Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik NPN Transistor - Basiswiderstand Verständnisfrage


von noname (Gast)


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Hi,

ja, ich weiß, dass das Thema hier anscheinend jede Woche mehrfach 
auftaucht und ja, ich habe den Artikel hier gelesen und auch gesucht!

Ich habe aber eine eher grundsätzliche Frage:

Will man einen Transistor als Schalter benutzen, soll man ihn ja in 
Sättigung betreiben. Bei den meisten Standardtransistoren (z.B. BC337) 
findet man recht hohe Stromverstärkungswerte für den Linearbetrieb, aber 
wenn es um den Sättigungsbetrieb geht, dann finde ich meistens nur 10 
als Verstärkungsfaktor.

D.h. doch aber, dass man für Collector-Ströme >= 200 mA diese 
Transistoren nicht mehr sinnvoll direkt an einem GPIO Pin eines 
Mikrocontrollers (z.B. Arduino) betreiben kann, da ich damit dann 
entweder an der Belastungsgrenze des µCs bin oder schon drüber, richtig? 
(200 mA / 10 = 20 mA = max. Arduino-Ausgang).

Also nimmt man in solchen Fällen besser einen MOSFET oder mehrstufige 
Treiber?

Gibt es auch normale Standard NPN Transistoren, die eine deutlich höhere 
Sättigungsverstärkung haben? Funktionieren wird es vermutlich meist auch 
mit kleineren Strömen, aber so wirklich wohldefiniert ist eine Schaltung 
dann ja nicht mehr...


Danke!

: Verschoben durch Moderator
von (prx) A. K. (prx)


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noname schrieb:
> dann finde ich meistens nur 10 als Verstärkungsfaktor.

Bei Kleinleistungstypen kann man gut auf 20 gehen. Letztlich hängt es 
davon ab, welche Sättigungsspannung die Schaltung verträgt.

> Gibt es auch normale Standard NPN Transistoren, die eine deutlich höhere
> Sättigungsverstärkung haben?

Meine Daumenregel für Bipolare: Wähle den Transistor so, dass er 
mindestens das Doppelte des maximal auftretenden Stroms abkann. Sonst 
lassen die Parameter nach.

Der nächste Typ jenseits des BC337 wäre beispielsweise der BC635. 
Obacht, anderes Pinout.

> Also nimmt man in solchen Fällen besser einen MOSFET

ja

: Bearbeitet durch User
von Grummler (Gast)


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noname schrieb:

> Will man einen Transistor als Schalter benutzen, soll
> man ihn ja in Sättigung betreiben.

Richtig.


> Bei den meisten Standardtransistoren (z.B. BC337) findet
> man recht hohe Stromverstärkungswerte für den Linearbetrieb,
> aber wenn es um den Sättigungsbetrieb geht, dann finde
> ich meistens nur 10 als Verstärkungsfaktor.

Nein.

Man findet, dass Ic/Ib = 10 als Messbedingung für die
Messung der Sättigungsspannung verwendet wird.


> Gibt es auch normale Standard NPN Transistoren, die eine
> deutlich höhere Sättigungsverstärkung haben?

Es gibt keine "Sättigungsverstärkung".

Die Stromverstärkung ist der Proportionalitätsfaktor
zwischen Ib und Ic -- in der Sättigung sind Ib und Ic
aber NICHT proportional!


Im Linearbetrieb bestimmt der Transistor , wieviel
Strom fließt. Im Schalterbetrieb (=Sättigung) dagegen
bestimmt die außere Last , wieviel Strom fließt!

Es hat logisch keinerlei Sinn, den Quotienten aus Steuer-
strom und Laststrom als Eigenschaft des Transistors
anzusehen, wenn der Laststrom überhaupt nicht vom
Transistor bestimmt wird...


> Funktionieren wird es vermutlich meist auch mit kleineren
> Strömen, aber so wirklich wohldefiniert ist eine Schaltung
> dann ja nicht mehr...

???

Der Laststrom sollte möglichst nur 1/5 bis 1/3 des maximal
zulässigen Kollektorstromes betragen; in dem Bereich ist die
Stromverstärkung meist noch ziemlich gut. Zu großen Strömen
sackt die Stromverstärkung häufig ziemlich schnell ab; den
Bereich sollte man vermeiden.

von HildeK (Gast)


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Ja, ist ein immerwährendes Thema mit, wie du sehen wirst, 
unterschiedlichsten Betrachtungsweisen.
Meine:
Die Stromverstärkungsangaben im Datenblatt sollen möglichst kleine 
Sättigungsspannungen UCE liefern - fürs Datenblatt. Der Hersteller nimmt 
deshalb einen recht niedrigen Wert als Messbedingung.
Es hängt jetzt davon ab, ob du wirklich minimale Sättigung brauchst oder 
nicht. Z.B. für eine LED, die eh einen Vorwiderstand hat, muss man nicht 
unbedingt perfekt in Sättigung sein, schon gar nicht bei kleineren 
Strömen. Bzw. allgemein für eine Last, bei der es auf ein paar (hundert) 
mV hin oder her nicht ankommt.  Selbst wenn du mit 30 oder 50 rechnest 
(bei einem T der höheren Stromverstärkungsklasse wie BC547C) wirst du 
nur einen geringen Unterschied für UCE feststellen können. Bei einem 
2N3055 wären der Faktor 10 schon viel ...

Weniger großzügig sollte man natürlich bei größeren Kollektorströmen 
sein, denn die machen bei erhöhter Sättigungsspannung halt dann noch 
mehr erhöhte Verluste - der Transistor wird heiß. Und da wechselt man 
dann spätestens auf MOSFETs, die man aber auch generell nehmen kann. 
Einzig: es gibt wenige bedrahtete, aber wenn man SMD verarbeiten kann 
darf man die gerne vorziehen.

Muss man allerdings mit geringen Steuerspannungen arbeiten, dann findest 
du mehr bipolare als MOS-Transistoren.

von ArnoR (Gast)


Angehängte Dateien:

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noname schrieb:
> Will man einen Transistor als Schalter benutzen, soll man ihn ja in
> Sättigung betreiben.

Nur wenn man langsam schalten will und/oder den vollen möglichen 
Spannungshub braucht. Wenn man schnell schalten will, vermeidet man die 
Sättigung, muss dafür aber auf etwa 0,7V Spannungshub verzichten.

> Bei den meisten Standardtransistoren (z.B. BC337)
> findet man recht hohe Stromverstärkungswerte für den Linearbetrieb, aber
> wenn es um den Sättigungsbetrieb geht, dann finde ich meistens nur 10
> als Verstärkungsfaktor.

Das ist kein Verstärkungsfaktor (!), sondern einfach das Verhältnis von 
Ic/Ib, das sich aus der Übersteuerung ergibt.

noname schrieb:
> Gibt es auch normale Standard NPN Transistoren, die eine deutlich höhere
> Sättigungsverstärkung haben?

Natürlich, siehe Anhang.

von Bah (Gast)


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Man nehme:

Logic level MOSFET
oder
Darlington-Transistor

von H. H. (Gast)


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Bah schrieb:
> Darlington-Transistor

Keine gute Idee wenn man auf geringe CE-Restspannung aus ist.

von noname (Gast)


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Danke für die Rückmeldung!

Das mit I_C/I_B war mir so nicht bewusst. Das steht so halt in dem 
Artikel https://www.mikrocontroller.net/articles/Basiswiderstand:

"hFE ist minimal 100 (Datenblatt) bei 2 mA Kollektorstrom. Ein Blick ins 
Kennlinienfeld verrät, dass  auch bei 40 mA Kollektorstrom noch in 
diesem Bereich liegt. Aber, etwas versteckt bei den Daten und der 
Kennlinie zu  (der Kollektor-Emitter-Sättigungsspannung) findet man, 
dass IC/IB = 20 bei Sättigung ist, und das ist der gewünschte Zustand. 
Also rechnet man mit einer Stromverstärkung in Sättigung von 20."

Das impliziert das für mich.

Wenn man also nicht von IC/IB ausgehen darf und man gleichzeitig immer 
liest, dass hFE nicht bei Sättigung gilt, woher weiß man dann, was man 
nehmen kann/muss/soll/darf?

von ArnoR (Gast)


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noname schrieb:
> Wenn man also nicht von IC/IB ausgehen darf und man gleichzeitig immer
> liest, dass hFE nicht bei Sättigung gilt, woher weiß man dann, was man
> nehmen kann/muss/soll/darf?

Man wählt einen für die Anwendung geeigneten Transistor nach den Angaben 
im seinem Datenblatt aus. Siehe dazu das von mir angehängte Bild.

von Michael B. (laberkopp)


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noname schrieb:
> D.h. doch aber, dass man für Collector-Ströme >= 200 mA diese
> Transistoren nicht mehr sinnvoll direkt an einem GPIO Pin eines
> Mikrocontrollers (z.B. Arduino) betreiben kann

Ja.

Lass es 400mA sein.

Er kann aber jedenfalls nicht mehr 1A schalten.

Dann braucht man Darlingtons oder eben MOSFETs.

noname schrieb:
> Gibt es auch normale Standard NPN Transistoren, die eine deutlich höhere
> Sättigungsverstärkung haben?

Ja, Superbeta.

Klassisches Beispiel: ZTX1047, schaltet 4A bei 20mA Basisstrom, 
allerdings schaltet er langsam, da ist nichts mehr mit 100kHz PWM.

 https://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/34567/ZETEX/ZTX1047A.html

Zetex hatte viele 
https://www.diodes.com/assets/App-Note-Files/zetex/an21.pdf

Leider gibt es den nicht mehr, und mir ist kein Nachfolger bekannt der 
genau so vielseitig gut ist.

Es gibt welche die den Strom können.
Es gibt welche die die Stromverstärkung haben.
Es gibt welche mit geringem Einschaltspannungsverlust (low sat).
Es gibt welche die auch 35V Sperrspannung haben.
Aber eine Kombination von allem ? Heute wohl nicht mehr.

Dabei bietet viele Hersteller dünn geschliffene Transistoren an, bei 
NXT/Philips heissen sie BISS, bei OnSemi NSS.

Hier z.B. 4A mit nur 0.135V Verlust bei 40V Sperrspannung aber 400mA 
Basisstrom https://www.onsemi.com/pdf/datasheet/nss40601cf8-d.pdf

Wenn jemand einen aktuellen Ersatz für ZTX1047 kennt, immer her damit.

von Noname (Gast)


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Meist ist UCE gegenüber der Versorgungsspannung der Last 
vernachlässigbar. Man berechnet dann den Laststrom mit UB/RLast. Der 
Transistor muss diesen Strom durchlassen können. Im Datenblatt ermittelt 
man den dazu nötigen Basisstrom bei ungünstigster Temperatur und 
schlechtester Stromverstärkung und schaut ob UCE bei diesem Strom noch 
klein genug bleibt damit der Transistor nicht zu heiß wird. Diesen 
ermittelten Basisstrom multipliziert man mit dem Faktor 5. Damit ist 
sichergestellt, dass der Transistor in der Sättigung ist.

von H. H. (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Wenn jemand einen aktuellen Ersatz für ZTX1047 kennt, immer her damit.

In TO-92 natürlich nicht.

In SOT-23 z.B. ZXTN2018FQ.

von Peter N. (alv)


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Zu meiner Lehrzeit wurde der Stromverstärkungsfaktor von Transistoren 
mit Beta bezeichnet.
Was ist der Unterschied zwischen Beta unf HFE?

von H. H. (Gast)


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Peter N. schrieb:
> Zu meiner Lehrzeit wurde der Stromverstärkungsfaktor von
> Transistoren
> mit Beta bezeichnet.
> Was ist der Unterschied zwischen Beta unf HFE?

https://de.wikipedia.org/wiki/Mathematische_Beschreibung_des_Bipolartransistors#Stromverst%C3%A4rkungsfaktor

von Georg M. (g_m)


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von H. H. (Gast)


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von chris (Gast)


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1mA am BC337 steruert ihn maximal durch und die Last bestimmt den Strom

Peter N. schrieb:
> Was ist der Unterschied zwischen Beta unf HFE?

Grundsätzlich gibs da keinen, in der Lehre hat man uns wie euch auch das 
Verhältnis von AC Spannungen zu DC Spannungen beigebracht. Heute 
fabulieren die über den Crestfaktor im Studium und denken wooohhhh wat 
dat cooles.

Leute die Elektrotechnik leben, wissen das Technik immer auf 
Verhältnissen beruht und alles mit allem im Zusammenhang steht.

von H. H. (Gast)


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chris schrieb:
> 1mA am BC337 steruert ihn maximal durch und die Last bestimmt den Strom

Unsinn.

von Michael B. (laberkopp)


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H. H. schrieb:
> In SOT-23 z.B. ZXTN2018FQ

Leider nein, der kann nicht wie der ZTX1047 mit 20mA Basisstrom satte 4A 
schalten, sondern braucht für 5A satte 250mA Basisstrom, also IB=IC/20.

Georg M. schrieb:
> https://www.diodes.com/assets/Datasheets/ZXTN25020DZ.pdf

Auch er wird eher mit IB=IC/10 angegeben, braucht um 3A schalten zu 
könne 300mA Basisstrom.

von (prx) A. K. (prx)


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Michael B. schrieb:
> Georg M. schrieb:
>> https://www.diodes.com/assets/Datasheets/ZXTN25020DZ.pdf
>
> Auch er wird eher mit IB=IC/10 angegeben, braucht um 3A schalten zu
> könne 300mA Basisstrom.

Es wurde zwar oben schon beschrieben, aber ich fürchte, man muss es 
nochmal sagen: Wenn beim entsprechenden Diagramm oder in der Tabelle ein 
Verhältnis von 1:10 steht, dann bedeutet das nicht, dass man unbedingt 
dieses Verhältnis einhalten muss. Es bedeutet nur, dass das Diagramm 
oder der Tabellenwert für dieses Verhältnis gilt.

Aus diesem Diagramm vom verlinkten ZXT... geht hervor, dass bei 3A und 
25°C zwischen 1:10 und 1:20 praktisch kein Unterschied bei Uce besteht. 
Bei Ic=20mA hingegen wirkt der Unterschied dank der logarithmischen 
Darstellung gross. Man sollte sich aber fragen, ob es in der Schaltung 
relevant ist, ob Uce bei 4mV oder bei 8mV liegt.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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(prx) A. K. schrieb:
> Es wurde zwar oben schon beschrieben, aber ich fürchte, man muss es
> nochmal sagen

Hobbyistengeschwätz muss man nicht wiederholen.

Nur die Daten, die im Datenblatt tabellarisch angegeben werden, sind vom 
Hersteller getestet und garantiert.

Diagramme sind immer nur 'typisch' (an einem Exemplar aufgezeichnet) und 
Exemplare schwanken erheblich. Richtige Schaltungen müssen aber immer 
funktionieren.

(prx) A. K. schrieb:
> Aus diesem Diagramm vom verlinkten ZXT... geht hervor, dass bei 3A und
> 25°C zwischen 1:10 und 1:20 praktisch kein Unterschied bei Uce besteht

Ja nun, das eine Exemplar erricht die Kurve, das andere hat halbe 
Verstärkung, schon sein deine '10mA reichen auch' Makulatur.

Der https://www.diodes.com/assets/Datasheets/ZXTN2018FQ.pdf sagt z.B

Damit bei 5A Kollektorstrom ein Spannungsabfall von maximal 0.17V 
erreicht wird damit die Verlustleistung unter 0.85W bleibt (RJC 125 
GradC/W = 40 GradC Umgebungstemp + 106 GradC Steigerung + Basisstrom = 
150 GradC Chip was dessen Maximaltemp entspricht) braucht man IB = 
250mA. Mit weniger Basisstrom wird die Sättigungsspannung höher und die 
Verlustleistung übersteigt das, was das Gehäuse abführen kann.

von (prx) A. K. (prx)


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Michael B. schrieb:
> Ja nun, das eine Exemplar erricht die Kurve, das andere hat halbe
> Verstärkung, schon sein deine '10mA reichen auch' Makulatur.

Es ging oben um Ic=3A und Ic/Ib=10 oder 20, somit um Ib=300mA oder 
Ib=150mA. Nicht Ib=10mA.

> Damit bei 5A Kollektorstrom ein Spannungsabfall von maximal 0.17V
> erreicht

Wer einen 5A-Typ als Schalter für 5A verwendet, liegt an der Grenze 
dessen, was der kann. Da sind dann auch andere Eigenschaften an der 
Grenze, ganz besonders die thermische Grenze beim SOT23 Gehäuse. Ich 
hatte oben schon erwähnt, dass ich es im Regelfall für klüger halte, 
deutlich Abstand von der Grenze zu halten.

: Bearbeitet durch User
von noname (Gast)


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Das ist doch keine Geisteswissenschaft, wo jeder seine eigene Meinung 
hat! Es muss doch (mind.) einen korrekten Weg geben, Transistoren 
richtig auszuwählen?!?! Kann doch nicht sein, dass jeder was anderes 
sagt und der Artikel anscheinend auch net stimmt :/

von (prx) A. K. (prx)


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noname schrieb:
> Das ist doch keine Geisteswissenschaft, wo jeder seine eigene Meinung
> hat!

Auch bei exakten Wissenschaften sind unterschiedlichen Meinungen nicht 
selten anzutreffen. ;-)

von Georg M. (g_m)


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noname schrieb:
> Das ist doch keine Geisteswissenschaft

Naja, wenn man alle Faktoren - nicht nur physikalische, sondern auch 
wirtschaftliche - berücksichtigen muss...

https://de.wikipedia.org/wiki/Optimierung_(Mathematik)

von (prx) A. K. (prx)


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noname schrieb:
> Das ist doch keine Geisteswissenschaft, wo jeder seine eigene Meinung
> hat!

Ein Problem dabei ist schon der Begriff "Sättigung". Man kann das als 
jenen Zustand definieren, in dem zusätzlicher Basisstrom reinweg nichts 
mehr ändert. Wirst du oft so definiert finden. Viele gehen im realen 
Leben jedoch etwas pragmatischer (lies: billiger) zu Sache und sind 
schon zufrieden, wenn zusätzlicher Basisstrom nur noch so wenig ändert, 
dass es für die Schaltung nicht relevant ist. Und nennen auch das 
"Sättigung", weil bereits weit im übersteuerten Bereich, nur noch nicht 
ganz am Limit. Und schon geht der Krieg los. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Lutz V. (lvw)


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(prx) A. K. schrieb:
> Ein Problem dabei ist schon der Begriff "Sättigung". Man kann das als
> jenen Zustand definieren, in dem zusätzlicher Basisstrom reinweg nichts
> mehr ändert.

Der Basisstrom "ändert" sowieso nie etwas direkt - es ist die damit 
verknüpfte  Basis-Emitter-Spannung, welche einen so großen 
Kollektorstrom ermöglicht, der die Spannung am Kollektor dann kleiner 
als die Basisspannung werden lässt.
Damit ist dann auch die Basis-Kollektor-Diode leitend - und genau DAS 
ist die Definition von Sättigung.
Damit fließen jetzt also zwei Ströme in die Basis (einer zum Emitter und 
einer zum Kollektor.) Damit ist der Basisstrom nur das Ergebnis der 
Spannungs-Situation, aber nicht deren Ursache.
Und das ist auch der Grund für die Nicht-Anwendbarkeit der sog. 
"Stromverstärkung B", denn die ist das Verhältnis Ic/Ib im sog. 
Verstärkerbetrieb.
Dieser Wert B wird aber oft einfach als Bezugswert angesehen, und man 
tut so als ob wegen des nun so großen Basisstroms der B-Wert viel 
kleiner gewählt werden muss. Das funktioniert ja auch in der Praxis - 
ist aber eben physikalisch nicht korrekt, denn man speist ja keinen 
Basisstrom ein (das ist mehr oder weniger "Laborsprache").
Man legt nur die schaltende Spannungsquelle und den notwendigen 
Vorwiderstand so aus, dass bei dem jeweiligen (großen) Basisstrom dann 
auch der oben erwähnte Sättigungszustand eintreten kann.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Michael B. schrieb:
> Wenn jemand einen aktuellen Ersatz für ZTX1047 kennt, immer her damit.

ZTX1048A verfügbar, nahezu identisch, aber gut für 50V.

von Michael B. (laberkopp)


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Hp M. schrieb:
> ZTX1048A verfügbar, nahezu identisch, aber gut für 50V.

17.5V ist halt oft etwas knapp, aber die alte Zetex-Reihe kenne ich 
natürlich, ist wohl bloss eine andere Sortierung.

von Michael B. (laberkopp)


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(prx) A. K. schrieb:
> Es ging oben um Ic=3A und Ic/Ib=10 oder 20, somit um Ib=300mA oder
> Ib=150mA. Nicht Ib=10mA.

Damit alle unbrauchbar. Aber ich weiss, hier wollte auch Jemand den 
BC337 mit 1mA 'ausreichend versorgen'.

Relevant ist: Es gibt sie, die Bipolartransistoren die mit dem Strom 
eines I/O Pins von maximal 20mA einen deutlichen Strom schalten können, 
ob nun 1A oder 4A. Aber leider selten. Sicher weil es dafür inzwischen 
sehr gute MOSFETs als Ersatz gibt.

(prx) A. K. schrieb:
> Wer einen 5A-Typ als Schalter für 5A verwendet, liegt an der Grenze
> dessen, was der kann. Da sind dann auch andere Eigenschaften an der
> Grenze, ganz besonders die thermische Grenze beim SOT23 Gehäuse. Ich
> hatte oben schon erwähnt, dass ich es im Regelfall für klüger halte,
> deutlich Abstand von der Grenze zu halten.

Damit du, weil du ein Bauteil nur zu 10% auslastest, auch mit viel zu 
knappem Basisstrom noch irgendwie durchkommst ? Er hat dann nicht mehr 
0.17V Verlust sondern vielelicht 1.7V, er hält dann keine Ampere mehr 
aus sondern nur noch Milliampere, alles egal, Hauptsache du biegst dir 
deine Welt irgendwie zurecht ?

von (prx) A. K. (prx)


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Michael B. schrieb:
> Hauptsache du biegst dir deine Welt irgendwie zurecht ?

Ich habe nicht den Eindruck, dass wir vom gleichen Thema reden.

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


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(prx) A. K. schrieb:
> ganz besonders die thermische Grenze beim SOT23 Gehäuse.

Lass' es lieber, das ist nicht Deine Welt.

Michael B. schrieb:
> Es gibt sie, die Bipolartransistoren die mit dem Strom
> eines I/O Pins von maximal 20mA einen deutlichen Strom schalten können,
> ob nun 1A oder 4A. Aber leider selten.

Vermutlich so selten, dass nur Du diese kennst.

4A gegen 20mA wäre eine Verstärkung um 200. Vielleicht machbar, wenn Du 
U(CE) 1 Volt akzeptierst und einen Kühlkörper anbaust. Ordentlich in der 
Sättigung mit U(CE) kleiner 300 mV möchte ich sehen, kannst Du mir einen 
zwecks Nachmessung zusenden?

Bei wenigen hundert Milliampere kann man noch Glück haben, Exemplare zu 
erwischen, die mit B=50 gesättigt sind, aber kein Datenblatt, was das 
für eine Serie garantiert.

Michael B. schrieb:
> Hauptsache du biegst dir deine Welt irgendwie zurecht ?

Das könnt Ihr Euch gegenseitig vorwerfen.

Herr noname liegt mit dem Faktor 10 so, dass es jeder beliebige NPN 
sicher kann, ein BC_irgendwas genauso wie ein 2N3055.

Nun ja, im Jahre 2022 muß ich mich damit nicht mehr plagen, MOS-FETs mit 
ein paar Dutzend Milliohm R(DS) gibt es an jeder Ecke.

von Hp M. (nachtmix)


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Michael B. schrieb:
> Hp M. schrieb:
>> ZTX1048A verfügbar, nahezu identisch, aber gut für 50V.
>
> 17.5V ist halt oft etwas knapp, aber die alte Zetex-Reihe kenne ich
> natürlich, ist wohl bloss eine andere Sortierung.

Ja.
Wahrscheinlich ist durch bessere Materialien und Fertigungsverfahren die 
Ausbeute an 50V Transistoren so hoch geworden, dass man den 35V-Typ 
ZTX1047A aufgeben konnte.
Aber der ZTX1048A ist als 1:1 Ersatz geeignet und vor allem: Er ist 
lieferbar.
Andere Möglichkeiten wurden ja schon aufgezeigt, erfordern aber 
wahrscheinlich ein Redesign der Schaltung.

von michael_ (Gast)


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noname schrieb:
> Will man einen Transistor als Schalter benutzen, soll man ihn ja in
> Sättigung betreiben. Bei den meisten Standardtransistoren (z.B. BC337)
> findet man recht hohe Stromverstärkungswerte für den Linearbetrieb, aber
> wenn es um den Sättigungsbetrieb geht, dann finde ich meistens nur 10
> als Verstärkungsfaktor.

Warum in der Sättigung betreiben?
Dafür hast du sicher keinen Grund.
Linearbetrieb findest du in keinem Datenblatt.

HildeK schrieb:
> Die Stromverstärkungsangaben im Datenblatt sollen möglichst kleine
> Sättigungsspannungen UCE liefern - fürs Datenblatt. Der Hersteller nimmt
> deshalb einen recht niedrigen Wert als Messbedingung.
> Es hängt jetzt davon ab, ob du wirklich minimale Sättigung brauchst oder
> nicht. Z.B. für eine LED, die eh einen Vorwiderstand hat, muss man nicht
> unbedingt perfekt in Sättigung sein, schon gar nicht bei kleineren
> Strömen. Bzw. allgemein für eine Last, bei der es auf ein paar (hundert)
> mV hin oder her nicht ankommt.

So ist es.
Und was ist unverständlich an einer Stromverstärkung von 500?
Man prägt einen Strom an der Basis ein und hat einen 500-fachen Strom am 
Kollektor.
Natürlich in der Meßschaltung ohne Kollektorwiderstand.

von noname (Gast)


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Danke für die vielen Antworten.

Wenn man sich an die „Regel“ hält, dass man den kleinsten hFE im 
Datenblatt sucht, damit IB ausrechnet und den zur Sicherheit noch um den 
Faktor 5-10 vergrößert, dann komme ich bei meinen Stichproben meistens 
in den Bereich, den ich mit IC/IB=10 auch bekommen hätte… völlig 
unabhängig wann welcher Wert tatsächlich Gültigkeit hat^^ ergo: ich 
nehme MOSFETs :D

von myName (Gast)


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noname schrieb:
> Will man einen Transistor als Schalter benutzen, soll man ihn ja in
> Sättigung betreiben.

noname schrieb:
> Also nimmt man in solchen Fällen besser einen MOSFET

Das 'T' in "MOSFET" steht für *Transistor". Und ja, damit der sauber 
schaltet muss die Spannung am Gate zum Schalten so gesteuert werden, 
dass der lineare Bereich ausreichend schnell durchfahren wird. Sonst 
steigt die mittlere Verlustleistung kräftig an. Dazu gibt es im 
Datenblatt immer die Ausgangskennlinienschar mit U_GS als Parameter.

von Manfred (Gast)


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noname schrieb:
> dann komme ich bei meinen Stichproben meistens
> in den Bereich, den ich mit IC/IB=10 auch bekommen hätte… völlig
> unabhängig wann welcher Wert tatsächlich Gültigkeit hat^^

Die Annahme B=10 erfüllt jeder beliebige NPN-Transistor, sogar der gute, 
alte, BC107A, habe ich vmtl. noch vorrätig.

> ergo: ich nehme MOSFETs :D
Ich nicht!

Wie auch zu Deinem Basiswiderstand gibt es diverse MOS-Threads, wo die 
Dinger nicht ordentlich schalten. Sie schalten nicht vollständig durch, 
wenn die Gatespannung zu gering ist, was bei vielen Typen für 10V U(GS) 
definiert wird. Wenn Du mit Mikrocontrollern bastelst, müssen zwingend 
Logik-Level-FETs her. Auch da muß man gucken, ob diese ab 4,5V oder 
geringer spezifiziert sind (µC mit 3,3 Volt).

Wenn ich jetzt eine LED an einer LiIon-Zelle schalten will, sagen wir 
mal mit 1 mA, werde ich da einen bipolaren NPN mit 27k an der Basis 
einsetzen.

Wenn ich ein Relais an 12 Volt habe, interessiert es mich nicht, ob am 
Transistor nun 0,3 oder 0,6 Volt abfallen. Für angenommene 40 mA 
Relaisstrom reicht dann auch 1 mA in die Basis - also kommt bei mir ein 
BC_irgendwas rein. Nehmen wir 0,6 Volt an, bleiben am Transistor 24 mW 
Verlustleistung, uninteressant.

Interessant werden MOS-FETs bei größeren Strömen. Ich sage nicht 
pauschal, NPN oder FET, ich entscheide es nach Anforderung.

Aktuell kommt ein Beschaffungsproblem hinzu: BC_irgendwas hat man da 
oder bekommt sie an jeder Ecke, bei den MOS-FETs sind diverse 
'Bastlers-Lieblinge' nicht oder nur überteuert lieferbar.

myName schrieb:
> Dazu gibt es im
> Datenblatt immer die Ausgangskennlinienschar mit U_GS als Parameter.

Jou! Wenn man mit 3,3V-Logik spielt, sollte es ein Typ sein, der ab 2,7 
Volt spezifiziert ist.

von Michael B. (laberkopp)


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Hp M. schrieb:
> Ja.
> Wahrscheinlich ist durch bessere Materialien und Fertigungsverfahren die
> Ausbeute an 50V Transistoren so hoch geworden, dass man den 35V-Typ
> ZTX1047A aufgeben konnte.
> Aber der ZTX1048A ist als 1:1 Ersatz geeignet und vor allem: Er ist
> lieferbar.

Auch du kannst ein Datenblatt nicht lesen.

Der ZTX1047 hält nur 17.5V aus, der ZTX1047 nur 10V und der ZTX1049 
immerhin 25V. Klar sind die alle eine Serie. Aber man könnte ja denken, 
daß in den letzen 30 Jahren ein besserer Nachfolger geschaffen wurde. 
Scheint umgekehrt zu sein, es wird immer schlechter.

Immerhin bei nur unrelevanten hFE Variationen.

von Wolfgang (Gast)


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Manfred schrieb:
> Wie auch zu Deinem Basiswiderstand gibt es diverse MOS-Threads, wo die
> Dinger nicht ordentlich schalten. Sie schalten nicht vollständig durch,
> wenn die Gatespannung zu gering ist, was bei vielen Typen für 10V U(GS)
> definiert wird. Wenn Du mit Mikrocontrollern bastelst, müssen zwingend
> Logik-Level-FETs her. Auch da muß man gucken, ob diese ab 4,5V oder
> geringer spezifiziert sind (µC mit 3,3 Volt).

So sind die Spielregeln. Bei einem BJT hast du ein ähnliches Problem - 
nur geht es da um den Strom und die Stromverstärkung.

Das in vielen MOS-Threads angesprochene Problem resultiert daraus, dass 
Leute das Datenblatt nicht lesen (können) und sich an der Gate 
Schwellspannung (Gate Threshold Voltage) U_GS(th) festbeißen, die an 
dieser Stelle aber gar keine Bedeutung hat.

von Lutz V. (lvw)


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Wolfgang schrieb:
> Bei einem BJT hast du ein ähnliches Problem -
> nur geht es da um den Strom und die Stromverstärkung.


Na ja......
In meinem Beitrag vom 02.11 (21:07) hab ich versucht darzustellen, dass 
man bei der Auslegung der Ansteuer-Mimik durchaus so tun kann, als ob es 
der Strom wäre, der den Schaltvorgang (Sättigung) auslöst, dass das aber 
eine vereinfachte (und physikalisch nicht zutreffende) Vorstellung ist.
Der vergrößerte Basisstrom ist immer das ERGEBNIS der geöffneten 
Basis-Kollektor-Diode, aber nicht deren Ursache!
Andersrum kann man darum sagen, dass der vergrößerte Basisstrom 
(verglichen mit Ib=Ic/B) ein INDIZ ist für den Sättigungszustand.
Manchmal ist es ja ganz hilfreich zu wissen, was physikalisch passiert - 
auch wenn man bei der Rechnung das dann mal kurzzeitig vergisst.

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