Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Probleme eine Laserdiode mittels OPVs zu regeln


von Oliver P. (olipar)


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Hallo!

Als Teil eines anderen Projektes wollte ich einen Laserpointer als eine 
Art "Zielvorrichtung" mit auf eine Platine basteln und da das ein paar 
Gebiete mit meinerseits wenig Erfahrung berührte wollte ich mich gerne 
mal daran versuchen.
Ich habe auf reichelt recht günstige Laserdioden gefunden und wollte 
diese nun treiben. Es ist die ARIM ADL-65055TL geworden und ich wollte 
die Ausgangsleistung gerne unter aber grob in der Nähe von 1mW halten. 
(Dass sich diese LD wohl alleine nicht für einen Laserpointer eignet 
hab' ich jetzt auch rausgefunden und sei mal dahingestellt)

Wie ich dem Datenblatt entnommen hab (2. Seite, Diagramm oben links) ist 
die Ausgangsleistung im Verhältnis zum Strom so stark 
Temperaturabhängig, dass ich bei 20mA bei 25°C schon über mein Ziel 
hinausschieße, bei 40°C aber noch weit darunter liege. Eine einfache 
Stromquelle kam also nicht in Frage.
(Datenblatt: 
https://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/A500/ADL-65055TL_ENG_TDS.pdf)

Das Gehäuse der LD enthält (wohl genau deshalb) auch eine Photodiode und 
dem Diagramm links in der Mitte entnahm ich, dass ich meine gewünschte 
Ausgangsleistung erreichen sollte, solange ich den Strom der Photodiode 
auf 20µA "halte". Meine Idee war es nun eine Stromquelle zu realisieren, 
die (über einen Transistor) die LD treibt aber als Feedback den Strom 
der PD nutzt.
Da 20µA recht wenig sind, habe ich einen Transimpedanzverstärker 
davorgehangen. Um ein gefühl für die Schaltung zu bekommen, hatte ich 
sie in Falstad simuliert (dabei die LD, "normale" Diode und Transistoren 
so gut es ging nachgebildet und als OPV zwei LM324 ausgewählt.

Im tatsächlichen Design sind es dann die entsprechend nachgebildeten 
Transistoren geworden, die ich schon besitze, sowie ein doppelter LM358. 
(Schaltplan und Falstad-Datei im Anhang)

Die simulierte Schaltung bietet zwei Schieberegler. "Stromstärke" gibt 
den Strom wieder, den die Photodiode ausgibt. Man muss hier von Hand 
nachregeln, weil Falstad abhängige Stromquellen nicht unterstützt (und 
ich nicht weiß, wie man die "External Voltage" mit JavaScript benutzt, 
geschweige denn an die LD bindet und die graphen im Datenblatt 
nachmodelliert)
"Resistance" ist ein Poti, dass sich nötig zeigte, da sich der 
"Arbeitspunkt" mit den tatsächlichen Werten von R19 und R20 (toleranzen) 
stark verschieben würde.

Geht man mit "Resistance" bei 24 Ohm nun mit dem Strom aus der PD über 
20,14µA, dann sinkt der Strom durch die LD langsam, während er unter 
20,15µA langsam steigt. Da in real Strom durch die Diode und Strom aus 
der Photodiode gekoppelt sind, bin ich nun davon ausgegangen, dass sich 
die Ausgangsleistung so einstellen sollte, dass die PD 20µA zurückgibt 
und damit etwas unterhalb von 1mW liegt. Nach Reset durchfließt die LD 
ebenfalls für eine Weile praktisch kein Strom.

Der Schalter ganz unten rechts entspricht im Schaltplan "LASER_EN", 
womit ich per Software den Laser schalten können wollte.

In Real aufgebaut ist der Laser nun viel zu hell und es fließen auch 
knappe 50mA in die Beschaltung. Das Poti vorm Einbau auf 50 Ohm gestellt 
hätte den Soll-Strom aus der PD eigentlich weit unter die 20µA Regeln 
lassen und erst durch einstellen brauchbares Laserlicht ergeben. 
Tatsächlich zeigt sich Helligkeit und Stromentnahme durch einstellen am 
Poti unverändert. (Aber immerhin scheint die LD schonmal nicht gleich 
den Geist aufzugeben)

Ich bin hier mit meinem Latein praktisch am Ende. Könntet ihr mir vllt. 
eventuelle Denkfehler aufzeigen und mir bestenfalls noch ein paar 
Strategien und Tipps auf den Weg geben, warum das hier nicht 
funktioniert und/oder wie man das eigentlich macht?

Danke für eure Zeit!

von H. H. (Gast)


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Der Gleichtaktbereich des LM358 geht nicht bis Vcc!

von MaWin (Gast)


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Oliver P. schrieb:
> Ich bin hier mit meinem Latein praktisch am Ende

Datenblätter lesen ist nicht dein Ding ? Ein LM358, mit 3.3V versorgt, 
kann nicht an 3.3V messen, sondern seine Eingänge arbeiten maximal bis 
1.8V.

Und Falstadt weiss das (auch) nicht.

Zudem: selbst wenn es funktioniert  ganz so einfach arbeiten 
Laserdiodentreiber nicht. Dein Ding,
gebremst durch 1uF, reagiert viel zu langsam. Dein Laser ist inzwischen 
wohl eine teure LED. Und die 20uA sind 'typisch' für 1mW, man misst mit 
einem exakten Laserpowermeter die 1mW und dreht auf den dazu nötigen 
Photodiodenstrom.

von H. H. (Gast)


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Und die MOSFETs brauchen erheblich mehr Ugs.

von Oliver P. (olipar)


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H. H. schrieb:
> Und die MOSFETs brauchen erheblich mehr Ugs.

Tatsache?
Ich hatte dem Datenblatt entnommen, dass der für die Bereiche in denen 
ich arbeite schon längst für diesen Zweck "an genug" sei - also bei Ugs 
von 3,3V erst bei weit über 2A in die Sättigung kommend. Hab ich da 
wieder einen Denkfehler?
(https://www.mouser.de/datasheet/2/916/PMV130ENEA-2938838.pdf Fig. 6&8)

von Oliver P. (olipar)


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H. H. schrieb:
> Der Gleichtaktbereich des LM358 geht nicht bis Vcc!

Das... ist natürlich richtig und wahrlich keine Glanzleistung 
meinerseits, danke!

von H. H. (Gast)


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Oliver P. schrieb:
> Ugs von 3,3V

Hast du nicht!

von M. K. (sylaina)


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Oliver P. schrieb:
> also bei Ugs
> von 3,3V erst bei weit über 2A in die Sättigung kommend. Hab ich da
> wieder einen Denkfehler?

Nicht beim MOSFET sondern beim OPV: Wie weit kann der LM358 am Ausgang 
ans positive Rail ran? ;)

von Oliver P. (olipar)


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H. H. schrieb:
> Oliver P. schrieb:
>> Ugs von 3,3V
>
> Hast du nicht!

Ach, ich dachte wir reden von Q8.
Q7 hängt natürlich fast 1,5V unter den 3,3V, deckt sich mit dem 
Datenblatt und wenigstens das bekommt Falstad scheinbar sogar hin.

(allerdings scheint das in Real auch schon auszureichen, damit mehr als 
genug fließt – es fließt ja was, die LD (oder was davon übrig ist) 
leuchtet ja)

von H. H. (Gast)


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Oliver P. schrieb:
> Falstad

Mit welchen Modellen?

von Oliver P. (olipar)


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H. H. schrieb:
> Oliver P. schrieb:
>> Falstad
>
> Mit welchen Modellen?

Wie genau das im Detail unter der Haube funktioniert kann ich grad nicht 
im Detail nachvollziehen, scheint aber für MOSFETs hier ab Zeile 340 
interessant zu werden: 
https://github.com/pfalstad/circuitjs1/blob/master/src/com/lushprojects/circuitjs1/client/MosfetElm.java

Ansonsten hatte ich für diese die 'typische' threshold-Spannung 
eingestellt (lt. Datenblatt 1,6V) und beta entsprechend der folgenden 
Seite wieder mit Werten vom Datenblatt berechnet: 
https://www.falstad.com/circuit/mosfet-beta.html

Für den OPV wäre das hier der Quelltext: 
https://github.com/pfalstad/circuitjs1/blob/master/src/com/lushprojects/circuitjs1/client/OpAmpRealElm.java

im Speziellen für das wohl aktuelle Modell vom LM324 sagt das von sich 
es käme "from LM324 spice model, ON SEMICONDUCTOR NEXT GEN MODEL 
9/27/2018"

von H. H. (Gast)


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Ich kann Burmesisch sicher besser als Java.

Falstad scheint ja hübsch animiert zu sein, aber das ist das letzte was 
ich bräuchte. Ich hab Spice anfangs noch mit Lochkarten bedient...

von Flachtroll (Gast)


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Ich wueerd mit einem Bipolar Transitor als Steuerglied arbeiten, und 
auch nicht mit OpAmps. Bei OpAmps ist uebrigens noch zu beachten, was 
beim Einschalten geschieht, dh bevor die Vcc erreicht ist. Allenfalls 
geht der Ausgang an das Maximum. Was allenfalls nicht gut waere.

von Oliver P. (olipar)


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H. H. schrieb:
> ich bräuchte. Ich hab Spice anfangs noch mit Lochkarten bedient...

Schätze ich werde es nur noch für Spielereien benutzen, bei denen mir 
Nichtidealitäten nicht in die Parade fahren.

Du scheinst sehr erfahren mit Spice zu sein - wie würdest du denn 
empfehlen heute damit anzufangen?

Ich hatte vor Jahren mal was mit LTspice gemacht, aber vllt. würde ich 
mir damit ja unwissend die nächste Grube graben.

von H. H. (Gast)


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LTspice ist schon in Ordnung. Und Stolperfallen gibts immer, auch bei 
realen Bauelementen.

von Fritte (Gast)


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Unabhängig davon, dass einige Bauteile für diese Anwenung/Auslegung 
absolut untauglich sind, hat die Schaltung noch schwerwiegendere 
Designfehler.

Beispiel: Q8 dient zum Abschalten des Lasers?

Was dann passiert: U1A sieht keinen Fotostrom mehr, ergo steuert der 
Regler Q7 voll auf. Wenn dann Q8 wieder aufsteuert, bekommt die 
Laserdiode den maximal möglichen Strom ab - und das solange, bis der 
Regler Zeit genug hatte zum Gegensteuern.

Bis dahin ist die Laserdiode aber nur noch ein Stück Edelschrott.

Aber frickle mal wie du denkst ...

von Oliver P. (olipar)


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Fritte schrieb:
> Unabhängig davon, dass einige Bauteile für diese Anwenung/Auslegung
> absolut untauglich sind, hat die Schaltung noch schwerwiegendere
> Designfehler.

Sehr gut möglich, ich stand sehr auf dem Schlauch und man irrt sich halt 
langsam Empor. Ich bin dankbar dafür, dass mir hier die Augen geöffnet 
werden!

> Beispiel: Q8 dient zum Abschalten des Lasers?
>
> Was dann passiert: U1A sieht keinen Fotostrom mehr, ergo steuert der
> Regler Q7 voll auf. Wenn dann Q8 wieder aufsteuert, bekommt die
> Laserdiode den maximal möglichen Strom ab - und das solange, bis der
> Regler Zeit genug hatte zum Gegensteuern.
>
> Bis dahin ist die Laserdiode aber nur noch ein Stück Edelschrott.

Oh, guter Punkt, im Nachhinein logisch.

> Aber frickle mal wie du denkst ...

Naja, schon oder? Das hier ist natürlich kein Meisterwerk, funktioniert 
ja nicht mal und klar frickel ich lieber in bekannteren Gewässern und 
mit viel mehr Erfahrung, aber die muss ja irgendwoher kommen - und wenn 
mich das mal 3€ für Bauteile an Lehrgeld kostet, dann find' ich, ist das 
eine sehr nachhaltige Investition. Ich hab mir vorher soweit Gedanken 
gemacht, wie ich wusste, wie.
Jetzt bin ich ein bisschen schlauer geworden und werd die selben Fehler 
hoffentlich nicht wiederholen.

Ist ja nicht so, als versenkte ich hier Millionen an Steuergeldern oder 
hantierte leichtfertig mit Flusssäure rum.

von H. H. (Gast)


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Oliver P. schrieb:
> Ist ja nicht so, als versenkte ich hier Millionen an Steuergeldern

Die sind ja nicht weg, sondern nur in anderen Händen...


> oder hantierte leichtfertig mit Flusssäure rum.

Warst du kürzlich an der Oder?




SCNR.

von Flachtroll (Gast)


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Was spricht gegen eine Transistorschaltung ? Einen Emitterwiderstand 
unter den Transistor zur Stromgegenkopplung, und dann dor auch noch 
etwas Strom von der minitordiode drauf geben. Ist halt nicht linear, 
dafuer ueberschaubar, auch im Einschaltfall.

von Fritte (Gast)


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Flachtroll schrieb:
> Was spricht gegen eine Transistorschaltung ? Einen Emitterwiderstand
> unter den Transistor zur Stromgegenkopplung

Auf Systemebene ist nicht entscheidend, ob da OPA, BJT oder MOSFET 
werkeln.

Will sagen, bevor das Konzept systematische Fehler beinhaltet, braucht 
sich der TO nicht großartig um LM324, LM358 oder PMV130ENEAR einen Kopf 
machen.

von lm358 (Gast)


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Kurze Frage:
Warum sollte der Ausgang von U1a aus dem Vollausschlag gehen, wenn der 
positive Eingang an der positiven Versorgungsspannung des OP hängt?

Für mich hat die Photodiode keine Funktion.

von MaWin (Gast)


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lm358 schrieb:
> Kurze Frage:
> Warum sollte der Ausgang von U1a aus dem Vollausschlag gehen, wenn der
> positive Eingang an der positiven Versorgungsspannung des OP hängt?
> Für mich hat die Photodiode keine Funktion.

Bei einem Rail-To-Rail OpAmp könnte man eine an der positiven Versorgung 
hängende TIA Verstärkerschaltung sehen.

https://en.wikipedia.org/wiki/Transimpedance_amplifier

von Andrew T. (marsufant)


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Oliver P. schrieb:
> Ich habe auf reichelt recht günstige Laserdioden gefunden und wollte
> diese nun treiben. Es ist die ARIM ADL-65055TL geworden und ich wollte
> die Ausgangsleistung gerne unter aber grob in der Nähe von 1mW halten.

Schau mal hier wie der Einschaltstromstoß (der die LD tötet) vermieden 
wird:

analog.com AN90

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwjZhc_MpM35AhXP16QKHdeWDgQQFnoECEAQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.analog.com%2Fmedia%2Fen%2Ftechnical-documentation%2Fapplication-notes%2Fan90f.pdf&usg=AOvVaw2qf3SWc_gakXVKS73hE2Fi

: Bearbeitet durch User
von Oliver P. (olipar)


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Flachtroll schrieb:
> Was spricht gegen eine Transistorschaltung ? Einen Emitterwiderstand
> unter den Transistor zur Stromgegenkopplung, und dann dor auch noch
> etwas Strom von der minitordiode drauf geben. Ist halt nicht linear,
> dafuer ueberschaubar, auch im Einschaltfall.

Hm, das ist in der Tat überschaubar! Schau ich mir genauer an, nachdem 
ich mir den Link von Andrew mal genauer durchgelesen hab, vllt. erwähnen 
die ja sogar einen ähnlichen Ansatz.
Wenn ich aber nicht grad' den nächsten Knoten im Kopf habe, seh' ich das 
Problem, dass mit steigendem Monitor-Diodenstrom auch der Basisstrom 
steigen würde und letztlich der Laser nur noch durch die 
Stromverstärkung und den Emitterwiderstand limitiert würde - aber wie 
gesagt, nur grob überlegt.

Andrew T. schrieb:
> Schau mal hier wie der Einschaltstromstoß (der die LD tötet) vermieden
> wird:

Das sieht vielversprechend aus, ich schau's mir mal an, danke!

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