Was passiert wenn man beim Löten mit einer Lötspitze zwischen bleifreiem und verbleitem Löt wechselt? Was spricht dagegen?
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Man erhält einige Lötstellen mit einer undefinierten Legierung, die potentiell unerwünschte Eigenschaften haben kann.
Gerald K. schrieb: > Was passiert wenn man beim Löten mit einer Lötspitze zwischen bleifreiem > und verbleitem Löt wechselt? Dann vermischt sich das Ganze. Das passiert regelmäßig auch heute noch, wenn man heißverzinnte Leiterplatten mit klassischem Lot bestückt. Der Bleianteil in der Verbindung ist dann etwas weniger als im eigentliche Lot auf der Rolle und damit hat dann die Lötstelle einen höheren Schmelzpunkt als man es sich gedacht hat. Aber laß mal, bei den bleifreien Loten sieht das ähnlich aus, manche sind silberhaltig, andere enthalten andere Zuschlagmetalle und was der LP-Hersteller zum Heißverzinnen nimmt, weiß man auch meistens nicht. W.S.
W.S. schrieb: > Der Bleianteil in der Verbindung ist dann etwas weniger als im > eigentliche Lot auf der Rolle und damit hat dann die Lötstelle einen > höheren Schmelzpunkt als man es sich gedacht hat. Liegt aber immer noch unter bleifrei? Treten irgend welche negativen mechanischen Eigenschaften auf, die die Qualität und Haltbarkeit reduzieren. Z.B Materialversprödung oder Korrosion?
Gerald K. schrieb: > Treten irgend welche negativen mechanischen Eigenschaften auf, die die > Qualität und Haltbarkeit reduzieren. Z.B Materialversprödung oder > Korrosion? Wenn Du Dich von dem Optimum Sn63-Pb37 wegbewegst, steigt der Schmelzpunkt, und beim Abkühlen tritt eine teilweise Entmischung auf. Du hast dann Kristalle der einen Metallkomponente in der ansonsten eutektischen Schmelze. Das macht die Lötstellen spröder. Bedenkt man aber, dass unsere Vorfahren jahrzehntelang mit Sn60Pb40 oder gar Sn50Pb50 gelötet haben und deren Röhrenradios keineswegs für Sprödbrüche oder Dendritenbildung bekannt sind, dann relativiert sich das Problem doch ganz ordentlich. Die minimale Verschiebung der Zusammensetzung durch verschlepptes Zinn von einer ordentlich abgewischten Lötspitze oder Leiterplatte dürfte damit eher zu vernachlässigen sein. Nachlöten einer verbleiten Lötstelle mit bleifreiem Lot oder umgekehrt ist dagegen keine gute Idee. Hier sollte man erst das alte Lot entfernen und dann neues aufbringen.
Soul E. schrieb: > Nachlöten einer verbleiten Lötstelle mit bleifreiem Lot oder umgekehrt > ist dagegen keine gute Idee. Hier sollte man erst das alte Lot entfernen > und dann neues aufbringen. Danke für den Hinweis. Zuerst Lötlitze benutzen und dann erst nachlöten.
Also wir reden von zushause- nicht im Betrieb? Das ist sch*** egal. Die Bauteile die man so neu kauft sind eh alle rohs konform also bleifrei vorverzinnt. Nach der "auf gar keinen Fall mischen" Theorie dürfte man also neue Bauteile garnicht bleihaltig verlöten weil sich durch die Werksbeschichtung das ohnehin vermischt. Wenn du bleihaltig mit bleifrei nachlotet ist am Ende halt etwas weniger Blei drin. Ist egal funktioniert trotzdem. Wenn du bleifreie mit bleihaltig nachlotest ist am Ende etwas mehr Blei drin. Ist egal funktioniert trotzdem. Ja jetzt kommen gleich die Leute die nach Whysker schreien, einen Effekt der bisher nur in einem NASA Bericht der 90er Jahre erwähnt würde und von einigen Leuten die das hier immer nachplappern. Zuhause! Entscheidend ist eher das Flussmittel damit es sich gut loltet, durch die notwendigen höheren Temperaturen ist das Flussmittel in bleifreien Lot i.d.r. Temperaturbeständiger. Daher ist das vermischen mit Blei an einer bleifreien lostelle für das Ergebnis manchmal nicht so gut. Höhere notwendige Temperaturen für bleifrei könnten sehr empfindliche Bauteile ggf schädigen. Aber wie gesagt, wir reden hier von Zuhause.....
Gtx F. schrieb: > Ja jetzt kommen gleich die Leute die nach Whysker schreien, einen Effekt > der bisher nur in einem NASA Bericht der 90er Jahre erwähnt würde und > von einigen Leuten die das hier immer nachplappern. Du suchst nur nach dem falschen Wort: wenn du nach Whisker statt Whysker suchst, wirst du sehr viel mehr Beispiele dafür finden. Vermutlich spielt das Phänomen aber hier eher weniger eine Rolle. Letztlich ist’s auch die Frage, welche Ansprüche man stellt. Bei Hobbybasteleien, die sowieso allenfalls ein paar Monate Nutzungsdauer haben, oder/und einfach getauscht werden können, würde ich mir da keine Sorgen machen. Bei Zeugs, das wirklich dauerhaft zuverlässig sein soll, wäre mir auch das Wechseln der Lötspitze nicht zuviel Aufwand – selbst, wenn es unterm Strich keinen praktischen Vorteil bringen würde, so würde es doch auch keinen Nachteil bringen.
Gtx F. schrieb: > Ja jetzt kommen gleich die Leute die nach Whysker schreien, einen Effekt > der bisher nur in einem NASA Bericht der 90er Jahre erwähnt würde und > von einigen Leuten die das hier immer nachplappern. Nein, dieser Effekt ist tatsächlich auch für den ein oder anderen Störlichtbogen in Großenergieanlagen (Umspannwerke und dergleichen) im Zusammenhang mit verzinnten Cu-Schienen verantwortlich. Und war vorher außerdem bereits in der Mikrosystemtechnik durchaus bekannt (und gefürchtet). Auch wenn das für Basteleien von eher nachrangiger Bedeutung ist, so ist deine Aussage schlicht nicht zutreffend. Und wo das "einige hier immer nachplappern", würde mich auch mal interessieren. Hier ist übrigens ein Bild davon, wie das aussieht: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/49/Zinc_whiskers.jpg/220px-Zinc_whiskers.jpg Der Wikipediaartikel dazu ist auch durchas interessant.
Gtx F. schrieb: > Das ist sch*** egal. Die Bauteile die man so neu kauft sind eh alle rohs > konform also bleifrei vorverzinnt. > Nach der "auf gar keinen Fall mischen" Theorie dürfte man also neue > Bauteile garnicht bleihaltig verlöten weil sich durch die > Werksbeschichtung das ohnehin vermischt. Bleib mal auf dem Teppich. Bauteil-Anschlüsse sind nur sehr dünn verzinnt. Gerade eben so viel, daß das Löten ordentlich klappt. Normalerweise galvanisch und eben nicht heiß. Das heißt, daß selbst die geringe Menge an Lot in der Paste, die heutzutage vor dem Bestücken auf die LP aufgebracht wird, im Vergleich dazu geradezu riesig ist. Wahrscheinlich ändert sich die Zusammensetzung des Lotes dadurch nur in der 3. Stelle nach dem Komma. Also nicht gar so viel herumorakeln. W.S.
Gtx F. schrieb: > Nach der "auf gar keinen Fall mischen" Theorie dürfte man also neue > Bauteile garnicht bleihaltig verlöten weil sich durch die > Werksbeschichtung das ohnehin vermischt. Das mit "auf keinem Fall mischen" ist keine Theorie sondern in der Zeit aus der dieser stammt ein sehr wahrer Ratschlag mit praktischen Hintergrund. Wobei der auch nie für "alle Fälle" galt sondern nur für bestimmte Lote und halt Lote von denen man nicht wusste um was es sich handelt. ES stammt einfach aus der Frühzeit der Einführung der Bleifreien Lote wo keine fundierten Erfahrungen mit dem breiten Einsatz von bleifreien Loten vorlagen und man noch am probieren war. Da gab es auch versuche die Eigenschaften des Blielots hinsichtlich der Temperatur möglichst gut nachzubilden und hat dazu auch mit etwas exotischeren Legierungen experimentiert. So wurde (und wird für Sonderfälle!) z.B. zur Absenkung des Schmelzpunktes dem Zinn Bismut zugesetzt. Gibt man zu so einer Legierung jetzt auch noch Blei hinzu sinkt der Schmelzpunkt noch einmal deutlich stärker ab und kann je nach entstehender Zusammensetzung bis unter 80° Celsius fallen (Dann hat man "Roses Metall") Ein Lötzinn das bereits unter 100C schmilzt, von erweichen reden wir erst gar nicht, und damit durchaus bei Baugruppen wo etwas Leistung im Spiel ist bei möglicherweise im Betrieb manchmal vorkommenden Temperaturen, das will man aber nicht an Lötstellen haben von denen man ausgeht das die so oder so temperaturmäßig mehr aushalten als normale Halbleiter. Aber man muss die Kirche im Dorf lassen. Homöpathische Bleispuren wie eine Dünne Schicht auf der Lötspitze oder Lötstelle NACH dem Reinigen, verändern zwar tatsächlich bereits die Eigenschaften geringfügig. Aber das spielt im realen Leben keine Rolle. Einfach neues Lot auf eine alte Lötstelle geben oder ohne vorher abstreifen mit einer Lötspitze löten zu wollen wo ggf. deutlich anderes Lot noch dick dran hängt kann bei Bismuthaltigen Loten aber tatsächlich zum Problem werden. (Oder ganz ohne Bismut wenn man eine Lötstelle hat der Schmelzpunkt zwingend eine definierte Temperatur haben muss (Zementwiderstand mit aufschmelzender Temperatursicherung https://www.mikrocontroller.net/attachment/272097/Widerstand.jpg ) oder wo z.b. spezielles Hochtemperaturlötzinn zur Anwendung kommen muss weil im Betrieb mit dem auftreten von Temperaturen einiges jenseits von 100C gerechnet werden muss. Bismuthaltige Lote gibt im Elektronikbereich auch heute tatsächlich immer noch. Dabei handelt es sich dann aber um explizite Niedertemperaturlote diese aber nur noch für spezielle Sonderzwecke eingesetzt werden. Beispielsweise für sehr temperaturempfindliche Bauteile. Eine andere Anwendung sind diese Lote zum schonenen Auslöten von Bauteilen (Chip-Quick und Co. Da nutzt man diese Eigenscahft gezeilt aus um ein möglichst niedrigtemperaturiges Lot zu erhalten. Da ist eine gründliche Reinigung danach dann Pflicht. Abseits diese Sonderfälle ist das, wie geschrieben, aber aus technischer Sicht alles völlig irrelevant. > Ja jetzt kommen gleich die Leute die nach Whysker schreien, einen Effekt > der bisher nur in einem NASA Bericht der 90er Jahre erwähnt würde und > von einigen Leuten die das hier immer nachplappern. Also Whisker kommen auch im normalen Leben vor. ISt kein Massenphänomen, aber auch kein rein theoretisches Konstrukt. Habe selbst auch schon ein Gerät mit unter der Lupe klar erkennbarer Whiskerbildung hier gehabt... Gruß Carsten
Gtx F. schrieb: > Ja jetzt kommen gleich die Leute die nach Whysker schreien, einen Effekt > der bisher nur in einem NASA Bericht der 90er Jahre erwähnt würde und > von einigen Leuten die das hier immer nachplappern. Ich habe die auch schon in der Praxis gesehen. (Und beim ersten Mal ewig gesucht)
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