Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Wie Flussmittel aus Lötzinn rauskriegen?


von Lötlerner (Gast)


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Hallo, ich sollte heute an der Arbeit was löten und habe nach 
Flussmittel gefragt. Ich bekam die Antwort, dass das Flussmittel bereits 
in dem Lötzinn sei.

Ich suche eine Anleitung, wie man mit Lötzinn mit beinhaltetem 
Flussmittel lötet. Kennt jemand eine gute Seite / Video?

von Lukas T. (tapy)


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Künftige Lötverbindung mit dem Lötkolben  erhitzen, flussmittelhaltiges 
Lötzinn auf die heiße Stelle halten bis eine ausreichende Menge 
aufgeschmolzen ist und dann erst Lötzinnrest und dann nach etwa einer 
Sekunde den Lötkolben entfernen. Erkalten lassen und bewundern.

: Bearbeitet durch User
von Helmut -. (dc3yc)


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Aber auch beim Löten mit flussmittelhaltigem Lötzinn aufpassen, dass man 
den Lötkolben an der richtigen Seite anfasst!

von Arno H. (arno_h)


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von Hermann S. (diphtong)


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Anders gefragt...wer lötet denn ohne Flussmittellot? Gibts das überhaupt 
in der Elektronik? -Lötzinn ohne Flussmittel kenn ich nur von Sanitär- 
und KFZ.

Und wieso überhaupt das Flussmittel aus dem Lötzinn rausbekommen???

: Bearbeitet durch User
von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Lötlerner schrieb:
> Kennt jemand eine gute Seite / Video?

Fang besser erstmal mit was Einfachem an:

https://www.youtube.com/watch?v=5liUNU9eftQ

von W.S. (Gast)


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Lötlerner schrieb:
> Ich bekam die Antwort, dass das Flussmittel bereits
> in dem Lötzinn sei.

Ich hatte auch mal einen Kleckerfried in der Firma, der keinerlei Bedarf 
an Flußmittel zum Löten sah, weil selbiges ja bereits im Lot-Draht 
enthalten sei. Entsprechend sahen seine Lötungen aus.

Also, wenn deine Kollegen derart borniert sind, dann schaffe dir ein 
wenig Kolophonium, eine alte Zahnbürste, etwas Küchenkrepp und etwas 
Alkohol (Isopropanol o.ä.) an, zur Not geht auch Kolophonium aus dem 
Musikalienladen (für Geiger). Damit bist du so ausgerüstet, daß du 
wenigstens einigermaßen zu Potte kommen kannst und keine verschmadderten 
Leiterplatten hinterläßt.

W.S.

von Andre (Gast)


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W.S. schrieb:
> Entsprechend sahen seine Lötungen aus.

Also... akzeptabel? Bei bedrahteten Bauteilen ist das doch völlig 
ausreichend. Wenn das nicht klappt war etwas anderes nicht in Ordnung, 
z.B. zu heiß gelötet (Flussmittel verbrennt sofort), Bauteile oder 
Platine überlagert/korrodiert usw.

Bei SMD stimme ich dir zu, da braucht man regelmäßig Flussmittel. 
Kolophonium nehme ich nicht mehr so gerne, weil das schnell Sauerei und 
Reinigungs-Aufwand ergibt.
Absolut empfehlen kann ich das Flussmittel-Gel Edsyn FL22 in Kombination 
mit einer Hohlkehlen-Lötspitze. Die kleine Spritze ist jahrelang 
lagerfähig und man braucht nur absolut minimale Mengen, am besten nutzt 
man eine feine Kunststoff Dosiernadel.

von Peter (Gast)


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W.S. schrieb:
> Kolophonium

Jesus bitte nimm etwas aus diesem Jahrhundert mit No Clean!

Kolophonium ist zwar nett, aber aufgrund des Reinigungsaufwandes einfach 
nicht haltbar, meistens kann man es eh nicht so gut reinigen...

https://www.digikey.de/de/products/detail/chip-quik-inc/SMD291ST2CC6/2350878

von MaWin (Gast)


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Peter schrieb:
> mit No Clean!

No Clean ist ein Scam.

Kolophonium braucht man auch nicht zu reinigen, wenn man hinnimmt, dass 
es verschmoddert aussieht.
Ebenso verhält es sich bei "No Clean"-Flussmitteln.

von Kilo S. (kilo_s)


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MaWin schrieb:
> No Clean ist ein Scam.

Ich hab mal eine Flasche "No Clean" in einer mit Backpapier ausgelegten 
Schale verdunsten lassen.

Der Unterschied ist im Wesentlichen das das Zeug Abzocke ist, ne 1-2% 
Lösung aus Isopropanol und Kolophonium kann ich mir auch selbst 
herstellen. Kostet dann auch 15€ alles zusammen (Kolophonium, 
Isopropanol, Spritze, Kanüle) allerdings für einen Liter Flussmittel.

Hermann S. schrieb:
> Gibts das überhaupt in der Elektronik? -Lötzinn ohne Flussmittel kenn
> ich nur von Sanitär- und KFZ.

Selbst im Sanitärbereich ist kaum noch Lötzinn im Einsatz, 
Kunststoffleitung und verprassen ist aktuell stand der Technik.

von Frank H. (Gast)


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Kilo S. schrieb:
> verprassen ist aktuell stand der Technik.

Gut zu wissen ;-)

von Kilo S. (kilo_s)


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Frank H. schrieb:
> Kilo S. schrieb:
>> verprassen ist aktuell stand der Technik.
>
> Gut zu wissen ;-)

Sollte natürlich verpressen heißen.

Schön mal mit einem Pflaster auf dem Finger an einem Touchscreen 
getippt? Da passieren die seltsamsten Schreibfehler.

von Ron-Hardy G. (ron-hardy)


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Mich würde ja interessieren wie die Flußmittelseele überhaupt 
eingebracht wird

von Nachdenklicher (Gast)


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Ron-Hardy G. schrieb:
> Mich würde ja interessieren wie die Flußmittelseele überhaupt
> eingebracht wird

Da wird in das Lot einfach ein feines Loch gebohrt und das dann 
ausgegossen. (SCNR)

Nein, durchaus interessante Fragestellung, gibt's dazu was vielleicht 
von der Maus?

von Peter (Gast)


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Frank H. schrieb:
> Kilo S. schrieb:
>> verprassen ist aktuell stand der Technik.
>
> Gut zu wissen ;-)

Bei den aktuellen Handwerkerpreisen wüsste ich den Unterschied nicht. ;)

Kilo S. schrieb:
> Der Unterschied ist im Wesentlichen das das Zeug Abzocke ist, ne 1-2%
> Lösung aus Isopropanol und Kolophonium kann ich mir auch selbst
> herstellen.

Bei der eigenen Herstellung ist es immer kritisch die gewünschte 
Konsistenz herzubekommen, zu Hause nutze ich zwar tatsächlich noch 
Kolophonium in Isopropanol gelöst, aber nur weil ich mittlerweile 
vielleicht 2x im Jahr löte, sonst hätte ich mir schon längst so eine 
Tube gekauft. Altersbedingt hat das Zeug inzwischen die richtige 
Konsistenz erreicht.

In der Firma verwende wenn ich denn löten muss nur noch die kleinen 
Tuben, das Zeug hat eine gute gelartige Konsistenz (verläuft nicht zu 
sehr!) und ist auch nicht zu klebrig, lässt sich daher sehr gut dosieren 
und man bekommt es in kleinen Gebinden gekauft. Kein Problem mit 
Austrocknen/etc. Und es gibt halt auch ein Sicherheitsdatenblatt, sehr 
wichtig im gewerblichen Bereich...

von Ron-Hardy G. (ron-hardy)


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Nachdenklicher schrieb:
> Nein, durchaus interessante Fragestellung, gibt's dazu was vielleicht
> von der Maus?

Hatte ich schonmal nach gesucht aber absolut nichts gefunden

von Kilo S. (kilo_s)


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Peter schrieb:
> Bei den aktuellen Handwerkerpreisen wüsste ich den Unterschied nicht. ;)

Auch wieder wahr.

Peter schrieb:
> Bei der eigenen Herstellung ist es immer kritisch die gewünschte
> Konsistenz herzubekommen

Keine Feinwaage für gold Zuhause?
Die billigen reichen doch um sich relativ exakt die passende Menge zu 
portionieren.

Ich weiß nicht ob noch zusätzlich was anderes als Isopropanol in der 
Lösung war die ich habe Verdunsten lassen, allerdings die Reste 
(Feuerprobe) hatten den typischen Geruch und Brandverhalten von 
Kolophonium. (Ist ja nix anderes als gereinigtes Baumharz)

Peter schrieb:
> In der Firma verwende wenn ich denn löten muss nur noch die kleinen
> Tuben, das Zeug hat eine gute gelartige Konsistenz (verläuft nicht zu
> sehr!) und ist auch nicht zu klebrig, lässt sich daher sehr gut dosieren
> und man bekommt es in kleinen Gebinden gekauft.

Dafür hab ich mir 2ml Spritzen und Kanülen gekauft, Kostenpunkt für 
2ml+10ml Spritze +3 Kanülen glaube um 4€. Halten trotz viel löten Recht 
lange. Die Kanülen muss man aber zwingend in Alkohol (Spiritus) reinigen 
und einlegen damit sie nicht verstopfen, bestenfalls direkt Abends nach 
dem "Arbeitstag" und über Nacht.

Ich bin bei Flussmittel nicht (mehr) sonderlich pingelig seit ich noch 
immer von meinem selbstgemachten Kolophonium genug "Basis" habe um 
vermutlich noch 2-3 Jahre auszukommen.
Einfach die gewünschte Anzahl Tropfen in ein bisschen Isopropanol geben 
bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.

von Roland E. (roland0815)


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Nachdenklicher schrieb:
> Ron-Hardy G. schrieb:
>> Mich würde ja interessieren wie die Flußmittelseele überhaupt
>> eingebracht wird
>
> Da wird in das Lot einfach ein feines Loch gebohrt und das dann
> ausgegossen. (SCNR)
>
> Nein, durchaus interessante Fragestellung, gibt's dazu was vielleicht
> von der Maus?

Wimre wird das Lot als kurzes, dickes Rohrstück gegossen und das 
Flussmittel im gewünschten Verhältnis Durchmesser/Durchmesser 
eingefüllt. Danach wird das Zinn wie jeder normale Draht auf den 
Zieldurchmesser gezogen. Das Flussmittel wird dabei mitgezogen, weil das 
Zinn dabei wieder warm wird.

Jenachdem wie gut Chinamann den Prozess beherrscht, gibt es dabei auch 
ein paar Meter Lot ohne Flussmittel, weil das ein paar Schritte zuvor 
gebrochen ist oder durch schief ziehen seitlich rausgefallen ist...

von Nachdenklicher (Gast)


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Roland E. schrieb:
> Jenachdem wie gut Chinamann den Prozess beherrscht, gibt es dabei auch
> ein paar Meter Lot ohne Flussmittel, weil das ein paar Schritte zuvor
> gebrochen ist oder durch schief ziehen seitlich rausgefallen ist...

Danke. So etwas hatte ich schon vermutet, wollte es hier nur nicht so 
schreiben, als würde ich es wissen. Das erklärt auch, wieso bei meinem 
1mm-Lötzinn daheim genau das, was du beschreibst, auftritt, während das 
0,5er (aus deutscher Herstellung) da qualitativ besser zu sein scheint. 
Aufgrund der Probleme mit dem 1,0er Lot überlege ich momentan ernsthaft, 
ob ich mir erstmals Flussmittel extra zulegen sollte. (Ich löte damit eh 
nur bedrahtet, was bisher mit anderem Lot problemlos ohne Zusatz ging. 
SMD geht mit Lötpaste, die ist ja größtenteils Flussmittel.)

von W.S. (Gast)


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Peter schrieb:
> W.S. schrieb:
>> Kolophonium
>
> Jesus bitte nimm etwas aus diesem Jahrhundert mit No Clean!

Also, soweit ich gehört habe, ist Jesus seit einiger Zeit tot, da wird 
er vermutlichst in diesem Jahrhundert weder Kolo noch etwas anderes zum 
Löten nehmen. Allenfalls Ambrosia oder so zum "verlöten".

Ansonsten frag ich mich, warum hier immerzu mit Rezepten zum Auflösen 
von Kolo in Alk hantiert wird. Ist das als Reaktion auf verbranntes Kolo 
auf einer zu heißen Lötspitze?

Nochwas: Horst hat mir mal den Tip gegeben, Kolo nicht in Alkohol, 
sondern in Azeton aufzulösen.

W.S.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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W.S. schrieb:
> Horst hat mir mal den Tip gegeben, Kolo nicht in Alkohol,
> sondern in Azeton aufzulösen.

Vor Aceton habe ich Respekt, ist nicht so nett zur Haut wie Ethanol oder 
Isopropanol und auch den Dämpfen mag ich nicht ausgesetzt sein. Und zu 
Kunststoffen ist Aceton ebenfalls nicht besonders nett. Was bringt's, 
wenn es sich dazu sofort verflüchtigt?

von Kilo S. (kilo_s)


Angehängte Dateien:

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W.S. schrieb:
> Ansonsten frag ich mich, warum hier immerzu mit Rezepten zum Auflösen
> von Kolo in Alk hantiert wird. Ist das als Reaktion auf verbranntes Kolo
> auf einer zu heißen Lötspitze?
> Nochwas: Horst hat mir mal den Tip gegeben, Kolo nicht in Alkohol,
> sondern in Azeton aufzulösen.

Weil das die seit je her überlieferte Rezeptur für Kolophoniumlösung zur 
Anwendung in der Elektronik beim Löten ist?!

Aceton (Nagellackentferner!?) kenne ich eher im Zusammenhang mit Lack 
als Lösungsmittel.

Aspirin also Salicylsäure kann man den Flussmittel noch beimischen um 
die Oxydschicht von Metallen besser zu lösen, jedenfalls ist das ebenso 
wie das lösen in Isopropanol überliefert.

Welche Vorteile soll Aceton ansonsten haben? Also außer den genannten in 
Kombination mit Salicylsäure.

W.S. schrieb:
> Ist das als Reaktion auf verbranntes Kolo auf einer zu heißen Lötspitze?

Das Problem hab ich irgendwie nicht.
Nicht mal mit dem Brenner an Messing.
Bild Anbei... Erster Gewindegang und am Rand der Erhebung der Lötstelle 
sind noch Reste vom Flussmittel. Selbst 480°C und die fetteste spitze 
sind noch zu wenig. Daher mit dem Brenner gelötet.

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


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Kilo S. schrieb:
> Ich hab mal eine Flasche "No Clean" in einer mit Backpapier ausgelegten
> Schale verdunsten lassen.
>
> Der Unterschied ist im Wesentlichen das das Zeug Abzocke ist, ne 1-2%
> Lösung aus Isopropanol und Kolophonium kann ich mir auch selbst
> herstellen.

No Clean ist kein Kolophonium!

Ein Produkt, was der Reparateur in der Firma benutzt, ist z.B. 
https://emilotto.de/produkt/wb-35soxdt/, das dürfte Adipinsäure sein.

von Roland E. (roland0815)


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Manfred schrieb:
>...
>
> No Clean ist kein Kolophonium!
> ...

Doch. Nur stärker verdünnt als die übliche Hausmischung und mit 
Geliermitteln.

von Frank G. (frank_g53)


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Ron-Hardy G. schrieb:
> Mich würde ja interessieren wie die Flußmittelseele überhaupt
> eingebracht wird

https://www.e-jwj.org/journal/Figure.php?xn=jwj-34-6-1.xml&id=f2-jwj-34-6-1&number=2031785&p_name=1028_2031785

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