Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik ELV PLE9001 Lötstation - Reset oder Reparatur möglich?


von Marco F. (schrauber-m)


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Hallo,
meine schon etwas betagte Löt-/Enlötstation PLE9001 kämpft mit 
Ausfallerscheinungen. Ich hoffe hier findet sich jemand, der mit dieser 
Station vertraut ist oder bei der Fehlersuche weiterhelfen kann. Nach 
dem Einschalten leuchten jeweils beide Speicher für Temperaturpresets 
(jeweils eines wäre korrekt). Es fehlen einige Segmente in der rechten 
Anzeige (Teil Lötstation).
Die Standby-Temperaturen stehen auf 450°C (Standard 150°C). Es lassen 
sich keine Werte für die Temperaturpresets einstellen, lediglich die 
aktuellen Temperaturen ändern.
Herzstück der Schaltung sind ein µC vom Typ ELV9591 (87C52) und ein 
FM2404. Die LEDs und 7-Segement-Anzeigen werden im Multiplex-Verfahren 
(über 74HC574, ULN2803, Treibertransistoren BC876) angesteuert.

Der Hersteller gibt an keine Unterlagen zu dem Gerät mehr zu haben und 
keinen Support mehr dafür anbieten zu können.
Schaltplan und Beschreibung liegen mir zwar vor, können hier vermutlich 
aber aus rechtlichen Gründen nicht einfach veröffentlicht werden??

Für Hilfestellung wäre ich dankbar.

von H. H. (Gast)


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Das deutet doch sehr auf Amnesie des EPROMs im µC hin. Und da sicherlich 
der Ausleseschutz gesetzt ist, bedeutet das GAU.

Mit entsprechendem Aufwand könnte man wohl einen AT89C52, oder mit 
Adapter auch ganz was anderes implantieren. So wirklich kompliziert ist 
so eine Software ja nicht.

von Stefan F. (Gast)


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H. H. schrieb:
> Das deutet doch sehr auf Amnesie des EPROMs im µC hin. Und da sicherlich
> der Ausleseschutz gesetzt ist, bedeutet das GAU.

Das ist der Grund, warum ich keine Bausätze von ELV kaufe. Selbst nach 
Verkaufsende rücken die nicht einmal ihre *.bin Files raus.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Als ersten und nicht so teuren Versuch könnte man den 24(C)04 EEPROM mal 
tauschen. Kann sein, das der ausgeleiert ist, abhängig von der 
Schreibstrategie der ELVlinge.
Pinkompatibler moderner MC ist der AT89S52 - wenn man den Schaltplan 
hat, sollte eine eigene Software gar nicht so aufwändig sein.

: Bearbeitet durch User
von Marco F. (schrauber-m)


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Ok, das bedeutet also, selbst wenn jemand ein funktionierendes 
baugleiches Gerät hätte, ist das Auslesen wohl nicht einfach möglich. 
Sehr schade.
Ich fand die Tatsache, dass es keinerlei Support für das Gerät vom 
Hersteller (war ja damals sicher noch ELV Eigenentwicklung) mehr gibt 
schon etwas unschön. Da macht es ja dann auch keinen Unterschied gleich 
einen China-Kracher zu kaufen, der garantiert keinerlei Support erhält. 
Eine passende bin-Datei würde nach zwanzig Jahren sicher auch niemanden 
mehr weh tun und höchstens ein paar Geräte vor der Mülltonne retten...

Was das EEPROM angeht, das wäre wohl am einfachsten zu tauschen, aber 
falls das wirklich die Ursache ist, dann war das in der Anleitung nur 
Werbetext: "Der Vorteil eines ferroelektrischen EEPROMs gegenüber den 
Standard-Versionen liegt hauptsächlich in der extrem kurzen 
Schreibzykluszeit von nur 0,5 µs im Gegensatz zu 10 ms bei herkömmlichen 
EEPROMS. Ein weiterer gravierender Vorteil der ferroelektrischen Typen 
liegt in der garantierten Anzahl von 100 Millionen Schreibzyklen im 
Gegensatz zu 10.000 bei den Standardversionen."

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Marco F. schrieb:
> Ein weiterer gravierender Vorteil der ferroelektrischen Typen
> liegt in der garantierten Anzahl von 100 Millionen Schreibzyklen im
> Gegensatz zu 10.000 bei den Standardversionen

Ja, klingt toll. Aber wenn die Schreibstrategie der ELVlinge so 
aussieht, das sie jede Sekunde ins EEPROM schreiben, ist nach 2600 Tagen 
Feierabend.

von Marco F. (schrauber-m)


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Das wäre aber eine sehr schlechte Strategie. Laut Anleitung werden 
lediglich "...für die netzausfallsichere Speicherung, z.B. der Einstell- 
und Kalibrierdaten..." dort die Werte gespeichert.

Was bei genauerer Inspektion noch auffällt, dass die fehlenden 
7-Segment-Elemente teilweilse bei Berührung der zugehörigen 
Kontaktstellen wieder auftauchen. Die Treibertransistoren und 
Vorwiderstände werden relativ warm.
Laut Anleitung erfolgt die Ansteuerung mit Duty-Cycle 1/5.

von Nerd 8. (nerd81)


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Genau das ist auch für mich der Grund keine Geräte von ELV mit 
Mikrocontrollern mehr zu kaufen. Der Support ist leider das Letzte.. :(

Ich durfte vor etwa 4 Jahren meinen Prozessorlader wegen besagtem 
Problem entsorgen. :(

von Solariker (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Das deutet doch sehr auf Amnesie des EPROMs im µC hin. Und da sicherlich
>> der Ausleseschutz gesetzt ist, bedeutet das GAU.
>
> Das ist der Grund, warum ich keine Bausätze von ELV kaufe. Selbst nach
> Verkaufsende rücken die nicht einmal ihre *.bin Files raus.

Genau der Grund warum ich dort auch seit 10 - 15 Jahren NICHTS mehr 
kaufe.
Geplante Obsoleszenz!
Vielleicht sollten die mal angesichts unserer globalen Probleme darüber 
nachdenken.
Das ist eine bodenlose Frechheit und Ignoranz.
Ich verstehe das über einen gewissen Zeitraum, aber danach muss man das 
offenlegen!
Ein Aufruf zum Boykott gegen ELV!!

Was Du nicht „ öffnen“ kannst gehört Dir auch nicht!
Die sollen Ihren Schrott behalten.

BITTE!

von H. H. (Gast)


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Welcher Hersteller liefert denn den Inhalt eines von ihm verbauten µC?

von H. H. (Gast)


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Marco F. schrieb:
> Was bei genauerer Inspektion noch auffällt, dass die fehlenden
> 7-Segment-Elemente teilweilse bei Berührung der zugehörigen
> Kontaktstellen wieder auftauchen. Die Treibertransistoren und
> Vorwiderstände werden relativ warm.
> Laut Anleitung erfolgt die Ansteuerung mit Duty-Cycle 1/5.

Sollte man sich mal mit dem Oszi ansehen.

von Stefan F. (Gast)


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H. H. schrieb:
> Welcher Hersteller liefert denn den Inhalt eines von ihm verbauten µC?

ELV ist kein normaler Hersteller. Da geht um Bausätze, die zudem in der 
Regel auch noch sehr teuer sind. ELV suggeriert einem, das eigene Gerät 
zu verstehen ergo auch reparieren zu können. Aber genau das verhindern 
sie mit Absicht, indem sie ausnutzen, dass Flash Speicher nicht ewig 
halten.

Das ist bei ELV sei 30 Jahren Tradition. Irgendwann haben sie sogar 
damit angefangen, einfache Logik IC's durch "geheime" Mikrocontroller zu 
ersetzen, damit man nicht einmal mehr die einfachen Schaltungen selbst 
reparieren kann.

Zur Frage "Welcher Hersteller":

Ich hatte mal ein Modem von Dr. Neuhaus, da konnte ich ganz Problemlos 
die Firmware bekommen, wahlweise als Datei oder in Form eines Chips. Ein 
ähnliches Problem hatte ich mal mit einem sehr alten Nokia Handy, das 
haben sie mir für 20 DM neu geflasht.

Übrigens veröffentlichen immer mehr Hersteller sogar ihre Quelltexte auf 
Github und anderen Plattformen. Viele Hersteller von Bausätzen und 
Baukästen gehen da mit gutem Vorbild voran, nur nicht ELV.

von Nerd 8. (nerd81)


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H. H. schrieb:
> Welcher Hersteller liefert denn den Inhalt eines von ihm verbauten µC?

Das erwarte ich auch nicht. Aber dieser Laden will nach 10 Jahren nicht 
mal mehr Ersatzteile (programmierte 8051) liefern. Geschweige BIN/HEX 
oder Sourcecode.. :(

von STK500-Besitzer (Gast)


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Nerd 8. schrieb:
> Das erwarte ich auch nicht. Aber dieser Laden will nach 10 Jahren nicht
> mal mehr Ersatzteile (programmierte 8051) liefern. Geschweige BIN/HEX
> oder Sourcecode.. :(

das ist ja auch kein Militär-Lieferant.

von H. H. (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> ELV suggeriert einem, das eigene Gerät
> zu verstehen ergo auch reparieren zu können.

Seh ich nicht. Wo genau behaupten die das?


> Übrigens veröffentlichen immer mehr Hersteller sogar ihre Quelltexte auf
> Github und anderen Plattformen. Viele Hersteller von Bausätzen und
> Baukästen gehen da mit gutem Vorbild voran, nur nicht ELV.

ELV ist die einzige Ausnahme? Ganz sicher nicht.

von H. H. (Gast)


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Nerd 8. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Welcher Hersteller liefert denn den Inhalt eines von ihm verbauten µC?
>
> Das erwarte ich auch nicht. Aber dieser Laden will nach 10 Jahren nicht
> mal mehr Ersatzteile (programmierte 8051) liefern. Geschweige BIN/HEX
> oder Sourcecode.. :(

Andere liefern ja noch nach 100 Jahren....

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Marco F. schrieb:
> Das wäre aber eine sehr schlechte Strategie. Laut Anleitung werden
> lediglich "...für die netzausfallsichere Speicherung, z.B. der Einstell-
> und Kalibrierdaten..." dort die Werte gespeichert.

Jaja, das ist ja der Sinn eines EEPROMs, aber hast du mal gemessen, wann 
die Jungs in den EEPROM speichern? Oder gibts einen extra 'Store' Knopf?
Wie gesagt, es kostet nur ein paar Cent, den Chip mal zu ersetzen.

> bei Berührung der zugehörigen
> Kontaktstellen wieder auftauchen.

Schon mal nachgelötet?

von Marco F. (schrauber-m)


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Ich habe sonst keine ELV-Geräte, nicht mit der 
Mikrocontroller-Problematik und auch nicht in den letzten 10/15 Jahren 
gekauft.
Besagte Lötstation ist aber aus den späten 90igern - und war damals kein 
Schnäppchen.
Deshalb hätte ich diese gerne repariert, zumal die Ersa-Kolben und der 
Rest ja noch intakt sind und wohl noch lange gute Diesnste leisten 
könnten...

Edit:
ja nachgelötet habe ich die Anschlüsse bereits, allerdings ohne Erfolg. 
Es sind auch keine offensichtlich problematischen Lötstellen erkennbar.

: Bearbeitet durch User
von Nerd 8. (nerd81)


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H. H. schrieb:
> Andere liefern ja noch nach 100 Jahren....

Positives Beispiel: Gossen
Der Service liefert auch heute noch kostenlos (!) Serviceunterlagen zu 
>50 Jahre alte Konstanter. Wenn eine Firma will, ist vieles möglich. ELV 
gehört definitiv nicht dazu..

von Nerd 8. (nerd81)


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Noch ein positives Beispiel: Toellner Elektronik

Dort habe ich erst vor 2 Monaten die Serviceunterlagen kostenlos für 
einen fast 30 Jahre alten Funktionsgenerator bekommen. Somit war der 
Abgleich nach erfolgter Reparatur kein Problem.

von Marc X. (marc_x)


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Nerd 8. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Andere liefern ja noch nach 100 Jahren....
>
> Positives Beispiel: Gossen
> Der Service liefert auch heute noch kostenlos (!) Serviceunterlagen zu
>>50 Jahre alte Konstanter. Wenn eine Firma will, ist vieles möglich. ELV
> gehört definitiv nicht dazu..

Kommt auf das entsprechende Produkt an, eine Anfrage von Anfang April 
wurde so beantwortet:

>Guten Tag Herr ****,
>
>diese Geräte stammen offenbar noch von unserer Vorgängerfirma Gossen.
>
>Leider sind diese Geräte so alt, dass auch wir im Product Support keine 
Unterlagen mehr dazu haben.
>
>Wir bedauern, dass wir Ihnen hier nicht weiterhelfen können.

Und das Gerät war Stand heute ca. 30 Jahre alt. Aber vor ein paar Jahren 
habe ich mal für einen alten Konstanter angefragt, Anfang der 80er, ein 
paar Tage später bekam ich eine E-Mail mit allen noch existenten 
Unterlagen und einer Entschuldigung für die späte Antwort, weil sie erst 
die Dokumente aus dem Archiv holen und einscannen mussten.

von Jefe (Gast)


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H. H. schrieb:
> Seh ich nicht. Wo genau behaupten die das?

Suggestion != Behauptung

von H. H. (Gast)


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Jefe schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Seh ich nicht. Wo genau behaupten die das?
>
> Suggestion != Behauptung

Benötigt man eine Spezialbrille?

https://www.youtube.com/watch?v=gWh1aQYbDX0

von SUNPOWER (Gast)


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Mann Hinz, geh doch zu Kunz!!

von 888 (Gast)


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Marco F. schrieb:

> Was das EEPROM angeht, das wäre wohl am einfachsten zu tauschen, aber
> falls das wirklich die Ursache ist, dann war das in der Anleitung nur
> Werbetext: "Der Vorteil eines ferroelektrischen EEPROMs gegenüber den
> Standard-Versionen liegt hauptsächlich in der extrem kurzen
> Schreibzykluszeit von nur 0,5 µs im Gegensatz zu 10 ms bei herkömmlichen
> EEPROMS. Ein weiterer gravierender Vorteil der ferroelektrischen Typen
> liegt in der garantierten Anzahl von 100 Millionen Schreibzyklen im
> Gegensatz zu 10.000 bei den Standardversionen."

Was im Werbetext auch nicht steht: Bei FRAM ist jeder Lesezyklus 
ebenfalls ein Schreibzyklus. Eine 1T1C-FRAM-Zelle liest man wie eine 
DRAM-Zelle: man schreibt eine "1" hinein und guckt wieviele Elektronen 
nötig sind um die Spannung über eine bestimmte Schwelle zu heben. Nach 
dem Lesevorgang wird dann der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt 
("refreshed"). Die 100 Millionen Zyklen gelten also für Lesen und 
Schreiben zusammen. Bei einem Parameterspeicher ist das unproblematisch, 
wer aber FRAM memory-mapped eingebunden hat (die gabe es auch mit 8 bit 
parallel), der erlebte manch böse Überraschung.

von Sebastian (Gast)


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Vielleicht lohnt es sich, nach einem Besitzer einer solchen Station zu 
suchen, um den EEPROM-Inhalt zu kopieren? Davon abgesehen ist es 
vielleicht der 8051 selbst, der komisch geworden ist. Die fehlenden 
Displaysegmente könnten ein Hinweis darauf sein, wenn der Rest der 
Displayansteuerung in Ordnung ist.
Ein 8051 kann bisweilen kopiert werden - zumindest, wenn er kein 
gesetztes Security-Bit hat. Kontakt mit dem Besitzer einer 
funktionierenden Station aufzunehmen, wäre ein Anhaltspunkt. Da der 
Schaltplan vorliegt, wäre es wahrscheinlich auch möglich, die Firmware 
neu zu entwickeln, vorausgesetzt es ist ersichtlich, wie sich das 
Thermoelement im Lötkolben verhält.
Nur so als Anregung.

von Thomas K. (thomas2021)


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Marco F. schrieb:
> Ich fand die Tatsache, dass es keinerlei Support für das Gerät vom
> Hersteller (war ja damals sicher noch ELV Eigenentwicklung) mehr gibt
> schon etwas unschön.

Di wollen neue Geräte verkaufen. Wer bezahlt dann die Neuentwicklung ?

von PC-Freak (Gast)


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Marco F. schrieb:
> Was bei genauerer Inspektion noch auffällt, dass die fehlenden
> 7-Segment-Elemente teilweilse bei Berührung der zugehörigen
> Kontaktstellen wieder auftauchen.

Dann löte halt mal alle Lötstellen der Digits nach. Dann ist schonmal 
das Anzeigeproblem gelöst.

Vieleicht sind ja noch andere Lötstellen gerissen, und damit dieses 
Fehlerbild.

Mit Lupe alle Lötstellen kontrollieren.

von Thomas K. (thomas2021)


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ELV entwickelt nur noch fast Hausautomation Homematic oder was...nach 5 
Jahren kannst den ganzen teuren Schrott rausschmeiße

von Gebranntes Kind (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Viele Hersteller von Bausätzen und
> Baukästen gehen da mit gutem Vorbild voran, nur nicht ELV.

Ich glaub', die haben schlicht und einfach Schiss. Denn dann könnte 
nämlich plötzlich jeder sehen, was für ein Spaghetticode der 
Handelsklasse A dort möglicherweise auf den Teller kommt. Würg.

H. H. schrieb:
> Stefan ⛄ F. schrieb:
>> ELV suggeriert einem, das eigene Gerät
>> zu verstehen ergo auch reparieren zu können.
>
> Seh ich nicht. Wo genau behaupten die das?

Nun ja, sie drucken in ihren Heften die Schaltpläne ab und beschreiben 
diese dann meist auch recht ausführlich. Das suggeriert dem Unbedarften 
natürlich schon, daß er "sein" Gerät jetzt gewissermaßen "kennen" würde 
- und daß er dieses dann im Falle eines Falles selbstverständlich recht 
leicht reparieren könnte. Stimmt ja auch, wenn es ein eher simpler 
Bauteilfehler ist.

Leider steckt aber in immer mehr dieser ELV-Gerätschäften eine irgendwie 
geartete Software-Firmware-Konfigurationsdatei aller Art, und DAS Zeug 
kommunizieren die ELVler natürlich mit keinem Wort in ihren Heften. 
Quellcode zum Runterladen oder hex-files oder was auch immer gibt's auch 
nicht.

Und damit sind die Bausätze eigentlich auch keine Bausätze, sondern 
allenfalls stupide Löt-, Schraub- und Klebübungen. Fast uninteressant.

In den 80ern war das (nicht bei ELV, sondern ganz generell) noch anders. 
Ich habe hier haufenweise Literatur herumfliegen (übrigens West wie auch 
Ost, Hefte und Bücher), wo auf zig Seiten Listings abgedruckt sind. DAS 
war dann wirklich Selbstbau, und sowas kann man im Prinzip dann auch 
heute noch oftmals erfolgreich instandhalten.

STK500-Besitzer schrieb:
> Nerd 8. schrieb:
>> Das erwarte ich auch nicht. Aber dieser Laden will nach 10 Jahren nicht
>> mal mehr Ersatzteile (programmierte 8051) liefern. Geschweige BIN/HEX
>> oder Sourcecode.. :(
>
> das ist ja auch kein Militär-Lieferant.

Für viele ehemalige Kunden sind die heute überhaupt kein Lieferant mehr, 
weil die Kundschaft die Faxen dicke hat.

H. H. schrieb:
> Nerd 8. schrieb:
>> H. H. schrieb:
>>> Welcher Hersteller liefert denn den Inhalt eines von ihm verbauten µC?
>>
>> Das erwarte ich auch nicht. Aber dieser Laden will nach 10 Jahren nicht
>> mal mehr Ersatzteile (programmierte 8051) liefern. Geschweige BIN/HEX
>> oder Sourcecode.. :(
>
> Andere liefern ja noch nach 100 Jahren....

Ja, die SPD zum Beispiel. Mit denen sind wir sogar nach über 150 Jahren 
noch zuverlässig geliefert. Da würde ich liebend gerne mal aus der 
Kundendatei fliegen...

von Thomas (kosmos)


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wenn die Anzeige berührungsempfindlich ist, dann löte diese 
7-Segment-LED mal nach, vielleicht sinds nur die Lötstellen.

von H. H. (Gast)


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Gebranntes Kind schrieb:
>> Andere liefern ja noch nach 100 Jahren....
>
> Ja, die SPD zum Beispiel. Mit denen sind wir sogar nach über 150 Jahren
> noch zuverlässig geliefert. Da würde ich liebend gerne mal aus der
> Kundendatei fliegen...

Ist doch kein Problem, einfach auswandern.

von Marco F. (schrauber-m)


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Nachlöten hat keine Änderung gebracht.
Das Hauptproblem sind auch gar nicht die ausfallenden Segmente, sondern 
die Temperaturen, die nicht gespeicht werden bzw. völlig unbrauchbare 
Anfangswerte nach dem Einschalten zeigen. Standby 450°C und 
Vorwahltemperaturen T1/T2 sind jeweils auf 000°C.

von H. H. (Gast)


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Tausch halt das FRAM mal aus, das lässt sich ja beschaffen.

von Marlon (Gast)


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Marco F. schrieb:
> Nachlöten hat keine Änderung gebracht.

Falls der Prozessor gesockelt ist, könnte es helfen den ein paar mal 
herauszunehmen und wieder zu stecken.

> Das Hauptproblem sind auch gar nicht die ausfallenden Segmente, sondern
> die Temperaturen, die nicht gespeicht werden bzw. völlig unbrauchbare
> Anfangswerte nach dem Einschalten zeigen. Standby 450°C und
> Vorwahltemperaturen T1/T2 sind jeweils auf 000°C.

Das würde für ein fehlerhaftes EEPROM sprechen, oder ein Problem bei der 
Verbindung zum Prozessor.

Wie sieht die Versorgung des Prozessorsystems aus? Spannung ok, kein 
Ripple oder Einbrüche?

von Marco F. (schrauber-m)


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Das EEPROM wurde jetzt testweise durch ein frisches 24C04 ersetzt, was 
die Sache nicht verbessert. In den Displays erscheint dann beim 
Einschalten kurz 622F und danach links 2.84F und rechts 2.80F mit 
jeweils blinkendem Punkt.

Der gesockelte Prozessor wurde bereits aus- und wieder eingesteckt. 
Kontakte auf beiden Seiten scheinen sauber und unauffällig (nicht 
verfärbt oder korrodiert wie in 80er Jahre TV-Geräten). Auffällige 
Spannungswerte konnte ich nicht ermitteln.

von Marco F. (schrauber-m)


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Ein Versuch den ursprünglichen EEPROM-Baustein mit einem einfachen 
Programmer (CH341A) auszulesen scheitert mit "IC not responding".

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Marco F. schrieb:
> Ein Versuch den ursprünglichen EEPROM-Baustein mit einem einfachen
> Programmer (CH341A) auszulesen scheitert mit "IC not responding".

Während das Auslesen eines frischen EEPROMs klappt?

von Christian M. (likeme)


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ELV ging damals bestimmt nicht davon aus das das Gerät nach 30 Jahren 
noch in Betrieb ist ;-)

von Marco F. (schrauber-m)


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Matthias S. schrieb:
> Marco F. schrieb:
>> Ein Versuch den ursprünglichen EEPROM-Baustein mit einem einfachen
>> Programmer (CH341A) auszulesen scheitert mit "IC not responding".
>
> Während das Auslesen eines frischen EEPROMs klappt?

Ja, mit einem frischen EEPROM klappt die Erkennung, Auslesen und 
Beschreiben einwandfrei.

von Marco F. (schrauber-m)


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Christian M. schrieb:
> ELV ging damals bestimmt nicht davon aus das das Gerät nach 30 Jahren
> noch in Betrieb ist ;-)

Das Teil hat immerhin zwei robuste Ersa-Kolben für die es nach wie vor 
Löt- und Entlötspitzen im Zubehör gibt. Auch der Aufbau der 
Spannungsversorgung mit Ringkerntrafo und linearem Spannungsregler macht 
einen soliden Eindruck.
Weshalb sollte man so ein Gerät nach ~25 Jahren* entsorgen?

*vor 30 Jahren hatte ELV diese Geräteausführungen noch gar nicht im 
Programm. Damals gab es nur schwarze Gehäuse mit roten 7-Segment-LEDs.
Allerdings muss man in dieser Richtung wohl selbst recherchieren, da ELV 
seine eigenen Unterlagen aus dieser Zeit offenbar 
vernichtet/vergessen/verloren hat...

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Marco F. schrieb:
> Ja, mit einem frischen EEPROM klappt die Erkennung, Auslesen und
> Beschreiben einwandfrei.

Dann wäre die Ursache also vermutlich geklärt.

Marco F. schrieb:
> da ELV
> seine eigenen Unterlagen aus dieser Zeit offenbar
> vernichtet/vergessen/verloren hat...

Naja, knauserig mit der Software ihrer Controller waren sie schon immer. 
Dein Problem wird logischerweise nun sein, rauszufinden, was der EEPROM 
Inhalt war, denn das wird die Fehlerursache sein. Schreib doch mal einen 
mit 00 voll, dann einen mit 0,1,2,3,4, usw. Evtl. kommt man der Kiste so 
auf die Spur.
Sich durch das Programm des MC durchzuhangeln, wird wohl zu aufwendig 
sein.
Oder jemand hat noch so eine Station und kann das EEPROM auslesen, was 
wohl der Idealfall wäre.

von H. H. (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Schreib doch mal einen
> mit 00 voll, dann einen mit 0,1,2,3,4, usw. Evtl. kommt man der Kiste so
> auf die Spur.

FF und 00 probieren, evtl erkennt die Firmware das dann als "neu" und 
initialisiert selbst.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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H. H. schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Schreib doch mal einen
>> mit 00 voll, dann einen mit 0,1,2,3,4, usw. Evtl. kommt man der Kiste so
>> auf die Spur.
>
> FF und 00 probieren, evtl erkennt die Firmware das dann als "neu" und
> initialisiert selbst.

FF wurde wohl schon probiert, siehe oben. Zeigt dann nur Hausnummern an.

Marco F. schrieb:
> Das EEPROM wurde jetzt testweise durch ein frisches 24C04 ersetzt, was
> die Sache nicht verbessert.

von Marco F. (schrauber-m)


Angehängte Dateien:

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Update:
das EEPROM mit "00" präpariert hat es gebracht. So kann man die 
gewünschten Werte neu abspeichern und erhält wieder ein voll 
funktionsfähiges Gerät. Der EEPROM-Inhalt mit sinnvoll belegten Werten 
(Temperaturen, Standby-Zeiten und Lötspitzencharakteristiken) im Anhang.

Ob der Schluckauf in den Anzeigen damit auch behoben ist bleibt aber 
noch abzuwarten. Ich bin skeptisch und werde testen.

Falls es noch eine Möglichkeit gäbe eine Kopie vom Prozessor selbst 
(87C52) anzulegen, wäre das zusätzlich beruhigend...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Marco F. schrieb:
> Falls es noch eine Möglichkeit gäbe eine Kopie vom Prozessor selbst
> (87C52) anzulegen, wäre das zusätzlich beruhigend

Die alten Dinger sind gegen Auslesen nicht gesichert. Mit einem 
geeigneten Programmer/Leser kann man den Inhalt plündern.

Marco F. schrieb:
> das EEPROM mit "00" präpariert hat es gebracht.

Sehr gut. Gratuliere!

von 888 (Gast)


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Matthias S. schrieb:

> Die alten Dinger sind gegen Auslesen nicht gesichert. Mit einem
> geeigneten Programmer/Leser kann man den Inhalt plündern.

Bei ELV hätte ich schon erwartet, dass die security fuse gesetzt ist. 
Die wollen mit Ersatzteilen Geld verdienen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Soul E. schrieb:
>
> Bei ELV hätte ich schon erwartet, dass die security fuse gesetzt ist.
> Die wollen mit Ersatzteilen Geld verdienen.
Hmm, es stimmt, das spätere Generationen sowas hatten, aber ob das auf 
den vorhandenen zutrifft, müsste man probieren. Insofern ziehe ich mein 
absolutes Statement von oben zurück :-P

von G. H. (schufti)


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den 87C52 kann man doch auch mit externem EPROM betreiben. Und bis zu 
einer bestimmten rev. war es doch möglich damit das interne EPROM 
"auszulesen", da die security fuse nur das Auslesen im Programmiermodus 
verhindert.

von H. H. (Gast)


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G. H. schrieb:
> den 87C52 kann man doch auch mit externem EPROM betreiben. Und bis
> zu
> einer bestimmten rev. war es doch möglich damit das interne EPROM
> "auszulesen", da die security fuse nur das Auslesen im Programmiermodus
> verhindert.

ACK.

Der TE könnte ja einfach mal ein Foto seines 87C52 posten.

von 888 (Gast)


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G. H. schrieb:
> den 87C52 kann man doch auch mit externem EPROM betreiben. Und bis zu
> einer bestimmten rev. war es doch möglich damit das interne EPROM
> "auszulesen", da die security fuse nur das Auslesen im Programmiermodus
> verhindert.

Das externe EPROM überlappt aber den (dann abgeschalteten) internen 
Programmspeicher. Da /EA nur beim Reset gesampled wird, kann man auch 
nicht während der Laufzeit umschalten.

Es gibt aber mittlerweile einige Angriffsmöglichkeiten, um 8751er zu 
knacken. Z.B. http://caps0ff.blogspot.com/2019/

von Christian B. (cb1969)


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Matthias S. schrieb:

> Schon mal nachgelötet?

Seine Lötstation geht doch nicht ... :)
There's a hole in the bucket dear liza, dear liza ...

von Marco F. (schrauber-m)


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Der Prozessor ist mit einem Label überklebt. Da nützt ein Foto wohl 
wenig. Das müsste zunächst weg.
Die verlinkten Hacking-Methoden klingen zwar spannend, aber mehr als 
"normales" Auslesen (welcher Programmer wäre geeignet?) würde ich nicht 
an Aufwand betreiben wollen.

von H. H. (Gast)


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Marco F. schrieb:
> Der Prozessor ist mit einem Label überklebt. Da nützt ein Foto wohl
> wenig. Das müsste zunächst weg.

Was hindert dich?

von Marco F. (schrauber-m)


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Ich habe ohnehin kein passendes Lesegerät/Programmer. Bis jetzt hat auch 
niemand verraten, welches Gerät dazu nötig wäre.

von 888 (Gast)


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Z.B. ein Data I/O Sprint Expert. Du brauchst ein richtiges 
Programmiergerät, mit Pintreibern und einstellbarer Programmierspannung. 
Keinen ISP-Dongle wie für PIC, AVR oder ST32.

von H. H. (Gast)


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Marco F. schrieb:
> Ich habe ohnehin kein passendes Lesegerät/Programmer. Bis jetzt
> hat auch
> niemand verraten, welches Gerät dazu nötig wäre.

Kommt ja auch auf den konkreten Chip an.

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