Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wheatstone Brücke/Leitfähigkeitsmessung


von Lino Z. (lino_z)


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Hallo,

ich habe vor die Leitfähigkeit einer Düngelösung mit dem ESP32 zu 
messen, und bisher 4 Ansätze:

1. Astabile Kippstufe (schon getestet zu ungenau)
2. einfacher Spannungsteiler
3. Wheatstone Brücke mit DC
4. Wheatstone Brücke mit AC

nun würde ich es gerne über eine Wheatstone Brücke lösen aber keinerlei 
Idee wie ich das realisiere, bei DC ist mir unklar wie ich die gemessene 
Spannung (da nicht ausgeglichen) am ESP in einen Widerstand umrechne. 
Bei einer AC Brücke habe ich keine Idee woher ich Wechselspannung mit 
3.3V und 1-2khz bekomme und dann auch nicht wie/was ich als Ergebnis der 
Brücke messe um es am ESP umzurechnen.
Ansatz 4 wäre mein Favorit da mit Wechselspannung kaum elektrolytische 
Effekte auftreten und daher die Elektroden nicht korrodieren und das 
Ergebnis langsamer und genauer abgelesen werden kann.

Kann mir da bitte jemand auf die Sprünge helfen?

VG Lino

von Erich (Gast)


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Google kann auch dein Freund sein:

  "Wheatstone" "AC" "kHz" "AC bridge"

Treffer u.a.
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/application-notes/an43f.pdf

Gruss

von Jobst M. (jobstens-de)


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Wenn Du schon mit dem ESP32 unterwegs bist, kann dieser Dir problemlos 
die gewünschte Frequenz nach dem DDS-Prinzip bereitstellen.

Gemessen wird die Spannung mit einem ADC und dann auch wieder im ESP32 
verarbeitet.
Und zwar sowohl Strom, als auch Spannung. Außerdem erhältst Du einen 
Phasenwinkel zwischen beiden Signalen, den Du mit verrechnen musst.

Gruß
Jobst

: Bearbeitet durch User
von Lino Z. (lino_z)


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Danke für die Antwort, hatte eigentlich schon aufgegeben :)

Jobst M. schrieb:
> Wenn Du schon mit dem ESP32 unterwegs bist, kann dieser Dir problemlos
> die gewünschte Frequenz nach dem DDS-Prinzip bereitstellen.
>
Gut zu wissen, hatte ich noch garnicht bedacht.

> Gemessen wird die Spannung mit einem ADC und dann auch wieder im ESP32
> verarbeitet.
> Und zwar sowohl Strom, als auch Spannung. Außerdem erhältst Du einen
> Phasenwinkel zwischen beiden Signalen, den Du mit verrechnen musst.
>
Ich vermute einen OpAmp an die Brücke um den Spannungsunterschied zu 
bekommen, von dem dann an den ADC? Geht das mit dem Sinussignal?

Strommessung über einen IC, der ESP direkt kann das ja nicht?

Hast du mir irgendwas wo ich das ganze für nicht-elektrotechniker 
nachlesen kann?


> Gruß
> Jobst

von Jobst M. (jobstens-de)


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Naja, im Prinzip ist es erstmal auch egal, woher Du einen Sinus holst.
Einige unserer Geräte arbeiten auch mit Rechteck. Geht auch.
Sinus ist aber besser.

Grundlagen bekommst Du u.A. hier:

https://www.xylemanalytics.com/de/file%20library/resource%20library/wtw/04%20flyers%20brochures/deu/fibel_28_leitf%C3%A4higkeits-fibel_1651-kb_d-pdf.pdf

https://www.jumo.net/attachments/JUMO/attachmentdownload?id=4137

Bei denen findest Du auch noch mehr:
https://www.jumo.de/web/services/downloadcenter


Am Ende legst Du eine Wechselspannung an ein Elektrodenpaar an misst 
hier den Strom und misst mit einem 2. Paar, welches sich mit seinen 
Kontakten in der Nähe des 1. Paares befindet die Spannung.
Im Prinzip eine Vierleitermessung. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Vierleitermessung

Eine Brücke ist dafür eigentlich nicht unbedingt praktikabel.

Welche Leitfähigkeit erwartest Du bei Deiner Düngelösung?
Und welche Genauigkeit und Auflösung benötigst Du?


Gruß
Jobst

: Bearbeitet durch User
von Lino Z. (lino_z)


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Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung!

Der Leitwert dürfte zwischen 0,4 und 3 mS/cm liegen und sollte auf 
0,1mS/cm genau stimmen, als Auflösung würde 2Nachkommastellen schon 
reichen.
Mehr geht Natürlich immer :-D

Okay, habe jetzt mal in Spice simuliert was mir vorschwebt:

U(start-vor) sollte mit einem Präzisionswiderstand ja den Strom ergeben,
U(vor-nach) sollte den Spannungsabfall geben und die Differenz dann 
meinen Widerstand/Leitfähigkeit.

Die Frage ist ob der zeitliche Abstand der Messungen eine Rolle spielt, 
also ob der ESP die zwei werte schnell genug hintereinander ablesen kann 
ohne dass die zeitliche Änderung eine rolle spielt?

Und tritt eine Phasenverschiebung auf wenn nicht explizit Kondensator 
oder Induktivitäten verbaut sind? Im Bereich von ~5khz?

Grüße
Lino

von Jobst M. (jobstens-de)


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In dem Bereich würde ich noch auf das 4-Leiterprinzip setzen.

Ich sehe, dass Du versuchst auf beiden Seiten den DC-Anteil gleich zu 
halten. Das wirst Du so nur schwer schaffen und Dir damit Deine 
Elektroden versauen.

Besser ist ein Kondensator in Reihe, damit schließt Du einen Gleichstrom 
sicher aus.

Wenn Du den Stromfühlerwiderstand auf die andere Seite setzt, wird die 
Messung einfacher. Die Messung kann dann einfach als Spannung gegen 
Masse aufgenommen werden.

Bei der Spannungselektrode benötigst Du hingegen einen sehr hochohmigen 
Instrumentenverstärker mit geringer Temperaturdrift.
Alternativ kann hier auch ein differenzieller ADC-Eingang sein. Bestimmt 
wirst Du dafür für jeden der beiden Eingänge einen Impedanzwandler mit 
den schon genannten Eigenschaften benötigen.

Apropos Temperatur: Du musst immer die Temperatur der Lösung messen, um 
die Leitfähigkeit auf eine Referenztemperatur umzurechnen.

Weitere Punkte, die Du beachten musst:

Je höher die Frequenz, desto höher die kapazitiven Einflüsse.
Je geringer die Leitfähigkeit ebenso.
Je höher die Leitfähigkeit, dest höher muss die Frequenz sein, damit bei 
steigendem Strom die Zeit für Elektrolyse an den Elektroden immer 
kleiner wird. Dies hängt auch vom Elektrodenmaterial ab.

Evtl. findest Du einen passenden Kompromiss für die Frequenz in Bezug 
auf kapazitive Einflüsse und damit der Genauigkeit bei fehlender 
Phasenberechnung.

Du musst stetig und kontinuierlich messen. Mit nur einer Messung wirst 
Du kein brauchbares Ergebnis bekommen. Du musst den Effektivwert 
berechnen.
Für nur eine Messung bräuchtest Du kein Sinussignal.
Und selbst mit Rechteck benötigst Du mehrere Messungen pro Welle.
Du darfst nur mit den Wechselgrößen rechnen!

In jedem Fall wirst Du vor brauchbaren Messwerten eine Justage 
durchführen müssen, alleine schon, um die exakte Zellkonstante Deiner 
Messzelle zu bestimmen.


Gruß
Jobst

von Jobst M. (jobstens-de)


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Beispiel.

U6 sorgt Dir für eine virtuelle Masse.
Wenn Du lieber eine echte Masse und symetrische Versorgung haben 
möchtest, schmeisst Du ihn raus und setzt Dein GND an seinen Ausgang.

Gruß
Jobst

von Lino Z. (lino_z)


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Ohjee, das nimmt gerade ungeahnte Dimensionen an die mein Elektrotechnik 
wissen um einiges übersteigen...

Ich dachte bei den Toleranzen die ich mir erlauben kann wird das nicht 
so schwierig, da ja auch die China Messgeräte für <4€ erhältlich sind. 
Ein Instrumentenverstärker kostet da ja schon ein vielfaches...

Habe zufällig von einer Thailändischen uni ein paper gefunden in dem 
dieser Aufbau benutzt wurde um recht solide Ergebnisse zu erzielen, den 
"absolute circuit" und LPF könnte ich doch auch für die 4Leitermessung 
verwenden oder wird das zu ungenau?

Weil wenn ich das AC signal per adc an den ESP hänge habe ich immer noch 
das Problem dass der ESP viel zu langsam ist um true RMS zu berechnen 
und entsprechende ICs sprengen den Preisrahmen für so ein Spaßprojekt 
dann doch irgendwie :)

Viele Grüße
Lino

von Jobst M. (jobstens-de)


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Lino Z. schrieb:
> Habe zufällig von einer Thailändischen uni ein paper gefunden in dem
> dieser Aufbau benutzt wurde um recht solide Ergebnisse zu erzielen, den

Das kann ich mir nicht vorstellen, da nicht einmal der Strom gemessen 
wird.
Außerdem fehlt die Temperaturkompensation.
Und der Differenzverstärker beeinflusst die Messung.
Nicht nur durch seinen viel zu kleinen Innenwiderstand, sondern auch 
durch den Strom, der durch die Gegenkopplung fließt.

> "absolute circuit" und LPF könnte ich doch auch für die 4Leitermessung
> verwenden oder wird das zu ungenau?

Du bräuchtest 2 davon! Außerdem kommt aus dem RC-Glied nur ein 
Mittelwert, kein Effektivwert.
Das Problem ist, dass der Strom kein Sinus mehr ist, sonst wäre die 
Verrechnung der beiden Mittelwerte wohl okay.
Es kommt natürlich wie immer auf Deine Anforderungen an.

Bau etwas auf und schau, wie es sich verhält. Vielleicht reicht es ja 
für Deine Anforderungen.

> Weil wenn ich das AC signal per adc an den ESP hänge habe ich immer noch
> das Problem dass der ESP viel zu langsam ist um true RMS zu berechnen

Der ESP32 hat wesentlich mehr Rechenleistung als die Chips, mit denen 
wir das machen.

Ansonsten: Kauf das Gerät für 4€ ...


Gruß
Jobst

von Lino Z. (lino_z)


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Danke für die Info, also sollte ich zur Spannungsmessung zb. einen 
INA128 anschließen, brauch ich da trotzdem die Impedanzwandler? Bei der 
Strommessung würde ein normaler OpAmp reichen?

Die beiden Spannungen müsste ich dann in ein ADC Wandler stecken und am 
ESP das RMS berechnen, die meisten ADC haben aber zb. mcp3204 nur 
100kSps, reicht das zum rms berechnen wenn ich von einem Sinus mit 
5-10khz ausgehe?

Wenn das so passt würde ich teile bestellen und anfangen deine Schaltung 
mal zu basteln.

Vg Lino

von Jobst M. (jobstens-de)


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Ein Instrumentenverstärker besteht aus 3 OPVs, von denen die ersten 
beiden bereits Impedanzwandler sind. Vor einem INA sind Impedanzwandler 
natürlich Mumpitz.

Schnapp Dir 2x OPA2156 und bau die Schaltung auf.
Der eignet sich als Treiber und ist gleichzeitig hochohmig im Eingang. 
Und noch viel mehr.
Der ADC mit 100kHz reicht bei weitem für Deine Ansprüche aus! Den wirst 
Du sicherlich noch drosseln können.

Allerdings:
Als Messfrequenz würde ich für Deine Lösung ehr bei 500Hz bis 1kHz 
ansetzen.
Pegel 1V (ob effektiv oder Spitze ist eigentlich ehr egal)


Gruß
Jobst

von Jobst M. (jobstens-de)


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Nachtrag: Die ADC können mit differenziellen Eingangssignalen umgehen 
(bedeutet, dass Du keinen INA benötigst), aber messen zeitversetzt. Das 
musst Du bei der Berechnung berücksichtigen!

Oder Du nimmst einen simultanen Wandler.

Gruß
Jobst

von Lino Z. (lino_z)


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Hallo,

habe das ganze ausgiebig getestet und komme auf keinen grünen Zweig, ich 
versuche lediglich mit den zwei mcp3201 und Gleichspannung widerstände 
zuverlässig zu messen, aber auch das scheitert... habe als "Shunt" einen 
1k widerstand genommen und messe an einem 10k widerstand. Zwischen den 
Messungen liegen >500Ohm... an was kann das liegen?

An dem Strom von max. 1uA kann es ja fast nicht liegen, vielleicht an 
dem 20pF input Kondensator?

Grüße
Lino

: Bearbeitet durch User
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