Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Verständnisfrage Open Collector


von Transistor (Gast)


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Ich habe hier einen Portexpander liegen, einen PCF8574. Dieser hat Open 
Collector Ausgänge.

Mein Plan: Ich möchte damit mehrere 24V LEDs schalten (LED Module für 
Tasterbeleuchtung).
Ich bin mir aber gerade nicht sicher, ob das so geht, da die maximale 
Spannung an den Pins des PCF bei 6V liegt.
Wenn der Port auf Zustand LED aus = HighZ ist, liegen doch 24V-LED 
Spannung an dem Pin des PCF. Geht er dabei in Rauch auf oder kommt er 
damit zurecht, da ja in diesem Zustand kein Strom fließt?

Grüße und schönen Sonntag

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Transistor schrieb:
> Ich bin mir aber gerade nicht sicher, ob das so geht, da die maximale
> Spannung an den Pins des PCF bei 6V liegt.

Geht also nicht ohne weitere Hardware. Du wirst BJT oder MOSFets 
brauchen.

von Luca E. (derlucae98)


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Transistor schrieb:
> Dieser hat Open Collector Ausgänge.

Der PCF8574 hat Push-Pull-Ausgänge.

Edit: Das Problem ist die Diode vom Ausgang nach VCC.

: Bearbeitet durch User
von Dietrich L. (dietrichl)


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Luca E. schrieb:
> Der PCF8574 hat Push-Pull-Ausgänge.

Aber er liefert nur max. 300µA bei Ausgang="High".
Bei "Low" liefert er deutlich mehr Strom, man könnte also 2 Ausgänge 
ähnlich Open-Collector zusammenschalten. Das hat allerdings mit der 
Anwendung des TO nichts zu tun.

von Stefan F. (Gast)


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Du hast also stabile 24V Betriebsspannung für die LEDs. Oder geht es um 
ein KFZ?

Das IC wird vermutlich mit 5V betrieben, es verträgt dann etwa 5,5V an 
seinem Ausgang.

Wenn an deinen LEDs ganz sicher immer mindestens 18,5V abfallen, dann 
wird das ohne Probleme funktionieren.

Das kannst du ja ganz einfach mit einem Multimeter überprüfen. Schließe 
in Reihe zu den LED an das 24V Netzteil an und schau nach, wie viel Volt 
das Messgerät anzeigt. Sind es nicht mehr als 5,5V, dann ist alles gut.

Falls es mehr anzeigt, könne wir uns nochmal um die Stromstärke Gedanken 
machen. Dann brauchen wir aber konkrete Werte und den Schaltplan, sonst 
bringt das nichts.

von Transistor (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Geht also nicht ohne weitere Hardware.

Dann wäre ja so ein ULN2803 ganz praktisch. Schafft es denn die 100µA 
Quelle die BJTs im ULN sicher anzusteuern? Wie störfest wird das ganze 
dann?

Luca E. schrieb:
> Der PCF8574 hat Push-Pull-Ausgänge.

Ja, aber eben nur mit 100µA Ausgangsstrom bei High :(.

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Du hast also stabile 24V Betriebsspannung für die LEDs. Oder geht es um
> ein KFZ?

Es ist ein 24V Meanwell Netzteil, ich denke das ist sauber genug.

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Das kannst du ja ganz einfach mit einem Multimeter überprüfen. Schließe
> in Reihe zu den LED an das 24V Netzteil an und schau nach, wie viel Volt
> das Messgerät anzeigt. Sind es nicht mehr als 5,5V, dann ist alles gut.

Aber das wäre ja auch eher eine Auslegung auf gut Glück, dass kann ja 
mit einer anderen LED schon wieder ganz anders aussehen.

Danke für die Antworten
Beste Grüße

von Wolfgang (Gast)


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Dietrich L. schrieb:
> Bei "Low" liefert er deutlich mehr Strom, man könnte also 2 Ausgänge
> ähnlich Open-Collector zusammenschalten.

Das ändert aber nichts an der Diode

von Falk B. (falk)


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Luca E. schrieb:
>> Dieser hat Open Collector Ausgänge.

Ja.

>
> Der PCF8574 hat Push-Pull-Ausgänge.

Nein.

[[Port-Expander PCF8574]]

> Edit: Das Problem ist die Diode vom Ausgang nach VCC.

Ja. Man kann damit aber ggf. LEDs schalten, die mehr als 5V 
Betriebsspannung haben, WENN die Differenz zwischen Betriebsspannung und 
Flußspannung <5V ist. Sprich, wenn die LED-Kette 20V Flußspannung hat 
und mit 24V betrieben wird, bleiben 4V für den Vorwiderstand. Hängt man 
die LED-Kette an +24 und über einen Vorwiderstand an den PCF8574, kann 
dieser bei HIGH die LED-Kette ausschalten, denn dann sieht die nur noch 
24-5=19V. Wenn man Pech hat, glimmt sie aber noch.

von Transistor (Gast)


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OK, danke für die Antworten. Mein Wunschdenken war, dass ich quasi die 
24V da blind dran hängen kann und dann schalte ich "ja nur gegen GND".
Aber ok, dass klappt nicht immer.

Ich bin bei der Suche nach dem Expander nicht festgelet, für den PCF 
sprach die einfache Ansteuerung, der Preis und die Verfügbarkeit.

Der MCP23008 ist ebenfalls lieferbar und weit verbreitet, aber ich werde 
aus dem Datenblatt nicht schlau. Ist der jetzt PushPull oder OpenDrain? 
Eine Zeichnung wie beim PCF fehlt da leider.
Wenn er PushPull ist und ich einen ULN2803 direkt dahinter hänge, hätte 
ich doch meinen universellen OpenDrain Schalter der bis zu 50V abkann 
und ich könnte sogar noch die Freilaufdioden nutzen, falls ich doch mal 
ein kleies Relais schalten will.

Könnte das so klappen?
Der ULN2803 scheint auch grad schlecht beschaffbar zu sein in einer SMD 
Variante, gibts da gängige und verfügbare Alternativen?

Vielen Dank für eure Zeit!

von (prx) A. K. (prx)


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Falk B. schrieb:
>> Der PCF8574 hat Push-Pull-Ausgänge.
>
> Nein.

Wenn man nach dem Schaltbild im Datasheet geht, dann ja.
Wenn man gerne auf Prinzipien reitet, dann ja.
Wenn man die Praxis betrachtet, dann so gut wie nicht.

Also eher beides, ja und nein. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Transistor schrieb:
> LED Module für Tasterbeleuchtung

Wie sind die aufgebaut? Brauchen die 24V oder Konstantstrom?

von HildeK (Gast)


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Transistor schrieb:
> Der MCP23008 ist ebenfalls lieferbar und weit verbreitet, aber ich werde
> aus dem Datenblatt nicht schlau. Ist der jetzt PushPull oder OpenDrain?
> Eine Zeichnung wie beim PCF fehlt da leider.

Sind auch Push/Pull-Ausgänge. Siehe S.24, 'output high voltage' ist mit 
VDD-0.7V bei 3mA Strom.
Es wird dir nicht viel anderes übrigbleiben, als einen ULNxxxx 
nachzuschalten.

von Stefan F. (Gast)


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Transistor schrieb:
> Aber das wäre ja auch eher eine Auslegung auf gut Glück, dass kann ja
> mit einer anderen LED schon wieder ganz anders aussehen.

Ja das stimmt. Wobei ein paar µA deinen Portexpander oder 
Mikrocontroller nicht kaputtmachen. Erst oberhalb von 1mA wird es 
riskant, aber dann kommt es halt auf die Gesamtschaltung an.

von Noch ein Kommentar (Gast)


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Das Datenblatt ist wohl etwas irreführend.

Oben steht "high-current drive capability for directly driving LEDs."

Weiter unten "Output voltage range –0.5 VCC+0.5 V" "Low-level output 
current 25mA"

Die meinen kleine rote Status-LEDs, keine LEDs für Beleuchtung.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Statt des ULN kann man auch einen Logiklevel MOSFet benutzen, der ja so 
gut wie keinen Steuerstrom braucht.

Transistor schrieb:
> Aber ok, dass klappt nicht immer.

Es ist halt ein Wackeltanz.
Der Ausgang des PCF klemmt auf jeden Fall durch die Diode auf 5V und die 
Gratwanderung besteht darin, den Strip so zu dimensionieren, das er bei 
24V voll leuchtet und bei 19V aus ist. Das ist schwer hinzukriegen und 
auch von Exemplarstreuungen abhängig. Das möchte man eigentlich nicht.

von Wolfgang (Gast)


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Transistor schrieb:
> Ich bin bei der Suche nach dem Expander nicht festgelet, für den PCF
> sprach die einfache Ansteuerung, der Preis und die Verfügbarkeit.

Also ist deine eigentliche Frage weder das Verständnis von einer Open 
Collector Stufe, noch der PCF8574, sondern du suchst eigentlich einen 
Treiber, um irgendwelche LEDs zu steuern. LEDs mit 24V gibt es nicht, 
d.h. es muss sich dabei um irgendeine Zusammenschaltung mit weiteren 
Bauteilen handeln.
Um zu einer Lösung zu kommen, wäre es gut, wenn du das Datenblatt zu 
deinen "24V LEDs" zeigst, bzw. wenigstens den zu schaltenden Strom 
angibst.

Vielleicht ist der TPIC6B595 eine Option. Der kann immerhin bis zu 50V 
schalten und verträgt dabei bis zu 500mA.

von HolgerT (Gast)


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Transistor schrieb:
> Ich bin bei der Suche nach dem Expander nicht festgelet

Verstehe ich das richtig, dass es nicht unbedingt I²C sein muß? Dann 
empfehle ich den TPIC595 
(https://www.ti.com/lit/ds/symlink/tpic6b595.pdf), der ist einfach per 
SPI ansteuerbar und kann bis 50V/500mA am Ausgang.

von HolgerT (Gast)


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.. Wolfgang war schneller...

von Hartmut S. (hsemken)


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Transistor schrieb:
> Ich habe hier einen Portexpander liegen, einen PCF8574. Dieser hat Open
> Collector Ausgänge.

Im Datenblatt sehe ich keine OC-Ausgänge.
Und auch keine Spannungsfestigkeit für 24V: also: ja, der Port oder 
ganze Chip geht kaputt, wenn da 24V anliegen.
ULN2803 dürfte Dein Freund sein: entweder hinter dem I2C-Expander oder 
gleich am Controller.

hase

von Manfred (Gast)


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Hartmut S. schrieb:
> ULN2803 dürfte Dein Freund sein:

Vor 40 Jahren war das ein toller Treiber, inzwischen wird es mal Zeit, 
den Kameraden in die Urne zu schicken. Schade, dass die 
Halbleiterindustrie keinen Nachfolger mit FETs entworfen hat.

von Hartmut S. (hsemken)


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Manfred schrieb:

> Vor 40 Jahren war das ein toller Treiber, inzwischen wird es mal Zeit,
Neu muss nicht immer besser sein - oft nur billiger.
Ich mag die ollen Dinger; kann sein, dass ich selber ein Alter Sack bin 
(ja, bin ich), mag sein, dass die guten Erfahrungen mit Robustheit etc. 
mich immer wieder da hin bringen...
Grad so Anfänger verweise ich eher auf die robusten, problemlosen 
Alttypen als moderene Lösungen aus FETs, wo man sich über die 
Gateansteuerung immer ganz schön Gedanken machen muss.

hase

von Clemens L. (c_l)


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Manfred schrieb:
> Hartmut S. schrieb:
>> ULN2803
>
> Schade, dass die Halbleiterindustrie keinen Nachfolger mit FETs entworfen
> hat.

TPL7407LA, TPL9202, TBD62083, TBD62183, TBD62084

von Falk B. (falk)


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Manfred schrieb:
> Vor 40 Jahren war das ein toller Treiber, inzwischen wird es mal Zeit,
> den Kameraden in die Urne zu schicken. Schade, dass die
> Halbleiterindustrie keinen Nachfolger mit FETs entworfen hat.

Gibt es, sogar mit Schieberegister. TPIC6595 und Co. Sind aber nicht 
ganz billig.

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