Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Keithley 2000 gute Elkos vor Auslaufen schützen?


von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich habe ein Keithley 2000 von ca. 1995. Es ist innen in perfektem 
Zustand, besonders die vier neuralgischen Elkos, die wohl gerne 
auslaufen. Deren Deckel sind zwar so flach, daß ein Endmaß darauf kleben 
würde, aber sie sind von Nichicon mit Herstelljahr 93 und 95, und davon 
gibt es Gruselbilder zerfressener Platinen.

Nun fände ich es etwas ungeschickt, an so einem Präzisionsgerät 
rumzubraten und neue Elkos einzubauen, nur um ihm prophylaktisch dieses 
Schicksal zu ersparen. Bei mir wird es nur selten eingesetzt und kaum 
stundenlang oder gar im Dauerbetrieb vor sich hinkochen.

Macht es Sinn, stattdessen diesen von Keithley gebauten "Elko-Ofen" 
thermisch zu entschärfen? Platz für Kühlfahnen, um die Regler 
runterzukühlen ist ja vorhanden. Die Spannung habe ich schonmal von 220 
auf 240 V umgestellt, sind auch ein paar Watt Abwärme weniger.

Gibt es vorbeugende Mittel gegen auslaufenden Elektrolyt? Ein kleiner 
Heißleimwall um die Elkos, mit Katzenstreu oder Ölbinder gefüllt z.B.? 
:)

: Bearbeitet durch User
von Teo (Gast)


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Ja, in ruhe lassen, nich dran rumfummeln und die Kiste nicht unters 
Sofakissen packen.....

Wollvieh W. schrieb:
> davon
> gibt es Gruselbilder zerfressener Platinen .

Uji, hab ich noch nieeee gesehen. Zeig mal!

von Aron A. (arone)


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Teo schrieb:
> Uji, hab ich noch nieeee gesehen. Zeig mal!

Hier:
https://xdevs.com/fix/kei2000/#recap

Ich würde die tauschen. Die laufen ja wohl eher unten aus wo du es erst 
später siehst. Dann hat es im Zweifel schon angefangen Leiterbahnen und 
Vias wegzufressen.

von Mike (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Bei mir wird es nur selten eingesetzt und kaum
> stundenlang oder gar im Dauerbetrieb vor sich hinkochen.

Daher ist den Elektrolytkondensatoren in deinem Gerät auch ein langes 
Leben gegönnt. Die Frage ist auch, woher stammen die Keithleys mit den 
ausgelaufenen Elkos?

Die 2000er wurden vielfältig eingesetzt. In vielen Elektronikfertigungen 
findet man solche Geräte in den Produktionsanlagen verbaut, da wird es 
einige Geräte geben, welche bei 40°C Umgebungstemperatur viele Jahre im 
Dauerbetrieb waren.

Sogar in Geräten wurde das 2000er verbaut. Es gibt beispielsweise für VW 
einen Kalibrator (VAS 5143A), womit die Messtechnik durch den mobilen 
Kalibrierservice von VW in ihren Werkstätten kalibriert wird. 
(Zündungstester, Multimeter, Oszilloskope, Drehzahlmesser, 
Isolationsprüfgeräte für E-Autos), auch hier werkelt ein Keithley 2000 
drin.

von Teo D. (teoderix)


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Neee, so sieht normalerweise keine Platine wegen ausgelaufenen Elkos 
aus. Vieeel Oxyd auch weit weg vom Elkos-Schmodder und überall wo Kupfer 
ist, Blasen unterm Lötstoplack.
Ich glaube hier hats viel Feuchtigkeit gehabt, den Elkos sind die Beine 
weg oxidiert und sind dadurch erst ausgelaufen?!

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Teo D. schrieb:
> Neee, ...
Das sehe ich auch so. Ich hatte kürzlich auch gleich mehrere(!) 
ausgelaufene Elkos im Niederspannungsteil des Netzteils eines ehemals 
sehr teuren (~35 kDM)Spektrumsanalysators. Das sah aus wie Öl auf der 
Leiterplatte, der Lötstopplack war angegriffen und hatte sich zum Teil 
abgelöst. Mehr nicht.

Die Elkos müssen schon vor vielen Jahren undicht geworden sein. Ich 
erinnere mich, wenn ich damals, vor fast 10 Jahren, das Gerät 
eingeschaltet hatte, gab es einen charakteristisch süßlichen Geruch, den 
ich nicht einordnen konnte. Dann hat das Gerät viele Jahre unbenutzt 
herumgestanden, vor kurzem hatte ich es vorsichtig wieder in Betrieb 
genommen und es lief auch wieder. Und der süßliche Geruch war auch 
wieder da.

Dann schaltete es sich plötzlich sang- und klanglos ab. Bei der 
Fehlersuche stieß ich auf die Elkos, habe sie (und alle baugleichen) 
getauscht, und seitdem läuft es wieder. Ohne den süßlichen Geruch.

Meine Meinung: Elkos drinnen lassen, was lange wärt, wird auch noch 
länger halten. Ein Eingriff ist, wenn überhaupt, riskanter.

von Manfred (Gast)


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Teo D. schrieb:
> Neee, so sieht normalerweise keine Platine wegen ausgelaufenen Elkos
> aus.

Dann freue Dich, dass Dir sowas noch nicht widerfahren ist.

Im Anhang Bilder aus einem HP-Labornetzteil, da hat der Elkosabber sogar 
den benachbarten 7912 zerlegt! Mit viel Waschen und Drähtchen auflöten 
war das Ding rettbar, eigentlich eher ein Totalschaden.

Zwischen sabbernden Elkos und sichtbaren Fehlfunktionen vergingen ganz 
sicher Monate oder gar Jahre. Das ist nicht das erste Mal, dass ich 
Elkos mit nassen Füßen gesehen habe - aber meistens wird das früher 
entdeckt und dann sind die Schäden erheblich geringer.

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Manfred schrieb:
>> Neee, so sieht normalerweise keine Platine wegen ausgelaufenen Elkos
>> aus.
>
> Dann freue Dich, dass Dir sowas noch nicht widerfahren ist.
Ja, das sollte ich vielleicht. Schade, dass ich keine Fotos gemacht 
habe. Aber selbst nach vielen Jahren war es bei mir nicht so schlimm. 
Ganz so überzeugt, dass es im o.g. Artikel kein Wasserschaden war, bin 
ich nicht. Aber vom Gegenteil auch nicht.

Aber egal - darum geht es hier doch gar nicht.

Hattest du auch einen süßlichen Geruch bemerkt? Es wäre eine wichtige 
Erfahrung, wenn nicht nur ich sie gemacht habe.

von Manfred (Gast)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Hattest du auch einen süßlichen Geruch bemerkt?

Nein und wäre mir neu.

> Es wäre eine wichtige Erfahrung, wenn nicht nur ich sie gemacht habe.

Ich hatte über mehrere Wochen einen leichten Fischgeruch im Büro, den 
auch meine Kollegen keiner Quelle zuordnen konnten. Als dann ein 
Fujitsu-Server nicht mehr startete, war endlich die Quelle gefunden.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Mike schrieb:
> Wollvieh W. schrieb:
>> Bei mir wird es nur selten eingesetzt und kaum
>> stundenlang oder gar im Dauerbetrieb vor sich hinkochen.
>
> Daher ist den Elektrolytkondensatoren in deinem Gerät auch ein langes
> Leben gegönnt. Die Frage ist auch, woher stammen die Keithleys mit den
> ausgelaufenen Elkos?

Naja, ich weiß nicht, was der Vorbesitzer damit gemacht hat. Vielleicht 
sind 99,5% der Lebensenergie der Elkos gerade aufgebraucht worden?
(Einen heimlichen Betriebsstundenzähler gibt es wohl nicht in den 
Keithleys?)

> Die 2000er wurden vielfältig eingesetzt. In vielen Elektronikfertigungen
> findet man solche Geräte in den Produktionsanlagen verbaut, da wird es
> einige Geräte geben, welche bei 40°C Umgebungstemperatur viele Jahre im
> Dauerbetrieb waren.

Also wenn ich die Thermofotos bei dem xdevs-Link oben anschaue, dann hat 
ein Brückengleichrichter 80° und die Regler 75°, und das alles direkt 
neben den Elkos (auch noch bei geöffnetem Gehäuse nehme ich an, sonst 
hätte die Kamera nicht reingepaßt.) Da kann man eigentlich gute Elkos 
wohl schnell zerkochen (ich habe das früher mal mit einem Märklin-Trafo 
ausprobiert, am schönsten war die Richtungswende-Stellung.)

Nun habe ich für beide Positionen gute Argumente gelesen. :)

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Manfred schrieb:
> Im Anhang Bilder aus einem HP-Labornetzteil, da hat der Elkosabber sogar
> den benachbarten 7912 zerlegt!

Die bekannte Ruby-Seuche! Rubycon hatte in den '90ern massive Probleme 
mit den Gummistöpseln. Damit waren und sind sie aber nicht ganz alleine. 
Bei den Rubycon ZL kommt noch der aggressive Elektrolyt hinzu...

von Wollvieh W. (wollvieh)


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H. H. schrieb:
> Manfred schrieb:
>> Im Anhang Bilder aus einem HP-Labornetzteil, da hat der Elkosabber sogar
>> den benachbarten 7912 zerlegt!
>
> Die bekannte Ruby-Seuche! Rubycon hatte in den '90ern massive Probleme
> mit den Gummistöpseln. Damit waren und sind sie aber nicht ganz alleine.
> Bei den Rubycon ZL kommt noch der aggressive Elektrolyt hinzu...

Das hier sind ja Nichicon, aber mir scheint das auch eher ein Problem 
mit der Abdichtung als mit dem Elektrolyt als solchem zu sein. Kann es 
sein, daß es damals auch ein Gummimischungsproblem gab, das verschiedene 
Hersteller erwischt hat? Auch wenn nicht einschlägig: VW hat ja auch mal 
Achsmanschetten verbaut, die nach einem Jahr bröselig wurden.

von Mike (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Also wenn ich die Thermofotos bei dem xdevs-Link oben anschaue, dann hat
> ein Brückengleichrichter 80° und die Regler 75°, und das alles direkt
> neben den Elkos (auch noch bei geöffnetem Gehäuse nehme ich an, sonst
> hätte die Kamera nicht reingepaßt.) Da kann man eigentlich gute Elkos
> wohl schnell zerkochen

Klar, du musst aber auch im Hinterkopf behalten, dass das keine 
Thermostate sind. Erwärmt sich der Brückengleichrichter, bei einer 
Umgebungstemperatur von 20°C auf 80°C haben wir ein ΔT von 60K. 
Betreibst du aber das Gerät bei einer Umgebungstemperatur von 40°C 
erwärmt es sich hier auch wieder um ΔT, das bedeutet durch die wärmere 
Umgebung beträgt die Temperatur am Brückengleichrichter nun 100°C. Dazu 
kommt noch der unbekannte Temperaturunterschied von geöffnetem und 
ungeöffneten Gehäuse.

Nach 25 Jahren „darf“ ein solch gequältes Keithley 2000 oder HP 34401A 
ohne schlechtes Gewissen hinüber sein. Ich weiß gerade nicht wieviel so 
ein Keithley neu gekostet hat, würde es aber in einem ähnlichen Bereich 
wie die 34401A einschätzen (also irgendwas um die 1000€ bis 1500€), für 
solch einen „Massenartikel“ hat das Gerät einen hervorragenden Job 
geleistet, ich hab meine Zweifel daran, das ein Rigol DM3068 oder ein 
Siglent SDM3065X genauso einen guten Job machen würde bei ähnlichen 
Bedingungen.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Wollvieh W. schrieb:
> Macht es Sinn, stattdessen diesen von Keithley gebauten "Elko-Ofen"
> thermisch zu entschärfen?
Du nutzt es doch kaum und deshalb klares NEIN.

> Platz für Kühlfahnen, um die Regler
> runterzukühlen ist ja vorhanden.
kannst Du machen.

> Die Spannung habe ich schonmal von 220
> auf 240 V umgestellt, sind auch ein paar Watt Abwärme weniger.
bau einen 230V Trafo ein - das Problem ist nicht die Abwärme, sondern 
der Arbeitspunkt Deines Gerätes ... wegen der Änderung von 220V auf 230V 
kann das schon viel eher zum Problem werden, gerade bei Hifi, 
Meßgeräten, etc.

> Gibt es vorbeugende Mittel gegen auslaufenden Elektrolyt? Ein kleiner
> Heißleimwall um die Elkos, mit Katzenstreu oder Ölbinder gefüllt z.B.?
> :)
Kleb doch Kühlkörper auf die Elkokappen ... man kann "Angst" auch 
übertreiben ):

von Sigma (Gast)


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Jetzt die Kühlung zu optimieren ist Jahrzehnte zu spät. Der Schaden ist 
längst da. Damit könnest du aus den letzten 1 bis 2% nur unerheblich 
mehr rausholen.

von Olaf (Gast)


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> Die bekannte Ruby-Seuche! Rubycon hatte in den '90ern massive Probleme
> mit den Gummistöpseln. Damit waren und sind sie aber nicht ganz alleine.

Jeder Hersteller hat Probleme mit der Dichtung wenn man nur beliebig 
lange
wartet. Dem einen trift es halt nach 10Jahren, den anderen nach 
30Jahren.

Ausserdem denke ich das man unterscheiden muss zwischen Anwendungen wo
ein Elko heiss wird und solchen wo er einfach nur entspannt in der 
Gegend
rumsteht.

Ich denke es gibt verschiedene Faelle:

1. Der Elko beult sich aus oder explodiert sogar. Er wird also zu warm.
   Das ist eigentlich interessant weil das heisst das er wegen eines
   Designfehlers zuviel Druck aufbaut, aber der Stoepsel unten haelt 
dicht!

2. Der Elko ist schon viele Jahre als, einen undichten Gummi bekommen 
und
   verliert deshalb seinen Saft.

3. Der Elko trocknet so aus das man keinen Saft sieht, auch schon fuer 
sich
   erstauntlich und hat dann einfach eine zu geringe Kapazitaet.

Ich koennte mir auch vorstellen das es es nicht nur vom Elko alleine 
abhaengt. Gerade grosse Elkos werden auch gerne noch von Hand bestueckt. 
Wenn dann jemand zulange rumloetet dann beschaedigt er dabei vielleicht 
auch die Dichtung.

Olaf

von H. H. (Gast)


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Olaf schrieb:
>> Die bekannte Ruby-Seuche! Rubycon hatte in den '90ern massive
> Probleme
>> mit den Gummistöpseln. Damit waren und sind sie aber nicht ganz alleine.
>
> Jeder Hersteller hat Probleme mit der Dichtung wenn man nur beliebig
> lange
> wartet. Dem einen trift es halt nach 10Jahren, den anderen nach
> 30Jahren.

Das ging damals schneller...

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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H. H. schrieb:
> Das ging damals schneller...
kann man so nicht sagen.
Ich hab einen Uralt-CTR-TV, der läuft heute noch.
Wenn er sein Keithley natürlich nicht einmal wöchentlich in Betrieb hat, 
dann hat er gute Chancen, daß das Teil den Elko-Tod stirbt.

von H. H. (Gast)


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Robert K. schrieb:
> Ich hab einen Uralt-CTR-TV, der läuft heute noch.

Keine schlechten Elkos erwischt.


> Wenn er sein Keithley natürlich nicht einmal wöchentlich in Betrieb hat,
> dann hat er gute Chancen, daß das Teil den Elko-Tod stirbt.

Aber einen ganz anderen.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Olaf schrieb:
> Ich denke es gibt verschiedene Faelle:
>
> 1. Der Elko beult sich aus oder explodiert sogar. Er wird also zu warm.
>    Das ist eigentlich interessant weil das heisst das er wegen eines
>    Designfehlers zuviel Druck aufbaut, aber der Stoepsel unten haelt
> dicht!
>
> 2. Der Elko ist schon viele Jahre als, einen undichten Gummi bekommen
> und
>    verliert deshalb seinen Saft.
>
> 3. Der Elko trocknet so aus das man keinen Saft sieht, auch schon fuer
> sich
>    erstauntlich und hat dann einfach eine zu geringe Kapazitaet.

4. Formieren von Elkos notwendig bei "Überlagerung" bzw. nach langer 
Standzeit von Geräten.
siehe auch:
https://elektronikbasteln.pl7.de/elkos-in-roehrenradios-formieren

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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H. H. schrieb:
> Keine schlechten Elkos erwischt.
vielleicht nur Glück.

> Aber einen ganz anderen.
lange Standzeiten ohne Betrieb sind nicht gut für Elkos.

von H. H. (Gast)


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Robert K. schrieb:
> lange Standzeiten ohne Betrieb sind nicht gut für Elkos.

Aber davon fangen die normalerweise nicht das sabbern an.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Wollvieh W. schrieb:
> und davon
> gibt es Gruselbilder zerfressener Platinen.
das liegt dann auch daran, daß die Leute "aufgeblähte" Elkos einfach 
nicht austauschen bzw. auch noch hier im Forum danach fragen, ob man die 
wohl so noch drin lassen kann?
Klar kann man das ... nur dann hast Du irgendwann die Gruselbilder und 
vorher eher unwahrscheinlich.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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H. H. schrieb:
> Aber davon fangen die normalerweise nicht das sabbern an.
Im worst case gibt es dann einen kleinen Knall und der Effekt ist u.U. 
der Gleiche.

von Asdf Q. (Gast)


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Robert K. schrieb:

> 4. Formieren von Elkos notwendig bei "Überlagerung" bzw. nach langer
> Standzeit von Geräten.
> siehe auch:
> https://elektronikbasteln.pl7.de/elkos-in-roehrenradios-formieren

Solche Elkos würde ich ins K2000 nicht einbauen. Da lohnt sich die 
Investition in Neuteile.

Formieren ist erforderlich bei Elkos bis Ende der '70er Jahre. Danach 
wurden oxidierende Elektrolyte verwendet. Der Vorteil: die Oxidschicht 
baut sich nicht ab, solange noch Elektrolyt da ist. Der Nachteil: wenn 
die Suppe ausläuft, zerfrisste es die Leiterplatte.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Soul E. schrieb:
> Solche Elkos würde ich ins K2000 nicht einbauen. Da lohnt sich die
> Investition in Neuteile.
da im Link abgebildeten natürlich nicht - die sind asbach uralt.
Wenn überhaupt neue Elkos, dann höhere Spannungsfestigkeit - wenn, dann 
wird im Einschaltmoment was passieren.

Soul E. schrieb:
> Formieren ist erforderlich bei Elkos bis Ende der '70er Jahre.
okay

> Danach
> wurden oxidierende Elektrolyte verwendet. Der Vorteil: die Oxidschicht
> baut sich nicht ab, solange noch Elektrolyt da ist.
und warum rät man dann davon ab, Elkos lange Zeit zu lagern?
Ich weiß es nicht, aber eingetrocknetes Elktolyt (nach langer Lagerung) 
und eine hohe Spannung gleich zu Anfang am Limit des Elkos stell ich mir 
nicht so toll vor.

> Der Nachteil: wenn
> die Suppe ausläuft, zerfrisste es die Leiterplatte.
richtig und deshalb lieber erst mal bei niedriger Last formieren als 
nach sehr langer Standzeit sofort auf volle Last zu gehen.
So hat man die Chance, daß der alte Elko dann entweder gar nicht mehr 
geht (bei niedrigen Last) oder dann später bei Vollast sich langsam 
aufbläht anstatt sofort durchzubrechen. Dann kann man immer noch 
tauschen.

von H. H. (Gast)


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Robert K. schrieb:
> Ich weiß es nicht, aber eingetrocknetes Elktolyt (nach langer Lagerung)
> und eine hohe Spannung gleich zu Anfang am Limit des Elkos stell ich mir
> nicht so toll vor.

Wenn der Elektrolyt eingetrocknet ist, dann ist eh alles zu spät.

von Asdf Q. (Gast)


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Robert K. schrieb:

> und warum rät man dann davon ab, Elkos lange Zeit zu lagern?

Wer tut das? In heutigen Datenblättern ist üblicherweise eine 
Lagerfähigkeit von 1000h bei 125°C ohne Beeinträchtigung der 
Spezifikation angegeben. Auf 45 °C runtergerechnet sind das 29 Jahre. 
Selbst Material aus der Jahrtausendwende ist damit noch problemlos 
verwendbar.

(SMD-)Elkos aus den '90ern würde ich aus anderen Gründen nicht mehr 
verwenden. Da gab es einige Serien, bei denen der oxidierende Elektrolyt 
die Dichtungen zerfressen hat.

> Ich weiß es nicht, aber eingetrocknetes Elktolyt (nach langer Lagerung)
> und eine hohe Spannung gleich zu Anfang am Limit des Elkos stell ich mir
> nicht so toll vor.

Eingetrockneter Elektrolyt ist eine irreversible Schädigung. Der Elko 
hat dann keine Kapazität mehr, die Spannung ist ihm egal.

Elkos aus dem Röhrenzeitalter hätten dann ggf auch ihre Oxidschicht 
verloren und würden mit Kurzschluß ausfallen.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Soul E. schrieb:
> Wer tut das?
war hier schon mal vor längerer Zeit mal eine Diskussion - bloß nicht 
lange lagern, trocknet dann ein, etc.

> In heutigen Datenblättern ist üblicherweise eine
> Lagerfähigkeit von 1000h bei 125°C ohne Beeinträchtigung der
> Spezifikation angegeben. Auf 45 °C runtergerechnet sind das 29 Jahre.
oh, Vorsicht - 125°C ist Maximum im Betrieb - wären dann rund 42 Tage.
Das ist sowieso Maximum, Normalbetrieb vielleicht 40 Grad?
Rechne mal Garantiezeit der Geräte von 2 Jahren, dann hast Du ungefähr 
die sichere Lebenszeit des Elko bei Normalbetrieb, wahrscheinlich auch 8 
Jahre und noch länger, je nachdem.
Wie lange allerdings die Lagerfähigkeit (bei 22 Grad oder 10 Grad?) 
aussieht bevor alles eintrocknet, weiß letztendlich niemand - 29 Jahre?
Schwer zu sagen.

> Selbst Material aus der Jahrtausendwende ist damit noch problemlos
> verwendbar.
hängt vielleicht auch von der Last im Betrieb ab oder vom Hersteller des 
Elko, da gibt es natürlich schon Unterschiede in den 
Materialeigenschaften je nach Hersteller - das ist dann der kleine 
Unterschied.

> (SMD-)Elkos aus den '90ern würde ich aus anderen Gründen nicht mehr
> verwenden. Da gab es einige Serien, bei denen der oxidierende Elektrolyt
> die Dichtungen zerfressen hat.
na ja, das sieht man dann aber doch?
Spätestens mit einer Lupe/Mikroskop.
Und auch da hängt es vom Hersteller ab.

> Eingetrockneter Elektrolyt ist eine irreversible Schädigung. Der Elko
> hat dann keine Kapazität mehr, die Spannung ist ihm egal.
ja, aber nur wenn ALLES eingetrocknet ist ... das weiß ich nicht wie 
dort die Prozesse einsetzen und wie lange sie dauern.
Und wenn Du nur ein Teilschädigung beim Elko hast (leichte 
Kapazitätsänderung), wegen Teil-Austrocknung ... was dann?
Dann überlebt der Elko nicht lange im normalen Betrieb ... ist zu 
vermuten.

> Elkos aus dem Röhrenzeitalter hätten dann ggf auch ihre Oxidschicht
> verloren und würden mit Kurzschluß ausfallen.
die waren natürlich noch anfälliger als die heutigen aufgrund der 
Materialeigenschaften.

von Asdf Q. (Gast)


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Robert K. schrieb:

> oh, Vorsicht - 125°C ist Maximum im Betrieb - wären dann rund 42 Tage.

Shelf life ist die reine Lagerfähigkeit. Die Lebensdauer im Betrieb 
kommt da noch hinzu. Das sind weitere 1000h bei 85°C bis 5000h bei 125°C 
- je nach Typ.

> Wie lange allerdings die Lagerfähigkeit (bei 22 Grad oder 10 Grad?)

Bei 25°C wären das immerhin 115 Jahre. Ob wir den Arrhenius soweit 
strapazieren dürfen sei dahingestellt, bei regulären Lagerdauern für 
Surplus-Material von 5 bis 20 Jahren muss man sich aber sicherlich keine 
Sorgen machen.


> na ja, das sieht man dann aber doch? Spätestens
> mit einer Lupe/Mikroskop. Und auch da hängt es
> vom Hersteller ab.

Das sieht man und das riecht man. Betroffen sind z.B Macintosh-Computer, 
Sony Hifi-Geräte, Tektronix- Messtechnik und einiges mehr, Anfang bis 
Mitte der '90er hergestellt wurde.

von Dunning Kruger (Gast)


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von Olaf (Gast)


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Schaut mal hier:

https://www.youtube.com/watch?v=eLGWGXfDqxg

Das Video beantwortet wohl alle Fragen zum Keithley. Mit anderen Worten 
sofort die Elkos wechseln. :-)

Ist aber auch so interessant mal ein Roentgenbild der Platine zu sehen 
und welchen Schaden der Elkosaft im inneren der Platine anrichten kann.

Olaf

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Olaf schrieb:
> Das Video beantwortet wohl alle Fragen zum Keithley. Mit anderen Worten
> sofort die Elkos wechseln. :-)
natürlich nicht! Denn anders als im YT-Video leaken die Elkos bei 
Wollvieh ja noch gar nicht!
Dieser Zustand ist hier doch noch gar nicht erreicht!
Er könnte aber was anderes machen - ein paar bipolare Kondensatoren 
entgegengesetzt auf die Elkoanschlüsse anlöten - spart viel Zeit (die 
ganzen Elkos aus- und wieder einlöten würde Zeit kosten) und er fängt 
damit Einschaltspitzen etwas ab ... das reicht dann völlig aus ... und 
wenn es doch mal anders kommt, dann sieht er das ja - altes+teures 
Gerät, mehr Wartung, selber Schuld.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Olaf schrieb:
> Ist aber auch so interessant mal ein Roentgenbild der Platine zu sehen
> und welchen Schaden der Elkosaft im inneren der Platine anrichten kann.
da sind ja noch nicht mal die Leiterbahnen weggeätzt - dieser Schaden 
ist eher Kosmetik.

von Olaf (Gast)


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> da sind ja noch nicht mal die Leiterbahnen weggeätzt - dieser Schaden
> ist eher Kosmetik.

Ich glaube da solltest du noch mal genauer schauen....

Und nebenbei gesagt, selbst wenn in den Elkos nur Koelnischwasser waere,
in einem Multimeter das Pikoampere und Gigaohm messen kann will man 
nicht die
geringe Verunreinigung haben.

Olaf

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Olaf schrieb:

> in einem Multimeter das Pikoampere und Gigaohm messen kann will man
> nicht die geringe Verunreinigung haben.

Deshalb möchte ich auch nicht unbedingt mit öligen Händen, Lötwasser und 
Opas Petroleumbrenner daran rumpfuschen. Alleine der Ausbau der Platine 
erzeugt ja einigen mechanischen Streß an den wohlgealterten Bauteilen. 
Wenn es hier auch nicht so schlimm sein dürfte wie bei der PTB, bei 
denen mal zwei Eichwiderstände (SCNR) durch Entnahme aus dem 
temperierten Ölbad im ebenso temperierten Meßraum zerstört wurden, weil 
hinterher die zehnte Nachkommastelle flatterte durch irgendwelche 
Kristallisationsprozesse (die Geschichte gibt es irgendwo im Netz aus 
einer Jubiläumspublikation oder so).

Aber eine von innen zerfressene Mehrlagenplatine, wie auf den 
Röntgenbildern zu sehen, gibt auch bei geringer 
Eintrittswahrscheinlichkeit einen hohen Erwartungswert. Von daher 
tendiere ich zum Anheizen der Koksesse für den Kupferkloben. :)

Praktische Frage: Woher bekomme ich, unter Berücksichtung der 
Versandhändlerliste hier, solche Kondensatoren, womöglich mit bewußter 
Auswahl der Reihe? Conrad und Reichelt haben zwar jeden Wert irgendwie, 
aber keine Auswahl. Bürklin scheint dafür der Falsche zu sein, Kessler 
geht eher Richtung Pollin und Pollin selbst, nunja.

Die nötigen Werte sind 100µF/63V, 1000/50 und 2200/16 in RM5, sowie 
6800/16 in RM 7,5. Wobei das RM aus Platinenfotos geraten ist. Welche 
Reihe nehme ich da am besten?

Mir scheint, ich muß mal 50 Euro zusammensammeln, um dann bei Mouser 
bestellen zu können.

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Echt jetzt?

Für 50€ loete ich die 4 elkos ein mit JBC und Weller Equipment, und in 
dem Preis sind die vier Elkos inklusive.

: Bearbeitet durch User
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