Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ist ein Operatiosverstärker ein Mix aus Transistoren?


von Hobbybastler (Gast)


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Ist ein Operationsverstärker ein Mix aus diversen Transistoren, die in 
Reihe und parallel verschaltet sind?

von Jochen der Rochen (Gast)


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Schau dir doch einfach mal einen Schaltplan an.
Mal abgesehen davon ist deine Frage zu unspezifisch um irgendeine gute 
Aussage darüber zu treffen.

von Bratmaxxe (Gast)


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Ja.In manchen Datenblättern ist ein Ersatzschaltbild dazu.

von Thomas R. (r3tr0)



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von OPV (Gast)


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Hobbybastler schrieb:
> Ist ein Operationsverstärker ein Mix aus diversen Transistoren,
Ja
> die in
> Reihe und parallel verschaltet sind?
Nein. Wie soll man bei einem Dreipol Reihe oder parallel definieren?

Im Anhang ist ein Schaltbild des legendären LM741.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Hobbybastler schrieb:
> Ist ein Operationsverstärker ein Mix aus diversen Transistoren, die in
> Reihe und parallel verschaltet sind?

Ja, so ziemlich jedes IC besteht intern aus einer Anordnung von 
Transistoren ("Reihe und parallel" trifft es nicht wirklich), vom NE555, 
über Schieberegister, Schaltregler bis hin zu Mikrocontrollern, die aus 
Millionen von Transistoren bestehen.

von Wolfgang (Gast)


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Bratmaxxe schrieb:
> Ja.In manchen Datenblättern ist ein Ersatzschaltbild dazu.

Wieso "Ersatzschaltbild"?
Parasitäre Bauelemente werden dort eher nicht dargestellt.

Insbesondere bei älteren OPs findet man ziemlich konkret die Schaltung 
(s. Beispiele oben).

von MaWin (Gast)


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Hobbybastler schrieb:
> Ist ein Operationsverstärker ein Mix aus diversen Transistoren,
> die in Reihe und parallel verschaltet sind?

und Widerständen und zumindest einem Kondensator, manchmal Z-Dioden.

Der Trick ist halt, WIE die Bipolar und MOSFET Transistoren verschaltet 
sind.

von Lutz V. (lvw)


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Ein Operationsverstärker besteht im wesentlichen aus
* einer Eingangsstufe (Differenzverstärker mit einem invertierenden und 
einem nicht-invertierendem hochohmigen Spannungs-Eingang),
* einer Anpassungsstufe zur Potentialverschiebung und Verstärkung.
* einer weiteren Verstärkerstufe.
* einer niederohmigen Ausgangsstufe (Leistungsstufe mit 
Spannungs-Ausgang).

Für den Betrieb ist es dabei wichtig, dass der Arbeitspunkt (für 
symmetrische Spannungsversorgung) so gelegt ist, dass die Ruhepotentiale 
an beiden Eingängen und am Ausgang idealerweise auf Null Volt liegen. 
Das ist u.a. die Aufgabe der oben erwähnten Potentialverschiebung.

von Hobbybastler (Gast)


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Danke für die vielen Infos. Man sieht ja sogar, dass Kondensator und 
Widerstände verbaut sind.

Für mich stellt sich die Frage, wie man auf die Idee kommt, sowas zu 
entwickeln. Müssen ziemlich kluge Menschen gewesen sein.

von Lutz V. (lvw)


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Hobbybastler schrieb:
> Danke für die vielen Infos. Man sieht ja sogar, dass Kondensator
> und
> Widerstände verbaut sind.
>
> Für mich stellt sich die Frage, wie man auf die Idee kommt, sowas zu
> entwickeln. Müssen ziemlich kluge Menschen gewesen sein.

Zu den Kondensatoren: Wichtig ist noch, dass zur Kopplung der einzelnen 
Stufen keine Kondensatoren benutzt werden, da der IC ja auch für 
Gleichspannungen arbeiten können muss (wichtig für 
Gleichspannungs-Gegenkopplung zur Arbeitspunkt-Stabilisierung).

Noch was: So ein Verstärker hat deswegen eine sehr hohe Verstärkung (bis 
zu 120dB), damit seine Eigenschaften (Anwendung als Verstärker, 
Integrator, Wandler...) praktisch ausschließlich durch die äußere 
Beschaltung festgelegt werden können (Prinzip und Eigenschaften der 
Gegenkopplung).

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Hobbybastler schrieb:
> Für mich stellt sich die Frage, wie man auf die Idee kommt, sowas zu
> entwickeln. Müssen ziemlich kluge Menschen gewesen sein.

Oh ja!
Wenn es dich interessiert, lies dich z.B. mal ein bisschen in die 
Biographie von Bob Pease und Bob Widlar ein, beide Pioniere auf dem 
Gebiet der IC-Entwicklung

von HildeK (Gast)


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Hobbybastler schrieb:
> Für mich stellt sich die Frage, wie man auf die Idee kommt, sowas zu
> entwickeln. Müssen ziemlich kluge Menschen gewesen sein.

Klug alleine reicht nicht aus, es müssen entsprechende Anforderung von 
Kunden und das dafür notwendige Kapital vorhanden sein. In meiner 
Erinnerung war die US-Raumfahrt in den '60ern der Druck und auch der 
Geldgeber, über kompakte und leichtere Schaltungen nachzudenken und da 
lag die Idee nicht so fern, mehr als einen Transistor in ein Gehäuse zu 
packen.
Man bedenke, es gab nicht nur die Idee dazu, man brauchte auch die 
Technologie und Anlagen um Wafer herzustellen und darin die Strukturen 
zu implementieren.
Ich erinnere mich noch an meine Bundeswehrzeit: da war ein 
Operationsverstärker eine Einschub-Europlatine mit einer Röhre drauf ...

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Man muss unterscheiden:

Die Grundlagen der Schaltungstechnik für Operationsverstärker sind schon 
sehr lange bekannt. Lange bevor es Transistoren gab, gab es so etwas 
auch schon mit Röhren. Später erst recht mit einzelnen Transistoren, und 
dadurch, dass es die auch - im Gegensatz zu Röhren - mit "umgekehrter 
Polarität" gab, wurden die Schaltungen noch effizienter.

Sie in ein IC zu gießen, ist der zweite Aspekt. Das betrifft aber nicht 
nur Operationsverstärker. Das ist eine Frage der Technologie, nicht eine 
Frage der Schaltungsentwicklung.

Es ist keine Raketenwissenschaft für sehr kluge Menschen, sich eine 
Schaltung für einen Operationsverstärker auszudenken, wenn man weiß, wie 
sich ein Transistor (und ein Widerstand und ein Kondensator) verhält. 
Das lernt man im (Selbst-)Studium, auch beim beim Basteln. Sehr klug 
muss man nicht dafür sein.

Wenn man weiß, wie ein Brett aussieht und was man mit Nägeln machen 
kann, muss man nicht klug sein, um von selber auf die Idee zu kommen, 
eine Kiste zu bauen. Und wenn es dann eines Tages Planken aus Aluminium 
und Schrauben gibt, ist das auch damit kein großer Schritt mehr. Ein 
Schiff aus Holz zu bauen - das ist eine andere Nummer.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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HildeK schrieb:
> In meiner Erinnerung war die US-Raumfahrt in den '60ern der Druck und
> auch der Geldgeber

Analogrechner spielten in der Zeit auch militärisch eine Rolle, da man 
mit ihnen ballistische Flugbahnen berechnet hat. Der Name "Operation" 
deutet ja schon darauf hin, wofür die Teile primär konzipiert waren: man 
kann (in erster Näherung) nur durch die Außenbeschaltung eine Reihe von 
mathematischen Operationen im Analogrechner (Addition, Subtraktion, 
Integration, Differentiation) damit festlegen.

: Bearbeitet durch Moderator
von oszi40 (Gast)


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von H. (Gast)


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Wenn Du schon so fragst könnten dich diese Bilder/Infos interessieren:
https://www.richis-lab.de/Opamp.htm

von M.A. S. (mse2)


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Lutz V. schrieb:
> Zu den Kondensatoren: Wichtig ist noch, dass zur Kopplung der einzelnen
> Stufen keine Kondensatoren benutzt werden, da der IC ja auch für
> Gleichspannungen arbeiten können muss (wichtig für
> Gleichspannungs-Gegenkopplung zur Arbeitspunkt-Stabilisierung).
...was ein sehr wichtiger aber nicht der einzige Grund dafür ist, ohne 
Kondensatoren auskommen zu wollen. Kondensatoren benötigen auf einem IC 
enorm viel Platz, viel mehr, als ein paar Transistoren.
Ähnliches gilt für Widerstände. Deshalb bestehen derlei Schaltungen 
typischerweise aus sehr vielen Transistoren*) und fast keinen 
Widerständen und Kondensatoren.

*) Sehr viel ist relativ, auf jeden Fall aber aus deutlich mehr als eine 
typische Verstärkerschaltung aus diskreten Bauteilen.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Hobbybastler schrieb:

> Ist ein Operationsverstärker ein Mix aus diversen Transistoren, die in
> Reihe und parallel verschaltet sind?

In ICs gibts teilweise auch Transistoren, die man so einzeln nicht
kaufen kann, z.B. Transistoren mit mehreren Emittern.

von 888 (Gast)


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Wenn der IC groß genug ist, sieht man die Transistoren sogar: 
https://shop.evilmadscientist.com/productsmenu/762

Gibt es auch als Timer: 
https://shop.evilmadscientist.com/tinykitlist/652



Harald W. schrieb:

> In ICs gibts teilweise auch Transistoren, die man so einzeln nicht
> kaufen kann, z.B. Transistoren mit mehreren Emittern.

Das ist auch der Grund dafür, warum die meisten ICs nicht funktionieren, 
wenn man sie aus Einzelbauteilen nachbaut. Die Transistoren sehen im 
Schaltplan alle gleich aus, aber auf dem Chip können sie sehr 
unterschiedliche Eigenschaften haben. Dann sind z.B. in einer 
Stromquelle fünf Transistoren mit Emitter und Basis parallel geschaltet, 
und es kommen an den Kollektoren vier unterschiedliche Ströme raus.

von Harald W. (wilhelms)


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Soul E. schrieb:

> Wenn der IC groß genug ist, sieht man die Transistoren sogar:
> https://shop.evilmadscientist.com/productsmenu/762

Einen 709 kann man noch erfolgreich mit Einzeltransistoren nachbauen,
allerdings wird man zumindest für die Eingangsstufe gepaarte Transi-
storen brauchen. Bei moderneren OPVs geht das aus den oben erwähnten
Gründen nicht mehr.

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Die ersten OPAmp waren natuerlich mit Roehren gebaut. Und nachher kamen 
die diskreten. Leiterplatte und Transistoren drauf, in einem eher 
groesseren Plastikgehaeuse, vergossen. Ich sah mal welche 5x2x1cm. 
Wahrscheinlich noch mit Germaniumtransistoren.

von Purzel H. (hacky)


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Natuerlich kann man mit diskreten Elementen einen OpAmp bauen. Da die 
Transistoren nicht thermisch gleich sind wird man mit heftigen Driften 
leben muessen. Was auch immer nun heftig bedeutet.
Was ist der Vorteil von allen Transistoren auf einem Chip ?
- thermischer Gleichlauf
- sehr aehnliche Verstaerkung,

von 888 (Gast)


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Die oben verlinkten Sparkfun-Bausätze sind eher als Demonstrator 
gedacht. Z.B. für den Physikunterricht. Es gibt aber durchaus High End 
Audio-Freaks, die meinen, diskrete OpAmps klängen besser als 
integrierte. Entsprechend gibt es auch dafür einen Markt:

https://sparkoslabs.com/discrete-op-amps/
https://sound-au.com/project07.htm
https://www.hairballaudio.com/catalog/parts-store/discrete-op-amps

von HildeK (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Analogrechner spielten in der Zeit auch militärisch eine Rolle,

Richtig, das Militär hatte ich ganz vergessen! War über Jahrzehnte auch 
ein guter Geldgeber und Treiber. Kommt jetzt möglicherweise wieder ...

von Sägezahn (Gast)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Ein Schiff aus Holz zu bauen - das ist eine andere Nummer.

Der Vergleich mit Massivholz hatte von anfang an gewisse Tücken.

von Dieter H. (kyblord)


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Purzel H. schrieb:
> Natuerlich kann man mit diskreten Elementen einen OpAmp bauen. Da
> die
> Transistoren nicht thermisch gleich sind wird man mit heftigen Driften
> leben muessen. Was auch immer nun heftig bedeutet.
> Was ist der Vorteil von allen Transistoren auf einem Chip ?
> - thermischer Gleichlauf
> - sehr aehnliche Verstaerkung,

Jep. Allgmein sehr ähnliches Verhalten, da auf dem gleichen Substrat 
gefertigt. Darüber hinaus geringere parasitäre Cs/Ls. Für einen 
Differenzverstärker ist das entscheidend. Wenn ein Transistor im 
Verhalten abweicht ergibts halt schon Mist.

von Harald W. (wilhelms)


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Soul E. schrieb:

> Es gibt aber durchaus High End Audio-Freaks, die meinen,
> diskrete OpAmps klängen besser als integrierte.

Und? Bestätigt sich das anhand der Datenblätter? Man kann ja z.B.
durch Parallelschaltung von z.B. 100 Transistoren das Rauschen
um den Faktor 10 verringern. In ICs ist ein solcher Aufbau kein
Problem. Diskret bedeutet das viel Platz und Geld.

von Klaus R. (klara)


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Harald W. schrieb:
> Man kann ja z.B.
> durch Parallelschaltung von z.B. 100 Transistoren das Rauschen
> um den Faktor 10 verringern.

Und ein Ausreißer versaut das gute Ergebnis.
mfg Klaus

von 888 (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Soul E. schrieb:
>
>> Es gibt aber durchaus High End Audio-Freaks, die meinen,
>> diskrete OpAmps klängen besser als integrierte.
>
> Und? Bestätigt sich das anhand der Datenblätter?

In diesen Kreisen legt man weniger Wert auf Datenblätter oder Messwerte. 
Da zählen mehr esoterische Beschreibungen des Klangbildes. Guck Dir doch 
einfach mal an, mit was für Argumenten da geworben wird:

> https://sparkoslabs.com/discrete-op-amps/

von Klaus R. (klara)


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Soul E. schrieb:
> Guck Dir doch
> einfach mal an, mit was für Argumenten da geworben wird:
>
>> https://sparkoslabs.com/discrete-op-amps/

Man vergleicht seine Produkte SS3601 / SS3602 mit einer Liste von 
relativ guten Audio OP. Jedoch hat man Spitzen OP in diese Liste nicht 
dabei. Dann führt man den OPA627 an, der wohl in der Liste eher die 
besseren Daten hat und der kostet bei Mouser in der Tat 27€.

Den LT1115 kennt man wohl nicht. Gut, der kostet jetzt aktuell bei 
Mouser auch 10€, jedoch noch vor 4-5 Jahren eher 6€.

https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/lt1115fa.pdf

Vielleicht hat man das Aufpeppen gerade mit dem LT1115 erreicht.
mfg Klaus

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