Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Abgeschmorte Gerätebuchse


von Hannes Odermatt (Gast)


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Liebe Community,
aktuell bin ich auf verzweifelter Fehlersuche. Ich habe zwei 
Thermostat-Steuergeräte, welche zwei 1.5kW Elektrofen regeln. Die 
Stromaufnahme beträgt ca. 7-8A. Nun sind nach 2 Monate Betrieb die 
Stecker abgeschmort. Gemäss Datenblatt vertragen die Stecker 15A. Beim 
Stecker handelt es sich um den Stecker gemäss Anhang.
Was können die Ursachen sein?
Meine Vermutung:
- Klemme zu fest angezogen -> schlechter Kontakt zwischen Pin und Buchse 
-> schleichende Erwämung.
- Schlechte Kunststoffmischung?
- PCB hat 3.2mm Leiterbahndicke. Sollte also nicht von dort kommen.
- Harmonische Spannungsschwanken? Schlechte Spannungsqualität?
- Ungenügende Verzinnung


Danke für eure Hinweise.

Hannes Odermatt

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Hannes Odermatt schrieb:
> Was können die Ursachen sein?
Irgendwas da drin ist heiß geworden und dann nahm das Unheil seinen 
Lauf.

> - Klemme zu fest angezogen
Üblich ist "zu schwach angezogen" oder "so fest angezogen, dass das 
Gewinde ausgedreht war".


> Beim Stecker handelt es sich um den Stecker gemäss Anhang.
Eine der vielen derzeit aufkommenden Phoenix-Nachbauten.
Vermutlich wurde da wieder mal an der richtigen Stelle gespart.

Mein Tipp: nimm Federzugklemmen.
Die 5mm WAGO Picomax müssten eigentlich noch in die RM 5,08er Löcher 
reinpassen.

: Bearbeitet durch Moderator
von PC-Freak (Gast)


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Die von Phönix angebnotenen Leiterplattenklemme sind mit 13,5 A 
angegeben. Und das werde diese auch verkraften.
Ist das Lötpad zu klein, oder die Leiterbahn dahin zu schwach?
Kontaktübergang von der Klemme zum Draht ?

Ich würde da 'Phönix' im Original nehmen.

z.B. 
Link:https://www.phoenixcontact.com/online/portal/de?1dmy&urile=wcm%3apath%3a/dede/web/main/products/list_pages/PCB_terminal_blocks_P-11-01-05/69d12cad-bdbe-4f5b-bb1b-267b72348e96

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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PC-Freak schrieb:
> Die von Phönix angebnotenen Leiterplattenklemme sind mit 13,5 A angegeben.
Die hier äquivalente Serie MSTB 2,5 ist mit 12A angegeben:
https://www.phoenixcontact.com/online/portal/de?uri=pxc-oc-itemdetail:pid=1710162&library=dede&tab=1

BTW: bei Federzugklemmen lieber keine Aderendhülse nehmen, als eine 
falsche und schlecht gecrimpte.

Und eine schlecht gecrimpte Aderhülse kann auch zu einer schlechen 
Schraubverbindung führen. Nach der Monatge auf jeden Fall nochmal 
gefühlvoll an jedem Kabel ziehen um zu testen, ob die Hülse samt Kabel 
fest geklemmt ist.

: Bearbeitet durch Moderator
von PC-Freak (Gast)


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Ich meinte natürlich diese:
Leiterplattensteckverbinder - MSTB 2,5/ 5-ST - 1754504

Die Gegenstücke finde ich grad nicht.

Diese gibts aber mit unterschiedlichem Rastermaß. - Aufpassen

von PC-Freak (Gast)


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Und hier noch die Grundleiste:
Leiterplatten-Grundleiste - MSTBV 2,5/ 5-G - 1753495

von Chris K. (kathe)


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Sieht von der Verformung nach schlechtem Übergangswiderstand 
Stecker-Buchse aus da hier das meiste Plastik verschmort ist. Dann 
erfolgte ein weiterer Wärmeübergang auf die Kabel (siehe verschmorter 
Isolierung).
Bei schlechter crimpung oder Anzugsdrehmoment hätte ich weiter oben im 
Stecker eine stärkere Verschmorung erwartet.

von Gabriel M. (gabse)


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Ich würde bei dieser Art von Klemme gar keine Endhülsen einsetzen. Die 
braucht man meist nur, wenn die Ader direkt von der Schraube 
zusammengepresst wird (z.B. bei Glasklemmen aus der Installation). Bei 
dieser Art der Klemme mit einem geschlossenen "Käfig" hat man teilweise 
bei Kabelschuhen das Problem, dass der Strom durch die schlechte 
Verformbarkeit der Endhülse nur über 2 Punkte Übertragen wird. Wird 
hingegen die Litze ohne Kabelschuh Verschraubt, so gibt sich eine schön 
breite Übergangsstelle.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Gabriel M. schrieb:
> Ich würde bei dieser Art von Klemme gar keine Endhülsen einsetzen.
> Die braucht man meist nur, wenn die Ader direkt von der Schraube
> zusammengepresst wird
Dee Endhülse wird meistens deshalb verwendet, dass nicht einzelne 
Drähtchen der Litze beim Einfädeln ins "Nachbarloch" gelangen, sondern 
die komplette Ader sicher in der selben Klemme ankommt.

Nur, wenn du mit ultraschallverdichteten Litzenenden arbeitest, kannst 
du in der Praxis auf die Hülse verzichten.

> Wird hingegen die Litze ohne Kabelschuh Verschraubt, so gibt sich eine
> schön breite Übergangsstelle.
Das ist bei der üblichen Vorgehensweise "Abisolieren und dann 
verdrillen, dass alle Drähte schön beisammen sind, dann ab in die Klemme 
und anziehen" aber nicht der Fall, sondern da wird die die verdrillte 
und do manuell "verdichtete" Litze geklemmt. Die wird sich dann durch 
Vibrationen wieder "aufdröseln" und braucht weniger Platz, was zu 
weniger Anpresskraft und einem höheren Widerstand führt.

Bei Federzugklemmen ist dieses "Aufdröseln" nicht schlimm, weil die 
Feder dann ja "nachdrückt".

Kurz&knapp: man sollte sich da an die Herstellerempfehlungen halten.

: Bearbeitet durch Moderator
von Jens (Gast)


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Mach ist nicht steckbar.

Gruß
JJ

von Jens (Gast)


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Fast alle Werte von Komponenten sind nicht auf Dauerbetrieb im 
Grenzbereich ausgelegt. Selbst eine Schuko Steckdose (16A) hält das 
nicht durch, und die Kontakte und Federn sind wesentlich größer als die 
dieser Popelklemmen.

Für Dauerbetrieb würde ich bei ALLEN Teilen immer MAXIMAL nur die Hälfte 
des angegebenen Stromes nehmen, lieber ein Drittel. Das gilt auch für 
die Installationen im Schaltschrank etc...
Man tut sich ansonsten keinen Gefallen mit diesen Dingen.

JJ

von Icke (Gast)


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Chris K. schrieb:
> Sieht von der Verformung nach schlechtem Übergangswiderstand
> Stecker-Buchse aus da hier das meiste Plastik verschmort ist. Dann
> erfolgte ein weiterer Wärmeübergang auf die Kabel (siehe verschmorter
> Isolierung).
> Bei schlechter crimpung oder Anzugsdrehmoment hätte ich weiter oben im
> Stecker eine stärkere Verschmorung erwartet.

Sehe ich auch so - anscheinend ist hier die eigentliche Ursache zu 
suchen.

Bei Steckverbindern muss man immer aufpassen dass die angegebene 
maximale Stromtragfähigkeit meistens nur bei Zimmertemperatur und einem 
einzelnen verwendeten Kontakt gilt - sobald zwei Kontakte nebeneinander 
verwendet werden oder die Steckverbindung bei erhöhten Temperaturen 
betrieben wird reduziert sich der zulässige Strom teilweise erheblich. 
Und so wie es aussieht werden hier die nebeneinander liegenden Kontakte 
verwendet...

Leider ist das Datenblatt von RS in der Beziehung eher dürftig.

von H. H. (Gast)


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Icke schrieb:
> Leider ist das Datenblatt von RS in der Beziehung eher dürftig.

Die kaufen die Plagiate dort wo sie gerade am billigsten sind, und 
verscherbeln sie dann unter ihrer Hausmarke. Dass da die Qualität 
leidet, muss nicht überraschen.

von PC-Freak (Gast)


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Jens schrieb:
> Fast alle Werte von Komponenten sind nicht auf Dauerbetrieb im
> Grenzbereich ausgelegt. Selbst eine Schuko Steckdose (16A) hält das
> nicht durch

Völliger Blödsinn.
Markenhersteller wie Phönix in dem Fall werden sich hüten falsche 
Angaben zu mach und damit die Zertifizierung zu verlieren.
Wenn Phönix hier angibt 12 Amp dann ist das Dauerlast. Da steht nicht 
dabei 25% ED.

Wenn Du natürlich im Billig-Ramschladen einkauftst - selbst schuld. Wer 
billig kauft, kauft 2-mal.

von R4pt0r (Gast)


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Es ist auch auf die Oberflächeneschichtung der Kontakte zu achten.
Des Weiteren gibt es die oben abgebildeten Steckverbinder in "normal" 
und auch als "High current" HC-Variante...

von Andreas (Gast)


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Hallo Hannes,

ob Original oder Nachbau spielt aus meiner Sicht in diese Fall eine 
Nebenrolle. Ich halte den angegebenen Kontaktwiderstand für maßgeblich, 
und der liegt in Deinem Datenblatt ebenso wie bei dem Baugleichen 
TerminalBlock von Würth 
https://www.we-online.com/katalog/de/TBL_5_08_351_VERTICAL_6913515000XX 
bei 20 mOhm; für Phoenix Contact konnte ich den Wert auf die Schnelle 
nicht finden.

Wenn Du dort 8 A als Dauerlast durchleitest liegt auch permanent eine 
Verlustleistung von 1,28 W an, eine entsprechende Temperaturerhöhung 
folgt. Ergo: Der gewählte Steckverbinder ist wohl zu schwach.

Nicht zu vernachlässigen ist hier auch die Umgebungstemperatur. Einen 
interessanten Artikel findest Du hier:

https://www.we-online.com/katalog/media/o174399v410%20ANE006_Derating_Von_Steckverbindern.pdf

Viele Grüße

Andreas

von Andreas (Gast)


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... und noch ein Nachtrag: Je nach Beschaltung entsteht die 
Verlustleistung natürlich an jedem verwendeten Kontakt.

Gruß

Andreas

Beitrag #6939432 wurde vom Autor gelöscht.
von Christian M. (likeme)


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8 Ampere ist viel für so schnuckeliges Zeugs, vor allem wenn das dann 
dauerhaft >1h anliegt. Haben deine Heizungen einen "Kalt Einschaltstrom" 
der eventuell viel zu hoch ist? Den sollte man eventuell mal nachmessen.

: Bearbeitet durch User
von PC-Freak (Gast)


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Christian M. schrieb:
> 8 Ampere ist viel für so schnuckeliges Zeugs, vor allem wenn das dann
> dauerhaft >1h anliegt.

Dafür sind diese Stecker ausgelegt. Zumindest von namhaften Hersteller.

von Hannes Odermatt (Gast)


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Vielen Dank für die geniale Rückmeldung.
Für die Reparatur werde ich eure Hinweise nehmen.

Die Ursache interessiert mich aber schon.

Habe jetzt nochmals 3 Regelgeräte genommmen und über 5h Dauerbelastung 
mit 10A getestet. Die maximale Temperatur (FLIR) gemessen beträgt max. 
73°C. Aus meiner Sicht i.O. Der Spannungsabfall zwischen den 
Eingang-Ausgangsklemmen beträgt 50mV, d.h. die Wärmeleistung beträgt 
0.05V  10A  2 Leiter = 1W, also nichts.
Könnten Oberwellen oder ähnliches noch einen solchen Defekt (oder 
Überstrom) verursachen? Bei der Last handelt es sich um eine Ohmsche 
Last.
Ich knicke auch mal den Stecker ab und schaue, ob es wärmer wird.

Danke

von Andreas (Gast)


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Hallo Hannes,

so ganz ohne ist das 1 W auf der kleinen Fläche ja nicht. ;-)
Aber aus deinen Werten lässt sich ein (Gesamt)Übergangswiderstand von 5 
mOhm errechnen. Das ist nach meiner Erfahrung ein für neue oder vor 
kurzem gesteckte Kontakte realistischer Wert. Wenn du nun aber etwas 
Zeit vergehen lässt, kommt es in der Regel zu Oxidationsvorgängen der 
Kontaktoberflächen und der Übergangswiderstand steigt und entsprechend 
auch die Verlustleistung: P = I²/R. Eine Verdopplung auf 10 mOhm, was 
noch immer ein sehr guter Wert für diese Art von Steckverbinder ist, 
dürfte deine Temperatur deutlich über 100°C steigen lassen. Das Resultat 
kennst Du.

Den Gedanken mit den Oberwellen kannst Du hier vernachlässigen. Die 
Steckverbindung hat quasi rein ohmsche Charakteristik und setzt den 
Effektivwert um.

Viele Grüße

Andreas

von PC-Freak (Gast)


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Kannst Du nichtmal zum Test, oder für immer, die Leiterbahn ab dem Pin 
mit Silberdraht oder isolierten Draht verstärken? Ob es dann besser 
wird.

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