Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rechtliches: Konfektionierte Akkupacks verkaufen


von Richard (Gast)


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Ich weiß ein Elektronikforum ist keine vernünftige Rechtsberatung, aber 
vielleicht hat ja jemand Tipps was es zu überhaupt zu beachten gibt:

Für ein Messgerät (30 Jahre alt) gibt es vom Originalhersteller keinen 
Support und keine Ersatzteile mehr, der Akku besteht aus 8 NiMH Zellen 
in einem Kunststoffgehäuse, ohne weitere Elektronik. Wir haben das 
Gehäuse nachkonstruiert und die Zellen passend konfektioniert.

Das Ganze ist eigentlich aus Eigenbedarf entstanden, verschiedene 
Akkuhändler bieten aber für dieses Gerät vorkonfektionierte Zellen für 
den Einbau in das Originalgehäuse an (welches bei vielen wie bei uns 
schon zerbröseln dürfte), es scheint also ein Markt vorhanden zu sein. 
Daher kam es uns in den Sinn, das ganze vielleicht als fertigen Akku zu 
verkaufen, womit könnten wir auf die Nase fallen? (Abgesehen von 
vielleicht zu geringer Nachfrage)

Das wir damit nicht reich werden ist uns bewusst, aber vielleicht kann 
man damit den einen oder anderen Euro verdienen und zusätzlich ist den 
Leuten geholfen, welche ebenfalls einen neuen Akku benötigen.

Beitrag #7109168 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Petra (Gast)


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Da musst halt aufpassen, ob es beim Gehäuse nicht einen Musterschutz 
gibt.
Du kannst ja mit Firmen sprechen die Akkunachbauten verkaufen. 
Vielleicht kannst Du das Projekt "outsourcen".

von Martin S. (sirnails)


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Petra schrieb:
> Musterschutz

Der wäre schon längst erloschen. Und Patente braucht man bei derart 
profaner Konstruktion nicht erwarten.

Was es ganz sicher braucht ist eine anständige Haftpflicht mit ziemlich 
hoher Deckung. Auch wenn NiMH ziemlich unproblematisch sind.

Beitrag #7109415 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Rente mit 76 (Gast)


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> Für ein Messgerät (30 Jahre alt)
Naja.
> aber vielleicht kann man damit den einen oder anderen Euro verdienen
Nein, kannst du nicht, oder hast du die Telefonnummern derjenigen, denen 
du das verkaufen könntest?

von Johann (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Was es ganz sicher braucht ist eine anständige Haftpflicht mit ziemlich
> hoher Deckung.

Geschädigte hassen diesen Trick: in die Anleitung "Laden nur unter 
Aufsicht" schreiben.

von MaWin (Gast)


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Richard schrieb:
> womit könnten wir auf die Nase fallen

Keine Ahnung, Batteriegesetz ?

Wenn es allerdings ein Ersatzteil ist, nicht bedienerwechselbar, könnte 
das mit dem Gerät abgegolten sein.

Du brauchst, wie jeder Verkäufer, natürlich verpackungsgesetzkonforme 
Pakete.

Und du musst dieselben (oder bessere) Sicherheitsvorkehrungen wie im 
Original haben, also Protection-PCB bei LiPoly bzw. Kurzschlusssicherung 
und falls die Ladeschaltung es abfragt passenden Thermosensor bei NiMH.

Wegen Niederspannung und EMV sag ich einfach mal: nicht relevant (aber 
wer weiss, 400v und getakteter Regler ?)

von H. H. (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Petra schrieb:
>> Musterschutz
>
> Der wäre schon längst erloschen. Und Patente braucht man bei derart
> profaner Konstruktion nicht erwarten.

ACK.


> Was es ganz sicher braucht ist eine anständige Haftpflicht mit ziemlich
> hoher Deckung. Auch wenn NiMH ziemlich unproblematisch sind.

Und eine Anmeldung bei der Stiftung EAR.

von _Gast_aus_HL (Gast)


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Gibt es die Firma noch? Gibt es einen Rechtsnachfolger?

Was das Akkupack angeht: Es kann sein, dass die bestehenden 
Gehäusehalbschalen aus einem selbstverlöschenden Kunststoff (z.B. gemäß 
UL94 V-1 oder besser) sind. Also nicht einfach aus "irgendeinem" 
Kunststoff nachbauen, sondern aus einem geeigneten - oder klären, dass 
Brandschutz an der Stelle nicht erforderlich ist.
Wenn man sowas gewerblich macht, sollte man zudem Akkuzellen verwenden, 
die eine Zulassung nach IEC 62133-1 besitzen. Leider steht das in Shops 
für Privatanwender selten dabei. Für Industriezellen ist das aber eine 
vollkommen übliche Zulassung.

Wenn man sichergehen will, kann man auch gesamte das Akkupack nach IEC 
62133-1 zulassen, aber das kostet dann. Die beiden oberen Punkte sind 
hingegen einfach, da man nur das richtige Material kaufen muss...

von Gtx F. (gtx-freak)


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Richard schrieb:
> Das Ganze ist eigentlich aus Eigenbedarf entstanden, verschiedene
> Akkuhändler bieten aber für dieses Gerät vorkonfektionierte Zellen für
> den Einbau in das Originalgehäuse an (welches bei vielen wie bei uns
> schon zerbröseln dürfte), es scheint also ein Markt vorhanden zu sein.
> Daher kam es uns in den Sinn, das ganze vielleicht als fertigen Akku zu
> verkaufen, womit könnten wir auf die Nase fallen?

Also, wenn es einzelne ersatz Akkus speziell für dieses Gerät gibt, dann 
gibt es offenbar genug Bastler die das irgendwie hinfrickeln. Glaubst Du 
das diese Frickelfraktion Dir Geld für ein Gehäuse zahlt?


->
>>(Abgesehen von vielleicht zu geringer Nachfrage)
JA

von Rente mit 76 (Gast)


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> Glaubst Du das diese Frickelfraktion Dir Geld für ein Gehäuse zahlt?

Genau, die haben sich längst was aus Klebeband, Schmelzkleber und 
Kabelbindern zusammengerödelt.

von Richard (Gast)


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Vielen Dank für den vielen Input.

MaWin schrieb:
> Wenn es allerdings ein Ersatzteil ist, nicht bedienerwechselbar, könnte
> das mit dem Gerät abgegolten sein.

Gesichert durch 2 Schlitzschrauben, eigentlich eine Fehlkonstruktion, 
der Akku kann nicht im Gerät geladen werden und das Gerät hat eine 
Akkulaufzeit von 5h, muss also recht häufig aufgeschraubt werden.

Gtx F. schrieb:
> Also, wenn es einzelne ersatz Akkus speziell für dieses Gerät gibt, dann
> gibt es offenbar genug Bastler die das irgendwie hinfrickeln. Glaubst Du
> das diese Frickelfraktion Dir Geld für ein Gehäuse zahlt?

Man bekommt für extrem viele Geräte solche vorkonfektionierte 
Zellen-Packs. Klar kann man frickeln, habe ich zuerst auch gemacht, das 
Ergebnis war aber nicht zufriedenstellend, daher haben ein Bekannter und 
ich das Gehäuse rekonstruiert. Wie gesagt wir wissen, das wir dadurch 
nicht reich werden. Wir haben hier in der Umgebung eine Firma welche 
solche Zellen-Packs konfektioniert und gebrauchten Akkus die Zellen 
tauscht, die haben einen Online Shop, und ein Ladenlokal mit Beratung, 
werde beizeiten mal dort vorstellig, vielleicht lässt sich da was in 
Kooperation machen.

von Schlaumaier (Gast)


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Richard schrieb:
> womit könnten wir auf die Nase fallen?

Ein Expertenkrieg vor Gericht wenn das erste Teil ein Brand verursacht.

Ist in mein Augen eine Zeitbombe.

von Richard (Gast)


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Schlaumaier schrieb:
> Richard schrieb:
>> womit könnten wir auf die Nase fallen?
>
> Ein Expertenkrieg vor Gericht wenn das erste Teil ein Brand verursacht.
>
> Ist in mein Augen eine Zeitbombe.

Es geht hier nicht um empfindliche Lithium-Derivate, sondern um NiMH AA 
Zellen, das Gefährdungspotential schätze ich als sehr gering ein.

von oszi40 (Gast)


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Manche Leute würden es als "Bausatz" einzeln verkaufen?
Aber eigentlich ist Aufwand > Nutzen.

von Martin S. (sirnails)


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Leute jetzt scheißt euch mal nicht ein.

Wie ich schon sagte: Anständige HV und dann ist das rechtliche 
abgegessen - außer es liegt grobe Fahrlässigkeit vor.

Daher abklären, dass die Zellen was taugen, kurze Anmeldung bei der EAR 
und einfach mal machen.

Du wirst hier keine Rechtsberatung bekommen. Die kann Dir der TÜV 
liefern (oder Konsorten. Consulting gibt's wie Sand am Meer). Aber wenn 
Du das anfängst, wirst Du nie nur 1 Euro verdienen.

Setz Dich hin, überlege Dir alle möglichen Szenarien, die eintreten 
können, und Dich in Haftung nehmen könnten, und mache eine anständige 
Risikobewertung. Und zwar eine Ehrliche. Und die Punkte, die Du für dich 
als mittleres bzw. hohes Risiko ansiehst, solltest Du dann näher 
durchdenken, wie wahrscheinlich deren Eintritt ist. Das kostet Dich zwar 
Zeit, aber kein Geld. Und dann kannst Du an diesen expliziten Punkten 
nachhaken.

Panik jedenfalls, die hier nur allzugerne verbreitet wird, ist 
unangemessen. Vor allem bei NiMH hätte ich hier wenig, bis kaum 
Bauchschmerzen.

Achja, noch ein Nachtrag: Wenn Du das gewerblich verkaufen willst, und 
Du nicht unter die Liebhaberregel fallen willst, solltest Du dir eine 
Firmenform überlegen, die deine Privathaftung reduziert (UG 
(haftungsbeschränkt) z.B.)

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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Martin S. schrieb:
> Was es ganz sicher braucht ist eine anständige Haftpflicht

Keine Sorge, die entsteht von allein!

von Percy N. (vox_bovi)


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Martin S. schrieb:
> Achja, noch ein Nachtrag: Wenn Du das gewerblich verkaufen willst, und
> Du nicht unter die Liebhaberregel fallen willst, solltest Du dir eine
> Firmenform überlegen, die deine Privathaftung reduziert (UG
> (haftungsbeschränkt) z.B.)

Was für Steuerverbindlichkeiten siehst Du drohen, die es rechtfertigen, 
die nächsten 120 Jahre die UG häppchenweise mit Kapital zu füttern, das 
dann gebunden ist?

von Christian M. (likeme)


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Wichtig, kein verbleites Lötzinn verwenden, drauf schreiben das man das 
nicht essen soll und keinem in den A... stecken darf! In der Mikrowelle 
sollte man die auch nicht trocknen.... Du musst mit den dümmsten aller 
dummen Anwendern rechen und davon gibt es einige. Die kommen dann auch 
noch mit einem Anwalt daher um zu versuchen ein komplettes Haus von dir 
zu erstreiten, das gerade abgebrannt ist, warum auch immer lag da deine 
Batterie in den Brandresten... Das einzig sinnvolle ist in deinem Fall 
das alles aus Bausatz zu verkaufen, dann übergibst du alle Verantwortung 
dem Käufer und der hat dann auch ein wenig Erfahrung, weil er muss es ja 
zusammen bauen können.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Christian M. schrieb:
> Das einzig sinnvolle ist in deinem Fall das alles aus Bausatz zu
> verkaufen

Wo kommt immer diese Unsinnsbehauptung her ?

Ein Bausatz wird exakt so behandelt, wie das nach Anleitung daraus 
korrekt zusammengebaute.

Im Gegensatz zum Fertigprodukt benötigt es also noch zusätzlich eine 
Zusammenbauanleitung ( DIN EN 82079 )

von Karl (Gast)


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Percy N. schrieb:
> Martin S. schrieb:
>> Achja, noch ein Nachtrag: Wenn Du das gewerblich verkaufen willst, und
>> Du nicht unter die Liebhaberregel fallen willst, solltest Du dir eine
>> Firmenform überlegen, die deine Privathaftung reduziert (UG
>> (haftungsbeschränkt) z.B.)
>
> Was für Steuerverbindlichkeiten siehst Du drohen, die es rechtfertigen,
> die nächsten 120 Jahre die UG häppchenweise mit Kapital zu füttern, das
> dann gebunden ist?

Oh Percy, beackerst du wieder gebiete, wo du nichts außer ergoogeltem 
Halbwissen vorweisen kannst? Lass einfach deine Sprüche und spiel wo 
anders.

von 2aggressive (Gast)


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Percy N. schrieb:
> Martin S. schrieb:
>> Was es ganz sicher braucht ist eine anständige Haftpflicht
>
> Keine Sorge, die entsteht von allein!
Trocken, tief und gut formuliert :D


Schlaumaier schrieb:
> Richard schrieb:
>> womit könnten wir auf die Nase fallen?
>
> Ein Expertenkrieg vor Gericht wenn das erste Teil ein Brand verursacht.
Oder wenn Feuer nebendran im selben Raum ausgebrochen war.


Oder (Kundenseite) das zu versorgende Messgerät in irgend einer Art und 
Weise (später) einen Defekt zeigt(!)
Deswegen lasse ich von solchen "Kleinigkeiten" die Finger weg. Entweder 
"in die Vollen" ---also Professionell zum Erwerb, aber das kommt hier 
nicht in Frage---, oder bleiben lassen. Meine Frickelerfahrung nach 
mehreren Kleinkriegen mit "spezi" Kunden: da verkaufe ich lieber 
lauwarme Hähnchen, die werden wenigstens im voraus bezahlt.


> Ist in mein Augen eine Zeitbombe.
Ich habe von Zivilrecht noch weniger Ahnung als Du von Technik. 
Trotzdem: in diesem Punkt sind wir uns einig.


Auch Zeitbomben können sich innerhalb der Lebensdauer unseres 
Sonnensystems völlig passiv verhalten.


Richard schrieb:
> zusätzlich ist den
> Leuten geholfen, welche ebenfalls einen neuen Akku benötigen
Wenns dir darum geht einen Haftungsausschluss:: Als Bausatz, ohne 
Gewähr, ohne zugesicherte Funktion, IBN auf eigene Gefahr.
Den einen "Euro machen / wiederhereinholen" kannste knicken, Risiko im 
völlig ungleichen Verhältnis zu dem zu erwartendem Gewinn. Nur meine 
Meinung. HTH

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