Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LiFePO4: BMS Eigenbau. Frage: Erfahrungen?


von Martin K. (kjell)


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Hallo zusammen,
ich habe ein BMS 4S14P aufgebaut, daß zugleich Lade- und 
Entladeüberwachung enthält. Zudem hat es einen Safety-Controller, der 
den Primärcontroller überwacht,Temperaturen überwacht und nötigenfalls 
einen zweiten Abschaltweg unterbricht... also viel Sicherheit.
Jetzt habe ich den BMS-Algorithmus beobachtet, wie er über Tage einen 
(testweise herbeigeführten) Mismatch beseitigt hat.
Verschiedene Literatur zeigt die Möglichkeiten auf, nur während des 
Ladens Balancereingriffe vorzunehmen oder nur oberhalb bestimmter 
Zellspannungen.
Ich habe mich entschieden, Balancereingriffe immer zuzulassen, solange 
der Zellspannungswert der zu entladenden Zelle 3.1V oder mehr beträgt.

Allerdings bin ich nicht ganz zufrieden. Ich habe das Gefühl, daß zu 
viel entladen wird.

Hat einer der Anwesenden hierzu Erfahrungen oder eigene Meßwerte?

Eine Bitte: Ich möchte nicht über Sinn und Unsinn des Selbstbaus 
Diskutieren. Lassen wir es dabei: Es ist eine Willensentscheidung, die 
ich mir nicht rationalisiere.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Ein Schaltplan an wäre besser (aber ist wohl Geheimsache...)

Diese Zellen kann man doch wesentlich tiefer entladen.

Old-Papa

von Martin K. (kjell)


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Old P. schrieb:
> Ein Schaltplan an wäre besser
Ist unerheblich, wenngleich nicht unter NDA. Ich bekomme jeden 
Entladeeingriff ohnehin angezeigt zusammen mit den einzelnen 
Zellspannungen.
> (aber ist wohl Geheimsache...)
Hä?
>
> Diese Zellen kann man doch wesentlich tiefer entladen.
Ja, das ist klar. Es gilt aber, den besten Kompromiß zu finden zwischen 
Zellzustand und verheizter Energie. Ich möchte es umgehen, eine 
aufdendige Umladung einzusetzen, zumal das ein neues PCB erfordert.
Es geht also jetzt um die Software-Parameter bei bestehender Hardware.

Ich frage mich primär, ob ich, solange nicht geladen wird, die 
Balancereingriffe sperren soll.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Na dann bastel mal Deine Software, doch ohne Kenntnis Deiner Hardware 
wird man kaum Tipps geben können.

Old-Papa

von Michael B. (laberkopp)


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Martin K. schrieb:
> Hat einer der Anwesenden hierzu Erfahrungen oder eigene Meßwerte

Kommerzielle LiFePo4 BMS (Dali, Ablic) balancen, in dem ab 3.5V 
Zellspannung mit 50mA (68 Ohm) entladen wird.

Balancing findet also nur bei Volladung statt.

Halbvolle, leere, oder auch fast volle Akkus werden nicht entladen.

Wenn man das auch will, kann man mit MAX1044 umladen. Das verbraucht 
aber auch im Idle 40uA (besser als ICL7660A mit 80uA oder MAX660 mit 
120mA), sollte also abgeschaltet werden (unter 1uA) wenn die Zellen 
quasi gleich geladen sind. Dazu muss man die Zellspannungen kennen 
(messen) und (auf dem Potential liegend) den MAX1044 disablen.

von Stefan F. (Gast)


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>>> Allerdings bin ich nicht ganz zufrieden. Ich habe das Gefühl, daß zu
>>> viel entladen wird.

>> Ein Schaltplan an wäre besser

Martin K. schrieb:
> Ist unerheblich

Ebenso die Software und das detaillierte Konzept (Ablaufdiagramme) der 
Software. Brauchen wir alles  nicht. Willst du über Luftschlösser 
diskutieren, oder über dein Gerät?

Martin K. schrieb:
> Ich frage mich primär, ob ich, solange nicht geladen wird, die
> Balancereingriffe sperren soll.

Mir leuchtet jedenfalls nicht ein, warum man Akkus entladen will, nur 
damit sie die gleiche Spannung haben. Was gewinnt man damit?

von Martin K. (kjell)


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Stefan F. schrieb:
> Willst du über Luftschlösser
> diskutieren, oder über dein Gerät?

Über Akkuzellen und deren Betrieb. Meine HW und SW tut das, was ich 
will.


> Mir leuchtet jedenfalls nicht ein, warum man Akkus entladen will, nur
> damit sie die gleiche Spannung haben. Was gewinnt man damit?

Wenn ich die Akkus über Tage hinweg immer etwas mehr entlade als lade, 
komme ich dann nicht irgendwann an den Punkt, an dem der Ladezeitraum 
nicht mehr ausreicht, um die Ladezustände auszugleichen?

Zum Zellschutz beende ich den Ladevorgang, wenn der Zellenblock mit der 
Höchsten Spg > 3,60V hat. Die Ladung setzt wieder ein (Vorbehaltlich 
anderer Freigabeparameter) wenn der spannungsstärkste Zellblock =< 3,50V 
hat. Die Genauigkeit bekomme ich über eine kalibrierte interne Ref vom 
MAX1168 16Bit-ADC und kalibrierte Vorteiler.

Die Entladung beende ich, wenn der spannungsschwächste Zellblock <2,80V 
und schalte wieder ein bei => 2,90V

Ich habe bedenken, daß, wenn der SOC immer weiter auseinanderläuft, ich 
irgendwann nur noch einen kleinen Teil der Kapazität ausnutze und daß 
das Balancing nur während der Ladezeit das nicht hinbekommt.

Zum Balancing: Ich teile 11-Sekunden-Intervalle in 11 einzelne 
Zeitfenster.
Die Differenz jedes Blocks zum Spannungsschwächsten wird gemessen 
(Gleitender Durchschnitt, Messung ohne Entladestrom).

Unterhalb der Differenzgrenze von 10mV wird nichts getan.
Oberhalb der Differenzgrenze wird je nach überschreitung stärker 
entladen: 20mV 1 Zeitscheibe, 30mV 2 Zeitscheiben...
Der Entladewiderstand ist 3R3; Die Zellblöcke sind 14p á 5Ah, also 70Ah.
Das bedeutet, daß ich im zeitlichen Mittel einen Zellblock um ca 0,9A 
schwächer laden kann, als die anderen, wenn ich nur beim Laden 
balanciere.
Wenn ich im Sommer mit 10A, oder hoffentlich bald mit 40A lade, dann 
wirkt das für mich... na ja... gewagt.

von Stefan F. (Gast)


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Martin K. schrieb:
> Wenn ich die Akkus über Tage hinweg immer etwas mehr entlade als lade,
> komme ich dann nicht irgendwann an den Punkt, an dem der Ladezeitraum
> nicht mehr ausreicht, um die Ladezustände auszugleichen?

Das wird nicht passieren, denn der Balancer sorgt doch dafür, dass alle 
Zellen gleich weit geladen werden. Außerdem ist weniger als leer nicht 
möglich. Falls dein Ladegerät eine zeitliche Begrenzung hat, muss diese 
natürlich ausreichen, um leere Zellen wieder ganz aufladen zu können.

von Martin K. (kjell)


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Stefan F. schrieb:
> Martin K. schrieb:
>> Wenn ich die Akkus über Tage hinweg immer etwas mehr entlade als lade,
>> komme ich dann nicht irgendwann an den Punkt, an dem der Ladezeitraum
>> nicht mehr ausreicht, um die Ladezustände auszugleichen?
>
> Das wird nicht passieren, denn der Balancer sorgt doch dafür, dass alle
> Zellen gleich weit geladen werden. Außerdem ist weniger als leer nicht
> möglich. Falls dein Ladegerät eine zeitliche Begrenzung hat, muss diese
> natürlich ausreichen, um leere Zellen wieder ganz aufladen zu können.

"...immer etwas mehr entlade als lade..."
Das war sehr unglücklich von mir formuliert.
Besser:
Angenommen: Es ist ein schöner Sommertag. Dem Akku fehlt nicht viel 
Ladung und 40A laden ihn in einer halben Stunde bis zum 
Abschaltkriterium.
Dann kommt die Kühltruhe mit ihren 50W Leistungsaufnahme ein paar mal 
pro Stunde, mein Handy-Lader suckelt etwas dran rum. Abends habe ich die 
Hausbeleuchtung mit ihren insgesammt 30W dran... Über Stunden hinweg 
kann ich schwächere Zellen in einen niedrigeren prozentualen Ladezustand 
bringen als den stärksten Zellenblock.
Wenn ich aber nur beim Laden Balancereingriffe zulasse, dann habe ich im 
obigen Beispiel nur eine halbe Stunde Zeit, das Problem in den Griff zu 
bekommen. Und ich kann max 0,45Ah Differenz ausgleichen (1A Entladestrom 
* 10/11 Dutyrate * 0,5h Ladezeit.)

von Stefan F. (Gast)


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Martin K. schrieb:
> Wenn ich aber nur beim Laden Balancereingriffe zulasse, dann habe ich im
> obigen Beispiel nur eine halbe Stunde Zeit, das Problem in den Griff zu
> bekommen. Und ich kann max 0,45Ah Differenz ausgleichen

Dann ist dein Ladegerät halt zu schwach. Mit einem normalen Balancer 
wird das nicht besser, denn die verheizen Energie (nicht erzeugen).

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Martin K. schrieb:
>
> Wenn ich aber nur beim Laden Balancereingriffe zulasse, dann habe ich im
> obigen Beispiel nur eine halbe Stunde Zeit, das Problem in den Griff zu
> bekommen. Und ich kann max 0,45Ah Differenz ausgleichen (1A Entladestrom
> * 10/11 Dutyrate * 0,5h Ladezeit.)

Im Allgemeinen werden Balancer immer nur beim Laden benutzt. Wenn Du 
auch beim Nutzen (also entladen) balancieren möchtest, brauchst Du einen 
aktiven Balancer, der zudem noch den vollen Arbeitsstrom leisten können 
muss. Nicht unmöglich, doch schon heftige Leistungselektronik.
Ein "normaler" Balancer beim Laden muss auch nicht den vollen Ladestrom 
können, üblicherweise wird der Ladestrom zum Ladeende hin stark 
reduziert. Balancieren muss man zumindest bei halbwegs gleichen Zellen, 
also immer erst zum Ladeende.

Old-Papa

von Martin K. (kjell)


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Stefan F. schrieb:
> Martin K. schrieb:
>> Wenn ich aber nur beim Laden Balancereingriffe zulasse, dann habe ich im
>> obigen Beispiel nur eine halbe Stunde Zeit, das Problem in den Griff zu
>> bekommen. Und ich kann max 0,45Ah Differenz ausgleichen
>
> Dann ist dein Ladegerät halt zu schwach. Mit einem normalen Balancer
> wird das nicht besser, denn die verheizen Energie (nicht erzeugen).

Mit einem stärkeren Ladegerät wird es ja noch schlimer für den Fall, daß 
ich nur während des Ladens Balancereingriffe vornehme: Die Zeit zum 
Balancereingriff verkürzt sich immer mehr, wenn ich mehr Ladestrom habe.

edit: Wo das Mssverständnis liegen kann: Balancereingriff bedeutet, daß 
ich 3R3 zum Zellenblock parallel schalte, ihn also um ca 1A entlade oder 
weniger stark lade.

: Bearbeitet durch User
von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Martin K. schrieb:
>
> edit: Wo das Mssverständnis liegen kann: Balancereingriff bedeutet, daß
> ich 3R3 zum Zellenblock parallel schalte, ihn also um ca 1A entlade oder
> weniger stark lade.

Befass Dich mal mit den Ladestrategien von Li-Zellen. Balanciert wird 
nur zum Ladeende (schrieb ich schon), zu diesem Zeitpunkt ist der 
Ladestrom schon gering. Mehr als 1A fließen selbst bei Deinem 
14p-Monster dann nicht mehr. 1A zu verheizen ist nicht ohne, geht aber 
mit Halbleitern noch (oder Dale-Widerständen). Wenn Deine Zellpakete zu 
weit auseinander liegen, dann hast du Müll verbaut. Üblicherweise 
schaltet man nur Zellen aus einer Charge zusammen, sonst holt man sich 
Ärger ins Haus.

Old-Papa

: Bearbeitet durch User
von Ido (Gast)


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Martin K. schrieb:
> Ich möchte nicht über Sinn und Unsinn des Selbstbaus
> Diskutieren. Lassen wir es dabei: Es ist eine Willensentscheidung, die
> ich mir nicht rationalisiere.
Warum machst du das selbst, gibts fertig und funktionierend zu kaufen.
Leute gibts...

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Ido schrieb:
> Martin K. schrieb:
> Warum machst du das selbst, gibts fertig und funktionierend zu kaufen.
> Leute gibts...

Hosen, Kuchen, Modellautos und und und, alles kann man kaufen und doch 
basteln sich Menschen sowas auch gerne selber. (ich auch)

Der Weg ist das Ziel.

Old-Papa

von Martin K. (kjell)


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Old P. schrieb:
> 1A zu verheizen ist nicht ohne, geht aber
> mit Halbleitern noch (oder Dale-Widerständen).

3,3W (I²R) sind bei meinem dienstlichen Projekt (Sicherheitskritische 
Automobilelektronik) gerade mal die Abwärme in einem Schalttransistor... 
das ist eine Bagatelle, wenn Du den Rth case-ambient niedrig hälst und 
das geeignete Bauteil auswählst. Zudem Schrieb ich ja: Es wird 3R3, in 
diesem Fall als kühlkörpermontierter Hochlastwiderstand, parallel 
geschaltet. Und die Ptot in dem genutzten Schalttransistor wird 
homöopathisch. Das ist in der SOA selbst dann noch, wenn ich Tamb=85°C 
habe, und die herrschen selten in dieser Umgebung, zumal da längst die 
Übertemperaturabschaltung ihr Veto eingelegt hat.
DPLS350Y
Document number: DS31149 Rev. 9 - 2
1 of 8
www.diodes.com
DPLS350Y
50V PNP LOW SATURATION POWER TRANSISTOR IN SOT89
Features
 BVCEO > -50V
 IC = -3A High Continuous Collector Current
 ICM up to -5A Peak Pulse Current
 2W Power Dissipation
 Low Saturation Voltage VCE(sat) < -180mV @ 1A
 RCE(sat) = 67mΩ @ 2A for a Low Equivalent On-Resistance

Jetzt nehmen wir noch den worst case mit Toleranzen:
I = U/R = 3,60V / (3,3*0,95) = 1,15A
Ptot = Vce_sat * I_max = 0,18V*1,15A=0,207W
Rthja = 125°C/W singlesided PCB (Ich arbeite mit 4-lagig und Kühlfläche, 
aber Du willst ja worst case...)
delta T = Ptot * Rthja = 0,207 * 125 = 25,9°C
Tj_max = 150°C;
Tamb_max = Tj_max - delta T(Ptot) = 150°C - 25,9°C = 124,1°C
Auslegungstemperatur ist aber Tamb=40°C...
Bench level Tests haben Vcesat bestätigt.

Wie gesagt: Ich möchte hier einfach die Balancerstrategie diskutieren 
und die Erfahrungen und Messungen anderer Kollegen erbitten.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Martin K. schrieb:
>
> Wie gesagt: Ich möchte hier einfach die Balancerstrategie diskutieren
> und die Erfahrungen und Messungen anderer Kollegen erbitten.

Nö, möchtest Du nicht. Meine Strategie (die ist allgemein bekannt) hatte 
ich genannt.

Old-Papa

von Matthias H. (matthiash)


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Also aus eigener Erfahrung (~30kWh LiFePo4 im Keller):

Balancen erst ab 3,45 oder besser 3,5 V.
Alles andere versaut dir dein Balancing.
Bei intakten Zellen reichen da ein paar mA Balancerstrom,
mein BMS kann 200 mA und hängt an 280 Ah Zellen, zum Ladeende (ich 
schalte bei 56V Gesamtspannung ab (16S, Einzelzelle=3,5V)) habe ich 
nicht mehr wie 20 mV Abweichung innerhalb eines Packs.

Versuchsweise habe ich einen aktiven Balancer verwendet der mit 4 A über 
den gesamten Bereich gebalanced hat, das war ein großer Fehler denn da 
habe ich dann am Ladeschluss 250 mV Abweichung gehabt und das BMS ging 
in die Notabschaltung weil einzelne Zellen über 3,65 V waren.
Seit dem ich den aktiven Balancer nicht mehr aktiv habe ist alles wieder 
gut.

Gruß
Matthias

: Bearbeitet durch User
von Matthias H. (matthiash)


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aktueller Stand der Zellenspannungen im Bild

von Martin K. (kjell)


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Matthias H. schrieb:
> Also aus eigener Erfahrung (~30kWh LiFePo4 im Keller):
>
> Balancen erst ab 3,45 oder besser 3,5 V.
> Alles andere versaut dir dein Balancing.
> Bei intakten Zellen reichen da ein paar mA Balancerstrom,
> mein BMS kann 200 mA und hängt an 280 Ah Zellen, zum Ladeende (ich
> schalte bei 56V Gesamtspannung ab (16S, Einzelzelle=3,5V)) habe ich
> nicht mehr wie 20 mV Abweichung innerhalb eines Packs.

:-) Ich danke Dir.
Schaltest Du die Balancereingriffe ab, wenn nicht mehr geladen wird, 
oder nur basierend auf der Zellspannung?

von Matthias H. (matthiash)


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Mein Balancer wird nur über die Spannung gesteuert:
Aktiv oberhalb 3,45 V sowie über Zell-Delta 10mV

Guck dir mal eine Ladekurve von LiFePo4 Zellen an, unterhalb von 3,45V 
kann man keinen Ladestand anhand der Spannung abschätzen.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Martin K. schrieb:
> Schaltest Du die Balancereingriffe ab, wenn nicht mehr geladen wird,
> oder nur basierend auf der Zellspannung?

Ein Balancer wird überhaupt nicht abgeschaltet. Am Ladeende fließt 
maximal der Balancerstrom weiter, die Zellen bekommen nichts mehr ab.
Sinkt die Zellenspannung irgendwann wieder ab, wird wieder etwas 
geladen. Das solange, wie der Akku am Lader hängt.

Old-Papa

von Martin K. (kjell)


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Old P. schrieb:
> Ein Balancer wird überhaupt nicht abgeschaltet. Am Ladeende fließt
> maximal der Balancerstrom weiter, die Zellen bekommen nichts mehr ab.
> Sinkt die Zellenspannung irgendwann wieder ab, wird wieder etwas
> geladen. Das solange, wie der Akku am Lader hängt.

Jaaa, okaaayyyy... war nicht 100% präzise formuliert. Der Adressat 
wusste, aber was gemeint ist: Das Setzen eines Inhibit-Attributes auf 
die Zelle innerhalb der Balancerroutine zur Sperrung des 
Balancereingriffs. Wie auch immer jeder dieses Attribut instanziiert.

Matthias H. schrieb:
> Mein Balancer wird nur über die Spannung gesteuert:
> Aktiv oberhalb 3,45 V sowie über Zell-Delta 10mV
>
> Guck dir mal eine Ladekurve von LiFePo4 Zellen an, unterhalb von 3,45V
> kann man keinen Ladestand anhand der Spannung abschätzen.

Das ist ja das Problem: Dieser bereich, in dem man eigentlich nichts 
über die Zelle weiß.
Yevgen Barsukov erteilt dem Balancing über die Spannung in seinem 
Aufsatz bei TI deswegen einen Komplettverriss. Der würde am Liebsten nur 
über SOC gehen, wie auch immer man SOC ermitteln will.
Letzten Endes müsste man dazu die Zellen einmal vom Balancer komplett 
durchmessen lassen: Also die Entladegrenze anfahren, aufladen in einem 
Rutsch und die Zeit bis zum Erreichen der Ladeschlussspannung für jeden 
Block aufnehmen und daraus die Kapazitäten relativ zueinander ermitteln 
und präemptiv beim Laden balancen. Wow! Ist sicher nicht schwer zu 
programmieren. Aber die Tests sind die Hölle, wenn ich für jeden Test 
einen kompletten Zyklus fahren soll. Deswegen kam mir der Ansatz 
etwas... na ja... semipraktikabel vor.

von Matthias H. (matthiash)


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Old P. schrieb:
> Martin K. schrieb:
>> Schaltest Du die Balancereingriffe ab, wenn nicht mehr geladen wird,
>> oder nur basierend auf der Zellspannung?
>
> Ein Balancer wird überhaupt nicht abgeschaltet. Am Ladeende fließt
> maximal der Balancerstrom weiter, die Zellen bekommen nichts mehr ab.
> Sinkt die Zellenspannung irgendwann wieder ab, wird wieder etwas
> geladen. Das solange, wie der Akku am Lader hängt.
>
> Old-Papa

Falsch und richtig!

> Ein Balancer wird überhaupt nicht abgeschaltet.
FALSCH !

Lies dir bitte meinen letzten Post zu den Spannungen ab denen gebalanced 
wird mal durch.

> Am Ladeende fließt
> maximal der Balancerstrom weiter, die Zellen bekommen nichts mehr ab.
> Sinkt die Zellenspannung irgendwann wieder ab, wird wieder etwas
> geladen. Das solange, wie der Akku am Lader hängt.
RICHTIG !

Dazu muss aber der Ladestrom abgesenkt werden.

von Martin K. (kjell)


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Zudem scheint mir die Abschaltung der Ladung nach Gesamtspannung 
problematisch zu sein:
Ich zitiere aus genanntem Aufsatz:
"For example, what
happens if one cell has less capacity than the
other three serially connected in the pack, if
they all start in the same state of charge?
CC/CV (constant current/constant voltage)
charging will bring the pack to 4.2 x 4 = 16.8 V
(typical). However, individual cell voltages will
not be equal. As you can see in Fig. 5 below, the
“low capacity” cell will have a much higher
voltage than the remaining cells, while the
normal capacity cells will have a lower voltage
than achieved in normal charging."
 und weiter:
"To make the matters worse, the affects of
cell degradation caused by imbalance is autoaccelerating,
once a cell has a lower capacity, it
is exposed to increasingly higher voltage during
charge which makes it degrade faster so its
capacity becomes even less, which closes the
runaway circle."
Quelle:
Battery Cell Balancing:
What to Balance and How
Yevgen Barsukov, Texas Instruments

Deswegen habe ich die Ladeabschaltung in den Balancer / BMS verlagert 
und schalte nach der Zelle mit der größten Spannung ab, was mir aber die 
Aufholproblematik ins Haus holt.
Dein Ansatz, im Bereich der Ladeschlußspannung zu balancen führt da 
heraus: Es wird zu einem ständigen ein-aus des Laders führen, bis auch 
die Nachzügler soweit sind. Mein Ansatz tut das auch. Aber ich entlade 
ja noch bis 3,1V und da... scheint die Krux zu liegen.

Die Notabschaltung würde ich aber dennoch beibehalten, um den von 
Barsukov beschriebenen Effekt zu unterbinden.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Matthias H. schrieb:
>
> Falsch und richtig!
>
>> Ein Balancer wird überhaupt nicht abgeschaltet.
> FALSCH !

Ich meinte ja, dass am Ledeende der Balancer nicht abgeschaltet wird.
Das er das Balancing ab einer bestimmten Spannung überhaupt erst beginnt 
ist wohl klar und das wird heutzutage alles von fertige Balancer-ICs 
gesteuert. Einfache Balancer gibt es auch noch diskret aufgebaut, doch 
sowas verwendet man doch für Neubauten nicht mehr.

Old-Papa

von Euro (Gast)


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Wenn man bei Ladeschluss die einzelnen Zellspannungen erfasst, kann man 
anschließend nach Ladeschluss die Balancer der (je nach serieller 
Zellanzahl) ein bis x höchststehenden Zellen einfach noch ein Weilchen 
"nachbrennen" (tschuldigung für den Begriff) lassen.

Brauchen tut man das allerdings nur, wenn etwas grundsätzlich schief 
geht (man hat selber irgendwo eine Unsymmetrie im Strang eingebaut), bei 
Tests (man lässt die ganze Sache mehrere Ladezyklen ohne Last laufen) 
oder beim Einsatz von Zellen mit unterschiedlichem Alter/Verschleiß im 
Strang (so große Balancer möchte man nicht bauen).

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