Forum: HF, Funk und Felder Anmeldepflichtige Funkmikrofonfrequenzen freigegeben


von Thomas R. (thomasr)


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Durch Zufall bin ich auf der Shure Webseite auf das hier gestoßen:

Aktuelle Informationen vom 07.04.2020

Die Bundesnetzagentur hat den Frequenzbereich von 470 – 608 MHz und 614 
– 694 MHz für professionelle Produktionen allgemein zugeteilt. Es bedarf 
nun nicht mehr einer Anmeldung bzw. einer Urkunde.

Unter professionelle Produktionen fallen gewerbliche und fachmännisch 
ausgeübte Einsätze drahtloser Produktionsmittel wie Funkmikrofone und 
In-Ear Monitoring Anlagen. Dies gilt für festinstallierte als auch für 
mobile Anlagen.

Diese Allgemeinzuteilung ist bis vorerst 31.12.2030 befristet.

Nun kann ich endlich meine günstigen Chinamikros ohne Kopfschmerzen 
einsetzen. Dummerweise hat der Hersteller/Importeur erst letztes Jahr 
vom 600MHz Bereich auf die „normalen“ freien Frequenzen (Duplexlücke und 
863MHz) umgestellt. Wäre wohl nicht nötig gewesen….

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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von Lex (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Nun kann ich endlich meine günstigen Chinamikros ohne Kopfschmerzen
> einsetzen.

Irrtum, nur die Frequenz ist allgemein zugeteilt. Die Funkmirofone 
müssen die Konformität zu den entsprechenden Normen durch eine benannte 
Stelle nachgewiesen haben.

Aus der Verfügung
"3.5 Diese Frequenzzuteilung berührt nicht rechtliche Verpflichtungen, 
die sich für die Frequenznutzer aus anderen öffentlich-rechtlichen 
Vorschriften, auch telekommunikationsrechtlicher Art, oder 
Verpflichtungen privatrechtlicher Art ergeben."

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Spassigerweise ist der weit verbreitete 2,4GHz Bereich erstmal nur bis 
Ende 2023 befristet.
https://www.thomann.de/de/onlineexpert_page_funkmikrofone_uebertragungsstandards.html
Und damit der Bereich, der von sonst weltweit nutzbaren Geräten gerne 
genommen wird. (Z.B. unseren Rodelink).
Mal sehen, ob das verlängert wird. Für unsere Sennheiser ist das o.a. 
aber eine gute Nachricht.

von Thomas R. (thomasr)


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Ja, ob die Chinaböller je eine „benannte Stelle“ gesehen haben ist 
tatsächlich fraglich. Das wäre ja so etwas wie die ehemalige FTZ Nr.?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Nein, eine Nummer bekommt man von da nicht zugeteilt. Man bekommt 
lediglich ein Messprotokoll mitsamt der Einschätzung, ob das Gemessene 
die Anforderungen erfüllt.

Das ist dann die Basis für die Erstellung einer Konformitätserklärung, 
und diese wiederum die Basis für das Anbringen des CE-Logos.

von BC107 (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Das ist dann die Basis für die Erstellung einer Konformitätserklärung,
> und diese wiederum die Basis für das Anbringen des CE-Logos.

So machen es seriöse Hersteller bzw. Inverkehrbringer.

Man kann aber diese Konformitätserklärung auch abgeben und das CE 
Zeichen aufdrucken, ohne je eine Konformitätsbewertung eine beanannten 
Stelle in erfolgreich durchlaufen zu haben. In weit über 99 Prozent 
aller Fälle (geschätzt) wird das niemandem auffallen, es wird niemanden 
interessieren und so lange kein sicherheitsrelevanter Funkdienst gestört 
wird, werden die paar Hanseln von der Marktaufsicht der 
Bundesnetzagentur das nie prüfen. Das ist das chinesische 
Geschäftsmodell.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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BC107 schrieb im Beitrag #7054660:
> Man kann aber diese Konformitätserklärung auch abgeben und das CE
> Zeichen aufdrucken, ohne je eine Konformitätsbewertung eine beanannten
> Stelle in erfolgreich durchlaufen zu haben.
Ein brauchbarer Anhaltspunkt ist eine FCC Nummer, ohne die es in den USA 
nicht geht. Ist die vorhanden, wird CE normalerweise kein Problem sein.

https://www.fcc.gov/

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias S. schrieb:
> Ist die vorhanden, wird CE normalerweise kein Problem sein.

Nö, die Bedingungen sind alles andere als deckungsgleich, beide 
Messungen kosten Geld. Je nach Zielmarkt kann es also gut sein, dass ein 
Gerät nur für den einen oder nur für den anderen Markt überhaupt 
vorgesehen ist und entsprechend gemessen wird. Gerade bei diesen 
Funkmikro-Frequenzen kann ich mir gut vorstellen, dass das noch viel 
stärker divergiert als bei den sonst üblichen Feld-, Wald- und 
Wiesen-SRDs.

von Manfred (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> .. eine FCC Nummer ..
>> Ist die vorhanden, wird CE normalerweise kein Problem sein.
>
> Nö, die Bedingungen sind alles andere als deckungsgleich, beide
> Messungen kosten Geld.

Über die gegenseitige Anerkennung verschiedener Länder gab es schon 
ellenlange Fachberichte, das ist leider Wirrwar.

> Je nach Zielmarkt kann es also gut sein, dass ein
> Gerät nur für den einen oder nur für den anderen Markt überhaupt
> vorgesehen ist und entsprechend gemessen wird.

Bei seriösen Anbietern ist das so. Aber:

Thomas R. schrieb:
> Nun kann ich endlich meine günstigen Chinamikros

Da wissen wir alle, wie die Chinahändler damit umgehen, einfach 
verkaufen, fertig. Hier liegt z.B. ein Digitalmultimeter mit 
CE-Aufdruck, dem korrekten CE-Logo, was deren Anforderung garantiert 
nicht erfüllt.

Nicht elektronisch: Es sind FFP2-Masken im Handel, wo die Nummer der 
Prüfstelle CE2163 aufgedruckt ist und die Dinger in Nachtests mehrfach 
negativ aufgefallen sind. Offenbar haben die Türken nach genug 
Backschisch ein Zertifikat erteilt, ohne jemals sachgerecht gemessen zu 
haben.

Da kann man schon mal fragen, ob es nicht auch notified Bodies für HF 
gibt, die nicht so genau schauen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Manfred schrieb:
> einfach verkaufen, fertig

Dann brauchst du aber auch keinen Wert auf eine FCC-ID zu legen, die 
ändert dann auch bloß nichts – und für den europäischen Markt sagt sie 
nix aus.

von BC107 (Gast)


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Manfred schrieb:
> Da kann man schon mal fragen, ob es nicht auch notified Bodies für HF
> gibt, die nicht so genau schauen.

Gibt es angeblich. Manche schwören auf rumänische Prüflabors.

von Hp M. (nachtmix)


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Manfred schrieb:
> Es sind FFP2-Masken im Handel, wo die Nummer der
> Prüfstelle CE2163 aufgedruckt ist und die Dinger in Nachtests mehrfach
> negativ aufgefallen sind. Offenbar haben die Türken nach genug
> Backschisch ein Zertifikat erteilt, ohne jemals sachgerecht gemessen zu
> haben.

Dazu braucht es keine Türken sondern nur Amigos. Wir haben schliesslich 
eine eigene Korruption.

von Pille (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Manfred schrieb:
>> Es sind FFP2-Masken im Handel, wo die Nummer der
>> Prüfstelle CE2163 aufgedruckt ist und die Dinger in Nachtests mehrfach
>> negativ aufgefallen sind. Offenbar haben die Türken nach genug
>> Backschisch ein Zertifikat erteilt, ohne jemals sachgerecht gemessen zu
>> haben.
>
> Dazu braucht es keine Türken sondern nur Amigos. Wir haben schliesslich
> eine eigene Korruption.

...die ja nun auch die Spitze der BNA erreicht hat.
In anderen Ländern werden diese Zulassungen nicht so heiß gegessen wie 
sie gekocht werden, da aus D nun auch ein "anderes Land" gemacht werden 
soll, sehe ich nicht ein warum ausgerechnet dieser Klopapierhandel 
weiterhin Beachtung finden sollte..

Pille

von Realist (Gast)


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BC107 schrieb im Beitrag #7054660:
>... und so lange kein sicherheitsrelevanter Funkdienst gestört
> wird, werden die paar Hanseln von der Marktaufsicht der
> Bundesnetzagentur das nie prüfen. ...

Au contraire, mon ami
https://www.bundesnetzagentur.de/marktueberwachungprodukte.html

von BC107 (Gast)


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Realist schrieb:

> Au contraire, mon ami
> https://www.bundesnetzagentur.de/marktueberwachungprodukte.html

Da würde mich mal interessieren, wie diese riesen Zahlenmengen in der 
selbsterstellten Statistik zusammenkommen und was sie überhaupt 
aussagen. Und ob diese Mengen auf eigene Stichprobe zurückzuführen sind, 
oder wie im Falle Baofeng, die Beanstandung von der Polnischen Behörde 
kommt und die Bundesnetzagentur sich gezwungenermaßen Europaweit nur 
anhängt und die Statistik aufhübscht.

Hier ist der detaillierte Bericht der Marktüberwachung Bundesnetzagentur 
von 2021:

https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Verbraucher/WeitereThemen/Marktueberwachung/StatistikMarktueberwachung2020.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Darin liest man andere Zahlen über die eigenen Aktivitäten:

Von 63 durchgeführten Online-Testkäufen wurden 38
Geräte geliefert, die im Anschluss formal und/oder
messtechnisch überprüft wurden

 7 Geräte waren nach formaler Prüfung konform (18%)
 31 Geräte wiesen formale und/oder technische Mängel
auf (82%)

 23 Geräte aus der Online- Marktüberwachung wurden
auf der anbietenden Internetplattform gesperrt

Das ist lächlerlich wenig, wenn man die Anzahl der Chinaprodukte als 
Maßstab nimmt, die täglich in unseren Wirtschaftsraum fließen.

von Realist (Gast)


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Auch wenig ist numal was anderes als das von dir geschriebene "nie".

Mal davon abgesehen gibt es eine Marktüberwachung auch in anderen 
Ländern in Europa. Die Meldungen kannst bei RAPEX ansehen.
https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport

von Manfred (Gast)


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BC107 schrieb im Beitrag #7059097:
> Das ist lächlerlich wenig, wenn man die Anzahl der Chinaprodukte als
> Maßstab nimmt, die täglich in unseren Wirtschaftsraum fließen.

Eine zweischneidige Sache, die BNA schaut nur Zeugs an, was irgendwie 
mit Funk zu tun hat. Bei RAPEX finden sich viele andere Dinge, die von 
z.B. den Landesgewerbeämtern angeschaut wurden, meist Kinderspielzeuge 
oder sonstige Waren mit zu hohen Schadstoffen.

Einen Kackreiz bekomme ich bei "formalen Mängeln" - mir ist es 
scheißegal, dass z.B. bei meiner kleinen Waage oder dem Isolationstester 
die deutschsprachigen Anleitungen fehlen. Früher war das normal, dass 
wir in der Firma teure Meßgeräte hatten, für die es keine deutsche 
Anleitung gab.

Kritisch ist das Thema der elektrischen Sicherheit, da habe ich über Ali 
schon wirklich haarsträubenden Müll bekommen.

Dennoch bin ich zufrieden, dass sowas bei mir ankommt: Ich habe z.B. 
Akkulader gekauft, wo ich nur die Mechanik haben wollte und ein 
riskantes Innenleben erwartet habe.

Die Masse der Leute, die hier im Forum aktiv ist, wird das vermutlich 
ähnlich sehen.

von Realist (Gast)


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Formale Mängel mögen für versierte Bastler kein Problem darstellen, aber 
mein Chinesisch ist z.B. nicht so gut. Auch gibt es Personen, denen eine 
fehlende deutsche Anleitung durchaus Probleme machen kann, wenn z.B. der 
"Bestimmungsgemässe Gebrauch" nicht nachgelesen werden kann und daher 
eine Person zu Schaden kommt. Formale Mängel kann auch Bedeuten, dass 
der Hersteller das Produkt nicht nach den aktuell gültigen Normen 
geprüft hat, sondern z.B. nach einer veralteten oder nicht in der EU 
gültigen Norm (siehe "FCC"). Das ist dann halt schon deutlich 
relevanter.

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