Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Drehrichtung Kompessor Klimaanlage


von Silvio K. (exh)


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Ich habe eine halbe Klimaanlage (siehe Bild) abstauben können und sie 
steht schon einige Jahre bei mir herum. Ich war ursprünglich auf den 
Inverter scharf, aber nun hat man andere Experimente im Kopf. Eine Frage 
ist, ob dem Kompressor die Drehrichtung egal ist oder nicht? Und falls 
es wichtig ist, wie ich die Drehrichtung bestimmen kann? ... Und für 
welche Drehzahlen er gemacht ist? (20-50Hz vielleicht?) Mit einem FU 
kriegt man ihn sicher angetrieben. Ein Typenschild direkt am Kompressor 
ist mir noch nicht aufgefallen (d.h. ich habe ihn noch nicht ausgepackt 
und genauer geguckt)
Hat jemand Ideen oder Erfahrungen mit solchen Fragen der Klimatechnik?

von Hermann S. (diphtong)


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Servus Silvio!

da sich noch keiner gemeldet hat (wobei ich da jetzt auch keine Ahnung 
davon hab), aber im Zweifelsfall würd ich mal sagen, dass die 
Drehrichtung wichtig ist.
Wie ist der Kompressor denn angeschlossen...ist das der untere, weiße 
Steckverbinder?
Läuft denn das Teil generell noch? Vll. kann Du rausfinden, wie der 
angesteuert wird, wenn Du einfach mal im Betrieb durchmisst was der so 
bekommt.
Was hast denn überhaupt vor damit?^^

von Besserwisser (Gast)


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Auch ich denke, dass die Drehrichtung langfristig wichtig ist wegen der 
Ölung, wie herum das Pleuel in den Ölsumpf eintrifft und wie das Öl 
verspritzt wird. Das gilt natürlich nur für einen Kolbenkompressor.
Oder ist es etwa ein Scroll?
Mehr Info! Hersteller, Typ, genaue Bezeichnung, alles was verfügbar ist.

Sind die drei Phasen irgndwie beschriftet? z.B. U,V,W, dann würde ich 
vorschlagen, sie in dieser Reihenfolge zu bestromen.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Üblicherweise handelt es sich bei den kleinen Maschinen um 
Kolbenkompressoren mit senkrecht stehender Welle.
https://thumbs.dreamstime.com/z/reparieren-sie-k%C3%BChlschrankkompressor-41246084.jpg
Prinzipiell wäre damit die Drehrichtung egal.
Allerdings ist die Welle in einer speziellen Art durchbohrt und fördert 
dadurch Öl nach oben, wo es dann oberhalb des Motors verspritzt wird und 
für die erforderliche Schmierung sorgt. Bei falscher Drehrichtung ist 
die Schmierung nicht sicher gestellt.
Jetzt musst Du nur noch wissen wie Deine Maschine aufgebaut ist.

von Silvio K. (exh)


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Hermann S. schrieb:
> Wie ist der Kompressor denn angeschlossen...ist das der untere, weiße
> Steckverbinder?

Hey Hermann,
schön von dir zu hören. Der Kompressor ist über drei einzelne Kabel mit 
der Umrichterleiterplatte verbunden. Durch die Kabelführungen und 
Kabelfarben ist ein vertauschen der Phasen unmöglich.

> Läuft denn das Teil generell noch?
Ich denke und hoffe doch ;-)
Vielleicht kann man es wirklich noch versuchen zu betreiben und auf das 
Drehfeld gucken.

Besserwisser schrieb:
> Sind die drei Phasen irgndwie beschriftet? z.B. U,V,W, dann würde ich
> vorschlagen, sie in dieser Reihenfolge zu bestromen.

Das ist natürlich richtig und ein guter Hinweis. Siehe Foto. Was mich 
zur nächsten Frage bringt, ob das eine Konvention ist, das UVW die 
normale Richtung ist, so wie das Rechtsgewinde bei einer normalen 
Schraube?

> Mehr Info! Hersteller, Typ, genaue Bezeichnung, alles was verfügbar ist.
Absolut, das muss ich nachreichen.

Rainer D. schrieb:
> Bei falscher Drehrichtung ist
> die Schmierung nicht sicher gestellt.
> Jetzt musst Du nur noch wissen wie Deine Maschine aufgebaut ist.

Genau, das ist die Frage. Einen Kühlschrankkompressor habe ich selber 
schon zerlegt. Kann das bestätigen. Ich muss noch gucken, ob es eine 
Ölförderrille in der Welle gibt, dann wäre die Drehrichtung schon 
wichtig.

von Thomas (kosmos)


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normalerweise wird das über ein 4 Wegeventil gemacht, der Kompressor 
dreht immer in die gleiche Richtung nur wird eben zuerst in den 
Verdampfer und dann in den Verflüssiger gepumpt oder eben erst in den 
Verflüssiger und dann in den Verdampfer.

Und achte darauf ihn beim Anlaufen erst ein paar Minuten auf der 
normalen Betriebsfrequenz zu halten, scheint nicht besonderst gut sein 
wen man die Dinger zu beginn langsam laufen läßt.

von Klempi (Gast)


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Thomas O. schrieb:
> nur wird eben zuerst in den Verdampfer und dann in den Verflüssiger
> gepumpt oder eben erst in den Verflüssiger und dann in den Verdampfer.

Nein. Das Heißgas wird immer in den Verflüssiger gepumpt. Es gibt Geräte 
bei denen Verdampfer und Verflüssiger die
Funktion  tauschen können. Dieser Tausch passiert dann über das 
Vierwegeventil.

von Thomas (kosmos)


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oder so wollte damit nur sagen das die Drehrichtung des Kompressors 
nicht geändert wird.

von Musik og F. (musikog_f)


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Wie erwähnt: der Kompressor dreht immer gleich. Da er nun längere Zeit 
ohne Kühlmittel stand ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit festgerottet 
oder mit grottenschlechter Kompression. Feuchte Luft haben die Dinger 
nicht gerne im Innerem. Das hier ist doch sicher für irgendein HFC 
Kältemittel.

Rette den Frequenzumformer und der Rest ist für den Wertstoffhof.

von Klempi (Gast)


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Musik og F. schrieb:
> Da er nun längere Zeit ohne Kühlmittel stand ist er mit hoher
> Wahrscheinlichkeit festgerottet

Woher nimmst du das? Ich sehe keine offenen Leitungen, etc.
Die Serviceventile dreht man üblicherweise ab wenn man das Außengerät 
demontiert.

von Walter T. (nicolas)


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Um die ursprüngliche Frage zu beantworten: Die Drehrichtung ist 
üblicherweise wichtig, und sie ist so, dass die geraden Kanten des 
Lüfters vorlaufen (also auf dem Bild gegen den Uhrzeigersinn).

: Bearbeitet durch User
von Silvio K. (exh)



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Kleines Update,

Musik og F. schrieb:

> Da er nun längere Zeit
> ohne Kühlmittel stand ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit festgerottet
> oder mit grottenschlechter Kompression.

Ich hatte den Kompressor am Frequenzumrichter dran und er hat auch 
geruckelt. Der FU schaltete immer wieder ab, wegen Überstrom. Ich wollte 
immer wieder mit 3 Hz starten. Dann kam ich spät auf die glorreiche Idee 
die Induktivitäten der Wicklungen zu messen. Ca. 8/8/4 mH. Also alles 
andere als symmetrisch, sprich defekt. Da der Kompressor eh verloren 
war, habe ich ihn geöffnet. Siehe Fotos.

Interessanterweise ist der Motor ein synchroner, oder neudeutsch 
brushless dc. Schrauben und Werkzeug klebten ständig stark am Rotor. 
Lustigerweise steht auf dem Kompressor auch ganz fett dran "DC Motor" 
dran, was ja offenbar nicht stimmt.
Von innen ist der Kompressor tadellos. Das Öl war absolut farblos. 
Scheint ein G-Lader / Scroll verdichter. Also die Drehrichtung ist 
absolut entscheidend, kriegt man aber so sehr leicht heraus ;-) Auslass 
ist per Membran.

Habe noch diese Forumsseite gefunden:
https://www.fingers-welt.de/phpBB/viewtopic.php?t=18084
Da hat ein anderer Bastler auch schon Daten zum Verdichter 5CS130XCC03 
zusammen getragen.

Was ich auch noch gelernt habe ist, dass die Lötverbindungen keine 
normalen Weichlotverbindungen sein können. Konnte ich nur mit dem 
Autogenbrenner öffnen, die Lötlampe hat nicht gereicht.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Schade, zu spät gesehen.

Diese Art Kompressoren sind zu 99% Scrollverdichter mit stehender Welle. 
Ein Kolbenverdichter (wie im Kühlschrankbereich üblich) hätte wegen der 
Abmessungen des eigentlichen Verdichters innendrin einen eher ovalen 
Grundriß.

Die Aufschrift "DC Motor" ist vollkommen richtig. Da dieses Gerät mit 
230 Volt einphasig betrieben wird/wurde, muß es einen Inverter geben, 
der daraus ein Drehfeld für einen Motor macht. Mit dem vorgeschalteten 
FU hast du nur bewirkt, daß der eingebaute Inverter einen "Schluckauf" 
bekommen hat weil er keinen Saft bekam.

Das Ausgangssignal des Inverters ist irgendwas herstellerspezifisches, 
geeignet um in einem Motor ein Drehfeld zu erzeugen. Da das aber ganz 
sicher keine 50/60Hz sind, werden solche Motoren "sicherheitshalber" als 
DC bezeichnet. (Sonst kommt noch einer auf die Idee, den direkt an 
400Volt/3P anzuschließen)

Scrollkompressoren MÜSSEN richtig herum laufen. Rückwärtslaufen führt zu 
mangelnder Schmierung! (und andere Effekte)

"Professionell" öffnen wir die Dinger übrigens mit einer Art großem 
Dosenöffner. Beim Öffnen dürfen ja keine Späne entstehen, sonst wäre 
eine Fehlersuche ziemlich unmöglich.

: Bearbeitet durch User
von Silvio K. (exh)


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Hallo Thomas,
danke für deinen Input.

Thomas R. schrieb:
> Mit dem vorgeschalteten
> FU hast du nur bewirkt, daß der eingebaute Inverter einen "Schluckauf"
> bekommen hat weil er keinen Saft bekam.

Was meinst du damit? Als ich meinen FU dran hatte, war der originale 
Inverter nicht angeschlossen. Nur mein FU direkt am Motor. Aber er war 
ja eh schon tot (Wicklungsschaden), leider.

Thomas R. schrieb:
> Beim Öffnen dürfen ja keine Späne entstehen, sonst wäre
> eine Fehlersuche ziemlich unmöglich.

Absolut. Ich habe ihn mit dem Trennjäger geöffnet ;-) Repariert ihr die 
Kompressoren von Zeit zu Zeit und schweißt sie dann wieder zusammen?

von A-Freak (Gast)


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Danke für die Fotos, man lernt immer gerne dazu


Einen Einwurf muß ich zum Thema Frequenzumrichter machen, "normale" 
Modelle können meistens nur Asynchronmotoren betrieben, sind nicht als 
BLDC-Steuerung verwendbar.

von Thomas R. (thomasr)


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OK, Mißverständnis zum Inverter. Ich dachte du hättest "zwei in Reihe".

Wir stellen ganze Wärmepumpen her und nutzen manchmal auch diese 
schwarzen Bomben für Versuchsaufbauten. Da wird nix repariert. Die 
Dinger kannst du nach dem Öffnen nur noch wegwerfen. Ansonsten eigene 
Herstellung der Kompressoren, schlappe 3 Mio/Jahr.

Die sind aber für E-Fahrzeuge und sehen (außen) doch ETWAS anders aus 
;-)

: Bearbeitet durch User
von Silvio K. (exh)


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A-Freak schrieb:
> "normale"
> Modelle können meistens nur Asynchronmotoren betrieben, sind nicht als
> BLDC-Steuerung verwendbar.

Interessanter Einwand. Da muss ich drüber nachdenken. Ich weiß noch 
nicht, warum das nicht gehen sollte. Korrekte Parameter vorausgesetzt.

Thomas R. schrieb:
> Wir stellen ganze Wärmepumpen her

Hast du einen Link für Basisfragen der Klimatechnik (Welches Lot, 
welches Öl, welche Kombinationen Öl/Kühlmittel, etc.)

auch herzlichen Dank an alle, für die konstruktiven Beiträge..

von Silvio K. (exh)


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Hier noch ein Video, wie man einen Kühlschrankkompressor auseinander 
baut und wieder zusammenschweißt. Viel Spaß:
https://www.youtube.com/watch?v=o1IfszTBImQ

von Silvio K. (exh)


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Silvio K. schrieb:
> Ca. 8/8/4 mH. Also alles
> andere als symmetrisch, sprich defekt.

Ich muss das Geschriebene widerrufen. Der Stator hat ohne Rotor eine 
Induktivität von symmetrisch 3x 2,7 mH. Zufällig ist mir eine 2. 
Klimaanlage zum Opfer gefallen, mit einem Kompressor gleicher Bauart. 
Die drei Wicklungen schienen wieder unterschiedlich und da dachte ich 
mir: so viel Glück werde ich nicht haben. Nach Versuchen mit einem FU 
und natürlich anderer Rotorstellung danach, änderte sich das 
Induktivitätsbild. Offenbar ist der Permanentmagnetrotor nicht so schön 
symmetrisch für das magnetische Feld und je nach Stellung scheint die 
Induktivität nach außen unterschiedlich.

A-Freak schrieb:
> Einen Einwurf muß ich zum Thema Frequenzumrichter machen, "normale"
> Modelle können meistens nur Asynchronmotoren betrieben, sind nicht als
> BLDC-Steuerung verwendbar.

Nach weiteren Versuchen mit einem normalen FU, muss ich sagen, dass du 
wahrscheinlich recht hast. Ich habe arge Probleme Parameter für einen 
problemlosen Betrieb des BLDC-Kompressors am FU zu finden. Sprich, ich 
habe es noch nicht geschafft. Bei Asychronmaschinen ist das relativ 
leicht, aber hier beim BLDC stelle ich mich an.

PS: Außerdem ist es interessant die Leistungselektronik des Inverters zu 
betrachten, die ja immer mit anfällt.

: Bearbeitet durch User
von Dieter W. (dds5)


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Der Rotor wird wohl mit einem Magnetpol genau auf den Polschuh einer 
Statorspule zeigen und mit dem gegenüberliegenden Pol zwischen die 
anderen beiden Spulen.
Dadurch hat die Spule mit dem stärkeren Magnetfeld infolge 
Sättigungseffekten eine geringere Induktivität.

: Bearbeitet durch User
von A-Freak (Gast)


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Eine Asynchronmaschine ist eine weitgehend passive Last.

Der Frequenzumricher kann einfach so einen Drehstrom rausgeben und der 
Rotor vom Motor versucht diesem mit Schlupf zu folgen. In irgendeinem 
Arbeitspunkt pendelt sich das dann ein.


Ein BLDC-Motorkern hat Dauermagnete die ein festes Rotorfeld erzeugen.

Wenn man jetzt von außen ein Drehfeld "reindrückt" dann wird der Rotor 
in den seltensten Fällen sich mit einem Sprung auf dieses Drehfeld 
synchronisieren können. Typischerweise wird er nur rumzittern, und die 
dabei entstehende Induktionsspannung den FU abschießen.

Ein BLDC-Umrichter muß die Lage vom Rotor abschätzen (oder mit 
Hallsensoren messen) können. Dann schickt er einen Gleichstrom durch die 
Statorspulen der um einen Vorhaltewinkel vor dem Magnetfeld vom Rotor 
steht, was den Rotor voranzieht und eine drehmoment erzeugt.

Dazu ist ein völlig anderer Algorithmus nötig.

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