Schönen Sonntag Nachmittag, wieder einmal ein "Bin ich zu blöd?" - Moment: Es geht um LTSpice: Ich möchte einen real vorhandenen Trafo in LtSpice "nachbauen". Zwei Primärwindungen die parallelgeschaltet sind. Eine Sekundärwindung. Wenn ich an der Primärseite 230 Wechselspannung anlege bekomme ich an der Sekundärwindung (unbelastet) ca. 16V. Klingt plausibel. Wenn ich aber an der Sekundärwindung 16V Wechselspannung anlege dann bekomme ich an der Primärwindung NICHT 230V sondern ca. 14V. An was kann das liegen? Spice Datei ist im Anhang.
Der Trafo hat ein Übersetzungsverhältnis von 1 : 1,13. Die merkwürdigen Effekte ergeben sich aus den ESR der Wicklungen und dem hohen Magnetisierungsstrom.
Andre G. schrieb: > An was kann das liegen? > > Spice Datei ist im Anhang. Hab grad kein LTSpice da, kann daher nicht den Schaltplan betrachten aber tippe erstmal auf die Koppelung zwischen Primär und Sekundärseite. Kopplungsfaktor hast du ja sicher angegeben, hast du auch z.B. die Primär- und Sekundärseite mit einem hochohmigen Widerstand (gern mehrere Megohm) verbunden damit auch die Bezugspunkte stimmen?
H.H hat recht: Die Wicklungswiderstände von L2, L3 sind je über 1000-mal größer, als die von L1, die Windungszahl ist je nur 0,88-mal so gross.
Elektrofan schrieb: > H.H hat recht: > > Die Wicklungswiderstände von L2, L3 sind je über 1000-mal größer, als > die > von L1, die Windungszahl ist je nur 0,88-mal so gross. Die Induktivitäten und ohmschen Widerstände der Spulen sind gemessene Werte. Ich finde die Widerstände auch etwas hoch. Vielleicht ist ja ein temperaturabhängiger Widerstand zur anfänglichen Strombegrenzung in die Wicklungen des Trafos eingearbeitet?
Andre G. schrieb: > Die Induktivitäten und ohmschen Widerstände der Spulen sind gemessene > Werte. Mist gemessen! Was für ein Trafo soll das denn sein?
Andre G. schrieb: > An was kann das liegen? Zum einen wird beim Simulieren einer Sinusspannung die Spitzenspannung und nicht die Effektivspannung angegeben. Zum anderen ist beim idealen linearen Übertrager/Trafo das Verhältnis der Induktivitäten gleich dem Quadrat der Spannungsverhältnisse, sprich bei 230V/16V müsste die Sekundärinduktivität = Primärinduktivität/207 sein. Demnach ist bei deinen Induktivitätsmessungen entweder primär oder (wahrscheinlicher) sekundär etwas schief gelaufen. Deshalb ergeben sich bei deiner Simulation keine einigermaßen sinnvollen Ergebnisse. Bei welcher Messfrequenz hast du den Wicklungswiderstand gemessen? Für den Simulationswert würde ich nicht das LCR-Meter verwenden (misst unterschiedliche R bei unterschiedlichen Frequenzen), sondern besser ein DC-Ohm-Meter. Und zum Simulieren würde ich für die rechnerischen Überlegungen der Einfachheit halber die beiden Primärwicklungen zunächst nicht parallel schalten und außerdem sehr kleine Wicklungswiderstände (< 1 Ohm) für alle Wicklungen nehmen. Angenommen, die 369 mH pro Primärwicklung (230V) stimmen, dann müsste die Sekundärwicklung (16V) etwa 369mH/207 = 1,8 mH haben. Das wäre dann ein relativ großer Trafo (wieviel VA soll der Trafo denn haben?), wozu allerdings nicht der hohe primäre Wicklungswiderstand passt. Bei 369mH/1,8mH primär eingespeist und simuliert, ergeben sich sekundär etwa 15,8V. Speist man 16V sekundär ein, ergeben sich primär etwa 225V, soweit also OK. Mit tatsächlichen Wicklungswiderständen sind die Verluste entsprechend größer, die durch das Parallelschalten der beiden Primärwicklungen wieder etwas reduziert werden, wenn man primär einspeist. Also zunächst erst einmal eine neue Messungen bei einer sinnvollen Messfrequenz durchführen und dann nochmals einen Schritt nach dem anderen simulieren. Um einen realen Trafo zu simulieren, ist allerdings deutlich mehr Aufwand nötig.
Einige Multimeter mit automatischer Bereichsumschaltung tun sich schwer, den Widerstand einer "großen" Induktivität zu messen. Meine Abhilfe ist dann, entweder einen Kondensator parallel zu schalten oder auf die andere Seite des Trafos eine Glühlampe. Um die effektive Sekundärinduktivität bei 50Hz auszurechnen, die Sekundärseite über einen bekannten Vorwiderstand mit z.B. 12V speisen, sodaß sich die Impedanz der Sekundärspule errechnen läßt. Daraus und aus dem bekannten Realteil läßt sich die Induktivität leidlich ausrechnen. Die Induktivität der Primärseite läßt sich noch halbwegs errechnen über das Verhältnis der Spannungen im Leerlauf. Damit ist aber der Kern noch immer unzureichend beschrieben (Sättigung, Hysterese, Koppelfaktor).
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