Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik BBC MA1H Analogmultimeter schlägt nur halb aus


von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich habe ein altes BBC Metrawatt MA 1H Zeigermultimeter gefunden.

Es zeigt im Gleichspannungsbereich nur ungefähr den halben Echtwert an, 
also z.B 7 V Anzeige bei einer 12V Batterie.

Mithilfe des Schaltplans (hier angehängt) habe ich die ganzen 
Widerstände in der Kette durchgemessen und auch den Trimmer. Es ist 
alles wie es sein soll.

Der 150mV-Bereich ist der Kalibrierbereich, bei dem nur die Meßbuchsen, 
der Trimmer und ein 1k47-Widerstand in Reihe mit dem Meßwerk sind. Der 
Trimmer auf Kurzschluß gedreht ist auch ein echter Kurzschluß.  Der 
Bereichs-Schleifer ist ebenfalls zuverlässig nahe 0 Ohm, die Bahnen sind 
sauber. Dann messe ich von außen ungefähr 2k5, was dem Schaltplan 
entspricht. Und trotzdem gibt es bei direkt angelegten genauen 150mV nur 
ungefähr den halben zu erwartenden Ausschlag.

Jetzt könnten noch die beiden antiparallelen 1N4148 einen Knacks 
weghaben. Wenn ich 150mV direkt am Meßwerk anlege, geht die Nadel in 
Vollausschlag. Also können kann sie, mechanisch, aber nur mit der 
ungefähr doppelten Spannung.

Ich meine mal gelesen zu haben, daß bei so einem Drehspulmeßwerk der 
Magnet durch Alterung schwächer werden kann und dann der Ausschlag 
kleiner wird?

Oder noch eine andere Idee, was kaputt sein kann?

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von Nichtverzweifelter (Gast)


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Die Schutzdioden ablöten, dann erneut prüfen.

von 2aggressive (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Ich meine mal gelesen zu haben, daß bei so einem Drehspulmeßwerk der
> Magnet durch Alterung schwächer werden kann und dann der Ausschlag
> kleiner wird?
Diesen Ansatz hast du selbst gemessen: "Wenn ich 150mV direkt am Meßwerk 
anlege, geht die Nadel in Vollausschlag"

Nichtverzweifelter schrieb:
> Schutzdioden ablöten, dann erneut prüfen.
Jepp!

von Achim H. (anymouse)


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Möglichkeit 1 wäre ein Defekt (Kurzschluss) an den Schutzdioden 1N4148 
V1/V2.
Möglichkeit 2 wäre ein Defekt (Kurzschluss) der beiden parallelen 
Germanium-Dioden V3/V4 AA143.

"Jetzt könnten noch die beiden antiparallelen 1N4148 einen Knacks
weghaben. Wenn ich 150mV direkt am Meßwerk anlege, geht die Nadel in
Vollausschlag. Also können kann sie, mechanisch, aber nur mit der
ungefähr doppelten Spannung."

Wie viel Strom fließt den dann?

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Prüfe doch mal, ob das Messwerk nicht leicht klemmt. Am besten mit 
Labornetzteil und Poti als Vorwiderstand. Das sollte sich ganz linear 
ohne ruckeln über die gesamte Skala bewegen lassen.
Tipp: Das Messwerk ist meist so empfindlich wie der kleinste 
Strommessbereich. Sind das z.B. 100µA, wirds wohl ein 100µA Messwerk 
sein.

: Bearbeitet durch User
von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich habe die beiden 1N4148 ausgelötet, ohne Änderung. Beide messen ca. 
550mV Durchlaßspannung und in der anderen Richtung offen. Die 
Germaniumdioden messen im eingebauten Zustand um 250 mV.

Der kleinste Meßbereich ist "0,15V=50µA". Mit Strommessung und 
Labornetzteil ergibt sich der Vollausschlag aber erst bei 90µA. 
Interessanterweise in allen Meßbereichen, das muß dieses Ohmsche Gesetz 
sein. :) Diese Fast-Verdoppelung paßt zum halben Anzeigewert.

Hoch geht die Nadel von selber, aber in der Abwärtsrichtung bleibt sie 
manchmal hängen und man muß klopfen wie beim Barometer.

Die mechanische Nullpunkteinstellung bleibt am Anschlag immer noch einen 
Millimeter über Null, erst wenn ich den Exzenter-Drehknopf dazu aushänge 
und den darunter befindlichen Schieber noch ein Stückchen weiter drehe, 
läßt sich der Nullpunkt erreichen.

Also wohl eine Kombination von mechanischen Problemen, an denen sich 
nichts ändern läßt.

: Bearbeitet durch User
von Kanonier (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Es zeigt im Gleichspannungsbereich nur ungefähr den halben Echtwert an

erster Gedanke bei dem Roman: Nadel hängt, zerlegen, geradebiegen

von Dieter W. (dds5)


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Kanonier schrieb:
> Wollvieh W. schrieb:
>> Es zeigt im Gleichspannungsbereich nur ungefähr den halben Echtwert an
>
> erster Gedanke bei dem Roman: Nadel hängt, zerlegen, geradebiegen

Ich nehme mal an, dass mit "Nadel" der Zeiger gemeint ist.
Da sollte man mit biegen seeehr vorsichtig sein denn bei kleinen 
Messwerken waren die oft aus Glas.

von Oldie (Gast)


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von Wollvieh W. (wollvieh)


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Dieter W. schrieb:
> Kanonier schrieb:

>> erster Gedanke bei dem Roman: Nadel hängt, zerlegen, geradebiegen
>
> Ich nehme mal an, dass mit "Nadel" der Zeiger gemeint ist.
> Da sollte man mit biegen seeehr vorsichtig sein denn bei kleinen
> Messwerken waren die oft aus Glas.

Ich glaube auch nicht, daß eine verbogene oder klemmende Nadel zu einem 
reproduzierbaren halbierten Ausschlag führt. Ich könnte natürlich die 
Skala neu bemalen, das dürfte helfen. :)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Wollvieh W. schrieb:
> aber in der Abwärtsrichtung bleibt sie
> manchmal hängen und man muß klopfen wie beim Barometer.

Naja, das deutet schon auf ein Problem der Lager hin. Wenn du beim 
Messen klopfst, kommt dann der richtige Wert?

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Ein rotes und ein blaues Drähtchen gehen direkt zum Drehspulinstrument, 
die lassen sich prima ablöten. Rot genügt, schon ist jeder mögliche 
Nebenschluss sicher unterbunden. Im geöffneten Gerät kann 
Lichteinstrahlung ein teilweises Leitendwerden der Germaniumdioden 
bewirken. Es sind ja unlackierte Glasgehäuse der AA143.

Ein hängender Zeiger ist aber an sich schon ein sehr schlechtes Zeichen.

von Mani W. (e-doc)


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Wenn Du die Nadel vorsichtig mit einem Finger (besser Zahnstocher)
bis zum Endanschlag bewegst und sie dann loslässt, geht sie dann ohne
Ruckeln zurück?

Wenn Nein, dann schleift die Nadel eventuell an der Skala oder die
Lager sind verdreckt...

von michael_ (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Ich glaube auch nicht, daß eine verbogene oder klemmende Nadel zu einem
> reproduzierbaren halbierten Ausschlag führt.

Nö.
Aber wenn die Spiralfedern kleben oder sich verhakt haben.
Also Lupe holen.

von Oldie (Gast)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Ein hängender Zeiger ist aber an sich schon ein sehr schlechtes Zeichen.

Jung von Matt
YMMD

von Jörg R. (solar77)


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Wollvieh W. schrieb:
> Wenn ich 150mV direkt am Meßwerk anlege, geht die Nadel in
> Vollausschlag.

Das ist der falsche Ansatz. An dem Messwerk liegen im "normalen" Zustand 
ca. 61mV an. Da kann man grob ausrechnen, nur der genaue Wert von R33 
(Poti vor dem Messwerk) ist eine Unbekannte. Der kann von 0-1K betragen. 
Ich habe das gleiche Messgerät, allerdings Gossen-Metrawatt gelabelt. 
Hier steht das Poti (R33) auf ca. 390R.

Hier einige weitere Messwerte, a) Messbereich 150mV mit angelegten 150mV 
und b) Messbereich 15V mit angelegten 15V:

Messbereich: 150mV    15V
U(Spule)     61,3mV   61,0mV
U(R33)       19,3mV   19,2mV
U(R34)       70,3mV   70,0mV
U(R16-R19)   ---      14,843V
I            47,7uA   47,68uA
R(I)         3K165    314K8

I ist der Strom vom LNT in das Messgerät.
R(I) ist der Widerstand vom Messgerät gemessen an den Buchsen. Das 
Messgerät muss bei dieser Messung still liegen, sonst erzeugt die Spule 
durch Bewegung des Zeigers eine Induktionsspannung.

Ich an Deiner Stelle würde auch mal Messen ob das Messergebnis evtl. 
durch Kriechströme verfälscht wird. Aber wie schon geschrieben kann es 
natürlich auch ein mechanisches Problem sein.

: Bearbeitet durch User
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