Forum: Platinen Erwärmung PCB abschätzen


von Tobi (Gast)


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Hi da.

Gibt es nicht irgendwo ein schönes Tool mit dem man über die entstehende 
Leistung auf einer PCB und der Größe, deren Wärme nach Zeit ausrechnen 
lassen kann?

Ich tuhe mich ab und an schwer damit das so über den Daumen 
abzuschätzen...
Hat natürlich auch etwas mit der Belüftung zu tun, aber erst einmal als 
Anhaltspunkt in einem geschlossenen Gehäuse.

Grüße!
Tobi

von udok (Gast)


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Annahme:

Dein geheimes Gehäuse hat 30 x 20 x 10 cm, dann hat deine Wirksame 
Oberfläche
ca. 2200 cm^2.

Der Wärmewiderstand Rth = 50 / sqrt(A)

Die Verlusstleistung sei 25 Watt.

Die Ewärmung ist dann ca. 25 Grad (Rth * 25 Watt), wenn du nur lange 
genug wartest...

Gruss,
Udo

von udok (Gast)


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Ah ja, das Tool nennt sich Taschenrechner, die ältere Generation nimmt 
auch
gerne Hirn dafür :-)

von Tobi (Gast)


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Hallo.

udok schrieb:
> Rth = 50
Und wo kommt die 50her?
Bist Du von einer Platine ausgegangen, die auf einem Stahlblech mit 
Wärmeleitkleber aufgeklebt wurde?

udok schrieb:
> Ah ja, das Tool nennt sich Taschenrechner, die ältere Generation
> nimmt auch gerne Hirn dafür :-)
Man kann natürlich immer wieder das selbe ausrechnen, oder man bastelt 
sich einmal ein Script oder nutzt ein Tool dazu.

von Georg (Gast)


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Tobi schrieb:
> mit dem man über die entstehende
> Leistung auf einer PCB und der Größe, deren Wärme nach Zeit ausrechnen
> lassen kann?

Da fehlt was wesentliches - wird die Wärme nicht abgeführt steigt die 
Temperatur theoretisch ins unendliche. Man braucht den Wärmewiderstand 
zur Umgebung. Der kann schon sehr unterschiedlich sein je nachdem ob die 
Leiterplatte senkrecht oder waagrecht eingebaut ist.

Georg

von udok (Gast)


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Tobi schrieb:
>> Rth = 50
> Und wo kommt die 50her?
> Bist Du von einer Platine ausgegangen, die auf einem Stahlblech mit
> Wärmeleitkleber aufgeklebt wurde?

Das ist ein Erfahrungswert für Alu Kühlkörper.  Letztendlich muss
die gesamte Wärmeenergie ja über die Oberfläche an die Luft abgegeben 
werden.  Strahlung spielt da keine grosse Rolle.

Also wenn du eine 10 x 10 cm PCB hast, die einen Alu Kern oder zumindest
viel Kupfer hat, dann hast du nach der Formel ca. Rth=3.5,
und kannst nach der ca. 10 Watt verbraten,
sodass die PCB Temperatur bei 50 Grad Umgebung unter 85 Grad bleibt.
In der Praxis wegen der schlechteren Leitfähigkeit und "Hotspots" eher < 
3 Watt.

von Tobi (Gast)


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Hallo Georg.

Das stimmt, mir geht es eher um eine Schätzung.
Wenn meine PCB z.B. 80x30mm ist und in einem Kunststoff-Gehäuse ohne 
direkten Kontakt horizontal liegt.
Was würden z.B. 3W in der Temperaturerhöhung aus machen.

Nur ganz grob, wie gesagt.

von Wolfgang (Gast)


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Tobi schrieb:
> Nur ganz grob, wie gesagt.

Wie gesagt, dass hängt von dem Gehäuse ab, weil die 3W über das Gehäuse 
an die Umgebungsluft abgegeben werden müssen.

von Tobi (Gast)


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Ein Kunstoffgehäuse, welches die Platine gerade so einhüllt ohne mit ihr 
Kontakt zu haben.
Also so ca. 100cm².

von Zero V. (Firma: Freelancer) (gnd)


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Bei Freecad gibts da was glaube ich.

von Georg (Gast)


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Tobi schrieb:
> Ein Kunstoffgehäuse, welches die Platine gerade so einhüllt ohne mit ihr
> Kontakt zu haben.
> Also so ca. 100cm².

Entweder du findest irgendwo Daten zu dem Gehäuse, die auch Angaben zur 
Wärmeleitung enthalten (nicht sehr wahrscheinlich), oder du baust einen 
Widerstand zum Heizen ein und einen Temperatursensor und misst selbst 
den Temperaturverlauf.

Die Temperaturverteilung innerhalb des Gehäuses ist dann noch eine ganz 
andere und sehr komplexe Frage. Letztlich entscheidend ist meistens die 
Junctiontemperatur eingesetzter Halbleiter. Aber natürlich darf die 
zulässige Temperatur bei keinem einzigen Bauteil überschritten werden.

Georg

von Wühlhase (Gast)


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udok schrieb:
> Tobi schrieb:
>>> Rth = 50
>> Und wo kommt die 50her?
>> Bist Du von einer Platine ausgegangen, die auf einem Stahlblech mit
>> Wärmeleitkleber aufgeklebt wurde?
>
> Das ist ein Erfahrungswert für Alu Kühlkörper.

Für Kühlkörper gibt es gewöhnlich Datenblätter, da steht das ganz genau.

Und dann gibt es noch so lustige Dinge wie 
Materialübergangskoeffizienten. Alu-Luft ist bei gleicher Fläche anders 
als Plastik-Luft.
Und der Alukühlkörper verteilt die Wärme intern auch deutlich anders als 
ein Plastikgehäuse mit viel Luft und etwas Platine drin.

@Tobi:
Ich denke, mit einfach mal ausprobieren kommst du da schneller weiter, 
solche thermischen Simulationen sind entweder sehr aufwändig oder 
unbrauchbar.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Tobi schrieb:
> es nicht irgendwo ein schönes Tool mit dem man über die entstehende
> Leistung auf einer PCB und der Größe, deren Wärme nach Zeit ausrechnen
> lassen kann?

Wir nutzen dafür Ansys Workbench. Der Umgang damit ist aber nicht so 
einfach, da kann man Werte eingeben für die Wärmeleitfähigkeit, laminare 
oder turbulente Strömungen, man erstellt die Platine mit den 
entsprechenden Schichtdicken und das ist teilweise eben etwas versteckt.

von Georg (Gast)


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Tobi schrieb:
> Gibt es nicht irgendwo ein schönes Tool

Schön schon, aber billig sicher nicht. Lass dir ein Abgebot von Adam TRM 
machen, IBM hat sowas auch im Angebot.

Ausserdem braucht man verdammt viele Daten, z.B. muss ja die 
Verlustleistung jedes Bauteils bekannt sein, und bei µControllern hängt 
die auch noch wesentlich von der Software ab. usw. usw.

Georg

von Mike J. (linuxmint_user)


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Georg schrieb:
> Ausserdem braucht man verdammt viele Daten

Du hast nur eine begrenzte Menge an Bauteilen und in aller Regel nimmt 
man da abgeschätzte statische Werte z.B für einen Widerstand oder einen 
MosFET.
Man will ja sehen wie sich die Temperatur bei einem bestimmten Zustand 
des Gerätes verhält.

Die Temperaturwerte im StandBy sind selten interessant, eigentlich will 
man ja wissen ob sich da zum Beispiel irgend etwas verzieht, welche 
Belastungen es gibt und was zu einem vorzeitigen Ausfall führen könnte.

Teilweise muss man nur ein Bauteil an eine andere Stelle verschieben 
oder man kann auch einen Schlitz einfräsen um die mechanische Belastung 
zu senken.

von MaWin (Gast)


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Tobi schrieb:
> Ich tuhe mich ab und an schwer damit das so über den Daumen
> abzuschätzen...

Tuht Tuht.

Ich sag mal 0.2 Watt pro Quadratzentimeter, also 1 Watt für 5cm2 und 5W 
für 5x5cm2

Beim Gehause stelle ich mir eine Glühlampe darin vor, und ob ich dann 
das Gehause noch anfassen mag. 1 Watt geht immer, 5 Watt ist warm bei 
Handgehäusen, 25W bei grösseren Plastikgehäusen (Euromas), ein 
Rackgehause aus Alu verkraftet auch 100W ohne forcierte Kühlung.

Man kann rechnen und simulieren, kommt aber meist nur eine 
Wettervorhersage bei raus.

Professionellerweise wird aufgebaut und dann mit der Thermographiekamera 
nachgeguckt, vor allem wenn man Maximaltemperaturen ausreizen will.

von N. B. (charlie_russell)


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Mike J. schrieb:
> Wir nutzen dafür Ansys Workbench. Der Umgang damit ist aber nicht so
> einfach, da kann man Werte eingeben für die Wärmeleitfähigkeit, laminare
> oder turbulente Strömungen, man erstellt die Platine mit den
> entsprechenden Schichtdicken und das ist teilweise eben etwas versteckt.

Workflow wäre interessant.

Damit es einen nutzen hat muss es im Prinzip das Altium, KiCad, etc. 
Projekt laden und nur noch abfragen welche Leistung die einzelnen 
Bauteile hat. Falls man jedes Teil einzeln modellieren muss dürfte 
Papier und Taschenrechner in den meisten Fällen der bessere Weg sein.

von Wolfgang (Gast)


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Georg schrieb:
> Letztlich entscheidend ist meistens die Junctiontemperatur
> eingesetzter Halbleiter.

Die Lebensdauer von Elkos ist mindestens genauso ein Thema, auch wenn 
sich dort hohe Temperaturen erst langfristig auf die Gerätefunktion 
auswirken.

von Mike J. (linuxmint_user)


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N. B. schrieb:
> Falls man jedes Teil einzeln modellieren muss dürfte
> Papier und Taschenrechner in den meisten Fällen der bessere Weg sein.

Das kann man ja natürlich ausprobieren.

Wenn du nun aber einen Kunden hast dem du zeigen musst wie sich die 
Situation darstellen wird und wie das Ergebnis bei verschiedenen 
Szenarien ist, dann benutzt du lieber die finite Elemente Methode des 
Programms. Selbst da dauert es bei einem recht feinmaschigem Netz einige 
Zeit bis der Computer berechnet hat wie es aussehen würde.

Du hast da wirklich etwas womit du so etwas gut simulieren kannst, denn 
mit Stift und Papier kannst du den Wärmefluss über Vias und der 
Kupferfläche unmöglich berechnen. Meist werden ja auch noch die Kräfte 
relevant welche auf einer Platine wirken, sei es mechanischer Stress 
durch direkte Belastung oder thermische Ausdehnung.

Man hat dann etwas in der Hand im falle dass es mit dem Gerät dann ein 
Problem gibt und du kannst sagen dass ich das Gerät entsprechend 
entwickelt habe, ich habe es simuliert und getestet. Das alles erst mal 
zu simulieren ist günstiger als es einfach irgend wie zu entwickeln, 
aufzubauen und dann unter verschiedenen Bedingungen zu testen. Das 
dauert alles dann doch recht lange ist im Endeffekt teurer als die 
Anwendung zu kaufen und außerdem arbeitet heutzutage niemand mehr so.

von Wolfgang (Gast)


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Mike J. schrieb:
> Du hast da wirklich etwas womit du so etwas gut simulieren kannst, denn
> mit Stift und Papier kannst du den Wärmefluss über Vias und der
> Kupferfläche unmöglich berechnen.

Der Wärmefluss über Vias ist der einfache Teil. Spannend wird es, wie 
die Wärme an die Umgebung abgegeben werden kann, d.h. Konvektion am 
Board und im Gehäuse.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Wolfgang schrieb:
> Der Wärmefluss über Vias ist der einfache Teil. Spannend wird es, wie
> die Wärme an die Umgebung abgegeben werden kann, d.h. Konvektion am
> Board und im Gehäuse.

Ja, das kann man alles simulieren. Für eine Heatpipe muss man sich etwas 
einfallen lassen und es etwas vereinfachen. Ob Plastikgehäuse, 
Alugehäuse oder ob man einen Lüfter nutzt, das lässt sich alles 
eintragen und recht gut simulieren.

von N. B. (charlie_russell)


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Mike J. schrieb:
> Wenn du nun aber einen Kunden hast dem du zeigen musst
In solchen Fällen ist es tatsächlich egal wie aufwendig es wird.

Sofern man den Luxus hat nicht an den Limits oder Simulationen vorzeigen 
muss, reicht häufig auch das abschätzen und nochmal in der Praxis messen 
aus. Falls es da ein tool gibt was im Prinzip click and run ist wäre das 
trotzdem interessant.  Am Ende bleibt halt das abschätzen mit 
PCB-Fläche, vias, Wärmewiederstand der Kühlkröper. nur eine sehr grobe 
Abschätzung.

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