Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Alter VFD Taschenrechner von Interton


von Dominik (koelner)



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Hallo,

ich habe einen alten Taschenrechner im Müll gefunden. Er hatte einen 
fest verbrauten Akku oder Batterie mit 3 Zellen, die ausgelaufen waren. 
Leider standen keinerlei Spannungsangaben darauf. Auf den einzelnen 
Zellen war nur jeweils "VOLTABLOC VB22" eingestanzt.

Ich habe die Platine so gut es ging gereinigt und Spannung angelegt 
(stabiles, lineares Labornetztteil und auch mal testweise Mignon-Zellen) 
von 3-6V.
Das Display geht an und zeigt relativ schwach (spannungsunabhängig) 
"0.0.0.0.0.0.0.0.0.0.0." an. Drücke ich Tasten oder führe 
Rechenoperationen aus, dann zeigt es danach andere, an manchen Stellen 
deutlich hellere Segmentkombis an. Grundsätzlich scheint er also zu 
funktionieren. Beim rechnen von komplexeren Funktionen, geht das Display 
für einen kurzen Moment aus und zeigt dann das falsch dargestellte 
Ergebnis.
Ich dachte erst, es handele sich um ein Stabilisierungsproblem. Habe 
gehofft irgendein alter Elko/Cap defekt ist. Ich habe dann "von hinten 
durchs Auge" den Elko ausgelötet und mit einem China-Bauteiltester 
"MTester" getestet. Er ist kapizitiv in Ordnung. Dann habe ich die 
falschrum aufgesetzte "Herzplatine" mit Display ganz abgelötet von der 
untergebauteten Tastenmatrix und Stromanschluss, die sich offensichtlich 
nicht (zerstörungsfrei) aus dem Gehäuse entfernen lässt.
Ich war erstaunt, dass da so wenig Hühnerfutter drauf ist. Kein externer 
Takterzeuger für den Mikrocontroller zu sehen, kein Spannungsregler. Die 
beiden Tantal-Kondensatoren sind auch in Ordnung. Betroffene 
Leiterbahnen, wo die Akkus ausgelaufen waren, habe ich auch alle 
durchgepiept.

Hat jemand Erfahrung mit so einem alten Ding? Braucht der Controller 
vielleicht höhere Spannungen, weshalb das Timing nicht stimmt? Ein 
eigener Display-Controller ist jedenfalls nicht zu sehen. Der Controller 
wird die Segemente selber Multiplexen, wobei wohl irgendwas schief geht.

Danke im Voraus,
Dominik

: Bearbeitet durch User
von olaf (Gast)


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> Beim rechnen von komplexeren Funktionen, geht das Display
> für einen kurzen Moment aus und zeigt dann das falsch dargestellte
> Ergebnis.

Das die Anzeige beim denken kurz ausgeht war IMHO bei einigen
Taschenrechnern normal.
Falsche Anzeige natuerlich nicht. Aber der Batteriesaft
kann alles moegliche zerstoert haben. Zum Beispiel Durchkonktaktierungen
in der Platine. Oder irgendwo leitet etwas das nicht soll.

Olaf

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Hängst du irgewndwie persönlich an dem Teil oder hälst du es 
wertvoll/erhaltenswert?
Nur für so macht es wenig Sinn. Ich habe meinen Abitur-Rechner TI-45 
auch wieder fit gemacht und freue mich gelegentlich dran. Wirklich 
benutzen tue ich den aber auch nicht, obwohl ich nach wie vor ein 
Taschenrechnerbenutzer bin.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Dominik schrieb:
> für den Mikrocontroller

https://www.richis-lab.de/MCS7529.htm

Der ASTEC Spannungswandler deutet schon darauf hin, das so ein VFD ein 
paar mehr Spannungen braucht. An den Pins ganz aussen rechts und links 
findet sich die Heizung. Dazwischen sollten so ungefähr 3-4V liegen. Man 
darf im abgedunkelten Raum den Heizfaden so gerade glimmen sehen, aber 
wirklich nur so gerade.
Dann wird an das Grid und an das Segment eine gegenüber den Heizfaden 
positive Spannung angelegt, die recht hoch ist. Das sollten so 
mindestens 25V oder besser 35V sein. Sind Grid und Segment beide 
positiv, leuchtet das Segment der per Grid gewählten Ziffer.
Ausserdem wird die alte MOS Tante noch eine Speisung brauchen, vllt. so 
5V.

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Dominik schrieb:
> Er hatte einen
> fest verbrauten Akku oder Batterie mit 3 Zellen, die ausgelaufen waren.
> Leider standen keinerlei Spannungsangaben darauf. Auf den einzelnen
> Zellen war nur jeweils "VOLTABLOC VB22" eingestanzt.

Sicherlich 3 Zellen NiCd. Nennspannung 3.6V.

> Hat jemand Erfahrung mit so einem alten Ding? Braucht der Controller
> vielleicht höhere Spannungen, weshalb das Timing nicht stimmt?

Die Spannungserzeugung befindet sich auf der Platine. Zumindest das VFD 
braucht mehr als die 3.6V. Daß er nicht funktioniert, liegt sicher an 
den ausgelaufenen Akkus. Wahrscheinlich ist der Siff sonstwo 
hingelaufen. Und möglicherweise haben sich auch Leiterbahnen aufgelöst.

Prinzipiell funtioniert er ja. Auch die "Denkpause" für komplexere 
Funktionen ist normal.

von Dominik (koelner)


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Danke für die vielen Infos Matthias S. So einen ASTEC Spannungswandler 
war mir völlig unbekannt. Ich habe alle 3 Kondensatoren getauscht gegen 
welche mit erheblich niedrigeren ESR-Werten. Dann habe ich nur die 
beiden Pins für die Spannungsversorgung an der Hauptplatine 
angeschlossen und das Display funtioniert wie es soll!
Sobald ich allerdings das komplette Unterteil (Tasterplatine) anschließe 
habe ich den Fehler wieder. Insofern Olaf wohl recht, dass die Platine 
einen Schaden hat. Werde jetzt noch mal an den Lötpads des Akkus 
forschen. Da liegen nämlich die Tasten 0 und = drunter.

@ H.Joachim S.: Reine Nostalgiegründe. Der Rechner ist vermutlich älter 
als ich und er hat mich optisch im ersten Moment vom Design 
angesprochen.

von olaf (Gast)


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> Der Rechner ist vermutlich älter als ich und er hat mich
> optisch im ersten Moment vom Design angesprochen.

Ja, so faengt es an! VFD-Fieber.

Hier ein preisguenstiges Mittel falls du voll infiziert bist:

https://www.pollin.de/p/samsung-vakuum-fluoreszenzdisplay-hcs-12ss59t-12x1-121466

Olaf

von Peter N. (alv)


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olaf schrieb:
> Ja, so faengt es an! VFD-Fieber.
>
> Hier ein preisguenstiges Mittel falls du voll infiziert bist:
>
> 
https://www.pollin.de/p/samsung-vakuum-fluoreszenzdisplay-hcs-12ss59t-12x1-121466

Die hat einen eingebauten Kontroller, ist also etwas anspruchsvoller 
(gibts hier  Anleitungen, wie man das Ding in Betrieb nimmt?).

Für erste Veruche sollte man vielleicht VFDs nehmen, die direkt 
angesteuert werden.

Ich habe aus meiner Schulzeit auch noch einen schönen VFD-Rechner 
rumliegen.
Da ist das Problem die Knackfroschtastatur. Die bekommen ja nach einiger 
Zeit Kontaktprobleme, die sich trotz Reinigen nicht (längerfristig) 
reparieren lassen. Hat jemand Tips dafür?

von olaf (Gast)


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> Die hat einen eingebauten Kontroller, ist also etwas anspruchsvoller
> (gibts hier  Anleitungen, wie man das Ding in Betrieb nimmt?).

Die Anleitung nennt man Datenblatt und wird von Pollin mitgeliefert.

Vor allem hat das Teil damit den Vorteil das bereits die Treiber
fuer die Kathoden/Gate integriert sind. Das erspart einem
da eine Menge Aufwand.

Ich hab schon fast selbst ueberlegt mir davon mal ein paar zu ordern. :)
Allerdings muss ich sagen das mir die 16seg Anzeigen optisch nicht
so gefallen.

Scheint aber wohl so als wenn VFDs langsam selten werden. Pollin hatte
in der Vergangenheit deutlich mehr davon.

Olaf

von Peter N. (alv)


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olaf schrieb:
> Die Anleitung nennt man Datenblatt und wird von Pollin mitgeliefert.

Die dort ist recht unübersichtlich und soll auch Fehler enthalten...

von Dominik (koelner)


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Ich habe ihn jetzt wohl getötet! Er zeigte zwar brav eine 0. an, 
reagierte aber nicht mehr auf Tasten. Ich habe extra die beiden Pins 
einer Ziffer ausgepiept und per Brücke versucht den Tastendruck zu 
simulieren. Auch habe ich die ganze Tasterplatine wieder komplett 
angelötet. Dann kamen zwar wieder die Nullen, aber keine Eingabe mehr 
möglich. Nach ~30sek nach Anlegen der Spannung wandelt sich die "0." in 
ein Minuszeichen "-"
Ich habe dann die Tasterplatine auch mal mühsam entfernt. Darunter sag 
es eigentlich gut und sauber aus. Auch die Messung der Tastermatrix 
ergibt min. 100kOhm Widerstand zwischen den einzelnen Anschlüssen.

Immerhin habe ich nun den Spannungsregler mit den 2 Kondensatoren 
recycled. Er erzeugt 33V, 27V und 12V (bei 5V Eingangsspannung). Ich 
habe irgendwo noch VFD-7Segment Einzziffern in Röhren, die vor vielen 
Jahren mal irgendwo mitbestellt habe. Die habe ich nach Erhalt einmal am 
Labornetzteil getestet. Da die ~30V schwierig sind, habe ich bisher aber 
nie was draus gemacht.

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