphtong)


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Hat der wirklich eine Aluminiumwicklung und nicht nur das Gehäuse aus 
Alu (Übersetzungsfehler)???
Schau halt nach einem alten gebrauchten...bei solchen Motoren kann ja 
eigentlich nix kaputt gehen ausser die Lager.

von sjdkfb (Gast)


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H. H. schrieb:
> Meinst du schlicht einen Frequenzumrichter?

Wahrscheinlich meint er den.

Michael B. schrieb:
> Sollleistung bei maximaler Drehzahl von 700-1000W

Und bei minimaler Drehzahl (und was wäre die)?

Wozu soll er überhaupt genutzt werden? Das würde einige Fragen
von allein beantworten, und auch Fehler vermeiden helfen. Es
gibt so dermaßen verschieden ausgelegte (und auch qualitativ
unterschiedliche) Motoren. Und div. Möglichkeiten der Steuerung
(oder Regelung).

von Hermann S. (diphtong)


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Michael B. schrieb:
> Meine (vielleicht etwas naive) Frage lautet nun, ob solche zweipolige
> Motoren made in China mit der Stromerhöhung, die durch die FUR
> Drehzahlregelung entsteht im Dauerbetrieb klarkommen, oder einem nach
> kurzer Zeit die Wicklungen abrauchen?

Generell wird ab 25 Hz und niedriger eine Fremdbelüftung des Motors 
empfohlen:
https://www.elektromotorenmarkt.de/CMS-SYS/STATIC/LANDING/FU/lp-frequenzumrichter/assets/documents/Frequenzumrichter_Anwendungs-_und_Projektierungshinweise.pdf?v=66deae2a

Da steht auch einiges zur Regelung mit FU drin, vll. hilfts dir weiter.

Hab an meiner Drehmaschine (750 W 2-pol China Motor) auch einen billigen 
FU nachgerüstet. Hab den so eingestellt, dass ich bis 10 Hz (mit 
Vorspannung) herunter regeln kann. Bis jetzt ist er mir nicht 
abgeraucht, obwohl ich keine Fremdbelüftung hab...aber ich übertreibs in 
dem Bereich auch nicht hinsichtlich Dauer und Last.

Gruss

von Max M. (Gast)


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Bei Motoren bin ich nicht sattelfest, aber das ist ein Asynchronmotor 
mit Schlupf, der sich ohne Drehzahlgeber wohl nicht mit dem FU 
vernünftig regeln lässt.
Intern ist der dreiphasig mit Anlaufkondensator.

In Waschmaschinen werden die mit Phasenanschnitt und Drehgeber geregelt.
FU arbeiten mit zerhackter Spannung ohne nenneswerten Filter, das mag 
nicht jede Motorwicklung.
Auf jeden Fall dem Motor dann größer dimensionieren.

Aber ich würde eher auf Phasenanschnitt mit Regelung nach Drehzahlgeber 
gehen, wenn es denn dieser Motor sein soll.

Aber wie gesagt, Motore sind nicht ganz mein Gebiet.

von Clemens S. (zoggl)


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Max M. schrieb:
> Intern ist der dreiphasig mit Anlaufkondensator.

Nein ost er nicht. 3 phasig beschreibt die Spannung. 2 polig den 
internen mechanischen Aufbau und damit die Drehzahl.

Max M. schrieb:
> In Waschmaschinen werden die mit Phasenanschnitt und Drehgeber geregelt.

Das sind Universalmotoren. Die arbeiten eher verglichbar mit einem DC 
Motor mit Komutator.

Max M. schrieb:
> Aber ich würde eher auf Phasenanschnitt mit Regelung nach Drehzahlgeber
> gehen, wenn es denn dieser Motor sein soll.

Da kannst du die steuerung und den Motor gleich mit Benzin übergießen 
und anzünden. Kommt aufs gleiche raus, spart aber Strom Zeit und Arbeit 
beim anschließen.

Max M. schrieb:
> Aber wie gesagt, Motore sind nicht ganz mein Gebiet.

Merkt man.

von Hermann S. (diphtong)


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Max M. schrieb:
> ...aber das ist ein
> Asynchronmotor mit Schlupf, der sich ohne Drehzahlgeber wohl nicht mit
> dem FU vernünftig regeln lässt.
> Intern ist der dreiphasig mit Anlaufkondensator.

Stimmt, Asynchronmotoren haben Schlupf...und wenn du von einer regelung 
sprichst benötigt man immer irgend eine rückmeldung (drehgeber oder so).

Beim einfachen FU wird ja nur die Frequenz geändert, ist also eher ein 
steller als regler.

3 phasen asynchronmotoren haben keine Anlaufkondensatoren...ausser du 
willst die an einer phase betreiben.

Die frage ist halt immer noch was damit gemacht werden soll...

von Michael B. (michael999)


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Vielen Dank für eure Antworten!

Ich möchte den Motor als Antrieb eines selbstfahrenden Fahrzeugs nutzen, 
die Durschnittsleistung liegt gerade mal bei gut 70W, die große Reserve 
ist u.a. für Lastspitzen oder eben die Stromerhöhung bei FUR 
(Frequenzumrichterregelung, sorry, aber in der Ausbildung wurde die 
eigentlich immer nur so benannt :/).

Habe mir jetzt für Testzwecke einen Antrieb aus alten DC 
Akkuschraubermotoren zusammengebastelt, der für diese Zwecke erst mal 
reicht, und werde dann wohl doch die 3 Monate warten bis es wieder 
Gleichstrommaschinen zu kaufen gibt (verrückte Welt xD, bin gespannt auf 
die Endpreise).

Dennoch vielen Dank an alle, werde mir die Variante aber als Plan B 
bereithalten ;)

Grüße Michael

von Clemens S. (zoggl)


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Hermann S. schrieb:
> Hat der wirklich eine Aluminiumwicklung und nicht nur das Gehäuse aus
> Alu (Übersetzungsfehler)???

Eher nicht. Die ganz billigen verbauen wirklich Aluminium als Leiter. 
Die Crimpverbinder in den Anschlusskästen müssen dann absolut gasdicht 
sein.

Hatte schon Motoren die es in Kupfer oder Aluminium gibt. Bei Alu ist 
die Einschaltdauer dann eben mit 30% angegeben.

Die Isolierung ist meist nur Kupferfarben.

Sg

von H. H. (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Ich möchte den Motor als Antrieb eines selbstfahrenden Fahrzeugs nutzen,

Akkuspannung?

von H. H. (Gast)


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Clemens S. schrieb:
> Hatte schon Motoren die es in Kupfer oder Aluminium gibt. Bei Alu ist
> die Einschaltdauer dann eben mit 30% angegeben.

Oder er baut zwei Nummern größer.


> Die Isolierung ist meist nur Kupferfarben.

Liegt am üblichen Drahtlack.

von Hermann S. (diphtong)


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Hm...dann vll. gleich einen Servoantrieb...vll eines von diesen JMC 
Servos
Gibts mit verschiedenen Leistungen, Controller sitzt schon mit drauf und 
läuft mit Gleichspannung.
Dann vll. noch ein Getriebe oder Zahnriemenübersetzung, weil du wirst 
keine 3000 1/min. brauchen.

von Hermann S. (diphtong)


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Bzgl. Ansteuerung des Servos...hier ist z. B. eine lib für den 
Raspberry:
https://github.com/hknyldz/RaspberryPiStepperDriver/blob/master/src/RaspberryPiStepperDriver/stepdir.py

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