Forum: Ausbildung, Studium & Beruf komplette Selbständigkeit


von maniquin (Gast)


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hallo, letztes jahr hatte ich ein gewerbe angemeldet und neben mein job 
als hobby kleine projekte bearbeitet.
habe mich nie um werbung gekümmert, war ja ein hobby, und neue kunden 
kamen so nach und nach über mundpropaganda bei mir an.
jetzt ist es so, dass ich potentiellen kunden absagen muss weil ich 
keine zeit habe.
die idee ist jetzt, das angestelltenverhältnis zu verlassen, und nur 
noch meine eigene firma zu betreiben.
rein rechnerisch ist dabei bei gleichem zeitaufwand ein vielfaches 
verdient.
nur geht es mir gar nicht so sehr ums geld,
besser wäre, gleiches geld bei weniger zeitaufwand.
auch das in der theorie gut machbar, aber in der praxis?
ich kann mir ja nicht aussuchen wann die projekte in welchem umfang 
kommen. ich kann ja auch nicht ein halbes jahr durcharbeiten und ein 
halbes jahr nichts tun da ich sonst (bestands)kunden verliere...

sind hier selbstständige die erfahrungswerte haben?
arbeitet ihr jetzt mehr als vorher (damit die firma läuft, also nicht 
vorrangig wegen dem einkommen)?
wie viel stunden habt ihr im monat so ca. die ihr machen müsst damit der 
kundenkreis erhalten bleibt?

je nach projekt setze ich 80-120 euro stundenlohn an.
mit 80e müsste ich wahrscheinlich so 120 stunden im Monat einsetzen und 
bei 120e ca. 80-100h.
aber reichen rund 100h im Monat aus um eine Firma vernünftig und 
zukunftssicher zu betreiben?
ich kann mir das nämlich nicht so ganz vorstellen.
dass nicht jeder monat so starr betrachtet werden kann ist mir klar, 
gerne kann auch wer aufwände übers jahr gesehen nennen damit ich mir ein 
bild machen kann

Ziel der selbsständigkeit wäre also mehr richtung freie zeiteinteilung 
als möglichst viel gewinn

von Oliver S. (oliverso)


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maniquin schrieb:
> aber reichen rund 100h im Monat aus um eine Firma vernünftig und
> zukunftssicher zu betreiben?

Wenn du nicht selber rechnen kannst, dann lass das lieber gleich 
bleiben. Angesehen davon bist du alleine keine Firma, sondern alleine 
selbstständig.

Oliver

von Trollerkenner vom Feinsten (Gast)


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maniquin schrieb:
> sind hier selbstständige die erfahrungswerte haben?

Ich habe eine Firma die Großbuchstaben verkauft. Läuft super😀

von Paul (Gast)


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Trollerkenner vom Feinsten schrieb:
> maniquin schrieb:
>> sind hier selbstständige die erfahrungswerte haben?
>
> Ich habe eine Firma die Großbuchstaben verkauft. Läuft super😀

Hast DU ihm alle geklaut? Das währe Hehlerei und nicht sehr 
zukunftsträchtig. (außerdem hast Du drei übersehen)

von Stephan (Gast)


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hatte eine ähnliche idee💡
ich stelle kleinbuchstaben her! wollen wir uns zusammentun? könnten 
unsere Fa. ‚Alphabet‘ nennen… mist, gibbs schon…

von Oh weh (Gast)


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Wer nur Kleinschreibung kann darf auch Leerscheiden weglassen.

KonsequenteKleinschreibungstörtdenLeseflussDasAugebenötigtimTextmarkante 
StellenwieebenauchGroßbuchstaben.
DieGroßschreibungerleichtertdasQuerlesendaSubstantiveundSatzanfängediefü 
rdasVerständnisdesTextesbesondersbedeutsamsindvomAugeschnellererfasstwer 
den.

von Thomas R. (Gast)


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An "maniquin":

Deine Shifttaste ist kaputt.
Kauf dir zuerst eine neue Tastatur!

von MaWin (Gast)


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maniquin schrieb:
> Ziel der selbsständigkeit wäre also mehr richtung freie zeiteinteilung

Es ist immer gut, selbstandig zu sein.

Da bleibt der ganze Ertrag deiner Arbeit bei dir.

Es ist aber schwer, damit auf Dauer besser zu verdienen als grosse 
Konzerne.

Die nutzen nämlich jeden Trick der Geldvermehrung, vermeiden Steuern, 
nutzen staatliche Subventionen wie Kurzarbeitergeld, und können auch 
mehr Geld verlangen weil der Kunde gewisse Garantien erhalt (längere 
Existenz am Markt, saubere Lieferketten, rechtlich am längeren Hebel).

Du solltest dich also darauf einstellen, auch mal wenig bis nichts zu 
verdienen, das lässt sich natürlich am Besten durchhalten mit 
Wohneigentum und gewissen eigenen Ressourcen (ein Wald zum 
Verheizen...). Andere Leute nutzen auch eine Ehefrau in festem 
Arbeitsverhältnis, bevorzugt Beamtin.

Früher war 80-120 normal, seit Inflation der Hauspreise sind eher 
160-240 nötig. Man wird dich beauftragen, weil du noch die alten Preise 
nimmst.

Beitrag #7057673 wurde von einem Moderator gelöscht.
von maniquin (Gast)


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glaube du hast die 100h falsch verstanden. es geht nicht darum mit 100h 
genug geld zu verdienen sonder es ist die frage ob 100h genug stunden 
sind um auf dem markt zu bestehen

von Zocker_60 (Gast)


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> von maniquin (Gast)
> 07.05.2022 15:38

Mach mal bei der Volkshochschule einen Deutschkurs.

Vor allem die Groß/Kleinschreibung befindet sich noch im 
Experimentierstadium.

von Andreas H. (Firma: geoloc) (andreah)


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Oh weh schrieb:
> KonsequenteKleinschreibungstörtdenLesefluss

Nur für die depperten.

Normalbegabte können problemlos texte lesen bei denen 1/3 der buchstaben 
in einem wort vertauscht ist. Nur depperte haben mit kleinschreibung 
probleme.

maniquin schrieb:
> 120 euro stundenlohn an

Damit bist du faktor 4 über den lebenslang angestellten. Ensprechend 
neidisch sind die reaktionen. Ich hab damals 6 monate gearbeitet wie ein 
tier, 140/h plus verschiedenen zulagen, und dann 5 jahre in 
lateinamerika ferien gemacht.
Die steuer wurde beim abmelden anhand des letzten jahresverdienstes 
berechnet. Die 6 monate selbstständig mit bis zu 30k im monat wurden 
nicht einberechnet.

: Bearbeitet durch User
von Stefan R. (Gast)


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Oliver S. schrieb:
> sondern alleine selbstständig

Diesen Satz kann ich nicht mehr hören und er ist so dumm wie falsch.

von Rente mit 86 (Gast)


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> und dann 5 jahre in lateinamerika ferien gemacht
Beklag dich nicht, wenn dir am Ende gewisse Rentenpunkte fehlen.

von Jan H. (j_hansen)


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maniquin schrieb:
> glaube du hast die 100h falsch verstanden. es geht nicht darum mit
> 100h genug geld zu verdienen sonder es ist die frage ob 100h genug
> stunden sind um auf dem markt zu bestehen

Es kommt darauf an was du machst. Als Schlosser der mal da ein paar 
Stunden bruzzelt und mal dort ein paar Stunden schraubt einfacher. Als 
SAP-Consultant den die Kunden bei Projekten gerne ab drei Tagen pro 
Woche haben wollen, du teilweise 2-3 Projekte parallel haben solltest 
und die dann oft länger laufen oder noch Nachbetreuung brauchen wird's 
schwieriger.

von Rente mit 86 (Gast)


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> sind hier selbstständige die erfahrungswerte haben?
Ja, ich z.B.

von Stefan R. (Gast)


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Rente mit 86 schrieb:
> Beklag dich nicht, wenn dir am Ende gewisse Rentenpunkte fehlen.

Prahaha welche Rente. Die Rentenversicherung ist ein umverteilungssysten 
von unten nach oben. Wer schlau ist verabschiedet sich da schnell.

von Rente mit 86 (Gast)


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> Wer schlau ist verabschiedet sich da schnell.
Blödsinn, ist doch ein schönes Zubrot zum Gehalt. Dieses Jahr gibt es 
z.B. 6,12% mehr. Zuzahlung zur PKV gibt es auch. Alles paletti!

von Trollerkenner vom Feinsten (Gast)


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Andreas H. schrieb:
> Ich hab damals 6 monate gearbeitet wie ein
> tier, 140/h plus verschiedenen zulagen, und dann 5 jahre in
> lateinamerika ferien gemacht.
> Die steuer wurde beim abmelden anhand des letzten jahresverdienstes
> berechnet. Die 6 monate selbstständig mit bis zu 30k im monat wurden
> nicht einberechnet.

Ja, und die Erde ist eine Scheibe;-)

Man muss sich zum trollen nicht anmelden. Stuss wie den von Dir kannst 
Du Troll auch als Gast posten. Stehst auf meiner Liste, ganz weit 
oben;-)

von Stefan R. (Gast)


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Auf das Thema PKV und Altersarmut gehe ich hier mal nicht ein.

von Rente mit 86 (Gast)


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Ist auch besser so!

von Trollerkenner vom Feinsten (Gast)


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Stefan R. schrieb:
> Auf das Thema PKV und Altersarmut gehe ich hier mal nicht ein.

Stehst auch auf meiner Liste!

von maniquin (Gast)


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in der Selbständigkeit habe ich z.b. einige PCB-Layouts gemacht, 
Schaltpläne gezeichnet, aber auch etwas Einkaufsarbeit abgewickelt.
Hinzu soll noch "alles mit hohen Frequenz" kommen. Allerdings geht dass 
dann nur in Vollzeit.

Mein Vergleichsnetto (netto+kv+rente) als Arbeitnehmer liegt bei rund 
4800€ pro Monat.
Das schaffe ich mit der kleinen Selbstständigkeit noch nicht, aber 
Vollzeit geht das locker

Beitrag #7057983 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Sebastion B. (brinkmann)


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maniquin schrieb:
> Das schaffe ich mit der kleinen Selbstständigkeit noch nicht, aber
> Vollzeit geht das locker

Normalerweise schaffst du die doppelte kohle mit der halben arbeitszeit. 
Wenn du gut bist werden die dich mit aufträgen zudecken. Wenn du eine 
pfeife bist und das mit den aufträgen harzig ist dann such dir einen 
beamtenjob.

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Vielleicht braucht mal wieder einer für die flachen 
geisteswissenschaftlichen Promotionen wieder mal was zum Auswerten und 
postet hier. Das hatten wir schon ein paar mal.

Übrigens es ist ein Unterschied von der Verwaltung und Buchführung, ob 
Du das als Nebentätigkeitsgewerbe oder als Vollgewerbe betreibst. Das 
gleiche gilt auch für Deine Auftraggeber.

von Karl (Gast)


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maniquin schrieb:
> Mein Vergleichsnetto (netto+kv+rente) als Arbeitnehmer liegt bei rund
> 4800€ pro Monat.

Schwachsinnige Angabe. Schreib sein brutto.
80-120 € klingt zu wenig um damit in Teilzeit ein Ingenieurhalt zu 
haben. Und deine Betriebskosten solltest du auch decken. Büro, Internet 
und Datenhaltung, Buchhaltung, Steuerberater, Versicherung.

von Zocker_60 (Gast)


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> von maniquin (Gast)
> 07.05.2022 19:48

Na, klappt doch.

Wenn der Alkohol abgebaut ist sieht die Welt schon ganz anders aus.

von Dekan (Gast)


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> Ziel der selbsständigkeit wäre also mehr richtung freie zeiteinteilung
> als möglichst viel gewinn

Gute Voraussetzungen waeren:
- Selbst genutztes Wohneigentum. Das impliziert: Schuldenfrei.
- Kunden ohne weitere Vermittler. Du arbeitest dort auf der
  Grundlage deiner Angebote.
- Fachlich sollte man wissen was man tut.

Hat man das, ist selbststaendiges Arbeiten ueberhaupt kein Problem.
Wie du schon festgestellt hast, mangelt es nicht an Arbeit in D.
Wie viel man davon, wegen der freien Zeiteinteilung, an sich
heran laesst, muss man dann selber abwaegen.

In welcher Ecke von D planst du denn die weitere Selbststaendigkeit?

von maniquin (Gast)


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denke wird egal sein wo ich das mache. Im Heimatort (Region Aalen) hätte 
ich allerdings den Bonus nahezu kostenlos wohnen zu können.
dann müsste ich Summa summarum so 1000€ im Monat machen für das 
wichtigste im Leben. Das ist ja quasi kein Geld.

fachliches Knowhow ist da, bisher hatte ich nur Projekte die weit unter 
meinem können liegen. Waren bisher ja auch nir kleine Projekte.

von Dekan (Gast)


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> Waren bisher ja auch nir kleine Projekte.

U.U. koennte es nicht ganz falsch sein, sich fuer eine begrenzte
Zeit bei einem der "Durchlauferhitzer" bei einem "grossen" Projekt
zu verdingen, um die eigene Referenz- und Skillliste aufzufuellen
aufzuwerten und zu ergaenzen.
Wer das vermittelt hat, interessiert spaeter niemanden.
Die eigentlichen Kunden sind dabei die wichtige Information
und natuerlich die hoffentlich breit gestreuten Projektinhalte.

Wenn da dann "international" oder auch "IBM", "HP", die Universitaet
Muenchen etc. auftauchen, erleichtert das spaeter einiges.
Fuer Kleinigkeiten in Hintertupfingen interessiert sich halt niemand..

Aber man darf sich dabei nicht verzetteln.
Das primaere Ziel muss im Fokus bleiben.

von Trollerkenner vom Feinsten (Gast)


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maniquin schrieb:
> Waren bisher ja auch nir kleine Projekte.

So klein wie Deine Schrift?

Ich nehme den Thread nach wie vor nicht ernst🤡🤡🤡 Meistens liege ich auch 
richtig.

Beitrag #7058575 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Zocker_60 (Gast)


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> von Trollerkenner vom Feinsten (Gast)
> 08.05.2022 14:00

> Ich nehme den Thread nach wie vor nicht ernst🤡🤡🤡

Dich kann man aber auch nicht ernst nehmen.

Wenn du hier irgendwas ernst nimmst solltest du in stationäre 
Behandlung.

> Meistens liege ich auch richtig.

Du liegst damit immer richtig.

von maniquin (Gast)


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Dekan schrieb:
> Aber man darf sich dabei nicht verzetteln.
> Das primaere Ziel muss im Fokus bleiben.

primär will und wollte ich die Entwicklung haben. Allerdings waren die 
Einkaufsaufträge schon leicht verdientes Geld...

Alternativ könnte auch Projektmanagment ein Part werden

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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maniquin schrieb:
> ich kann mir ja nicht aussuchen wann die projekte in welchem umfang
> kommen.
Ja das ist so.
Das Problem kennt jeder sebstständige Handwerker, egal ob Elektrikker, 
HSLK'er, Zimmermann, Maurer...
und genau dazu haben die örtlichen Verbände Erfahrungsgruppen.

Die tägliche Fragestellung wann man welche Aufträge zu welchen Preisen 
von welchen Kunden ins Haus holt ist nix neues.
Das Tolle an der Selbstständigkeit: Du bestimmst das selbst.

> Ziel der selbsständigkeit wäre also mehr richtung freie zeiteinteilung
> als möglichst viel gewinn
Dann mach dir einen Businessplan der dich zu diesem Ziel führt.
Realistischer als Du selbst kann das hier keiner.

p.s. Wundere dich nicht wieviel Zeit du damit verbringen wirst 
Rechnungen zu schreiben und den Zahlungen hinterherzulaufen.
Liquidität geht immer vor Rentabilitet!

von kleinklein (Gast)


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maniquin schrieb:
> kleine projekte
kleine firma
kleine margen
max. Gewinn mit Gross / Kleinschreibung?

maniquin schrieb:
> viel gewinn

kann auch grösser werden: Viel Gewinn

von kleinklein (Gast)


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Dat wird nix, wenn du schon bei Klein- / Großschreibung knausern 
musst...

von Rente mit 77 (Gast)


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Immer wieder das gleiche Gejammer: ich will mich selbstständig machen 
und brauche dafür das ultimative Kochrezept. Ich will reich werden, aber 
höchstens 20 h/Woche arbeiten. Eine otimale WorkLifeBalance muss auch 
noch dabei  sein. Ich habe aber keine Ahnung und auch keine Vorstellung 
vom Weg zum Erfolg.
Ich mag zu diesem Thema nichts mehr schreiben, weil es sinnlos ist.
90% der Interessenten fallen beim Versuch der Selbständigkeit ohnehin 
auf die Schnauze, damit ist eine Beratung verschwendete Zeit.
Viel Glück noch!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Vielleicht mal eine Blaupause, aus der Du einige Ideen ziehen kannst:

Ich bin vor langer Zeit in Richtung Deines gewünschten Weges gegangen.

Auch bei mir war damals nicht das Geld der Antrieb. Ich wollte freie 
Zeiteinteilung, so wenig Stress wie möglich und das machen, was mir Spaß 
macht.

Dazu kamen dann noch ein paar Randbedingungen, bspw. keinerlei Kredite 
zu aufnehmen. Weil ich so besser schlafe und niemanden sonst im Boot 
habe :-)

Das Ziel der Freiheit der Zeiteinteilung und der Produkte liess sich 
natürlich nicht über Nacht verwirklichen. Das war mir klar und daher 
habe ich anfangs neben einem ersten eigenen Produkt natürlich auch 
Projekte angenommen, an denen ich keine wirkliche Freude hatte,

Anfangs war es auch ein mühsames Geschäft, neue Kunden zu finden. Wenn 
Du da schon einige hast, dann ist das sehr gut.

Wichtig fand ich damals, beim Start Rücklagen zu haben. Und zwar 
mindestens für ein Jahr bei maximaler Konsumeinschränkung. Diese 
Rücklagen habe ich dann von Anfang an weiter ausgebaut, so dass nach 
zehn Jahren zwei Jahre bei vollen Bezügen von mir und meinem MA kein 
Problem waren.

Die Rücklagen geben einem die Sicherheit, einfach ein neues Projekt 
anzugehen, auch ohne dass es in den ersten Jahren Gewinn abwirft. Damit 
entsteht auch kein Zeitdruck, weil das Produkt ja nicht zum Stichtag X 
fertig sein muss.

Ich habe unser angebotenes Portfolio also nach und nach weg von 
Fremdprojekten zu nur noch eigenen Produkten hin verschoben, um den 
Termindruck zu eliminieren. Das letzte "Pflichtprojekt" gab es vor ca. 
10 Jahren, danach dann nur noch vereinzelte Projekte ohne Zeitdruck und 
vor allem nur bei fachlichem Interesse (=Freude/Spaß) unsererseits.

Wenn man dann die Produkte bzw. sogar die Sparten diversifiziert, dann 
ist das zusammen mit den Rücklagen schon eine sehr stabile Basis.

Mittlerweile entwickeln wir längst nicht nur Elektronik/Software bzw. 
beliefern die chem. Industrie, sondern beschäftigen uns auch mit 
CNC-Bearbeitung und Spritzguss.

Zum Teil habe ich den Vertrieb ursprünglicher Produkte wie industr. 
Durchflussmesser an gute Vertriebler abgegeben, um mich da zeitlich 
nicht mehr engagieren zu müssen. Wir arbeiten oft nur noch im 
Hintergrund als (einziger) Zulieferer und überlassen den Verkauf denen, 
die den Markt/die Branche genau kennen. Das ist wirklich eine Situation, 
von der beide etwas haben: die Vertriebler die exklusiven Produkte 
direkt vom Hersteller (und können uns sagen, was der Markt will) und wir 
die Freiheit, technische Lösungen für Branchen zu entwickeln, von denen 
wir selbst kaum Ahnung haben. Genau das wollte ich ja: entwickeln, 
tüfteln, basteln, forschen - und nicht mit Kunden rumschlagen ;-)

Und es ist auch einfach so: wenn Du genau das machst, woran du Freude 
hast, wo Du Wissen, Tests und Erfahrungen quasi aufsaugst, weil Du von 
einer Sache begeistert bist, dann wird da ein Produkt rauskommen, das 
sich vom restlichen Markt in Qualität und Ausgereiftheit (keine 
Terminvorgabe!) deutlich abhebt. Und das wiederum schlägt sich früher 
oder später auf dem Konto nieder, ganz ohne weiteres Zutun.

Das wiederum gibt einem dann die Freiheit, ohne finanziell groß abwägen 
zu müssen, in noch mehr feine Maschinen zu investieren, auch wenn noch 
gar nicht klar ist, ob und wann die Gewinn abwerfen werden. Man ist ja 
auch nicht darauf angewiesen: die anderen Sparten laufen ja. Aber mit 
der Maschine gibt es eben wieder mehr Freiheitsgrade - idealerweise ohne 
zusätzliche zeitliche Belastung wie jetzt beim Spritzguss. Es ist dann 
angenehm, wenn man einfach für 40k€ eine Maschine kaufen kann, ohne sich 
über irgendeine Finanzierung Gedanken machen zu müssen.

Wichtig dabei ist aber auch immer, das Ziel von genug Freizeit bzw. 
freier Zeiteinteilung nicht aus den Augen zu verlieren. Ich möchte 
weiterhin einfach nachmittags die Bude dichtmachen können, einfach weil 
tolles Wetter ist und wir lieber bei einem guten Tropfen an Mosel/Ahr 
sitzen möchten.

Daher dann auch die Lösung mit der Abgabe an Vertriebler - und die 
Produktion eben hochgradig automatisieren. Spritzguss ist dafür der 
Archetyp. Diese Maschinen sind dafür gebaut, Wochen 24/7 ohne einen 
Bediener zu laufen.
Anfangs ist der Werkzeugbau natürlich einige Arbeit, aber dann schaut 
man zwischendurch nur auf's Smartphone und kontrolliert die 
Maschinendaten ;-)

So ungefähr sieht es jetzt hier aus. Meine Ziele habe ich schon einige 
Zeit erreicht, selbst das monetäre kommt nun schon länger nicht zu kurz 
- im Gegenteil. Es war rückblickend gesehen damals definitiv die beste 
Entscheidung, mich selbstständig zu machen.
Und ich genieße jetzt die ganzen Annehmlichkeiten und vor allem die 
Freiheit, die sie bietet.

Aber jeder ist da anders: Du musst selbst schauen, wie Du Projektzeit - 
Freizeit - Mitarbeiter - Einkommen austarierst. Das kann Dir keiner 
abnehmen und gehört zu einem Unternehmer, der langfristig (acuh 
körperlich und seelisch) bestehen will :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Paul (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Ich bin vor langer Zeit in Richtung Deines gewünschten Weges gegangen.

Das klingt sehr interessant! Darf ich fragen wie alt du damals warst, 
als du in die Selbstständigkeit gegangen bist?

VG Paul

von Ahnungs L. (ahnungsloser_2)


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Toller Beitrag, Danke dafür.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Paul schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Ich bin vor langer Zeit in Richtung Deines gewünschten Weges gegangen.
>
> Das klingt sehr interessant! Darf ich fragen wie alt du damals warst,
> als du in die Selbstständigkeit gegangen bist?

Ich musste gerade tatsächlich nachrechnen :-)

Ich war damals 31, jetzt 51.

Vielleicht noch etwas zu Mitarbeitern:
Ich habe mich ganz bewusst gegen viele Mitarbeiter entschieden (auch 
wenn das Wachstum so deutlich langsamer vonstatten ging),

1.) um weiterhin zeitlich frei zu sein. Mit Verantwortung für 20 Leute 
macht man nicht einfach nachmittags frei, weil die Sonne scheint. Mit 
einem MA kann man das problemlos handeln (von seiner Seite her gilt das 
natürlich auch :-)

2.) um nicht den Spaß an Arbeit/Hobby zu verlieren. Als Chef wird man 
mit jedem MA mehr und mehr mit Organisation konfrontiert und hat immer 
weniger Zeit für den Labortisch. Wollte ich nicht.

3.) Verantwortung für MA wiegt zumindest bei mir sehr schwer. Ich würde 
mich schwer damit tun, jemanden zu entlassen. Vermutlich würde ich mich 
eher selbst einschränken. Daher habe ich dann nur jemanden eingestellt, 
den ich in schlechten Zeiten auch halten kann.

4.) Ein Unternehmen muss auch nicht permanent wachsen. Der Status quo 
reichte schon vor fünf Jahren aus, jetzt erst recht. Wozu also? Ich sehe 
darin keinerlei Sinn.

: Bearbeitet durch Moderator
von Rente mit 77 (Gast)


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Hinein in die Selbständigkeit ist ja einfach, aber wie wieder hinaus?
Ich habe da Null Vorstellung, also mache ich einfach weiter. Bin schon 
seit zwei Jahren überfällig...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Rente mit 77 schrieb:
> Hinein in die Selbständigkeit ist ja einfach, aber wie wieder hinaus?
> Ich habe da Null Vorstellung, also mache ich einfach weiter. Bin schon
> seit zwei Jahren überfällig...

;-)

Ich habe nicht vor, jemals aufzuhören - ich genieße das, was ich mache.

Was nicht heissen muss, dass man nichts ändert.

Ich passe aber das Unternehmen an mich an, nicht mich an das 
Unternehmen.

Ab übernächstem Jahr gibt's hier bspw. nur noch eine 4-Tage-Woche. Ich 
möchte am WE mehr mit meiner Frau unternehmen.

von Rente mit 77 (Gast)


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> Ab übernächstem Jahr gibt's hier bspw. nur noch eine 4-Tage-Woche.
Ich habe schon lange eine 20-h-Woche...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Rente mit 77 schrieb:
>> Ab übernächstem Jahr gibt's hier bspw. nur noch eine 4-Tage-Woche.
> Ich habe schon lange eine 20-h-Woche...

Na, dann ist das doch ok. Wenn die Arbeit Freude macht, spricht nichts 
dagegen, sie fortzuführen.

von Andrew T. (marsufant)


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Chris D. schrieb:
> Ab übernächstem Jahr gibt's hier bspw. nur noch eine 4-Tage-Woche. Ich
> möchte am WE mehr mit meiner Frau unternehmen.

Das klingt vernünftig.
Und vor allem benutzt Du keine "bullshit bingo worte wie 
work-life-balance",

sondern nennst ein konkretes Ziel:
Am (verlängerten) WE mehr mit der Partnerin unternehmen.

Das hört sich für mich sehr fundiert an -- wünsche Dir viel Erfolg!

von Dekan (Gast)


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> ich kann mir ja nicht aussuchen wann die projekte in welchem umfang
> kommen.

In D ist es so, dass (neue) Auftraege davon abhaengen,
ob deine Referenz genuegend "Trigger" bei der Suche nach einem
potentiellen externen Dienstleister ausloest.
Findet sich da nichts, wird dein Wirkungskreis weiterhin
auf die regionale Ebene beschraenkt bleiben.
Das mag in deiner Gegend momentan genug Arbeit heranschaffen.
Aber nichts ist so sicher wie der stete Wandel.
Ein wenig Diversifikation kann da nichts schaden.

Ob du die im gegenwaertigen Umfeld und aus eigener Kraft schaffst,
da hege ich so meine Zweifel.

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